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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

November 29, 2018

BIN ICH BI- ODER HETEROSEXUELL?

by Veronika Schmidt in Bibel, Christliche Lebenswelt, männliche Sexualität, Partnerwahl, Sexuelles Begehren, Homoerotik, 2018


foto: brett sayles

foto: brett sayles

foto: brett sayles

foto: brett sayles

Liebe Veronika

In Deinem Blog "erotische Gefühle der gleichgeschlechtlichen Freundin gegenüber" schreibst Du: "In jedem Menschen stecken homoerotische Anteile." Ich selbst habe seit 5 Monaten zum ersten mal eine Freundin. Ich würde mich von meiner Entwicklung her als heterosexuell bezeichnen, habe mich verschiedentlich in Mädchen verliebt und auch begehrliche Gedanken zum anderen Geschlecht hin gehabt. Eine Beziehung mit einer Frau habe ich mir wirklich gewünscht, und auch immer wieder während den zurückliegenden Singlejahren herbeigesehnt. Ich finde meine Freundin attraktiv und begehrenswert, worüber ich mich freue.

Jedoch hat mich vor einigen Monaten (kurz vor Start unserer Beziehung) die Frage „bin ich eigentlich wirklich heterosexuell oder bin ich bisexuell?" völlig verstört, einhergehend mit teils gravierenden Schlafproblemen. Weshalb ich mir diese Frage stellte? Wenn ein Mann gut aussieht, fällt mir das auf. Zudem hatte ich schon gewisse homoerotische Phantasien, wie z.B. die Vorstellung, ob es nicht auch lustvoll wäre, selbst einmal einen Penis in den Mund zu nehmen. Oder die Vorstellung, selbst penetriert zu werden. Auch stellte ich fest, emotional nicht nur von Frauen berührt zu werden, sondern auch von (feinfühligen) Männern.

Nachdem ich Rat suchte und mich etwas zum Thema "sexuelle Orientierung" informiert hatte (u.a. dass in jeder Persönlichkeit womöglich ein Stück "bi" stecken könnte), fand ich wieder einigermaßen Ruhe und den Mut für die Beziehung mit meiner Freundin. Wir fühlen uns beide bisher in unserer Partnerschaft sehr bestätigt. Mit dem Sex wollen wir bis zu einer möglichen Ehe warten, weil wir uns diesen verbindlichen Rahmen für unser Sexleben wünschen. Meine Freundin spricht mich erotisch an, doch nagt in mir immer mal wieder der Zweifel, ob ich im Grunde eigentlich bisexuell bin. Da wir eine Ehe anstreben, möchte ich einen "klaren Kurs" leben und mich prüfen.

Deshalb meine Fragen: Wie verhält es sich mit dem "Bi-Empfinden“ bei Männern? Dass Frauen manchmal gewisse Bi-Tendenzen haben, habe ich verschiedentlich gehört (auch von meiner Freundin, mit der ich mich über dieses Thema schon unterhalten habe). Welcher Grad des Bi-Empfindens fällt noch unter "Heterosexualität" und wann ist von richtiger "Bisexualität" zu reden? Und wie ist die Thematik der "Bisexualität" bzw. dem tendenziellen Empfinden von Bisexualität in den biblischen Kontext einzuordnen? Lässt sie sich mit dem biblischen Menschenbild vereinbaren? Die Bibel äußert sich zu diesem Thema ja nicht direkt, und von manchen konservativen Christen wird das "geschaffen als Mann und Frau" gleichgesetzt mit ausschliesslich heterosexuell.

Ich danke dir herzlich für deine Antwort. Mike, 25 Jahre


Lieber Mike

Wir reden in Bezug auf die Orientierung der Sexualität von Anziehungskodes. Diese können sowohl das andere Geschlecht, das eigene Geschlecht, beide Geschlechter oder auch Objekte, Szenarien, bestimmte Körperteile etc. betreffen. Vor allem wenn die sexuelle Erregbarkeit ausschliesslich letztere Dinge betreffen, spricht man von eingeschränkten Anziehungskodes (Fetischismus). Die sexuellen und emotionalen Anziehungskodes – das, was Menschen sexuell und emotional anzieht und erregt – können sich sowohl in der Realität abspielen, als auch in der Fantasie oder in Träumen. Die Anziehungskodes geben Hinweise auf die die sexuelle Orientierung. Menschen können über ein breites Spektrum und eine grosse Vielfalt und Varianten von Anziehungskodes verfügen.

Dass einen auch das eigene Geschlecht sexuell anzieht, ist nicht aussergewöhnlich, auch nicht bei Männern. Eine von gegenseitiger erotischer Anziehung geprägte Beziehung in der Bibel finden wir bei David und Jonathan.

