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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

November 15, 2015

Christen und Sex - das heulende Elend!

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Buch, Ehe, Ehesex, falsche Scham, Fragen, Gott, Lust, Sünde, keusch, Meistgelesen!, 2015


foto: mariotogni photography

foto: mariotogni photography

foto: mariotogni photography

foto: mariotogni photography

Gestern Abend habe ich das unten angefügte Mail erhalten, und es macht mich masslos traurig und zugleich unglaublich wütend. Die Welt hat riesige Probleme, aber in der Gemeinde haben wir nichts Besseres zu tun, als unseren jungen Menschen die Freude am Sex zu vergällen. Nicht, dass ich solche Geschichten zum ersten Mal hören würde. Nein, aber das junge Alter der Schreiberin erschüttert mich zutiefst. Sie ist im Alter meiner eigenen Töchter. Und wenn ich diese beiden Lebenswelten vergleiche, sehe ich zwei Planeten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Weshalb lassen wir es zu, dass die schönste Nebensache der Welt zum Horror wird? Zur grössten Enttäuschung unseres Lebens? Vor noch nicht ganz einem Jahr war ich als Sprecherin an einer Jugendkonferenz. Zusammen mit einem Team sollten wir über Sex sprechen. Vier Workshops waren geplant. Etwa 60 Teilnehmer pro Mal wurden uns angekündigt.  400 Teilnehmer strömten in den ersten Workshop und im zweiten nochmals 200. In einer Krisensitzung in der Nacht wurde der Workshop abgesetzt und wir nach Hause geschickt. Weil wir zu offen über Sex gesprochen hatten. Weil wir über Sex gesprochen haben und nicht „kein Sex vor der Ehe“ postulierten.

Heulend bin ich nach Hause gefahren, weil es mich dermassen erschütterte, dass man diesen jungen Menschen Informationen und eine gesunde Auseinandersetzung mit dem Thema Sex vorenthielt. Ich fuhr nach Hause, obwohl ich mehreren Teilnehmern versprochen hatte, dass der Workshop am nächsten Tag noch zweimal stattfinden würde. Sie wollten unbedingt nochmals wiederkommen und Freunde mitbringen. Ich fuhr nach Hause und wusste, dass ich meinen BLOG zum Thema Sex starten würde. Dieser BLOG beunruhigt einige Gemüter. Man ruft deswegen meinen Gemeindeleiter an, nicht mich. Gerade eben habe ich das Buch „Freischwimmer“ von Torsten Hebel gelesen und weiss mich jetzt in guter Gesellschaft. Freuen sollten wir uns, nicht wenn wir beklatscht werden, sondern wenn man uns nach Hause schickt, weil wir unbequeme Wahrheiten aussprechen. In diesem Buch sagt sein Freund Stefan Jung: „Jesus wäre wahrscheinlich der Erste gewesen, der aus vielen Veranstaltungen rausgeflogen wäre, weil er sich schon damals einen Scheiss darum gekümmert hat, dem Establishment zu gefallen.“

Zu dem Zeitpunkt war mein Buch bereits beim Verlag im Lektorat und es ging darum, was wir an Aussagen rausnehmen oder drin lassen, damit wir die Verbreitung des Buches nicht verhindern, weil man es wegen strittigen Aussagen auf den Index hätte nehmen können. Aus diesem Grund steht zum Beispiel nichts über Homosexualität drin. Das bedaure ich für die 5% der Leserschaft, die das betrifft. Auf der Verlagsseite sah ich vorgestern den Kommentar einer Leserin zum Buch, die meine Mutlosigkeit bemängelt und hier den Schwachpunkt des Buches sieht. Ja, da gebe ich ihr Recht. Aber es ist so, weil ich mich für die 95% der Leser entschieden habe, die von diesem Buch profitieren sollen. Noch keine zwei Monate ist nun das Buch auf dem Markt, und ich erhalte täglich Mails von völlig unbekannten Menschen, die mir auf diesem Weg „um den Hals fallen“. Das nachfolgende Mail steht stellvertretend dafür.

Allen diesen Menschen, die mir schreiben, wünsche ich, und das ist mein Gebet, dass sie es durch das Buch schaffen, sich ihre Sexualität zu erobern und den moralischen Ballast so schnell wie möglich loszuwerden, der ihnen die ganze Freude raubt. Die Freude am Sex und am Leben überhaupt.

Liebe Annika, die Veröffentlichung Deines Mails soll vielen die Augen öffnen und Dich und mit Dir viele andere Menschen in die Freiheit führen, das wünsche ich Dir von Herzen. Sei umarmt - Veronika


Hallo liebe Veronika

Ich heisse Annika und bin 25 Jahre alt. Ich habe eben Deinen Artikel in der Family von Juli 2015 gelesen und nun Deinen Blog. Ich sitze hier und heule, warum weiß ich gar nicht so genau.

