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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

February 26, 2016

Mein Freund guckt Pornos und kommt nicht davon los. Ich würde ihm gerne helfen.

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Gott, Lust, männliche Sexualität, Porno, Selbstbefriedigung, Selbstverantwortung, Solosex, Sünde, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Ich bin noch nicht so lange mit meinem Freund zusammen. Nun hat er mir gestanden, dass er seit seiner Pubertät pornosüchtig sei und nicht davon loskomme. Er hätte schon alles versucht und habe nun resigniert. Er war in der Seelsorge deswegen und besuchte auch eine Männergruppe, in der alle davon loskommen wollten, aber letztlich einander nicht helfen konnten. Ich liebe meinen Freund, aber dieses Thema stresst mich sehr. Ich fühle mich irgendwie herabgesetzt und gedemütigt. Was, wenn er nie damit aufhört? Ich möchte ihm helfen, kannst Du mir sagen, wie ich das anpacken soll?

Thilla, 27 Jahre


Liebe Thilla

Ich kann gut verstehen, dass es Dich stresst, dass Dein Freund Pornos guckt. Also hast Du das Problem beherzt zu Deinem eigenen Projekt gemacht. Doch das funktioniert auf diese Weise leider nicht. Damit landest Du in der Co-Abhängigkeit, in der plötzlich Du dafür verantwortlich bist, ob das Vorhaben gelingt oder nicht. Dazu kommst Du in die unselige Rolle der Kontrolleurin, was Eurer Beziehung und Dir selbst ganz bestimmt nicht gut tut. Dein Freund muss auf diese Weise keine Verantwortung für sein Handeln übernehmen. Ich muss Dich leider enttäuschen. Du kannst ihm nicht helfen, davon loszukommen, das muss er schon selbst an die Hand nehmen. Das einzige was Du tun kannst, ist, den Druck zu erhöhen, indem Du ihm sagst, dass es Dir stinkt, einen Freund zu haben, der Pornos konsumiert. In der Konsequenz würdest Du natürlich vielleicht auch eine Entscheidung provozieren, in der er wählt zwischen Dir oder seiner Pornosucht.

Das Wort Pornosucht ist eigentlich nicht ganz korrekt. Zwanghaft Pornofilme konsumieren ist keine Krankheit und ruiniert auch nicht direkt die körperliche Gesundheit. Der israelische Familientherapeut Haim Omer plädiert in seinem Buch Feindbilder – Psychologie der Dämonisierung sogar dafür, jegliches Suchtverhalten umzubenennen, damit der Mensch Verantwortung übernehmen muss. Damit er nicht die Sucht dämonisiert und zu einem schädlichen Objekt macht, auf das er keinen Einfluss nehmen kann. So nach dem Motto: „Das macht es einfach mit mir.“ Magersüchtige sollen sagen: „Ich verweigere das Essen. Ich hungere.“ Diejenigen mit Bulimie: „Ich kotze mein Essen raus.“  Übergewichtige: „Ich esse Zuviel.“ Oder eben ein Pornokonsument: „Ich schaue unglaublich viele Pornos und höre einfach nicht auf damit, obwohl es mir längst keine Befriedigung mehr verschafft.“

Doch wie könnte Dein Freund denn nun vom Pornoschauen wegkommen? Du schreibst, dass er vor allem seelsorgerliche Hilfe gesucht hat. Seelsorger arbeiten in der grossen Regel auf die Abstinenz hin und zwar von Pornokonsum und Selbstbefriedigung. Eine junge Frau schrieb mir letzte Woche, dass sie seit ihrem 13. Lebensjahr und über Jahre intensiv Pornovideos anschaute. Mit Hilfe eines Freundes hätte sie nun zwar den Ausstieg geschafft, falle aber ab und zu wieder zurück, und vor allem schaffe sie es nicht, mit der Selbstbefriedigung aufzuhören. Sie wollte von mir wissen, ob Gott Selbstbefriedigung gefällt oder nicht. Manchmal fühle sie sich danach nicht gut, aber manchmal eben doch.

Du siehst, Pornos konsumieren nicht nur Männer. Die Frauen sind mächtig am Aufholen. Die Gruppe religiöser Menschen ist weit vorne mit dabei. Weshalb? Meine These: Weil Sexualität nach wie vor das Tabuthema Nr. 1 ist und wir in der Kirche nicht anerkennen, dass Sexualität zum Menschsein und seiner Entwicklung einfach mit dazu gehört. Wo sollen denn die Menschen mit ihren sexuellen Bedürfnissen hin, wenn sie darüber nicht gelehrt werden? Körperfeindlichkeit ist der direkte Weg in sexuelle Ausschweifungen. Die Pornoindustrie dankt es den Kirchen.

Und weshalb kommen Menschen nicht von Pornos los, obwohl sie das möchten? Weil sie die Filme und die Selbstbefriedigung nicht entkoppeln. Ich habe schon einiges auf diesem Blog zu Selbstbefriedigung und Pornografie geschrieben. Darüber, dass man seinen Körper geniessen lernen sollte, damit die sexuellen Sehnsüchte gestillt werden und man so eher zu einem selbstbestimmten Genuss und weg von einem unkontrollierbaren Drang kommt.

