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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

April 9, 2021

PORNOGRAFIE STILLT SEHNSÜCHTE

by Veronika Schmidt in Porno, 2021


foto: annie spratt

foto: annie spratt

foto: annie spratt

foto: annie spratt

MINDO ONLINE MAGAZIN

Was Menschen in Pornos suchen und (nicht) finden.
Ein Interview mit der Sexologin Veronika Schmidt, die sich für einen positiven Umgang mit Sexualität stark macht.


MINDO: Frau Schmidt, wer konsumiert eigentlich Pornografie? Gibt’s einen bestimmten Typ, der das häufiger tut als andere?

VERONIKA SCHMIDT: Da die Zahlen so hoch sind, vor allem bei den Männern, glaube ich nicht, dass es einen bestimmten Typ gibt. Im Grunde können es alle sein. Es gibt daher wohl eher den Typen, der es nicht macht: Den Normen und Regeln angepasste Menschen, diejenigen, die nicht ganz so körperorientiert sind, und auch die, die vielleicht auch keinen so hohen Testosteronspiegel haben und an Sex gar nicht so interessiert sind.

Welche Unterschiede gibt’s beim Thema Pornografie zwischen Männern und Frauen?

SCHMIDT: Männer schauen Pornos eindeutig häufiger als Frauen, aber die Frauen holen auf. Der Abhängigkeitsfaktor ist derselbe. Da wird ein Bedürfnis befriedigt, das anderweitig vielleicht nicht befriedigt werden kann. Oder irgendwann bleibt man beim Porno hängen, statt vielleicht sich zu fragen, was man sich sonst Gutes tun könnte. Das Schwierige an der Pornografie ist, dass oft die Menge des Konsums wächst und man abhängig wird.

Weshalb nutzen überhaupt so viele pornografische Angebote?

SCHMIDT: Weil Pornografie verschiedenste Sehnsüchte stillt. Zum einen ist es bei Jugendlichen oft das Bedürfnis nach Aufklärung, also zu wissen, wie Sex funktioniert. Denn darauf wird man in der Pubertät von seinem Körper oft unvorbereitet gestoßen. Dazu kommt die Anregung von Gleichaltrigen, die das auch machen und dann spricht man darüber. Und dann gibt es noch die generellen Bedürfnisse: Man will Lust befriedigen, Einsamkeit und Langeweile bewältigen, es geht um Kicks, die man erleben will. Es sind grundlegende menschliche Bedürfnisse, die man ersatzweise mit Pornografie stillt, so wie andere vielleicht mit Schokolade oder Sport oder Gaming.

Und was ist dann an Pornografie eigentlich schlimm?

SCHMIDT: Wenn es nur die Darstellung von Sex wäre, die einem tatsächlich vielleicht eine Art Wissensvermittlung schenken würde, fände ich sie eigentlich gar nicht schlimm, sondern im Gegenteil: für manches Paar vielleicht sogar ganz gut. Aber hinter der Pornoindustrie steht ja nicht der Wunsch, Menschen zu einem besseren Sexleben zu verhelfen, sondern möglichst viel Geld zu verdienen und Menschen abhängig zu machen. Da werden eben auch niedere Instinkte angesprochen und da werden Bilder vermittelt, die destruktiv sind. Diese destruktiven Bilder werden mit dem Orgasmus verknüpft. Sprich: Das Belohnungssystem in unserem Gehirn wird aktiviert und die Glückshormone, die beim Orgasmus ausgeschüttet werden, koppeln sich mit diesen Bildern.

Dazu kommt der Effekt, dass die Darstellungen immer expliziter und extremer werden müssen, um den Reiz aufrechtzuerhalten. Dadurch wird eine Vorstellung von Sexualität geprägt, die ungesund ist. Ganz zu schweigen von der Realität hinter vielen Pornos, die von Sexsklaverei leben, wo Frauen und im schlimmsten Fall Kinder für Pornos missbraucht werden. Wegen all dieser Gründe finde ich die Pornoindustrie bedenklich.

Sie sagten eben, dass Pornos eine Reihe von Bedürfnissen befriedigten. Können Sie das näher erläutern?

SCHMIDT: Es sind die menschlichen Grundbedürfnisse von Sicherheit, Geborgenheit, Nähe, Angenommensein und auch ein bisschen Abenteuer. Interessant in der Therapie ist es, zu fragen: „Was für Pornos guckst du?“ Ich als Therapeutin kann aus der Antwort, was angeschaut wird, Rückschlüsse auf die sexuellen Themen des Betreffenden ziehen.

