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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

October 18, 2018

NIMM'S MIT HUMOR!

by Veronika Schmidt in Selbstbefriedigung, Selbsterfahrung, Solosex, Sünde, Aufreger, Humor, 2018


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Liebe Veronika

Ich habe Deine beiden Bücher gelesen und den Hossa Talk gehört. Einfach gut und hilfreich. Auch das Vorwort Deines Mannes im Buch "Alltagslust" ist äusserst spannend. Als Mann im Gespräch mit anderen Männern weiss ich um deren Nöte. Du weist als erfahrene und gläubige Sexologin wirklich auf Optionen der Hilfe hin. Das ist sehr wertvoll und befreit viele Menschen vom Leidensdruck. Früher war ich radikaler Gegner der Selbstbefriedigung (es sei Sünde). Dann habe ich meine Meinung geändert und seitdem geht es mir entschieden besser. Vielen Dank Dir!

Da ich oft und gerne Gedichte über verschiedene Themen schreibe, hier mein Gedicht zur umstrittenen Thematik - Herzliche Grüsse Martin.


Lieber Martin - schon lange nicht mehr so gelacht! Danke Dir! Meinen BLOG-Leser*innen will ich diese lustvollen Zeilen in der Manier Erich Kästners auf keinen Fall vorenthalten:

DIE SELBSTBEFRIEDIGUNG
Will einer der Partner kaum noch Sex, 
entsteht oft schnell ein Notkomplex. 
Dem Einem ist es bald zu viel, 
der Andre wünscht das Lustgefühl.
Und ist ein Partner häufig krank, 
gibt’s diesen Weg, ja Gott sei Dank. 
Für Singles die auch so allein 
wird Hand anlegen hilfreich sein.
Auch Frauen dürfen sich entdecken 
und dabei Gefühle wecken 
ihres Körpers sich bewusst, 
zu vertreiben Eros Frust. 
Zu eines Mannes Fantasie,
befreiend ist die Onanie. 
Von Schuldgefühlen wirklich frei 
steigert sich die Lust dabei.
Will ein Paar gut lernen lieben,
soll jeder an sich selber üben. 
Fachlich begründet rät Frau Schmidt, 
so Manchem der hier oft schon litt:
Mann übe locker in die Hand, 
rubble nicht, tus ganz entspannt. 
Auf diese Art geht´s wirklich gut. 
Danke Frau Schmidt: Sie machen Mut!

Q&A Blog - Liebeslust RSS

September 20, 2018

Nasse Orgasmen - weibliche "Ejakulation"

by Veronika Schmidt in Beckenschaukel, Erregung, Lust, Orgasmus, Selbstbefriedigung, Selbsterfahrung, Singles, Solosex, weibliche Sexualität, zu früh Kommen, weibliche Ejakulation, 2018


foto: adrien-olichon

foto: adrien-olichon

foto: adrien-olichon

foto: adrien-olichon

Hallo Veronika!

Es ist eine Bereicherung, sexuelle Themen von einer überzeugten Christin ausgeführt zu bekommen. Danke für Dein Engagement!

Ich bin Single. Vor 3 Jahren habe ich mich bewusst dafür entschieden, herauszufinden, ob ich sexuell normal funktioniere. Darauf habe ich damit begonnen, meinen Körper zu entdecken. Es war ein Entscheid aus "Gwunder", weil ich auch Sexualkunde unterrichte, weniger aus einer ungestillten Sehnsucht heraus. Da ich mit den altbekannten "Dogmen" aufgewachsen bin, liess ich diese Entdeckung davor gar nie zu. Für mich war klar, ich spare meine Sexualität für eine spätere Ehe auf. Inzwischen finde ich meine Solosexualität einfach spannend und will es zur Freude geniessen, aber auf keinen Fall davon abhängig werden. Mich nimmt wunder, wie ich funktioniere und was alles “möglich” ist. Noch immer ist es mein tiefster Wunsch, Sexualität mit meinem zukünftigen Ehepartner auszuleben. Wie bei so vielen Singlefrauen in meinem Alter sind die “guten Männer” rar :-)...

Nun meine Frage. Wenn ich meine Scheide entdecke, kommt es ab und zu vor, dass ich bei der Entspannung plötzlich schwallartig Flüssigkeit verliere oder ausstosse. Ich habe bereits ein bisschen gegoogelt und gelesen, dass das eigentlich eher selten ist. Bin ich da irgendwie eine Ausnahme? Weil ich das inzwischen weiss, verkrampfe ich mich zusehends, weil ich es nicht mehr zulassen möchte. Es ist mir unangenehm, auch weil danach alles nass ist. Irgendwie konzentriert sich jetzt alles darauf: "Passiert das dieses Mal wieder oder nicht?" Und natürlich frage ich mich, ob das in einer Partnerschaft nicht zu einem Problem werden könnte? Weisst Du mehr darüber? Wie geht wohl ein Partner mit so was um? Hast Du schon davon gehört oder so etwas erlebt?

Vielen Dank für Deine Antwort!
Jekatharina, 35 Jahre


Liebe Jekatharina

Den weiblichen feuchten Orgasmus – die weibliche Ejakulation – gibt es! Mindestens in meinem Beratungsalltag ist das gar nicht mal so selten, was mich anfänglich tatsächlich überraschte, genauso wie die häufigen multiplen Orgasmen, die mir begegneten. Gläubige Frauen sind demnach „sexualtechnisch“ und in ihren Lustmöglichkeiten überhaupt nicht benachteiligt, im Gegenteil. Es gibt Frauen, die unbedingt ejakulieren können möchten und viele Männer, die das aufregend und geil finden. Den unangenehmen Begleiterscheinungen kannst Du mit einem Tuch entgegenwirken und mit Deinem zukünftigen Liebhaber darüber sprechen, was euch erwarten könnte. Deswegen brauchst Du dir vermutlich keine Sorgen bezüglich einer Partnerschaft zu machen. Hingegen ist Dich in der Sexualität kontrollieren zu wollen und zu verkrampfen keine gute Idee, denn dadurch beschneidest Du das Loslassen und damit das Erleben der Lust.

Doch was geschieht eigentlich in Deinem Körper, was Du da beschreibst? Etwa eine Fingerlänge innerhalb der Scheide liegt an der vorderen Scheidenwand (Bauchseite) die G-Zone. Die G-Zone meint einerseits das hinter der Scheidenwand liegende Schwellgewebe der Klitoris rund um die Harnröhre und das um die Harnröhre liegende Prostata-Drüsengewebe. Beides kann von der Scheide her massiert und stiumuliert werden. Die Drüsen heissen Skene-Drüsen oder auch weibliche Prostata und besitzen Öffnungen in die Harnröhre hinein. Bei sexueller Erregung und bei Stimulation der G-Zone produzieren diese Drüsen Flüssigkeit, welche aus der Harnröhre ausfliesst, was weibliche Ejakulation genannt wird (Menge etwa einen Teelöffel). Diese Flüssigkeit ähnelt stark verdünnter Milch und ist leicht süsslich, da sie Fructose und Glucose enthält.

illustration: liebesbegehren

illustration: liebesbegehren

Reibende und massierende Berührungen der G-Zone lösen bei vielen Frauen zunächst einmal das Gefühl aus, pinkeln zu müssen. Das hängt damit zusammen, dass die G-Zone sehr nahe an der Harnröhre ist. Durch Üben kann Frau lernen, die Harnröhre und den Harndrang zu unterscheiden von der sexuell erregenden Wahrnehmung der G-Zone. Manchen Frauen gelingt es, sich allein durch Druck der G-Fläche bis zum Orgasmus zu erregen. Gleichzeitig das Becken zu bewegen, verstärkt die Erregung.

Manche Frauen ejakulieren für sie unbemerkt, weil die Menge nicht gross ist. Möglicherweise fliesst bei einigen Frauen die Flüssigkeit über die Harnröhre in die Blase zurück und wird erst beim nächsten Toilettengang mit dem Urin ausgeschwemmt. Die von Dir beschriebene klare Flüssigkeit überschreitet diese Menge und hat auch eine klare Farbe. Dies ist so, weil sich bei manchen Frauen die Drüsenflüssigkeit mit Flüssigkeit aus der Harnblase vermischt. Dies geschieht bei sehr hoher Erregung und einer Art der Stimulation mit sehr starker Reibung an der G-Zone. Wenn Du dabei gleichzeitig die Beckenbodenmuskeln stark anspannst und hoch erregt bist, kann es kurzzeitig im Orgasmus zu einem Kontrollverlust über die Schliessmuskeln (vor allem dem Harnröhrenverschlussmuskel) kommen. Dadurch kann es bei Pressen und hoher Anspannung in den Beckenbodenmuskeln ganz eindrücklich herausspritzen (auch ohne Orgasmus möglich).

Die Berührung der G-Zone allein führt nicht zwingend zum Orgasmus. Auf diese Weise zum Orgasmus zu gelangen muss geübt werden. Die Zone „aus dem Dornröschenschlaf“ zu wecken macht aber sowieso Sinn, um im Geschlechtsverkehr in der Vagina drin viel mehr wahrnehmen zu können und die Berührungen durch den Penis zusätzlich zu allen anderen Stimulationen lustvoll zu erleben. Sprich, Stimulation der G-Zone ist eine Erweiterung des erotischen Potenzials.

Man nennt diesen Vorgang Squirting oder squirten, was übersetzt „spritzen“ heisst. Je mehr die Frau dabei gleichzeitig die Beckenbodenmuskeln anspannt oder nach unten presst, desto mehr Flüssigkeit wird, meist schwallartig, herausgespritzt. Dieser Vorgang ist nicht zu vergleichen mit der männlichen Ejakulation. Frauen können in diesem Sinne nicht ejakulieren. Möchtest Du lieber nicht spritzen, kannst Du versuchen, mit weniger Anspannung zum Orgasmus zu kommen. Im Buch ALLTAGSLUST sind entsprechende Übungen mit dem Beckenboden und Stimulationstechniken beschrieben.

Weiterhin viel Freude am Entdecken Deiner Sexualität, herzlich - Veronika

Q&A Blog - Liebeslust RSS

April 26, 2018

EIN PAAR REVOLUTIONIERT SEINE SEXUALITÄT

by Veronika Schmidt in Beckenschaukel, Ehe, Ehesex, Erregung, Gleichberechtigung, Liebe, Lust, Orgasmus, Selbstbefriedigung, Selbsterfahrung, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Sextoys, Solosex, Zusammenleben, Rollenbilder, 2018


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Liebe Veronika

Wir möchten dir nach längerer Zeit eine Rückmeldung geben, was Deine Hilfe und Beratung bei uns alles ausgelöst hat, verbunden mit einem grossen DANKESCHÖN.

Vor etwa drei Jahren stiess Miriam in der Zeitschrift FAMILIY auf ein Interview mit Dir und die Buchempfehlung für Dein erstes Buch LIEBESLUST. Ihr Interesse war geweckt, denn du trafst mit Deiner Sicht als Frau und Christin den Nerv und die Punkte, die uns einen neuen Zugang verhiessen zu unserer Sexualität. Die praktischen Hinweise und Deine Art, „althergebrachte“ sogenannte Glaubenssätze zu hinterfragen und aufgrund der Bibel zu prüfen, waren für uns nachvollziehbar. Sie veränderten unsere Sichtweise auf Dinge, die wir seit dem Beginn unserer Beziehung fraglos aus eigener Prägung und christlicher Jugendgruppenzeit übernommen hatten.

Ich rechne es Miriam hoch an, dass sie den Mut hatte, vor zwei Jahren zu Dir in einen Kurs zu gehen. Wir kamen dann auch noch zu Dir in die Paarberatung. Wir merkten: Es war nicht nur ihre Sache. Du hast uns deutlich aufgezeit, was wir ändern und woran wir arbeiten sollten, damit wir beide eine erfülltere und reichhaltigere Sexualität erleben dürfen. Danach waren wir beide herausgefordert: Ich musste lernen, meine Ansprüche zu zügeln um Miriam mehr Raum um Zeit für sich selbst zu geben. Das fiel mir nicht leicht. Was sich über Jahre eingeschliffen hat, ist nicht von einem Tag zum anderen zu ändern.

Miriam begann, sich mit sich selbst und ihrem Körper auseinanderzusetzen. Das war für sie nicht nur einfach. Sie sah den Nutzen nicht ein - und sich selbst zu befriedigen war für sie neu und ungewohnt. Nach wenigen Wochen hörte sie auf damit, da sichtbar nichts passierte. Ich war frustriert. Wie sollten wir weiterkommen? Meine Bitte, weiterzumachen, empfand sie als Druck. Wir waren nach einem halben Jahr in einer Sackgasse. Wir wollten aber weitermachen. Gespräche und die Lektüre Deines Blogs gaben uns wichtige Impulse. Sehr hilfreich war in dieser Zeit auch die Lektüre von KOMM, WIE DU WILLST von E. Nagoski und später die praktischen Hinweise in Deinem neuen Buch ALLTASLUST.

Deine Sicht im Buch über das Rollenverständnis von Frau und Mann zeigte uns, dass beide nur gewinnen können, wenn der Mann der Frau vertraut, und man sich gegenseitig Raum und Zeit gibt für sich selbst. Wir machten ab, dass jeder von uns - zum ersten Mal in über 30 Jahren Ehe - einen Abend pro Woche in getrennten Zimmern verbringt, um unsere Körpererfahrungen zu erweitern. Schlüssel zum Weiterkommen war die Entspannung: Es einfach geschehen und zulassen, ohne Fixierung auf den Höhepunkt. Es dauerte etwa vier Monate, bis Miriam mir eines Tages eine SMS schickte „Ich hab’s geschafft!“. Der Orgasmus durch Selbsbefriedigung war für sie zuerst aber wenig befriedigend. Der bisherige „Maschinen-Orgasmus“ mit starkem Vibrator war zuverlässiger zu erreichen. Nach über 20 Jahren mechanisch immer gleicher Reizung bis zum Höhepunkt war es schwer, Wege zu neuen Emfpindungen zuzulassen. Irgendwann aber ging es dann. Dabei waren Langsamgkeit und der Einbezug des ganzen Körpers durch verschiedene Berührungen hilfreich.

Selbstbefriedigung war für Miriam in erster Linie Mittel zum Zweck, so wie es Nagoski definiert, als „therapeutische Selbstbefriedigung“. Sobald es ging, wollte sie es nur noch praktizieren mit mir als Mann. Ich wäre da offener und könnte mir gut vorstellen, dass sie auch mit sich selbst weiter „übt". Miriam beschrieb ihren neuen Weg zur (vorerst klitoralen) Befriedigung mit einem Trampelpfad durch eine dichte Hecke. Aus diesem Pfad wurde im Verlauf der letzten Monate durch weiteres, nun gemeinsames Üben eine ordentliche Strasse - genau wie Du es beschrieben hast. Wir sind nun daran, durch langsame Bewegungen und Druck das gegenseitige Empfinden beim vaginalen Verkehr zu erweitern. Da ist schon einiges passiert, und wir sind auf gutem Wege - ohne Erwartungsdruck.

Es ist spannend, nach so langer und guter Ehezeit Entdeckungsreisen zu erleben, die andere vermutlich schon zu Beginn ihrer Parternschaft machen.

Und die „Maschine“’? Den Vibrator benutzen wir alle ein bis zwei Monate. Im Gegensatz zu früher, wo durch mechanische Stimulation ein "normaler" Orgasmus möglich war, erlebt Miriam nun bei unserem Zusammensein etwas, das wir den „galaktischen Sternentanz“ nennen - einen Orgasmus, der nach dem Überschreiten des Höhepunktes mit oder ohne Stimulation anhält. Nur leichte, weitere Reizungen mit oder ohne Penetration im äusseren und inneren Bereich reichen, um sie in einem ausgedehnten Orgasmus über längere Zeit schweben zu lassen, bis sie genug hat. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass es so etwas gibt. Es ist nicht unser Ziel, das jetzt immer zu erreichen. Denn in jedem Fall ist das gesteigerte sexuelle Erleben, die Sensibilisierung innerhalb unserer intakten Beziehung, die wir auch auf anderen Ebenen pflegen und hegen, ein Geschenk, das wir nach über 30 Jahren Ehe sehr geniessen.

Unsere Begegnungen sind vielfältiger geworden, genussvoll, erfüllend. Das sexuelle Lernen ist möglich. Wir mussten aber alte Denkweisen und Verhaltensmuster überwinden, was nicht so einfach war, weil wir ja geprägt sind von unserer Geschichte und den bisherigen Werten. Umwege, Rückschläge und Umleitungen auf diesem Wege gehören dazu. Wir haben gelernt: Man muss sie aushalten lernen und trotzdem dranbleiben. Das ist mit Risiken verbunden und erfordert Zeit, Geduld und Offenheit.

Auch wenn wir viel Neues zulassen und ausprobieren: Es gibt weiter Unterschiede in den Erwartungen und der Art, wie wir beide den Sex erleben wollen. Das habe vor allem ich als Mann lernen müssen - als der mit dem Gaspedal. Ich habe erkannt, die Frau geht nur von der Bremse, wenn nicht ständig Gas gegeben wird. Da arbeiten wir weiter dran. „Affaire à suivre...“. Das hält es lebendig und spannend.

Liebe Grüsse - Daniel und Miriam


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April 12, 2018

ICH BEFRIEDIGE MICH NACH DEM SEX NOCHMALS SELBST

by Veronika Schmidt in Aufreger, Ehesex, Orgasmus, Selbstbefriedigung, Selbsterfahrung, Selbstverantwortung, Solosex, weibliche Sexualität, 2018


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Liebe Veronika

Ich bin seit 6 Jahren mit meinem Partner zusammen und seit vier Jahren verheiratet. Wir lieben uns, und unser Sex ist wunderschön. Ich komme jedes Mal, wenn auch meist hauptsächlich durch klitorale Stimulation. Seit der Geburt unseres kleinen Sohnes habe ich aber oft das Bedürfnis nach Selbstbefriedigung nach dem Sex. Nicht, weil der Sex mit meinem Mann nicht befriedigend ist. Es steckt ein anderer Wunsch dahinter: mich selbst zu spüren, nicht abgelenkt zu sein, ganz allein zu sein mit mir und meinem Körper.

Beim Sex mit meinem Mann prasseln so viele Eindrücke auf mich ein - sein Geruch, seine Stimme, sein Körper, dann mein und sein Orgasmus... ich geniesse es, ich finde es wirklich wunderschön. Nach dem Sex gehen wir nacheinander ins Bad. Und manchmal geniesse ich es dann, alleine mit mir selbst zu sein. Meist komme ich auch sehr schnell zu einem zweiten Orgasmus, der sich ganz anders anfühlt, aber auch tief befriedigend ist. Ich habe ihm nie etwas davon erzählt, weil es ihn sehr traurig machen würde. Prinzipiell halte ich Selbstliebe für etwas Schönes, er hält es für schlecht. Dabei hat es wirklich nichts mit ihm zu tun, sondern eher mit dem Wunsch, meinen Körper in einer ruhigen, entspannten Minute für mich zu haben. Dazu sollte ich vielleicht sagen, dass ich noch voll stille und unser Sohn sehr viel Nähe braucht. Kann es damit zusammenhängen? Kann es unserer Beziehung schaden, wenn ich dieses kleine Geheimnis habe?