Als David aufgehört hatte, mit Saul zu reden, verband sich das Herz Jonathans mit dem Herzen Davids, und Jonathan gewann ihn lieb wie sein eigenes Leben. Und Jonathan schloss mit David einen Bund, denn er hatte ihn lieb wie sein eigenes Leben. 1. Samuel 18, 1 + 3

Oft schon wurde vermutet, diese Beziehung sei eine homosexuelle. Kann sein, doch David begehrte auch Frauen. Bei David und Jonathan sehen wir eine starke emotionale Verbindung – was ebenfalls für Männer nicht ungewöhnlich ist: “David fiel auf sein Antlitz zur Erde und beugte sich dreimal nieder, und sie küssten einander und weinten miteinander, David aber am allermeisten.” (1. Sam. 20, 41) Ich denke, entweder man ist emotional empfindsam, gegenüber beiden Geschlechtern, oder man ist eben nicht so der Gefühlsmensch. Wer einen feinfühligen, sensiblen Charakter sein eigen nennt, wird auf menschliche Reize emotional reagieren, unabhängig des Geschlechts. Herzergreifend ist denn auch Davids Klagelied, als er von Jonathans Tod erfährt und stellt diese Liebe über die der Frauen:

Weh ist es mir um dich, mein Bruder Jonathan, ich habe große Freude und Wonne an dir gehabt. Du warst mir sehr lieb. Wunderbarer war deine Liebe für mich, als die Liebe der Frauen. Ach, die Helden sind gefallen, die Waffen des Kampfes verloren." 2. Samuel, 1, 26 - 27

Grundsätzlich können Menschen sexuelle Fantasien in verschiedenste Richtungen haben. Von einer gewissen Bi-Tendenz kann womöglich bei bis zu 50 % aller Männer ausgegangen werden [vgl. Kinsey-Report 1948]. Wenn laut dieser Studie rund die Hälfte aller Männer (und Frauen) einen gewisse Bisexualität innerhalb der Heterosexualität mindestens in der Fantasie nicht ausschliessen, zeigt das die Wandelbarkeit der sexuellen Anziehung. Sexualität ist formbar. Was ich damit aber nicht sagen will, ist, dass gleichgeschlechtliche Sexualität „umgeformt“ werden kann, wenn diese als eindeutig erlebt wird. Ein Hinweis, worauf man „steht“, gibt die Verliebtheit. Obwohl man sich Sexualität mit beiden Geschlechtern vorstellen kann, verliebt man sich meist nur in das eine Geschlecht. Bi-Sexualität würde nach dieser Logik bedeuten, man verliebt sich seit der Pubertät wechselnd in Männer und Frauen und gibt beiden Geschlechtern gleiche Präferenz.

Da Du Dich in Frauen verliebst und Frauen sexuell erregend findest, ist Deine Geschlechter-Anziehung vermutlich heterosexuell, auch wenn Du Dir vorstellen könntest, Männer zu erotisieren. Die verschiedenen Körper mögen Dich sexuell anziehen, doch das bedeutet noch nicht, in den Menschen, der in diesem Körper steckt, verliebt zu sein, ganzheitlich, sexuell-körperlich und auf emotionaler Ebene. Wenn Du Dich in Deiner Anziehung verunsichert fühlst, kannst Du die Erotisierung des anderen Geschlechts (und Deines eigenen) verstärken über das sexuelle Begehren:

Damit ist die Vorwegnahme erotischer Erfahrungen oder Fantasien gemeint, die den Erregungsreflex auslösen und begleiten. Richte diese Fantasien darauf, den weiblichen Körper zu erotisieren, aber auch Dich in der Vorstellung als Liebhaber zu sehen, der die Frau begehrt und lustvoll in sie eindringt. Wenn Dich sexuelle Fantasien von Oralsex mit einem Mann erregen, dann dürfen sie als Erregungsquelle sein. Sexuelle Fantasien erfüllen ihren eigenen Zweck und müssen nicht in die Realität umgesetzt werden. Penetriert zu werden oder Oralsex kann aber auch alternativ gelebt werden mit der Frau (Oralsex, Analmassage, Toys etc.), sofern die Partnerin damit einverstanden ist. Du kannst diesen Bildern aber auch entgegenwirken, indem Du Deine eigene Intrusivität (das Eindringen des Penis) mehr erotisierst und in Deine männliche Kraft gehst.

Da Ihr keinen Sex möchtet, bleibt es vorerst bei der Vorstellung und vielleicht auch bei entsprechenden Erfahrungen in der Selbstbefriedigung. Lest doch miteinander mein Buch LIEBESLUST, das könnte Euch Denkanstösse geben. Denn auch für Deine Freundin wäre eine Vorbereitung auf Eure gemeinsame Sexualität wünschenswert, indem sie ihre Vaginalität entwickelt. Was bedeutet, ihren vaginalen Innenraum zu entdecken und sich die Vagina anzueignen als Raum weiblicher Erotik, um damit irgendwann lustvolle Begegnungen mit Dir und Deinem eindringenden Penis, Finger zu erleben. Indem Ihr Euch selbst als lustvolle Frau oder lustvollen Mann erlebt, entwickelt sich das Gefühl der Geschlechtszugehörigkeit und der sexuellen Selbstsicherheit, aber auch die Anziehungskodes bezüglich der anderen Person.