Wenn Dein Freund wirklich davon loskommen will, würde ich ihm sehr ans Herz legen, eine professionelle Sexualtherapie aufzusuchen. Um das alleine zu schaffen, ist er vielleicht schon viel zu lange in diesem Muster drin. Ich hörte die Geschichte einer jungen Frau, die ins Kloster eintreten wollte. Doch sie hatte einen grossen Stress mit sich, weil sie mit der exzessiven Selbstbefriedigung vorher aufhören wollte, es aber nicht schaffte. Ihre Vertrauensperson im Kloster riet ihr, eine Sexualtherapie zu besuchen, nicht weil die Selbstbefriedigung das Problem war, sondern der grosse Druck, den die Novizin sich machte. Die aufgesuchte Sexualtherapeutin erklärte sich einverstanden damit, am Wunsch, mit Selbstbefriedigung aufzuhören, zu arbeiten, unter der Bedingung, dass die junge Frau sich erst darauf einlassen würde, ihre Solosexualität und ihren Körper zu geniessen.  Dieser Weg hat die Novizin schliesslich zum gewünschten Ziel gebracht.

Um die Frage der jungen Frau aufzunehmen - gefällt Gott Selbstbefriedigung oder nicht? Soll ich mich ausschliesslich gesund ernähren oder mir ab und zu Schokolade und Alkohol gönnen? Gott sagt nichts dazu, ob es ihm gefällt oder nicht. Zum Glück nicht – finde ich. Gott sieht das alles viel grösser, nicht so im Detail. Fürs Detail sind wir ganz allein zuständig. Auf jeden Fall sind die sexuellen Sehnsüchte und die körperlichen Fähigkeiten, diese zu stillen, in uns angelegt. In uns angelegt ist eine sexuelle Entwicklung und sexuelles Lernen gehört dazu. Selbstbefriedigung ist Selbsterfahrung und hilft, Freude an unserem Körper und der Sexualität zu bekommen. Erlernen müssen wir Selbstverantwortung und Selbstkontrolle. Wir leben und entscheiden ganz allein in aller Freiheit für uns selbst. Und über allem sollen wir von nichts beherrscht werden.

Liebe Thilla, ich wünsche Dir eine gewisse Distanz und Entspanntheit zum Problem Deines Freundes. Es hat auch in erster Linie mit ihm persönlich und erst danach mit Eurer Beziehung was zu tun. Unterstütze Ihn, indem Du ihm zwar Lösungswege aufzeigst, ihn danach aber auch wieder loslässt in die Eigenverantwortung.

Herzliche Grüsse - Veronika

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January 8, 2016

(Ehe-) Männer und Selbstbefriedigung

by Veronika Schmidt in Aufreger, Ehe, Ehesex, männliche Sexualität, Porno, Selbstbefriedigung, Solosex, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Wie ist es mit Selbstbefriedigung in der Ehe? Wie siehst Du das? Für mich ist es Stressabbau und ich fühle mich danach fitter. Ich habe gelesen, dass regelmässige Orgasmen vorbeugend wirken gegen Prostatakrebs. Ich bin verheiratet und wir haben vier Kinder.

Paul, 40 Jahre


Lieber Paul

Eigentlich spricht nichts dagegen, dass Du Dich selbst befriedigst, ausser dem Moralkodex natürlich. Und ja, es hat gewisse Vorteile, wenn Mann regelmässig Ejakulationen hat. Neben den von Dir schon erwähnten, erhalten sie auch die Erektionsfähigkeit, wenn man bis ins Alter noch Sex haben möchte. In jungen Jahren sorgt der Körper meist selbst für die Funktionstüchtigkeit des Sexualorgans, indem Mann spontane Ejakulationen in der Nacht hat. Diese sind ein Zeichen dafür, das alles in Ordnung ist. Es ist aber nun auch nicht so, dass es ungesund ist, wenn man nicht regelmässig ejakuliert. Wer keinen Sex hat und keinen Sex will, der wird keine gesundheitlichen Schäden davon tragen. Soweit die technischen Fakten.

Nun bist Du in einer Ehebeziehung, und da spielt es natürlich schon eine Rolle, was Deine Frau dazu meint, beziehungsweise, was das mit Eurer Beziehung macht. Es gibt Ehefrauen, die haben nichts dagegen und sind auch froh, wenn der Mann seine sexuellen Bedürfnisse ab und zu selbst befriedigt. Andere sehen es als Konkurrenz zur gemeinsamen Sexualität und fühlen sich betrogen. Im Laufe einer langen Ehe kann es Situationen geben, in denen es sogar sehr sinnvoll ist, dass beide Partner auch eine Solosexualität leben können, damit der andere nicht unter Druck kommt oder man nicht nach Kompensation ausserhalb der Ehe sucht. Trotzdem - wenn Du Deine sexuellen Bedürfnisse überwiegend mit Dir selbst erfüllst, wirst Du nicht sehr motiviert sein, noch Sex mit Deiner Partnerin zu haben, ja, überhaupt um ihre Nähe zu werben. Das jedenfalls sehe ich immer wieder in der Beratung. Es ist gut, wenn Ihr Euch als Paar darüber und überhaupt über Eure Sexualität austauscht. Wir alle haben Moralvorstellungen und Denkweisen verinnerlicht, die es uns erleichtern oder erschweren, mit Fragen rund um die Sexualität umzugehen. Ich ermutige Euch: Bleibt im Gespräch über Eure sexuelle Lerngeschichte, über Eure Vorstellungen, Ängste, Bedenken, Wünsche usw. Ein anregendes Büchlein dazu hat Ulrich Clement geschrieben: THINK LOVE – das indiskrete Fragebuch.

Du erwähnst, dass Selbstbefriedigung für Dich Stressabbau bedeutet. Sexualität hat vielfältigste positive Auswirkungen. Doch wie bei allen Genussmitteln ist die positive Wirkung vor allem davon abhängig, wie wir sie einsetzen. Wenn Stress und Selbstbefriedigung dich von Deiner Frau wegbringen, Deine Zeit fressen, welche Du für Wichtigeres bräuchtest, Dich in Gedanken gefangen nehmen, Dich abhängig von Pornografie machen, dann solltest Du die ganze Sache überdenken.

