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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

October 14, 2016

Ich habe viel mehr Lust - und muss immer die Initiative ergreifen!

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, keine Lust, Liebe, Lust, männliche Sexualität, Zusammenleben, Midlife-Crisis, Stress, weibliche Sexualität, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Mein Mann und ich sind über 10 Jahre verheiratet und haben 4 Kinder. Leider habe ich seit einigen Jahren viel mehr Lust als er. Sex findet immer auf meine Initiative hin statt und auch nur etwa ein- bis zweimal pro Monat. Ich leide darunter, dass er mich kaum zu begehren scheint. Unser Sex ist dann jeweils zwar gut, aber ich wünschte mir mehr Initiative von seiner Seite und auch etwas mehr Offenheit im Bett. Es ist ein doofes Gefühl, immer den ersten Schritt machen zu müssen. Er sagt einfach, er habe nun mit knapp 40 weniger Lust als früher. 

Danke für Deine Antwort und liebe Grüsse. Katja, 37 Jahre


Liebe Katja

Deine Frage ist der Dauerbrenner schlechthin und kommt in Abwandlungen immer wieder zu mir. Siehe auch den Blog von letzter Woche. Mit der Lust und der Unlust ist das so eine Sache nach ein paar Jahren. Und eben nicht nur ein Frauenthema, sondern sehr wohl und weit verbreitet ein Männerthema. Grad wenn Dein Mann kein Testosteronbolzen ist, wird er die natürliche Abnahme seiner Libido mit zunehmendem Alter spüren. Für viele Männer ist das überhaupt nicht schlimm. Sie nehmen diese Tatsache manchmal eher pragmatisch und irgendwie als normal hin. Insbesondere in einer christlichen Kultur, die sowieso ein kritisches oder zwiespältiges Verhältnis zur Sexualität hat. So nach dem Motto: "Na endlich ist Ruhe."

Doch natürlich nehmen wir Frauen es persönlich, wenn wir meinen, unser Mann begehre uns nicht mehr. Wir denken, es hätte etwas mit unserer Attraktivität und vielleicht sogar mit mangelnder Liebe zu tun. Doch neben der Libido spielt eben auch der Charakter eine grosse Rolle und auch die Umstände des Lebensalltags. Vier Kinder, Beruf und Haushalt, vielleicht noch Vereine oder die Gemeinde - viel Zeit für Lust bleibt da nicht mehr übrig. Männer sind genauso zu müde, zu ausgelaugt, zu angespannt, zu gestresst, zu sehr herausgefordert, zu lustlos, zu aufopfernd, zu wenig bei sich selbst wie Frauen. Dazu kommen alle Ablenkungen durch die Medien. Und Sex ist so allgegenwärtig, dass selbst Männer an Überdruss leiden. Das alles setzt der Lust ziemlich zu. Sex in Beziehungen wird immer weniger. Wenn vor Jahren Paare sagten, sie hätten 1-2 Mal pro Woche Sex, sagen sie heute, Sex finde noch 2-3 Mal pro Monat statt.

Seit sich die Rollenbilder verändern, hin zu mehr Gleichstellung, können Männer ihre Lustlosigkeit mehr zulassen und zugeben. Im Gegenzug lassen dafür Frauen heute viel mehr Lust und Begehren zu, wollen Sex, fordern Sex, geniessen Sex, sind sexuell aktiver und initiativer. Nur unser Denken hinkt da manchmal noch hinterher. Auch in Bezug darauf, wer die Initiative ergreifen soll, wer verführen und sich bemühen muss.

Dass Dein Mann keine Initiative ergreift, muss nicht heissen, dass er Dich nicht begehrt. Vor allem nicht, weil Euer Sex ja schön ist. Ich würde eher wie schon angetönt vermuten, dass neben dem Alter und dem beruflichen und familiären Engagement Eure Wesensunterschiede eine Rolle spielen. Ich habe viele "umgekehrt" gepoolte Paare in der Beratung und ich kenne es aus persönlicher Erfahrung. Es sind die Paare, wo die Frau um einiges initiativer ist als der Mann. Und zwar in den meisten Lebenslagen und von Anfang der Beziehung an. Es ist einfach gegeben.

Es gibt die „Gleich-und-gleich-gesellt-sich gern“-Paare und die „Gegensätze-ziehen-sich-an“-Paare. Das ist an und für sich einfach Tatsache und kein Problem. In unseren Köpfen haben wir kein Problem damit, wenn der Mann initiativ ist. Das scheint uns richtig. Aber sobald die Frau es ist, finden wir es irgendwie verkehrt. Dafür kennt der Volksmund ja die entsprechenden Redewendungen: „Sie hat die Hosen an“, „Er ist unter der Knute“, „Sie ist ein Rääf“, „Sie ist dominant“, „Er ist ein Waschlappen“, „Er muss nach ihrer Pfeife tanzen“.

Dabei vergessen wir, dass wenn sich Zwei finden, oft unbewusste Bedürfnisse, Vorstellungen, Erfahrungen und Vorbilder eine Rolle spielen. Wir suchen vielleicht, was wir schon kennen, oft jemanden, der uns ergänzt. Es gibt nicht wenige Männer, die eine starke Frau wählen. Die mögen das. Das heisst nicht, dass sie selbst schwach sind. Aber sie spüren vielleicht instinktiv, dass sie einen „Motor“ brauchen, weil sie selbst nicht mit überschäumenden Ideen und/oder Umsetzungsenergie gesegnet sind. Suchen sich ebenso gelagerte Frauen einen „Männermotor“, verschwenden wir keinerlei Gedanken daran, ob da was falsch ist.