Aus christlicher Sicht ist eine Beziehung monogam. Solltest Du Dich im Laufe einer zukünftigen Ehe auswärts verlieben, was passieren kann, dann bleibt für Dich die Herausforderung dieselbe, egal ob Du Dich in eine andere Frau oder einen anderen Mann verliebst. Nämlich mit dieser Verliebtheit so umzugehen, dass Du Dich auf allen Ebenen Deiner Frau (wieder) zuwendest, falls Du davon wegzudriften drohst. Wenn wir wissen, wie Anziehung funktioniert, können wir das. Auch ist es ganz klar eine Frage der Entscheidung. Verliebtheit darf sein (oder wird passieren), doch dieser Verliebtheit nachgeben, kann man entgegensteuern.

Sexualität beinhaltet nicht einfach nur die körperliche Anziehung, sondern für viele Menschen ist damit der Wunsch verbunden, eine ganzheitliche Hingabe an einen anderen Menschen zu leben, auf geistiger, seelischer und körperlicher Ebene. Die Bibel nennt dies, den anderen Menschen „erkennen“. Diese ganzheitliche Erfahrung wünsche ich Euch als Paar von ganzem Herzen. - Veronika


November 22, 2018

BITTE SEHT EUCH DEN FILM #FEMALE PLEASURE AN!

by Veronika Schmidt in Christliche Lebenswelt, Gleichberechtigung, Gott, Rollenbilder, Sexismus, Sexualethik, Zusammenleben, 2018


female_pleasure.jpg
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BITTE, BITTE, BITTE MÄNNER UND FRAUEN - SEHT EUCH DIESEN FILM AN!

Er läuft JETZT in den Kinos in der Schweiz und in Deutschland

Weshalb sollten wir alle diesen Film gesehen haben? Weil er uns Erklärungen und Lösungsansätze liefert für das grösste Missverständnis der Menschheit - RELIGION, FRAU & SEXUALITÄT - und den damit einhergehenden drastischen Konsequenzen für alle, Männer, Frauen und Kinder. “Mit dem Schweizer Dokumentarfilm #Female Pleasure kommt der wichtigste Film des Jahres in die Kinos”, schreiben die Medien. Ihr dürft ihn auf keinen Fall verpassen. Denn er führt uns vor Augen, was viele noch immer nicht hören und sehen wollen: Dass die Unterdrückung der Frau und ihrer Lust in allen Religionen und Konfessionen, noch immer, ein riesiges Problem mit gravierenden Folgen darstellt, zementiert durch die patriarchalen Strukturen. Die Schweizer Regisseurin Barbara Miller porträtiert im Film fünf Frauen aus verschiedenen Weltreligionen und zeigt ihre berührenden Geschichten. Ich bitte euch Männer, hört wenigstens einmal diesen Frauen zu, denn diese Geschichten haben mit euren eigenen Müttern, Frauen und Töchtern zu tun.

Brutale Praktiken, Missbrauch, sexuelle Unterdrückung und latente Missachtung und Ungleichbehandlung der Frau finden nicht bloss “bei den anderen” statt, sondern mitten in unserer Gesellschaft. Die Doku zeigt, dass auch in modernen, westlichen Metropolen wie London Genitalien von Frauen brutal verstümmelt werden. Dass in jüdisch-ultraorthodoxen Communitys in New York Frauen für die Gesellschaft unsichtbar gemacht und zu Heirat und Sex mit ihnen völlig “Fremden” gezwungen werden. Dass in einem Land wie Japan Penisse kulthaft verehrt werden, während über Vulvas/Vaginas zu sprechen strafbar ist, weil obszön. Dass im System der katholischen Kirche Ordensfrauen in ihrer Persönlichkeit “völlig entkernt” und von Ordensmännern missbraucht werden.

Trotz den happigen und auch Wut auslösenden Geschichten zieht der Film nicht nach unten, sondern macht Mut. Denn diese Frauen sind keine Opfer, sondern selbstbestimmte Gestalterinnen ihres neuen Lebens. Dieser Kämpferinnen-Geist springt auf einen über und ermächtigt, sein eigenes Leben mit neuen Augen und Kraft zu sehen. Mich haben zusätzlich die Männer im Film berührt: Für den, der zuhört und hinsieht, ist nichts mehr wie vorher!

