Search
  • Veronika und ihr BLOG
  • Q&A Blog - Liebeslust
  • Übersicht alle Blogs
  • Deine Frage
  • Buch LIEBESLUST
  • Neu! - Buch ALLTAGSLUST
  • Bücher bestellen
  • Interviews in den Medien
  • Veranstaltungen
  • Literatur & Links
Close
Menu
Search
Close
  • Veronika und ihr BLOG
  • Q&A Blog - Liebeslust
  • Übersicht alle Blogs
  • Deine Frage
  • Buch LIEBESLUST
  • Neu! - Buch ALLTAGSLUST
  • Bücher bestellen
  • Interviews in den Medien
  • Veranstaltungen
  • Literatur & Links
Menu

Liebesbegehren – Veronika Schmidt

February 7, 2019

SEXUALERZIEHUNG IST GAR NICHT SCHWER!

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Christliche Lebenswelt, Sex & Kinder, Selbstverantwortung, Sexualethik, 2019


foto: robert collins

foto: robert collins

foto: robert collins

foto: robert collins

Immer wieder werde ich gefragt, wie denn Kinder und Jugendliche sinnvoll ans Thema Sexualität herangeführt werden können. Viele Eltern fühlen sich unsicher, weil sie selbst keine hilfreiche Sexualerziehung erfahren haben. Oder weil sie von den vielen moralischen (christlichen) Guidelines eingeschüchtert sind. Eltern wollen es gut machen und nichts verpassen in der Sexualität. Doch es geht nicht einfach um den richtigen Zeitpunkt, die richtige Methode, die richtigen Bücher und Filme. Sexualerziehung gelingt vor allem dann, wenn unsere grundsätzliche erzieherischen Haltung für eine gesunde Entwicklung der Kinder förderlich ist. Deshalb sollten wir uns damit auseinandersetzen: Mit einer positiven Erziehungshaltung, die sowohl Vertrauen in die eigene Mutter- und Vaterschaft besitzt, als auch Vertrauen in die positiven Kräfte des eigenen Kindes, die es zu fördern gilt.


Sexualerziehung ist nicht schwer mit einer positiven vertrauensvollen Erziehungshaltung. Aber vielleicht ist es tatsächlich schwer, eine solche förderliche Haltung zu erlangen. Die christliche Erziehung ist nach wie vor nicht frei von Moral und Gesetzlichkeit, wie eben leider häufig auch nicht unsere Vorstellung von Glaube an sich. Vielleicht ist ein moralisierender Reflex tief in unserem Menschsein verankert. Denn schon Paulus mahnte an:

Denn wenn ihr zehntausend Zuchtmeister in Christus hättet, so doch nicht viele Väter (und Mütter). 1.Kor 4.15

Nach Paulus gibt es viele Zuchtmeister, doch wenig gelebte bedingungslose Liebe, denn das bedeutet Mutter- und Vaterschaft. Und darauf kann sich eine sinnvolle Erziehung aufbauen. Jesus verkörpert den neutestamentlichen Beziehungsgott der Mitverantwortung und Wertschätzung, und Paulus lehrt in uns. Das moralische Ideal von uns Christen sollte sich deshalb am “lebendigen Wort Gottes” (Jesus) orientieren, an gelebter Nachfolge von ihm, auch in der Erziehung. Matthäus lässt Jesus sagen:

Entweder macht den Baum gut, dann ist seine Frucht gut, oder macht den Baum faul, dann ist seine Frucht faul. Mth 19.14

“Kinder kommen weder gut noch schlecht auf die Welt. Wie sie werden, hängt vor allem von der Geborgenheit und Zuwendung ab, die sie erhalten, und von den Vorbildern, die sie im Verlaufe der Kindheit erleben.” Das sagt der Erziehungsexperte Prof. emer. Dr. Remo Largo. Weiter äusserte er sich im Interview in einer Studie zu christlicher Erziehung (Punkt 9): “Eine kindorientierte Erziehung basiert auf einer guten Beziehungsqualität, die hohe Ansprüche an die erzieherische Kompetenz und das zeitliche Engagement von Eltern und anderen Bezugspersonen stellt. (…) Das Neue Testament, das ja für unseren Glauben wegleitend sein sollte, handelt von der Liebe und der Sorge um die Schwachen und dazu gehören auch die Kinder. (…) Ich empfehle den Eltern dringend, sich an Jesus und seine Botschaft zu halten.” Und weiter führt er aus zu gesetzlichen Vorstellungen: “Diese Vorstellungen beherrschen ja nicht nur das erzieherische Verhalten der Eltern, sondern auch ihr eigenes Verhalten und ihre eigenen Wertvorstellungen. (…) Genauso wie sich sich dem Diktat einer Gottesvorstellung unterziehen, so wollen sie auch über ihre Kinder bestimmen. Je rigider und machtorientierter diese Vorstellungen sind, desto autoritärer fällt die Erziehung aus.”

Ich bin ursprünglich Sozialpädagogin und war über Jahrzehnte in leitender Funktion im stationären Kinder- und Jugendbereich tätig. Ich habe dazu hunderte von Elternpaaren beraten. Im Laufe dieser Zeit habe ich in einem kleinen sexualpädagogischen Konzept eine förderliche erzieherische Grundhaltung skizziert:


KLEINES SEXUALPÄDAGOGISCHES KONZEPT

VON VERONIKA SCHMIDT

Allgemeine pädagogische Prinzipien gelten genauso für die Sexualpädagogik. So, wie es keine christliche Pädagogik gibt (oder christliche Medizin etc.), sondern nur Christen, welche nach erwiesenen hilfreichen pädagogischen Erkenntnissen handeln, gibt es auch keine christliche Sexualpädagogik, sondern nur Sexualpädagogik im christlichen Kontext. Diese Pädagogik sollte auf sinnvollen, erforschten und validierten pädagogischen Prinzipien beruhen:

PÄDAGOGISCHE PRINZIPIEN

  • KOMPETENTE KINDER BRAUCHEN KOMPETENTE ELTERN

  • MEIN VERHALTEN SPRICHT LAUTER, ALS WAS ICH SAGE

  • KINDERFEHLER SIND ERZIEHRFEHLER

  • NICHT GEGEN DEN FEHLER - SONDERN FÜR DAS FEHLENDE

  • FÖRDERN UND FORDERN

  • VOM ÄUSSEREN HALT ZUM INNEREN HALT

  • ERZIEHUNG VERFEHLT IHR ZIEL, WO SIE SICH NUR AN RECHT UND UNRECHT HÄLT

KOMPETENTE KINDER BRAUCHEN KOMPETENTE ELTERN

Erwachsene müssen sich erst selbst kompetent machen und kompetent erleben. Nur wer zu seinem Körper und seiner eigenen Sexualität ein unverkrampftes Verhältnis hat, kann unverkrampft darüber sprechen. Wir sind sexuelle Wesen und der Umgang damit muss gelernt werden. Nur wer Wissen hat, kann Wissen vermitteln. Nicht nur Biologie und Aufklärung sollte vermittelt werden, sondern auch die Beziehung zum Körper und der Umgang mit Gefühlen. Eine gute Beziehung zum Körper fördern beinhaltet alle Formen der Sinnlichkeitserziehung: Spiel, Spass, Natur, Schönheit, Sport, Tanz, Kreativität, Wasser, Erde, Luft usw. Sexualität sollte altersangepasst Gesprächsthema bleiben durch die ganze Kindheits- und Jugendphase hindurch. In der Familie sollte Sexualentwicklung natürlich in die Persönlichkeitsentwicklung eingebunden sein. Die reflektierende Frage an mich lautet, wie kompetent fühle ich mich in Bezug auf meine eigene Sexualität?

MEIN VERHALTEN SPRICHT LAUTER, ALS WAS ICH SAGE

Kinder nehmen vor allem das wahr, was ich (vor) lebe, viel mehr als das, was ich sage. Sie spüren sehr genau, wie authentisch ich bin. Die reflektierende und überprüfende Frage in der Pädagogik sollte immer lauten: Was lernt mein Kind (schaut es ab) durch mein Verhalten? Was vermittle ich den Kindern nornverbal?

KINDERFEHLER SIND ERZIEHERFEHLER

Einige Erzieher-Fehler sind: etwas unterlassen - nicht hinschauen - nicht nachfragen - keine Anleitung geben - überfordern. Rigidität (Sturheit und Strenge der Eltern) kann Trotz hervorbringen. Zu viel Umsorgen und Verschonen hingegen bringt Verantwortungslosigkeit. Dem Kind wenig zutrauen wiederum bringt ängstliche oder verwöhnte Kinder hervor. Die reflektierende Frage an uns bei Erziehungsschwierigkeiten lautet, was habe ich unterlassen oder provoziert?