Doch im Laufe der Jahre und steigendem Frustpotential fallen Frauen leicht den herkömmlichen Rollenvorstellungen zum Opfer. Dann höre ich Sätze in der Beratung wie, „Aber er ist doch das Haupt der Familie“ – „Er hätte doch Verantwortung für unsere Ehe“ – „Er sollte doch der geistliche Herr im Hause sein“ – „Ich habe das jetzt 10 Jahre lang gemacht, jetzt ist er dran“ – „Jetzt will ich nicht mehr die mit den Ideen, die mit der Initiative sein“. Und wenn sich Frauen dann zu verweigern beginnen , kippt das ganze Gefüge aus dem Gleichgewicht.

Ich will damit nicht sagen, dass immer alles beim Alten bleiben muss, und dass wir uns nicht verändern sollen. Aber was ist daran schlimm, liebe Katja, dass Du den ersten Schritt zum Sex machst, wenn Du damit zu Deiner Befriedigung kommst und Ihr Euch nahe sein könnt? Es Euch gut tut und Ihr es schön findet? Was wäre so schlimm, wenn das praktisch immer so ist? Weil Ihr nun einmal seid, wer Ihr seid? Weil man sich nicht einfach so ändern kann? Weil das möglicherweise auch der Grund ist, weshalb Ihr Euch gewählt habt? Was ist so schlimm daran, wenn Dein Mann erst merkt, dass Ihr ja Sex haben könntet, wenn Du ihn anfasst, streichelst und küsst – solange er dann fröhlich mit dabei ist? Was ist so schlimm daran, wenn Du die Initiative für Sexexperimente ergreifst, indem Du einfach machst – weil er von sich aus gar nicht auf die Idee kommt? Wenn Dein Mann mit weniger zufrieden ist als Du – who cares? Ist doch völlig egal.

Und ergreife die Initiative, über Euer Sexleben oder Euer Leben überhaupt zu sprechen, im Sinne von: „Was beschäftigt Dich?“ – „Was beschäftigt mich?“ – „Wie geht es Dir?“ – „Wie geht es mir?“ – „Was wünschst Du Dir?“ – „Was wünsche ich mir?“. Dazu gibt das Büchlein von Ulrich Clement THINK LOVE  gute Ideen.

Und nun doch noch einen Rat an Deinen Mann. Regelmässige Orgasmen und Ejakulationen erhalten die Erektionsfähigkeit und die Libido am Leben. Das ist wichtiger, je weniger diese von selbst funktionieren. Lass Dich durch Deine Frau motivieren, Dich mit Deiner Sexualität zu befassen und Dich und Deinen Körper tiefer kennen zu lernen. Dadurch kannst Du Dich auf Jahre hinaus als Mann in Deiner männlichen Sexualität ganzheitlich, frei, glücklich und zu Hause fühlen. Das Buch für den Mann von Bernie Zilbergeld heisst DIE NEUE SEXUALITÄT DER MÄNNER.

Herzliche Grüsse – Veronika

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October 7, 2016

Mein Ehemann langweilt mich furchtbar

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, keine Lust, Konflikte, Küssen, Liebe, Lust, Partnerwahl, Scheidung + Wiederheirat, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Stress, Zusammenleben, 2016


Liebe Veronika

Ich danke Dir für so ein offenes ehrliches Buch, was mir persönlich einige Fragen und Unklarheiten beantwortet hat. Schon lange verspürte ich den Drang, Dir zu schreiben, jetzt wage ich es. Ich bin 28 Jahre alt und vier Jahre verheiratet. Wir arbeiten beide voll und haben keine Kinder. Ich erlebte eine sehr behütete, konservative und dominante Erziehung.

Mein Problem ist, dass ich eine sehr aktive Frau bin und temperamentvoll. Ich liebe es, mit Freundinnen auszugehen, viel zu unternehmen, aber ich liebe auch ruhige Tage. Mein Mann ist das komplette Gegenteil. Er würde am liebsten jede freie Minute auf der Couch verbringen und fernsehen. Wochentags habe ich auch vollstes Verständnis dafür, nur an den freien Tagen nervt es mich. Ich rede viel mit meinem Mann und möchte auch nicht zu viel verlangen, aber es ändert sich einfach nichts. Zu Beginn unserer Beziehung war ich sehr engagiert und habe viel bewegt, aber jetzt ist bei mir die Puste raus.

Eine andere Schwierigkeit ist, mein Mann suchte vor der Ehe viel öfter den körperlichen Kontakt zu mir. Doch seit wir verheiratet sind, bettle ich darum, geküsst zu werden, dass er mit mir schläft, dass er mich begehrt, aber es ändert sich nichts. Nun habe ich auch das sein lassen. Wir schlafen sehr selten miteinander. Und für mich ist es grösstenteils unbefriedigend. Mein Mann kann sich auch nicht erklären, weshalb das so ist. Mittlerweile liebe ich meinen Mann nur als Freund, aber nicht mehr. Mir ist es furchtbar langweilig mit ihm. Wir haben keinen wirklichen Austausch. Die Gespräche verlaufen oberflächlich. Es kommt so gut wie nie vor, dass wir uns lange miteinander über etwas unterhalten.

Momentan empfinde ich die Ehe nur als harte Arbeit. Scheidung ist für mich kein Ausweg, da ich zu großen Respekt vor dieser Entscheidung habe und dessen Folgen. Ich hoffe sehr, dass ich von Dir einen Rat bekomme.