#FEMALE PEASURE, der TRAILER

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November 1, 2018

ALS ORDENSFRAU DIE SEHNSUCHT NACH ZÄRTLICHKEIT STILLEN

by Veronika Schmidt in Aufreger, Buch, Christliche Lebenswelt, Gott, Sünde, zölibatär leben, Sehnsucht, 2018


foto: matheus guimarães

foto: matheus guimarães

foto: matheus guimarães

foto: matheus guimarães

Liebe Veronika

Auf der Suche nach Antworten auf meine Fragen zum Umgang mit meiner Sexualität als zölibatär lebender Mensch wende ich mich an Dich. Wie gehe ich mit meiner Sehnsucht nach Nähe und Zärtlichkeit um? Empfiehlst Du auch mir, Deine Bücher zu lesen?

Viele Grüsse, Mathilda


Liebe Mathilda

Vor allem mein Buch LIEBESLUST würde ich Dir zu lesen empfehlen. LIEBESLUST ist ein Erwachsenen-Aufklärungsbuch mit biblischem Bezug, welches sich nicht nur an Paare wendet, sondern auch an unverheiratete Menschen jeden Alters. Denn sexuelle Wesen sind wir schöpfungsgemäss, und unsere Sexualität ist energetisches Zentrum unseres Selbst, egal ob genital ausgelebt oder nicht. Wer den Stellenwert der Sexualität bei sich selbst verleugnet, lebt quasi auf Sparflamme. Auf Deine Frage, wie Du mit Deiner Sehnsucht nach Nähe und Zärtlichkeit umgehen kannst, beginne ich mit Anselm Grün, den Daniel Zindel in seinem neuen Buch HÜTTENZEIT zitiert:

„Da sassen wir also alle im Kreis, evangelikale, grün-ökologische und feministische Theologinnen und Theologen. Pater Anselm referierte über benediktinische Spiritualität. Am Schluss blieb Zeit für Fragen. Der Eklat – ich als Kursleiter empfand es als äusserst peinlich – geschah ganz am Schluss: „Sagen Sie, Herr Grün, betreiben Sie auch manchmal Selbstbefriedigung?“, fragte eine junge Feministin provozierend. (…) Anselm Grün antwortete souverän und zugleich so natürlich: „Wissen Sie, ich bin ein Mann. Ich möchte ganz in meinem Leib zu Hause sein. Wenn ich das bin, dann bin ich auch mit meiner Sexualität in Tuchfühlung. Als zölibatärer Mensch lebe ich meine Sexualität nicht genital. Aber ich stelle mich manchmal im Abenddunkel, oft im Frühling und Sommer, ans offene Zimmerfenster. Ich spüre dann den Lufthauch auf meinem Körper, fühle den Wind auf meiner Haut und lasse mich so liebkosen. Ich bin auf diese Art und Weise mit meiner sexuellen Kraft in Berührung, ohne dass ich sie geschlechtlich auslebe.““

Eine weitere Geschichte, die mir zugetragen wurde, ist folgende: Eine junge Frau, die im Begriff war, ins Kloster einzutreten, hatte starke Probleme mit dranghafter Selbstbefriedigung. Deswegen litt sie unter grossen Schuldgefühlen. Sie wollte die Selbststimulation unbedingt endgültig sein lassen, bevor sie ins Kloster eintrat. Weil die Frau sich selbst derart unter Druck setzte, empfahl ihr die Oberin eine psychologische Beratung und diese Therapeutin ihr dann eine Sexualberatung. Die Sexualtherapeutin schlug der Frau vor, sich erst auf einen Prozess einzulassen, die Selbstbefriedigung und den eigenen Körper zu geniessen und in ein gesundes Verhältnis dazu zu kommen. Wenn das gelinge, könne sie sich auch frei dazu entschliessen, auf Selbstbefriedigung zu verzichten oder sie aber beibehalten. Der gesunde Prozess ist gelungen und die Frau ist ins Kloster eingetreten. Ob die Ordensfrau ihre körperliche Sehnsucht nun auf diese Weise weiter stillt, ist mir nicht bekannt, doch wichtig scheint mir der Weg, den sie mit sich selbst und ihrer Genitalität zurückgelegt hat.

Ich denke, es ist wichtig, grundsätzlich zu unterscheiden zwischen der eigenen Sexualität (Selbstliebe) und der Paarsexualität. Als Ordensfrau verzichtest Du auf die Ehe oder ein andere menschliche enge und körperliche Beziehung, um in erster Linie ganz frei zu sein für Gott, aber auch für Menschen und deren soziale Anliegen. Damit verzichtest Du auf Sex mit einem Dir nahestehenden Menschen. Ob Du damit aber gleichzeitig auf persönliche körperliche intime Empfindungen, Streicheleinheiten oder Stimulation verzichten möchtest, ist nochmals eine andere Fragestellung und Entscheidung. Auf jeden Fall finde ich es wichtig, dass Du, wie Anselm Grün es ausdrückt, ganz Frau sein kannst, auch mit einem Bewusstsein für Deine Genitalität und mit der Anerkennung Deiner Sehnsüchte nach Nähe und Zärtlichkeit.