NICHT GEGEN DEN FEHLER - SONDERN FÜR DAS FEHLENDE

Erst das Fehlende provoziert den Fehler. Wir sollten nicht in erster Linie Anstoss nehmen am Versagen, Fehlverhalten des Kindes – sondern uns selbst sagen (lassen), dass wir etwas übersehen, unterlassen haben, in dessen Folge das Kind in seiner Entwicklung der betreffenden Situation nicht standhalten kann. Haben wir übersehen, dass unserem Kind genügend Annahme, Geborgenheit, Zeit, Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Liebe und Zutrauen von unserer Seite fehlt? Das Vorgehen gegen Fehler birgt immer die Gefahr der Überreaktion. Aber auch unsere Nicht-Reaktionen sind ein Problem, wenn es klare Ansagen braucht bei Grenzverletzungen etc. Die prüfende und reflektierende Frage lautet, was fehlt dem Kind?

FÖRDERN UND FORDERN

Das Gute kann nicht einfach erzwungen werden. Keine Massnahmen nützen etwas, die nicht vom Boden eines Vertrauensverhältnisses heraus geschehen. Liebe heisst grundsätzlich – Reichsein im Dazugehören und Teilhaben. Zugehörig und teilhabend erlebt sich ein Kind, das mit einbezogen und um seine Meinung gefragt wird. Verantwortung wächst – kann nicht eingefordert werden. Vertrauen wird geschenkt – und kann nicht eingefordert werden. Die sexuelle Neugier vom Kind muss genutzt werden, ohne aufdringlich zu sein. Trotzdem sollte ich Gespräche auch selbst in Gang bringen können, denn nicht alle Kinder fragen nach. Reflektierende Frage an mich: Kann ich diese Person sein, die das Gespräch fördert mit dem Kind über Themen wie Glaube, Zusammenleben, Gesellschaft, Zeitgeschehen, Politik, Sexualität? Sind das alles für mich „ganz normale“ Themen?

VOM ÄUSSEREN ZUM INNEREN HALT

Je mehr Kinder und Jugendliche über Sexualität wissen, desto länger warten sie mit dem ersten Mal, dem ersten Geschlechtsverkehr. Leitplanken entstehen durch Gespräche, nicht durch Regeln. Dadurch erworbene Haltungen werden von den äusseren (Eltern, Gesellschaft) im besten Fall zu inneren eigenen Werten und innerem Halt (eigenständig, selbstverantwortlich), aber nur, wenn das Kind uns liebt und uns vertraut. Erziehung ist Beziehung. Wenn die Kinder in die Pubertät kommen, sollten wir in erster Linie auf unsere Erziehung vertrauen und in jedem Fall ansprechbar bleiben. Frage ich ab und zu mein Kind: Wie geht es dir? was beschäftigt dich? was regt dich an mir auf?

ERZIEHUNG VERFEHLT IHR ZIEL, WO SIE SICH NUR AN RECHT UND UNRECHT HÄLT

Gut gemeinte Strenge kann in die Verfehlungen hineintreiben. Doch was tut Not? In der geschichtlichen Entwicklung war und ist viel Rigidität, Abspaltung der Biologie von Lust und Emotionen. Sexualität hat mit Beziehung zu sich selbst zu tun. Kinder lernen an sich selbst Zärtlichkeit. Sie lernen an der eigenen Sexualität. Sie sollten neugierig sein dürfen auf ihre eigene Sexualität. Gerade deshalb brauchen Kinder auch Privatsphäre. Kinder müssen im Gegenzug aber auch lernen, die Privatsphäre anderer zu respektieren, was ihnen nicht gelingt, wenn ihre eigene Privatsphäre nicht respektiert wird. Übersexualisierte Kinder und Jugendliche haben keinen gesunden Umgang mit Sex gelernt. Sex im Teenie Alter ist oft eine Frage des mangelnden Selbstwerts. Deshalb gilt es, Kindern folgende Lebensfähigkeiten zu entwickeln helfen: gutes Selbstgefühl – guten Selbstwert – Grenzen setzten können. Wer die Grenzen des Kindes respektiert und selbst Grenzen setzen kann, lehrt sein Kind Grenzen zu setzen, zu achten und zu akzeptieren. Kinder müssen lernen STOPP zu sagen. Wir müssen die Kinder lehren in kurzen Sätzen zu sagen, was sie wollen und was sie nicht wollen. Müssen sie lehren klare Ansagen zu machen! Kinder sollten das auch üben in Rollenspielen.

Ergänzende Blogs:
Wie kläre ich meine Kinder auf - Teil 1
Wie kläre ich meine Kinder auf - Teil 2

Bücherliste für kompetente Eltern und aufgeklärte Jugendliche

(Leider gibt es fast keine christliche Aufklärungsliteratur für Kinder und Jugendliche, die fachlichen Kriterien standhält. Ein paar Qualitätsmerkmale sind: Wird die Klitoris als weibliches Lustorgan überhaupt erwähnt und wird Informationen darüber genügend Aufmerksamkeit geschenkt? Wird Selbstbefriedigung als positiv bewertet? Ist der Tonfall des Buches Sexualität gegenüber wertschätzend und nicht problemorientiert?
Gute Kinderbilderbücher für Kleinkinder hingegen gibt es viele, sowohl christliche wie säkulare.)

Sexualethisches Konzept

Interaktive Wissensvermittlung für Teenager (und Eltern)
Sex We Can?!
lilli.ch

Q&A Blog - Liebeslust RSS

February 1, 2018

MEIN MANN WILL KEIN WEITERES KIND, WAS MIR DEN "SEX VERSCHLÄGT".

by Veronika Schmidt in Ehe, Keine Kinder, Kinderwunsch, Konflikte, keine Lust, Sex & Kinder, Verhütung, weibliche Sexualität, männliche Sexualität, 2018


foto: annie spratt

foto: annie spratt

foto: annie spratt

foto: annie spratt

Liebe Veronika

Mein Mann und ich haben wundervolle Kinder. Nur leider sind wir in der weiteren Familienplanung nicht gleicher Meinung. Er will auf gar keinen Fall noch weitere Kinder. Er ist da sehr klar und strickt und lässt keine Diskussion zu. Ich hätte sehr gerne weitere Kinder, bin aber vernunftmässig „überzeugt“, dass mein Wunsch nach einer guten Ehe grösser ist als mein Kinderwunsch. Nur mein Herz macht da noch so gar nicht mit. Zudem möchte sich mein Mann gerne einer Vasektomie unterziehen, was mir fast das Herz bricht. Wie schaffe ich es, Sexualität wieder frei und schön zu erleben? Gerade falls er sich wirklich unterbinden lässt (macht er nur in Absprache mit mir). Ich will keine Hormone mehr nehmen, und auf Dauer ist verhüten mit Kondom ja auch nicht so prickelnd, NER* aber ist meinem Mann zu unsicher... Was zeigen Deine Erfahrungen mit Beziehungen, wenn der Partner sich unterbinden lässt?

Danke für Deine Hilfe!
Roswitha, 32 Jahre

 

*Symptothermale Verhütungsmethode


Liebe Roswitha

Ich habe diese Fragestellung gar nicht so selten in der Beratung. Manchmal geht es um das zweite Kind, das dritte oder auch das vierte. Ich möchte Dir zu Deiner Frage ein paar grundsätzliche Gedanken zum Überlegen geben. Ich beobachte immer wieder, wenn der Kinderwunsch auf Seite der Frau ist, dass diese Frauen oft schon als Kinder oder junge Erwachsene ganz bestimmte Vorstellungen hatten, wie viele Kinder sie mal haben werden. Deshalb leben sie in der Erwartung, welche Anzahl Kinder sich für sie „richtig“ anfühlt. Wenn dann diese Vorstellung nicht mit der des Mannes übereinstimmt, sind sie sehr unglücklich und fühlen sich unausgefüllt.

Doch ausgefüllt sollten wir uns eigentlich nicht mit den Kindern fühlen, sondern in uns selbst. Wir sollten uns selbst ganz fühlen und glücklich sein können. Für gläubige Menschen gehört natürlich der Aspekt des Glaubens zum Ausgefülltsein dazu. Sind wir aber nicht zufrieden mit uns selbst und dem, was wir haben, erwarten wir oft zu viel von unserer Umgebung. Vom Job, dem Ehepartner, den Kindern, Freunden, der Gemeinde usw. Kinder sind nicht dazu da, unserem Leben einen grundsätzlichen Sinn zu geben. Kinder sind eine Aufgabe des Lebens, klar, aber immer mit einer loslassenden Haltung, denn Kinder gehören sich selbst und nicht uns.

Kompromisse in der Partnerschaft finden immer auf dem Minimumfaktor statt. Das heisst, man findet sich dort, wo es noch für beide stimmt, ohne den anderen zu etwas zu zwingen. Dein Mann und Du haben sich bei Eurer Anzahl Kindern gemeinsam gefunden. Es wird der Beziehung schaden, wenn Du Dir ein weiteres Kind „ertrotzt“ oder sogar erzwingst, indem Du einfach schwanger wirst. Ich würde Dir sehr davon abraten. Des Menschen Herausforderung ist es in allen Lebenslagen, sich zu begnügen, sich genügen zu lassen, was in unserer Zeit nicht sehr populär ist. Nicht das "Haben" macht uns letztlich glücklich, sondern das "Sein". Du hast wundervolle Kinder und einen wundervollen Mann. Könnte dir das genügen? Könntest Du damit zufrieden sein? Die, die Ihr habt, sind immer noch mehr als keines – mal aus einer anderen Perspektive betrachtet.