Liebe Grüße, Meredith
 


Liebe Meredith

Lust – Unlust, Kurzweil – Langeweile, es gäbe noch andere Paarungen in der Beziehung, über die sich wahlweise Frau oder Mann beklagen, je nach Wesen und Prägung. Ich gebe Dir gerne ein paar Gedankenanstösse dazu.

Das Allerwichtigste ist, dass Du schleunigst dazu übergehst, Dein Leben so zu gestalten, dass es Dich glücklich macht. Nicht Dein Mann macht Dich in erster Linie glücklich, sondern Du Dich selbst und Deine eigene Lebensgestaltung. Triff wieder Deine Freundinnen, Deine Familie, werde aktiv und unternimm etwas. Wenn Dein Mann mitkommen will – auch gut. Wenn nicht, lass ihn zu Hause. Lass ihn los. Dann erst kommt er dazu, sich selbst organisieren zu müssen, Ideen zu entwickeln und Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Verantwortung für andere kann erst aus der Verantwortung für sich selbst herauswachsen. Es gibt einen Bestseller von Eva Maria Zurhorst, der dazu sehr lesenswert ist. Er heisst: LIEBE DICH SELBST, UND ES IST EGAL, WEN DU HEIRATEST.

Du schreibst nichts über den Familienhintergrund Deines Mannes. Doch Ihr seid beide recht jung und habt sehr jung geheiratet. Es kann gut sein, dass Dein Mann emotional noch nicht so ganz erwachsen geworden ist. Leider sehe ich das heute ziemlich häufig und ist oft die Folge von jahrelangem behütet sein und nicht so richtig herausgefordert worden zu sein. Diese Tatsache, gepaart mit einem eher pragmatischen Charakter, kann eine lebenslustige Person wie Dich daneben schon irgendwann langweilen und aus der Haut fahren lassen.

Im Moment kannst Du nicht mehr sehen, was Dich an Deinem Mann einst angezogen hat. Aber da war was, sonst hättest Du ihn wohl nicht geheiratet. Oftmals ist es eben gerade das, was wir selbst nicht besitzen oder nicht so gut können. Doch mit der Zeit ärgert uns genau dies am anderen, was uns anfänglich so fasziniert hat. Vermutlich hast Du seine Ruhe, seine pragmatische Art, dass er Dich „erdet“, liebenswert gefunden. Versuche das wiederzufinden, indem Du ihn sein lässt, wie er ist. Der Sexualtherapeut David Schnarch nennt es „Differenzierung“. Sich auseinander dividieren, selbstständig werden, ein Eigenleben haben, Abstand gewinnen – und so sich wieder besser sehen können und schlussendlich auch wieder begehren, nicht nur sexuell.

In vielen Beziehungen ist der Antrieb für Aktivitäten ungleich verteilt. Der eine organisiert – der andere macht gerne mit. Beide sind glücklich mit ihrer Rolle – mindestens zu Beginn. Doch irgendwann findet der aktive Partner, der andere könnte sich jetzt auch einmal anstrengen und hört auf damit, sich zu engagieren. Doch der andere kann eben genau nicht. Weil ihm das nicht liegt, weil er es nicht gelernt hat. Weil er eigentlich zufrieden war, wies war. Je mehr Druck Du nun ausübst, desto lethargischer wird vermutlich Dein Mann. Nun kannst Du entscheiden, ob Du Deine Energie in die Veränderung Deines Partners stecken willst, oder in eine Lebensgestaltung die Dir gefällt.

Wenn Du Gespräche mit ihm möchtest, unterhalte Dich mit ihm, auch wenn er nicht viel dazu beiträgt. Wenn Du Nähe und Zärtlichkeit möchtest, gehe auf ihn zu und gib sie ihm, dann hast Du auch was davon. Zeige ihm Dein Begehren, vielleicht löst das auch bei ihm Begehren aus. Sorge für Deine Lust und zeige ihm, was Dich erregt. Werde eine gute Liebhaberin in dem Sinne, dass Du Dich und Deinen Körper gut kennen lernst. Wenn Du Sex unbefriedigend findest, setze Dich mehr damit auseinander, wie das mit Deinem Körper läuft. Buchtipp: KOMM WIE DU WILLST.

Gib Deinem Mann Nachhilfe im Sex, lerne ihn, einen guten Liebhaber zu sein. Äussere Deine Bedürfnisse klar (siehe Buch LIEBESLUST, Streiten und lieben nach allen Regeln). Und verabredet Euch zum Sex.

Ehe ist vor allem dann harte Arbeit, wenn wir uns auflehnen gegen die Lebensrealität und den anderen nicht mehr nehmen können, wie er ist. In allen Konflikten einer Ehe gilt immer: Mich kann ich verändern – den anderen nicht. Deshalb wünsche ich Dir neue Freude erstmal an Dir selbst und Annahme und Barmherzigkeit Deinem Mann gegenüber. Und dass Du die Liebe zu ihm wieder neu entdeckst und damit seine liebenswerten Seiten.

Neben allen diesen Gedanken möchte ich Euch eine professionelle Paarberatung ans Herz legen. Ohne gleich zu dramatisieren – ich habe zu viele Paare gesehen, denen man durchaus mit wenig Aufwand hätte helfen können, ihre Herausforderungen zu meistern, wären sie früh genug in eine Beratung gekommen. Empfehlen würde ich Euch eine systemische Beratung, in der Ihr auch Eure Herkunftsfamiliensysteme eingehend betrachten könnt und lernt, konstruktiv miteinander zu reden.

