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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

December 11, 2015

Du hebelst grundlegende Ordnungen Gottes aus!

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Buch, Fragen, Gott, Sex vor der Ehe, Sünde, Selbstverantwortung, Homosexualität, Ehe, Meistgelesen!, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika,

Ich finde es sehr, sehr gut, dass Du ein Buch für Paare geschrieben hast und teile Deine Ansicht, dass es hilfreich ist, lustvolle Sexualität zu thematisieren. Auch die Bilder-Sache kann man für mich durchaus für hilfreich und gut befinden. Problematisch finde ich hingegen Deine Interpretation von biblischen Texten. Schade, dass lustvolle Sexualität und Gottes gute Lebensordnungen nicht beide Platz nebeneinander haben. Für mich untergräbst Du sowohl im Buch, in Interviews und im Blog klare biblische Aussagen, beispielsweise zu ausserehelichem Sex und Homosexualität. Das "unselige kein Sex vor der Ehe"? Homosexualität als gegebene Abweichung? "Wir sind nicht mehr im Paradies" als Erklärung und Rechtfertigung von Verhalten, das Gott als Greuel bezeichnet?

Ich bedaure sehr, dass Dein Buch, das so dringend notwendig wäre/ist, an diesem Punkt zu einer Beliebigkeit und Verwirrung beiträgt, die man meines Erachtens nicht noch unterstützen sollte. Nicht alle LeserInnen Deiner Stellungnahmen werden Dein Buch studieren. Und das, was Du zu Sex ausserhalb der Ehe oder zu Homosexualität sagst, widerspricht für mich teilweise schon recht eindeutig dem, was die Bibel über "Sexualität" und "Bund" schreibt und uns empfiehlt. Ich bezweifle nicht, dass es hilfreiche Aussagen und geistgeführte Ansätze in Deinem Buch gibt. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass das Anliegen für ein solches Buch vom Herzen Gottes kommt. Aber ich bin auch überzeugt, dass Geistesleitung grundlegende Ordnungen Gottes nie aushebeln wird, denn Gottes Gesetz ist Ausdruck seines Geistes. Anleitung zu lustvoller Sexualität? Unbedingt, wenn die "Lust am Gesetz des Herrn" dabei die Grundlage ist.

Susanne, 48 Jahre


Liebe Susanne

Du stellst ja keine Frage, aber ich möchte Dir trotzdem gerne eine Antwort geben. Ich erhalte viele Mails von dankbaren, erleichterten, begeisterten Lesern des Buchs und des Blogs. Aber mir ist schon klar, dass es auch skeptische Beobachter von mir und meinen Äusserungen gibt. Und nicht nur Beobachter, sondern auch aktive Vertreter einer vermeintlich ganz klaren Haltung der Bibel zu Sexualität, die sie so auch in der der Kirche und der säkularen Gesellschaft vertreten.

Alle diese Menschen unterstellen mir, dass ich die christliche Sexualmoral untergrabe und für Sex vor der Ehe plädiere. Das tue ich nicht, schon gar nicht für ausserehelichen Sex. Aber ich plädiere für Aufklärung, Wissensvermittlung und Berücksichtigung der Lebenswelt der Menschen in der Auslegung der Bibel. Das werde ich weiterhin tun in aller Beharrlichkeit, gerade weil ich weiss, dass geänderte Einstellungen höchst langsam vor sich gehen. „Das menschliche Gehirn hat den Wendekreis eines Tankers. Um sich zu ändern, braucht es Zeit, ein Ziel und einen klaren Kurs dahin“, sagt Psychologe John Hibbing.

Mit der „Lust am Gesetz des Herrn“, „recht eindeutig dem widersprechen, was die Bibel sagt“, meinst Du wahrscheinlich, was mir auch schon jemand gesagt hat: „Darüber, was die Bibel zu Sexualität sagt, müssen wir ja nicht diskutieren, das ist doch klar!“ – Totschlagargument – Diskussion beendet!

Für mich ist eben diese Diskussion nicht beendet. Da fängt sie gerade erst an. Weil ich seit über 20 Jahren mit Menschen spreche, die auf diese Weise totgeschlagen wurden. Und deshalb gibt es den Blog. Buch und Blog sind zwei verschiedene Dinge, aber Du hast schon Recht, sie lassen sich nicht trennen - weil sie aus demselben Herzensanliegen entstanden sind.

Ja, ich habe das gesagt im Livenet-Interview, das "unselige kein Sex vor der Ehe". Unselig daran ist, dass es die einzige Botschaft ist, die wir Christen zum Thema Sex haben. Unselig daran ist, dass wir Generationen von Menschen im Regen ihrer sexuellen Empfindungen stehen lassen und noch ein paar Gewitterstürme drüber prasseln lassen. Ein solcher Gewittersturm ist der von Dir erwähnte „Bund“. Dabei implizieren wir, dass „Bund“ in jedem Fall ein Bund mit Gott ist. Der Bund, von Gott mit dem Menschen geschlossen, ist ein heilsentscheidender Bund, einseitig von Gott beschlossen. Er betrifft einzig und allein die Beziehung von Gott zum einzelnen Menschen. Daraus haben wir ganz viele angeblich mit Gott verknüpfte Bündnisse gemacht. Allen voran den Ehebund. „Ehe“ und „Gottesbund“, "Sexualität" und "Gottesbund" in einem Atemzug – wo genau sollte das in der Bibel stehen? Hiob hat ganz freiwillig einen Bund mit seinen Augen geschlossen. Das hat Gott von ihm nicht verlangt und er ist auch nicht involviert. Schon gar nicht finde ich in der Bibel, dass junge Mädchen mit ihrem Vater einen Bund und diese beiden gemeinsam einen Bund mit Gott schliessen, jungfräulich in die Ehe zu gehen. Extrembeispiel der neuesten Art – eine junge Amerikanerin überreicht an ihrem Hochzeitsfest ihrem Vater ein Zertifikat des Arztes, dass ihr Hymen noch intakt ist. Ich persönlich finde solche Handlungen schräg – was genau soll das den Vater angehen? Oder die anwesenden Hochzeitsgäste?