Liebe Grüße Clara, 27 Jahre


Liebe Clara

Du stellst Fragen! Hättest Du mir Deine Mailadresse hinterlassen, ich hätte mich wohl darum gedrückt, Dir öffentlich zu antworten. Denn ich höre im Geiste schon wieder die Empörung durch den Äther rauschen. Ich glaube, ich muss die Fragebogen-Einstellungen ändern… :-)

Als Antwort stellen sich hier zwei Fragen. Die eine ist, soll mein Partner über jedes kleinste Detail von mir Bescheid wissen, oder gibt es auch innerhalb der Ehe eine gewisse Privatsphäre, die nur mir gehört – gewisse Gedanken, Wünsche, Fantasien, Gefühle, Handlungen? Lassen wir uns gegenseitig einen gewissen Spielraum? Die andere Frage ist, wie stehe ich und mein Partner zu Selbstbefriedigung im Allgemeinen und in der Ehe? Heisse Fragen!

Nun lebst Du mit einem Mann zusammen, der Selbstbefriedigung schlecht findet. Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder Du lebst mit Deinem kleinen Geheimnis oder Du mutest Eurer Beziehung eine Auseinandersetzung zu zum Thema Selbstbefriedigung. Ich kann für Dich nicht abschätzen, wie gross im zweiten Fall die Erschütterung Eurer Beziehung sein wird. Vor einiger Zeit verfasste ich einen BLOG zu Tyrannei der Intimität. Dabei ging es zwar nicht um die Ehe, aber im Grundsatz lässt sich das Geschriebene auf die Beziehung übertragen. Jede*r Partner*in besitzt ein Recht auf freie Gedanken, Fantasien und hat Handlungsspielräume, seinem Individuum entsprechend. Man kann diese mitteilen, muss sie aber nicht. Im Gegenzug hat man auch das Recht zu sagen, „ich will das gar nicht wissen.“ Die Tyrannei kann zwei Wege gehen: in den anderen, in seinen Kopf, sein Herz eindringen wollen oder aber den anderen mit den eigenen Gefühlen, Gedanken, Wünschen zu bedrängen. Beides ist nicht richtig, denn die Grundsätze von Liebe sind Freiwilligkeit, Achtung gegenüber der anderen Person und Respekt für deren Autonomie.

In einer Ehe muss man damit leben lernen, dass der/die eine etwas gut findet und es deshalb macht, auch wenn die/der andere das dämlich findet. Oder der/die andere macht etwas explizit nicht, obwohl die/der andere das gut finden würde. Wenn diese Freiräume nicht möglich sind, absolute Symbiose gelebt werden muss, wird es sehr eng in einer Beziehung. Was meist irgendwann einen Ausbruch zur Folge hat. Natürlich sollen wir als Paar gemeinsame Werte und Normen formulieren und leben und Grenzen definieren, das ist sogar alles sehr wichtig. Wir brauchen ein grundsätzliches Commitment, welches nicht dauernd in Frage gestellt werden darf.

Nun die Frage: Gilt „gewisse Freiräume“ auch für Sexualität, für Teile der persönlichen Sexualität? Gehört mein Körper, inklusive der Sexualität, nun mir oder dem anderen oder beides? Wie sind die „Besitzverhältnisse“? Da wir uns in der christlichen Lebenswelt mit diesen Fragen nicht auseinandersetzen, vieles noch nie bedacht haben, regieren Unwissen, Halbwissen, Mythen, willkürliche Regelwerke. Dazu werde ich in absehbarer Zeit einen BLOG-Beitrag schreiben.

In Eurem Fall gilt es zu überlegen und zu diskutieren, ob es eine Unterscheidung von persönlicher Solosexualität und Paarsexualität geben darf. Das ist von Paar zu Paar sehr individuell. Für die einen kommt Selbstbefriedigung in der Paarbeziehung überhaupt nicht in Frage – nicht einmal für die Selbsterfahrung. Bei Frauen meist aus Gründen der Scham und des Ekels. Männer übertragen eher ihre eigene negative Erfahrung von an Pornografie gekoppelte Selbstbefriedigung auf das Thema. Doch ich kenne viele Paare, vor allem solche mit unterschiedlichen sexuellen Bedürfnissen, die diesen Unterschied mit Solosex ausgleichen, ohne Bedenken. Dann gibt es leider auch viele Paare, die über längere Zeiträume keinen Sex mehr haben, weshalb der/die eine sich mit Solosex über Wasser hält.

Wie bei vielen Dingen ist es die Dosis, die das Gift macht. Moderate Selbstbefriedigung fördert eher die Lust auf mehr Paarsex und bringt auch mehr sexuelle Fähigkeiten hervor*. Doch am Ende der  Skala finde ich mich in der Situation wieder, wo ich vor lauter Selbstbefriedigung weder Zeit für, noch Lust auf andere Dinge habe, auch nicht auf Paarsex. Wenn es keinen Spass mehr bringt, wenn's einsam macht, wenn es mehr elender Zwang als Genuss ist, wenn es sich schlicht nicht mehr gut anfühlt, dann sollte man aufhören, beziehungsweise es gar nicht so weit kommen lassen.

Jetzt schreibst Du, dass es sich gut für Dich anfühlt. Du beschreibst schön und nachvollziehbar Dein Bedürfnis dahinter. Und meiner Meinung nach ist das völlig legitim. Es bringt Dich in Deine Mitte, denn Du bist mit Haut und Haar momentan auf Beziehung und Bindung gepolt. Das Schöne an der ganzen Sache ist, Du machst bereits Erfahrung mit multiplen Orgasmen, die Du in einer weniger intensiven Zeit dann vielleicht ja auch zusammen mit Deinem Mann erleben möchtest.

Ich wünsche Dir viel göttliche Weisheit, Dein Dilemma mit gesundem Menschenverstand zu lösen. Herzlich - Veronika

 

*Du persönlich könntest zum Beispiel Deinen vaginalen Innenraum entdecken, die Beckenschaukel dazu einsetzen und so lernen, auch mit dem Penis in der Vagina drin mehr zu erleben, um beim Vaginalverkehr einen Orgasmus zu bekommen. 


Alles zum Thema SELBSTBEFRIEDIGUNG
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April 5, 2018

FRAU IN DER PORNOFALLE

by Veronika Schmidt in Erregung, keine Lust, Lust, Orgasmus, Porno, Selbstbefriedigung, Selbsterfahrung, sexuelle Komponenten, Solosex, weibliche Sexualität, Sexuelles Begehren, 2018


foto: tony lam hoang

foto: tony lam hoang

foto: tony lam hoang

foto: tony lam hoang

Liebe Veronika

Erst einmal vielen Dank für Deinen BLOG und die Arbeit, die Du hier machst! Es macht einfach viel Spass, so positiv über Sexualität zu lesen.

Ich habe schon lange Zeit ein grosses Problem mit Pornografie. Ich bin sehr jung hineingerutscht, und mit der Zeit hat es sich, gepaart mit exzessiver Selbstbefriedigung, zur Sucht entwickelt. Das macht mich sehr traurig, weil mir immer mehr auffällt, wie sehr ich dadurch mein sexuelles Empfinden und auch mein Verlangen im Kopf kaputt gemacht habe. Meine Sexualität war von Beginn weg an Pornos gebunden.

Ich tue mittleiweile aktiv etwas gegen meine Sucht und schaffe das auch immer besser. Ich habe meine Methoden gefunden, wie ich keine Pornos mehr schaue, und der Gedanke an die Clips erregt mich immer weniger. Aber meine Lust "umzupolen" auf Berührung und ganz natürliche Phantasien, das schaffe ich bis jetzt noch nicht, deswegen schreibe ich Dir.

Von Deinem Blog habe ich total viel gelernt über Lust und sexuelles Empfinden, aber halt mehr nur in der Theorie. Im Alltag ist meine Lust quasi nicht vorhanden. Wenn ich mich berühre, erregt mich das fast gar nicht, weil ich sonst immer mit Druck masturbiert habe. Deswegen will ich Dich um Hilfe dabei bitten. Ich will endlich eine gesunde und erfüllte Sexualität haben, in der ich mich selber spüre und die ich lustvoll empfinde. Was kann ich tun?

Ganz lieber Gruss und vielen Dank. Lore, 18 Jahre


Liebe Lore

Kennst Du mein neues Buch ALLTAGSLUST? Daraus könntest Du einiges lernen, um mehr in Deinen Körper zu kommen. Dass Du Erregung nicht gut spürst, hat nicht nur mit Deiner Porno-Vergangenheit zu tun, sondern schlicht und einfach mit der Art und Weise, wie Du gelernt hast, Dich zu befriedigen. Nämlich mit ganz hohem Druck, hoher Körperspannung und mechanischer Reibung, vermutlich an einer bestimmten Stelle bleibend - den Kopf dabei in einem Film und nicht im Körper selbst. Diese Art der Erregung kann zwar sehr effizient sein, aber eben nicht sehr genussvoll. Du und Dein Körper vertrauten jahrelang darauf, dass die erotischen Bilder, gepaart mit dem hohen Druck und der mechanischen Reibung, Dich zum Orgasmus bringen. Doch je mehr der Körper seine Muskeln spannt, desto weniger können Du und Dein Körper effektiv spüren, was auch die Fantasien entsprechend prägt. Dass Deine inneren Bilder noch nicht dem entsprechen, was Du Dir wünschst, sollte Dich erstmal nicht kümmern. Deine Bilder werden sich verändern, indem Du mehr mit Deinem Körper spürst und dich dabei mehr wahrnimmst.

Wenn Du in der Erregung eine hohe Körperspannung erzeugst, wird das Blut aus Deinem Beckenbereich weggepresst. Doch die Blutzirkulation brauchen wir für die Wärme und damit die bessere Wahrnehmung in den Genitalien. Wenn Du zudem den Atem anhältst oder nur im oberen Brustbereich atmest, verlierst Du den Kontakt zu Deinem Beckenbereich, deinen Genitalien und damit die Erregung. Du solltest mit Deinem Körper in die Bewegung kommen, in nur kleine Beckenbewegungen, den Körper räkeln, gepaart mit dem Atem, den Du bewusst aus dem Bauch heraus ausatmest. Auf diese Weise wirst Du auch automatisch wieder in den Bauch einatmen. Damit kann Dein Blut im ganzen Körper zirkulieren, Du nimmst viel mehr wahr, spürst die Erregung besser.

Du kannst so lernen, ganz gezielt mit Beckenbewegungen die Erregung zu steigern. Gleichzeitig berührst Du Dich aussen an der Vulva (und wahlweise am ganzen Körper) und auch innen in der Vagina, ohne viel Druck, mit entsprechender Atmung. Und kommst schliesslich so zum Orgasmus. Bei der Erregungssteigerung wird zwar auch auf diese Weise Muskelspannung entstehen, aber mehr eine wechselseitige An- und Entspannung. Denn ganz ohne Kraft können wir nicht zum Orgasmus kommen. Berühre Deinen Körper auch, ohne dass es sexuell werden muss. Lege beispielsweise Deine Hände auf die Vulva und den Vagina-Eingang beim Einschlafen. Räkle und berühre Deine nackte Haut vor dem Einschlafen oder nach dem Aufwachen usw.

Dieses Umlernen braucht etwas Zeit. Es ist alles beschrieben im Buch ALLTAGSLUST. Ich würde Dir raten, vor allem auch die „15-Minuten-Übung“ zu praktizieren und die Anleitung zum „ausgedehnten Orgasmus“ zu beachten. Und dann – üben, üben, üben, ohne Stress, sondern mit Genuss – habe ein bisschen Geduld mit Dir – und sei lieb zu Dir!

Du wirst so sehr in der Wahrnehmung des Körpers sein, dass die Bilder vorerst gar keinen Platz haben und brauchen. Später kannst Du Deiner Fantasie wieder freien Lauf lassen. Diese wird sich Durch Deine veränderte Körperwahrnehmung und der Wahrnehmung von Dir selbst als einer sinnlichen Frau ebenfalls verändern.

Ich hoffe, dass hilft Dir vorerst weiter und motiviert Dich, dran zu bleiben und Dich nicht entmutigen zu lassen.

Herzlich - Veronika

Q&A Blog - Liebeslust RSS

February 15, 2018

WENN NUR DIE SELBSTBEFRIEDIGUNG NICHT WÄRE...

by Veronika Schmidt in Aufreger, Bibel, Buch, Porno, Selbstbefriedigung, Selbsterfahrung, Selbstverantwortung, Sexualität allgemein, Solosex, Sünde, 2018


foto: alex boyd

foto: alex boyd

foto: alex boyd

foto: alex boyd

Selbstbefriedigung ist und bleibt der Dauerbrenner und wird, so glaube ich, einfach nicht verstanden. Deshalb versuche ich wieder einmal, etwas dazu zu erklären. Wenn ich Kritik via „Hörensagen“, direkt oder per Mail zu meiner Tätigkeit oder zu meinen Büchern einstecke, dann praktisch nur zum Thema Selbstbefriedigung. Vor kurzem sah ich ein paar Buchrezensionen zu meinem Buch ALLTAGSLUST. Allgemein waren sie sehr wohlwollend. Ausser eben…


In einer dieser Rezensionen steht: "(…) würde ich mir aber mehr Achtung für das Gewissen des Einzelnen wünschen. So ist die Selbstliebe, eine verschönte Bezeichnung für Selbstbefriedigung, für sie (Veronika Schmidt) eine wichtige Grundlage zum Erlernen der sexuellen Liebesfähigkeit, denn wer nicht weiß, was ihm guttut, wird schwerlich befriedigt werden. Ich denke aber, dass dieses Erlernen auch im Miteinander der Beziehung geschehen kann, und dass „Selbstliebe“ nicht dafür die Voraussetzung sein muss. Ob Selbstbefriedigung in Ordnung ist, ist in christlichen Kreisen umstritten. Es kann nicht richtig sein denjenigen, der dabei ein schlechtes Gewissen hat, zur Selbstbefriedigung zu drängen. Letztendlich sollte jeder selbst entscheiden, ob die Maßstäbe der Bibel für ihn uneingeschränkt gültig sind, oder ob er sie lieber durch moderne, wissenschaftliche „Erkenntnisse“ relativieren will. In der Bibel findet sich gottgewollte Sexualität immer innerhalb einer Beziehung, zwischen Ehemann und Ehefrau."

Und in einer anderen: "(…) Zwei Dinge habe ich aber trotzdem zu bemängeln. Zum einen die Ausführungen zum Thema Selbstbefriedigung, die für mich eher wie eine lange Rede um den heißen Brei wirken, ohne wirklich eine Aussage zu treffen. Dazu kommt, dass ich generell Bibelstellen vermisse. Es handelt sich ja um einen Sexualratgeber für Christen, warum zitiert man dann Jörg Zink, anstatt die Bibel. Das habe ich, auch wenn ich die Zitate sehr treffend und schön finde, nicht ganz begriffen."

Ja, die Bibelstellen. Christen suchen immer nach Bibelstellen. Um zu beweisen, zu rechtfertigen und sich in moralischen Fragen zu orientieren. Christen sind versessen auf Details. Als wäre die Bibel ein Lebenshilfe-Buch. Ist sie natürlich, aber nur im globalen Sinn. Biblische Orientierung ist eine im grossen Bogen. Letztlich dem grossen Bogen der Liebe. Der Liebe Gottes zu uns Menschen und der daraus folgenden Liebe zueinander. Daraus resultiert Gnade und Barmherzigkeit. Das hilft mir persönlich, um mich in Details des Lebensalltags zu orientieren. Es gab ja mal die grosse Bewegung WWJD (what would Jesus do). Gerade in Bezug auf sexuelle Themen lebte Jesus explizit Liebe und Barmherzigkeit und nicht Gesetzlichkeit. Ich habe jede nur erdenkliche Bibelstelle zum Thema Sex in LIEBESLUST oder in ALLTAGSLUST oder in jeweils beiden Büchern verwendet. Mehr* gibt die Bibel dazu beim besten Willen nicht her. Ausser wir projizieren unsere Haltung aus vorgefassten und vorgeprägten Meinungen in sämtliche Bibelstellen zu Unzucht und Ehebruch - mit dem bekannten Resultat der Verdammung.

Diese zwei Rezensionen haben mir die Augen dafür geöffnet, was das Missverständnis im Thema sein könnte, das mir bis anhin vielleicht auch nicht so recht klar war. Unsere Missverständnisse sind ja immer Kommunikationsprobleme. Was der Absendende einer Botschaft rüberbringen will, wird oft vom Empfangenden ganz anders verstanden. Grund sind unserer Prägungen, Brillen, Ohren, Dogmen, Wertvorstellungen, unser jeweiliger Lebens- und Glaubenskontext - ich höre, was ich zu hören glaube.

Der Augenöffner ist für mich die Aussage, ich redete zum Thema Selbstbefriedigung um den heissen Brei herum, ohne wirklich eine Aussage zu treffen. Erst dachte ich: Hallo???... das Buch ALLTAGSLUST ist eine einzige Aussage zu Selbstbefriedigung… wie kann man das übersehen! Und dann realisierte ich, dieser Person fehlten nicht Erklärungen zur Selbstbefriedigung als Sache an sich, sondern die moralische Rechtfertigung und Begründung dazu. Das Missverständnis baut sich auf zwischen MORAL und LEBENSPRAXIS. In diesen zwei konkreten Fällen steht die Lebenspraxis offenbar für suspekte „moderne, wissenschaftliche `Erkenntnisse`“. In der Buchbesprechung eines Onlineportals stand deswegen, ich hätte einen „beliebigen, säkularen" Ratgeber geschrieben. Ich wäre im Buch "fachlich, aber nicht geistlich". Was zwischen den Zeilen auch heissen könnte: "Ist sie überhaupt richtig gläubig – GLINUS**?"

Was gibt es dazu zu sagen, die Moral ist schnell abgehandelt:

Zu Selbstbefriedigung findet sich rein gar nichts in der Bibel, nichts, nada!
Selbstbefriedigung ist nur "gefühlt" unanständig. Aus der Bibel lässt sich für Selbstbefriedigung keine moralische Rechtfertigung aber auch keine moralische Verdammung ableiten. Eine Rechtfertigung lässt sich nur aus der Schöpfung selbst und ihrer Erforschung erkennen. Doch offenbar ist die Schöpfung (und damit der Schöpfer?) "suspekte moderne `Erkenntnis`". Wenn in der einen Rezension als Begründung gegen Selbstbefriedigung steht, dass in der Bibel gottgewollte Sexualität immer innerhalb einer Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau stattfindet, dann wird hier schlicht und einfach dem Thema Selbstbefriedigung Gewalt angetan, die eigene Meinung in die Bibel hineininterpretiert. Dann wird Paarsexualität als einzige Form der Sexualität anerkannt, alles andere ist Sünde. Die Selbstliebe (dieses Wort gilt als „beschönigend“) wird als schöpfungsmässig gegebener Entwicklungsschritt, als Lernfeld oder zur Befriedigung von (sexuellen) Sehnsüchten völlig negiert.