Mutmachende herzliche Grüsse - Veronika


VERTIEFENDE BLOG-BEITRÄGE

An mir selbst festhalten, um als Paar glücklich zu werden, wie mache ich das.

Mein Mann will keinen Sex

Lust wo bist du?

Wenn Sex lernbar ist, ist es dann auch die Liebe?

Die verlorene Kunst des Küssens

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September 30, 2016

Ohne Alkohol kann ich mich im Bett nicht fallen lassen

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, falsche Scham, Lust, Scheidung + Wiederheirat, Selbstgefühl & Selbstwert, Sexueller Missbrauch, Alkohol, 2016


alkohol.ipg
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Liebe Veronika

Ich bin in ziemlicher Not. Ich brauche oft Alkohol, damit ich mich sexuell fallenlassen kann. Ohne Alkohol kann ich mich nicht lustvoll erleben. Am Morgen danach schäme ich mich, und das Erlebte ist wie abgespalten. Auch ist es mir dann peinlich, dass ich mich habe gehen lassen und Fantasien hatte...

Ich bin seit 11 Jahren in zweiter Ehe verheiratet. In meiner ersten Ehe und davor gab es einschneidende, übergriffige und grenzverletzende Erlebnisse. Ich machte mit, um nicht abgelehnt zu werden oder keinen Unwillen zu erregen. Sehr fromm und körperfeindlich erzogen, sah ich meine Eltern nie nackt. Sex war tabu und peinlich.

Dein Buch und der Blog sind eine grosse Gebetserhörung für mich. Mein Mann und ich lesen uns DeinBuch gegenseitig vor und finden die Gedanken darin sehr befreiend und ganzheitlich. Aber mit der Umsetzung hapert es. Ich denke, ich bräuchte eine Begleitung über einen längeren Zeitraum. Aber ich wohne viel zu weit weg...

Obwohl mein Mann sehr rücksichtsvoll ist, fühle ich mich oft benutzt und auf meine Sexualorgane reduziert, Das macht mich so traurig und unglücklich. Ich gehöre zu den Menschen, die sich fragen, warum hat Gott das nicht anders gemacht und warum ist alles nicht einfacher??? Ich bin seit 18 Jahren mit Jesus unterwegs. Ich habe schon einiges (gemeinsam mit meinem Mann) versucht, um zu verarbeiten (Gespräche, Tagebuch, christliche Seminare über Sexualität, viele Gebete, mehrere Bücher zum Thema, Sexualtherapie bei einem nichtchristlichen Therapeuten). Manchmal scheint etwas besser zu werden, aber durchschlagende Erfolge sehe ich nicht. 

Wie ist Deine Meinung - ist es in Ordnung, dass ich Wein trinke, um meinen Hemmungen zu überwinden? Bei einem christlichen Vortrag zum Thema erwähnte die Frau, dass sie das akzeptabel findet, um unser ständig denkendes Hirn auszuschalten und freier zu werden. Als Übergangsphase würde ich es okay finden, doch auf Dauer kommt es mir seltsam vor.

Als wir begannen, Dein Buch zu lesen, hatten wir 3 Tage hintereinander wunderschönen lustvollen Sex, bei dem ich mich richtig einlassen und genießen konnte, zwei Mal sogar ohne Alkohol. Irgendwie schaffte es Dein Buch, Hemmungen bei mir auszuschalten- oder mir die Erlaubnis zur Lust zu geben? Aber leider wurde es dann wieder so wie vorher... Was soll ich nur machen? Ich weiß mir keinen Rat mehr und bin sehr gespannt auf Deine Antwort.

Rosie, 49 Jahre


Liebe Rosie

Wenn ich Du wäre, würde ich versuchen, vom Alkohol wegzukommen. Nicht, weil ich das schlimm finde, sondern weil es sonst ziemlich sicher so bleiben wird, wegen der Gewohnheit. Und weil ich aus Deinen Zeilen entnehme, dass es Dich beschämt, dass es den Sex von Deiner Person abspaltet und Du Dir etwas anderes wünschen würdest.

Deine negativen Vorerlebnisse sind im Hirn und im Körpergedächtnis abgespeichert. Bei sexueller Nähe schaltet alles auf Gefahr und löst eine Fluchtreaktion aus. Sobald Du eine Situation als bedrohlich oder beängstigend wahrnimmst, möchtest Du am liebsten aus dieser Situation wegspringen oder Du „frierst ein“. Dein Körper verkrampft sich, Dein Atem stockt und Dein Herz rast. In diesem Zustand ist es überhaupt nicht möglich, sexuelle Aktivität als Genuss zu erleben.

Unser Gehirn vergleicht alles, was wir erleben, mit ähnlichen, vergangenen Situationen und Erfahrungen. Diese Erinnerungen machen es uns entweder leicht oder schwer, uns auf die sexuelle Begegnung einzulassen. Bis anhin hat der Alkohol die Aufgabe übernommen, die Vergangenheit ruhig zu halten. Doch statt das Bewachungssystem mit irgendwelchen Substanzen zu überlisten, ist es uns auch möglich, das Belohnungssystem des Hirns zu aktivieren. Dafür müssen viele positive sexuelle Erfahrungen abgespeichert werden. Die aktive Erinnerung an diese zu erwartende Belohnung motiviert uns, weiter zu machen und lässt die Fluchtreaktion mehr und mehr ausbleiben.