In meiner christlichen Familie und in der Gemeinde wurde mir immer erzählt, wie schmutzig Sex und Lust ist. Alles was in irgendeiner Art und Weiße erregend sein kann, wurde immer verboten. Ob nun schöne Unterwäsche oder selbst der Film "Dirty Dancing", alles Sexuelle wurde von mir ferngehalten. Meine Mama hat mir erzählt, dass mein Vater sie in der Ehe sexuell sehr unter Druck gesetzt hat und so habe ich mich immer so sehr geschämt, wenn ich Lust empfunden habe. Seit der Geburt meiner Tochter ist der Sex aus meiner Ehe beinahe ganz verschwunden. Ich fühle mich wie meine Mutter, für die Sex nur etwas Schlechtes ist oder etwas, das nur so brav und harmlos und unerotisch wie möglich sein darf.

Und nun lese ich von Dir, und alle Dämme scheinen zu brechen. Ich habe so oft zu meinem Mann gesagt, dass ich mich selber in meiner Vorstellung ganz anders sehe und gerne freier wäre und sexuell. Aber dass ich mich so gefangen fühle.

Warum erzählt man uns Mädchen das immer, dass unsere Lust falsch ist, und nichts Gutes, und Männer immer nur das eine wollen? Warum sagt uns keiner, dass Sex in einer Ehe voller Lust und Erotik sein SOLL/DARF?!

Das Bild, das vermittelt wird, finde ich, ist hauptsächlich: Okay, habt Sex, ihr seid ja verheiratet, aber schnell, im Dunkeln, und ihr Frauen, haltet halt hin, Männer brauchen es eben, und wehe ihr tragt reizende Unterwäsche!! Ich bin meinem Mann schon beinahe fremd gegangen, weil ich dachte, ausserhalb der Ehe ist es dann eh verboten, dann kann ich das auch gleich ausleben, was ich mir wünsche. Und während ich das schreibe, schäme ich mich schon, weil ich ja zugebe, sexuelle Wünsche zu haben.

Ich habe zwischendurch in Frauenzeitschriften gelesen, was die Welt über Sex denkt. Und ich wollte das auch so gerne. Nun lese ich es noch so so viel schöner bei Dir, und es befreit mich so sehr. Mir laufen die ganze Zeit die Tränen übers Gesicht. Ich habe mich immer gefragt, was mit mir los ist, dass ich keine Lust empfinde in meiner Ehe. Oder nur Lust in meiner Vorstellung, aber nicht körperlich, nicht wenn mein Mann mich berührt. Oft hat es mich sogar geekelt. Aber das kann ich ja niemandem sagen. Ich kann niemandem Fragen stellen.

Ich werde mir am Montag gleich dein Buch kaufen und hoffe so sehr, dass wir endlich den Sex haben können, den wir uns beide wünschen. Mein Mann fragt nämlich nicht einmal mehr, er lässt mich einfach in Ruhe.

Danke danke danke! Dass Du, aus christlicher Sicht, genau so über Sex schreibst. Ich kann Dir gar nicht genug danken! Endlich bekomme ich Antworten!

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November 6, 2015

Die Kinder haben uns beim Sex erwischt!

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Buch, Ehe, falsche Scham, Ehesex, Lust, Sex & Kinder, 2015


illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

Liebe Veronika

Ich bin seit 13 Jahren glücklich verheiratet. Wir haben 5 Kinder im Alter zwischen 4 und 10 Jahren. Schwangerschaften, Stillzeit, schlaflose Nächte waren für unser Liebesleben nie ein grosses Problem, sondern eher eine spannende Herausforderung, die wir zusammen anpackten. Seit ca. 2 Jahren hat sich unser Sexleben zunehmend abgekühlt, trotz wieder vermehrter Beziehungszeit. Mir fehlt einfach ein sicheres Liebesnest, die Kinder sind abends oft länger fit als ich. Einmal haben sie uns durchs Schlüsselloch beobachtet beim Liebesakt. Seit da hab ich einfach Mühe, mich zu entspannen und wenn's dann wirklich ruhig ist, bin ich zu müde. Ich weiss, dass irgendwann wieder bessere Zeiten kommen, doch wie überleben wir die Zeit bis dahin?

Charlotte, 33 Jahre


Liebe Charlotte

Ihr solltet diese Zeit nicht überleben, sondern LEBEN! Da gibt’s nur eines: Klärt die Kinder auf – schliesst die Türe ab – verhängt das Schlüsselloch. Lasst Euch nicht nehmen, was ihr hattet und schiebt euren Sex nicht auf die lange Bank.