Der Gang um den heissen Brei
Es gibt keinen Gang um den heissen Brei. Meine Aussage ist: Ja, ich bin für Selbstbefriedigung aus verschiedensten Gründen, die man nachlesen kann. Das „Ja“ tropft aus allen Poren meines Blogs und meiner Bücher. Aber ja, Selbstbefriedigung ist freiwillig, kein Zwang. Ich dränge niemanden dazu, auch nicht in der Beratung. Und nochmals, die „biblischen Massstäbe zu Selbstbefriedigung“ gibt es nicht, sehr wohl aber das schlechte Gewissen, weil es uns ab dem 18. Jahrhundert eingetrichtert wurde („Der Untergang der Welt durch Onanie“). Davor war Selbstbefriedigung kein Tabu. Selbst die Kirchenväter waren bezüglich Sexualität nicht zwingend prüde, sofern der Geschlechtsverkehr in der Ehe stattfand. Was man den Kirchenvätern vor allem vorwerfen kann, ist ihre ausgesprochene Frauenfeindlichkeit, die dann sehr wohl sexistisch und schuldzuweisend war. Es würde sich sehr lohnen, ein paar Bücher zur Geschichte der Sexualität zu lesen oder im Internet zu recherchieren.

Die Abwehr kommt aus der eigenen Geschichte
Ekel dem eigenen Körper und allem Sexuellen gegenüber, eigenes Unwissen, moralische Zeigefinger aus Ideologien, Idealisierungen, Glaubenssystemen, Werturteilen und Denkweisen, schlechte Erfahrungen bestimmen unsere Grundhaltung zu Sexualität und wie sie ausgelebt werden kann. Wir sind geneigt, unsere eigenen Erfahrungen auf andere oder in die Bibel hinein zu projizieren.

Ja, Selbstbefriedigung kann zur Sucht werden und damit problematisch
Selbstbefriedigung kann als Ersatzbefriedigung dienen, zum Stressabbau, als Ausweichmittel bei Problemen. Sie kann problematisch werden, vor allem in Zusammenhang mit Pornografie. Alle Genussmittel dieser Welt können uns abhängig machen: Essen, Zucker, Schokolade, Kaffee, Alkohol, Zigaretten, Fernsehen, Computerspiele, Smartphones, Sport, Social Media, Zeitunglesen, Liebesfilme, Liebesromane, Arbeit, Hobbys, Kritiksucht… All das kann uns einsam machen, abhängig, unzufrieden, vom Partner wegbringen.

Lernfeld Selbstbefriedigung

In der Schöpfung angelegt
Wir werden in die Welt geboren – und können – nichts. Was uns mitgegeben wurde, sind ein paar Reflexe: Atemreflex, Saugreflex, Schluckreflex, Klammerreflex usw. Alle unsere Fähigkeiten zum Leben müssen wir uns aneignen, müssen erlernt werden: Sitzen, Laufen, Sprechen, selbständig Essen, Lesen, Schreiben, Rechnen, Kommunizieren, Frust aushalten usw. Gott hat uns Menschen auf eine Weise geschaffen, die uns herausfordert und geradezu zwingt, alles, wirklich alles, aneignen zu müssen in einem Lernprozess. Auch die Sexualität. Sexuelle Lust, sexuelles Begehren, sexuelle Fantasien, emotionale Intensität, sexuelle Selbstsicherheit, Verführung, Liebesgefühl, Kommunikation, erotische Kompetenz, sexuelle Erregung und Erregungssteigerung – alles angelernt. Angelernt sind auch alle Abwehrreaktionen zu Sexualität, geprägt durch Botschaften, die wir erhalten oder nicht erhalten haben, durch unbewusst aufgenommene Reaktionen unserer Umgebung.

Gegeben sind uns allein der Erregungsreflex und das biologische Geschlecht 
Bei Knaben sehen wir den Erregungsreflex bzw. Erektionen unmittelbar, schon beim Säugling. Er greift zudem häufig zum Penis. Der Knabe, bzw. der Mann kommt zur Welt und hält seinen Penis in der Hand, um ihn nicht mehr loszulassen bis zu seinem Tod. Aus genau diesem Grund ist für den Mann der Zugang zu seiner Sexualität viel leichter als für die Frau. Für ihn ist sich anfassen und Erregung und Erektion selbstverständlich, was im Kindesalter keinerlei sexuelle Komponente hat, sondern sich einfach gut anfühlt. Entsprechend bilden sich in seinem Hirn Synapsen für Berührung, Wahrnehmung und Erregung seines Geschlechtsorgans. Es gibt praktisch keinen Mann, der sich nicht im Laufe seiner Entwicklung irgendwann selbst befriedigt.

Frauen besitzen selbstverständlich ebenfalls den Erregungsreflex, aber Frauen können ihre eigene Erregung nicht automatisch sehen. Sie können sie höchstens fühlen, doch auch das nehmen viele Frauen gar nicht war. Weshalb viele von ihnen nicht auf die Idee kommen, sich unten anzufassen und zu stimulieren. Oder wenn sie es tun, werden sie ermahnt und davon abgehalten. Frauen erzählen mir häufig, dass sie als Kleinkinder auf dem Boden schaukelten oder sich dagegen pressten, geschaukelt hätten auf einem Stuhl oder Schaukelpferd, sich angefasst hätten, aber dann davon abgebracht wurden. Vielen Frauen fehlen die entsprechenden Erregungserfahrungen durch die Entwicklung hindurch - ausser den „bösen“ Mädchen. Und somit fehlen ganz vielen Frauen die Synapsen im Hirn für Erregung und Erregungssteigerung und Wahrnehmung derselben, vor allem auch für den Innenraum der Vagina. Deshalb können sie nicht durch die Bewegungen des Beckens und des Beckenbodens beim Geschlechtsverkehr und durch die Berührungen des Penis zum Orgasmus kommen, sondern brauchen die äusserliche Stimulation. Was vollkommen in Ordnung ist - doch Frauen wünschen sich eben manchmal auch das andere.

Brachland Information
Oft bekommen Kinder und Jugendliche im Elternhaus keine Informationen zu ihrer sexuellen Entwicklung. In der christlichen Lebenswelt hören sie dafür später die mahnenden Botschaften, aber keine Ermutigung. Inzwischen werden zwar Kinder und Jugendliche aufgeklärt. Das bestätigen erfreulicherweise viele junge Paare in meinen Vorträgen. Doch die Auseinandersetzung mit Selbstbefriedigung, sexueller Identität, sexueller Selbstsicherheit, sexueller Eigenverantwortung und Informationen zu Sexualität an sich sind darin meist nicht enthalten. Im Gegenteil – selbst ganz junge Christen bekommen immer noch das Selbstbefriedigungsverbot zu hören – wenn auch vielleicht nicht mehr von Gemeindeverantwortlichen, sondern von Jugendgruppenleitern oder auch Gleichaltrigen. Der „Ehrenkodex“ mit Selbstoffenbarung und Rechenschaftspflicht hat sich mit dem Problemkreis Pornografie eher sogar wieder verstärkt.

Keine erfüllte Sexualität der Frau ohne Selbstbefriedigung
Ich kenne keine einzige Frau mit einer schon in jüngeren Jahren erfüllt erlebten Sexualität und Orgasmusfähigkeit, die sich nicht entweder in der Jugend selbst befriedigt hat oder sich später auf einen Weg der Selbstentdeckung begab. Und ich kenne keinen einzigen Ehemann, der damit ein Problem hätte, im Gegenteil. Aber ich kenne haufenweise Frauen, die den Sex erst in der zweiten Lebenshälfte geniessen können, weil sie so lange brauchten, ihren Körper zu entdecken - und haufenweise darob frustrierte Ehemänner.

Die grösste Hürde der unerfahrenen Frau ist, dass sie weder weiss, wie sich ein Orgasmus anfühlt, noch wie sie die Erregung dahin steigern kann. Mir wird immer wieder gesagt, das kann man doch mit dem Mann zusammen entdecken. Kann man, selbstverständlich. Wenn wir aber davon ausgehen, dass wir neu erlernte Fähigkeiten Tausend Mal wiederholen müssen, bis sie sitzen, dann rechne, wie oft ein Paar Sex haben sollte, bis dieser vor allem für die Frau erfüllend wird… Die Krux ist nur, dass Frauen gar keinen Sex wollen, solange er ihnen keinen Spass macht, ausser bis zum erfüllten Kinderwunsch. Üben, üben, üben gilt auch für den Sex.

Keine erfüllende ganzheitliche Orgasmus-Wahrnehmung beim Mann, ohne sinnvolle Selbstexploration
Da Jungs nur mahnende Informationen zu Selbstbefriedigung bekommen, erfahren sie oft nicht, dass ihr Rubbelmodus unter hohem Druck der Hand und grosser Anspannung im Körper den kleinstmöglichen Genuss bringt – die kurzfristige Entladung und Erleichterung. Da „es“ aus besagten Gründen schnell über die Bühne gehen muss, wird dieser Modus laufend verstärkt und der Genuss bleibt auf der Strecke. Das bleibt für viele Männer auch in der Paarsexualität so, einfach, weil sie es nicht besser wissen und gelernt haben. Das macht sie nicht gerade zu tollen Liebhabern, und für sie selbst ist noch viel Genusspotenzial zu entdecken, vor allem via Langsamkeit und bewusste Wahrnehmungs- und Atemschulung. Auf diese Weise wird der Sex auch zu nährendem Sex.

Das Suchtproblem
Zur Suchtproblematik steigert sich die Selbstbefriedigung vor allem durch Pornokonsum. Dabei liegt das Problem der Pornografie- und Selbstbefriedigungsspirale genau in diesem mechanischen Modus versteckt: Heimlich, schnelles Rubbeln, viel Druck, Atem anhalten, schnelle Entladung, die oft nicht mal recht wahrgenommen wird, oftmals bei grosser Häufgkeit gar keine richtige Entladung mehr, dann zunehmend auch Erektionsprobleme (unabhängig vom Alter). Auf diese Weise ist im Körper ganz wenig bis keine Wahrnehmung vorhanden, denn Augen und Kopf sind nach aussen gerichtet. Damit die körperliche Aufladung überhaupt noch funktioniert, müssen die optischen Reize zudem immer stärker werden.

Ein gänzlicher Verzicht auf Selbstbefriedigung wird dieses Problem nicht lösen, weil wir das Schädliche nicht durch etwas Hilfreiches ersetzten, sondern nur ein Vakuum schaffen. Dieses Vakuum können wir zwar auch anderweitig sinnvoll füllen, sprich sublimieren. Doch damit haben Männer noch nichts Neues gelernt für ihre sexuelle Entwicklung und Erfüllung und nichts für die Paarsexualität.

Grosses Kino
„Grosses Kino“, sagte mir kürzlich ein junger Ehemann nach einem Vortrag und drückte mir dankend die Hand zum Abschied. Ihr lieben „Moralapostel der Selbstbefriedigung“ da draussen. Ihr wisst gar nicht, wie frustriert Ehemänner und Ehefrauen über ihre erlebte Sexualität sind, und wie sehr sie sich nach lustvollen Erlebnissen miteinander sehnen. Und das wirklich Schöne daran ist – man kann das lernen, wenn es einem erlaubt ist. Für diese Erlaubnis werde ich mich weiterhin mit aller Kraft einsetzen – gegen alle Widerstände.

Herzliche Grüsse - Veronika

 

*  Es gibt in den diversen Lebensgeschichten der Bibel natürlich noch viel mehr sexuelle Szenen, deren Interpretation einige interessante Ansätze zu Tage fördern könnte über Gottes Haltung zu Sex. Doch diese waren nicht geeignet, um Sex als lernbare Fähigkeit zu vermitteln oder das Zusammenleben von Liebespaaren zu illustrieren.

** GLINUS = Insiderbegriff für „gläubig in unserem Sinne".


Zum Thema:

Der grösste Aufreger in der Kirche Teil 1

Der grösste Aufreger in der Kirche Teil 2

BLOG-Beiträge mit dem Stichwort SELBSTBEFRIEDIGUNG

Q&A Blog - Liebeslust RSS

June 8, 2017

Selbstbefriedigung wird zum Problem

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Erregung, falsche Scham, Gott, Lust, Selbstbefriedigung, Selbsterfahrung, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Solosex, Sünde, 2017


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

In meiner Teeniezeit habe ich begonnen, meinen Körper zu erforschen. Ich habe in einem Heft gesehen, wie man sich selbst befriedigt. Dies hat mein Interesse geweckt. Über mehrere Jahre steigerte sich die Selbstbefriedigung, und ich konnte nicht mehr unter die Dusche, ohne es zu tun. Und dann, aus dem Nichts, überrollte mich ein schlechtes Gewissen. Ich bekam das Gefühl, Gott habe nicht Freude an meinem Tun. Immer wieder betete ich dafür, dass er mich von diesem Zwang befreit. Das hat er tatsächlich getan. Von einem Tag auf den anderen bin ich davon losgekommen.

Zwei Jahre herrschte dann Ruhe, bis ich mit meinen ersten Freund zusammenkam. Damit erwachte auch das Gefühl der Lust wieder in mir. Wir haben nicht zusammen geschlafen, aber uns einige Male gegenseitig stimuliert. Nach jeder Erregung überkam mich das altbekannte schlechte Gewissen von früher. Wir haben dann häufig zusammen gebetet und uns wieder klar gemacht, wo unsere Grenzen sind. Die Beziehung ist mittlerweile auseinander, aber meine Lust hat sich verstärkt.

Jedes Mal, wenn  ich mich selbst befriedige, kommt danach dieses komische Gefühl der Leerheit, obwohl ich es höchstens dreimal im Monat mache. Das nervt mich. Ich weiss unterdessen, dass meine Lust gut und normal ist, aber die Leerheit danach und das schlechte Gewissen vor Gott machen mich manchmal fertig. Wie komme ich davon los?

Mireille, 25 Jahre


Liebe Mireille

Jeder Form der Lustbefriedigung, sei es Alkohol, Süssigkeiten, Essen, Sport, Faulenzen, Fernsehen, Social Media und eben auch Sex oder Selbstbefriedigung, kann zum Problem werden. Das heisst, zum Problem wird sie dann, wenn sie masslos und zu einem unkontrollierbaren Drang wird, der mich andere Pflichten vernachlässigen lässt, mir schadet oder ich den Konsum immer mehr steigern muss, um noch Befriedigung zu spüren. Dass es dazu kommt, hängt zum einen damit zusammen, dass alle diese Dinge uns, beziehungsweise das Hirn und den Körper, glücklich machen. Verliebtheit, Liebe und Orgasmen aktivieren denselben Hirnmechanismus des Wünschens (Belohnungssystem im Hirn) wie Alkohol, Nikotin, Kokain und Heroin. Egal aus welcher Lustquelle, auf dem Gipfel der Lust schüttet der Körper eine Menge Dopamin aus, welches uns in einen Rausch der Euphorie versetzt. Und dieser Rausch kann uns abhängig machen.

Ein Mensch wird dabei nicht von der „Droge“ oder Handlung abhängig, sondern von dem Gefühls-, Erlebnis- oder Bewusstseinszustand, der Euphorie, die dadurch hervorgerufen wird. Die Entstehung einer Abhängigkeit ist eine schleichende, individuell verlaufende Entwicklung, die bestimmte Voraussetzungen braucht, und die Gründe dafür sind vielschichtig. Lange nicht jeder Mensch wird „süchtig“ nach dieser Euphorie, sondern der in sich ruhende Mensch geniesst und wird dadurch in seinen Bedürfnissen gestillt.

Einige persönliche Faktoren begünstigen eine dranghafte Entwicklung. Einsamkeit, unerfüllte Sehnsüchte, Selbstzweifel, Ablehnungserfahrungen, soziale oder moralische Konflikte fördern die Abhängigkeit, aber auch mangelnde Konfliktfähigkeit, instabiles Selbstwertgefühl, Störungen in der Beziehungsfähigkeit, geringe Frustrationstoleranz. Alles Einflussfaktoren, die besonders in der Pubertät die Gefühlswelt in Aufruhr versetzen und nach einer möglichen Beruhigungsquelle suchen lassen.

Dass Dich Deine Selbstbefriedigung in der Pubertät zu beunruhigen begann, könnte einfach darauf hinweisen, dass Dir die Häufigkeit der Selbstbefriedigung nicht mehr behagte. Denn eine Situation sollten wir dann ändern, wenn uns nicht mehr wohl ist damit. Wir beispielsweise das Gefühl haben, dass unser Verhalten uns nicht gut tut und es uns kein erfülltes Leben ermöglicht. Dir einen Weg mit Gott zu suchen, davon wieder loszukommen, war eine sinnvolle Problemlösungsstrategie. Daraus zu schliessen, Selbstbefriedigung an sich sei nicht gottgewollt, ist eine Frage der Interpretation. Und diese wiederum eine Frage des Wissens und der Kenntnisse, welche Dir wohl gefehlt haben.

Genauso ist die Frage nach der Leere eine der Interpretation. Die Nach-Orgasmus-Phase ist ein sehr sensibler Moment. Die Franzosen nennen den Orgasmus „la petite mort“ – der kleine Tod. Und einige Menschen beschreiben die damit verbundenen Gefühle als „komische innere Leere“. Menschen, die Selbstbefriedigung ablehnen, werden sagen, die Leere kommt von der Selbstbefriedigung. Ich würde Dir sagen, durch die Selbstbefriedigung kommst Du in einen hochsensiblen körperlichen und geistigen Zustand, in dem Dir Deine tiefsten Sehnsüchte ganz besonders bewusst werden und auch der Wunsch nach einem liebenden Gegenüber. Denn Sexualität bedeutet immer auch ein Stück weit, loszulassen, die Kontrolle zu verlieren, ungeschützt zu sein.

Das schlechte Gewissen in Bezug auf Gott ist eine Frage der Kondition, geprägt durch das, was man Dir zu Sexualität vermittelt oder eben auch nicht vermittelt hat und Deiner eigenen Schlussfolgerungen daraus. Wenn Du Dir erlauben kannst, die Selbststimulation zu geniessen, wird sich Dein Denken dazu verändern. Dann werden Du und Dein Körper lernen, dass gut ist, was sich gut anfühlt. Und somit sind wir wieder beim Drang angelangt. Dranghaftes Verhalten entwickelt sich vor allem dort, wo Menschen wenig Zugang zu ihrem Körper haben. Weil sie dadurch nicht lernen, den eigenen Körper zu genießen und auf diese Weise ihre sexuellen Sehnsüchte zu stillen.