Die bedeutende Universalgelehrte Hildegard von Bingen (1098 – 1179), Benediktinerin, Äbtissin, Dichterin und Komponistin notierte in ihren Notizen, Mädchen würden ab dem zwölften Lebensjahr bei "schlüpfrigen Fantasien" den "Schaum der Wollust" auswerfen und die weibliche Sexualität lasse ihren Forschungen zufolge erst ab dem 70. Lebensjahr nach. Hildegard von Bingen lieferte zudem die erste detaillierte Schilderung eines weiblichen Orgasmus: "Ist die Frau in Vereinigung mit dem Manne, so kündet die Wärme in ihrem Gehirn, die das Lustgefühl in sich trägt, den Geschmack dieses Lustgefühls bei der Vereinigung vorher an. Fast gleichzeitig damit ziehen sich die Nieren der Frau zusammen, und alle Teile, die während des Monatsflusses zur Öffnung bereitstehen, schließen sich so fest, als wenn ein starker Mann irgendeinen Gegenstand in seiner Hand fest verschliesst." Sexualität war für Hildegard von Bingen genauso eine Gottesgabe wie Nahrung oder die Freuden der Musik.

Ich stelle mir vor, dass Hildegard von Bingen durchaus eigene Erfahrung mit ihrer Sexualität und ein unverkrampftes Verhältnis dazu hatte, um sie auf diese Weise beschreiben zu können. Natürlich stellt sich für jeden persönlich auch die Frage, ob Zärtlichkeit und Sexualität mit sich selbst die empfundene Sehnsucht stillt und einen nährt, oder ob es einen noch mehr in die Sehnsucht treibt. Doch es gilt auch zu Bedenken, was die Sexologin und Institutsleiterin Esther Elisabeth Schütz in einem Interview gegenüber dem Katholischen Medienzentrum kath.ch sagte: “Nur wenige Menschen können Sexualität sublimieren.” (Auf eine höhere Ebene in künstlerische, sportliche, kulturelle, soziale Leistung o. Ä. umsetzen.)

Esther Elisabeth Schütz wurde vom Medienzentrum interviewt aufgrund der vielen Missbrauchsskandale innerhalb der katholischen Kirche und der Aussage eines Bischofs, der diese mit Homosexualität in Verbindung brachte. Sie führt im Gespräch aus: “Die Liebe zu sich selbst heisst unter anderem, den eigenen Körper in seiner Ganzheit anzunehmen und wertzuschätzen.” Dazu gehören, wird sie weiter zitiert, die Geschlechtsorgane mit ihrer Fähigkeit der sexuellen Erregung ebenso wie die eigenen Gefühle. Ungeachtet ob jemand zolibatär oder in einer Beziehung lebe, können Männer und Frauen in der Selbstbefriedigung die sexuelle Erregung mit ihren Emotionen verbinden lernen und sie als positive Kraft menschlichen Daseins autonom leben. Schütz betont, in diesem Sinne sei Selbstbefriedigung gesellschaftlich und von der Kirche als “gleichwertige Form der Sexualität anzuerkenn wie jene zwischen zwei Menschen.”

Tatsächlich kann man aus diesem Statement erahnen, dass die Kirche mit ihrer Haltung zur Selbstbefriedigung als eine „zutiefst ungeordnete Handlung“ mehr Probleme schafft, als löst. Wenn Du Dich für eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Thema Sexualität interessierst, empfehle ich Dir das Buch der Nonne Margarete A. Farley VERDAMMTER SEX. Weiter lesenswert für Deine Fragestellung der Sehnsucht wären zudem zwei Büchlein von Anselm Grün: MIT ALLEN SINNEN GOTT ERFAHREN und MYSTIK UND EROS

Liebe Mathilda, ich wünsche Dir, dass Du einen Prozess mit Deiner Sexualität erfahren kannst, in dessen Folge Du in Freiheit wählen kannst zwischen dem Genuss der Selbstliebe in gesundem Rahmen oder dem Freisein, Selbstliebe auf der genitalen Ebene aus eigenem Entschluss zu lassen, ohne auf Formen der Sinnlichkeit in Deinem Leben verzichten zu müssen.

Herzliche Grüsse – Veronika

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September 6, 2018

HEISSER SOMMER DER DOPPELMORAL

by Veronika Schmidt in Aufreger, Gleichberechtigung, Gott, Rollenbilder, Sexismus, Sexueller Missbrauch, Christliche Lebenswelt, 2018


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Dieser Sommer stimmt mich nachdenklich aus verschiedenen Gründen. Einerseits das Wetter. Heiss und schön, wer kann da in unseren Breitengraden etwas dagegen haben! Auch ich nicht. Und doch – der fehlende Regen auf der einen, die übermässigen Wolkenbrüche auf der anderen Seite und die weltweiten Wetterphänomene an sich lassen einen das Ganze nicht ganz unbeschwert geniessen. Fast möchte man meinen, sie seien Zeichen für ausbleibenden Segen und logische Konsequenzen in noch grundlegenderen Gebieten unseres Menschseins.