Die Neugierphase der älteren Kinder wird schon bald vorbei sein. Dann werden sie sich nicht mehr für das Sexleben der Eltern interessieren, ganz im Gegenteil - sie wollen gar nichts wissen davon. Deshalb nutzt die Phase vor allem, um Eure Kinder mit vielen Informationen in Form von Büchern, Bildern und Gesprächen zu versorgen. Wie das geht? Vielleicht geht Ihr alle zusammen in die Buchhandlung und sucht Euch verschiedene Aufklärungsbücher. Lasst die entsprechenden Bücher im Wohnzimmer rumliegen und schliesst sie nicht für besondere Gelegenheiten in den Schrank. Lasst sie die Kinder anschauen, schaut sie zusammen an. Ergreift die Gelegenheiten für Gespräche, aber unaufdringlich. Haltet keine Vorträge, sondern beantwortet Fragen und stellt Fragen. Damit „entschämt“ Ihr Euch alle. Ist auch gut für später. Vielleicht müsst Ihr Euch zuerst selbst kompetent machen, damit Ihr die Kinder kompetent machen könnt. Mein Buch LIEBESLUST kann Euch dabei helfen. Auch das Buch von Ann-Marlene Henning MAKE LOVE.

Nun zum Liebesnest. Sorgt dafür, dass Euer Schlafzimmer Euch ganz allein gehört, dass es vor allem Dir in diesem Raum wohl ist und Du ihn schön findest. Es soll Dein Rückzugsort sein, auch wenn Dir sonst mal die Decke auf den Kopf fällt. Die Kinder dürfen schon zu Euch kuscheln kommen, aber Euer Zimmer sollte tagsüber nicht einfach zugänglich sein. Es sollte nicht als Spielzimmer, Büro, Bügelzimmer benutzt werden. Wenn möglich, haltet die Türe geschlossen. Damit Eure Kinder lernen, dass da drin Eure Privatsphäre ist. Wenn Ihr Sex habt, verriegelt die Türe und verhängt das Schloss. Geschlossene Türen geben Sicherheit auf beiden Seiten der Türe. Wenn Du Dich allein oder Ihr Euch in Euer Zimmer zurückzieht, kündet das den Kindern an: "Ich brauche etwas Zeit für mich, bitte lasst mich allein für einen Moment“, "Wir machen jetzt einen Mittagsschlaf." "Ihr bleibt auf Eurem Zimmer bis dann." "Ihr könnt einen Film gucken." "Ihr dürft zu Freunden gehen." "Bitte nicht stören und nichts fragen kommen.“ usw. Je länger Eure Kinder am Abend aufbleiben, desto wichtiger sind Regeln wie: "Nach neun Uhr wollen wir nicht mehr gestört werden, beantworten wir keine Fragen, kontrollieren wir keine Hausaufgaben mehr.“ (Natürlich können Regeln auch Ausnahmen haben.)

Und wenn die Kinder fragen, was Ihr im Zimmer tut? Ob Ihr Sex habt? Dann sagt Ihr: "Wir wollen einfach etwas unsere Ruhe haben.“ "Wir wollen etwas für uns allein sein.“ Oder: "Das werde ich dir nicht beantworten.“ "Das brauchst du nicht zu wissen.“ "Das ist privat.“ "Du kannst jetzt aufhören zu fragen.“ Oder: "Sex haben ist das natürlichste auf der Welt, aber das wollen Kinder von den Eltern nicht wissen.“ (Oh ja, es kommt die Zeit, da wollen auch die Eltern von ihren erwachsenen Kindern nicht wissen, ob sie Sex haben.:-))

Und nun zu Euch. Sexualität verändert sich. Der Körper verändert sich. Auch ohne Störung von aussen wäre vielleicht die Sexualität etwas eingeschlafen. Wenn Verliebtheit, Aufregung und Herausforderung keinen Kick mehr geben, braucht es etwas anderes, damit die Liebeslust wieder in Euer Leben kommt. Es geht jetzt mehr darum, einen leidenschaftlichen, sanften und liebevollen Sex kennenzulernen, der die Seele erfüllt und Ähnliches bewirken kann wie “knisternde“ Erotik. Dazu gehören ein wenig Humor, eine gewisse Bodenhaftung und einen Hauch von Abenteuerlust. Du schreibst, Ihr hättet mehr Beziehungszeit. Dann füllt diese Zeit mit mehr Erotik. Denkt tagsüber mehr an Sex. Nährt sexuelle Vorstellung von Euch zwei. Berührt Euch mehr im Alltag. Umarmt und küsst Euch zwischendurch. Teilt Euch Eure Lust mit. Entdeckt Euch neu. Denkt Euch das Liebesleben in neuen Möglichkeiten. Erfüllung im Sex entsteht jetzt nicht mehr so sehr durch die Ekstase, die Überraschung, das Unbekannte, das Abenteuer, sondern durch die Vertrautheit der Seelen und Körper bis in die Zellen hinein. Nicht nur Leidenschaft ist das Ziel, sondern Glück. Glück entsteht durch den gemeinsamen Weg, den Ihr zurücklegt: "Glück entsteht in der Nähe des anderen, der das Glück annimmt.“  Das Glück der "Verlässlichkeit des Liebenden auf dem langen Weg.“  (Jörg Zink)