Ich habe in der Beratung Menschen kennengelernt, deren Selbstbefriedigung eine unkontrollierbare Dimension angenommen hatte, weshalb sie erst einmal komplett damit aufhören wollten. Einige müssen vielleicht erst einmal ganz damit aufhören, andere aber gerade nicht, weil sie es dann besser schaffen, in einen Genussmodus hinein zu kommen. Ein sexueller Drang ist immer bestimmt durch einen Automatismus. Aus diesem müssen Menschen herauskommen in eine bewusste Handlung. Dafür müssen sie lernen, bewusst zu spüren und in die Langsamkeit hineinzukommen. Sie müssen lernen, ihr Genital zu explorieren, das heißt zu erkunden, statt es mechanisch und dranghaft zu stimulieren. Selbststimulation bewusst zu genießen, bringt viel eher einen selbstbestimmten Genuss und hilft besser, von einem unkontrollierbaren Drang wegzukommen. Erst wenn ich die Freiheit habe, etwas zu tun, habe ich auch die Freiheit, es zu lassen.

Liebe Mireille, ich hoffe, diese „Abhandlung“ hilft Dir, für Dich einen selbstbestimmten Weg mit dem ganzen Thema Selbstbefriedigung zu finden.

Herzliche - Veronika

Q&A Blog - Liebeslust RSS

May 12, 2017

Der Weg zum Orgasmus ist ein Krampf

by Veronika Schmidt in Beckenschaukel, Lust, Orgasmus, Selbsterfahrung, sexuelle Komponenten, Solosex, Erregung, 2017


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Ich kann zwar einen Orgasmus haben, doch irgendetwas in mir sagt, dass da noch viel mehr geht. Ich komme zum Orgasmus, wenn mich mein Mann mit der Zunge unten stimuliert - und ich meine Bauchmuskeln sehr anspanne. Der Weg zum Orgasmus ist für mich anstrengend, auch wenn sich die Anstrengung auszahlt - kurz aber sehr schön. Ich habe das Gefühl, ich muss den Höhepunkt mit viel Kraft tief aus mir herauskitzeln? Geht das auch mit weniger Muskelanstrengung?

Danke sehr für Deine Antwort und Hilfe - wir lesen gerade gemeinsam(!) Dein Buch Liebeslust (uns gegenseitig vor). Das tut uns gut - sozusagen einen Dritten zu Wort kommen zu lassen und unbefangen laut darüber zu lesen.

Herzliche Grüße, Samantha, 31 Jahre


Liebe Samantha

Wir Menschen eignen uns im Laufe der sexuellen Entwicklung unterschiedliche Formen der sexuellen Erregungssteigerung an. Das Sexualkonzept SEXOCORPOREL unterteilt diese in vier Grundmodi:

Modus 1 – mit Druck (der archaische Modus)

In diesem Modus wird die Erregung über Anspannung und Druck gesteigert. Viele Frauen (etwa 1/3) kommen in diesem Modus zum Orgasmus. Sie bewegen sich dabei kaum, sondern üben meist nur Druck auf die Geschlechtsregion aus. Oft liegen sie dabei auf dem Bauch und halten die Beine übereinandergeschlagen. Einige Frauen kommen auf diese Weise effizient zum Orgasmus, doch andere erleben nur ein ganz kurzes „anderes“ Gefühl. Denn die hohe Körperspannung verhindert, dass sich die Erregung im ganzen Körper verteilen kann, was den Orgasmus nicht sonderlich genussvoll macht. Auch in der Paarsexualität macht dieser Modus Schwierigkeiten, weil da Bewegungen und Muskelspiel (u.a. des Beckenbodens) gefragt sind.

Modus 2 – mit Reibung (der mechanische Modus)

In diesem Modus wird das Geschlechtsteil durch mechanische Reibung bis zum Orgasmus erregt. Generell ist Reibung der am weitesten verbreitete Modus der Erregungssteigerung bei allen Menschen, aber vor allem bei den Männern. Auch hier kann die Muskelspannung hoch sein. Abgesehen von der Hand wird bei dieser Erregungsvariante ebenfalls wenig bewegt. Oft wird in diesem Modus mit dem Älterwerden durch immer intensiveres Reiben (und extremeren pornografischen Reizen) versucht, die schwindende Erektion zu halten. Auch in diesem Modus wird das volle Erregungs- und Wahrnehmungspotenzial nicht ausgeschöpft.

Modus 3 – mit fliessenden Bewegungen (der ondulierende Modus)

In diesem Modus kommen weiche fliessende Bewegungen zur Anwendung mit wenig Spannung. Vor allem Frauen versetzen sich so in einen genussvollen Zustand. Dadurch werden zwar viele Wahrnehmungen geweckt, der Körper sensibilisiert und in angenehme Erregung versetzt, aber oft gelingt es nicht, auf diese Weise zum Orgasmus zu kommen. Denn es fehlt die nötige Kanalisation für die Erregungssteigerung bis zum Point-of-no-return. Solche Menschen spüren zwar hohe Erregung, aber sie können sie nicht auf den Punkt bringen.

Modus 4 – die Doppelschaukel (der wellenförmige Modus)

Diesen Modus sollten wir anstreben. Er lässt gezielte und lockere Bewegungen sich abwechseln, variiert zwischen schnellerem und langsamerem Tempo, und benützt bewusst den Atem für die Erregungssteigerung. Es ist ein Spiel mit Muskeltonus, Tempo und Raum (Bewegungsweite), das die Erregung durch den ganzen Körper strömen lassen kann. Mit konzentrierten rhythmischen kleinen Beckenbewegungen (Beckenschaukel)und mit differenziertem Muskelspiel des Beckenbodens wird die Erregung gesteigert, angehalten, wieder gesteigert, bis sie schliesslich den Point-of-no-return überschreitet. So entsteht die perfekte Mischung aus Diffusion und Kanalisierung, sowohl im Unter- wie auch im Oberkörper (doppelte Schaukel).

Selbstverständlich gibt es alle möglichen Kombinationen der Erregungsmodi. Aber es kann helfen, sich darüber im Klaren zu werden, auf welche Weise man sich hauptsächlich erregt. In Deinem Fall ist es sicher der Druckmodus. Ich rate Dir, Deinen Körper nicht primär anzuspannen, wenn Dich Dein Mann im Genitalbereich stimuliert, sondern in Bewegung zu kommen mit Deinem Becken, und dabei den Atem auszustossen und wieder tief in den Bauch strömen zu lassen. In meinem Buch, das Ihr lest, wird Dir das erklärt. So wirst Du mehr spüren, mehr Lust empfinden, diese besser im Körper verteilen und gezielt steigern können.

Probiere Berührungen an Deinem Körper, Deinem Genital aussen und innen und Bewegungen auch mit Dir selbst aus, damit Du in deinen eigenen Empfindungen zuverlässiger wirst. Mit Hilfe meines neuen Buchs „ALLTAGSLUST – ganz entspannt zum guten Sex“, das am 1. August 2017 erscheinen wird, kannst Du einen genussvollen und ausgedehnten Orgasmus erlernen.

Herzliche Grüsse - Veronika

Q&A Blog - Liebeslust RSS

February 24, 2017

Ich bin total verkorkst

by Veronika Schmidt in Aufklärung, falsche Scham, Partnerwahl, Selbsterfahrung, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstbefriedigung, Selbstverantwortung, Singles, Solosex, Stress, weibliche Sexualität, 2017


bild:  jana brike

bild: jana brike

bild:  jana brike

bild: jana brike

Hallo Veronika

Ich bin in einer christlichen Familie aufgewachsen und hatte eine glückliche, behütete Kindheit. Aber es gibt eine Sache die mich mehr und mehr beschäftigt. Sex! Sexualität war nie ein Thema in meiner Familie. Leider... Sex wurde totgeschwiegen. Meine Eltern waren in Bezug auf dieses Thema immer verschlossen und verkrampft. Zärtlichkeiten wurden nur flüchtig ausgetauscht. Mein Vater wurde streng und konservativ erzogen und konnte nie gut Gefühle zeigen. Bis heute gibt es zwischen uns höchstens zwei Umarmungen im Jahr oder aber nur einen Handschlag. Über Gefühle rede ich mit meinen Eltern eigentlich nicht.

Als ich siebzehn war, wollte ich die Pille und später auch endlich die Erlaubnis, bei meinem damaligen Freund zu übernachten. Die Reaktionen waren immer „gleich sehr aufgebracht“. Als wäre Sex schmutzig, verboten und würde sich in der Welt alles nur um Sex drehen. Entsprechend waren meine Sexerfahrungen mit meinem Freund auch negativ. Ich fühlte mich fast immer „körperlich benutzt“, hatte manchmal auch Schmerzen und war mit dem Kopf in einer Spirale von negativen Gedanken gefangen. Bald hatte ich keine Lust mehr auf Sex. Spaß erst recht nicht. Streit und Frust waren vorprogrammiert. Ich begann mich richtig zu hassen und zu schämen und stellte mir die Frage, warum ich nicht normal sein konnte, wie andere Mädels in meinem Alter. Ich war an der Grenze zur Depression und habe mich auch heimlich selbst verletzt, weil ich mich so hasste und nicht weiter wusste.

Irgendwann ging die Beziehung in die Brüche, doch wir verstehen uns immer noch gut. Ich dachte okay... macht nichts. Du bist ja noch jung, siehst nicht schlecht aus, wirst dich bestimmt schnell wieder verlieben. Vielleicht klappt es ja mit einem gläubigen Mann. Das ist nun sechs Jahre her. So lange bin ich jetzt Single und habe niemanden an mich ran gelassen. Je näher mir ein Mann kommt, desto panischer reagiere ich. Mit jedem weiteren Jahr steigt die Angst, niemanden mehr zu finden und jemals noch positive Erfahrungen in Bezug auf Sexualität und Liebe machen zu können.

Meine grösste Angst ist, wieder jemanden zu enttäuschen, da ich offensichtlich so kaputt bin. Manchmal könnte ich nur weinen. So wollte ich nie sein. Ich spüre einen großen Druck in mir und habe manchmal regelrecht Zukunftsängste. Mittlerweile gehe ich kaum mehr weg. Oder bin danach gefrustet darüber, niemanden kennengelernt zu haben. Dann versuche ich mir einzureden, es auch alleine zu schaffen im Leben... nur um im nächsten Moment eine riesige Sehnsucht zu spüren nach einem liebevollen, passenden Partner.

Ich denke, mit mir stimmt was nicht. Was soll ich nur tun? Vielleicht, kannst du mir helfen. Du bist die erste Person, der ich jemals davon erzähle... Ich danke dir so sehr für dein offenes Ohr!

Liebe Grüße Liliane, 26 Jahre


Liebe Liliane

Nichts an Dir ist falsch und Du bist mit Deinen Gefühlen weder abnormal noch allein. Viele junge Menschen quälen sich ab mit ihrem Selbstwert, ihren Enttäuschungen und ihren unerfüllten Sehnsüchten. Und es ist gut, dass Du Dein Herz nun jemandem öffnest. Das ist der erste Schritt, um zu Dir selbst zu finden.

Deine Geschichte zeigt eindrücklich, wie sehr der Zugang zu unserer eigenen Sexualität und unserer Körperlichkeit darüber entscheidet, wie wir uns fühlen. Unsere Seele und unser Geist wohnen in einem Körper, und zwar ganz, mit allem was dazugehört, auch der Sexualität. Das ist so von Gott vorgesehen. Und er hat dazu gesagt, dass es gut so ist. Wir können und sollen den Körper sorglos annehmen, uns an ihm freuen, sagt Jörg Zink: „Wir haben nicht einen Körper, wir sind Körper. Ich sehe nicht, wo eine Grenze sei zwischen Körper und Seele. Ich kann nicht sagen: Hier hört der Körper auf, dort fängt die Seele an, sowenig ich trennen kann zwischen Geist und Seele. Wir sind Körper, vom Geist beseelt“, so beschreibt er das Geheimnis der Ganzheit des Menschen in seinem Buch "Was bleibt stiften die Liebenden".

Wertschätzen wir den Körper nicht, hat das einschneidende Folgen für unser Selbstgefühl, unser Selbstverständnis und unseren Selbstwert. Auch für eine gelingende Paarbeziehung brauchen wir ein starkes Selbstgefühl, damit wir in der Verbundenheit wachsen können und gemeinsam für den Alltag und das Sexleben lernen. Wenn Menschen, und ganz besonders Frauen, ihre Sexualität entdecken und lieben und in ihrer Sexualität stark werden, hat das unmittelbare Auswirkungen auf ihr Selbstbild und ihr Auftreten. Eine gesunde Sexualität lässt uns zu starken und selbstwirksamen Menschen werden. Was gleichzeitig die beste Voraussetzung für eine befriedigende Partnerschaft ist. Damit sollte Deine grösste Angst nicht mehr sein, jemanden zu enttäuschen, denn das wirst Du sowieso hin und wieder. Nein, Deine Sorge sollte sein, dass Du Dich selbst und Deinen Körper genügend liebst. Und das kannst Du nur, wenn du Dich selbst und Deinen Körper gut kennst.

Auch ein „gläubiger Mann“ wird nicht zwingend wettmachen können, was mangelnde Wertschätzung und Ermutigung in der Entwicklung Deiner Sexualität bis jetzt verhindert haben. Aber Du selbst kannst einiges dafür tun. Denn für Deinen Körper, für dessen Empfindungen, für Dein seelisches Wohlbefinden bist in erster Linie Du ganz allein verantwortlich. Bist du bei Dir und in Deinem Körper zu Hause und kannst Du ihn gut „bewohnen“, dann kannst Du mit Dir selbst im Reinen sein.

Selbstliebe und Selbsterfahrung

Speziell Frauen müssen lernen, mit der Krone des Selbstbewusstseins und der sexuellen Selbstsicherheit auf dem Haupt durchs Leben zu gehen. Dein Körper kann Dir dabei helfen. Über die Selbstliebe und Selbsterfahrung wirst du einen neuen Zugang zu Deinem Körper bekommen und Dich mehr lieben lernen. Das Buch LIEBESLUST ist zwar als Ehebuch erschienen, aber es ist durchaus ein Buch für alle Menschen, die einen Zugang zu ihrem Körper und ihrer Sexualität finden wollen. Es kann Dir dabei helfen, Dich in der Selbsterfahrung zu entdecken.

Auf diesem Weg kannst Du die negativen Botschaften in Deinem Kopf nach und nach ausser Kraft setzten. Doch viele Christen wollen nicht wahrhaben, dass wir über Sexualität mit uns selbst zu einer besseren Beziehung zu uns selbst finden. In christlichen Gemeinschaften ist die Selbstliebe die am meisten polarisierende Frage. Trotzdem werde ich zur Selbstliebe immer wieder etwas sagen und dazu ermutigen. Weil die Selbstliebe die Übungsanlage für lustvollen Sex und unverkrampfte Geschlechtlichkeit ist.

Sexuelle Selbstsicherheit

Wir können lernen, unseren Körper zu mögen – unser Körper kann uns lernen, uns selbst zu mögen.

Mit der Körperhaltung und dem Körperempfinden kann ich meine Gefühle und Gedanken positiv beeinflussen. Umgekehrt informiert mich mein Körper über meine Befindlichkeit. Also sollte ich lernen, besser auf meine innere und die Körperstimme zu hören. Natürlich, es braucht Zeit und Übung, um in eine neue, förderliche innere und äußere Haltung zu kommen. Ein elastischer, freier und kraftvoller Beckenboden stabilisiert unseren ganzen Körper und hat Auswirkungen nicht nur auf die Körperhaltung und Beweglichkeit, sondern auch auf das ganze Lebensgefühl und auf die Sexualität. Gezielte Übungen helfen, den Körper selbstbewusster zu bewohnen, weil wir seine Empfindungen bewusster wahrnehmen. Wer seinen Beckenboden gut spüren kann, weiß besser, was er will und was er nicht will. Diese Erfahrung mache ich immer wieder in der Beratung. Den Beckenboden zu wecken, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem kraftvollen Selbstgefühl und ebenso zur Lust.

Ich hole tief Atem, spanne den Beckenboden, richte mich auf, strecke die Wirbelsäule. Stelle die Füße fest auf den Boden, die entspannten Knie über dem Sprunggelenk. Mein Kopf thront erhoben. Und schon spüre ich meine innere Kraft. Der Beckenboden ist unser Körperzentrum und Lustzentrum gleichzeitig. Dieses Muskelgeflecht ist die Stütze, die meinen Körper aufrichtet und mir eine starke innere und äußere Haltung ermöglicht. Indem ich tief in den Beckenboden hinunter atme, bewirkt er in mir Ausstrahlung und stärkt mein Selbstgefühl. Mein Rücken wird gerade, mein Kopf reckt sich nach oben, meine Augen erheben sich vom Boden und richten sich geradeaus. Die Brust streckt sich nach vorne. Meine Hüften bewegen lässig die Beine Schritt für Schritt nach vorne. Meine Arme schwingen locker mit. Mein Gang wird sicherer, bestimmter, und aufrechter. Jetzt spielt es keine Rolle, ob ich makellos bin. Ich bin wunderbar, weil Gott mich so gemacht hat. Ich mag mich, wie ich bin. Das drückt mein Körper aus. Ich fühle es in meinem Unterleib. Ich bin verbunden mit meinem Unterleib. Ich bin, was ich fühle. Ich beginne, es meinem Körper zu glauben. Die anderen glauben es mir. Man sieht es in meinen entspannten Gesichtszügen. In meinem leuchtenden Blick, der Intensität in meinem Blick.

Bin ich mit mir selbst im Reinen, werde ich Menschen anziehen, die mir guttun und mich inspirieren. Die Kraft, eine Situation zu verändern und Lösungen für ein Problem zu suchen, liegt vor allem in uns selbst. In der Wertschätzung von uns selbst. Und so werde ich in erster Linie für mich selbst attraktiv sein und in der Folge für jemand anderer.