In den 70er Jahren sozialisiert in einem „grünen“ christlichen Elternhaus ohne Auto und Luxus, waren wir als Familie nicht nur eine exotische Ausnahme, sondern ich konnte über Jahrzehnte feststellen, dass sich die christliche Lebenswelt mehrheitlich um die Schöpfung von Natur und Tierwelt foutiert. Mein Vater setzte sich dafür ein, dass Sumpfgebiete und Moore zu Naturschutzgebieten erklärt und die Waldränder nicht bis in den letzten Winkel von der Landwirtschaft zugedungt wurden, damit den immer seltener werdenden Pflanzen, Insekten, Vögeln und Tieren ihr Lebensraum erhalten blieb. Von anderen Christen wurde er deswegen jahrzehntelang belächelt. Gott gab dem Menschen, Mann und Frau gemeinsam, den Auftrag, diese Schöpfung verantwortungsvoll zu bebauen und zu verwalten. Doch heute stehen wir vor einer Situation, in der wir die Augen nicht mehr verschliessen können vor der laut schreienden Schöpfung von Natur und Mensch (ausgenommen die Privilegierten des reichen Westens und die Korrupten): „Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung zusammen seufzt und zusammen in Geburtswehen liegt bis jetzt.“ (Römer 8.22)

Gott verheisst: „Ich werde den Regen fallen lassen zu seiner Zeit, Regen des Segens werden es sein.“ (Hes. 34.26) Wir brauchen dringend diesen Regen des Segens für unsere gesamte Schöpfung – unbedingt. Aber auch für ein paar andere brachliegende Gebiete in der christlichen Lebenswelt. Das ist mein inbrünstiges Gebet. Denn ich sass über den Sommer zwei Monate unter dem Sonnenschirm in unserem Garten und schrieb ein neues Buch zu den Rollenbildern von Frau und Mann in der evangelikal-freikirchlichen Lebenswelt. Dieses brandgerodete Thema liess mich zunehmend nachdenklicher werden – mehr, als ich eh schon war, je mehr ich recherchierte und schrieb. Und dann – so ganz nebenbei – mitten im Sommerloch – lupfte es die Deckel der christlichen Moralkübel, über die ich mir grad eben viele Gedanken machte.

Es schien, als wäre die Kapazität des Verbergens und „unter dem Deckel halten“ erschöpft – und die üble Brühe quoll einfach über. Es eskalierte die bereits seit Monaten rumorende Willow Creek–Geschichte um Bill Hybels aufgrund eines Artikels in der New York Times und fast zeitgleich veröffentlichte die Justiz  im US-Staat-Pennsylvania einen 848 Seiten dicken akribisch aufgearbeiteten Bericht zu unsagbaren Missbräuchen in der katholischen Kirche. Dazu gesellte sich einmal mehr ein weiterer Sport-Missbrauchsskandal (US-Wasserspringerinnen). Der Skandal zum Skandal selbst ist dabei immer derselbe: Abstreiten und Vertuschen durch die Verbands- oder Kirchenleitungen.

In der katholischen Kirche Pennsylvanias haben 300 Priester in den letzten 70 Jahren über 1000 Kinder belästigt, missbraucht, vergewaltigt (geschwängert und zur Abtreibung gedrängt), gedemütigt und teilweise als pädokrimineller Ring sich gegenseitig Kinder zugehalten. Diese Vorkommnisse reihen sich leider nur ein in weitere Missbrauchsskandale seit Jahren: 2002 die Diözese Boston, 2007 die Erzdiözese Los Angeles, 2009 die irische Kirche, 2010 die Bistümer München-Freising und Berlin, 2017 die Diözesen Australiens, ebenfalls 2017 nochmals die Kirche Irlands, als tausende verscharrter Kinderleichen in Heimen für Säuglinge und ledige Mütter ausgegraben wurden, und dann die zahlreichen chilenischen Bischöfe, die wegen Vertuschung von Missbräuchen zurücktreten mussten. „Der Kindsmissbrauch durch Kleriker nimmt langsam epidemisches Ausmass an“, kommentierte Michael Meier, Fachjournalist für Religion. Möglich machten die Untersuchungen in Pennsylvania die staatsanwaltlichen Organe, weil nicht mehr länger die Kirche selbst diese Missbräuche „aufarbeitete“. Bischöfe und Würdenträger hatten den Missbrauch systematisch vertuscht und die Täter gedeckt. "Der Missbrauch war masslos und weit verbreitet", so der Generalstaatsanwalt Josh Shaphiro. Die Taten sind verjährt, ein Drittel der Priester ist verstorben.