Die Anzahl der Kinder ist letztlich auch eine Frage der Ressourcen: Kraft, Geduld, Geld, Wohnraum, Auto usw. Es bringt nichts, sich über die Kräfte hinaus zu verausgaben. Dein Mann spürt vielleicht, dass ein weiteres Kind seine Energie übersteigt. Ein weiteres Kind bedeutet - nochmals 20 Jahre voll gefordert. Mein Rat an Dich: Nimm allen Druck und alle Erwartungen weg von Deinem Mann. Allenfalls wird er dadurch bereit, sich die Kinderfrage nochmals durch den Kopf und das Herz gehen zu lassen. Möglicherweise bleibt es aber auch bei seinem Entschluss, den Du vielleicht aus Liebe zu ihm respektieren kannst. 

Zum Thema Vasektomie: Unterbinden beim Mann ist eine tolle Sache! Auch für die Entspanntheit in der Sexualität ist sie nur von Vorteil. Wir haben das selbst gemacht und ich kenne ganz viele Männer, die sich zu diesem Schritt entschlossen haben, mit gutem Resultat. Es ist ein vergleichsweise kleiner Eingriff beim Mann. Vorübergehend kann es zu Schmerzen kommen, die aber verschwinden. Auf die Erektion und die Ejakualtion hat die Vasektomie keinen negativen Einfluss, auch nicht auf die Lust, im Gegenteil. Im Internet finden sich ganz viele Hinweise, hier nur einer davon: Vasektomie beim Mann.

Ich möchte Dir weiter sehr ans Herz legen, dass Du „Kinderhaben“, „Kinderwunsch“ und Sexualität versuchst zu trennen. Denn momentan hängt das bei Dir alles eng zusammen. Du denkst, Du könntest Sexualität nicht mehr geniessen, wenn sich Dein Mann unterbunden hat. Doch Sex und Fruchtbarkeit hängen nicht zwingend zusammen. Sexualität existiert um ihrer selbst willen. Weder im Paradies noch bei Jesus oder Paulus finden sich Fruchtbarkeitsaufforderungen (siehe ICH MÖCHTE KEINE KINDER). Und für die Sexualität wird es ganz schwierig, wenn der Kinderwunsch die grundlegende Motivation ist, Sex zu haben und zu geniessen. Denn bei diesen Paaren verschwindet die Sexualität, wenn der Kinderwunsch erfüllt ist.

Du schreibst nichts davon, ob Du meine Bücher gelesen hast. Aber das würde ich Dir sehr empfehlen. Setz Dich mit Deiner Sexualität auseinander, Dir, Deinem Mann und Eurer Beziehung zuliebe, unabhängig vom Kinderwunsch.

Ich hoffe, das hilft dir weiter. Herzliche Grüsse - Veronika

 

Ein Link zum Thema: ANGST VOR EINEM WEITEREN KIND

Liebe Veronika

Ganz herzlichen Dank für Deine wertvolle Antwort. Gestern hatte ich die Möglichkeit, am Nachmittag ein paar Stunden Zeit alleine mit mir und Gott zu verbringen. Dabei ist mir so einiges klar geworden. Unter anderem auch, dass ich meine Sicht auf mich und meine Familie ändern muss. ich brauche nicht noch ein weiteres Kind, um mich komplett zu fühlen. Ich will meine Augen auf meine Kinder, meinen Mann und mich als Frau/Mutter/Ehefrau richten und lernen, über diese "Dinge" richtig glücklich zu sein. 

Unser letztes Kind war über Monate sehr anstrengend und hat meine Kräfte gefordert. Ich konnte mein Baby viel zu wenig geniessen. Das wünschte ich mir "nachzuholen" mit einem weiteren Kind. Diese Gedanken hatte ich mir bis anhin nicht wirklich einzugestehen gewagt, weil ich es viel zu sehr bedauerte, die Zeit nicht ausgekostet zu haben, was mich sehr schmerzt. Aber ich darf das loslassen und vorwärts schauen, auf was ich habe.

Grüsse Dir, Roswitha

Q&A Blog - Liebeslust RSS

November 24, 2017

MEIN SOHN ZIEHT GERNE MÄDCHENKLEIDER AN

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Sex & Kinder, Sexualität allgemein, Transgender, 2017


bub.jpg
bub.jpg

Hallo Veronika!

Das Verhalten unseres 8-jährigen Sohnes macht mir Angst und Sorgen, weshalb ich jetzt bei Dir Rat holen möchte. Neben unserem Sohn haben wir noch eine Tochter, zu der er ein sehr herzliches Verhältnis hat. Unsere Kinder sind wenig am Computer, da sie viel draussen spielen und sehr kreativ sind. Manchmal finden sie es lustig, in die Röcklein der Tochter zu schlüpfen und zu tanzen oder Rollenspiele zu machen (nicht mehr so oft noch, wie vor ein, zwei Jahren), was ich total ok. finde.

Als ich mich letzte Woche schminkte, wollte meine Tochter natürlich auch Lippenstift haben, so auch unser Sohn. Ich liess ihn dann sich schminken, aber mit einem komischen Gefühl. In den Ferien füllte die Tocher ihr Badehose voll mit Sand, worauf unser Sohn ebenfalls einen Badanzug seiner Schwester anzog und diesen mit Sand füllte. Es sind einfach immer wieder solche Situationen, die mich verunsichern und ich nicht weiss, wie ich reagieren soll oder was in meinem Sohn vorgeht. Ich denke, für sein Alter ist das doch nicht mehr so angebracht, oder? 

Er liegt manchmal im Bett und macht nichts... Als ich ihn einmal fragte, was er denn tue, sagte er, dies sei ein Geheimnis (für mich kein Problem). Letzte Woche waren die Kinder am Kneten. Ihr Thema war "Scheiden, Kinder produzieren etc." Diese Ideen kamen alle von unserem Sohn. Als ich ein wenig nachfragte, sagte er: "Das war mein Geheimnis. Ich träume manchmal eben von Scheiden, wenn ich im Bett liege und wach bin." Ich habe ihm zugehört und nichts weiter dazu gesagt, dann haben sie weiter gespielt. Ich habe sie machen lassen, da ich nichts unterdrücken will, was sie ausleben sollen. Und doch bin  recht unsicher, ob dies der "Normalität der Entwicklung" entspricht und weiss nicht wie ich reagieren soll....

Unser Sohn ist sonst sehr ein Bub. Er schiesst mit Pistolen, liebt sein Sackmesser, kann reinhauen, spielt Schlagzeug, experimentiert gerne und werkelt gerne im Keller mit Holz etc. Allerdings ist er auch sehr feinfühlig und sensibel. Fazit: Ist dieses Verhalten unseres Sohnes normal"? Wie soll ich reagieren, wie nicht?

Danke für Deine Antwort - Melea, 34 Jahre


Liebe Melea

Zuerst möchte ich Dir sagen, dass Euer Umgang mit Eurem Sohne genau richtig ist. Ihr solltet möglichst wenig Aufhebens (eigentlich gar keines) um diese Spiele machen. Wenn Ihr beginnt, Euch komisch zu verhalten, wird er denken, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt. Und er wird sich „falsch“ und schlecht fühlen. Würdet Ihr dagegen angehen, könnte es sein, dass Ihr das, was Euch Sorgen macht, entweder nur noch verstärkt oder ihn in die Heimlichkeit drängt.

Zu Deiner zwar nicht ausgesprochenen, aber vermutlichen Sorge: Es wird nicht gelingen, Transsexualität oder Homosexualität „ab-zu-erziehen“. Grundsätzlich einmal würde ich diese Sorge vorerst zur Seite legen. Denn in der Entwicklung des Kindes geschieht ganz viel, auch viel experimentieren und fantasieren. Es wäre unangemessen, in seinem Alter aus einer Phase heraus Rückschlüsse zu ziehen. Lasst Euren Sohn einfach sein, wie er sein möchte. Behandelt das Thema Sexualität offen, lasst entsprechende Bücher und Comics (Titeuf: Sex, Gott und Hosenträger)  rumliegen, seid ansprechbar und gebt Anworten. Nützt diese Zeit der Neugierde, denn in nicht allzu ferner Zeit könnte er sich auch vorübergehend nicht mehr für diese Themen interessieren.