Liebe Liliane, dieses Selbstverständnis wünsche ich Dir von ganzem Herzen. Und auch den Glauben daran, dass Gott Dich wunderbar gemacht hat, Dich bedingungslos liebt und vorbehaltlos zu Dir steht. Herzliche Grüsse - Veronika

Berührendes Video, wie Frauen ihre Vulva wahrnehmen
Wenn Du das Gefühl hast, Du brauchst was, um in Deiner Persönlichkeit zu wachsen und heil zu werden, hier der Tipp für ein Selbsthilfebuch: DAS KIND IN DIR MUSS HEIMAT FINDEN von Stefanie Stahl
Q&A Blog - Liebeslust RSS

September 23, 2016

Erotische Gefühle der gleichgeschlechtlichen Freundin gegenüber

by Veronika Schmidt in Aufreger, Homosexualität, Lust, Liebe, Selbstbefriedigung, Singles, Solosex, 2016


homoerotischegefuehle.ipg
homoerotischegefuehle.ipg

Hallo Veronika

Die Frage ist mir unangenehm, und trotzdem beschäftigt mich das Thema stark: Wie gehe ich als Singlefrau mit meinen sexuellen Bedürfnissen um? Seit einigen Monaten habe ich eine Frau kennengelernt, die mir mittlerweile eine sehr gute Freundin ist. Einerseits im Gespräch, aber auch im Gebet und im miteinander Sein, verstehen wir uns sehr gut. Was mich stark verunsichert - mein Körper reagiert auf ihre Zärtlichkeiten.

Für mich ist klar, ich möchte mein Leben nicht mit einer Frau verbringen, sondern mit einem Mann und auch gerne eine Familie haben, was im Moment leider nicht vorhanden ist. In meiner Herkunftsfamilie wurde Zärtlichkeit nicht gross gelebt, und ich mag mich an kein miteinander Kuscheln erinnern...

Warum reagiere ich auf meine Freundin so körperlich? Sollte ich auf Abstand gehen? Wie kann ich einen guten Umgang mit meiner Sexualität finden, wenn ich sie nicht wirklich ausleben kann? Ich merke, dass es mir schwerfällt, diese Fragen zu stellen, da in christlichen Kreisen nicht gross darüber geredet wird... Ich hoffe Du kannst mir weiterhelfen...

Dankeschön und Gruss von Noemi, 33 Jahre


Liebe Noemi

In uns allen ist der Erregungsreflex angelegt, den wir nicht kontrollieren können. Dieser bewirkt, dass vor allem "Mann" auf optische oder auch andere Reize unwillkürlich reagiert mit einer Erektion. Erst mit zunehmendem Alter reagiert der Reflex nicht mehr so stark. Sowohl bei Männern wie auch bei Frauen ist diese körperliche Reaktion nicht kontrollierbar. Aber weil bei der Frau die unmittelbare Reaktion äusserlich nicht sichtbar ist, bemerkt sie diese oft nicht. Vielleicht stellt sie erst später beim Toilettengang fest, dass da viel Sekret ist. Selbst bei unangenehmen sexuellen Reizen, wie abstossenden Bildern oder sogar Übergriffen und Vergewaltigung, kann der Körper der Frau mit Erregung reagieren und in der Folge die Vagina feucht werden.

Optische Reize, ausgelöst durch Liebes- oder Sexszenen in Filmen, in der Fantasie ausgelöste Reize durch Liebes- oder Sexszenen in Büchern oder Gedanken, zeigen uns auf, dass wir sexuell ansprechbar sind. Was schlicht und ergreifend gut ist. Es bedeutet, ich kann sexuelles Begehren empfinden, welches für das Ausleben und lustvoll Empfinden von Sexualität unbedingt notwendig ist. Diese körperliche Reaktion heisst nicht zwingend, dass ich Sex will. Den Reflex können wir nicht kontrollieren, aber natürlich, wie wir darauf reagieren, was wir darauf folgen lassen.

Wenn Du mit Deinem Körper auf die Zärtlichkeiten Deiner Freundin reagierst, heisst das im Minimum, dass Du emotional und genital berührt davon bist, aber noch nicht zwingend, dass Du sie angenehm empfindest. Aber vielleicht tust Du das ja. In jedem Menschen stecken homoerotische Anteile. Das hören nicht alle Leute gern. Aber gerade homophobe Menschen sind es oft deshalb, weil sie mit ihren eigenen homoerotischen Gefühlen im Widerstreit sind. Das heisst nicht, dass man homosexuell ist. Aber in Ausnahmesituationen des Lebens kann es schon passieren, dass man auf diese Weise Bedürfnisse oder eben auch Defizite stillen möchte. „Aimée und Jaguar“ ist ein sehr interessanter Film, der eine solche besondere Situation veranschaulicht. 

Ich denke schon, dass ein langes Singleleben eine dieser Ausnahmesituationen darstellen kann. Wir alle haben seelische, geistige, emotionale, körperliche, sexuelle und noch ganz viele andere Bedürfnisse. Nicht immer können diese gestillt werden oder wollen gestillt werden. Wir müssen auch mit unbefriedigten Bedürfnissen und Mangel in unserem Leben klar kommen. Man kann damit umgehen, indem man den Mangel aushält, kompensiert oder sublimiert. Siehe auch den  BLOG-Beitrag über SINGLES UND IHR SEXLEBEN.

Es liesse sich aus Deiner Herkunftsgeschichte herauslesen, dass Du in Deiner Freundin etwas findest, was Dir als Kind gefehlt hat - Nähe, Körperlichkeit, Zärtlichkeit. In meinem Buch LIEBESLUST beschreibe ich, wie wichtig für uns Menschen Berührungen sind, und die Haut eines der wichtigsten Sinnesorgane ist. Das Kleinkinder ohne Hautkontakt sterben. Nur weil wir als Erwachsene daran nicht mehr in dieser Weise zugrunde gehen, heisst das noch lange nicht, dass wir diesen Kontakt nicht brauchen. Wir brauchen Zärtlichkeiten unbedingt. Viele alleinstehende Menschen leiden an emotionaler und körperlicher Liebes-Unterversorgung. Ganz besonders auch zölibatär lebenden Menschen macht dieser Verzicht sehr zu schaffen, was eine Untersuchung zu Tage gefördert hat.

So gesehen ist die Selbstliebe, Selbstbefriedigung oder Solosex, wie auch immer man sie nennen will, eine wichtige Quelle, um Bedürfnisse zu stillen. Gerade, um nicht aus einem immer grösser werdenden Mangel heraus sich plötzlich auf Dinge einzulassen, die man eigentlich gar nicht will.

Liebe Noemi, ich denke, wenn Du diese Gefühle, Empfindungen und Reaktionen ohne Schuldgefühle zulassen und geniessen kannst, wirst Du Dich wieder entspannen und vermutlich beruhigen sich Deine starken Emotionen wieder. Verliebtheiten kommen und gehen. Das kann jedem Menschen zu jedem Geschlecht hin, zu jeder Zeit, in jedem Zivilstand passieren. Die Frage ist ja nur, ob Du daraus mehr werden lässt oder nicht. Und Du musst ja nicht mehr daraus werden lassen.

So hoffe ich, dass ich Dir mit meinen Zeilen etwas mehr Klarheit und Frieden gebracht habe.

Herzliche Grüsse – Veronika


VERTIEFEN

Filmbeitrag SRF PULS - Selbstbefriedigung oder die Lust auf mehr Lust

Filmbeitrag WDR -  QUARKS & CO - Wie Berührung heilen kann

Buch EINZELSTÜCK von Tina Tschage über das Singleleben

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May 27, 2016

Ich bin eine 75-jährige Witwe, habe aber immer noch Lust auf Sex mit mir selbst

by Veronika Schmidt in Aufreger, falsche Scham, keusch, Lust, Orgasmus, Selbstbefriedigung, Selbsterfahrung, Selbstgefühl & Selbstwert, Sextoys, Solosex, weibliche Sexualität, Sex im Alter, Selbstverantwortung, Beckenschaukel, 2016


witwe.ipg
witwe.ipg

Liebe Veronika

Du betonst in Deinem Blog des Öfteren, dass der weibliche Körper über einen längeren Zeitraum erotisch empfindet und nach Sex verlangt. Das leuchtet mir ein und wird in der Gesellschaft vermutlich auch so gelebt. Nur würde es mich wundernehmen, wie das wiedergeborene gläubige Frauen handhaben und was dazu in christlichen Kreisen gesagt und gelebt wird. Ich wäre sehr interessiert, von Erlebnissen und Erfahrungen im Umgang mit Sexualität von Damen zwischen 70 und 90 Jahren zu hören. Ob ich mich getrauen soll, ein paar Frauen dazu zu befragen oder sogar meinen Gemeindeleiter? Ich gehöre selbst zur Altersgruppe der über 70-Jährigen, bin gläubig, seit ein paar Jahren Witwe und das sexuelle Verlangen ist bei mir immer noch sehr präsent.

Was denkst Du? Ist dieses Thema überhaupt aktuell? Ist es nur tabuisiert und im Abseits gehalten, oder ist Sex für diese Altersstufe tatsächlich Schnee von gestern? Auf Deine Gedanken bin ich sehr gespannt!

Es grüsst herzlich – Hella, 75 Jahre


Liebe Hella

Was für eine freudige Überraschung! Eine 75-jährige Frau auf meinem Blog! Damit hätte ich wahrlich nicht gerechnet. Und auch nicht mit Deiner Frage. Also ganz ehrlich – sie würde mich auch brennend interessieren.

Ich habe praktisch keine Frauen Deines Alters in der Beratung. Deshalb kann ich Dir aus Erfahrung wenig dazu sagen. Aber gläubige geschiedene oder verwitwete etwas jüngere Frauen ohne festen neuen Partner frage ich nach ihrem Sexualleben, und die meisten von ihnen praktizieren fröhlich Solosex. Ein bisschen anders sieht es bei noch nie verheirateten Single-Frauen aus. Da ist oft das schlechte Gewissen als Begleiter mit dabei. Selbst Frauen, die nicht so wahnsinnig gerne Partner-Sex hatten, befriedigen sich doch ab und zu auch selbst. Das scheinen eben doch zwei verschiedene Paar Schuhe zu sein und auf ein grundsätzliches sexuelles Bedürfnis hinzuweisen.

Wie Du richtig vermutest, leben Frauen in der Gesellschaft ihre Sexualität wohl eher aus als christliche Frauen. Ich kenne zwei auf Frauen spezialisierte Sex-Shops. Die haben einige ältere Kundinnen, die sich da eindecken für ihre Solobedürfnisse. Eine hübsche Geschichte zeigt zudem, dass man gleich zwei Fliegen auf einen Streich schlagen kann. Orgasmen und Kontraktionen des Beckenbodens helfen auch gegen Inkontinenz, was eine Frau im Laden fröhlich bezeugte, die sich einen Vibrator gekauft hatte.

Eine Pflegende in einem christlichen Altersheim bestätigte mir, dass auch alte gläubige Menschen sexuelle Bedürfnisse haben. Selbst in der Gesellschaft wird das Thema stiefmütterlich behandelt, geschweige denn in christlichen Kreisen. Nur schon die Frage „Alterskonkubinat“ können wir Christen nicht diskutieren, weil wir das Gesetz „kein Sex vor der Ehe“ in Stein gemeisselt haben. Ich fand bei der Recherche zu Deiner Frage eine interessante Studie zur Sexualität in der 2. Lebenshälfte. Obwohl die Studie sich vor allem mit der gelebten Paarsexualität befasst, gibt sie einige grundsätzliche Einblicke in die Haltung zur Sexualiät im Alter. Schnee von gestern ist die Alterssexualität auf jeden Fall nicht.

Die Häufigkeit der Selbstbefriedigung wurde in genannter Studie ebenfalls erhoben, aber mangels schlüssigen Zusammenhangs zu partnerschaftlichen sexuellen Aktivitäten nicht ausgewertet. Doch andere Studien (siehe Wikipedia „Alterssexualität“) stellen fest, dass auch das Erreichen sexueller Erfüllung über Selbstbefriedigung im letzten Lebensdrittel für viele Menschen eine wichtige Rolle spielt. Etwa die Hälfte aller Männer und ein knappes Viertel aller Frauen gaben an, sich selbst zu befriedigen. Hierbei wird deutlich, dass sich dabei die Zahlen zwischen Alleinstehenden und in festen Partnerschaften lebenden Menschen nur unwesentlich unterscheiden; dies also in allen Lebensformen als Teil der Sexualität empfunden wird. In Partnerschaften befriedigen sich 52 Prozent der Männer und 25 Prozent der Frauen selbst, ähnliche Zahlen ergeben sich für allein lebende Männer (55 %) und Frauen (23 %).

Ob man sich das erlaubt, hat offenbar damit zu tun, wie befriedigend man die Sexualität in jungen Jahren erlebt und gelebt hat und ob einem eine strenge moralische Erziehung die Freude am Sex vergällt oder eine wertschätzende Erziehung die Freude daran geweckt hat. Zum Thema Selbstbefriedigung und Single-Leben habe ich bereits einen BLOG geschrieben.

Liebe Hella, wenn Du Dich traust, wäre es sicher sehr aufschlussreich, mit Deinen Freundinnen und Bekannten über Eure Sexualität zu sprechen. Ja, vielleicht sogar eine grösser angelegte Umfrage in christlichen Kreisen zu starten. Auf dieses Resultat wäre ich doch auch sehr gespannt.

Ich bedanke mich für die Ehre Deines Besuchs auf meinem BLOG und grüsse Dich herzlich - Veronika

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March 18, 2016

Weshalb komme ich nur mit Hilfe der Hand zum Höhepunkt?

by Veronika Schmidt in Beckenschaukel, Lust, Selbstbefriedigung, Solosex, weibliche Sexualität, Selbsterfahrung, Orgasmus, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Leider kann ich beim Geschlechtsverkehr nur kommen, wenn ich mich zusätzlich mit der Hand stimuliere. Weshalb ist das so, und könnte ich lernen, einen Orgasmus durch Stimulation mit dem Penis zu erreichen? Danke für Deine Hilfe und Deinen Rat.

Kathrina, 44 Jahre


Liebe Kathrina

Ganz viele Frauen kommen beim Geschlechtsverkehr nur, wenn sie sich selbst oder ihr Partner sie zusätzlich aussen an der Klitoris stimuliert. Das ist so, weil die meisten Frauen auf diese Art zuerst Lust, Erregung und den Orgasmus entdecken und dann dabei bleiben. Das "Kommen" bei der Stimulation innen in der Vagina muss in der grossen Regel geübt werden. Viele Frauen sind glücklich, überhaupt einen Orgasmus zu haben. Sie nehmen dabei den Weg, der am besten geht. Wenn Frauen jahrelang regelmässig Sex haben, kommt aber bei vielen dann doch der Wunsch nach einem "vaginalen" Orgasmus auf.

Heute unterscheidet man nicht mehr zwischen klitoralem und vaginalem Orgasmus. Trotzdem sagen viele Frauen, dass es für sie einen Unterschied in der Empfindung macht. Meine Vermutung ist, dass wir mit der Reibung der Klitoris einfach schneller kommen können. Je länger die Erregungsphase ist, umso stärker und lustvoller ist in der Regel der Orgasmus und die nachfolgende Entspannungsphase wird ebenfalls anders erlebt. Die Erregung innen baut sich vermutlich langsamer auf, mit mehr Bewegung, vielfältigeren Reizen, mehr Atmung. Dieses Zusammenwirken lässt uns wohl den Orgasmus anders erleben. 

Ob innen oder aussen - beteiligt ist dasselbe Organ - nämlich die Klitoris in ihrer Gesamtheit. Nur die kleine Klitorisspitze ist aussen sicht- und ertastbar. Der ganze grosse Teil des weiblichen Lustorgans befindet sich innerhalb des Körpers und umschliesst links und rechts die Vulva und den äusseren Drittel der Vagina (Bild im Buch LIEBESLUST). Um dieses Organ in Erregung und Schwellung zu bringen, um Lust zu erleben, sollten wir neben Berührung, Reibung, Druck und vielfältigsten Erregungsquellen vor allem auch den Beckenboden zu Hilfe nehmen. Dank dem Beckenboden können Frauen und Männer ihr Geschlechtsorgan von innen "massieren" und so in Erregung und zu mehr Empfindungen bringen. Stichwort "Beckenschaukel" und "bessere Durchblutung".

Wenn Frau nicht bei der Penetration durch den Penis kommen kann, dann hat das vor allem damit zu tun, dass sie etwas anderes gelernt hat. Die "Orgasmus-Synapsen" im Hirn sind durch äussere Reibung gelegt und funktionieren deshalb auch problemlos. Ich würde Dir also raten, den Weg zum Höhepunkt umzulernen. Das braucht ein bisschen Zeit und Erfahrung. Nur so werden neue Erregungspfade im Hirn angelegt.

Für die lustvolle Berührung brauchen wir Feuchtigkeit. Dabei kann ein Öl, eine Salbe, ein Gel, die Scheidenflüssigkeit oder Speichel helfen. Während Du Dich lustvoll berührts oder leicht massierst am Scheideneingang, innen in der Vagina an unterschiedlichen Stellen, mal mit Reibung, mal mit mehr oder weniger Druck, bewegst Du Dich mit langsamen Bewegungen, leichtem Anspannen und Loslassen der Beckenmuskeln und Mitbewegen des Beckens in die Berührung der Hand hinein. Mit abwechselndem Anspannen und Entspannen dieser Muskeln steigerst Du die sexuelle Erregung. Später, beim gemeinsamen Geschlechtsverkehr, kannst Du mit dieser Muskelbewegung den Penis massieren und nicht nur seines sondern auch Dein Empfinden steigern. 

Mit zunehmender Erregung werden die Genitallippen stark durchblutet. Man geht heute sogar davon aus, dass die inneren Genitallippen wesentlich zum Orgasmus beitragen und eine wichtige Rolle beim Erregungsaufbau und dem Reizempfinden während des Geschlechtsverkehrs spielen. Bei Erregung schwellen deren Blutgefäße auf das Zwei- bis Dreifache an. Sie weichen auseinander und legen die Vagina frei. Am Eingang und ein paar Zentimeter hinein ist die Scheide grundsätzlich sehr berührungs- und reibungsempfindlich. Weiter innen in der Scheide befinden sich dagegen unterschiedlichste Druckrezeptoren. Darum ist es für viele Frauen erregender, wenn die Scheidenwand nicht nur durch Rein-Raus-Bewegungen, sondern auch durch kreisende Bewegungen, durch Massieren und Druck stimuliert wird, vor allem an den Seiten und an der Vorderwand im Bereich der Harnröhre, wo sich auch die G-Zone befindet. Diese Stimulation bekommst Du nicht nur durch die Bewegungen des Mannes, sondern Du kannst sie auch erreichen, indem Du selbst das Becken kreist.

Die G-Zone liegt ungefähr zwei bis fünf Zentimeter innen an der vorderen Scheidenwand zur Bauchdecke hin und hat eine leicht geriffelte Oberfläche. Dahinter liegt die weibliche Prostata, welche die Harnröhre umschließt. Diese G-Zone kannst Du leicht mit Zeige- und Mittelfinger ertasten und herausfinden, wo Berührungen am lustvollsten sind. Dieser Bereich will aus dem Dornröschenschlaf geweckt werden, weil er Berührungen und Druck meist erst wahrnehmen lernen muss. Am Anfang kann sich die Berührung dort taub oder unangenehm anfühlen. Das verändert sich mit der Zeit, wenn Du diese Stelle mit langsamen, kleinen, kreisförmigen, festen Bewegungen massierst. Dabei solltest Du versuchen, zu entspannen und den Beckenboden loszulassen. Um das Loslassen gut zu erspüren, kannst Du den Beckenboden auch leicht (!) nach aussen drücken.