Nachdem sich jetzt doch schon viele Leute mit den Inhalten meines Blogs und meinem Buch beschäftigt haben, höre ich immer wieder: „Ja, ja, das ist schon in Ordnung, dass man Frauen zu Selbsterfahrung ermutigt. Aber Männer sollte man davon abhalten, die können nicht sinnvoll damit umgehen.“

Wo immer ich mit gläubigen Menschen über Selbstbefriedigung diskutiere, behaupten sie, Selbstbefriedigung gehe immer mit pornografischen Bildern einher, das sei anders gar nicht möglich. Für viele Menschen ist das eine ohne das andere kaum mehr denkbar. Weil Pornokonsum praktisch immer mit Selbstbefriedigung einhergeht, denken sie, das sei umgekehrt auch der Fall. Natürlich haben viele Männer unseres digitalen Zeitalters auf diesem Weg Bekanntschaft mit Selbstbefriedigung gemacht. Doch grundsätzlich entdecken besonders Männer ihr Geschlecht und die sexuelle Befriedigung ganz von alleine im Laufe ihrer Entwicklung. Wenn ich mit Männern in der Beratung über Selbstbefriedigung spreche, dann bestätigen mir alle, wie unterschiedlich sich Selbstbefriedigung mit und ohne Pornobilder anfühlt, also gefühlsmässig und körperlich unterschiedliche Empfindungen auslöst. Den Solosex an sich empfinden die Wenigsten als problematisch, ja geniessen ihn auch.

Für eine erfüllende, befriedigende und nicht pornofixierte Sexualität sollten Männer genauso wie die Frauen lernen, über die bewusste Bewegung des Beckenbodens ihre Körperwahrnehmung zu verbessern und ihre Fantasien anzuregen, also ihre eigenen inneren Bilder zu entwickeln, damit der Orgasmus ganzheitlicher erlebbar wird. So wird der ganze Körper Erregung empfinden können und braucht nicht Pornobilder für den entsprechenden Kick. Kürzlich fragte mich jemand, wenn Selbstbefriedigung okay ist, wieviel davon ist dann noch in Ordnung? Diese Frage muss jede Person für sich selbst beantworten. Wir sollten Selbstbefriedigung betrachten wie jedes Genussmittel. Man kann, muss es aber nicht konsumieren, und die Häufigkeit des Konsums bestimmt jeder Mensch für sich selbst. Ja, exzessiv gesuchte Wiederholung eines Genussmittels kann zu Sucht führen, egal, um was für einen Belohnungsreiz es sich handelt.

So zum Spass – hier noch ein paar Fakten zur Gesundheit von Sex:

Sex macht nicht nur Spass, sondern ist auch gesund. Sex ist gesund – auch in Form von Selbstbefriedigung. Eine über 10 Jahre dauernde Langzeitstudie der Universität im englischen Bristol kommt zusammengefasst zum Ergebnis: Je mehr Sex jemand hat, umso gesünder ist die Person. Ja, sogar sexuelle Fantasien sind bereits gesund. Man muss also noch nicht einmal unbedingt zur Tat schreiten, kann stattdessen die Augen schliessen, sich genüsslich zurücklehnen und erregenden Tagträumereien hingeben. Auch die Unterhaltung bzw. ein Flirt mit einer für den Mann ansprechenden Frau führt zu einer körperlichen Reaktion. Fantasie und Flirt produzieren im Gehirn verstärkt das sog. LH (luteinisierende Hormon), welches die Testosteronbildung im Hoden anregt. 

Testosteron ist nicht nur ein Schlankmacher. Testosteron ist massgeblich am Aufbau von Muskeln beteiligt. Sex liefert nicht nur die für den Muskelaufbau benötigten Hormone, sondern natürlich auch den erforderlichen Muskelreiz in Form von rhythmischer Bewegung. Auch die alleinige Erektion ist gesund und wünschenswert. Denn jede Erektion bringt frisches Blut in die Schwellkörper. Der Penis wird steif. Häufiges Versteifen trainiert den Penis, wodurch die Erektionsfähigkeit immer weiter verbessert wird.

Auch Küssen kann man der Gesundheit zuliebe. Durch Küssen wird nämlich die Produktion von Speichel gefördert, welcher beispielsweise reich an Immunglobulinen vom Typ A ist. Hierbei handelt es sich um körpereigene Antikörper des Immunsystems, die viele Krankheitserreger bekämpfen. Speichelfluss führt auch zu schönen Zähnen. Die erhöhte Speichelproduktion hält ausserdem längere Zeit nach dem Küssen noch weiter an.

Gesundheitliche Vorteile hat Sex jedoch nur, wenn es sich nicht gerade um einen Sekundenakt handelt, sondern mindestens zwanzig Minuten lang dauert, da erst jetzt die Produktion des Botenstoffes Dopamin angeregt und auch spürbar wird. Dopamin bewirkt einen intensiven und anhaltenden Stressabbau, so dass Sex nicht umsonst zu den Massnahmen eines ganzheitlichen Stressmanagements zählt. Die Ausschüttung von Endorphinen nimmt ebenfalls mit der Dauer der sexuellen Betätigung zu. Hierbei handelt es sich um dem Opium ähnliche Substanzen, die nicht nur zu einem Glückgefühl führen, sondern auch Schmerzen vergessen machen, wobei sie besonders intensiv gegen Kopf- und Gelenkschmerzen zu wirken vermögen. Es ist also empfehlenswert, bei Kopfschmerzen Sex zu wollen, anstatt Kopfschmerzen als Ausrede zu nehmen, keinen Sex zu haben.