So, und nun ladet dieses Glück erotisch auf. Jedes Liebespaar braucht für sich eine erotische Kultur, die erotische Spannung, Anziehung und eine gewisse "Magie des Augenblicks“ weckt. Was uns gefällt, kann sich im Laufe der Zeit, mit fortschreitendem Alter oder durch neue Lebensumstände verändern. Entscheidend für die sexuelle Lust ist einzig und allein die Fähigkeit, über den Körper und alle Sinne verschiedenste Liebesvariationen wahrzunehmen und auszuleben. Also legt Euch vermehrt zu irgend einer Zeit oder vor dem Einschlafen nackt zueinander. Berührt Euch überall, auch an (und in) den intimen Zonen. Geniesst Eure Körper. Bringt Eure Gefühle und Eure Körper in Bewegung. Lasst Lust entstehen, anstatt auf die Lust zu warten. Wenn Du die Sicherheit im Sex haben verlernt hast, entdecke nochmals neu Dein eigenes Geschlecht. Was es mag. Wo und wie es auf Erregung reagiert. Finde neue Quellen der Erregung. Was es da alles zu entdecken gilt (auch für Männer), davon handelt mein Buch LIEBESLUST.

Also dann, auf ins Vergnügen! Herzlich - Veronika

 

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September 18, 2015

Wie meinst du das???

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Fragen, Gott, Homosexualität, Selbstbefriedigung, Selbstverantwortung, Sex vor der Ehe, Sünde, 2015


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

„Was ist denn nun Dein abschliessendes Statement bezüglich der drei umstrittensten Fragen innerhalb der christlichen Gemeinde zu Sexualität?“ Das wurde ich kürzlich in einem Gespräch gefragt. Gemeint sind die drei Themen Selbstbefriedigung, Sex vor der Ehe und Homosexualität. Vorausgegangen war einige Unruhe da und dort, ausglöst durch meine „Flügelschläge“ im BLOG. Kann man zu diesen drei Themen überhaupt abschliessende Statements abgeben?


Ich werde nachfolgend konkrete Aussagen zu den drei Themen machen, möchte aber davor noch etwas ausholen. Sexualität und ihr Erleben ist so individuell, wie wir Menschen unterschiedlich sind. Die normative Haltung und Gesetzgebung in der westlichen Gesellschaft überlässt die Verantwortung zu diesen Bereichen der Sexualität dem einzelnen Menschen. Die christliche Gemeinde tut das oft nicht, was zu Verurteilung und unseligen Sündenkatalogen führt. Ob das biblisch zu rechtfertigen ist, ist meiner Meinung nach eine Auslegungssache.

Auch wenn für viele Christen Gottes Wort unfehlbar ist, bedeutet das nicht, dass dessen Auslegung unfehlbar ist. Das Wort Gottes ist dynamisch, nicht statisch. Erkenntnis ist nur Stückwerk. Erkenntnis kann sich verändern. Gottes Wort ermutigt die Menschen seit tausenden von Jahren in ihrer Lebenswelt, obwohl diese Lebenswelt sich dauernd verändert. Wenn wir das Wort Gottes auf diese Weise lesen, bleibt es ein Buch der Gnade, das Glaube, Hoffnung und Liebe hervorbringt, voller Worte, die Leben schaffen. Wenn wir das Wort Gottes als wörtliche unfehlbare Vorschrift zum Leben in unserer Lebenswelt verstehen und interpretieren, wird es zum Buchstaben der tötet.

In früherer Zeit, sagte mir ein befreundeter Theologe, gab es eine übereinstimmende Haltung unter Bibelauslegern, „die einzige Art, die Bibel zu lesen, sei darüber auszutauschen, was liest du - was lese ich“. Felix Ruther*, Apologete und Naturwissenschafter sagt: „Der Mensch kann mit den biblischen Worten machen, was er will. Die Bibel kann sich nicht wehren. Wer Bibelworte ausspricht, folgt nicht automatisch dem Willen Gottes. Die Frage ist, wenden wir die Worte aus der Schrift an wie Gerichtsparteien, um Recht zu behalten? Oder reichen wir uns die Schriftworte wie ein Stück Brot, um einander zu nähren, weil Jesus in seiner Person und in seinen Worten „Brot für das Leben der Welt“ sein will? Dazu, wie wir die Bibel zu verstehen haben, sagt er: „Wenn man die biblischen Texte als konzentrische Kreise betrachtet und im innersten Kreis nur die entscheidendsten Heilsaussagen platziert, kann ich dort keine Widersprüche wahrnehmen. Was dann in den äusseren Kreisen als möglicher Widerspruch auftaucht, muss mich nicht so stark beschäftigen. Widersprüche sieht der Mensch, der glaubt, dass alle Worte der Bibel gleich gewertet werden müssen. Die Texte der Bibel sind aber in ganz verschiedenen historischen Situationen entstanden. Nicht die Bibel sondern Jesus ist Gottes ultimative Offenbarung seines Willens. Das bedeutet, dass kein Satz aus der Bibel – an Jesus vorbei – mein Handeln bestimmen darf.“