Ca. nach dem 7. Lebensjahr kommt die "Latenzphase", in der alles Geschlechtliche in den Hintergrund rückt und Mädchen und Buben sich gegenseitig doof finden. Die kindliche Sexualität unterscheidet sich grundlegend von der Sexualität Erwachsener, dennoch sind Menschen schon von Geburt an empfindsame Wesen. Das heißt: Kindliche Sexualität hat nichts mit erotischem Begehren oder Verlangen zu tun, sondern ist auf das körperliche Empfinden von schönen Gefühlen bezogen. Das Zentrum dieser Lustempfindung verschieb sich in der jeweiligen Entwicklungsphase vom Mund (oral, alles in den Mund nehmen und mit dem Mund erforschen - Säugling) über die Kontrolle der Schliessmuskeln (anal - Kleinkind) bis zur Erkundung der Geschlechtsorgane (phallisch).

Der Begriff „Latenzphase“ leitet sich vom lateinischen Wort „latent“ ab und bedeutet so viel wie „verborgen sein“ (laut Duden: „vorhanden, aber [noch] nicht in Erscheinung tretend; nicht unmittelbar sichtbar oder zu erfassen“). In diesem Alter finden wichtige Veränderungen statt. Kinder entwickeln ihre psychosozialen, sensomotorischen und intellektuellen Kompetenzen. Bereits erworbene Fähigkeiten werden in der Latenzphase weiter ausgebaut, Werte und Normen gestärkt. Mit der Einschulung erlernen Kinder eine positive Leistungsorientierung und bekommen ein gutes Selbstwertgefühl. In der Latenzphase wird außerdem das soziale Verhalten ausgeformt – Freundschaften entstehen. Heimliche Schwärmereien sind jetzt tatsächlich "geheim". 

Anzeichen, dass die Latenzphase sich dem Ende zuneigt, sind Gefühlsäusserungen, Stimmungsschwankungen, das erste sexuelle Interesse und erotisches Verlangen. Das Kind steuert geradewegs auf die Pubertät zu. Zunehmend beginnen Kinder, sich für das andere Geschlecht zu interessieren, bis sie sich schließlich mitten in der genitalen Phase befinden. Bei sensiblen und emotionalen Kindern ist aber diese klare Abgrenzung oft nicht so ausgeprägt. Es scheint manchmal, als würden diese direkt von der Trotzphase in die Pubertät gleiten.

Liebe Melea, obwohl wir die kindliche Entwicklung in klare Abschnitte unterteilen, entwickelt sich jedes Kind ganz indivuell. Abweichungen davon sind normal. Und heute weiss man, dass, egal, ob wir Mann oder Frau sind, sich beispielsweise das Hirn trotzdem beim Mann mehr weiblich und bei der Frau mehr männlich, je nach entsprechender "Hormonzugabe" in verschiedenen embrionalen Entwicklungsphasen, entwickeln kann (Mann/Frau - Vera Birkenbihl) (siehe auch BLOG TRANSGENDER). 

So hoffe ich, Dir Gelassenheit in der Frage und liebevolles Verständnis für Deinen Sohn geben zu können . Herzlich - Veronika

titeuf.jpg
Q&A Blog - Liebeslust RSS

June 10, 2016

Nach einer langen Sexpause geht die Penetration nicht mehr

by Veronika Schmidt in Beckenschaukel, Ehesex, keine Lust, Lust, Schmerzen beim Sex, Selbsterfahrung, Sex & Kinder, Sextoys, Stress, weibliche Sexualität, 2016


keinepenetration.ipg
keinepenetration.ipg

Liebe Veronika

Mein Mann und ich sind seit über 25 Jahren verheiratet. Wir hatten lange Zeit Spass und Freude am Sex. Mein Bedürfnis danach war meist grösser als seines. Durch beruflichen und familiären Stress (Schwangerschaften, Kinderalltag...) haben wir eine mehrjährige Sex-Pause eingelegt, auch unsere Beziehung war etwas in der Krise. Nun bemühen wir uns wieder umeinander und möchten auch gern wieder unsere Sexualität pflegen.

Leider habe ich Schmerzen, wenn wir es mit der Penetration versuchen, weshalb sie gar nicht erst gelingt. Das kenne ich überhaupt nicht von mir. Mit Beckenschaukel, Gleitmittel usw. bin ich dran, aber bis jetzt hilft es nicht. Die Frauenärztin sagt, es ist alles ok. Wir finden auch andere Formen der sexuellen Befriedigung, aber mir fehlt was. Wenn ich mich selbst erkunde, wird es (im erregten Zustand) bei drei Fingern eng. Ich habe in den letzten Jahren viel Sport getrieben, kann das damit zusammenhängen? Und was kann ich noch tun?

Danke und viele Grüsse
Giulia,  53 Jahre


Liebe Giulia

Es kann sehr gut sein, dass Deine Beckenbodenmuskeln durch den Sport so straff sind, dass Du nun für den Sex nicht loslassen kannst. Das wäre dann das „Balletteusen-Phänomen“. Viele Balletttänzerinnen kämpfen mit diesem Problem und ihre Herausforderung ist es, lernen zu entspannen. Für mehr Lustgewinn und eine für den Geschlechtsverkehr bereite Vagina brauchen wir beides - anspannen und entspannen im Wechsel. Doch bei den Tänzerinnen und vielen Sportlerinnen gibt es gar nichts mehr anzuspannen. Deshalb gibt es auch keine „Pumpbewegung“ des Beckenbodens und dadurch ebenfalls keine lustvolle Wahrnehmung der Erregung oder das Eindringen des Penis ist vielleicht sogar unmöglich. Aber auch eine lange Sexpause lässt die Vagina enger werden, weil sie nicht mehr regelmässig durchblutet wird. Gynäkologinnen und Sexualtherapeutinnen raten deshalb auch zur Selbstliebe aus gesundheitlichen Gründen, falls man möglichst lange im Leben Sex haben möchte. Für Männer ist dieser Aspekt sogar noch wichtiger. Die Funktionalität des Penis wird auch zunehmend eingeschränkt, wenn er nicht mehr gebraucht wird.

Doch zurück zu dem möglicherweise angespannten Beckenboden. Durch die Angst vor dem Schmerz verkrampft sich der Körper noch zusätzlich. Dass Du versuchts, mit der Beckenschaukel dieser Anspannung entgegen zu wirken, ist zwar richtig, doch wenn dabei der Fokus vor allem auf dem nach vorne Kippen des Beckens und auf der Anspannung des Beckenbodens liegt, bewirkst Du vielleicht gerade das Gegenteil. Du solltest also in erster Linie das Loslassen üben, und erst danach dann die wechselseitige Bewegung von an- und entspannen, also die Kontraktion oder das „Pumpen“.

Was Du versuchen kannst, ist die Muskulatur erst so fest anzuspannen, bis es nicht mehr geht, um dann beim Loslassen besser in die ENT-spannung zu kommen. Das machst Du am besten nicht nur mit dem Beckenboden, sondern auch mit dem ganzen Körper und den einzelnen Körperteilen. Das nennt sich „progressive Muskelrelaxation“. Im Internet findest Du viele Anleitungsvideos dieser Methode (z.B. nach Jacobson), zu denen Du Dich entspannen lernen kannst. Die Beckenbodenübungen in meinem Buch LIEBESLUST solltest du versuchen „umgekehrt“ zu machen. Also, statt in der Wahrnehmung die Sitzbeinhöcker gegen den Damm zusammen zu ziehen, versuchen, die Sitzbeinhöcker gegen aussen zu bewegen, dabei einzuatmen und das Becken ins hohle Kreuz zu bewegen usw. Hast Du schon mal ein Beckenbodentraining besucht? Sehr empfehlenswert wäre das „Cantienica“. In einem guten Beckenbodentraining lernt man, die einzelnen Muskelschichten separat zu bewegen.

Versuche auch, mit Deinen Fingern die Vagina daran zu gewöhnen, dass sie ausgefüllt, massiert, bewegt und penetriert wird, ohne dass sie sich reflexartig zusammenzieht. Benütze genügend Speichel, eine Creme oder Gleitgel. Dann versuche, ganz langsam durch Berührungen aussen und An- und Entspannen in Deinem Geschlecht Erregung zu wecken, aber nicht die Erregung durch Körperspannung zu steigern sondern durch die Bewegung. Wenn Du nun die Finger einführst, lass sie unbeweglich so lange drin, bis sich die Vagina entspannt und weitet. So wirkst Du dem Reflex entgegen, dass sich der Beckenboden sofort zusammenziehen will. Dann fährst Du damit fort, Dich Innen in der Vagina zu stimulieren und Dein Becken sanft mit An- und Entspannen des Beckenbodens hin und her zu bewegen und auch zu kreisen.

Du könntest Dir einen Glasdildo kaufen, um damit das „Offenhalten“ und Stimulieren zu üben – aber Achtung – keinen Vibrator. SENSUELLE ist eine wunderbare Adresse, wo man viele nützliche und schöne Sex-Tools online kaufen kann, telefonisch gut beraten wird und einen schönen geschmackvollen Laden in Zürich findet. Im Buch WEIBLICH, SINNLICH, LUSTVOLL widmet sich die Frauenärztin Elia Bragagna nicht nur der weiblichen Lust, sondern auch den Problemlösungen für weibliche Beschwerden rund um Geschlecht und Sex. Ein weiteres, empfehlenswertes und umfassendes Buch zur weiblichen Sexualität ist KOMME, WIE DU WILLST von Emily Nagoski.