Ein Beispiel: Es gibt Männer, die interessiert die Penetration im Porno gar nicht. Die schauen sich zum Beispiel nur die Lust der Frau an. Oder die großen Brüste, den Po. Es geht um das Voyeuristische. Wenn zum Beispiel der Penis für einen Mann überhaupt keine Rolle spielt, dann kann ich davon ausgehen, dass er keinen guten Zugang zu seinem eigenen Penis hat. Das Ziel bei diesen Männern wäre daher, den Bezug zum eigenen Penis herzustellen und zu stärken, und hier kommt Selbstbefriedigung als Therapie ins Spiel. Denn was passiert bei der Pornografie? Die Erregung kommt von außen, vom Bild, aus der Szenerie. Es ist ein Kopf-Orgasmus. Aber der kann mir dann keine Auskunft darüber geben, was der eigene Körper erlebt, weil die Wahrnehmung gar nicht im Körper ist. Ziel ist es, Menschen aus den Pornobildern herauszubringen, hinein in ihren Körper, zu sich selbst.

Nicht Askese oder Verbote bringen den größten Erfolg, sondern wenn Betroffene sich fragen: „Was kann ich tun, um eine gute Sexualität zu entwickeln?“

Wenn mein Partner oder meine Partnerin ein Pornoproblem hat, was kann ich tun?

SCHMIDT: Ansprechen. Denn das tut der Beziehung tatsächlich nicht gut! Wenn es um ein Abhängigkeitsverhalten geht, dann ist oft auch die Realität, dass man dem Paarsex aus dem Weg geht. Weil die Selbstbefriedigung und der Sex mit dem Pornofilm unkomplizierter und einfacher ist, man also Sex mit einem realen Menschen als schwieriger empfindet. Und das muss auf den Tisch.

Ich finde es generell gut, dass es ein Gesprächsthema wird und man auch Themen anspricht und klärt, die nicht stimmen. Denn viele Frauen empfinden den Pornokonsum ihres Mannes als Fremdgehen. Doch der Mann geht ja nicht mit diesen Pornodarstellern fremd, sondern eigentlich weicht er der Paarsexualität aus. Oder vielleicht auch sogar der Auseinandersetzung mit sich selbst, also mit der eigenen, ganz realen Sexualität und den eigenen erotischen Fähigkeiten.

Haben Sie Tipps, wo und wie man Unterstützung für den Ausstieg bekommt?

SCHMIDT: Es gibt viele Porno-frei-Initiativen. Und für jemanden, der das Gefühl hat, ihm hilft die totale Abstinenz, finde ich diese Initiativen gut. Trotzdem habe ich meine Zweifel, wie nachhaltig solche Ansätze sind. Denn ich habe immer wieder Menschen in der Beratung, die das schon probiert haben, teils mehrfach, und die gescheitert sind.

Eine Sexualtherapie ist darum sicher eine gute weitere Möglichkeit, weil es dabei auch um den pädagogischen Aspekt geht: Wenn ich mir den Porno abtrainiere, gehe ich lediglich gegen den Fehler vor. Wenn ich jedoch meine Sexualität analysiere und stärke, tue ich etwas für das Fehlende. Nicht die Verbote, nicht die Askese, bringen meiner Beobachtung nach den größten Erfolg. Sondern wenn Betroffene sich sagen: „Ich habe keine gute Beziehung zu meinem Körper, die habe ich dem Porno geopfert! Was kann ich tun, um eine gute Sexualität zu entwickeln?“ Das ist meiner Meinung nach der erfolgversprechendere Weg.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Tina Tschage.
MINDO ONLINE MAGAZIN
MINDO und das Leben wird leichter

ZUM WEITERLESEN:

→ Raus aus der Pornospirale – so gelingt’s!

→ Selbstfriedigung als Therapie

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February 12, 2021

Pornoschreck auf dem Pausenplatz und zu Hause

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Porno, 2021, Christliche Erziehung, Christliche Lebenswelt, Pädagogik, Sex & Kinder, Sexting, Jugendliche


foto: mariotogni fotography

foto: mariotogni fotography

foto: mariotogni fotography

foto: mariotogni fotography

Zunehmend kontaktieren mich besorgte und erschrockene Eltern, weil ihre Kinder mit Pornofilmen der übelsten Sorte konfrontiert sind. Einige Kinder sind danach total verstört und können nicht mehr schlafen. Immer jüngere Kinder sehen diese auf dem Pausenplatz oder bei Schulfreunden und Schulgefährtinnen in deren Zuhause. Aber die Söhne und Töchter halten auch im eigenen Haushalt über den Familien-Laptop nach expliziten Seiten Ausschau. Aus Neugierde und auf der Suche nach Grenzerfahrungen.