*Aus einem Interview von Fritz Imhof mit Felix Ruther, erschienen im „Magazin INSIST“, April 2012, "Stolpersteine in der Bibel".

Und Augustinus (334-430) sagt: „Wer also die ganzen heiligen Schriften oder wenigstens irgendeinen Teil davon verstanden zu haben glaubt, aber (…) jene Doppelliebe zu Gott und zum Mitmenschen nicht auferbaut, der hat sie noch nicht verstanden.“

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die im BLOG aufgeworfenen Fragen bei vielen Menschen in der christlichen Gemeinde Nervosität auslösen, weil ein Tabu zum Thema wird. Das verunsichert und wirft neue Fragen auf. Mein Hauptberuf ist es, Fragen zu stellen. Fragen regen zum Nachdenken an. Fragen brechen verhärtete Fronten auf.  Fragen bringen neue Lösungen. Fragen geben neue Perspektiven. „Was wäre wenn?“ und viele andere Fragen helfen Menschen, für ihre ganz spezielle Lebenssituation eine selbstverantwortete Lösung zu suchen und zu finden. Ich mache die Erfahrung, dass viele Christen nicht gewohnt sind, dass man sie zum „selbst denken“,  zum „selbst entscheiden“ und „Gott selbst fragen“ anregt. Der beste Fragensteller aller Zeiten ist für mich Jesus. Seine wichtigste Frage an uns lautet: „Was willst du, dass ich dir tun soll?“ (Mk. 10.51 und Lk. 18.41) Gute Fragen stellen können, ist die höchste Kunst in der Erziehung und in der Menschenführung. Sich selbst gute Fragen stellen die Kunst der Selbstführung.

So ist die Frage danach, wie ich es meine, eine hilfreiche Frage. Ich meine es genauso, wie ich es schreibe. Ich versuche nicht, etwas zwischen den Zeilen zu verbergen. Wo eine Spannung bleibt, kann ich sie nicht auflösen. Ich habe auf einiges keine abschliessende Antwort und auch mir stellen sich neue Fragen. Wichtig ist mir, Fragende zu bleiben, auch wenn es unbequem ist, nervös macht, Steine ins Rollen bringt, mehr auslöst, als in meinem Einflussbereich liegt.

Selbstbefriedigung – Sex vor der Ehe – Homosexualität, alle drei Themen habe ich ausführlich im BLOG behandelt. Zusammenfassend könnten man meine Aussagen zu folgenden Statements verdichten:

SELBSTBEFRIEDIGUNG

Selbstbefriedigung ist das Normalste der Welt und gehört zur geschlechtlichen Entwicklung dazu. Das zu hören ist für viele sensationell befreiend. Ein NEIN zur Selbstbefriedigung ist theologisch nicht haltbar, sondern vielmehr geschichtlich bedingt. Gleichzeitig ist ein klares JA, TUT ES für viele Christen heikel, weil sie sehen, dass es mehrheitlich für Männer zu einem Problem werden kann, wenn sie sich in ständiger Begleitung von pornografischen Bildern selbst befriedigen und davon nicht mehr loskommen. Oder weil sie in der Ehe deswegen zu „faul“ werden, sich auf das Gegenüber einzulassen, weil das anstrengender ist. Für viele Frauen ist Selbstbefriedigung wichtig und oft der Schlüssel zu einer befriedigenden Paarsexualität. Auch für Männer wäre sie wichtig, vorausgesetzt sie geschieht so, dass die Körperwahrnehmung und der Genuss damit entwickelt werden. Vielen Männern fehlt dies genauso wie den Frauen und dieser Mangel kann sogar der Grund für eine sexuelle „Sucht“ sein, „weil man sich sonst nicht spürt“.