Mit der Zeit stellen sich Unterschiede an verschiedenen Stellen ein, je nach Art der Berührung. Sobald es sich angenehm anfühlt, solltest Du an dieser Stelle weiter verweilen und dabei ausprobieren, wie Du das angenehme Gefühl verstärken kannst. Vielleicht helfen erotische Geschichten, Bilder und eigene Fantasien dabei. Diese Berührungen und „Spaziergänge“ brauchen häufige Wiederholungen, bis ein erster Orgasmus auf diese Weise kommen kann. Doch ist diese Region erst einmal aufgeweckt, wird dadurch der Orgasmus noch schöner und intensiver.

Am Anfang können diese Berührungen der Selbstentdeckung nur schwach spürbar und nicht erregend sein. Du brauchst Geduld und viele Wiederholungen. Doch immer wieder sehe ich in der Beratung, wie Frauen auf diesem Weg zu lustvollem Sex kommen, den sie dann auch mögen.

So wünsche Ich Dir nun den Mut zu schönen Erkundungstouren. Herzlich - Veronika


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March 4, 2016

Meine Frau hat vor allem mir zuliebe Sex - und Oralsex will sie auf keinen Fall

by Veronika Schmidt in Buch, Ehe, Ehesex, falsche Scham, keine Lust, Konflikte, Lust, männliche Sexualität, Selbstbefriedigung, Solosex, weibliche Sexualität, 2016


illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

Liebe Veronika

Meine Frau und ich sind seit 2 1/2 Jahren miteinander glücklich verheiratet und unsere Ehe läuft sehr gut. Nur nicht so in unserer Sexualität. Ich habe das Gefühl, meine Frau schläft mit mir nur mir zuliebe. Das schätze ich zwar, will das aber eigentlich gar nicht.

Ich habe probiert, auf verschiedene Weise ihre Lust zu steigern. Das wurde auch besser, wenn wir mal zu Sex kamen. Für sie reicht es völlig, wenn wir einmal alle 2-3 Wochen zusammen schlafen. Was für mich viel! zu wenig ist ;). Ich habe mit ihr offen darüber geredet. Ich wünschte mir, dass sie auch Lust darauf hat. Wenn ich warte, bis sie auf mich zukommt, bin ich nach einiger Zeit ziemlich schlecht gelaunt und schaffe es nicht, nett und fröhlich mit ihr zu sein. Wie kann ich sie für Sex begeistern und wie diesen häufiger mit ihr erleben?

Eine zweite Frage: Es war von Anfang an ein Tabu für meine Frau, Oralsex zu haben, womit ich auch einverstanden war. Trotzdem lässt mich diese Wunschvorstellung nicht los. Ich kämpfe dagegen an, träume auch manchmal davon. In diesem Traum ist es dann nicht sie, was mir Angst macht. Oder die Vorstellung kommt mir, wenn ich mich selbst befriedige. Auch dann habe ich danach schlechte Laune, weshalb ich versuche, Selbstbefriedigung zu unterbinden. Ist das in der Ehe überhaupt erlaubt? Ist es in Ordnung, Oralsex zu praktizieren? Ich will sie dazu ja aber auch nicht drängen. Es ist für mich nicht leicht, so offen über diese Themen zu reden. Aber diese Fragen beschäftigen mich schon lange.

Ich habe wohl einen starken sexuellen Drang, denn ich schaffe es einfach nicht, mehr als 3 Tage ohne Sex auszukommen. Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen deswegen. Wenn ich Verlangen nach Sex habe, aber ich merke, dass meiner Frau nicht danach ist, muss ich mich oft gegen unreine Gedanken wehren und kann dann einfach nicht klar denken. Das hört sich jetzt alles sehr negativ an. Ansonsten verstehen wir uns sehr gut und lieben uns. Ich weiß nur einfach nicht, ob mein Verhalten unnormal ist.

Keine Ahnung, weshalb ich zum ersten Mal in meinem Leben so offen zu Dir rede. Meine Beziehung ist mir wichtig, und ich möchte eine gute und christliche Ehe führen. Mein Vater ist meiner Mutter lange Zeit fremdgegangen. Wir wussten alle davon und haben sehr darunter gelitten. Ich möchte diesen Fehler nicht machen. Aber ich weiss auch, dass sich meine Mutter ihm oft entzogen hat.

Bitte sei direkt und ehrlich zu mir. Es würde mich freuen, wenn ich einen Rat bekäme, was ich besser machen kann. Ich kann gut harte Kritik vertragen, wenn sie mit Lösungen daherkommt.

Vielen Dank und Grüsse – Mark, 26 Jahre


Lieber Mark

Gut, hast Du den Mut gefasst, mir zu schreiben. Am liebsten würde ich Dich ja zu mir in die Beratung einladen. Weil wir wohl locker zwei Stunden Gesprächsstoff hätten zu Deinen umfassenden Fragen. Ich beantworte sie gerne, weil das, was Du schreibst, repräsentativ ist für viele junge christliche Ehemänner. Du bist vor allem einfach mal ganz normal. Die meisten jungen Männer in Deinem Alter haben einen starken sexuellen Drang. Ist quasi in Euch angelegt. Das heisst nun aber nicht, dass man damit nicht lernen soll, gut umzugehen.

Typisch für junge christliche Ehemänner, mindestens was mir zu Ohren kommt, ist die grosse Rücksichtnahme auf die Befindlichkeit ihrer Ehefrauen. Sie wollen ja keine Schweine sein. Das finde ich an sich sehr schön. Doch hat es eben auch negative Folgen, wenn Du Deine eigenen Bedürfnisse dauernd hinten anstellst und Deine Frau damit verschonst. Viele junge Männer verzichten scheinbar klaglos auf Sex. Dabei sind sie ziemlich frustriert. Einer klagte mir, dass er bis zu seinem 30ten Lebensjahr auf Sex verzichtet hätte, in der Annahme, er dürfte dann, wenn er verheiratet sei. Nun dürfe er immer noch nicht.

Das wiederum hat damit zu tun, dass eben in christlichen Kreisen das Warten perfektioniert und die Körperwahrnehmung und Entdeckung der Sexualität nicht gelehrt wird. Für viele Frauen ist das fatal, weil sie bis zur Hochzeitsnacht keinerlei Erfahrung mit sich haben. Dieses Tabu bewirkt, dass für die Frau ihr Geschlecht überhaupt nicht existiert und Sexualität mit Abwehr und Ekel verbunden ist. Lange glaubte ich, dass wäre bei den heutigen jungen Menschen nicht mehr der Fall. Doch ich habe mich leider sehr geirrt. Ich denke sogar, dass diese „Wartekampagnen“ alles noch verschlimmert haben. Junge Frauen kommen überhaupt nicht auf die Idee, dass der Sex nicht klappen könnte und sie vielleicht gar keine Lust auf Sex haben. Sie erwarten die oft versprochene wunderbare Vereinigung mit ihrem Liebsten in höchstem Genuss. Und sind über die Realität ebenso frustriert wie die Männer.

Ich kann das aus Platzgründen nicht weiter ausführen, aber ich empfehle Euch sehr, zusammen mein Buch LIEBESLUST zu lesen. Um die Wichtigkeit von Sex für die Beziehung zu entdecken und alles, was da steht, auszuprobieren. Verschone deine Frau nicht weiter davor, dass Du Bedürfnisse hast. Das heisst nicht, dass Du Sex verlangst, sondern dass Du mit Deiner Frau darüber sprichst. Dass Du ihr sagst, Du wünschtest Dir, dass sie sich mit ihrer Sexualität auseinandersetzt. Mit Dir oder auch ohne Dich. Ihr seid viel zu jung, um Sex schon ad acta zu legen. Ihr solltet ihn erst mal zusammen entdecken.

Unter den gegebenen Umständen ist es natürlich logisch, dass sich Deine Frau Oralsex überhaupt nicht vorstellen kann. Zuerst müsste sie mal die Scheu vor Ihrem eigenen Geschlecht und Deinem verlieren. Zuerst kommt das „gerne Anfassen“ – vor dem gerne küssen und liebkosen oder gerne geküsst und liebkost werden. Alles ist einem Ehepaar erlaubt, das beide geniessen. Doch die Sexualität entwickelt sich über Jahre hinweg. Was man heute liebt, ist vielleicht in ein paar Jahren nicht mehr interessant. Was heute nicht interessant ist, ist es vielleicht plötzlich doch irgendwann. Aber natürlich setzt das voraus, dass man überhaupt regelmässig Erfahrungen und Erlebnisse machen kann. Zu diesen Erfahrungen gehört für Frauen auch, überhaupt einen Orgasmus zu erreichen. Das ist für Frauen nicht selbstverständlich – für Männer in der Regel schon. Auch dieser Lernprozess ist im Buch LIEBESLUST beschrieben.

Ich rate Euch, miteinander abzumachen, wie häufig Ihr Euch Sex vorstellen könnt in einem Kompromiss. Solltet Ihr Euch beispielsweise auf einmal pro Woche einigen, plant dieses eine Mal in Eure Freizeitaktivitäten ein. Fällt es trotzdem aus, sucht sofort eine Ersatzgelegenheit. Dann sprecht auch miteinander über Selbstbefriedigung. Deine Frau braucht sie vielleicht, um Selbsterfahrungen zu machen, Du vielleicht, um Durststrecken zu überwinden. Über Selbstbefriedigung in der Ehe habe ich bereits einen Blog geschrieben.

Lieber Mark. Lass Dich nicht von der Geschichte Deiner Eltern einschüchtern und löse Dich davon. Ihr habt Eure eigene Geschichte - schreibt Eure eigene Geschichte. Das Wichtigste ist, dass Ihr im Gespräch bleibt, einander nicht ausweicht und auch keine Angst vor unangenehmen Themen habt, die Konflikte bringen können. Die meisten Paare in meiner Beratung mit Affären haben nie gestritten in der Beziehung.

Euch viel Freude weiterhin aneinander! Herzlich - Veronika

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February 26, 2016

Mein Freund guckt Pornos und kommt nicht davon los. Ich würde ihm gerne helfen.

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Gott, Lust, männliche Sexualität, Porno, Selbstbefriedigung, Selbstverantwortung, Solosex, Sünde, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Ich bin noch nicht so lange mit meinem Freund zusammen. Nun hat er mir gestanden, dass er seit seiner Pubertät pornosüchtig sei und nicht davon loskomme. Er hätte schon alles versucht und habe nun resigniert. Er war in der Seelsorge deswegen und besuchte auch eine Männergruppe, in der alle davon loskommen wollten, aber letztlich einander nicht helfen konnten. Ich liebe meinen Freund, aber dieses Thema stresst mich sehr. Ich fühle mich irgendwie herabgesetzt und gedemütigt. Was, wenn er nie damit aufhört? Ich möchte ihm helfen, kannst Du mir sagen, wie ich das anpacken soll?

Thilla, 27 Jahre


Liebe Thilla

Ich kann gut verstehen, dass es Dich stresst, dass Dein Freund Pornos guckt. Also hast Du das Problem beherzt zu Deinem eigenen Projekt gemacht. Doch das funktioniert auf diese Weise leider nicht. Damit landest Du in der Co-Abhängigkeit, in der plötzlich Du dafür verantwortlich bist, ob das Vorhaben gelingt oder nicht. Dazu kommst Du in die unselige Rolle der Kontrolleurin, was Eurer Beziehung und Dir selbst ganz bestimmt nicht gut tut. Dein Freund muss auf diese Weise keine Verantwortung für sein Handeln übernehmen. Ich muss Dich leider enttäuschen. Du kannst ihm nicht helfen, davon loszukommen, das muss er schon selbst an die Hand nehmen. Das einzige was Du tun kannst, ist, den Druck zu erhöhen, indem Du ihm sagst, dass es Dir stinkt, einen Freund zu haben, der Pornos konsumiert. In der Konsequenz würdest Du natürlich vielleicht auch eine Entscheidung provozieren, in der er wählt zwischen Dir oder seiner Pornosucht.

Das Wort Pornosucht ist eigentlich nicht ganz korrekt. Zwanghaft Pornofilme konsumieren ist keine Krankheit und ruiniert auch nicht direkt die körperliche Gesundheit. Der israelische Familientherapeut Haim Omer plädiert in seinem Buch Feindbilder – Psychologie der Dämonisierung sogar dafür, jegliches Suchtverhalten umzubenennen, damit der Mensch Verantwortung übernehmen muss. Damit er nicht die Sucht dämonisiert und zu einem schädlichen Objekt macht, auf das er keinen Einfluss nehmen kann. So nach dem Motto: „Das macht es einfach mit mir.“ Magersüchtige sollen sagen: „Ich verweigere das Essen. Ich hungere.“ Diejenigen mit Bulimie: „Ich kotze mein Essen raus.“  Übergewichtige: „Ich esse Zuviel.“ Oder eben ein Pornokonsument: „Ich schaue unglaublich viele Pornos und höre einfach nicht auf damit, obwohl es mir längst keine Befriedigung mehr verschafft.“

Doch wie könnte Dein Freund denn nun vom Pornoschauen wegkommen? Du schreibst, dass er vor allem seelsorgerliche Hilfe gesucht hat. Seelsorger arbeiten in der grossen Regel auf die Abstinenz hin und zwar von Pornokonsum und Selbstbefriedigung. Eine junge Frau schrieb mir letzte Woche, dass sie seit ihrem 13. Lebensjahr und über Jahre intensiv Pornovideos anschaute. Mit Hilfe eines Freundes hätte sie nun zwar den Ausstieg geschafft, falle aber ab und zu wieder zurück, und vor allem schaffe sie es nicht, mit der Selbstbefriedigung aufzuhören. Sie wollte von mir wissen, ob Gott Selbstbefriedigung gefällt oder nicht. Manchmal fühle sie sich danach nicht gut, aber manchmal eben doch.

Du siehst, Pornos konsumieren nicht nur Männer. Die Frauen sind mächtig am Aufholen. Die Gruppe religiöser Menschen ist weit vorne mit dabei. Weshalb? Meine These: Weil Sexualität nach wie vor das Tabuthema Nr. 1 ist und wir in der Kirche nicht anerkennen, dass Sexualität zum Menschsein und seiner Entwicklung einfach mit dazu gehört. Wo sollen denn die Menschen mit ihren sexuellen Bedürfnissen hin, wenn sie darüber nicht gelehrt werden? Körperfeindlichkeit ist der direkte Weg in sexuelle Ausschweifungen. Die Pornoindustrie dankt es den Kirchen.

Und weshalb kommen Menschen nicht von Pornos los, obwohl sie das möchten? Weil sie die Filme und die Selbstbefriedigung nicht entkoppeln. Ich habe schon einiges auf diesem Blog zu Selbstbefriedigung und Pornografie geschrieben. Darüber, dass man seinen Körper geniessen lernen sollte, damit die sexuellen Sehnsüchte gestillt werden und man so eher zu einem selbstbestimmten Genuss und weg von einem unkontrollierbaren Drang kommt.

Wenn Dein Freund wirklich davon loskommen will, würde ich ihm sehr ans Herz legen, eine professionelle Sexualtherapie aufzusuchen. Um das alleine zu schaffen, ist er vielleicht schon viel zu lange in diesem Muster drin. Ich hörte die Geschichte einer jungen Frau, die ins Kloster eintreten wollte. Doch sie hatte einen grossen Stress mit sich, weil sie mit der exzessiven Selbstbefriedigung vorher aufhören wollte, es aber nicht schaffte. Ihre Vertrauensperson im Kloster riet ihr, eine Sexualtherapie zu besuchen, nicht weil die Selbstbefriedigung das Problem war, sondern der grosse Druck, den die Novizin sich machte. Die aufgesuchte Sexualtherapeutin erklärte sich einverstanden damit, am Wunsch, mit Selbstbefriedigung aufzuhören, zu arbeiten, unter der Bedingung, dass die junge Frau sich erst darauf einlassen würde, ihre Solosexualität und ihren Körper zu geniessen.  Dieser Weg hat die Novizin schliesslich zum gewünschten Ziel gebracht.

Um die Frage der jungen Frau aufzunehmen - gefällt Gott Selbstbefriedigung oder nicht? Soll ich mich ausschliesslich gesund ernähren oder mir ab und zu Schokolade und Alkohol gönnen? Gott sagt nichts dazu, ob es ihm gefällt oder nicht. Zum Glück nicht – finde ich. Gott sieht das alles viel grösser, nicht so im Detail. Fürs Detail sind wir ganz allein zuständig. Auf jeden Fall sind die sexuellen Sehnsüchte und die körperlichen Fähigkeiten, diese zu stillen, in uns angelegt. In uns angelegt ist eine sexuelle Entwicklung und sexuelles Lernen gehört dazu. Selbstbefriedigung ist Selbsterfahrung und hilft, Freude an unserem Körper und der Sexualität zu bekommen. Erlernen müssen wir Selbstverantwortung und Selbstkontrolle. Wir leben und entscheiden ganz allein in aller Freiheit für uns selbst. Und über allem sollen wir von nichts beherrscht werden.

Liebe Thilla, ich wünsche Dir eine gewisse Distanz und Entspanntheit zum Problem Deines Freundes. Es hat auch in erster Linie mit ihm persönlich und erst danach mit Eurer Beziehung was zu tun. Unterstütze Ihn, indem Du ihm zwar Lösungswege aufzeigst, ihn danach aber auch wieder loslässt in die Eigenverantwortung.

Herzliche Grüsse - Veronika

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February 19, 2016

Habe meiner Frau einen Vibrator geschenkt - kam leider nicht gut an

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, Lust, Sexualität allgemein, Solosex, Sextoys, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Hallo Veronika

Ich habe neulich meine Frau mit einem Vibrator überrascht. Wollte ihr damit eine Freude bereiten und ihr ein intensiveres Solosexvergnügen schenken. Gleichzeitig dachte ich, könnten wir den Vibrator zukünftig beim Vorspiel mit einbeziehen. Wir hatten vorher noch nie über die Verwendung von Vibratoren miteinander gesprochen, obwohl wir generell sehr offen über unser Intimleben, unsere Bedürfnisse und Wünsche sprechen.

Leider kam dieses Überraschungsgeschenk bei ihr überhaupt nicht an. Damit hatte ich echt nicht gerechnet und war etwas überrascht. Sie sagte mir dann ganz offen, dass sie Respekt vor Vibratoren hätte. Sie will nicht, dass dieser Vibrator meinen Penis ersetzt bzw. das Lustempfinden zu unterschiedlich ist beim eigentlichen Geschlechtsakt bzw. beim Solosexvergnügen mit dem Vibrator. Das habe ich auch verstanden. Trotzdem lässt mich dieses Thema seitdem nicht los und jetzt würde ich gerne von Dir wissen, wie Du generell zu Vibratoren stehst bzw. deine Meinung dazu ist. Auch aus biblischer bzw. moralischer Sicht. Ist das Verwenden von Vibratoren in Ordnung? Oder rätst Du generell auch lieber davon ab?