Von den bereits erlebten positiven Erfahrungen braucht es noch mehr. Deshalb – lass den Mut nicht sinken. Es dauert seine Zeit und viele Wiederholungen, bis es zu einem einfacheren Weg wird. Lass sinnliche Situationen so entstehen und ablaufen, wie es Dir guttut. Sag Deinem Mann, was Dir gut tut. Lass Dich auch einfach nur nackt halten und spüre Deinen Reaktionen nach und dem, was sich vielleicht durch die Dauer des Haltens verändert. Mach dabei nur das, was Dein Körper tun möchte. Ihr solltet also Eure Sexualität so gestalten, wie Du es brauchst. Und erinnere Dich aktiv an die schon erlebten schönen Momente.

Wenn Du Deinen Kopf, Deine Moral, die sexfeindliche Erziehung und die schlechten Erfahrungen überwinden willst und im Gegenzug sexuelle Fähigkeiten, Fantasie, sexuelles Begehren, sexuelle Lust, sexuelle Intensität und Stolz auf Dein Geschlecht und Dein Frausein entwickeln willst, erreichst Du das sowohl über Deinen Kopf als auch über Deinen Körper. Dein Körper und was Du mit ihm machst in der Sexualität, wird Dein Empfinden und Deine Wahrnehmung so beeinflussen, dass schlechte Prägungen langsam aber sicher ausser Kraft gesetzt werden. In den Frauenkursen erlebe ich manchmal, dass das sogar ganz schnell gehen kann. Allein über Körpererfahrungen und das Wissen über diese Zusammenhänge.

Lass mal für eine Weile die direkten Berührungen Deines Geschlechts und übe die Beckenschaukel in einer entspannten, angenehmen Umgebung. Lass Deinen Körper fliessen und atme ruhig dazu, wie im Buch beschrieben. Dein Mann könnte dir zuerst diese Stellen langsam vorlesen, damit Du mitbewegen kannst, bis die Bewegungen für Dich automatisiert sind. Dabei geht es vorerst überhaupt nicht um Erregung, sondern um die Wahrnehmung Deines Körpers, Deiner Empfindungen und Deinem Geschlecht.

Wenn du soweit bist, geniesse auch mal eine schöne Zeit nackt oder leicht bekleidet. Ab diesem Zeitpunkt lege Deine Hand auf Dein Geschlecht und spüre die Wärme, die dort entsteht. Viele weitere Schritte sind im Buch aufgezeigt, die Dich in Kontakt mit Deinem Geschlecht bringen. Das Ziel ist es immer, bewusst Deine Körperreaktionen und auch den Atem wahrzunehmen. Lass dabei Deinen sexuellen Fantasien freien Lauf. Lach den Stimmen der Vergangenheit fröhlich ins Gesicht, die Dir einreden wollen, das sei schmutzig. Versuche, mit Deinem Mann Fantasien auszutauschen. Dafür hilft das Buch von Ulrich Clement THINK LOVE. Nach und nach wird sich Deine Einstellung zu Deinem Körper, zu Eurer Sexualität und zu Deinen Fantasien positiv verändern, und die negativen Kognitionen und schlechten Erfahrungen werden immer schwächer werden.

Ich möchte Dir das Buch WEIBLICH, SINNLICH, LUSTVOLL von Elia Bragagna empfehlen. In diesem Buch findest Du viel ausführliches Wissen über die Zusammenhänge im Körper und im Hirn, zudem werden viele sexuelle Problemstellungen darin behandelt. Auch im Buch KOMM WIE DU WILLST von Emily Nagoski findest Du viele sehr gute Informationen. Mehr Wissen über Sexualität hilft uns, wünschenswerte Empfindungen zu vermehren und die zwiespältigen zu überwinden und hinter uns zu lassen. Und vielleicht findest Du ja auch nochmals den Mut für eine Therapie - eine (christliche) Trauma- oder Körpertherapie. Oder Du gönnst Dir regelmässige Massagen oder besuchst Körpertrainingsstunden, die Dir entsprechen oder ein Beckenbodentraining.

Oft bleiben wir in unseren Schwierigkeiten nur deshalb passiv, weil wir keine anderen Lösungsmodelle kennen. Wenn unsere Ängste und Schamgefühle verschwinden durch befreiende Erfahrungen, erwacht unsere eigentlich angeborene Neugier wieder. Diese Neugierde beflügelt unsere sexuellen Fantasien und hält uns sexuell lebendig. Unsere ganz eigenen, ganz persönlichen Erfahrungen formen das für uns passende Sexualverhalten. Oft geht es darum, zuerst mal ein sexuelles Bedürfnis überhaupt zu entwickeln, danach darum, dieses ausleben zu können.

Das wünsche ich Dir von Herzen! Liebe Grüsse Veronika
 

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September 16, 2016

Sind die Bibelstellen über die "Unterordnung der Frau" unwichtig?

by Veronika Schmidt in Aufreger, Gleichberechtigung, Gott, Zusammenleben, Bibel, Ehe, 2016


bibelstellenunwichtig.ipg
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Liebe Veronika

Ich habe Deinen letzten BLOG gelesen und hätte da eine Frage. Sagst Du damit, dass diese Bibelstellen von der Unterordnung der Frau unwichtig sind? Ehrlich gesagt sind da ganz viele Stellen in der Bibel, die mich verunsichern und von denen ich keine Ahnung habe, wie sie zu verstehen sind. Gibt es da Grundsätze, wie man diese lesen und interpretieren kann?