Leider bringt uns auch die MORAL REVOLUTION in dieser Beziehung nichts Neues. Obwohl mit neuem positiven Ansatz, gefällt mir nicht,  dass nun das Moralisieren einfach durch Überidealisieren und Pathos ersetzt wurde. Die Schwachpunkte sind nach wie vor dieselben: Wissen und Information zu Körper, sexuelle Entwicklung und Sex werden keine vermittelt. Aber erwiesenermassen würde genau das Jugendliche davon abhalten, zu früh Sex zu haben und auch queren Vorstellungen von Sex entgegen wirken. Es ist die alte Leier, die Sexualität und Verliebtheit regulieren möchte, aber nicht aufklärt und Wissen vermittelt. Und neues Wissen wird auf eine Weise interpretiert, um die alten Annahmen zu bestätigen. Wir bräuchten eine umfassende und differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema, damit etwas Neues entsteht.

Dabei sollten wir endlich berücksichtigen, dass unsere Auslegung der Bibel sehr kulturell geprägt ist. Torsten Hebel sagt dazu in seinem Buch Freischwimmer: „(…) …dass mein ach so bibeltreuer Glaube in Wirklichkeit konditionierte Glaubenssätze waren. (…) Wir werfen mit dem Begriff Gott um uns und füllen ihn ganz unterschiedlich. (…) Theologie ist zu 90 Prozent Biografie. Man kann noch so viel forschen, Bibel lesen, beten, in die Kirche gehen – am Ende bestimmt auch unser Umfeld und unsere Geschichte, was wir glauben."

Unfromm und psychologisch ausgedrückt bedeutet das, dass unser Glaube von einem ganz bestimmten Mindset bestimmt ist: Unsere christliche Gemeinde, unser christliches Elternhaus prägt meine Denkweise und Mentalität. Dies prägt meine Art zu denken, wie ich Dinge sehe, wie ich sie lese und interpretiere. Jeder Mensch interpretiert mit seinen angelernten Fähigkeiten und Möglichkeiten. Die christliche Sexualmoral hat eine zutiefst menschliche Geschichte und kann nachgelesen werden im Buch Ehe, Liebe & Sexualität im Christentum oder auch im Buch Eva.

Es ist nachvollziehbar, dass wir schützen und bewahren wollen, aus dem Wunsch heraus, nur das Beste für uns und unsere Kinder zu wollen und vor Unglück zu bewahren. Ich glaube aber, dass Bewahrer einem grundsätzlichen Irrtum unterliegen können. Einem pädagogischen Irrtum. Dem Irrtum, dass Regeln und Gesetze allein zur Verantwortung erziehen würden. Ich werde gerne in einem späteren Blog ausführen, wie man meiner Meinung nach Kinder und Jugendliche zu verantwortungsvoller Sexualität erzieht.

Ich schliesse meine Antwort mit zwei weiteren Zitaten aus dem Buch Freischwimmer, diesmal von Christina Brudereck, und grüsse Dich herzlich - Veronika

„Ich meine, wir müssen die Bibel schon ganz genau lesen. Um Gottes und der Menschenrechte Willen.“

„Das einzige Mittel gegen Angst und Enge ist Weite.“

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November 15, 2015

Christen und Sex - das heulende Elend!

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Buch, Ehe, Ehesex, falsche Scham, Fragen, Gott, Lust, Sünde, keusch, Meistgelesen!, 2015


foto: mariotogni photography

foto: mariotogni photography

foto: mariotogni photography

foto: mariotogni photography

Gestern Abend habe ich das unten angefügte Mail erhalten, und es macht mich masslos traurig und zugleich unglaublich wütend. Die Welt hat riesige Probleme, aber in der Gemeinde haben wir nichts Besseres zu tun, als unseren jungen Menschen die Freude am Sex zu vergällen. Nicht, dass ich solche Geschichten zum ersten Mal hören würde. Nein, aber das junge Alter der Schreiberin erschüttert mich zutiefst. Sie ist im Alter meiner eigenen Töchter. Und wenn ich diese beiden Lebenswelten vergleiche, sehe ich zwei Planeten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Weshalb lassen wir es zu, dass die schönste Nebensache der Welt zum Horror wird? Zur grössten Enttäuschung unseres Lebens? Vor noch nicht ganz einem Jahr war ich als Sprecherin an einer Jugendkonferenz. Zusammen mit einem Team sollten wir über Sex sprechen. Vier Workshops waren geplant. Etwa 60 Teilnehmer pro Mal wurden uns angekündigt.  400 Teilnehmer strömten in den ersten Workshop und im zweiten nochmals 200. In einer Krisensitzung in der Nacht wurde der Workshop abgesetzt und wir nach Hause geschickt. Weil wir zu offen über Sex gesprochen hatten. Weil wir über Sex gesprochen haben und nicht „kein Sex vor der Ehe“ postulierten.