Probleme des (sexuellen) Machtmissbrauchs gibt es in allen Kirchen, Institutionen, Vereinen, Sport, Kultur und leider auch in der intimsten Einrichtung der Familie. Je geschlossener, intransparenter und hierarchischer das System, desto anfälliger ist dieses für alle Arten von Missbrauch. In der Gesellschaft nehmen Kindsmisshandlungen zu, ebenso die Gewalt an Frauen (oder aber auch einfach der Wille, das Schweigen zu brechen). Schockierend in der Kirche ist aber die Doppelmoral anstelle der Vorbildwirkung. Denn dürften wir von der Kirche nicht zu Recht etwas anderes erwarten? Eben deshalb, weil sie einen strengen moralischen Standard vertritt und auch einfordert? Und an diesem Massstab wird sie letztlich gemessen, sagt die Bibel: „Denn wie ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden; und mit welchem Maß ihr messt, wird euch zugemessen werden.“ (Matth. 7.2)

Diese Vorkommnisse auf die Sexualität zu beschränken, greift viel zu kurz. Und wenn, geht es vor allem um die Tabuisierung der Sexualität. Deshalb sind die nun in Aussicht gestellten Sexualkurse und -Beratungen der Priesterschaft eine richtige Massnahme, aber sicher nicht die einzige. Sexualaufklärung ist immer eine gute Sache gegen die Problematisierung und Stigmatisierung der Sexualität, in jedem Segment der Gesellschaft und Kirche. Aber grundsätzlich geht es vor allem um Macht. Sexuelle Übergriffe und sexuelle Gewalt sind Machtdemonstrationen. Auch wenn viele Männer das nicht gerne hören, zitiere ich hier eine ganz aktuelle Aussage eines Mannes: „Primitive Übergriffe sind vielleicht ein hilfloser Versuch, sich als Mann zu erleben.“ Das sagt Allan Guggenbühl, Psychologe, der in den 90er Jahren das Männerbuch schrieb "Männer, Mythen, Mächte - ein Versuch, Männer zu verstehen". Übergriffe haben mehr mit dem mangelnden Selbstwert der Täter*innen zu tun als mit (unerfüllten) sexuellen Bedürfnissen, obwohl Machtdemonstrationen und Gewaltanwendungen durchaus ein pervertierter Lustfaktor innewohnt. Auch dass die Sexualität (vor allem die weibliche Sexualität und die Frau als solches) dämonisiert wurde/wird in der Kirche, hat allein mit dem Erhalt des Machtgefüges zu tun.

Der Alt-Abt Martin Werlen vom Kloster Einsiedeln schreibt dazu: „Über Jahrhunderte war die Kirche eine grosse Macht – trotz der klaren Weisung des Evangeliums: "Bei euch aber soll es nicht so sein." (Markus 10.43). Der Skandal des Machtmissbrauchs, der Skandal der sexuellen Übergriffe und der Skandal der Vertuschung sind wesentlich Folgen dieser Machtposition mit ihren Privilegien.“ Die Zeit der Macht der Kirche ist vorbei und der Reformstau enorm, schreibt Werlen weiter. Es brauche ein entschlossenes Miteinander-auf-dem-Weg-sein, doch auch das würde nicht allen gefallen. Wer sich einer Veränderung in der Kirche entgegenstellt, ist versucht, das mit dem altbekannten Mittel des Pharisäismus zu tun. Dieser lauert nach Werlen „an der Tür der Frommen, besonders derjenigen, die Macht haben oder die Macht erhalten wollen. In der Kirche wurde diese weit verbreitete fatale Haltung immer wieder mit einem frommen Mäntelchen bekleidet. Verurteilt wurde selten die Haltung der Gesetzeshüter (wie das Jesus getan hat), die den Menschen in seiner Not übersehen. Verurteilt wurden oft die einfachen Menschen, die dadurch nicht selten in Nöte und Ängste getrieben wurden. Wie anders tönt das Wort Jesu: «Amen, ich sage euch: Die Zöllner und Dirnen gelangen eher in das Reich Gottes als ihr» (Matthäus 21.31).“

In mir klingt bei diesen Worten selbstverständlich das Thema Frau in der Kirche an. Macht, Sexualität und das Rollenverständnis von Frau und Mann in der Kirche lassen sich nicht trennen. Das bestätigten in der Diskussionssendung CLUB zum Thema "Schweigen in der Soutane" sowohl Martin Werlen, als auch Felix Gmür, Bischof von Basel und neuer Präsident der Schweizer Bischofskonferenz. Sie bekräftigen das entsprechende Statement der katholischen Seelsorgerin und Theologin Monika Schmid, die sagte: "Es wären sicher nicht alle Probleme gelöst. Aber wenn unsere Kirche die Gnade hätte, Frauen auf Augenhöhe in allen Ämtern zuzulassen, wenn Frauen Zugang hätten zu Leitungsfunktionen, dann wäre dieses Ausmass an Missbrauch nicht in unserer Kirche. Da bin ich ganz sicher. Der selbst von Papst Franziskus als "anomal" bezeichnete Klerikalismus* würde durchbrochen." "Wo immer Frauen involviert sind, ändert sich an Athmosphäre und Machtdynamik eine ganze Menge", versichert auch der mit dem Thema vertraute Psychoanalytiker und erem. Professor Udo Rauchfleisch im Gespräch. 