Bin sehr interessiert an Deiner Antwort.
Grüsse – Celina, 24 Jahre


Liebe Celina

Keine einzige Stelle in der Bibel ist für mich unwichtig, auch wenn nicht jede denselben Stellenwert hat oder ich sie nicht verstehe. Sogar Gott macht offenbar Unterschiede. Er sagt im AT zum Gesetz (10 Gebote), wie im NT zur Offenbarung, dass wir davon weder etwas wegnehmen noch dazutun dürfen. Gott kann und darf zu mir durch alle Worte der Bibel sprechen. Mir sind zum Beispiel die Worte von Jesus wichtig. Diese habe ich mir in meiner Bibel mit Leuchtstift angemalt. Als Beraterin in Familien- und Beziehungsdingen liebe ich zudem die Lebensgeschichten in der Bibel. David's Generationengeschichte und in diesem Kontext die Sprüche und Psalmen sind aus systemtherapeutischer und geistlicher Sicht hochinteressant.

Ich für mich lese die Bibel mit der Brille der Lebenswelt. Das heisst, ich frage, was bedeuteten diese Worte in der damaligen Lebenswelt, in der sie geschrieben wurden? Was war das für eine Zeit? Wie hat sich Gott damals offenbart? In welcher Situation befand sich der Mensch, von dem gerade erzählt wird? Ich frage nach Zusammenhängen und nach der Heilsgeschichte, die Gott mit dem einzelnen Menschen oder der Menschheit verfolgt. Dann lese ich mit der Brille der heutigen Lebenswelt, unter Einbezug meiner eigenen Geschichte und Erfahrungen mit Gott. Und ich lese ganz bewusst im Vertrauen auf Offenbarungen durch den Heiligen Geist. Ich versuche, aus der damaligen Situation heraus, das zu finden, was in meine jetzige Situation spricht.

Es gab mal eine Zeit, da hatten die Kirchenväter eine Übereinkunft, die Bibel zu lesen, indem sie sich fragten: „Was lese ich - was liest du.“ Es gab nicht nur die eine, richtige Sichtweise. Diese Art Bibelstudium würde auch möglich machen, sich Bibelworte vorzunehmen, die wir nicht verstehen. Denn es gibt massenhaft rätselhafte, nicht eindeutige Worte in der Bibel. Wer die Bibel sehr wörtlich nimmt, muss zwangsläufig einen Bogen um diese Stellen machen. Doch so wird das Evangelium immer kleiner und verkürzter. Ich bin nun 55 Jahre alt und seit Kindesbeinen „unter dem Wort“  :-). Manchmal kommen mir Predigten vor wie eine CD in Endlosschlaufe. Dieselben Predigten. Dieselben Aussagen. Das darf auch so sein, weil ja jede Generation wieder aufs Neue das Evangelium hören soll. Doch gelegentlich denke ich ketzerisch: "Da steht doch noch mehr in der Bibel", "Das könnte man auch anders verstehen" oder „Nur weil wir es immer wieder wiederholen, wird es nicht wahrer.“ Mein Geist ist dagegen hochentzückt, wenn ich mal was Unkonventionelles, Vielschichtiges, etwas „out of the box“ höre.

Doch zurück zur „Unterordnung der Frau“. Nehmen wir als Beispiel Sklaverei. In Galater 3, 28 sagt Paulus: „Nun gibt es nicht mehr Juden oder Nichtjuden, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen. Denn ihr seid alle gleich - ihr seid eins in Jesus Christus.“ Trotzdem sagt Paulus zum Sklaven Onesimus, er solle zurück zu seinem Herrn Philemon - und nicht, er sei jetzt frei. Wohl deshalb, weil es damals keine andere Möglichkeit für Onesimus gab, in der Gesellschaft zu überleben. Und nicht deshalb, weil Sklaverei Gottes Absicht ist. Das ist sie auch heute noch nicht. Genauso wenig wie die Ungleichstellung der Frau.

Jesus und Paulus haben die Frauen in einen für die damalige Zeit aussergewöhnlichen, ja spektakulären Stand versetzt. Ausserhalb des Judentums waren Frauen und Kinder dem Vieh gleichgestellt. Männer konnten über deren Leben eigenmächtig und willkürlich entscheiden. Nun also bekamen die Frauen durch das Evangelium einen Platz in der Gemeinde, zusammen mit den Männern. Gott macht keinerlei Unterschied zwischen Mann und Frau, doch diese Tatsache entwickelte sich gesellschaftlich nicht wahnsinnig schnell . Auch heute sind wir noch nicht am Ziel, aber entschieden weiter als zu Beginn unserer Zeitrechnung. Was aber sollen nun diese umstrittenen Stellen, gelesen aus der Lebenswelt?

Diese Stellen könnte man verstehen, dass sie etwas über das Wesen der Frau aussagen, genauso, wie andere Stellen über das Wesen des Mannes. Man könnte z.B. das Wort „Unterordnung“ auch als „Einordnung“ interpretieren. Weshalb werden Frauen an mehreren Stellen ermahnt, sich einzuordnen in die gegebenen gesellschaftlichen Strukturen? Ich werde jetzt ein wenig gemein, doch steckt ein Kern Wahrheit drin (das nimmt Männer deswegen nicht aus der Verantwortung gegenüber ihren eigenen Schwächen). Frauen haben die Tendenz, „übers Ziel hinaus zu schiessen“ und das haben diese Frauen in ihrer neuen Freiheit bestimmt getan. Sie sind in Gefahr, sich zu überheben, wenn sie nicht mehr unterdrückt werden. In Gefahr zu „labbern“, wenn sie nicht mehr schweigen müssen, auch wenn sie von einer Sache vielleicht gar nichts verstehen. In Gefahr zu manipulieren, wenn sie nicht ans Ziel kommen. In Gefahr auszuteilen, aber nicht einstecken zu können. Die Liste könnte man beliebig fortsetzen.