Heulend bin ich nach Hause gefahren, weil es mich dermassen erschütterte, dass man diesen jungen Menschen Informationen und eine gesunde Auseinandersetzung mit dem Thema Sex vorenthielt. Ich fuhr nach Hause, obwohl ich mehreren Teilnehmern versprochen hatte, dass der Workshop am nächsten Tag noch zweimal stattfinden würde. Sie wollten unbedingt nochmals wiederkommen und Freunde mitbringen. Ich fuhr nach Hause und wusste, dass ich meinen BLOG zum Thema Sex starten würde. Dieser BLOG beunruhigt einige Gemüter. Man ruft deswegen meinen Gemeindeleiter an, nicht mich. Gerade eben habe ich das Buch „Freischwimmer“ von Torsten Hebel gelesen und weiss mich jetzt in guter Gesellschaft. Freuen sollten wir uns, nicht wenn wir beklatscht werden, sondern wenn man uns nach Hause schickt, weil wir unbequeme Wahrheiten aussprechen. In diesem Buch sagt sein Freund Stefan Jung: „Jesus wäre wahrscheinlich der Erste gewesen, der aus vielen Veranstaltungen rausgeflogen wäre, weil er sich schon damals einen Scheiss darum gekümmert hat, dem Establishment zu gefallen.“

Zu dem Zeitpunkt war mein Buch bereits beim Verlag im Lektorat und es ging darum, was wir an Aussagen rausnehmen oder drin lassen, damit wir die Verbreitung des Buches nicht verhindern, weil man es wegen strittigen Aussagen auf den Index hätte nehmen können. Aus diesem Grund steht zum Beispiel nichts über Homosexualität drin. Das bedaure ich für die 5% der Leserschaft, die das betrifft. Auf der Verlagsseite sah ich vorgestern den Kommentar einer Leserin zum Buch, die meine Mutlosigkeit bemängelt und hier den Schwachpunkt des Buches sieht. Ja, da gebe ich ihr Recht. Aber es ist so, weil ich mich für die 95% der Leser entschieden habe, die von diesem Buch profitieren sollen. Noch keine zwei Monate ist nun das Buch auf dem Markt, und ich erhalte täglich Mails von völlig unbekannten Menschen, die mir auf diesem Weg „um den Hals fallen“. Das nachfolgende Mail steht stellvertretend dafür.

Allen diesen Menschen, die mir schreiben, wünsche ich, und das ist mein Gebet, dass sie es durch das Buch schaffen, sich ihre Sexualität zu erobern und den moralischen Ballast so schnell wie möglich loszuwerden, der ihnen die ganze Freude raubt. Die Freude am Sex und am Leben überhaupt.

Liebe Annika, die Veröffentlichung Deines Mails soll vielen die Augen öffnen und Dich und mit Dir viele andere Menschen in die Freiheit führen, das wünsche ich Dir von Herzen. Sei umarmt - Veronika


Hallo liebe Veronika

Ich heisse Annika und bin 25 Jahre alt. Ich habe eben Deinen Artikel in der Family von Juli 2015 gelesen und nun Deinen Blog. Ich sitze hier und heule, warum weiß ich gar nicht so genau.

In meiner christlichen Familie und in der Gemeinde wurde mir immer erzählt, wie schmutzig Sex und Lust ist. Alles was in irgendeiner Art und Weiße erregend sein kann, wurde immer verboten. Ob nun schöne Unterwäsche oder selbst der Film "Dirty Dancing", alles Sexuelle wurde von mir ferngehalten. Meine Mama hat mir erzählt, dass mein Vater sie in der Ehe sexuell sehr unter Druck gesetzt hat und so habe ich mich immer so sehr geschämt, wenn ich Lust empfunden habe. Seit der Geburt meiner Tochter ist der Sex aus meiner Ehe beinahe ganz verschwunden. Ich fühle mich wie meine Mutter, für die Sex nur etwas Schlechtes ist oder etwas, das nur so brav und harmlos und unerotisch wie möglich sein darf.

Und nun lese ich von Dir, und alle Dämme scheinen zu brechen. Ich habe so oft zu meinem Mann gesagt, dass ich mich selber in meiner Vorstellung ganz anders sehe und gerne freier wäre und sexuell. Aber dass ich mich so gefangen fühle.

Warum erzählt man uns Mädchen das immer, dass unsere Lust falsch ist, und nichts Gutes, und Männer immer nur das eine wollen? Warum sagt uns keiner, dass Sex in einer Ehe voller Lust und Erotik sein SOLL/DARF?!

Das Bild, das vermittelt wird, finde ich, ist hauptsächlich: Okay, habt Sex, ihr seid ja verheiratet, aber schnell, im Dunkeln, und ihr Frauen, haltet halt hin, Männer brauchen es eben, und wehe ihr tragt reizende Unterwäsche!! Ich bin meinem Mann schon beinahe fremd gegangen, weil ich dachte, ausserhalb der Ehe ist es dann eh verboten, dann kann ich das auch gleich ausleben, was ich mir wünsche. Und während ich das schreibe, schäme ich mich schon, weil ich ja zugebe, sexuelle Wünsche zu haben.