Ich hoffe, dass Dir diese Anregungen helfen, die Lust an der Penetration wieder zu finden.
Herzliche Grüsse - Veronika


Liebe Veronika

Danke für deine schnelle und ausführliche Antwort. Sie hat insoweit schon geholfen, dass ich neuen Schwung und neue Hoffnung für dieses Anliegen habe.

Nochmals Danke und viele Grüsse - Giulia

Q&A Blog - Liebeslust RSS

April 15, 2016

Wir heiraten - und sind ratlos wegen der Verhütung

by Veronika Schmidt in Aufklärung, das erste Mal, Sex & Kinder, Verhütung, 2016


Photo by Keith Brofsky/DigitalVision / Getty Images
Photo by Keith Brofsky/DigitalVision / Getty Images
Photo by Keith Brofsky/DigitalVision / Getty Images
Photo by Keith Brofsky/DigitalVision / Getty Images

 

Hallo Veronika

Wie soll ich beginnen.... Ich werde bald heiraten und habe zwecks Verhütung den Nuva Ring ausprobiert. Leider hat mein Körper sehr, sehr schlecht darauf reagiert. Nachdem ich nochmals mit meiner Frauenärztin gesprochen habe, sieht es aus, als führe kein Weg an den Hormonen vorbei. Leider haben die meisten Nebenwirkungen und ich habe Angst, mich wieder nicht als mich selbst zu fühlen. Jedoch sind wir auch noch nicht bereit, grad eine Familie zu gründen.

Eigentlich würde ich gerne mit meinem Zukünftigen die Entscheidung der Verhütung besprechen. Wir haben beide keine Erfahrung und auch mit dem Sex gewartet. Somit haben wir wie keine Entscheidungsgrundlage, was für uns das Beste ist. Leider finden wir auch in der Gemeinde und unter Freunden niemanden, mit dem wir darüber sprechen könnten, was sich bewährt und wie wir eine gute Wahl treffen können. Hast Du uns dafür Tipps und einen Rat?

Ich freue mich, von Dir zu hören.
Elena, 25 Jahre


Liebe Elena

Beginnen wir am Schluss Deiner Frage. Vielleicht würdet Ihr schon Gesprächspartner finden zum Thema Verhütung, wenn Ihr ganz konkret fragt. Falls Ihr einen Ehevorbereitungskurs besucht oder schon verheiratete Freunde habt – fragt nach! Entscheiden müsst Ihr zwar selbst, aber Ihr bekommt sicher Geschichten zu hören, was eben nicht funktioniert, wo die Risiken liegen, was andere versucht haben, was in den Flitterwochen schief gehen könnte. Gleichzeitig möchte Ich Euch sehr ans Herz legen – informiert Euch auf eigene Faust! Jetzt und nicht erst nach der Hochzeit. Dafür gibt’s Informationsquellen im Netz, und ich werde Euch hier auch ein paar Hinweise geben.

Heute sind ganz viele junge Frauen pillenmüde. Viele haben in Deinem Alter schon 10 Jahre lang die Pille geschluckt. Wie Du, sagen einige von ihnen, sie wollten „wieder sich selbst sein“. Die Pille ist Segen und Fluch zugleich. Sie macht die Verhütung ziemlich sicher und ist unkompliziert, wenn da nicht die Nebenwirkungen wären. Pille, Nuva-Ring, Stäbchen, Spritze, Hormonspirale etc., alle transportieren sie Hormone in den Körper. Nicht ganz genau die gleichen, und sie funktionieren auch nicht alle genau gleich. Wegen der unterschiedlichen Wirkung wäre es vielleicht sinnvoll, noch andere Präparate auszuprobieren. Es gibt Frauen, die fast nichts bemerken von den Hormonen, andere haben sogar eine bessere Lebensqualität als vorher, wieder andere vertragen sie schlecht oder überhaupt nicht.

Wenn Ihr tatsächlich in nächster Zeit noch nicht schwanger werden wollt, bleibt Euch neben den Hormonen keine grosse Auswahl. Es gibt einen einfachen Grund, weshalb Dir die Ärztin keine alternative Verhütungsmethode schmackhaft macht. Sie will nicht mitverantworten, dass Ihr aus Unachtsamkeit schwanger werdet. Der Schwangerschafts-Risikofaktor heisst Mensch. Verhütung ist immer so gut, wie ihre Anwendung. Auch die Pille hat eine kleine menschliche Versagensquote, aber eben doch die kleinste.

Es gibt hormonfreie Alternativen, die aber viel Selbstverantwortung brauchen. Unter den natürlichen Verhütungsmethoden sind auch unsichere dabei. Deshalb ist ihr Ruf nicht besonders gut. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen allerdings: Wenn die Methode richtig gelernt und richtig angewendet wird, ist ihre Sicherheit vergleichbar mit der Pille. Die symptothermale oder natürliche Methode setzt, ebenso wie verhüten mit Kondomen oder noch besser die Kombination von beidem, Wissen, Erfahrung und Disziplin voraus. Zwar gibt es inzwischen Computer und Apps, die einem dabei helfen. Aber A und O ist die Selbstwahrnehmung und Selbstbeobachtung der zyklischen Vorgänge im Körper der Frau.

Matchentscheidend ist auch die sichere Anwendung von Kondomen beim Mann. Kein Zurückziehen des Penis aus der Scheide vor dem Samenerguss als Verhütungsmethode. Kein „Rumspielen“ vor oder Eindringen in die Scheide mit dem Penis ohne Kondom. Kein Wiederverwenden des Kondoms, wenn Mann es aus Versehen falsch aufgesetzt hat. Dreht man es um, kann es auf der Aussenseite bereits Samenflüssigkeit haben. Unachtsamkeit in der Handhabung kann schwanger machen. Steht übrigens auf dem Beipackzettel - sollte man unbedingt lesen. Es lohnt sich, in qualitativ hochstehende Kondome mit zusätzlich spermizid wirkendem Gleitgel (Spermien-abtötender Wirkung) zu investieren (z.B. Ceylor Gold).

Ich empfehle Euch auch, folgendes Buch zu studieren: WAS IST LOS IN MEINEM KÖRPER – alles über Zyklus, Tage, Fruchtbarkeit. Dieses Buch richtet sich zwar an Teens-Mädchen, aber es gibt umfassend Auskunft über den Zyklus und über Verhütungsmethoden. Auch wenn Du Dich entscheiden solltest, mindestens für den Anfang die Pille zu nehmen, rate ich, dass Ihr Euch mit der natürlichen symptothermalen Methode auseinander setzt, um die Vorgänge in Deinem Körper besser kennen zu lernen. Es wäre sinnvoll, wenn Dein zukünftiger Mann gleich mitlernt. Die sicherste und wissenschaftlich am besten erforschte Variante ist die Methode sensiplan®. Zu dieser Methode gibt es eine Info-Seite (auch D und A) und werden Kurse dazu angeboten. Ebenfalls Kurse bietet NER an. Als Vorbereitung überhaupt auf Euer Sexleben würde ich neben meinem eigenen Buch auch MAKE LOVE von Ann-Marlene Henning empfehlen und ihre Videoblogs.

Nun hast Du leider immer noch die Qual der Wahl. Ich wünsche Dir viele offene, verantwortungsvolle Gespräche mit Deinem Zukünftigen.

Herzlich – Veronika.

Q&A Blog - Liebeslust RSS

January 29, 2016

Wie kläre ich meine Kinder auf? - Teil II

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Sex & Kinder, Selbstverantwortung, Selbstgefühl & Selbstwert, Zusammenleben, Pädagogik, 2016


aufklärenteil2.ipg
aufklärenteil2.ipg

Wie kompetent fühle ich mich in Bezug auf meine eigene Sexualität? Nur wer zu seinem Körper und seiner Sexualität ein unverkrampftes Verhältnis hat, kann unverkrampft darüber sprechen. Nur wer Wissen hat, kann Wissen vermitteln. Dabei sollten wir unseren Kindern nicht nur Biologie und Aufklärung vermitteln, sondern vor allem auch im Hinblick auf die Pubertät, über die Beziehung zum Körper und den Umgang mit Gefühlen und Sehnsüchten sprechen. Das beste Lernfeld dazu ist, überhaupt erstmal mit dem Partner über die eigene Sexualität zu sprechen. Wer sich erst noch „entschämen“ muss, dem empfehle ich das Buch MAKE LOVE von Ann-Marlene Henning, ihren Video-Blog MAKE LOVE, natürlich auch mein eigenes Buch LIEBESLUST oder das Buch THINK LOVE von Ulrich Clement.