Paulus wollte den Pendelschlag aus dem neuen Extrem zurück in die Mitte holen (denke ich). Er bringt Gott nach seiner Erkenntnis und natürlich auch durch göttliche Inspiration ins Spiel. Paulus kennt die Ordnungen Gottes aus der Thora genauso gut wie das neue Evangelium. Er sucht nach Bildern und Metaphern, die die Menschen verstehen können. Er bemüht sich darum, was aus Sicht der damaligen Lebenswelt für Frauen trotz der neuen Freiheit gesellschaftlich vorstellbar ist. Er kennt vermutlich die Eigenheiten von Frau und Mann und ist besorgt um ein hilfreiches Zusammenleben in der Gemeinde, Familie und Ehe seiner Zeit.

Beziehung ist heute sehr gut erforscht, wie übrigens auch Erziehung. Das spielt für mich eine Rolle, wenn ich die Bibel lese. Man kann heute wissen, was in der Beziehung gut tut und was nicht. Ein Machtgefälle tut definitiv nicht gut, und ich finde es gottgewollt nicht im Kontext der ganzen Bibel.

Liebe Celina. Wenn ich auf diese Weise die Bibel lesen darf, dann wird sie total spannend. Und diese Erfahrung wünsche ich auch Dir. Herzliche Grüsse - Veronika


BÜCHER ZUM THEMA

VERDAMMTER SEX von Margaret A. Farley

EHE, LIEBE UND SEXUALITÄT IM CHRISTENTUM von Arnold Angenendt

EVA von Helen Schüngel-Straumann

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

September 9, 2016

Nur damit das klar ist – Frauen haben sich unterzuordnen!

by Veronika Schmidt in Aufreger, Ehe, Gleichberechtigung, Gott, Zusammenleben, 2016


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Guten Tag Veronika

Zuerst, danke für alles Gute und Hilfreiche in LIEBESLUST.

Frau und Mann:
So viel Leid würde vermieden werden, wenn Frauen nichts Falsches gelehrt würde über ihr Frau-sein als Kinder Gottes, sondern Richtiges. Und natürlich auch Männer über ihr Mann-sein. Männer sollen nicht unterdrücken, Frauen sollen sich freiwillig unterordnen, dabei aber die Wahrheit (auch Kritisches) aussprechen.

In Genesis steht wirklich Hilfe, nicht Gegenüber.

bezieht sich in LIEBESLUST auf die Kapitel
"Sich gegenseitig erkennen im Sex"und "Dreamteam Mann und Männin" (VS) 

NT sehr kurz:

  • Apg. 7:39: Aber unsere Väter wollten sich ihm nicht unterordnen; sie wiesen ihn ab und wandten ihr Herz nach Ägypten zurück.

  • 1. Kor.14,34: sollen die Frauen in der Versammlung schweigen; es ist ihnen nicht gestattet zu reden. Sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz es fordert.

  • Eph.5,24: Wie aber die Kirche sich Christus unterordnet, sollen sich die Frauen in allem den Männern unterordnen.

  • 1. Tim. 2,11: Eine Frau soll sich still und in aller Unterordnung belehren lassen.

  • 1. Petrus 3,1: Ebenso sollt ihr Frauen euch euren Männern unterordnen, damit auch sie, falls sie dem Wort (des Evangeliums) nicht gehorchen, durch das Leben ihrer Frauen ohne Worte gewonnen werden.

Freundlich grüsst - Peter


Seit 2000 Jahren massen Männer sich an, eine "Unterordnung der Frau" zu definieren und zu sagen, ob und wie diese zu leben ist. Oft ungeachtet des jeweiligen Lebenskontextes. Besser gesagt, die Überordnung des Mannes bestimmt ganz eigentlich den entsprechenden Lebenskontext. Mein Mann hasst es, wenn ich von „den Männern“ rede. Kann ich verstehen. Nicht alle Männer sind gleich, auch nicht alle Frauen. Doch wie soll ich denn anders ausdrücken, was ich mit „den Männern“ meine? Die männerdominierte, patriarchale Lebenswelt. Oder in diesem Fall: Die männerdominierte, patriarchale, christliche, eindimensional bibelwörtliche Lebenswelt. Ist vielleicht besser, denn damit sind die entsprechenden Frauen mitgemeint.