Ich habe zwischendurch in Frauenzeitschriften gelesen, was die Welt über Sex denkt. Und ich wollte das auch so gerne. Nun lese ich es noch so so viel schöner bei Dir, und es befreit mich so sehr. Mir laufen die ganze Zeit die Tränen übers Gesicht. Ich habe mich immer gefragt, was mit mir los ist, dass ich keine Lust empfinde in meiner Ehe. Oder nur Lust in meiner Vorstellung, aber nicht körperlich, nicht wenn mein Mann mich berührt. Oft hat es mich sogar geekelt. Aber das kann ich ja niemandem sagen. Ich kann niemandem Fragen stellen.

Ich werde mir am Montag gleich dein Buch kaufen und hoffe so sehr, dass wir endlich den Sex haben können, den wir uns beide wünschen. Mein Mann fragt nämlich nicht einmal mehr, er lässt mich einfach in Ruhe.

Danke danke danke! Dass Du, aus christlicher Sicht, genau so über Sex schreibst. Ich kann Dir gar nicht genug danken! Endlich bekomme ich Antworten!

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November 13, 2015

Mein Mann findet mich unattraktiv

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, falsche Scham, Sexualität allgemein, Selbstgefühl & Selbstwert, 2015


Liebe Veronika

Du schreibst in deinem Buch " Liebe und Sex machen schön! Dass ich den anderen liebe und körperlich begehre, macht ihn in meinen Augen schön. Dass ich vom anderen geliebt und körperlich begehrt werde, macht mich in meinen Augen schön". Als ich das gelesen habe musste ich weinen. Es hat in mir meine tiefe Sehnsucht offenbart, nämlich, dass mein Partner mich schön findet. Ich bin übergewichtig. Ich hatte schon immer ein bisschen mehr Kilos, als ich soll, aber ich war immer sehr lebensfroh und beweglich. Ich tanze sehr gern.

Mein geliebter Mann fand meinen Körper nie richtig attraktiv, auch mit weniger Kilos nicht. Wir haben oft Sex und sind grundsätzlich gute Freunde. Ich weiss mein Mann liebt mich, aber nicht meinen Körper. Ich habe eine hormonelle Störung und dadurch zugenommen und auch durch die Schwangerschaften unserer 3 Kinder. Manchmal tut mir mein Mann deswegen leid und ich schäme mich für mein Aussehen. Ich leide oft sehr. Doch heute sagte mir Jesus: " Ich liebe deinen Körper, ich bin verliebt in dich." Da musste ich wieder weinen. Er liebt meinen Körper. Er findet ihn gut!

Wie kann ich lernen diesen Körper zu lieben? Mich sexy zu fühlen, wenn ich mich für den unvollkommenen Körper schäme??? Wie kann ein dicker Körper schön sein??? Ich habe versucht, darüber mit meinem Mann zu reden. Aber wir kommen nicht weiter. Immer mal wieder kämpft er damit, dass er sich von schlanken Frauen angezogen fühlt. Er ist ein gutherziger und interessanter Mann, leidet aber manchmal an seiner schwierigen Familiengeschichte.

Was soll ich tun? Ich brauche eine Ermutigung! Liebe Grüsse Arabel


Liebe Arabel

Attraktivität oder was die meisten darunter verstehen, wird eindeutig überbewertet, wenn es um Sex geht. Ich bin immer wieder erstaunt, wie erbarmungslos manche Liebespartner sich zum Aussehen des anderen äussern, als hätten sie ein Recht auf einen lebenslang makellosen Bettgefährten. Als käme es allein darauf an. Hier kommt Deine Ermutigung! Richard Rohr schreibt: „There is nothing to prove and nothing to protect. I am who I am and it’s enough.“ Übersetzt heisst das: Es gibt nichts zu beweisen und nichts zu verteidigen. Ich bin, wer ich bin und das reicht. Oder das ist genug.

Liebe Arabel, wir brauchen ein gutes Selbstgefühl, das genau so entsteht, durch Sätze wie den Deinen von Jesus. Und viele weitere solcher Sätze von Menschen, die uns wichtig sind und wir Ihnen. Und durch eigene Sätze, die wir uns selbst sagen. Das nenne ich „das heilende Selbstgespräch“. Das Problem ist nur, dass die meisten von uns schon mit einem Defizit ermutigender Zusprüche gross geworden sind. Alle – aber auch besonders wir Christen. Weil wir zwar die erlösende Botschaft von Jesus gehört haben, gleichzeitig aber wurde uns eingetrichtert, dass wir uns bemühen müssen, damit Jesus uns liebt. Das Leben und viele Botschaften haben uns gelehrt, dass es nie gut genug, nie genug ist, nie reicht. Auf hunderterlei Art und Weise wurde das uns gesagt. Torsten Hebel beschreibt in seinem soeben erschienenen Buch „Freischwimmer“ , was diese negative christliche Prägung mit uns macht: „Wer als Kind nicht gelernt hat, sich selbst zu lieben und zu achten, der versucht immer wieder, die Bestätigung für sein Leben von aussen zu bekommen.“ Und weiter: „Ich sollte erst Jahrzehnte später begreifen, dass der Mensch nicht mit einer geringen Selbstachtung oder Minderwertigkeitsgefühlen auf die Welt kommt. Diese eignet man sich im Laufe des Lebens an. Man lernt, geringschätzig von sich selbst zu  denken!“

Könnte es sein, dass Dein Mann mit seiner Familiengeschichte genauso an diesen Defiziten leidet wie Du an den Deinen? Und seine Fixierung auf den schlanken Körper diesem eigenen Ungenügen entspringt? Wir müssen lernen, uns sicher zu sein, WER wir sind, WAS uns ausmacht, damit wir uns entwickeln und zeigen können, WAS in uns steckt. Versöhne Dich in erster Linie mit Dir selbst und sei stolz auf Dich. Dann kannst Du auch sehen, dass es die Aufgabe Deines Mannes ist, sich mit seinen sexuellen Idealbildern auseinander zu setzen, nicht Deine. Dann musst Du Dich für gar nichts schämen und schon gar keine Schuldgefühle haben. Das heisst nicht, dass Du Dir keine Mühe gibst, dich zu pflegen, dich attraktiv zu kleiden, dich sexuell begehrenswert und sexuell begehrend zu zeigen. Du kannst vielleicht nicht mit Idealmassen punkten. Aber ich kann dir versichern – viele Männer würden etwas dafür geben, dass ihre Frauen lebensfroh und beweglich (auch innerlich) sind und verführerisch in ihrem Wesen.