Eltern sind zudem beunruhigt über die ansteigende Sexualisierung durch die Sozialen Medien. Durch Berichte über Sexting, Loverboys, Erpressungsversuche zu sexuellen Handlungen, Gewalt und Mobbing. Sie fühlen sich hilflos diesen Themen gegenüber. Sie sind sprachlos in Sexdingen. Doch andererseits beunruhigt christliche Eltern auch der Sexualkundeunterricht der Schule. Worauf soll man achten als Eltern?


Erzählen Kinder und Jugendliche zu Hause von diesen Erlebnissen, kann man davon ausgehen, dass man schon einiges in der Erziehung oder Aufklärung gut gemacht hat. Denn dann ist da offensichtlich eine Vertrauensbeziehung vorhanden. Diese ist das Allerwichtigste überhaupt zwischen Eltern und Jugendlichen. Vielleicht sind die Kinder aber nicht von selbst auf die Pornos zu sprechen gekommen, sondern beim Konsum ertappt worden. Wichtig ist, kein Drama daraus zu machen, aber trotzdem das Thema in aller Ernsthaftigkeit anzugehen. Spätestens jetzt ist Sprechbedarf. Aufklärungsbedarf. Verhandlungsbedarf. Abmachungsbedarf.

Eine Mutter erzählte mir, sie hätte dann zusammen mit ihrem Sohn einen Porno geschaut und mit ihm darüber gesprochen. Dazu muss gesagt werden, dass es verboten und strafbar ist, Jugendlichen unter 16 Jahren pornografisches Material zugänglich zu machen. Auch als Eltern. Also keine gute Idee! Jugendliche machen sich auch strafbar, wenn sie untereinander Filme austauschen. Wenn Schule und Polizei davon erfahren, werden sie deshalb aktiv.

Angesichts der doch besorgniserregenden Lage auf einigen Pausenplätzen, scheint mir der Aufstand unangebracht, den einige Eltern und PolitikerInnen der Aufklärung in der Schule entgegen bringen. Denn die Pornoflut ist definitiv nicht Folge der Aufklärung sondern eher Folge der Tabuisierung. Es mag Fälle von Aufklärungsstunden geben, bei denen über das Ziel hinausgeschossen wurde. Da ist Protest vielleicht nötig. Handkehrum bringen genau diese Situationen das Gespräch am Esstisch zu Hause in Gang. Sie sind die beste Gelegenheit, mit Kindern das Thema Sex zu diskutieren.

Das Argument, dass Aufklärung allein ins Elternhaus gehört, zieht insofern nicht, weil ich aus meinem Beratungsalltag versichern kann, dass diese Aufklärung so gut wie nicht stattfindet. Die Angst vor der Aufklärung unserer Kinder durch die Schule ist riesig. Weshalb eigentlich? Was haben wir zu verlieren? Könnten wir auch gewinnen? Immer wieder begegnet mir die Angst, offen über Sexualität und Verhütung zu informieren, würde zu Sex animieren. Untersuchungen zeigen - das Gegenteil ist der Fall. Je mehr Jugendliche über Sex wissen, desto verantwortungsvoller gehen sie mit sich selbst und anderen und Sexualität um. Desto später haben sie den ersten Sex. Desto selbstsicherer sind sie und können entsprechend Grenzen setzen und Grenzen achten.

Obwohl wir offensiv mit Sexualität konfrontiert sind, darüber zu sprechen ist immer noch ein Tabu. Wir finden in den  Medien eine Fülle von Stoff über Sexualität und diese Informationsschwemme muss sortiert und diskutiert werden. Und ja, da sind mit Sicherheit Informationen dabei, die unser Wertesystem in Frage stellen. Als Eltern und Leitfiguren sollten wir uns bemühen, an unserem eigenen Verhältnis zu Sexualität zu arbeiten, um Gespräche darüber führen zu können. Grundsätzlich finde ich, dass es kein Thema gibt, welches wir nicht mit unseren Kindern besprechen können. Die Aufklärung muss in jeder Hinsicht besser werden und es muss mehr davon geben. In der Regel kommt heute Aufklärung immer noch zu spät. Aufklärung sollte die ganze Kindheit hindurch stattfinden, altersangemessen, die sich bietenden Gelegenheiten immer wieder nützend. Spätestens mit elf Jahren sollten Kinder über die wichtigsten biologischen Vorgänge im menschlichen, sexuellen Körper im Bilde sein. Das einzige, was Kinder überhaupt nicht interessiert, sind Einzelheiten über das Sexleben ihrer Eltern!