Sex verbessert die Prostata-Gesundheit. Die Samenflüssigkeit des Mannes wird zu etwa 30 Prozent in der Prostata (Vorsteherdrüse) erzeugt. Beim Erreichen des sexuellen Höhepunktes zieht sich die Wandmuskulatur der Prostata zusammen und die Samenflüssigkeit wird in die Harnröhre gepumpt. Wenn der Mann an einer Entzündung der Prostata (Prostatitis) leidet, fördert jede Ejakulation zusätzlich das Ausschwemmen infektiöser Keime aus den unteren Harn- und Spermawegen. Somit dient jeder Samenerguss der Reinigung der Prostata.

Last but not least ist Sex ein Schlafmittel. Verantwortlich dafür ist das Hormon Oxytocin. Es ermöglicht, nach dem Sex in einen tiefen Schlaf zu fallen.

Also lieber Paul, ein "Gesundheit" auf Euer Sexleben!
Herzlich - Veronika

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December 11, 2015

Du hebelst grundlegende Ordnungen Gottes aus!

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Buch, Fragen, Gott, Sex vor der Ehe, Sünde, Selbstverantwortung, Homosexualität, Ehe, Meistgelesen!, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika,

Ich finde es sehr, sehr gut, dass Du ein Buch für Paare geschrieben hast und teile Deine Ansicht, dass es hilfreich ist, lustvolle Sexualität zu thematisieren. Auch die Bilder-Sache kann man für mich durchaus für hilfreich und gut befinden. Problematisch finde ich hingegen Deine Interpretation von biblischen Texten. Schade, dass lustvolle Sexualität und Gottes gute Lebensordnungen nicht beide Platz nebeneinander haben. Für mich untergräbst Du sowohl im Buch, in Interviews und im Blog klare biblische Aussagen, beispielsweise zu ausserehelichem Sex und Homosexualität. Das "unselige kein Sex vor der Ehe"? Homosexualität als gegebene Abweichung? "Wir sind nicht mehr im Paradies" als Erklärung und Rechtfertigung von Verhalten, das Gott als Greuel bezeichnet?

Ich bedaure sehr, dass Dein Buch, das so dringend notwendig wäre/ist, an diesem Punkt zu einer Beliebigkeit und Verwirrung beiträgt, die man meines Erachtens nicht noch unterstützen sollte. Nicht alle LeserInnen Deiner Stellungnahmen werden Dein Buch studieren. Und das, was Du zu Sex ausserhalb der Ehe oder zu Homosexualität sagst, widerspricht für mich teilweise schon recht eindeutig dem, was die Bibel über "Sexualität" und "Bund" schreibt und uns empfiehlt. Ich bezweifle nicht, dass es hilfreiche Aussagen und geistgeführte Ansätze in Deinem Buch gibt. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass das Anliegen für ein solches Buch vom Herzen Gottes kommt. Aber ich bin auch überzeugt, dass Geistesleitung grundlegende Ordnungen Gottes nie aushebeln wird, denn Gottes Gesetz ist Ausdruck seines Geistes. Anleitung zu lustvoller Sexualität? Unbedingt, wenn die "Lust am Gesetz des Herrn" dabei die Grundlage ist.

Susanne, 48 Jahre


Liebe Susanne

Du stellst ja keine Frage, aber ich möchte Dir trotzdem gerne eine Antwort geben. Ich erhalte viele Mails von dankbaren, erleichterten, begeisterten Lesern des Buchs und des Blogs. Aber mir ist schon klar, dass es auch skeptische Beobachter von mir und meinen Äusserungen gibt. Und nicht nur Beobachter, sondern auch aktive Vertreter einer vermeintlich ganz klaren Haltung der Bibel zu Sexualität, die sie so auch in der der Kirche und der säkularen Gesellschaft vertreten.

Alle diese Menschen unterstellen mir, dass ich die christliche Sexualmoral untergrabe und für Sex vor der Ehe plädiere. Das tue ich nicht, schon gar nicht für ausserehelichen Sex. Aber ich plädiere für Aufklärung, Wissensvermittlung und Berücksichtigung der Lebenswelt der Menschen in der Auslegung der Bibel. Das werde ich weiterhin tun in aller Beharrlichkeit, gerade weil ich weiss, dass geänderte Einstellungen höchst langsam vor sich gehen. „Das menschliche Gehirn hat den Wendekreis eines Tankers. Um sich zu ändern, braucht es Zeit, ein Ziel und einen klaren Kurs dahin“, sagt Psychologe John Hibbing.

Mit der „Lust am Gesetz des Herrn“, „recht eindeutig dem widersprechen, was die Bibel sagt“, meinst Du wahrscheinlich, was mir auch schon jemand gesagt hat: „Darüber, was die Bibel zu Sexualität sagt, müssen wir ja nicht diskutieren, das ist doch klar!“ – Totschlagargument – Diskussion beendet!

Für mich ist eben diese Diskussion nicht beendet. Da fängt sie gerade erst an. Weil ich seit über 20 Jahren mit Menschen spreche, die auf diese Weise totgeschlagen wurden. Und deshalb gibt es den Blog. Buch und Blog sind zwei verschiedene Dinge, aber Du hast schon Recht, sie lassen sich nicht trennen - weil sie aus demselben Herzensanliegen entstanden sind.