Ich danke Dir vorab für Deine Offenheit und freue mich auf Deine Antwort. Toll, dass man hier die Möglichkeit hat, ganz offen Fragen zu stellen, die man sich sonst nicht trauen würde zu stellen. Schön, dass Du diesen geschützten Raum dazu gibst und anbietest.

Liebe Grüsse
Fabian, 38 Jahre


Lieber Fabian

Ja, mit Geschenken kann man auch mal daneben liegen :-). Aber ich kann Deine Frau gut verstehen. Es spricht für Euer Sexleben, dass sie den Vibrator nicht will. Und für das instinktive Erahnen der Zusammenhänge im Empfinden, das Deine Frau hat. Aus moralischer oder biblischer Sicht ist nichts gegen Sextoys einzuwenden, sofern beide das mögen. In der Bibel steht, wir sollen uns aneinander erfreuen, ein Leben lang. Wie wir das tun sollen, darüber sagt die Bibel überhaupt nichts. Aber dass damit sinnliche Erotik gemeint ist, trieft aus der ganzen Stelle in Sprüche 5.18+19:

Deine Quelle sei gesegnet, erfreue dich an der Frau deiner Jugend! Die liebliche Hirschkuh und anmutige Gämse – ihre Brüste sollen dich berauschen jederzeit, in ihrer Liebe sollst du taumeln immerdar! Oder für die Frau, frei von mir übersetzt: Deine Quelle sei gesegnet, erfreue dich am Mann deiner Jugend! Der elegante starke Hirsch und kämpferische kraftvolle Gamsbock – seine Lenden sollen dich berauschen jederzeit, in seiner Liebe sollst du taumeln immerdar! 

Es gibt andere Gründe, weshalb der Einsatz speziell von Vibratoren (Vibratoren sind mit Motor - Dildos ohne), nicht meine erste Wahl wäre. Nämlich die, die Deine Frau anführt. Ein Vibrator fühlt sich definitiv anders an, als ein Penis. Der Penis kann schlicht nicht, was das Toy kann – vibrieren – und je nach Produkt noch in verschiedenen Varianten. Das heisst, die Frau „programmiert“ auf diese Weise ihren Weg zur Lust mit etwas, wo Du als Mann nicht mithalten kannst. Du kommst an Deine mechanischen Grenzen. Beim Kauf im Laden vergegenwärtigen sich zudem viele nicht, dass ein Vibrator Geräusche macht, die einen dann im Bett vielleicht doch stören. Wenn Du mein Buch LIEBESLUST gelesen hast, weisst Du, wie wichtig das Wahrnehmen der vielfältigsten sensorischen Empfindungen beim Sex ist für sehr viel Genuss. Emotionen, Berührung, Wärme, Feuchtigkeit, Atem, Bewegung, Geruch, Töne, was auch immer – da kann ein Vibrator einfach nicht mit einem guten Liebhaber mithalten. Vibratoren könne eine Abwechslung in den Geschlechtsverkehr bringen, aber Geschlechtsverkehr mit Deinem realen Penis bietet bei weitem viel mehr Abwechslung. Kennst Du übrigens schon die Video-Blogs von Ann-Marlene Henning zum Thema Stosstechniken? (Teil 1,Teil 2,Teil 3)

Um Erfahrungen zu sammeln oder auch für das Sexleben eines Single, kann ein Vibrator aber sein Gutes haben. Kürzlich hörte ich die schöne Geschichte zweier alter Frauen, die an Blasenschwäche litten. Die eine hatte allen Mut gefasst, einen schönen Frauen-Sex-Shop zu besuchen. Sie kaufte sich einen Vibrator, den sie dann mit Freude zu Hause ausprobierte. Durch die regelmässigen Kontraktionen des Beckenbodens beim Orgasmus verschwand in kurzer Zeit Ihr Problem mit der Blase. Freudenstrahlend kam sie darauf mit ihrer Freundin im Schlepptau in den Laden, weil diese ebenfalls ein Toy kaufen wollte. Auch für Frauen, die noch nie einen Orgasmus hatten, kann ein Vibrator zu einer ersten Erfahrung verhelfen. So erleben sie, wie sich der Weg dahin und der Höhepunkt anfühlen. Doch wenn ich mit einem Vibrator zum Orgasmus komme, heisst das noch nicht, dass ich das auch beim Geschlechtsverkehr schaffe. Um im Hirn diese Synapsen der Empfindungen, der Erregung und der Steigerung der Erregung bis hin zum Orgasmus anzulegen, ist es viel hilfreicher, sich mit Berührungen der Hand zu erforschen.

Deine Frau hat also allen Grund, Dich zu bevorzugen. Sie braucht aber auch keine Angst zu haben, dass einzelne Spiele mit dem Vibrator ihre anderen Wahrnehmungen beeinträchtigen würden. Im Laufe des Hypes um „fifty shades of gray“ machten Sexshops die Geschäfte ihres Lebens. Ob alle diese gekauften Utensilien wirklich lange im Gebrauch waren, wage ich zu bezweifeln. Vermutlich fristen sie ein tristes Dasein in der Unterhosenschublade, analog aller unnötiger Küchengeräte im Keller.

Danke Dir für das schöne Kompliment zu meiner Seite. Ich wünsche Euch als Paar viele experimentelle aber auch ganz entspannte genussvolle Schäferstündchen.

Herzlich - Veronika

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January 8, 2016

(Ehe-) Männer und Selbstbefriedigung

by Veronika Schmidt in Aufreger, Ehe, Ehesex, männliche Sexualität, Porno, Selbstbefriedigung, Solosex, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Wie ist es mit Selbstbefriedigung in der Ehe? Wie siehst Du das? Für mich ist es Stressabbau und ich fühle mich danach fitter. Ich habe gelesen, dass regelmässige Orgasmen vorbeugend wirken gegen Prostatakrebs. Ich bin verheiratet und wir haben vier Kinder.

Paul, 40 Jahre


Lieber Paul

Eigentlich spricht nichts dagegen, dass Du Dich selbst befriedigst, ausser dem Moralkodex natürlich. Und ja, es hat gewisse Vorteile, wenn Mann regelmässig Ejakulationen hat. Neben den von Dir schon erwähnten, erhalten sie auch die Erektionsfähigkeit, wenn man bis ins Alter noch Sex haben möchte. In jungen Jahren sorgt der Körper meist selbst für die Funktionstüchtigkeit des Sexualorgans, indem Mann spontane Ejakulationen in der Nacht hat. Diese sind ein Zeichen dafür, das alles in Ordnung ist. Es ist aber nun auch nicht so, dass es ungesund ist, wenn man nicht regelmässig ejakuliert. Wer keinen Sex hat und keinen Sex will, der wird keine gesundheitlichen Schäden davon tragen. Soweit die technischen Fakten.

Nun bist Du in einer Ehebeziehung, und da spielt es natürlich schon eine Rolle, was Deine Frau dazu meint, beziehungsweise, was das mit Eurer Beziehung macht. Es gibt Ehefrauen, die haben nichts dagegen und sind auch froh, wenn der Mann seine sexuellen Bedürfnisse ab und zu selbst befriedigt. Andere sehen es als Konkurrenz zur gemeinsamen Sexualität und fühlen sich betrogen. Im Laufe einer langen Ehe kann es Situationen geben, in denen es sogar sehr sinnvoll ist, dass beide Partner auch eine Solosexualität leben können, damit der andere nicht unter Druck kommt oder man nicht nach Kompensation ausserhalb der Ehe sucht. Trotzdem - wenn Du Deine sexuellen Bedürfnisse überwiegend mit Dir selbst erfüllst, wirst Du nicht sehr motiviert sein, noch Sex mit Deiner Partnerin zu haben, ja, überhaupt um ihre Nähe zu werben. Das jedenfalls sehe ich immer wieder in der Beratung. Es ist gut, wenn Ihr Euch als Paar darüber und überhaupt über Eure Sexualität austauscht. Wir alle haben Moralvorstellungen und Denkweisen verinnerlicht, die es uns erleichtern oder erschweren, mit Fragen rund um die Sexualität umzugehen. Ich ermutige Euch: Bleibt im Gespräch über Eure sexuelle Lerngeschichte, über Eure Vorstellungen, Ängste, Bedenken, Wünsche usw. Ein anregendes Büchlein dazu hat Ulrich Clement geschrieben: THINK LOVE – das indiskrete Fragebuch.

Du erwähnst, dass Selbstbefriedigung für Dich Stressabbau bedeutet. Sexualität hat vielfältigste positive Auswirkungen. Doch wie bei allen Genussmitteln ist die positive Wirkung vor allem davon abhängig, wie wir sie einsetzen. Wenn Stress und Selbstbefriedigung dich von Deiner Frau wegbringen, Deine Zeit fressen, welche Du für Wichtigeres bräuchtest, Dich in Gedanken gefangen nehmen, Dich abhängig von Pornografie machen, dann solltest Du die ganze Sache überdenken.

Nachdem sich jetzt doch schon viele Leute mit den Inhalten meines Blogs und meinem Buch beschäftigt haben, höre ich immer wieder: „Ja, ja, das ist schon in Ordnung, dass man Frauen zu Selbsterfahrung ermutigt. Aber Männer sollte man davon abhalten, die können nicht sinnvoll damit umgehen.“

Wo immer ich mit gläubigen Menschen über Selbstbefriedigung diskutiere, behaupten sie, Selbstbefriedigung gehe immer mit pornografischen Bildern einher, das sei anders gar nicht möglich. Für viele Menschen ist das eine ohne das andere kaum mehr denkbar. Weil Pornokonsum praktisch immer mit Selbstbefriedigung einhergeht, denken sie, das sei umgekehrt auch der Fall. Natürlich haben viele Männer unseres digitalen Zeitalters auf diesem Weg Bekanntschaft mit Selbstbefriedigung gemacht. Doch grundsätzlich entdecken besonders Männer ihr Geschlecht und die sexuelle Befriedigung ganz von alleine im Laufe ihrer Entwicklung. Wenn ich mit Männern in der Beratung über Selbstbefriedigung spreche, dann bestätigen mir alle, wie unterschiedlich sich Selbstbefriedigung mit und ohne Pornobilder anfühlt, also gefühlsmässig und körperlich unterschiedliche Empfindungen auslöst. Den Solosex an sich empfinden die Wenigsten als problematisch, ja geniessen ihn auch.

Für eine erfüllende, befriedigende und nicht pornofixierte Sexualität sollten Männer genauso wie die Frauen lernen, über die bewusste Bewegung des Beckenbodens ihre Körperwahrnehmung zu verbessern und ihre Fantasien anzuregen, also ihre eigenen inneren Bilder zu entwickeln, damit der Orgasmus ganzheitlicher erlebbar wird. So wird der ganze Körper Erregung empfinden können und braucht nicht Pornobilder für den entsprechenden Kick. Kürzlich fragte mich jemand, wenn Selbstbefriedigung okay ist, wieviel davon ist dann noch in Ordnung? Diese Frage muss jede Person für sich selbst beantworten. Wir sollten Selbstbefriedigung betrachten wie jedes Genussmittel. Man kann, muss es aber nicht konsumieren, und die Häufigkeit des Konsums bestimmt jeder Mensch für sich selbst. Ja, exzessiv gesuchte Wiederholung eines Genussmittels kann zu Sucht führen, egal, um was für einen Belohnungsreiz es sich handelt.

So zum Spass – hier noch ein paar Fakten zur Gesundheit von Sex:

Sex macht nicht nur Spass, sondern ist auch gesund. Sex ist gesund – auch in Form von Selbstbefriedigung. Eine über 10 Jahre dauernde Langzeitstudie der Universität im englischen Bristol kommt zusammengefasst zum Ergebnis: Je mehr Sex jemand hat, umso gesünder ist die Person. Ja, sogar sexuelle Fantasien sind bereits gesund. Man muss also noch nicht einmal unbedingt zur Tat schreiten, kann stattdessen die Augen schliessen, sich genüsslich zurücklehnen und erregenden Tagträumereien hingeben. Auch die Unterhaltung bzw. ein Flirt mit einer für den Mann ansprechenden Frau führt zu einer körperlichen Reaktion. Fantasie und Flirt produzieren im Gehirn verstärkt das sog. LH (luteinisierende Hormon), welches die Testosteronbildung im Hoden anregt. 

Testosteron ist nicht nur ein Schlankmacher. Testosteron ist massgeblich am Aufbau von Muskeln beteiligt. Sex liefert nicht nur die für den Muskelaufbau benötigten Hormone, sondern natürlich auch den erforderlichen Muskelreiz in Form von rhythmischer Bewegung. Auch die alleinige Erektion ist gesund und wünschenswert. Denn jede Erektion bringt frisches Blut in die Schwellkörper. Der Penis wird steif. Häufiges Versteifen trainiert den Penis, wodurch die Erektionsfähigkeit immer weiter verbessert wird.

Auch Küssen kann man der Gesundheit zuliebe. Durch Küssen wird nämlich die Produktion von Speichel gefördert, welcher beispielsweise reich an Immunglobulinen vom Typ A ist. Hierbei handelt es sich um körpereigene Antikörper des Immunsystems, die viele Krankheitserreger bekämpfen. Speichelfluss führt auch zu schönen Zähnen. Die erhöhte Speichelproduktion hält ausserdem längere Zeit nach dem Küssen noch weiter an.

Gesundheitliche Vorteile hat Sex jedoch nur, wenn es sich nicht gerade um einen Sekundenakt handelt, sondern mindestens zwanzig Minuten lang dauert, da erst jetzt die Produktion des Botenstoffes Dopamin angeregt und auch spürbar wird. Dopamin bewirkt einen intensiven und anhaltenden Stressabbau, so dass Sex nicht umsonst zu den Massnahmen eines ganzheitlichen Stressmanagements zählt. Die Ausschüttung von Endorphinen nimmt ebenfalls mit der Dauer der sexuellen Betätigung zu. Hierbei handelt es sich um dem Opium ähnliche Substanzen, die nicht nur zu einem Glückgefühl führen, sondern auch Schmerzen vergessen machen, wobei sie besonders intensiv gegen Kopf- und Gelenkschmerzen zu wirken vermögen. Es ist also empfehlenswert, bei Kopfschmerzen Sex zu wollen, anstatt Kopfschmerzen als Ausrede zu nehmen, keinen Sex zu haben.

Sex verbessert die Prostata-Gesundheit. Die Samenflüssigkeit des Mannes wird zu etwa 30 Prozent in der Prostata (Vorsteherdrüse) erzeugt. Beim Erreichen des sexuellen Höhepunktes zieht sich die Wandmuskulatur der Prostata zusammen und die Samenflüssigkeit wird in die Harnröhre gepumpt. Wenn der Mann an einer Entzündung der Prostata (Prostatitis) leidet, fördert jede Ejakulation zusätzlich das Ausschwemmen infektiöser Keime aus den unteren Harn- und Spermawegen. Somit dient jeder Samenerguss der Reinigung der Prostata.

Last but not least ist Sex ein Schlafmittel. Verantwortlich dafür ist das Hormon Oxytocin. Es ermöglicht, nach dem Sex in einen tiefen Schlaf zu fallen.

Also lieber Paul, ein "Gesundheit" auf Euer Sexleben!
Herzlich - Veronika

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June 12, 2015

Lust - wo bist du?

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, Midlife-Crisis, Selbstbefriedigung, Solosex, Lust, weibliche Sexualität, männliche Sexualität, 2015


illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

Hoi Veronika

In letzter Zeit hatte ich auffallend oft Gespräche mit Freundinnen über ihr Sexualleben. Dabei stellte ich fest, dass viele Paare um die 40 Jahre (wie mein Mann und ich), sich öfters selber befriedigen, aber zusammen gar keinen Sex mehr haben. Meine Freundinnen sagen, sie hätten keine Lust mehr auf Sex. Aber weshalb haben sie zwar Lust auf Selbstbefriedigung, aber keine Lust auf Sex mit ihrem Partner? Ist das die Folge davon, dass Selbstbefriedigung kein Tabu mehr ist?

Bin gespannt auf eine Antwort und grüsse Dich!

Natalie, 41 Jahre


Liebe Natalie

Ja, Lustlosigkeit ist ein grosses Thema. Aber nicht nur für Frauen. Es ist zwar nach wie vor so, dass mehr Frauen darunter leiden, als Männer. Einfach deshalb, weil die weibliche Lust mehr hormonellen Schwankungen unterworfen und träger ist. Sie braucht also in der Regel mehr Zeit, Stimulation und oft auch mehr Information, wie sie funktioniert. Die Pille oder andere Medikamente können die Lust zusätzlich hemmen. Grundsätzlich ist Lust störungsanfällig bei beiden Geschlechtern. Es gibt auch Männer, die keine haben, worunter dann ihre Frauen leiden. Das ist meine Erfahrung in der Beratung. Wenn „Mann“ weniger Lust hat, dann aus denselben Gründen wie die Frau. Einerseits, weil vielleicht der sexuelle Trieb, beziehungsweise das Bedürfnis nach Sex grundsätzlich nicht so stark ist. Dann gibt es Männer, die wie Frauen Lust lernen müssen, weil sie sich diese nicht zugestehen. Oder sie sind in ihrem Alltag so gefordert, dass ihnen die Lust förmlich vergangen ist. Männer können auch unter der Erwartung leiden, dauernd können zu müssen. Verbunden mit der Erwartung, nicht nur für die eigene Lust sorgen zu müssen, sondern auch für die Lust der Frau, ist Sex für sie mit Leistungsdruck verbunden. Sie spüren den Druck, perfekter Liebhaber sein zu müssen.

Dass die Lustlosigkeit ein ernsthaftes Problem darstellen soll, ist vor allem für die Pharmafirmen lukrative Zukunfsmusik. Die Lust-Pille dagegen, das „Viagra für Frauen“, soll nun tatsächlich nach dem x-ten Anlauf auf den Markt kommen. Ein Anti-Depressiva notabene. Laut gewissen (!) medizinischen Studien sollen 40% der Frauen über Lustlosigkeit klagen. Da eröffnet sich also ein gigantischer Markt.