Dazu noch etwas zum Reizwort Übersexualisierung oder Frühsexualisierung. Es ist nicht das Wissen, das  übersexualisiert, im Gegenteil. Es ist Unwissen, das dem Tür und Tor öffnet. Weil die Kinder und Jugendlichen keine Anleitung bekommen zum Umgang mit der sexuellen Bilderflut und den Auswirkungen davon in der Gesellschaft. Viele jugendliche Pornoschrecks auf dem Pausenhof haben vermutlich wenig gute Aufklärung zu Hause erfahren und werden mit ihrer aufbrechenden Sexualität allein gelassen. Aber wenn Töchter und Söhne eine Ahnung von Sex haben, können sie entsprechenden Konfrontationen selbstbewusst entgegentreten und Grenzen setzen.

Nachlesen hier:
Das sagt die Regisseurin für „Unabhängiges Erwachsenen-Kino“, Erika Lust, zu Pornografie, und wie sie selbst ihre zwei Töchter darüber aufklärt. Wie sie aufklärt, damit nicht der Porno die heutige Sexualerziehung ersetzt.
Sie sagt, es ist unsere Verantwortung, Kindern zu erzählen, dass Pornos übertriebene Sex-Fiktionen sind.


Hilfreiche Internetseiten zum Thema:

SCHAU HIN

Schau hin Pornografie.jpg

SEXUALITÄT UND PORNOGRAFIE IM NETZ

Jugendmedien Pornografie.jpg

BLOG: Sexualerziehung ist gar nicht schwer

BLOG: Mit Kindern über Sex reden - Podcast

 
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November 27, 2020

GENERATION PORNO - GIBT ES "GUTE" PORNOGRAFIE?

by Veronika Schmidt in Podcast, Porno, 2020


foto: simon berger

foto: simon berger

foto: simon berger

foto: simon berger

In diesem Podcast unterhalte ich mich mit Manuel Schmid und Stephan Jütte am Stammtisch von REFLAB, einem Projekt der Reformierten Kirche des Kantons Zürich, über verschiedenste Aspekte der Pornografie. Gemeinsam diskutieren wir über sexuelle Sprachlosigkeit, darüber, was Pornografie mit der Paarbeziehung macht, über Grenzen und vielleicht sogar einen allfälligen Nutzen von Pornografie – und über den Einfluss pornografischer Inhalte auf die sexuelle Entwicklung im Jugendalter.

BLOGS zum Thema Pornografie:

Raus aus der Pornospirale - so gelingt’s

Selbstbefriedigung als Therapie

weitere Blog-Beiträge zum Thema Porno siehe Suchfunktion “ÜBERSICHT ALLE BLOGS”

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November 26, 2020

RAUS AUS DER PORNOSPIRALE - SO GELINGT'S

by Veronika Schmidt in Lust, Porno, Sehnsucht, Selbstbefriedigung, Selbsterfahrung, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, 2020


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Veronika Schmidt

Wer erfolgreich aus dem Pornokonsum aussteigen will, muss erst verstehen, weshalb so viele Veränderungswillige an ihrem Vorhaben scheitern. Hauptsächlich deshalb, weil der Ausstieg aus dem Konsum der Bilder nicht entkoppelt wird von der Selbstbefriedigung! Ein Systemfehler!

Die folgenden Tipps sind nicht nur in der Sexualtherapie praxiserprobt, sondern auch nachhaltig. Und immer wieder aufs Neue anwendbar.


Kaum lag der Corona-Lockdown in der Luft, reagierte die Porno-Branche flink. Es gab Gratisangebote und extra Themen-Serien zu Corona- und Quarantäne. Die günstige Gelegenheit wurde rege genutzt. Zunehmend auch von Frauen. Nach einem ersten steilen Anstieg haben sie die Zahlen des Porno-Traffic im Internet während des Lockdowns in der Schweiz bei fünfzehn Prozent über dem Durchschnitt eingependelt. Doch für viele Menschen ist der langfristige Konsum von Pornografie mehr Last als Lust. Weshalb ist das so und wie gelingt der Ausstieg?