Ein schöner Körper ist nur einer von vielen Attraktionscodes und Erregungsquellen. Wir haben bevorzugte „Antörner“, auf die wir anspringen. Das mag unter anderem bei Deinem Mann der schlanke Körper sein. Wenn er nun genau das unbedingt haben möchte, was Du ihm nicht bieten kannst – ja, dann habt Ihr ein Problem. Das betrifft auch die sexuellen Vorlieben. Manchmal erlebe ich in der Beratung, dass sich Ehemänner so sehr fixieren auf eine besondere sexuelle Technik, die ihre Frau aber nicht möchte oder fixiert sind auf Vorstellungen, die sie nicht haben können, dass sie so viel Druck ausüben, bis die Ehe daran zerbricht. Obwohl sie ganz viel anderes Schönes hätten haben können. Der bekannte Sexualtherapeut Ulrich Clement sagt dazu, dass viele Menschen bei unerfüllten sexuellen Bedürfnissen verbittert werden, weil sie sich nicht entspannt sagen können, "na, dann eben nicht!"

Dein Mann hat bestimmt nicht nur einen Attraktionscode, sonst hättet ihr nicht regelmässig schönen Sex. Was Euch am anderen gefällt, Euch in der Fantasie gefällt, an sinnlichen Wahrnehmungen gefällt, löst den Erregungsreflex in den Genitalien aus. Je vielfältiger die Anziehungscodes und Erregungsquellen sind, je mehr Sinne Ihr einbeziehen könnt, desto mehr Möglichkeiten habt Ihr, die Lust auf Euren Liebespartner zu aktivieren. Anziehend ist alles, was in Euch eine emotionale Verbindung und eine genitale Erregung auslöst. Gesten, Handlungen, Worte, Rituale, Wesenseigenschaften wie Charakter, Charisma, Charme oder Intelligenz des anderen wirken anziehend, genauso natürlich auch körperliche Merkmale wie Gesicht, Augen, Hände, Figur. Dazu kommen die genitalen Merkmale des Körpers, die am anderen erregen. Die nackte Gestalt, besondere Details des Körpers, Busen, Po, Penis, Vagina, die Haut, der Geruch, vielfältigste Berührungen und Küsse aber auch die Lust des anderen und die explizit sexuellen Gesten, Handlungen, die sexuelle Sprache und Laute wie das Stöhnen. Diese befriedigen meine genitalen Bedürfnisse, machen den Liebespartner sexuell anziehend und lösen so das begehrte Ziehen und Pulsieren der Erregung aus.

Du kannst tanzen – also kannst Du auch verführen. Verführung in der Liebe ist ein Spiel mit der erotischen Unbeschwertheit, die wir uns gemeinsam in Freiheit und Intimität erschließen. Jedes Liebespaar sollte für sich eine erotische Kultur entwickeln, die erotische Spannung, Anziehung und eine gewisse „Magie des Augenblicks“ möglich macht. Was uns gefällt, kann sich im Laufe der Zeit, mit fortschreitendem Alter oder durch neue Lebensumstände verändern, und auch, indem sich die Beziehung zum eigenen Körper verändert. Mit Dauer und Vertrautheit einer sexuellen Beziehung mag ich vielleicht plötzlich andere Dinge und wir finden als Paar Möglichkeiten, sexuelle Befriedigung auf vielerlei Art zu erleben. Der schöne Körper kann nicht automatisch all diese Dinge erfüllen, falls Du das meinst. Dass Dein Mann ab und zu mit dem Verlangen nach einem schlanken Körper kämpft – dieser Kampf ist sein Kampf. Nimm ihn nicht persönlich, dann bleibt es auch seiner.

Du fragst, was soll ich tun? Nimm Dir das zu Herzen und sag das auch Deinem Mann: Grundsätzlich gilt - sexuelle Befriedigung, ein Leben lang, kommt aus dem, wie es sich anfühlt - nicht aus dem, wie es aussieht. Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du ein ganzes JA zu Dir findest, unabhängig davon, wie jemand anders Dich sieht.

Ermutigende Grüsse schickt Dir - Veronika

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November 6, 2015

Die Kinder haben uns beim Sex erwischt!

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Buch, Ehe, falsche Scham, Ehesex, Lust, Sex & Kinder, 2015


illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

Liebe Veronika

Ich bin seit 13 Jahren glücklich verheiratet. Wir haben 5 Kinder im Alter zwischen 4 und 10 Jahren. Schwangerschaften, Stillzeit, schlaflose Nächte waren für unser Liebesleben nie ein grosses Problem, sondern eher eine spannende Herausforderung, die wir zusammen anpackten. Seit ca. 2 Jahren hat sich unser Sexleben zunehmend abgekühlt, trotz wieder vermehrter Beziehungszeit. Mir fehlt einfach ein sicheres Liebesnest, die Kinder sind abends oft länger fit als ich. Einmal haben sie uns durchs Schlüsselloch beobachtet beim Liebesakt. Seit da hab ich einfach Mühe, mich zu entspannen und wenn's dann wirklich ruhig ist, bin ich zu müde. Ich weiss, dass irgendwann wieder bessere Zeiten kommen, doch wie überleben wir die Zeit bis dahin?