Ja, ich habe das gesagt im Livenet-Interview, das "unselige kein Sex vor der Ehe". Unselig daran ist, dass es die einzige Botschaft ist, die wir Christen zum Thema Sex haben. Unselig daran ist, dass wir Generationen von Menschen im Regen ihrer sexuellen Empfindungen stehen lassen und noch ein paar Gewitterstürme drüber prasseln lassen. Ein solcher Gewittersturm ist der von Dir erwähnte „Bund“. Dabei implizieren wir, dass „Bund“ in jedem Fall ein Bund mit Gott ist. Der Bund, von Gott mit dem Menschen geschlossen, ist ein heilsentscheidender Bund, einseitig von Gott beschlossen. Er betrifft einzig und allein die Beziehung von Gott zum einzelnen Menschen. Daraus haben wir ganz viele angeblich mit Gott verknüpfte Bündnisse gemacht. Allen voran den Ehebund. „Ehe“ und „Gottesbund“, "Sexualität" und "Gottesbund" in einem Atemzug – wo genau sollte das in der Bibel stehen? Hiob hat ganz freiwillig einen Bund mit seinen Augen geschlossen. Das hat Gott von ihm nicht verlangt und er ist auch nicht involviert. Schon gar nicht finde ich in der Bibel, dass junge Mädchen mit ihrem Vater einen Bund und diese beiden gemeinsam einen Bund mit Gott schliessen, jungfräulich in die Ehe zu gehen. Extrembeispiel der neuesten Art – eine junge Amerikanerin überreicht an ihrem Hochzeitsfest ihrem Vater ein Zertifikat des Arztes, dass ihr Hymen noch intakt ist. Ich persönlich finde solche Handlungen schräg – was genau soll das den Vater angehen? Oder die anwesenden Hochzeitsgäste?

Leider bringt uns auch die MORAL REVOLUTION in dieser Beziehung nichts Neues. Obwohl mit neuem positiven Ansatz, gefällt mir nicht,  dass nun das Moralisieren einfach durch Überidealisieren und Pathos ersetzt wurde. Die Schwachpunkte sind nach wie vor dieselben: Wissen und Information zu Körper, sexuelle Entwicklung und Sex werden keine vermittelt. Aber erwiesenermassen würde genau das Jugendliche davon abhalten, zu früh Sex zu haben und auch queren Vorstellungen von Sex entgegen wirken. Es ist die alte Leier, die Sexualität und Verliebtheit regulieren möchte, aber nicht aufklärt und Wissen vermittelt. Und neues Wissen wird auf eine Weise interpretiert, um die alten Annahmen zu bestätigen. Wir bräuchten eine umfassende und differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema, damit etwas Neues entsteht.

Dabei sollten wir endlich berücksichtigen, dass unsere Auslegung der Bibel sehr kulturell geprägt ist. Torsten Hebel sagt dazu in seinem Buch Freischwimmer: „(…) …dass mein ach so bibeltreuer Glaube in Wirklichkeit konditionierte Glaubenssätze waren. (…) Wir werfen mit dem Begriff Gott um uns und füllen ihn ganz unterschiedlich. (…) Theologie ist zu 90 Prozent Biografie. Man kann noch so viel forschen, Bibel lesen, beten, in die Kirche gehen – am Ende bestimmt auch unser Umfeld und unsere Geschichte, was wir glauben."

Unfromm und psychologisch ausgedrückt bedeutet das, dass unser Glaube von einem ganz bestimmten Mindset bestimmt ist: Unsere christliche Gemeinde, unser christliches Elternhaus prägt meine Denkweise und Mentalität. Dies prägt meine Art zu denken, wie ich Dinge sehe, wie ich sie lese und interpretiere. Jeder Mensch interpretiert mit seinen angelernten Fähigkeiten und Möglichkeiten. Die christliche Sexualmoral hat eine zutiefst menschliche Geschichte und kann nachgelesen werden im Buch Ehe, Liebe & Sexualität im Christentum oder auch im Buch Eva.

Es ist nachvollziehbar, dass wir schützen und bewahren wollen, aus dem Wunsch heraus, nur das Beste für uns und unsere Kinder zu wollen und vor Unglück zu bewahren. Ich glaube aber, dass Bewahrer einem grundsätzlichen Irrtum unterliegen können. Einem pädagogischen Irrtum. Dem Irrtum, dass Regeln und Gesetze allein zur Verantwortung erziehen würden. Ich werde gerne in einem späteren Blog ausführen, wie man meiner Meinung nach Kinder und Jugendliche zu verantwortungsvoller Sexualität erzieht.

Ich schliesse meine Antwort mit zwei weiteren Zitaten aus dem Buch Freischwimmer, diesmal von Christina Brudereck, und grüsse Dich herzlich - Veronika

„Ich meine, wir müssen die Bibel schon ganz genau lesen. Um Gottes und der Menschenrechte Willen.“

„Das einzige Mittel gegen Angst und Enge ist Weite.“

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November 15, 2015

Christen und Sex - das heulende Elend!

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Buch, Ehe, Ehesex, falsche Scham, Fragen, Gott, Lust, Sünde, keusch, Meistgelesen!, 2015


foto: mariotogni photography

foto: mariotogni photography

foto: mariotogni photography

foto: mariotogni photography

Gestern Abend habe ich das unten angefügte Mail erhalten, und es macht mich masslos traurig und zugleich unglaublich wütend. Die Welt hat riesige Probleme, aber in der Gemeinde haben wir nichts Besseres zu tun, als unseren jungen Menschen die Freude am Sex zu vergällen. Nicht, dass ich solche Geschichten zum ersten Mal hören würde. Nein, aber das junge Alter der Schreiberin erschüttert mich zutiefst. Sie ist im Alter meiner eigenen Töchter. Und wenn ich diese beiden Lebenswelten vergleiche, sehe ich zwei Planeten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Weshalb lassen wir es zu, dass die schönste Nebensache der Welt zum Horror wird? Zur grössten Enttäuschung unseres Lebens? Vor noch nicht ganz einem Jahr war ich als Sprecherin an einer Jugendkonferenz. Zusammen mit einem Team sollten wir über Sex sprechen. Vier Workshops waren geplant. Etwa 60 Teilnehmer pro Mal wurden uns angekündigt.  400 Teilnehmer strömten in den ersten Workshop und im zweiten nochmals 200. In einer Krisensitzung in der Nacht wurde der Workshop abgesetzt und wir nach Hause geschickt. Weil wir zu offen über Sex gesprochen hatten. Weil wir über Sex gesprochen haben und nicht „kein Sex vor der Ehe“ postulierten.