Mein Verhalten spricht lauter als das, was ich sage

Die meisten Menschen in meiner Beratung mit einer „verkorksten“ Sexualität haben nicht unbedingt schlechte Erfahrungen gemacht oder negative Botschaften zu Sexualität vermittelt bekommen, sondern schlicht und einfach gar nichts dazu gehört. Keine Botschaft ist auch eine Botschaft. Wir sind sexuelle Wesen und der Umgang damit will gelernt sein. Deshalb sollten Gespräche darum herum und ein entsprechender Wortschatz ganz normaler Bestandteil des Familienlebens sein und immer bleiben. In der Familie sollte Sexualentwicklung natürlich eingebunden sein in die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes.

Mein Lieblingspädagoge Paul Moor (1899 – 1977) sagt zur Sexualität: „Im sexuellen Trieberleben erfahren wir unsere Verbundenheit mit den Grundkräften der Schöpfung, haben wir doch Teil am grossen kosmischen Geschehen, das durch uns hindurch wirkt." Zu kompliziert? Ich weiss, es ist eine antiquierte Sprache. Der Herr Moor ist schon ein Weilchen tot. Aber seine Gedanken sind aktueller denn je: „Die Sexualität ist eine Grundkraft des Naturgeschehens, der Grundgehalt unseres Daseins. Vergleichen wir sie mit anderen elementaren Bedürfnissen des Lebens wie das Essen und Trinken. Es ernährt sich nicht richtig, wenn das Essen nicht zur Freude wird!“

"Nicht gegen den Fehler - sondern für das Fehlende", auch diese Aussage ist von Moor. So gesehen kann die Sex-Botschaft nicht heissen: „kein Sex vor der Ehe“ oder „Selbstbefriedigung ist jetzt zwar offiziell keine Sünde mehr, aber trotzdem unnötig.“ Paul Moor sagt, „erst das Fehlende provoziert den Fehler.“ Die meisten Eltern und Leiter bekämpfen ausschliesslich die Auswirkungen des Fehlenden. „Fehlen aber tut die Einsicht, dass in Bezug auf die Sexualerziehung das Wichtige eigentlich die Gesamterziehung ist. Dass Sexualerziehung an Dingen geschieht, die als solche noch gar nichts mit der Sexualität zu tun haben: Gute Gewohnheiten – Befriedigung – Warten können – Umgang mit Bedürfnissen und Gelüste – Verzicht zumuten. Mit dem allem soll deutlich werden, wie geschlechtliche Erziehung nicht etwas Besonderes ist, sondern in einer guten Allgemeinerziehung besteht, die im frühesten Kindesalter beginnt und nicht erst in der Pubertät.“

Oft stehen Eltern der sexuellen Erziehung völlig hilflos gegenüber. Sie befassen sich erst mit der Sexualität, wenn sich grössere, nicht mehr übersehbare Schwierigkeiten zeigen oder sie völlig überrumpelt sind, wie in der Schule aufgeklärt wird. Ihre Reaktionen darauf sind total Angstmotiviert. Doch wenn unsere Kinder und wir selbst mit Gesprächen über Sexualität vertraut sind, können wir gelassen auch Lerninhalten begegnen, die von unserer eigenen Haltung abweichen. Wir sind sogar angeregt, erneut über unsere eigenen Standpunkte mit den Kindern zu reden. Wir hätten allen Grund, jede Form von Aufklärung willkommen zu heissen. Je mehr Kinder und Jugendliche über Sexualität wissen, desto länger warten sie mit dem 1. Sex. Ja, wir sollen unseren eigenen Kindern Leitplanken für ihre Lebensführung mitgeben. Wenn wir unsere Kinder ernst nehmen wollen, sollten wir wissen, dass innere Leitplanken durch Gespräche entstehen und nicht durch Regeln. So erwerben sie Haltungen, die zu ihren inneren eigenen Werten werden können.

Was tut Not

In der geschichtlichen Entwicklung der Sexualität war und ist viel Rigidität und Abspaltung der Biologie von Lust und Emotionen. Sexualität hat in erster Linie mal mit einer Beziehung zu sich selbst zu tun. Kinder lernen an sich selbst Zärtlichkeit. Sie lernen, neugierig zu sein auf die eigene Sexualität. Deshalb brauchen Kinder Privatsphäre und einen gelassenen Umgang von unserer Seite mit allem, was den Körper betrifft, und allem, was uns aus den Medien und der Gesellschaft entgegen kommt. Unguten Strömungen begegnen wir, indem wir eine offene Gesprächskultur bereits geprägt haben, bevor alles auf unsere Kinder hereinstürmt.

Selbstgefühl – Selbstwert – Grenzen setzten können

Übersexualisierte Kinder und Jugendliche haben keinen gesunden Umgang mit Sex gelernt. Sex im Teenie Alter ist oft eine Frage des mangelnden Selbstwerts. Letztendlich ist die beste Aufklärung und Prävention die Förderung eines guten Selbstwertes bei unseren Kindern. Wer die Grenzen des Kindes respektiert und selbst Grenzen setzen kann, lehrt sein Kind Grenzen setzen und achten. Kinder müssen beides lernen. Grenzen setzen und Grenzen akzeptieren. Kinder müssen lernen, STOPP zu sagen. Wir müssen die Kinder lehren, in kurzen Sätzen zu sagen, was sie wollen und was sie nicht wollen! Sie sollen ihrem Gegenüber klare Ansagen machen können (siehe auch Buch LIEBESLUST Seite 213). Wir sollten das mit ihnen üben und allfällige Risiko-Situationen vorbesprechen!  Rollenspiele können dabei helfen.

In meinem Buch LIEBESLUST widme ich ein Kapitel dem Thema DAS GUTE WEITERGEBEN - WIE WIR ÜBER SEX REDEN. Kinder interessieren sich nicht für das Sexualleben der Eltern – im Gegenteil. Aber Kinder nehmen unbewusst die negative oder positive Haltung bezüglich Sexualität auf. Sie spüren, ob sie Fragen stellen können, oder ob ihre Eltern sprachlos zum Thema sind. Sinnvolle Hinführung an die Sexualität können wir nicht delegieren, auf jeden Fall nicht mit demselben Resultat. Das werden weder die Kirche, noch das Jugendcamp und auch nicht die Schule so hinbekommen. Aufklärung gehört nicht nur, doch in erster Linie ins Elternhaus, das ist meine Überzeugung. Tatsache ist aber, dass diese so gut wie nicht stattfindet. Aus diesem Grund ist es notwendig, dass Schule, Kirche und Jugendcamp Sexualität unterrichten. Angst vor der Aufklärung in der Schule brauchen wir nicht zu haben, wenn wir Bescheid wissen über Sexualität und diese in unser eigenes Leben integriert haben. Also, nur Mut!


Bücher - Filme - Webseiten

Vor allem für kleine Kinder gibt es viele Bilderbücher im Buchhandel. Am besten suchen wir diese Bücher zusammen mit den Kindern aus. Aufklärungsbücher sollten nicht im Schrank verstaut werden für besondere Gelegenheiten, sondern offen rumliegen dürfen. Ein paar Vorschläge: Das Klett-Kinderbuch Klär mich auf . Das Zyklus-Buch Was ist los in meinem Körper. Auch lustige Bücher sollten dabei sein. Zum Beispiel die Comics von Titeuf Gott, Sex und Hosenträger oder Willkommen in der Pubertät. Den "Piephahn" von Titeuf gibt es leider nicht mehr. Das unaufgeregte aber sehr informative Buch Körper & Sexualität von Esther Elisabeth Schütz gehört für mich in jeden Familienhaushalt mit grösseren Kindern. Das ist nur eine kleine Auswahl. Informiert und stöbert im Buchhandel.

Aufklärungsseite und Aufklärungsfilme Sexualpädagogik Österreich: YES, WE CAN?! 
14 - 16 Jahre (12 - 18 Jahre)

Jugendgesundheit Basel Stadt:MIX YOUR LIFE

Sehr offene Aufklärungsseite für Jugendliche: LILLI
(sollte besprochen werden)

Aufklärungsbroschüren für Eltern: 
1. bis 3. Lebensjahr:            Kindliche Sexualität
4. bis 6. Lebensjahr:           Körper, Liebe, Doktorspiele
Einschulung bis Pubertät: Über Sexualität reden

Für Eltern, siehe auch: Christliche Sexualpädgogik von Stephan Leimgruber

Weitere BLOGs auf dieser Seite zum Thema:
Die Kinder haben uns beim Sex erwischt
Pornoschreck auf dem Pausenplatz
Wie kläre ich meine Kinder auf? Teil I

Q&A Blog - Liebeslust RSS



January 22, 2016

Wie kläre ich meine Kinder auf? - Teil I

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Sex & Kinder, Zusammenleben, Pädagogik, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Diese Frage bewegt Eltern, die es anders machen wollen, als sie es selbst erlebt haben. Sexualaufklärung ist eine Unterabteilung der Erziehung. Also müssen wir uns zuerst grundlegend mit Pädagogik befassen. Mit christlicher Pädagogik. Es gibt keine christliche Pädagogik. Genauso wenig, wie es christliche Medizin, christliche Technologie oder christliche Putztechniken gibt. Es gibt höchstens christliche Herangehensweisen oder Sichtweisen. Deshalb plädiere ich für eine ganzheitliche Erziehung, zu der auch der Glaube gehört, unter Berücksichtigung der neuesten Erkenntnisse der Pädagogik. Pädagogische Grundsätze sind heute gut erforscht und aktuelle Erziehungsratgeber weichen im Grundanliegen nicht weit voneinander ab. Das heisst, man kann heute wissen, was ein Kind braucht, um zu einem verantwortungsbewussten, widerstandsfähigen, mit sich selbst zufriedenen und in seinem Selbstwert gestärkten Menschen heranzuwachsen. Sexualität ist ein Aspekt davon.