Charlotte, 33 Jahre


Liebe Charlotte

Ihr solltet diese Zeit nicht überleben, sondern LEBEN! Da gibt’s nur eines: Klärt die Kinder auf – schliesst die Türe ab – verhängt das Schlüsselloch. Lasst Euch nicht nehmen, was ihr hattet und schiebt euren Sex nicht auf die lange Bank.

Die Neugierphase der älteren Kinder wird schon bald vorbei sein. Dann werden sie sich nicht mehr für das Sexleben der Eltern interessieren, ganz im Gegenteil - sie wollen gar nichts wissen davon. Deshalb nutzt die Phase vor allem, um Eure Kinder mit vielen Informationen in Form von Büchern, Bildern und Gesprächen zu versorgen. Wie das geht? Vielleicht geht Ihr alle zusammen in die Buchhandlung und sucht Euch verschiedene Aufklärungsbücher. Lasst die entsprechenden Bücher im Wohnzimmer rumliegen und schliesst sie nicht für besondere Gelegenheiten in den Schrank. Lasst sie die Kinder anschauen, schaut sie zusammen an. Ergreift die Gelegenheiten für Gespräche, aber unaufdringlich. Haltet keine Vorträge, sondern beantwortet Fragen und stellt Fragen. Damit „entschämt“ Ihr Euch alle. Ist auch gut für später. Vielleicht müsst Ihr Euch zuerst selbst kompetent machen, damit Ihr die Kinder kompetent machen könnt. Mein Buch LIEBESLUST kann Euch dabei helfen. Auch das Buch von Ann-Marlene Henning MAKE LOVE.

Nun zum Liebesnest. Sorgt dafür, dass Euer Schlafzimmer Euch ganz allein gehört, dass es vor allem Dir in diesem Raum wohl ist und Du ihn schön findest. Es soll Dein Rückzugsort sein, auch wenn Dir sonst mal die Decke auf den Kopf fällt. Die Kinder dürfen schon zu Euch kuscheln kommen, aber Euer Zimmer sollte tagsüber nicht einfach zugänglich sein. Es sollte nicht als Spielzimmer, Büro, Bügelzimmer benutzt werden. Wenn möglich, haltet die Türe geschlossen. Damit Eure Kinder lernen, dass da drin Eure Privatsphäre ist. Wenn Ihr Sex habt, verriegelt die Türe und verhängt das Schloss. Geschlossene Türen geben Sicherheit auf beiden Seiten der Türe. Wenn Du Dich allein oder Ihr Euch in Euer Zimmer zurückzieht, kündet das den Kindern an: "Ich brauche etwas Zeit für mich, bitte lasst mich allein für einen Moment“, "Wir machen jetzt einen Mittagsschlaf." "Ihr bleibt auf Eurem Zimmer bis dann." "Ihr könnt einen Film gucken." "Ihr dürft zu Freunden gehen." "Bitte nicht stören und nichts fragen kommen.“ usw. Je länger Eure Kinder am Abend aufbleiben, desto wichtiger sind Regeln wie: "Nach neun Uhr wollen wir nicht mehr gestört werden, beantworten wir keine Fragen, kontrollieren wir keine Hausaufgaben mehr.“ (Natürlich können Regeln auch Ausnahmen haben.)

Und wenn die Kinder fragen, was Ihr im Zimmer tut? Ob Ihr Sex habt? Dann sagt Ihr: "Wir wollen einfach etwas unsere Ruhe haben.“ "Wir wollen etwas für uns allein sein.“ Oder: "Das werde ich dir nicht beantworten.“ "Das brauchst du nicht zu wissen.“ "Das ist privat.“ "Du kannst jetzt aufhören zu fragen.“ Oder: "Sex haben ist das natürlichste auf der Welt, aber das wollen Kinder von den Eltern nicht wissen.“ (Oh ja, es kommt die Zeit, da wollen auch die Eltern von ihren erwachsenen Kindern nicht wissen, ob sie Sex haben.:-))

Und nun zu Euch. Sexualität verändert sich. Der Körper verändert sich. Auch ohne Störung von aussen wäre vielleicht die Sexualität etwas eingeschlafen. Wenn Verliebtheit, Aufregung und Herausforderung keinen Kick mehr geben, braucht es etwas anderes, damit die Liebeslust wieder in Euer Leben kommt. Es geht jetzt mehr darum, einen leidenschaftlichen, sanften und liebevollen Sex kennenzulernen, der die Seele erfüllt und Ähnliches bewirken kann wie “knisternde“ Erotik. Dazu gehören ein wenig Humor, eine gewisse Bodenhaftung und einen Hauch von Abenteuerlust. Du schreibst, Ihr hättet mehr Beziehungszeit. Dann füllt diese Zeit mit mehr Erotik. Denkt tagsüber mehr an Sex. Nährt sexuelle Vorstellung von Euch zwei. Berührt Euch mehr im Alltag. Umarmt und küsst Euch zwischendurch. Teilt Euch Eure Lust mit. Entdeckt Euch neu. Denkt Euch das Liebesleben in neuen Möglichkeiten. Erfüllung im Sex entsteht jetzt nicht mehr so sehr durch die Ekstase, die Überraschung, das Unbekannte, das Abenteuer, sondern durch die Vertrautheit der Seelen und Körper bis in die Zellen hinein. Nicht nur Leidenschaft ist das Ziel, sondern Glück. Glück entsteht durch den gemeinsamen Weg, den Ihr zurücklegt: "Glück entsteht in der Nähe des anderen, der das Glück annimmt.“  Das Glück der "Verlässlichkeit des Liebenden auf dem langen Weg.“  (Jörg Zink)