SEX VOR DER EHE

Ob ein Paar Sex hat oder nicht, hat für mich nicht die Kirche zu entscheiden, sondern das Paar für sich selbst. Das Stichwort heisst Mündigkeit. Als Paar Sex vor der Ehe zu haben oder nicht, beides ist theologisch einigermassen begründbar. Was ich nicht meine und NIE sagen würde, ist, dass Sex vor der Ehe wichtig ist. Jeder der will, sollte unbedingt warten. Ich finde das nach wie vor erstrebenswert und schön. Ich kann aber die Augen nicht davor verschliessen, dass nur ein kleiner Teil der Christen tatsächlich wartet. Was mir an dieser Stelle vor allem fehlt, ist die Berücksichtigung der jeweiligen Lebenssituation eines jeden einzelnen Paares, die total verschieden sein kann und eben auch selbst verantwortet werden sollte. Was ich auch sage, ist, dass ich es ganz persönlich aufgrund vieler leidvoller Erfahrungen aus meiner Beratungspraxis wünschenswert fände, wenn Teenager, sprich Minderjährige, keinen Sex haben. Wohl wissend, dass selbst das sich in der Praxis letztlich dem Zugriff der Eltern und der Gemeinde entzieht. Aufklärung, Wissen zu Sexualität, Erziehung durch offene, konstruktive Gespräche und Vorbild sind erwiesenermassen am Wirksamsten, junge Menschen von zu frühem Sex abzuhalten und sie Verantwortung für sich selbst zu lehren.

HOMOSEXUALITÄT

Die Frage ist eigentlich nicht, ob Gott das so vorgesehen hat oder nicht. Es stellt sich mir eine ganz grundsätzliche Frage zu Sexualität und Partnerschaft und ich bin zu folgender Erkenntnis gelangt: Was von Anfang an von Gott gedacht war (keine Scheidung, kein Zorn, kein Geiz, keine Streitereien, kein Betrug usw.) ist nicht mehr, der paradiesische Zustand Vergangenheit. Wir müssen uns um das Paradies in unseren Beziehungen andauernd bemühen. Also gibt es die jeweilige Lebenswelt der Menschen, in der Gott in Liebe und mit Gnade um uns wirbt, damit unsere Gebrochenheit geheilt werden kann. Die Gebrochenheit an sich schlägt Gott uns aber nicht um die Ohren. Vieles in unserer unidealen Lebenswelt zeigt sich, weil auch die Schöpfung das Paradies verlassen hat. Weil es Behinderungen, Geburtsgebrechen, Abweichungen, was immer EINFACH GIBT! PUNKT! Homosexualität ist für mich ein Ausdruck dieser Realitäten. Hingegen nicht Realität ist für mich GENDER. Die weitreichenden Forderungen von Gender verwirren die sexuelle Identität. Als Konsequenz einer nicht mehr ausgrenzenden Haltung gegenüber Homosexuellen ergeben sich natürlich noch ganz andere hochbrisante Fragestellungen an der Schnittstelle von Gesellschaft und Kirche, welche auch in Zukunft Spannungen auslösen und Wellen schlagen werden.

Nun freue ich mich auf weitere Fragen aus Euren Lebenswelten, Eurem Liebesleben und Eurem Sexleben.

Herzlich - Veronika

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May 29, 2015

Hilfe, unser Sex ist langweilig!

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Ehe, Ehesex, falsche Scham, männliche Sexualität, Sünde, weibliche Sexualität, sexuelle Komponenten, 2015


illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

Hoi Veronika

Ich weiss, das tönt voll blöd. Ich liebe meine Frau wirklich und sie ist attraktiv. Aber ich finde unseren Sex langweilig. Wir sind jetzt doch ein paar Jahre verheiratet und anfangs dachte ich, dass sie einfach ein wenig unsicher ist. Aber ich darf nichts ausprobieren, sie findet es sofort eklig und unnatürlich und denkt, das dürften wir nicht tun. Dabei wünsche ich mir nichts wahnsinnig Extremes. Ich würde sie einfach gerne auch mal oral verwöhnen, aber sie lässt es nicht zu. Auch mit verschiedenen Stellungen ausprobieren hat sie Mühe. Ist es wirklich so, dass man das alles „nicht darf"? Oder weshalb ist meine Frau so prüde? 
Hast du mir ein paar Tipps? 

Liebe Grüsse Thomas, 32 Jahre


Lieber Thomas

Zugegeben – ein bisschen gemein tönt Deine Frage schon. Vor allem, weil der Eindruck entstehen könnte, dass nur Deine Frau das Problem ist, dass Ihr keinen aufregenden Sex habt. Aber offenbar ist es Dir in den vergangenen Jahren auch nicht gelungen, Deine Frau dazu zu verführen. Das wiederum bringt mich zu der Vermutung, dass es Euch beiden ein wenig an Wissen und Lernerfahrungen diesbezüglich mangelt.

Du willst wissen, weshalb Deine Frau prüde ist? Ich frage zusätzlich: weshalb weisst Du nicht, wie Du sie aus der Prüderie befreien kannst? Sexualität ist von Kindsbeinen angelernt. Wenn es Euch zwei nun an Inspiration für Euer Liebesleben fehlt, gehe ich davon aus, dass ihr praktisch keine entsprechenden inspirierenden Vorbilder und Informationen während Eurer Jungendzeit hattet, um eine unverkrampfte Einstellung zum Sex zu entwickeln. Vermutlich bekommt Ihr auch heute keine Anregung, Euch mit Eurer Paarsexualität auseinander zu setzen. Deshalb finde ich es super, dass Du Dich aufgemacht hast, diese Situation zu ändern und mir schreibst. Ihr braucht Aufklärung und Wissen, viel Wissen.