Pädagogische Stolpersteine in der Bibel

Es gibt pädagogische Stolpersteine in der Bibel zum Thema Erziehung. Diese halten viele Eltern davon ab, sich mit bewährten Erziehungskonzepten eingehend zu beschäftigen oder diese gut zu heissen. Das kleine Wörtchen „Zucht“ schwebt leider nach wie vor wie ein Damoklesschwert über den heutigen Erziehungsbemühungen von christlichen Eltern. Es verunsichert, weil es in der Bibel steht, aber irgendwie nicht mehr zu unserer heutigen Lebenswelt passen will.

Eine Schlüsselstelle dazu ist für mich der Bibelvers in 1. Kor. 4.15: „Denn obgleich ihr zehntausend Zuchtmeister hättet in Christo, so habt ihr doch nicht viele Väter (und Mütter).“ Was Paulus hier ausdrückt, ist die Erkenntnis, dass der Mensch in erster Linie Beziehung braucht und erst in zweiter Linie Erziehung. Erziehung ohne Beziehung ist „ein dröhnender Gong oder eine klingende Schelle“ (1. Kor.13.1). Sie bringt zwar vielleicht Gehorsam hervor aber keine Gemütsbildung. Keine Gefühle von Geborgenheit, von zu Hause sein, dazugehören und teilhaben können, sprich keine Bindung.

Der Urheber der biblischen „Zuchtstellen“ ist nicht Gott, sondern Salomo. Aus der Sicht seiner eigenen Herkunftsfamilie formuliert er die Notwendigkeit einer führenden Erziehung. Weil er in der eigenen Familie erlebt hat, wie verheerend ein abwesender, verwöhnender Vater ist, der seine Verantwortung in der Familie nicht wahrnimmt. An mehreren Stellen mahnt Salomo - die Frage ist nur - zu was? Schlägen? Rigidem autoritärem Erziehungsverhalten? Weder im AT noch im NT gibt es eine Stelle, die besagt, dass Erziehung aus Strafe, sprich Prügelstrafe besteht. Ganz im Gegenteil: Das Wort paideuõ, das in vielen Bibelübersetzungen mit „züchtigen“ übersetzt wird, heisst vor allem einmal erziehen, aufziehen, unterweisen, anleiten, begleiten. Der paideutês ist der Erzieher, der Begleiter. Salomo wünscht sich von Herzen, dass Eltern präsente Begleiter, Förderer und Forderer sind und malt die Konsequenz vernachlässigender Erziehung aus eigener Erfahrung drastisch aus. Aber genauso drastisch spricht Jesus im NT von der lieblosen Erziehung:

  • Mt 12:33ff Entweder macht den Baum gut, dann ist die Frucht gut, oder macht den Baum faul, dann ist die Furcht faul; denn an der Frucht wird der Baum erkannt. (36) Ich sage euch aber, dass die Menschen von jedem unnützen Wort Rechenschaft geben müssen am Tag des Gerichts.
  • Mth.18:6 Wenn aber jemand einem dieser Kleinen, die an mich glauben, Anlass zur Sünde gibt, für den wäre es besser, dass ein Mühlstein an seinen Hals gehängt und er in die Tiefe des Meeres versenkt würde.
  • Mth. 19:14 … die Jünger aber fuhren sie an. Jesus aber sprach: Lasst die Kinder zu mir kommen, und wehrt ihnen nicht, zu mir zu kommen! Denn solcher ist das Reich der Himmel.
  • Mrk.9:37: Wer eins von solchen Kindern aufnehmen wird in meinem Namen, nimmt mich auf; und wer mich aufnehmen wird, nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.
  • Lk 11:11-13: Wer von euch der Vater ist, wird der Sohn um einen Fisch bitten - und er wird ihm stattdessen eine Schlange geben? (..). oder ein Ei - nicht einen Skorpion geben? (…) Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten.

Es gibt pädagogische Prinzipien, die dieser biblischen Sichtweise von Erziehung mehr als entsprechen. Für mich gehören sie zum pädagogischen Grundwissen, auf das mit verschiedenen Erziehungsstilen aufgebaut werden kann, die von Familie zu Familie sehr verschieden und individuell sein können. Es gibt nicht nur einen Weg zum Ziel. Eltern sollten den Stil finden, der zu ihnen und ihren Kindern passt und sich alle damit wohl fühlen.

Und das sind die pädagogischen Prinzipien:

Kompetente Kinder brauchen kompetente Eltern

Erwachsene müssen sich erst selbst kompetent machen. Lebenskompetent, emotional kompetent, krisenkompetent, lernkompetent. Nur wer Wissen hat, kann Wissen vermitteln, sowohl Kopfwissen wie Erfahrungswissen oder Lebensweisheit.

Mein Verhalten spricht lauter, als was ich sage

Kinder nehmen mehr wahr, was ich (vor) lebe, als was ich sage. Sie spüren sehr gut, wie authentisch ich bin. Die reflektierende und überprüfende Frage in der Pädagogik sollte immer lauten: Was lernt mein Kind (schaut es ab) durch mein Verhalten.

Kinderfehler sind Erzieherfehler

Meine Erziehung ruft ein Echo hervor. Wenn ich mit dem, was mir entgegenkommt, Probleme habe, sollte ich mich fragen, was habe ich unterlassen oder provoziert. Hier nur ein paar Beispiele einiger Erzieher-Fehler, die unerwünschtes Verhalten hervorrufen: etwas unterlassen, nicht hinschauen, nicht nachfragen, keine Anleitung geben, überfordern. Bei Trotzreaktionen könnte meine Rigidität der Fehler sein. Bei Verantwortungslosigkeit könnte der Fehler überbehüten, zu viel umsorgen und verschonen sein. Dem Kind wenig zutrauen könnte ängstliche oder verwöhnte Kinder hervorbringen. Stehlende und lügende Kinder vermissen oft eine liebevolle, wertschätzende und teilhabende Beziehung. Sie „holen sich“, was sie vermissen.

Nicht gegen den Fehler vorgehen - sondern etwas für das Fehlende tun

Erziehung verfehlt ihr Ziel, wo sie sich nur an Recht und Unrecht hält. Gutgemeinte Strenge kann in die Verfehlungen hineintreiben. Erst das Fehlende provoziert den Fehler. Wir sollten nicht Anstoss nehmen am Versagen, Fehlverhalten des Kindes – sondern uns selbst sagen (lassen), dass wir etwas übersehen, unterlassen haben, in dessen Folge das Kind in seiner Entwicklung der betreffenden Situation nicht standhalten kann. Das Vorgehen gegen Fehler birgt immer die Gefahr der Überreaktion von unserer Seite. Aber auch die Nichtreaktion ist eine Gefahr, wenn es klare Ansagen braucht, zum Beispiel bei Grenzverletzungen. Unsere erste Frage bei Fehlverhalten sollte immer lauten, was fehlt dem Kind.

Fördern und Fordern

Fördern und Fordern sollten in einem ausgewogenen Verhältnis sein. Privilegien und Pflichten wachsen parallel zunehmend zum Alter. Fördern hat nichts mit Frühförderung zu tun, auch nichts mit dem Optimierungswillen und dem Perfektionismus der Eltern, sondern mit jeder Form von Förderung in die Selbständigkeit hinein. Eigenverantwortlich erlebt sich ein Kind, dass mit einbezogen und um seine Meinung gefragt wird. Das Gute kann nicht einfach erzwungen werden. Keine Massnahmen nützen etwas, die nicht vom Boden eines Vertrauensverhältnisses heraus geschehen.

Vom äusseren Halt zum inneren Halt

Leitplanken entstehen durch Gespräche nicht durch Regeln. Dadurch erworbene Haltungen werden von den äusseren zu inneren eigenen Werten, aber nur, wenn das Kind uns liebt und uns vertraut. Erziehung ist Beziehung. Verantwortung wächst und kann nicht eingefordert werden. Vertrauen wird vom Kind aufgrund der Beziehung geschenkt und kann ebenfalls nicht eingefordert werden. Ich sollte die Person sein, die das Gespräch fördert mit dem Kind über Themen wie Glauben, Politik, Gesellschaft, Sexualität. Das alles sollten für uns „normale“ Themen sein. Wenn die Kinder in die Pubertät kommen, sollten wir unserer vorher investierten Erziehung vertrauen und in jedem Fall ansprechbar bleiben. 