So, und nun ladet dieses Glück erotisch auf. Jedes Liebespaar braucht für sich eine erotische Kultur, die erotische Spannung, Anziehung und eine gewisse "Magie des Augenblicks“ weckt. Was uns gefällt, kann sich im Laufe der Zeit, mit fortschreitendem Alter oder durch neue Lebensumstände verändern. Entscheidend für die sexuelle Lust ist einzig und allein die Fähigkeit, über den Körper und alle Sinne verschiedenste Liebesvariationen wahrzunehmen und auszuleben. Also legt Euch vermehrt zu irgend einer Zeit oder vor dem Einschlafen nackt zueinander. Berührt Euch überall, auch an (und in) den intimen Zonen. Geniesst Eure Körper. Bringt Eure Gefühle und Eure Körper in Bewegung. Lasst Lust entstehen, anstatt auf die Lust zu warten. Wenn Du die Sicherheit im Sex haben verlernt hast, entdecke nochmals neu Dein eigenes Geschlecht. Was es mag. Wo und wie es auf Erregung reagiert. Finde neue Quellen der Erregung. Was es da alles zu entdecken gilt (auch für Männer), davon handelt mein Buch LIEBESLUST.

Also dann, auf ins Vergnügen! Herzlich - Veronika

 

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October 30, 2015

Mich an mir selbst festhalten, um als Paar glücklich zu werden, wie mache ich das?

by Veronika Schmidt in Ehe, Selbstverantwortung, Gleichberechtigung, Konflikte, 2015


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Rahel

Nun folgt der zweite Teil der Antwort an dich. Und zwar darüber, wie Ihr an Euch selbst festhalten und Euch selbst bleiben könnt und weshalb Streit bei einem glücklichen Paar nicht dasselbe ist, wie bei einem unglücklichen Paar.


Mich an mir selbst festhalten können, ist gar nicht so einfach. Vertraue ich mir selbst? Kenne ich mich dafür gut genug? Weiss ich, was ich überhaupt mit meinem Leben will? Übernehme ich die Verantwortung für die Befriedigung meiner Wünsche in erster Linie selbst? Oder mache ich meinen Partner dafür verantwortlich?

Zur Reifung der Persönlichkeit in einer Beziehung gehört die Ablösung von eben solchen alten Mustern oder kindlichen Mustern, sich aus der Eigenverantwortung zu schleichen. Ihr müsst Euch gegenseitig als Partner aus der Quasi-Mutterrolle bzw. Quasi-Vaterrolle entlassen. Jeder Partner ist selbst zuständig für sein Leben. Ihr dürft nicht selbstverständlich voraussetzen, dass der andere für Euch denkt und für Euch sorgen wird.  Die Bibel betont an mehreren Stellen, dass wir Vater und Mutter verlassen sollen. Wir sollten dabei auch die Eltern-Kind-Mechanismen verlassen, wenn wir eine Liebesbeziehung eingehen.

Überleben durch kommunizieren

Die besten Überlebenschance als Paar habt Ihr, wenn Ihr miteinander auf hohem Niveau kommunizieren könnt. Kommunikation besteht aus Zuhören und Reden. Zuhören und Reden schaffen Vertrauen ineinander. Jede Form intimer und intensiver Kommunikation lässt ein Paar sich gegenseitig zu engen Vertrauten werden. Sex schliesslich ist die intimste Form von Kommunikation. Deshalb scheitern viele Paare auch in der Sexualität, wenn sie nicht miteinander sprechen können. 

Ein Paar, das Kommunikationsprobleme hat, streitet, ohne dass es einen Konflikt löst. Meist hat der eine Partner Schwierigkeiten, aus seiner Sprachlosigkeit herauszukommen und der andere, sein inneres Gefühlechaos und die „zu vielen“ Worte zu zügeln. Oder eine Seite des Paares tendiert dazu, das Problem anzusprechen, während der andere zu verharmlosen versucht – aus Angst, die ganze Zeit über Kleinigkeiten zu zanken. In Krisenzeiten werden beide Partner extrem. Je stiller der eine, desto eindringlicher wird der andere. Wenn das geschieht, wird der Problembewusste dazu übergehen, jede Kleinigkeit aufzubauschen und den anderen zu attackieren, während der Verhinderer versuchen wird, echte Konflikte zu verharmlosen und zu flüchten.

Dieser Mechanismus gilt übrigens für alle Konflikte und strittigen Verhaltensweisen. Je extremer Ihr auf Eurer Position verharrt, desto mehr zwingt Ihr den anderen dazu, in die Gegenhaltung zu gehen. Wer auf Nähe beharrt, wird den anderen in die Distanz zwingen. Wer auf Autonomie besteht, wird im anderen mehr Klammern bewirken. Wer schweigt, provoziert zu Gefühlsausbrüchen. Beide Partner sollten sich zum Pol des anderen hinbewegen, um sich so im besten Fall in der Mitte zu treffen. Wer klammert, sollte sich im Loslassen üben. Wer auf Distanz geht, sollte mehr die Verbindung suchen. Wer schweigt, sollte sich zum Reden zwingen, und wer schreit, sollte still sein und seine Gefühle besser kontrollieren.