Heulend bin ich nach Hause gefahren, weil es mich dermassen erschütterte, dass man diesen jungen Menschen Informationen und eine gesunde Auseinandersetzung mit dem Thema Sex vorenthielt. Ich fuhr nach Hause, obwohl ich mehreren Teilnehmern versprochen hatte, dass der Workshop am nächsten Tag noch zweimal stattfinden würde. Sie wollten unbedingt nochmals wiederkommen und Freunde mitbringen. Ich fuhr nach Hause und wusste, dass ich meinen BLOG zum Thema Sex starten würde. Dieser BLOG beunruhigt einige Gemüter. Man ruft deswegen meinen Gemeindeleiter an, nicht mich. Gerade eben habe ich das Buch „Freischwimmer“ von Torsten Hebel gelesen und weiss mich jetzt in guter Gesellschaft. Freuen sollten wir uns, nicht wenn wir beklatscht werden, sondern wenn man uns nach Hause schickt, weil wir unbequeme Wahrheiten aussprechen. In diesem Buch sagt sein Freund Stefan Jung: „Jesus wäre wahrscheinlich der Erste gewesen, der aus vielen Veranstaltungen rausgeflogen wäre, weil er sich schon damals einen Scheiss darum gekümmert hat, dem Establishment zu gefallen.“

Zu dem Zeitpunkt war mein Buch bereits beim Verlag im Lektorat und es ging darum, was wir an Aussagen rausnehmen oder drin lassen, damit wir die Verbreitung des Buches nicht verhindern, weil man es wegen strittigen Aussagen auf den Index hätte nehmen können. Aus diesem Grund steht zum Beispiel nichts über Homosexualität drin. Das bedaure ich für die 5% der Leserschaft, die das betrifft. Auf der Verlagsseite sah ich vorgestern den Kommentar einer Leserin zum Buch, die meine Mutlosigkeit bemängelt und hier den Schwachpunkt des Buches sieht. Ja, da gebe ich ihr Recht. Aber es ist so, weil ich mich für die 95% der Leser entschieden habe, die von diesem Buch profitieren sollen. Noch keine zwei Monate ist nun das Buch auf dem Markt, und ich erhalte täglich Mails von völlig unbekannten Menschen, die mir auf diesem Weg „um den Hals fallen“. Das nachfolgende Mail steht stellvertretend dafür.

Allen diesen Menschen, die mir schreiben, wünsche ich, und das ist mein Gebet, dass sie es durch das Buch schaffen, sich ihre Sexualität zu erobern und den moralischen Ballast so schnell wie möglich loszuwerden, der ihnen die ganze Freude raubt. Die Freude am Sex und am Leben überhaupt.

Liebe Annika, die Veröffentlichung Deines Mails soll vielen die Augen öffnen und Dich und mit Dir viele andere Menschen in die Freiheit führen, das wünsche ich Dir von Herzen. Sei umarmt - Veronika


Hallo liebe Veronika

Ich heisse Annika und bin 25 Jahre alt. Ich habe eben Deinen Artikel in der Family von Juli 2015 gelesen und nun Deinen Blog. Ich sitze hier und heule, warum weiß ich gar nicht so genau.

In meiner christlichen Familie und in der Gemeinde wurde mir immer erzählt, wie schmutzig Sex und Lust ist. Alles was in irgendeiner Art und Weiße erregend sein kann, wurde immer verboten. Ob nun schöne Unterwäsche oder selbst der Film "Dirty Dancing", alles Sexuelle wurde von mir ferngehalten. Meine Mama hat mir erzählt, dass mein Vater sie in der Ehe sexuell sehr unter Druck gesetzt hat und so habe ich mich immer so sehr geschämt, wenn ich Lust empfunden habe. Seit der Geburt meiner Tochter ist der Sex aus meiner Ehe beinahe ganz verschwunden. Ich fühle mich wie meine Mutter, für die Sex nur etwas Schlechtes ist oder etwas, das nur so brav und harmlos und unerotisch wie möglich sein darf.

Und nun lese ich von Dir, und alle Dämme scheinen zu brechen. Ich habe so oft zu meinem Mann gesagt, dass ich mich selber in meiner Vorstellung ganz anders sehe und gerne freier wäre und sexuell. Aber dass ich mich so gefangen fühle.

Warum erzählt man uns Mädchen das immer, dass unsere Lust falsch ist, und nichts Gutes, und Männer immer nur das eine wollen? Warum sagt uns keiner, dass Sex in einer Ehe voller Lust und Erotik sein SOLL/DARF?!

Das Bild, das vermittelt wird, finde ich, ist hauptsächlich: Okay, habt Sex, ihr seid ja verheiratet, aber schnell, im Dunkeln, und ihr Frauen, haltet halt hin, Männer brauchen es eben, und wehe ihr tragt reizende Unterwäsche!! Ich bin meinem Mann schon beinahe fremd gegangen, weil ich dachte, ausserhalb der Ehe ist es dann eh verboten, dann kann ich das auch gleich ausleben, was ich mir wünsche. Und während ich das schreibe, schäme ich mich schon, weil ich ja zugebe, sexuelle Wünsche zu haben.

Ich habe zwischendurch in Frauenzeitschriften gelesen, was die Welt über Sex denkt. Und ich wollte das auch so gerne. Nun lese ich es noch so so viel schöner bei Dir, und es befreit mich so sehr. Mir laufen die ganze Zeit die Tränen übers Gesicht. Ich habe mich immer gefragt, was mit mir los ist, dass ich keine Lust empfinde in meiner Ehe. Oder nur Lust in meiner Vorstellung, aber nicht körperlich, nicht wenn mein Mann mich berührt. Oft hat es mich sogar geekelt. Aber das kann ich ja niemandem sagen. Ich kann niemandem Fragen stellen.