Weshalb werden überhaupt Pornos geschaut? Auch wenn Lustgewinn und Neugier (mindestens zu Beginn) als Motivation nahe liegen, so ist Pornokonsum hauptsächlich eine Bewältigungsstrategie und Trostpflaster für vielerlei. Für Frust, Langeweile, Stress, Wut, Unzufriedenheit, Unsicherheit, Unverstandensein, Berührungsmangel, Einsamkeit aber auch aus Konfliktscheu und Bequemlichkeit (Paarsex ist anstrengender). Durch den Konsum der erregenden Bilder und durch den meist herbeigeführten Orgasmus entspannen sich Menschen und überstehen so Drucksituationen besser. Einsamkeit liegt ganz vorne in der Bewältigungsstatistik. Wer keinen Menschen zum Berühren oder zum Sprechen hat, findet oft Trost in der gefilmten Kopulation anderer, in der Betrachtung expliziter Körperlichkeit, sagt die Pornowissenschaftlerin Madita Oeming. Laut der Sexualwissenschaftlerin Andrea Burri zeigen Studien, dass sich unter anderem einsame, traurig gestimmte Menschen zu Pornos hingezogen fühlen.

Selbst in einer Paarbeziehung kann körperliche und emotionale Einsamkeit riesig sein. Manchmal ist die Einsamkeit der Grund für den Einstieg in die Pornografie, manchmal ist Pornografie aber auch der Grund für die Einsamkeit und die zunehmende Distanz zum Partner oder der Partnerin. Oft entsteht zudem eine unheilvolle Spirale: Weil der eine Pornos guckt, geht der andere auf Distanz, weshalb der oder die Zurückgestossene wieder Trost in den Pornos sucht. Oft ist schwer auszumachen, was Huhn oder Ei war. Doch meist geht einer solchen Situation eine nicht erfüllend erlebte Sexualität voraus. Nicht erfüllte Erwartungen, Enttäuschungen, wenig oder gar nichts in der Sexualität erleben können, wenig Lustempfinden, wenig Zugang zum eigenen Körper und wenig differenzierte Körperwahrnehmung und Genuss. All dies immer bezogen auf sich selbst, auf die eigenen sexuellen Fähigkeiten. Denn oftmals wird der Partner, die Partnerin für das sexuelle Unglück verantwortlich gemacht und dient als Entschuldigung für sexuelle Kompensationshandlungen (Porno, Prostitution, Fremdgang) oder sexuelle Verweigerung. Laut Untersuchungen schadet vor allem der Solo-Pornokonsum einer Paarbeziehung, viel weniger gemeinsam geschaute Pornos. Aussteigen aus der Porno-Spirale bedeutet also auch, als Paar ins Gespräch über die eigene und die gemeinsame Sexualität zu kommen.

Doch danach braucht es praktische Schritte der Verhaltensänderung - wie bei einer Ernährungsumstellung oder anderen Lebensstil-Veränderungen (mehr Sport, früher aufstehen, weniger Smartphone, neues Hobby etc.).

Es geht dabei - und das ist wichtig, zu begreifen - auf keinen Fall darum, sich sexuelle Bedürfnisse abzutrainieren, sondern einzig darum, auf die Bilder als Erregungsquelle zu verzichten und andere Erregungsquellen zu etablieren, solche aus sich selbst, aus dem eigenen Körper, der eigenen Fantasie.

Denn wir Menschen sind nun mal als sexuelle Wesen, geschaffen mit sexuellen Bedürfnissen (mehr dazu hier). Der Körper und das Gehirn pornoabhängiger Menschen ist auf die Logik “Bild gleich Erregung” programmiert. Was bedeutet, Erregung kommt von aussen und nicht von innen aus einem selbst. Nicht aus der eigenen Wahrnehmung der Lust, die aus einem selbst geweckt wird durch Berührung, Stimulation, Bewegung, Ausbreitung und Intensität im Körper durch Atmung, Verstärkung der eigenen Lust, indem man sich lustvoll wahrnimmt. Man könnte sogar behaupten: Menschen, die ihre Lust in der Pornografie finden, spüren sich selbst ganz schlecht. Oft nehmen sie nicht einmal den Orgasmus richtig wahr.

Und wie lerne ich Lust unabhängig von Pornos?
Wie lerne ich lustvolle Wahrnehmung meiner selbst?
Erst einmal vor allem mit mir selbst!
Selbstbefriedigung als Therapie!
Aktiv gelernte lustvolle Selbstbefriedigung,
gelerntes Stillen sexueller Bedürnisse,
gelernte sexuelle Erfüllung mit mir selbst.

Buchtipps zur Selbststimulation von Mann und Frau:
ALLTAGSLUST von Veronika Schmidt (“Was Sex schön macht” S. 134-218)

Podcast: Generation Porno - gibt es "gute" Pornografie?

Zum Programm der Verhaltensänderung

“Dann mach den Scheiss doch einfach nicht!”