Leider löst dieser Themenkomplex sofort auch Unmut aus, sobald die Rede darauf kommt, das konnte ich über den Sommer laufend und konsterniert feststellen. Es ist deshalb richtig, wenn Ulrich Eggers als Vorsitzender von Willow Creek Deutschland in einer Stellungnahme schreibt, dass sie Fragen nach der Faszination und Gefahr von Größe, der Rolle von Sexualität im Leben von Leitenden und dem Vorrang für Charakter und Integrität thematisieren müssen: „Das ist ein Dauerbrenner für uns alle – und wir wissen um diese Gefahren ja nicht erst seit heute.“ Aber offensichtlich braucht es erst die Skandale, um diesen Themen Priorität zu geben.

Vom Problemkreis „Gott–Macht–Sex und bedingungslose Gleichberechtigung der Geschlechter“ wird mein neues Buch handeln. Ihr dürft darauf gespannt sein. Vom Schreiben bis zum Erscheinen durchläuft ein Buch einen längeren Entstehungsprozess, weshalb es erst Ende Sommer 2019 erhältlich sein wird. Doch die Themen werden bestimmt so lange und darüber hinaus aktuell bleiben, denn wir haben sehr viel Nachhol- und Auseinandersetzungsbedarf. Obwohl das Buch noch längst nicht da ist, hatte ich schon viele ernsthafte aber auch mühsame Diskussionen deswegen. Ich war mit Statements konfrontiert, die mich seufzen lassen. Wie Vonda Dyer, eine der Frauen, die Bill Hybels beschuldigte, welche angesichts des anfänglichen Umgangs der Kirchenleitung mit dem Skandal ausrief: „Kirche, haben wir keine Seele? Haben wir unseren theologischen Verstand verloren?"

Die Krise durch Missbrauch, Vertuschung und Glaubwürdigkeitsverlust verursache grossen Schaden, schrieb der Bischof des texanischen Dallas, Edward Burns, an den Papst. Ein entsprechendes weltweites Bischofstreffen in Rom müsse sich neben Themen wie Kinderschutz und dem Umgang mit Opfern auch Problemen wie Machtmissbrauch und Klerikalismus, Haftung und Transparenz in der Kirche stellen. An den Beratungen seien vor allem auch Laien zu beteiligen, heisst es in dem vom Bistum veröffentlichten Brief. Auch dieses Statement bewegt mein Herz: „Die Laien beteiligen.“ Zum gesamten Komplex Macht-Sex-Geschlechterrollen sollten in der evangelikal-freikirchlichen Lebenswelt ebenfalls Laien zu Wort kommen dürfen. Denn der entsprechende Machtapparat Theologie hat es in der nachapostolischen Zeit mehrheitlich verpasst, sex- und geschlechtergleichwürdige Verhältnisse zu schaffen.

Es lassen sich (theologische) Stimmen hören, was mich – Veronika Schmidt – eigentlich dazu qualifiziere, zu diesen wichtigen Themen zu schreiben. Ja, ich bin keine Theologin. Aber ich habe durch das Schreiben meines Buches etwas Wichtiges gelernt von Hudson Taylor, dem Gründer der China-Inland-Mission (OMF): "Legitimation kommt weder durch das Geschlecht noch durch die Ausbildung (allein), sondern durch Begabung und Erfahrung gepaart mit der Befähigung durch den Heiligen Geist." Es sind weder die Theologie- noch die Managementausbildung oder andere "genehme" Studienabschlüsse, die mir die Legitimation erteilen, sondern mein psychosozialer Hintergrund, die entsprechende Lebens- und Glaubenserfahrung und meine Gabe, strukturiert und strategisch denken und schreiben zu können. Und es gibt noch eine weitere Legitimation. Wären entsprechende Bücher die letzten zweitausend Jahre geschrieben und mit durchschlagendem Erfolg in der christlichen Lebenswelt implementiert worden, wäre ein Buch wie meines völlig überflüssig. Wenn man mich lässt – dann wird dieses Buch deswegen erscheinen.

Nachdenkliche herzlich Grüsse - Veronika

*Klerikalismus wird üblicherweise als Grenzüberschreitung des Klerus in weltliche, vorwiegend politische Handlungsfelder definiert. Der Klerikalismus startet historisch in der Spätantike als kirchlicher Herrschaftsanspruch über die Gesellschaft, wurde mit der Konfessionalisierung und Verkirchlichung des Christentums in der Neuzeit zu einem Führungs­anspruch über das Leben der Laien, und wird heute, nach dem Ende kirchlicher Sanktionsmacht, wo es nichts mehr zu beherrschen gibt, zu einer mehr oder weniger fatalen Identitätstechnik von Priestern.

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© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.