Ich werde mir am Montag gleich dein Buch kaufen und hoffe so sehr, dass wir endlich den Sex haben können, den wir uns beide wünschen. Mein Mann fragt nämlich nicht einmal mehr, er lässt mich einfach in Ruhe.

Danke danke danke! Dass Du, aus christlicher Sicht, genau so über Sex schreibst. Ich kann Dir gar nicht genug danken! Endlich bekomme ich Antworten!

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

September 18, 2015

Wie meinst du das???

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Fragen, Gott, Homosexualität, Selbstbefriedigung, Selbstverantwortung, Sex vor der Ehe, Sünde, 2015


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

„Was ist denn nun Dein abschliessendes Statement bezüglich der drei umstrittensten Fragen innerhalb der christlichen Gemeinde zu Sexualität?“ Das wurde ich kürzlich in einem Gespräch gefragt. Gemeint sind die drei Themen Selbstbefriedigung, Sex vor der Ehe und Homosexualität. Vorausgegangen war einige Unruhe da und dort, ausglöst durch meine „Flügelschläge“ im BLOG. Kann man zu diesen drei Themen überhaupt abschliessende Statements abgeben?


Ich werde nachfolgend konkrete Aussagen zu den drei Themen machen, möchte aber davor noch etwas ausholen. Sexualität und ihr Erleben ist so individuell, wie wir Menschen unterschiedlich sind. Die normative Haltung und Gesetzgebung in der westlichen Gesellschaft überlässt die Verantwortung zu diesen Bereichen der Sexualität dem einzelnen Menschen. Die christliche Gemeinde tut das oft nicht, was zu Verurteilung und unseligen Sündenkatalogen führt. Ob das biblisch zu rechtfertigen ist, ist meiner Meinung nach eine Auslegungssache.

Auch wenn für viele Christen Gottes Wort unfehlbar ist, bedeutet das nicht, dass dessen Auslegung unfehlbar ist. Das Wort Gottes ist dynamisch, nicht statisch. Erkenntnis ist nur Stückwerk. Erkenntnis kann sich verändern. Gottes Wort ermutigt die Menschen seit tausenden von Jahren in ihrer Lebenswelt, obwohl diese Lebenswelt sich dauernd verändert. Wenn wir das Wort Gottes auf diese Weise lesen, bleibt es ein Buch der Gnade, das Glaube, Hoffnung und Liebe hervorbringt, voller Worte, die Leben schaffen. Wenn wir das Wort Gottes als wörtliche unfehlbare Vorschrift zum Leben in unserer Lebenswelt verstehen und interpretieren, wird es zum Buchstaben der tötet.

In früherer Zeit, sagte mir ein befreundeter Theologe, gab es eine übereinstimmende Haltung unter Bibelauslegern, „die einzige Art, die Bibel zu lesen, sei darüber auszutauschen, was liest du - was lese ich“. Felix Ruther*, Apologete und Naturwissenschafter sagt: „Der Mensch kann mit den biblischen Worten machen, was er will. Die Bibel kann sich nicht wehren. Wer Bibelworte ausspricht, folgt nicht automatisch dem Willen Gottes. Die Frage ist, wenden wir die Worte aus der Schrift an wie Gerichtsparteien, um Recht zu behalten? Oder reichen wir uns die Schriftworte wie ein Stück Brot, um einander zu nähren, weil Jesus in seiner Person und in seinen Worten „Brot für das Leben der Welt“ sein will? Dazu, wie wir die Bibel zu verstehen haben, sagt er: „Wenn man die biblischen Texte als konzentrische Kreise betrachtet und im innersten Kreis nur die entscheidendsten Heilsaussagen platziert, kann ich dort keine Widersprüche wahrnehmen. Was dann in den äusseren Kreisen als möglicher Widerspruch auftaucht, muss mich nicht so stark beschäftigen. Widersprüche sieht der Mensch, der glaubt, dass alle Worte der Bibel gleich gewertet werden müssen. Die Texte der Bibel sind aber in ganz verschiedenen historischen Situationen entstanden. Nicht die Bibel sondern Jesus ist Gottes ultimative Offenbarung seines Willens. Das bedeutet, dass kein Satz aus der Bibel – an Jesus vorbei – mein Handeln bestimmen darf.“

*Aus einem Interview von Fritz Imhof mit Felix Ruther, erschienen im „Magazin INSIST“, April 2012, "Stolpersteine in der Bibel".

Und Augustinus (334-430) sagt: „Wer also die ganzen heiligen Schriften oder wenigstens irgendeinen Teil davon verstanden zu haben glaubt, aber (…) jene Doppelliebe zu Gott und zum Mitmenschen nicht auferbaut, der hat sie noch nicht verstanden.“

Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass die im BLOG aufgeworfenen Fragen bei vielen Menschen in der christlichen Gemeinde Nervosität auslösen, weil ein Tabu zum Thema wird. Das verunsichert und wirft neue Fragen auf. Mein Hauptberuf ist es, Fragen zu stellen. Fragen regen zum Nachdenken an. Fragen brechen verhärtete Fronten auf.  Fragen bringen neue Lösungen. Fragen geben neue Perspektiven. „Was wäre wenn?“ und viele andere Fragen helfen Menschen, für ihre ganz spezielle Lebenssituation eine selbstverantwortete Lösung zu suchen und zu finden. Ich mache die Erfahrung, dass viele Christen nicht gewohnt sind, dass man sie zum „selbst denken“,  zum „selbst entscheiden“ und „Gott selbst fragen“ anregt. Der beste Fragensteller aller Zeiten ist für mich Jesus. Seine wichtigste Frage an uns lautet: „Was willst du, dass ich dir tun soll?“ (Mk. 10.51 und Lk. 18.41) Gute Fragen stellen können, ist die höchste Kunst in der Erziehung und in der Menschenführung. Sich selbst gute Fragen stellen die Kunst der Selbstführung.