Ich glaube nicht, dass Selbstbefriedigung der Grund für die Lustlosigkeit ist, sondern die Folge davon. Meine Erklärung dafür lautet, dass sich die Partner selber befriedigen, aber keinen Sex zusammen haben, weil es einfacher ist. Einfacher, weil sich auf den anderen einlassen Anstrengung bedeutet. Beziehungen leben ist ein Kraftakt. Manchmal ein schöner und herausfordernder, manchmal ein zermürbender und entmutigender. Wenn es zu mühsam wird, schlägt man irgendwann den Weg des geringsten Widerstands ein. An diesem Punkt der Beziehung wird es gefährlich. Ohne Sex geht meist die Nähe zum Partner verloren. Oder die emotionale Nähe zum Partner ist schon weg, weshalb man auch keinen Sex mehr mit ihm will. Die verlorene Nähe wieder herstellen gelingt, indem wir unser Innerstes dem anderen öffnen und ihn wieder in unser Leben einbeziehen. Denn Beziehung ist Austausch, teilen, teilhaben lassen, sich begegnen, aktiv sein, Wagnisse eingehen. Dafür müssen wir miteinander reden. Wenn wir das nicht (mehr) können, sollten wir uns aufmachen, es zu lernen. Denn Paare, die nicht miteinander reden, haben oft keinen Sex mehr. Wer miteinander redet, hat meistens auch Sex.

Mangelndes sexuelles Verlangen ist eine völlig alltägliche Erscheinung in einer langjährigen Beziehung. Manche Paare in der Beratung sagen, wenn Sex endlich mal stattfinde, sei er schon befriedigend. Sie wüssten eigentlich gar nicht, weshalb sie „es“ nicht öfter täten. Wer abends lange fernsieht, Pflichten erfüllt bis kurz vor dem Zubettgehen, bis zur letzten Minute im Bett online ist, wer an freien Tagen, wenn alle Kinder außer Haus sind, nicht zusammen ins Bett geht, wer nie zusammen einen Abend mit Nichtstun auf dem Sofa verbringt, nie Händchen haltend einen Abendspaziergang ums Wohnquartier macht, wer nie, wenn die Kinder früh im Bett sind, einfach die Hüllen fallen lässt, wird vielleicht nur in den Ferien Sex haben. Oder dann erst recht nicht. Doch so verliert man die Übung im Sexhaben, was ihn meist auch nicht besonders aufregend sein lässt.

Wir sollten Sex im Alltag einplanen. Feierabend machen. Dafür Zeit reservieren. Musse haben. Ihn stattfinden lassen, den Sex. Einfach zusammen nackt irgendwo hinliegen und „es“ tun. Je öfter wir das tun, desto einfacher wird es. Und wenn es trotzdem nicht einfach ist, weil die Übung und die Erfahrung fehlt, wie man zu Lust aus seinem eigenen Körper kommt? Dann finden sich einige Hinweise und Links auf SEX WISSEN und dem Blog-Beitrag „Hilfe, unser Sex ist langweilig!“.

Mit luststeigernden Wünschen grüsst herzlich - Veronika

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May 15, 2015

Dürfen Singles ein Sexleben haben?

by Veronika Schmidt in Aufreger, falsche Scham, Gott, keusch, Selbstbefriedigung, Solosex, Sünde, Singles, 2015


illustration: sophia langner

illustration: sophia langner

illustration: sophia langner

illustration: sophia langner

Hallo Veronika

Ich habe Deine Beiträge zum Thema Aufreger Solosex gelesen, und wir diskutierten in unserer Gruppe schon öfters über deine Art, heisse Eisen anzufassen. Besonders das Thema Selbstbefriedigung beschäftigt uns in Bezug auf die Single-Sexualität. Wenn Du sagst, Selbstbefriedigung gehört zur Entwicklung des Menschen dazu und könnte das ganze Leben hindurch eine bedeutende Rolle spielen, was heisst das dann für einen gläubigen Single? Wie kann man als Single Sexualität sauber leben, geht das überhaupt? Und wenn jemand Solosex praktiziert, das aber nicht möchte und davon frei werden will, was würdest Du ihm raten?

Mirjam, 34 Jahre


Liebe Mirjam

Es freut mich natürlich sehr, dass meine Blog-Beiträge gelesen und diskutiert werden. Doch nun zu Deiner Frage bezüglich dem Sexleben von Singles. Grundsätzlich ist Sex nicht überlebensnotwendig. Man kann auch glücklich und zufrieden sein ohne. Auch ohne Solosex. Aber was wir nicht können, ist zu leben ohne Beziehungen, die uns Nähe, Zärtlichkeit und ganz besonders Hautkontakt geben. Die Haut ist unser grösstes und zuerst entstandenes Organ. Die Haut schützt uns und ermöglicht den Austausch von Zärtlichkeit und Emotionen mit anderen. „Der Tastsinn ist der Sinn, der am unmittelbarsten mit der Haut verbunden ist. Ein Mensch kann leben, wenn er blind und taub ist, weder Geschmacks- oder Geruchssinn besitzt, aber ohne die Funktion der Haut könnte er keinen Augenblick überleben.“  (Ashley Montagu). Neben Berührungen von uns selber oder einem anderen Menschen geniessen wir Berührungen auf der Haut durch Luft, Wasser, Sonne, Barfusslaufen und so weiter. Säuglinge ohne Körperkontakt und Berührungen der Haut können schwere Verhaltensauffälligkeiten entwickeln und im schlimmsten Fall sterben.

Weshalb ich das ausführe? Weil genau das für alleinstehende Menschen eine grosse Herausforderung ist. Jeder von uns braucht soziale Kontakte, emotionales und körperliches „Umarmtwerden“.  Vor nicht langer Zeit wurde eine Studie veröffentlicht zur Zufriedenheit von Priestern mit ihrem (zölibatären) Leben. Sie zeigt, dass diese als besonders belastend den Verzicht auf Sexualität, Intimität und eigene Kinder empfinden. Das hat meines Erachtens genau mit diesen ungestillten emotionalen Bedürfnissen zu tun. Ein Single braucht in verschiedensten Formen Nähe, Zärtlichkeit und Hautkontakt mit sich selber oder Freunden. Solosex kann eine Form davon sein. Jemand fragte mich, ob ich so keck sei, zu behaupten, dass Solosex überhaupt kein Problem sei. Ja, das sage ich. Ich würde sogar sagen, dass es nicht nur kein Problem ist, sondern uns sogar gut tun kann. Nirgendwo finde ich in der Bibel einen Hinweis, der sagt, ich würde mich oder meinen Geist damit verunreinigen. Aber ich habe schon Menschen getroffen, die mir sagten, sie verzichteten darauf, weil ihre unerfüllte Sehnsucht nach einem Partner dadurch nur noch grösser werde. 

Du fragst weiter, was ich rate, wenn jemand auf diese Form der sexuellen Bedürfnisbefriedigung verzichten will. Die älteste, aber heute nicht sehr populäre Form des Verzichts auf Sex ist die Sublimation. Das heisst, ich finde ein soziales Engagement, erfüllende Tätigkeiten, nahe Freundschaften, andere Genüsse, die mich so befriedigen, dass ich den Sex als solches nicht sehr vermisse. Unser freier Wille macht es möglich, dass ich etwas haben könnte, aber freiwillig darauf verzichte. Ich kann aber auch wählen, es zu wollen und zu geniessen. Und manchmal lässt die Tatsache, etwas nicht haben zu können, die Sehnsucht danach ins Unermessliche steigen.

Das führt uns zu einer anderen Tatsache. Je mehr wir etwas bekämpfen, desto weniger werden wir den Kampf gewinnen. Der Neurobiologe Joachim Bauer sagt in seinem Buch „Selbststeuerung – Die Wiederentdeckung des freien Willens“: „Gnadenlose Selbstkontrolle allein macht keinen Sinn. Die pauschale Verfolgung triebhafter Grundbedürfnisse und eine feindselige Haltung gegenüber den genüsslichen Seiten des Lebens sind unmenschlich, destruktiv und letztlich zum Scheitern verurteil.“ Wer entschliesst, für sein Leben auf Sex zu verzichten, braucht erstmal eine positive Einstellung zu seinem Körper und zu seinen sexuellen Bedürfnissen. Ja mehr noch, ein vorbehaltloses Ja dazu, dass er als sexuelles Wesen geschaffen ist. Das heisst, wenn ich bis jetzt erfolglos gegen mein Bedürfnis angekämpft habe, sollte ich es eher zulassen und mich bemühen, dass ich die sexuelle Begegnung mit mir selbst aus vollem Herzen geniesse. Erst wenn ich geniessen kann, wird es möglich, freiwillig darauf zu verzichten. Danach erst, sagt Joachim Bauer, kann sich mir das Geheimnis erschliessen, dass eine gelungene Selbststeuerung in sich selber einen hohen Lustfaktor hat. Dass ein momentaner Verzicht reicher und eine bewusste Selbstbeschränkung freier machen kann. Dass eine akzeptierte Anstrengung zu einem höheren Mass an späterem Glück führt.

Ob sexuelle Abstinenz zu uns passt oder nicht, wir uns dazu berufen fühlen, können wir nur für uns selbst entscheiden. Hingegen zeigt uns die Geschichte, dass der Zwang, auf die Befriedigung sexueller Bedürfnisse zu verzichten, zu Missbräuchen geführt hat, die vielleicht nicht passiert wären, gäbe es die schamfreie Möglichkeit, diese sexuellen Bedürfnisse in aller Freiheit bei sich selbst zu stillen.

Ich grüsse herzlich Eure Diskussionsrunde - Veronika

NACHTRAG: Das Buch zum Thema, erschienen, September 2015: EINZELSTÜCK - Solo leben. Und zwar glücklich. - von Tina Tschage

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April 24, 2015

Der grösste "Aufreger" in der Kirche Teil 2

by Veronika Schmidt in Aufklärung, falsche Scham, Aufreger, Selbstbefriedigung, Sexualität allgemein, Solosex, Singles, 2015


foto: liebesbegehren

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Es ist ganz klar. Wir sollen und wollen es nicht in der Öffentlichkeit tun. Wir wollen dabei nicht überrascht werden. Es soll uns nicht beherrschen. Es ist etwas, das nur mir gehört. Es ist etwas sehr Intimes. Aber ist es deshalb falsch? „Kann denn Liebe Sünde sein?“ heisst ein berühmtes Lied von Zarah Leander. Kann denn Selbstliebe Sünde sein? Könnte es sein, dass Selbstliebe sogar eine wichtige Funktion im Leben von Menschen hat? Vielleicht sogar ein Leben lang? Diese Fragen stelle ich mir hier selbst, weil viele Menschen mich das fragen. Und weil es neben der „Sex vor der Ehe“-Frage in christlichen Gemeinschaften die am meisten polarisierende Frage ist.


Die einen sind froh, dass man dieses Tabu bricht, die anderen sind aufgebracht, dass man zu Selbsterfahrung ermutigt. Der Theologie-Professor Stefan Leimgruber sagt in seinem Buch Christliche Sexualpädagogik: Diese „Liebesbeziehung mit sich selbst“ gehört zur sexuellen Entwicklung heute unbestritten dazu. Doch liegt über diesem Tabuthema in der Kirche nach wie vor ein „Schleier des Schweigens“, weit entfernt davon, anzuerkennen, dass diese Selbstliebe ein ganzes Leben andauern könnte und für Menschen jeden Alters ein bedeutungsvolles Thema ist.“ 

Und auch die amerikanische Ordensschwester und Professorin Margaret Farley äussert sich in ihrem Buch über Sexualethik mit dem Titel „Just Love" oder Deutsch "Verdammter Sex" zu diesem Thema. Darin schreibt sie, dass Frauen in der Selbstbefriedigung grosse Erfüllung und eigene Möglichkeiten bei der Entdeckung der Lust fänden. Selbstbefriedigung könne Beziehungen durchaus mehr fördern als behindern. Für dieses Buch und ihre „radikalfeministischen Positionen“ zu Scheidung und Homosexualität erhielt sie vom Vatikan eine fünfseitige offizielle Rüge, die festhält, dass Masturbation eine „schwer ungeordnete Handlung“ darstelle. Margaret Farley ist erst die zweite Frau, die „die Ehre“ hat, vom Vatikan mit einer Erklärung abgestraft zu werden. Sanktionen bekam sie nur nicht, weil die mutige und gescheite Yale-Professorin der christlichen Ethik schon im Ruhestand war.

Selbstbefriedigung ist Selbsterfahrung und ein Teil der Selbstliebe. Sie ist ein „Sich-Ausprobieren“. Die Welt meiner eigenen Sexualität öffnet sich mir. Sie ist Teil der Beziehung zu mir selbst und hat zunächst einmal nur mit mir zu tun. Ich lerne meine Sexualität wertschätzen, und nur was ich selbst schätze und begehre, kann zum wertvollen Geschenk für jemand anderes werden. Sie ist auch schlicht und einfach die Hinführung zu einer zukünftigen sexuellen Beziehung. Durch Berührungen lerne ich meinen Körper kennen und entwickle ein Bewusstsein dafür, dass der Körper zu mir gehört. Ich finde heraus, welche Berührungen ich mag, was mir gefällt und was nicht. Interessant ist - seit ich darüber spreche, sagt man mir, dass das ja vielleicht für Frauen ganz gut sei, aber sicher nicht für den Mann. Weil Männer sich zwingend konkrete Frauen aus ihrem Umfeld vorstellen müssten, in Abhängigkeit von Pornografie gerieten und Suchtverhalten entwickelten. Doch genau das hat damit zu tun, dass Männer eben auch wenig Zugang zu ihrem Körper haben. Dass sie nicht geübt sind, sich der Wahrnehmung ihres Körpers hinzugeben und Gedanken, Bilder und Fantasien von sich selbst in ihrer eigenen Erregung genussvoll zu pflegen. Sprich, nicht geübt sind, bei sich selbst zu bleiben. 

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April 17, 2015

Der grösste "Aufreger" in der Kirche - Teil 1

by Veronika Schmidt in Aufklärung, falsche Scham, Sexualität allgemein, Solosex, Selbstbefriedigung, Aufreger, Singles, 2015


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Ich habe zufälligerweise oder unglücklicherweise, wie auch immer, herausgefunden, dass meine Tochter (12 Jahre) sich selber befriedigt. Wir haben auch schon miteinander darüber gesprochen. Ich möchte ihr kein schlechtes Gewissen machen, weiss aber auch nicht, wie ich damit umgehen sollte. Irgendwie befremdet es mich. Schon als kleines Mädchen war sie viel mehr an ihrem Geschlecht interessiert, als ihre Schwester und der Bruder. Was denkst du über Selbstbefriedigung bei Kindern? Wie sollte man damit umgehen? Kann das mit dem familiären Hintergrund zu tun haben? Mit Dämonen oder Flüchen? Danke für Deinen Rat.

Olivia, 45 Jahre


Liebe Olivia

Bei Deiner letzten Frage bin ich grad etwas zusammengezuckt. So im Sinn, das darf doch nicht wahr sein! Das ist nicht gegen Dich gerichtet, sondern gegen die mangelnde Aufklärung in unseren christlichen Kreisen. Ein bisschen (untertrieben!) macht es mich wütend, dass dieses Unwissen eine Dämonisierung ganz normaler und natürlicher Vorgänge zur Folge hat. Dieses Denken sollten wir eigentlich längst hinter uns gelassen haben. Selbstbefriedigung hat rein gar nichts mit Dämonen, Flüchen, familiären Belastungen oder sonst was „Schrecklichem“ zu tun. Dass Menschen eigentlich erst im 18. Jahrhundert anfingen, so über Selbstbefriedigung zu denken, hat mit einer "Antimasturbationskampagne" John Martens von 1712 zu tun. Er behauptete, exzessive Masturbation verursache Krankheiten wie Pocken oder Tuberkulose. Dieser Masturbationswahn dauerte die nächsten 150 Jahre an und brachte noch andere abenteuerliche Krankheitsmythen hervor, welche weit bis ins 20. Jahrhundert wucherten, vielfach religiös motiviert und bei Kindern oft übel sanktioniert.

Es gehört zur körperlichen und sexuellen Entwicklung dazu, dass wir unseren eigenen Körper entdecken. Dabei ist dieser Entwicklungsprozess ganz unterschiedlich von Kind zu Kind. Schon Babys können entdecken, dass z.B. Schaukeln auf dem Bauch und rhythmisches Muskelanspannen schöne Gefühle im Geschlecht auslösen kann. Können sich Kinder gezielt anfassen, finden sie bald heraus, dass Berührungen am Geschlecht angenehm sind. Es gibt Kinder, die das tun und solche, die es nicht tun. Wie wir darauf reagieren, wird entscheiden, welche Gefühle die Kinder damit verbinden. Auf dieses Weise suchen Kinder vor allem Hautkontakt und üben Zärtlichkeit. Dass diese Befriedigung später eine sexuelle Komponente bekommt, steuern die Hormone. Im Bedürfnis, sich selber zu stimulieren, bestehen, wie auch im Bedürfnis nach Sex, grosse Unterschiede zwischen den Menschen. Da gibt es grundsätzlich mal nichts, was falsch ist, sondern einfach anders. Die meisten Knaben beginnen zu masturbieren, wenn in ihrem Körper das Testosteron steigt. Mädchen beginnen irgendwann zu masturbieren, in ganz unterschiedlichen Entwicklungsphasen. Man hat herausgefunden, dass Kinder, die viel Zärtlichkeit und Nähe erfahren haben und einen guten Bezug zu ihrem Körper entwickelten, eher masturbieren als andere. Kinder mit Missbrauchserfahrung masturbieren früher. Mehr Männer masturbieren als Frauen. Frauen sprechen ungern darüber, Männer schon. Sie kennen auch entsprechende Wettspiele. Das sind einfach mal ein paar Facts.

Ich würde dir sehr empfehlen, deine Tochter zu ermutigen, ohne Schuldgefühle ihren Körper kennen zu lernen. Doch dabei solltest du ihre Privatsphäre achten und sie weder konfrontieren noch viel Aufhebens darum machen.  Mich fragen immer wieder Menschen, wie man den Kindern Wissen zu Sexualität vermittelt. Der allerwichtigste Schritt ist, dass Eltern sich erst mal selber mit sich und ihrem Körper auseinander setzen und sich irgendwoher Wissen dazu beschaffen. Erst das wird einen kompetent machen, die Kinder kompetent zu machen. Eltern müssen erst selber die Scheu vor der Sexualität verlieren, bevor sie ohne Scheu mit den Kindern und Jugendlichen darüber sprechen können. Ein tolles Buch für Frauen, um sich Wissen über ihren eigenen Körper anzueignen, das sie dann ihren Töchtern weitergeben können, ist: Weiblich, Sinnlich, Lustvoll von Elia Bragagna und Rainer Prohaska. Weitere empfehlenswerte Bücher sind: Körper und Sexualität von Esther Elisabeth Schütz und MAKE LOVE von Ann-Marlene Henning.

Liebe Olivia, soviel für heute. Ich habe noch andere Fragen zum grössten „Aufreger“  in der Kirche erhalten, die erwachsene Sexualität betreffend.  Nächste Woche mehr davon.

Herzlich - Veronika

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© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.