Es braucht ein Durchhalte-Programm. Eine Verhaltensänderung benötigt 21 Tage, um einen ersten Gewöhnungseffekt zu erzielen, 60 Tage, um die Verhaltensänderung zu etablieren. Nach 1000 mehrheitlich erfolgreichen Tage ist einem ein neuer Lebensstil definitiv zu eigen geworden. Perfektion hilft nicht. 75 Prozent Gelingen ist gut genug. Wichtig dabei - Genuss etablieren! Allein und zu zweit in der Paarsexualität. Übungseinheiten Selbstliebe: Mindestens 2-3 Mal die Woche, wenn nötig täglich. Dazu sicher 1 Mal die Woche Sex mit Partner*in einplanen. Denn - habt Sex! Nicht nachdenken, einfach loslegen. ***

Am besten führt man ein Verhaltenstagebuch, in welchem man festhält, in welchen Situationen der Impuls stark wird, Pornos zu konsumieren (eine Prostituierte aufzusuchen, Sex-Talks zu führen etc.). Man sollte sich für diese Situation Ersatzbeschäftigungen suchen, die zufriedenstellen und die (bewusst) ablenken (Musik, Sport, Meditation, Gespräche, Lesen, Filme usw.). Vor allem kräftige Dinge helfen, wie intensiver Sport, Aufräum- oder Putzaktionen, Gartenarbeit usw. sein.

Doch der wichtigste Aspekt ist das Einüben genussvoller, regelmässiger Selbststimulation, um einen Lerneffekt zu erzielen.

Selbstbefriedigung als Therapie

Am besten plant man die Selbststimulation regelmässig ein, damit Mangelerscheinung und übermässiges Verlangen sich nicht unkontrolliert Bahn brechen. Sollte das Bedürfnis nach Porno (Prostituierte, Sex-Talks) übermächtig werden, sollte man sich als Notausstieg intensiv selbst befriedigen - um den Drang abzureagieren. Auch folgende Akuthilfen aus der Traumatherapie helfen, sich bewusst zu spüren, aus dem Drang-Stress raus und ins “Jetzt” zu kommen:

Gummiband am Handgelenk - Gummi mehrmals ans Handgelenk flitschen lassen.
Kräftig seinen Druck in einen Lufballon blasen - so lange, wie nötig.
Etwas Chili auf die Zunge geben - fegt erst mal alle anderen Gefühle weg.
Spitze Steine oder einen Vulkanstein in der Handfläche zur Faust drücken (Steine in der Hosen- oder Jackentasche aufbewahren).

Im Verhaltenstagebuch führt man Buch darüber, wie man mit der akuten Situation umgegangen ist, welche Massnahmen man getroffen und wie man sich dabei gefühlt hat. Je konsequenter und genauer man das Tagebuch führt, desto besser lernt man sich kennen und seine Impulse einordnen und steuern.

Auch Belohnung ist wichtig. Für jeden Tag ohne Pornokonsum markiert man sich als Belohnung ein Feld. In immer grösser werdenden Abständen darf man sich belohnen. Am besten vorher eine Liste von möglichen Belohnungen erstellen. Je besser es gelingt, desto mehr kommt man vorwärts. Man sollte sich nicht bestrafen oder Belohnungsfelder wieder zurücknehmen.

Ein Entwöhnungsvorschlag anderer Art: Nach zweimaliger bewusster, genussvoller Selbststimulation eine dritte mit Porno, nach dreimaliger bewusster, genussvoller Selbststimulation eine vierte mit Porno, nach viermaliger bewusster, genussvoller Selbststimulation eine fünfte mit Porno usw. usf.

Verhaltenstagebuch.jpg
PDF Verhaltenstagebuch
Verhaltenstagebuch Belohnung.jpg
PDF VERHALTEN BELOHNEN
*** “Beziehungen funktionieren oft nicht, weil es ein Problem gibt mit dem Sex”, sagt die bekannte amerikanische Paartherapeutin Esther Perel. “Aber Menschen, die sich nicht mehr berühren, verlieren das gegenseitige Vertrauen. Dadurch steigt die Verunsicherung des Einzelnen, wodurch die Chance, dass es wieder mal zu Sex kommt, weiter sinkt. Wenn Sie wieder oder mehr Sex haben wollen, dann tun sie es einfach. Egal ob in Stimmung oder nicht. Betrachten Sie es als eine Tätigkeit wie das Zähneputzen, es ist eine Notwendigkeit. Legen Sie einfach los, es wird schon klappen, egal wie kurz oder lang oder gut oder schlecht. Tun Sie es einfach! Und Sie werden sich wundern, wie positiv sich das auf Ihre Beziehung insgesamt auswirkt. Es ist nie zu spät. Haben Sie Sex, heute noch!