So ist die Frage danach, wie ich es meine, eine hilfreiche Frage. Ich meine es genauso, wie ich es schreibe. Ich versuche nicht, etwas zwischen den Zeilen zu verbergen. Wo eine Spannung bleibt, kann ich sie nicht auflösen. Ich habe auf einiges keine abschliessende Antwort und auch mir stellen sich neue Fragen. Wichtig ist mir, Fragende zu bleiben, auch wenn es unbequem ist, nervös macht, Steine ins Rollen bringt, mehr auslöst, als in meinem Einflussbereich liegt.

Selbstbefriedigung – Sex vor der Ehe – Homosexualität, alle drei Themen habe ich ausführlich im BLOG behandelt. Zusammenfassend könnten man meine Aussagen zu folgenden Statements verdichten:

SELBSTBEFRIEDIGUNG

Selbstbefriedigung ist das Normalste der Welt und gehört zur geschlechtlichen Entwicklung dazu. Das zu hören ist für viele sensationell befreiend. Ein NEIN zur Selbstbefriedigung ist theologisch nicht haltbar, sondern vielmehr geschichtlich bedingt. Gleichzeitig ist ein klares JA, TUT ES für viele Christen heikel, weil sie sehen, dass es mehrheitlich für Männer zu einem Problem werden kann, wenn sie sich in ständiger Begleitung von pornografischen Bildern selbst befriedigen und davon nicht mehr loskommen. Oder weil sie in der Ehe deswegen zu „faul“ werden, sich auf das Gegenüber einzulassen, weil das anstrengender ist. Für viele Frauen ist Selbstbefriedigung wichtig und oft der Schlüssel zu einer befriedigenden Paarsexualität. Auch für Männer wäre sie wichtig, vorausgesetzt sie geschieht so, dass die Körperwahrnehmung und der Genuss damit entwickelt werden. Vielen Männern fehlt dies genauso wie den Frauen und dieser Mangel kann sogar der Grund für eine sexuelle „Sucht“ sein, „weil man sich sonst nicht spürt“.

SEX VOR DER EHE

Ob ein Paar Sex hat oder nicht, hat für mich nicht die Kirche zu entscheiden, sondern das Paar für sich selbst. Das Stichwort heisst Mündigkeit. Als Paar Sex vor der Ehe zu haben oder nicht, beides ist theologisch einigermassen begründbar. Was ich nicht meine und NIE sagen würde, ist, dass Sex vor der Ehe wichtig ist. Jeder der will, sollte unbedingt warten. Ich finde das nach wie vor erstrebenswert und schön. Ich kann aber die Augen nicht davor verschliessen, dass nur ein kleiner Teil der Christen tatsächlich wartet. Was mir an dieser Stelle vor allem fehlt, ist die Berücksichtigung der jeweiligen Lebenssituation eines jeden einzelnen Paares, die total verschieden sein kann und eben auch selbst verantwortet werden sollte. Was ich auch sage, ist, dass ich es ganz persönlich aufgrund vieler leidvoller Erfahrungen aus meiner Beratungspraxis wünschenswert fände, wenn Teenager, sprich Minderjährige, keinen Sex haben. Wohl wissend, dass selbst das sich in der Praxis letztlich dem Zugriff der Eltern und der Gemeinde entzieht. Aufklärung, Wissen zu Sexualität, Erziehung durch offene, konstruktive Gespräche und Vorbild sind erwiesenermassen am Wirksamsten, junge Menschen von zu frühem Sex abzuhalten und sie Verantwortung für sich selbst zu lehren.

HOMOSEXUALITÄT

Die Frage ist eigentlich nicht, ob Gott das so vorgesehen hat oder nicht. Es stellt sich mir eine ganz grundsätzliche Frage zu Sexualität und Partnerschaft und ich bin zu folgender Erkenntnis gelangt: Was von Anfang an von Gott gedacht war (keine Scheidung, kein Zorn, kein Geiz, keine Streitereien, kein Betrug usw.) ist nicht mehr, der paradiesische Zustand Vergangenheit. Wir müssen uns um das Paradies in unseren Beziehungen andauernd bemühen. Also gibt es die jeweilige Lebenswelt der Menschen, in der Gott in Liebe und mit Gnade um uns wirbt, damit unsere Gebrochenheit geheilt werden kann. Die Gebrochenheit an sich schlägt Gott uns aber nicht um die Ohren. Vieles in unserer unidealen Lebenswelt zeigt sich, weil auch die Schöpfung das Paradies verlassen hat. Weil es Behinderungen, Geburtsgebrechen, Abweichungen, was immer EINFACH GIBT! PUNKT! Homosexualität ist für mich ein Ausdruck dieser Realitäten. Hingegen nicht Realität ist für mich GENDER. Die weitreichenden Forderungen von Gender verwirren die sexuelle Identität. Als Konsequenz einer nicht mehr ausgrenzenden Haltung gegenüber Homosexuellen ergeben sich natürlich noch ganz andere hochbrisante Fragestellungen an der Schnittstelle von Gesellschaft und Kirche, welche auch in Zukunft Spannungen auslösen und Wellen schlagen werden.

Nun freue ich mich auf weitere Fragen aus Euren Lebenswelten, Eurem Liebesleben und Eurem Sexleben.

Herzlich - Veronika

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