Konstruktiv streiten

Ich möchte Euch sehr ermutigen - lernt konstruktiv zu streiten.! Nicht alle Menschen sind sich bewusst, dass eine konstruktive Streitkultur überlebensnotwendig ist für eine Paarbeziehung. Konstruktiv heißt, sich mit dem anderen auseinandersetzen können, ohne zu schreien, zu beleidigen, Vorwürfe zu machen, wegzulaufen und zu schmollen. Der Auseinandersetzung aus dem Weg zu gehen, ist ebenfalls nicht konstruktiv. Die meisten Paare in meiner Beratung sagen von sich, dass sie eigentlich nicht streiten. Oder einer der beiden weigert sich zu streiten. Aber ins Leere zu boxen, ist sehr frustrierend. Wer konstruktiv streiten und sich auseinandersetzen kann, braucht meistens keine Beratung. Diese Paare finden den Weg ohne Hilfe von außen und besitzen selbst für schwierigste Momente große Selbstheilungskräfte. 

In konstruktiven Auseinandersetzungen lernt ihr genau das: Einsicht, Entgegenkommen und Angebote machen. Ihr lernt, miteinander auszuhandeln. Ihr lernt, besänftigend zu kommunizieren, weil ihr einseht und wisst, dass Eure eigenen Gefühle nicht die ganze Wahrheit sind. Dann könnt Ihr um Verzeihung bitten auf eine Art, dass der andere diese annehmen kann. Ihr steht Euch aber auch kritisch gegenüber, was manchmal nicht ohne Vorwürfe möglich ist. Aber wenn Ihr lernt, Vorwürfe als wichtigen Hinweis für Eure persönliche Entwicklungen zu sehen, statt darüber empört oder beleidigt zu sein, könnt Ihr sie für Euch und die Beziehung fruchtbar machen. An jedem Vorwurf ist auch etwas Wahres dran, wie an jedem Gerücht.

Die wichtigsten Fragen in Eurer Streitkultur lautet: „Wollt Ihr recht haben oder glücklich sein?“ „Wollt Ihr mit der Liebe Eures Lebens glücklich leben oder lieber zu viel von ihr verlangen?“ Oft eskaliert eine Krise erst dadurch, dass man allein dem anderen die Schuld gibt. Eine Therapeutenweisheit lautet: „Du kannst eine Beziehung haben oder Recht haben, aber nicht beides.“ Und übrigens - richtig streiten macht den Sex besser! Richtig streiten gibt Reibung, und Reibung erzeugt Wärme. „Richtige“ Auseinandersetzung bringt Innigkeit und Lebendigkeit. „Richtige“ Auseinandersetzung hat mit einer harmonischen Leidenschaft zu tun, die nicht destruktiv ist – im Sinne einer tiefen Ergriffenheit vom Liebespartner. Glückliche Paare streiten um dieselben Dinge wie unglückliche Paare. Nur führen diese Konflikte beim glücklichen Paar nicht zum trennenden Krach.

Ein Paar findet sich, wenn die Frau zu sich als Frau findet, der Mann zu sich als Mann.

Ihr habt eine Verantwortung, Euch selbst zu entwickeln und zu fördern. Dazu hilft, wenn Ihr Euch über Euer eigenes Wesen und über die eingenommene Lebensrolle klar werdet. Wenn Ihr Eure Gaben entdeckt und Gelegenheiten sucht, diese auszuleben. Ein solcher Selbstfindungsprozess begleitet einen ein ganzes Leben lang. Er ist, wie das Leben, dauernd im Fluss und kann sich verändern. Ungeahnte Fähigkeiten, Möglichkeiten und Gelegenheiten können sich laufend entwickeln. Entscheidend für einen solchen Prozess ist es, wenn Ihr Euch gegenseitig gute Weggefährten seid, Euch ermutigt, Euch mit inspirierenden Freunden umgebt oder sogar mal Euch von einer Fachperson beraten lasst.

An uns selbst festhalten bedeutet, dass wir selbstbewusst und selbstverantwortlich einen Lebensentwurf gestalten, der uns auf einer Seite innerlich unabhängig macht, auf der anderen Seite erst möglich macht, dass wir uns von einer Person abhängig machen können, ohne uns selbst zu verlieren. Wir finden wenige Vorbilder an Paaren, die sich beide einander geben und trotzdem sie selbst bleiben und sich erlauben, stark zu sein. Das folgende Zitat von Jörg Zink aus meinem Buch LIEBESLUST bringt das „An-sich-festhalten“ wunderschön auf den Punkt. Dieses Wort möchte ich Euch beiden mit auf den Weg geben.

Herzlich - Veronika

„Du traust dir zu, die Welt zu erobern. Du hast den Mut, dich zu zeigen. Du nimmst dein Recht wahr. Du findest deine Gestalt und dein Werk. Die Welt hat Raum, und du nimmst Raum in Anspruch. Du willst wachsen und wirken. Du bewährst dich in verantwortlichem Tun. Du wagst die Auseinandersetzung, die fruchtbare Begegnung, aber auch den Konflikt.“ 

aus "Was bleibt stiften die Liebenden" von Jörg Zink

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© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.