Ab und zu bekomme ich schräge, beunruhigende Mails. Bringt es so mit sich, wenn man über Sex schreibt. Diese lösche ich unbeantwortet. Das wollte ich zuerst mit diesem Mail auch tun. Denn was ist das für eine Art, ein Mail zu schreiben? Weil, ich habe also nichts weggelassen, imfall. Ist Originalton. Aber dann habe ich gezögert, weil der Schreiber sich ja artig für mein Buch bedankt. Obwohl, das war vielleicht nur ein Vorwand… Ich habe dem Schreiber also anständig geantwortet. … Ich gebe es zu: fast anständig, nicht ganz. Ich habe geantwortet, dass seine Art die Bibel zu lesen und meine, wohl sehr weit auseinanderliegen würden. Ich habe es auch begründet. Und ich konnte es mir nicht verkneifen, zu bemerken, dass es schlechte Kommunikation ist, ohne Frage oder Erklärung mir einfach ein paar Bibelstellen vor die Füsse zu knallen. Also ich meine, ein paar doch recht provokative Bibelstellen: „So, nun interpretiere mal, was ich damit sagen möchte! Ich meine, du weisst genau, was ich sagen möchte! Ist doch klar, was diese Bibelstellen meinen!“

Diese Stellen zu lesen, macht mich heute nur noch müde. Nicht, weil ich etwas gegen Petrus und Paulus hätte. Gegen Paulus schon gar nicht. Paulus ist wohl einer der missverstandensten Apostel. Er ist es, der sagt, dass es vor Gott keinen Unterschied gibt zwischen Mann und Frau. Er sagt, dass zuallererst sich Mann und Frau gegenseitig unterordnen sollen. Er sagt, dass zuerst und vor allem wir uns lieben sollen. Petrus und Paulus waren Männer ihrer Zeit. Ja, Paulus seiner Zeit sogar meilenweit voraus, wie übrigens Jesus. Diese Männer haben den christlichen Glauben nach bestem Wissen und Gewissen und unter Lebensgefahr verbreitet. Ihre Worte ermutigen Menschen und bezeugen Gott bis heute. Doch mich macht müde, dass es immer noch Christen gibt, die ernsthaft glauben, dass Gott will, dass wir Frauen schweigen sollen, uns einseitig belehren lassen müssen, nicht lehren dürfen, unser Haupt verhüllen sollen. Uns unterordnen müssen - was immer damit gemeint ist. Steht doch alles schwarz auf weiss. Wird zitiert, als gäbe es keinen kulturellen und zeitgeschichtlichen Kontext. Und hätte Gott keinerlei Interesse daran, dass wir uns mit ihm weiterentwickeln. 

Diese Art der Bibelauslegung ist die geistliche und geistige Burka für die christliche Frau - oder das "Leichentuch der Frau"*
Ich weigere mich schlicht und einfach, so die Bibel zu lesen!!!

*so nennt Alice Schwarzer die Frauen-Verhüllung.

Ich meine, da hält der Schreiber fest: „Da steht im Fall „Hilfe“, da in der Genesis, nicht Gegenüber (imfall!)! Na und - und jetzt? Was sollen wir denn unter diesem Wort „Hilfe“ zu verstehen haben? Haushaltshilfe vielleicht? Erste Hilfe? Lebenshilfe? Liebeshilfe? Hilfe zur Selbsthilfe? Gehhilfe? Oder vielleicht eben doch GEGENÜBER, ZUGEWANDTE, ERGÄNZUNG, PARTNERIN, WOHLTUENDE, LIEBESLEBEN, UNTERSTÜTZERIN, EINSAMKEITVERTREIBERIN, RUHEPOOL, KLAGEMAUER, GESPRÄCHSPARTNERIN – und ja, auch Hilfe und Mithilfe.

Und ich wiederhole gerne nochmals aus DU HEBELST GRUNDLEGENDE ORDNUNGEN GOTTES AUS: Man kann noch so viel forschen, Bibel lesen, beten, in die Kirche gehen – am Ende bestimmt auch unser Umfeld und unsere Geschichte, was wir glauben. Unfromm und psychologisch ausgedrückt bedeutet das, dass unser Glaube von einem ganz bestimmten Mindset bestimmt ist: Unsere christliche Gemeinde, unser christliches Elternhaus prägt meine Denkweise und Mentalität. Dies prägt meine Art zu denken, wie ich Dinge sehe, wie ich sie lese und interpretiere. Jeder Mensch interpretiert mit seinen angelernten Fähigkeiten und Möglichkeiten.

So, nun habe ich mich wieder abgeregt.
Herzliche feministische Liebesgrüsse - Veronika


ZUM NACHLESEN UND BIBELSTUDIUM

IST DER MANN DAS HAUPT DER FRAU? von Andrea G. Xandry


Ich zitiere auch gerne wieder einmal Felix Ruther: „Wer aus der Vollkommenheit Gottes einen vollkommenen Bibeltext ableitet, formuliert ein logisches Prinzip, das es in der Bibel so nicht gibt. Widersprüche sieht der Mensch, der glaubt, dass alle Worte der Bibel gleich gewertet werden müssen. Die Texte der Bibel sind aber in ganz verschiedenen historischen Situationen entstanden, und man kann, ausgehend von den ältesten Texten bis zu den Evangelien, eine pädagogische Absicht Gottes entdecken. Wenn Lamech (1. Mose 4) sich noch brüstet, für eine zugefügte Wunde einen Mann zu erschlagen, dann steht im „Auge um Auge-Prinzip“ die Strafe schon in einem massvollen Verhältnis zur Tat. Das grosse Ziel auf das Gott mit den Menschen zugehen möchte ist „liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.

Ich habe zu diesem Thema schon einiges auf dem BLOG geschrieben. Wer es nochmals nachlesen will, kann das hier:

WIE MEINST DU DAS???

WIR KÄMPFEN UM DIE VORHERRSCHAFT

AN MIR FESTHALTEN, UM ALS PAAR GLÜCKLICH ZU WERDEN  (Fortsetzung von oben)

SEXUALITÄT UND GLEICHBERECHTIGUNG

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© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.