Quelle: DAS MAGAZIN No 13 - 2020, Zusammengetragen aus diversen Podcasts und Interviews mit der Paaartherapeutin Esther Perel

 
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October 10, 2019

IST SELBSTBEFRIEDIGUNG WIRKLICH OK?

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Porno, Sehnsucht, Selbstbefriedigung, Selbsterfahrung, Selbstverantwortung, Sexualethik, Solosex, Singlesex, Singles, Sünde, Unzucht, zölibatär leben, 2019


foto: leandro lopes

foto: leandro lopes

foto: leandro lopes

foto: leandro lopes

Hallo Veronika

Vielen Dank für deinen Blog! Ich lese ihn mit sehr viel Interesse und habe dadurch schon viele Anregungen bekommen, die ich sehr hilfreich fand. Ich komme aus einem pietistischen Hintergrund, in dem jeglicher Sex ausserhalb der Ehe verteufelt wurde. Mit diesem schlechten Gewissen habe ich leider bis heute zu kämpfen.

Nun habe ich ein paar Fragen an Dich: Ich bin fast dreissig und Single und arbeite im Ausland “in der Mission". Da sich der Sexualtrieb ja nicht so einfach abschalten lässt, bin ich sehr lange sehr unbarmherzig mit dem Thema Sexualität umgegangen. Ich befriedigte mich oft selbst (meistens ohne Pornos, aber gelegentlich mit Bilder von Bekannten auf Facebook). Mein Ziel war, Hauptsache schnell heiraten, um dieses Thema zu "lösen" (war keine gute Idee und hat auch nicht geklappt). Dann kam mein Ruf “in die Mission".

Irgendwann hörte ich zu Selbstbefriedigung vom Begriff “Selbsterfahrung" und merke, dass es mir damit nun besser geht. Allerdings bleibt das schlechte Gewissen. Bei der Selbsterfahrung kommen immer wieder ganz kurz Bilder von Bekannten und anderen nackten Frauen. Dafür fühle ich mich dann hinterher schuldig. Auch sonst frage ich mich, ob das tatsächlich alles so richtig ist, weil man ja in der Bibel nichts darüber findet.

Ich frage mich, ob Selbstbefriedigung nicht doch Unzucht ist und ob ich damit vor Gott in Ungnade falle. In 1. Korinther 7.9 steht: “Wenn sie (Verwitwete und Singles) sich aber nicht enthalten können, sollen sie heiraten; denn es ist besser, zu heiraten, als in Begierde zu brennen.” Kann man daraus schließen, dass Selbstbefriedigung dieses "Brennen" ist? Und ist dieser Vers nicht auch ein klarer Hinweis darauf, dass man mit Sex bis zur Ehe warten sollte?

Liebe Grüße, Felix, 30 Jahre


Lieber Felix

Generationenlang hat man wohl genau das gedacht und behauptet. Dass mit dem Brennen oder Glühen in 1. Kor. 7.9 die Selbstbefriedigung gemeint ist, und natürlich nicht nur diese, sondern jegliches sexuelle Verlangen. Deshalb standen selbstverständlich sämtliche sexuellen Bedürfnisse unter Generalverdacht, wenn man nicht verheiratet war. Doch wie du bestimmt an verschiedenen Stellen in meinem Blog gelesen hast, gehören sexuelle Bedürfnisse zu uns Menschen dazu, sind ein Teil unseres Selbst. Die Frage ist nur, wie wir damit umgehen.

Ein wirklich schönes Büchlein zu diesem Thema ist «Mystik und Eros» von Anselm Grün und Gerhard Riedl. In der Beschreibung zum Buch steht: «Religion und Sexualität stehen für viele Menschen im Widerspruch. Die Autoren, ein Familienvater und ein Benediktinermönch wollen Mystik und Eros wieder miteinander versöhnen. Sie treten für eine Spiritualität ein, die die Lust am Leben fördert, und geben Antworten auf die Frage nach einer menschlich gelebten Sexualität.»