Selbstgefühl – Selbstwert – Grenzen setzten können

Das gut aufgebaute Selbstgefühl macht es möglich, im Leben gesunde Grenzen zu setzen.. Wer die Grenzen des Kindes respektiert und selbst Grenzen setzen kann, lehrt sein Kind Grenzen setzen und achten. Kinder müssen lernen, STOPP zu sagen. Kinder müssen lernen, Grenzen zu setzen und zu akzeptieren. Wir müssen die Kinder lehren, in kurzen Sätzen zu sagen, was sie wollen und was sie nicht wollen! Wir alle in der Familie sollten aneinander lernen, klare Ansagen zu machen.

Was das alles mit sexueller Aufklärung zu tun hat - davon im 2. Teil nächste Woche.

 

Vielleicht interessiert Dich dieses Buch zum Thema Erziehung:

Wachsame Sorge
Wie Eltern ihren Kindern ein guter Anker sind.
von Haim Omer

wachsamesorge.ipg
Q&A Blog - Liebeslust RSS

November 6, 2015

Die Kinder haben uns beim Sex erwischt!

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Buch, Ehe, falsche Scham, Ehesex, Lust, Sex & Kinder, 2015


illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

Liebe Veronika

Ich bin seit 13 Jahren glücklich verheiratet. Wir haben 5 Kinder im Alter zwischen 4 und 10 Jahren. Schwangerschaften, Stillzeit, schlaflose Nächte waren für unser Liebesleben nie ein grosses Problem, sondern eher eine spannende Herausforderung, die wir zusammen anpackten. Seit ca. 2 Jahren hat sich unser Sexleben zunehmend abgekühlt, trotz wieder vermehrter Beziehungszeit. Mir fehlt einfach ein sicheres Liebesnest, die Kinder sind abends oft länger fit als ich. Einmal haben sie uns durchs Schlüsselloch beobachtet beim Liebesakt. Seit da hab ich einfach Mühe, mich zu entspannen und wenn's dann wirklich ruhig ist, bin ich zu müde. Ich weiss, dass irgendwann wieder bessere Zeiten kommen, doch wie überleben wir die Zeit bis dahin?

Charlotte, 33 Jahre


Liebe Charlotte

Ihr solltet diese Zeit nicht überleben, sondern LEBEN! Da gibt’s nur eines: Klärt die Kinder auf – schliesst die Türe ab – verhängt das Schlüsselloch. Lasst Euch nicht nehmen, was ihr hattet und schiebt euren Sex nicht auf die lange Bank.

Die Neugierphase der älteren Kinder wird schon bald vorbei sein. Dann werden sie sich nicht mehr für das Sexleben der Eltern interessieren, ganz im Gegenteil - sie wollen gar nichts wissen davon. Deshalb nutzt die Phase vor allem, um Eure Kinder mit vielen Informationen in Form von Büchern, Bildern und Gesprächen zu versorgen. Wie das geht? Vielleicht geht Ihr alle zusammen in die Buchhandlung und sucht Euch verschiedene Aufklärungsbücher. Lasst die entsprechenden Bücher im Wohnzimmer rumliegen und schliesst sie nicht für besondere Gelegenheiten in den Schrank. Lasst sie die Kinder anschauen, schaut sie zusammen an. Ergreift die Gelegenheiten für Gespräche, aber unaufdringlich. Haltet keine Vorträge, sondern beantwortet Fragen und stellt Fragen. Damit „entschämt“ Ihr Euch alle. Ist auch gut für später. Vielleicht müsst Ihr Euch zuerst selbst kompetent machen, damit Ihr die Kinder kompetent machen könnt. Mein Buch LIEBESLUST kann Euch dabei helfen. Auch das Buch von Ann-Marlene Henning MAKE LOVE.

Nun zum Liebesnest. Sorgt dafür, dass Euer Schlafzimmer Euch ganz allein gehört, dass es vor allem Dir in diesem Raum wohl ist und Du ihn schön findest. Es soll Dein Rückzugsort sein, auch wenn Dir sonst mal die Decke auf den Kopf fällt. Die Kinder dürfen schon zu Euch kuscheln kommen, aber Euer Zimmer sollte tagsüber nicht einfach zugänglich sein. Es sollte nicht als Spielzimmer, Büro, Bügelzimmer benutzt werden. Wenn möglich, haltet die Türe geschlossen. Damit Eure Kinder lernen, dass da drin Eure Privatsphäre ist. Wenn Ihr Sex habt, verriegelt die Türe und verhängt das Schloss. Geschlossene Türen geben Sicherheit auf beiden Seiten der Türe. Wenn Du Dich allein oder Ihr Euch in Euer Zimmer zurückzieht, kündet das den Kindern an: "Ich brauche etwas Zeit für mich, bitte lasst mich allein für einen Moment“, "Wir machen jetzt einen Mittagsschlaf." "Ihr bleibt auf Eurem Zimmer bis dann." "Ihr könnt einen Film gucken." "Ihr dürft zu Freunden gehen." "Bitte nicht stören und nichts fragen kommen.“ usw. Je länger Eure Kinder am Abend aufbleiben, desto wichtiger sind Regeln wie: "Nach neun Uhr wollen wir nicht mehr gestört werden, beantworten wir keine Fragen, kontrollieren wir keine Hausaufgaben mehr.“ (Natürlich können Regeln auch Ausnahmen haben.)

Und wenn die Kinder fragen, was Ihr im Zimmer tut? Ob Ihr Sex habt? Dann sagt Ihr: "Wir wollen einfach etwas unsere Ruhe haben.“ "Wir wollen etwas für uns allein sein.“ Oder: "Das werde ich dir nicht beantworten.“ "Das brauchst du nicht zu wissen.“ "Das ist privat.“ "Du kannst jetzt aufhören zu fragen.“ Oder: "Sex haben ist das natürlichste auf der Welt, aber das wollen Kinder von den Eltern nicht wissen.“ (Oh ja, es kommt die Zeit, da wollen auch die Eltern von ihren erwachsenen Kindern nicht wissen, ob sie Sex haben.:-))

Und nun zu Euch. Sexualität verändert sich. Der Körper verändert sich. Auch ohne Störung von aussen wäre vielleicht die Sexualität etwas eingeschlafen. Wenn Verliebtheit, Aufregung und Herausforderung keinen Kick mehr geben, braucht es etwas anderes, damit die Liebeslust wieder in Euer Leben kommt. Es geht jetzt mehr darum, einen leidenschaftlichen, sanften und liebevollen Sex kennenzulernen, der die Seele erfüllt und Ähnliches bewirken kann wie “knisternde“ Erotik. Dazu gehören ein wenig Humor, eine gewisse Bodenhaftung und einen Hauch von Abenteuerlust. Du schreibst, Ihr hättet mehr Beziehungszeit. Dann füllt diese Zeit mit mehr Erotik. Denkt tagsüber mehr an Sex. Nährt sexuelle Vorstellung von Euch zwei. Berührt Euch mehr im Alltag. Umarmt und küsst Euch zwischendurch. Teilt Euch Eure Lust mit. Entdeckt Euch neu. Denkt Euch das Liebesleben in neuen Möglichkeiten. Erfüllung im Sex entsteht jetzt nicht mehr so sehr durch die Ekstase, die Überraschung, das Unbekannte, das Abenteuer, sondern durch die Vertrautheit der Seelen und Körper bis in die Zellen hinein. Nicht nur Leidenschaft ist das Ziel, sondern Glück. Glück entsteht durch den gemeinsamen Weg, den Ihr zurücklegt: "Glück entsteht in der Nähe des anderen, der das Glück annimmt.“  Das Glück der "Verlässlichkeit des Liebenden auf dem langen Weg.“  (Jörg Zink)

So, und nun ladet dieses Glück erotisch auf. Jedes Liebespaar braucht für sich eine erotische Kultur, die erotische Spannung, Anziehung und eine gewisse "Magie des Augenblicks“ weckt. Was uns gefällt, kann sich im Laufe der Zeit, mit fortschreitendem Alter oder durch neue Lebensumstände verändern. Entscheidend für die sexuelle Lust ist einzig und allein die Fähigkeit, über den Körper und alle Sinne verschiedenste Liebesvariationen wahrzunehmen und auszuleben. Also legt Euch vermehrt zu irgend einer Zeit oder vor dem Einschlafen nackt zueinander. Berührt Euch überall, auch an (und in) den intimen Zonen. Geniesst Eure Körper. Bringt Eure Gefühle und Eure Körper in Bewegung. Lasst Lust entstehen, anstatt auf die Lust zu warten. Wenn Du die Sicherheit im Sex haben verlernt hast, entdecke nochmals neu Dein eigenes Geschlecht. Was es mag. Wo und wie es auf Erregung reagiert. Finde neue Quellen der Erregung. Was es da alles zu entdecken gilt (auch für Männer), davon handelt mein Buch LIEBESLUST.

Also dann, auf ins Vergnügen! Herzlich - Veronika

 

Jetzt Buch LIEBESLUST bestellen!

Q&A Blog - Liebeslust RSS

© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.