Die Art, wie wir gelernt haben, über sexuelle Erlebnisse zu denken und ob wir fähig sind, ihnen eine positive Bedeutung zu geben, ist ein Schlüssel zu unserem Lusterleben. Wie wir über Sex denken, kann uns sowohl beflügeln als auch behindern. Darin sind wir geprägt von Aussagen und Verhaltensweisen der Eltern und später auch von anderen wichtigen Bezugspersonen.  Wie ein gutes Gericht setzt sich die menschliche Sexualität aus verschiedenen Komponenten zusammen. Aus der je eigenen Erotik der Frau und des Mannes und ihren erotischen Fähigkeiten, die sie sich allein und zusammen mit dem Liebespartner erwerben. Dann aus ihren Liebesgefühlen und ihrem sexuellen Begehren. Und zuletzt auch aus ihren Fähigkeiten der Verführung und der erotischen Kommunikation. Diese verschiedensten Zutaten zusammen werden zu einem erfüllenden Erlebnis.  Je besser es uns als Mann und Frau gelingt, unseren Körper und die Funktion unseres Geschlechts zu kennen und damit unsere ganz eigene Erotik zu entwickeln, desto genussvolleren Sex werden wir erleben.

Deine Frage, was Ihr dürft oder nicht, ist schnell beantwortet. Wenn Ihr zwei es wollt, schön findet, Euch nicht gegenseitig unter Druck setzt, dann ist alles erlaubt im Bett. Das Hohelied der Bibel kennt keine Prüderie. Diese Texte sind voller Worte, die unverkrampfte Leiblichkeit ausdrücken. Und zwar von Mann und Frau. Was wir im Sex tun, wie wir dabei empfinden, was wir uns dabei erlauben, wie wir darüber denken, all das ist erlernt und abgeschaut. Und all das kann daher auch umgelernt oder dazugelernt werden. Erst das wiederholte Erleben genussvoller sexueller Erregung stellt negative Botschaften außer Kraft. Dann erst können Seele, Geist und Körper zulassen und empfinden, dass gut ist, was sich gut anfühlt. Die Frage ist nun natürlich, wie Ihr dazu kommt, Euer Repertoire zu erweitern, das offenbar nicht viel Abwechslung bietet.

Wenn Deine Frau sich in der Sexualität unsicher fühlt, hat es direkten Einfluss darauf, wieviel körperliche Bewegung Sie zur Erregungssteigerung einsetzt und welche Berührungen Sie zulässt. Die Freiheit, uns im Geschlechtsakt bewegen zu können, ist ein entscheidender Faktor, Sex lustvoll zu erleben. Erregung braucht ein wechselseitiges An- und Entspannen bestimmter Muskelgruppen, einen bewegten Körper und emotionales und genitales Loslassen. Menschen, die ein gutes Selbstgefühl und sogar Stolz auf das eigene Geschlecht haben, bewegen sich viel unbefangener und spüren dementsprechend auch ihre Erregung besser. Vor allem aber ist es ihnen möglich, Kontrolle abzugeben und die Kontrolle zu verlieren, was sie zum Genuss und Orgasmus bringt.

Als ersten Schritt empfehle ich Dir, sprich mit Deiner Frau über Sex. Mehrmals, immer wieder, ausserhalb des Schlafzimmers. Besorgt Euch Informationen, lest oder schaut sie Euch gemeinsam an und redet darüber. Zum Beispiel den Video-Blog doch-noch.de von Ann-Marlene Henning oder ihre MAKE LOVE Bücher. Oder das Buch Licht an, Socken aus!. Am liebsten würde Ich Dir natürlich mein eigenes Buch LIEBESLUST empfehlen, aber das erscheint leider erst im September. Das Wichtigste ist, dass Ihr Euer Denken, Wissen und in der Folge Eure Praxis erweitert. Sprich - etwas Neues lernt. Guter Sex in der Ehe setzt voraus, seinen Körper zu kennen und zu lieben, seine Persönlichkeit zu kennen und zu lieben und den Liebespartner zu kennen und zu lieben. Das bedingt einen Entwicklungsprozess. Ob Deine Frau da mitmacht? Ich würde schwer davon ausgehen. Allein, dass Du Dir diese Zeit nimmst, auf sie eingehst, Dich auf ein Abenteuer mit ihr einlässt, initiativ wirst, wird sie vermutlich überzeugen. Sofern Du das mit ein bisschen Einfühlungsvermögen anstellst.