Mit den Worten Begierde oder Verlangen ist nicht ein gesundes Bedürfnis gemeint, sondern ein (über)starkes Sehnen - begieriges Sehnen und Verlangen, welches «alles Übrige erstickt». Das heisst, man wird vom Verlangen beherrscht und getrieben und lenkt das Bedürfnis nicht selbst. Da wir in der Bibel grundsätzlich nichts zu Selbstbefriedigung finden, ist es meiner Meinung nach nicht statthaft, aus dieser oder auch ähnlicher Bibelstellen (z.B. alle Unzucht-Stellen) eine Ächtung der Selbstbefriedigung abzuleiten. Aber wie alles im Leben können wir auch Selbstbefriedigung in guter oder schädlicher Weise ausleben. Wir finden verschiedene Stellen in der Bibel, die uns ermahnen, uns nicht von etwas beherrschen zu lassen, weder von Angst noch von sonst was. Eine Stelle in Sirach 6.2 (Apokryphen) drückt gut aus, was das Problem sein kann: «Lass dich nicht von deinen Wünschen beherrschen; sie könnten deine ganze Kraft aufzehren.» Doch andererseits ruft Paulus zu Gelassenheit und Entkrampfung auf: «Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles ist nützlich. Alles ist mir erlaubt, aber ich will mich von nichts beherrschen lassen.» 1. Kor. 6.12

Manchmal schmunzle ich über Paulus Rat, doch zu heiraten, wenn das Verlangen übermächtig ist. Offenbar war damals weder eine Frage, ob jemand Heiratswilliges zu finden sei, noch, dass Paare, wenn verheiratet, regelmässig Sex haben. Beides ist heute leider nicht zwingend gegeben. Seltsamerweise haben Menschen auch in Beziehungen oftmals keinen Sex oder sehr selten. Ein Mann in der Beratung meinte mal frustriert, nun hätte er mit dem Sex gewartet bis zur Ehe, in der Annahme, wenn er verheiratet sei, dürfe er dann Sex haben. Doch nun dürfe er immer noch nicht. Vor allem die christliche Sprachlosigkeit zum Thema Sex verhindert einen guten sexuellen Lernweg, der nötig wäre, damit sowohl Frauen wie Männer einen guten Zugang zu ihrem Körper und ihrer Sexualität entwickeln können und somit auch die Freude am Sex. Denn diese ist die Voraussetzung dafür, dass man Sex immer wieder und regelmässig haben möchte.

Also möchte ich Dich ermutigen, Deinen Körper zu geniessen und auch zu Deiner Sexualität und Deinen Sexualorganen eine gute, freudvolle Beziehung aufzubauen, ohne von der Begierde getrieben zu sein. Doch nein - ich finde es keine gute Idee, wenn Du Bekannte oder Facebook-Freundinnen als Wichsvorlage benützt. Ich rate Dir, erstmal überhaupt keine Bilder zu verwenden und auch nicht mechanisch mit der Hand drauflos zu rubbeln. Sondern konzentriere Dich auf die (feinen) Wahrnehmungen Deines Körpers. Darauf, was Du spürst - am ganzen Körper, was der Penis spürt, was der Penis tun möchte. Bewege Deinen Beckenboden, bewege den Penis mit dem Beckenboden, bewege den Penis in die stillhaltende Hand hinein, konzentriere Dich auf die Berührungen, Erfahrungen, Wahrnehmungen, auf die Erregung, die Bewegungen, den Atem, das Mitgehen mit dem ganzen Körper, die Erregungssteigerung, auf das Zurückhalten der Erregung, das erneute Ansteigen, das Entladen und das Nachspüren in der Entspannung. Alles ganz bewusst. Falls Du Fantasien miteinbeziehst, fokussiere auf Dich selbst und Deinen Körper, darauf, dich als sexuell begehrenden Mann zu sehen. Mehr findest Du in meinem Erwachsenen-Aufklärungsbuch LIEBESLUST, welches auch für Singles gut geeignet ist.

Das ist übrigens der hilfreichste Weg, um Abhängigkeit von Pornografie zu überwinden. Indem man in die Wahrnehmung des Körpers geht und die unerwünschten Bilder sein lässt. Denn Gedanken und Fantasien können gesteuert werden, man ist ihnen nicht einfach ausgeliefert. Je weniger die entsprechenden Gedankengänge und Synapsen im Hirn bedient werden, desto eher verschwinden sie von ganz allein, weil sie (im Hirn) nicht mehr benützt, diese Pfade nicht mehr begangen und ersetzt werden. Indem die Bilder durch Körpererfahrungen ausgetauscht werden und dadurch neue (gesündere) Bilder entstehen können.

Zur «Sex-vor-der-Ehe-Frage» findest Du ganz viel auf dem Blog. Hier der wichtigste Beitrag: Sexualethik und die Aufwertung der Verlobung

Herzliche Grüsse - Veronika

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© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.