Seid Ihr noch zärtlich und küsst Ihr Euch noch ausgiebig ausserhalb des Betts, oder geht es immer gleich zur Sache? Sind die emotionalen Bedürfnisse Deiner Frau befriedigt? Frag Sie danach! Entwickelt eine Kultur, über Sex zu sprechen und Sex zu haben, regelmässig! Verabredet Euch dazu! Verführe Sie dazu!

Herzliche Grüsse und viel erotischen Spass! - Veronika

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April 24, 2015

Der grösste "Aufreger" in der Kirche Teil 2

by Veronika Schmidt in Aufklärung, falsche Scham, Aufreger, Selbstbefriedigung, Sexualität allgemein, Solosex, Singles, 2015


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Es ist ganz klar. Wir sollen und wollen es nicht in der Öffentlichkeit tun. Wir wollen dabei nicht überrascht werden. Es soll uns nicht beherrschen. Es ist etwas, das nur mir gehört. Es ist etwas sehr Intimes. Aber ist es deshalb falsch? „Kann denn Liebe Sünde sein?“ heisst ein berühmtes Lied von Zarah Leander. Kann denn Selbstliebe Sünde sein? Könnte es sein, dass Selbstliebe sogar eine wichtige Funktion im Leben von Menschen hat? Vielleicht sogar ein Leben lang? Diese Fragen stelle ich mir hier selbst, weil viele Menschen mich das fragen. Und weil es neben der „Sex vor der Ehe“-Frage in christlichen Gemeinschaften die am meisten polarisierende Frage ist.


Die einen sind froh, dass man dieses Tabu bricht, die anderen sind aufgebracht, dass man zu Selbsterfahrung ermutigt. Der Theologie-Professor Stefan Leimgruber sagt in seinem Buch Christliche Sexualpädagogik: Diese „Liebesbeziehung mit sich selbst“ gehört zur sexuellen Entwicklung heute unbestritten dazu. Doch liegt über diesem Tabuthema in der Kirche nach wie vor ein „Schleier des Schweigens“, weit entfernt davon, anzuerkennen, dass diese Selbstliebe ein ganzes Leben andauern könnte und für Menschen jeden Alters ein bedeutungsvolles Thema ist.“ 

Und auch die amerikanische Ordensschwester und Professorin Margaret Farley äussert sich in ihrem Buch über Sexualethik mit dem Titel „Just Love" oder Deutsch "Verdammter Sex" zu diesem Thema. Darin schreibt sie, dass Frauen in der Selbstbefriedigung grosse Erfüllung und eigene Möglichkeiten bei der Entdeckung der Lust fänden. Selbstbefriedigung könne Beziehungen durchaus mehr fördern als behindern. Für dieses Buch und ihre „radikalfeministischen Positionen“ zu Scheidung und Homosexualität erhielt sie vom Vatikan eine fünfseitige offizielle Rüge, die festhält, dass Masturbation eine „schwer ungeordnete Handlung“ darstelle. Margaret Farley ist erst die zweite Frau, die „die Ehre“ hat, vom Vatikan mit einer Erklärung abgestraft zu werden. Sanktionen bekam sie nur nicht, weil die mutige und gescheite Yale-Professorin der christlichen Ethik schon im Ruhestand war.

Selbstbefriedigung ist Selbsterfahrung und ein Teil der Selbstliebe. Sie ist ein „Sich-Ausprobieren“. Die Welt meiner eigenen Sexualität öffnet sich mir. Sie ist Teil der Beziehung zu mir selbst und hat zunächst einmal nur mit mir zu tun. Ich lerne meine Sexualität wertschätzen, und nur was ich selbst schätze und begehre, kann zum wertvollen Geschenk für jemand anderes werden. Sie ist auch schlicht und einfach die Hinführung zu einer zukünftigen sexuellen Beziehung. Durch Berührungen lerne ich meinen Körper kennen und entwickle ein Bewusstsein dafür, dass der Körper zu mir gehört. Ich finde heraus, welche Berührungen ich mag, was mir gefällt und was nicht. Interessant ist - seit ich darüber spreche, sagt man mir, dass das ja vielleicht für Frauen ganz gut sei, aber sicher nicht für den Mann. Weil Männer sich zwingend konkrete Frauen aus ihrem Umfeld vorstellen müssten, in Abhängigkeit von Pornografie gerieten und Suchtverhalten entwickelten. Doch genau das hat damit zu tun, dass Männer eben auch wenig Zugang zu ihrem Körper haben. Dass sie nicht geübt sind, sich der Wahrnehmung ihres Körpers hinzugeben und Gedanken, Bilder und Fantasien von sich selbst in ihrer eigenen Erregung genussvoll zu pflegen. Sprich, nicht geübt sind, bei sich selbst zu bleiben. 

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© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.