Search
  • Home
  • Veronika
  • Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN
  • Übersicht alle Blogs
  • Video-Sex-Tipps
  • ENDLICH GLEICH! BUCH & BLOG
  • Deine Frage
  • Bücher LIEBESLUST & ALLTAGSLUST
  • Bücher bestellen
  • Interviews & Medien
  • Veranstaltungen
  • Literatur & Links
Close
Menu
Search
Close
  • Home
  • Veronika
  • Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN
  • Übersicht alle Blogs
  • Video-Sex-Tipps
  • ENDLICH GLEICH! BUCH & BLOG
  • Deine Frage
  • Bücher LIEBESLUST & ALLTAGSLUST
  • Bücher bestellen
  • Interviews & Medien
  • Veranstaltungen
  • Literatur & Links
Menu

Liebesbegehren – Veronika Schmidt

May 10, 2018

MAILGESPRÄCH: "AFFÄRE - ODER DOCH NICHT"

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, Fragen, Gott, Grenzen setzen, Konflikte, Liebe, Selbstverantwortung, Zusammenleben, Affären, 2018


aelteres_paar.jpg
aelteres_paar.jpg

Liebe Veronika

Seit 40 Jahren bin ich mit meinem jetzigen Mann zusammen. Es war eine Liebesheirat. Vor 4 Jahren kam ich durch Zufall (Gottes Lenkung?) dahinter, dass mein Mann eine Affäre hat mit einer etliche Jahre jüngeren Frau. Es war mir nicht möglich, ihn darauf anzusprechen und ich schrieb ihm deshalb einen Brief. Er hat sofort alles zugegeben und mir auch meine Fragen beantwortet. Dies war die schlimmste Erfahrung meines Lebens, es fühlte sich an wie sterben. Ich konnte das Ganze weder begreifen, geschweige denn verarbeiten. Viele Gespräche, viele Tränen, viele Gebete, viel Gewichtsverlust, viele Therapien – meine Welt war zusammengebrochen.

Wir lieben uns aber, und so gelang uns auch ein Neuanfang. Wir kamen uns wieder sehr nahe und hatten/haben wieder ein sehr erfülltes Sexleben mit viel Nähe. Obwohl mein Mann erleichtert war, dass ich die Affäre entdeckte, konnte er sich erst nach einigen Monaten vollständig von der anderen Frau lösen. Um meinen furchtbaren Schmerz zu verarbeiten, suchte ich Trost in den Tagebüchern meiner Jugendzeit. Immer wieder las ich „meine“ erste Liebesgeschichte eines Urlaubs. Ich war damals sofort verliebt und 12 Tage mit diesem jungen Mann zusammen (Küsse, Umarmungen). Dann war mein Urlaub zu Ende. Es war wirklich Liebe. In meiner Not las ich diese Aufzeichnungen und schrieb einen kurzen Brief an die damalige Studentenadresse. Zwei Wochen später hatte ich seine Mail und in mir grossen Gefühlsaufruhr. Ich berichtete meinem Mann davon, doch er war nicht sonderlich interessiert. Auch nicht, als ich danach meist erzählte, wenn meine Jugendliebe mir geschrieben hat. Also liess ich es irgendwann sein. Inzwischen hat sich eine sehr innige und enge Beziehung aufgebaut. Unsere Absprache ist: Status quo der Familie/Ehe wird nicht angetastet. Wir haben fast täglich Kontakt per Mail oder SMS.

Nun mein Problem? Ich liebe meinen Mann und doch bin ich oft in Gedanken bei dem zweiten Mann. Es ist eine große virtuelle Nähe entstanden, und wenn mich zuweilen der Kummer über die Affäre meines Mannes überfällt, denke ich: mache ich eigentlich nicht dasselbe? Doch ich möchte diesen Kontakt nicht mehr missen. Meine Ehe ist weiterhin liebevoll und es besteht grosse Nähe zwischen uns. Niemand weiss von dieser „Affäre“ ausser den Beteiligten, GOTT und nun: Sie. Ich/Wir haben etliche Bücher über Untreue etc. und Ihr Buch "Liebeslust" mit großem Gewinn gelesen. Was raten, empfehlen Sie mir?

Herzliche Grüsse, Claire, 65 Jahre


Liebe Claire

Erstmal freue ich mich, dass Sie mit Ihrem Mann wieder zu einer erfüllenden Beziehung gefunden haben. Und kann Ihren Schmerz über das Vorgefallene sehr gut nachvollziehen. Solche Geschehnisse erschüttern das Vertrauen, und es ist ganz normal, dass Erinnerungen daran zwischendurch immer noch schmerzen. Solch Verletzungen brauchen Zeit. Und natürlich haben Sie Recht – wenn Sie eine emotionale Beziehung zu einem anderen Mann eingehen, hat das natürlich sehr viel Ähnlichkeit mit der Affäre Ihres Mannes. Wäre dieser Mann räumlich erreichbar, wäre der Schritt oder zumindest der Gedanke an körperliche Nähe sicher ebenfalls gegeben. Welcher Art diese Beziehung für Sie ist, kann ich aus Ihrem Schreiben nicht genau ermessen. Ist es mehr freundschaftliches Zugetan Sein? Oder sind die Inhalte Ihres Austausches auch erotischer, verliebter Natur? Die Häufigkeit des Austausches hat zudem sicher das Potenzial, mit dem Herzen mehr bei diesem Mann, als bei Ihrem eigenen Mann zu sein. Und DAS ist meines Erachtens natürlich sehr wohl eine Affäre, wenn auch eine platonische.

Ich kann nicht abschätzen, wie Ihr Mann damit umgehen würde, wenn er es wüsste. Aber vielleicht wäre es ja möglich, dass er Ihnen quasi das Ok. für diese Freundschaft geben würde, solange sie so bleibt, wie sie ist? Oder wäre das ein Freipass für Ihren Mann, sich seinerseits auch wieder anderweitig umzusehen? Was würde mit Ihrer neu gewonnen Nähe geschehen? Wie wichtig ist Ihnen Ihre Beziehung zu Ihrem Mann? Wäre es Ihnen möglich, diese andere Beziehung abzubrechen? Was würde es für Sie bedeuten, wenn Sie die Sache einfach für sich behalten würden? Was würde mit dieser Schreibbeziehung passieren, wenn die Beziehung mit Ihrem Mann auseinandergehen würde? Wäre diese Beziehung in der Realität tragfähig und lebbar?

Diese Fragen ehrlich zu beantworten, könnte helfen, dass Sie einen Weg finden für sich. Obwohl ich grosses Verständnis für Ihre Bedürfnisse und Sehnsüchte angesichts der damals schwierigen Situation habe, erlebe ich in der Beratung leider oft, wie Frauen sich emotional genau auf diese Weise, wie Sie es jetzt leben, total verlieren. Die wichtigste Frage, die ich Ihnen raten würde zu beantworten, deshalb nochmals zum Schluss: Wem gehört Ihr Herz und Ihre Nähe tatsächlich? Wem vertrauen sie mehr von sich selbst an? Wer darf am meisten von Ihnen wissen? Wem schütten Sie Ihr Herz aus? Mit wem haben Sie den für Sie wichtigsten Gedankenaustausch? Wer darf am ehesten der Liebhaber Ihrer Seele sein?

Herzliche Grüsse – Veronika


Liebe Veronika

Herzlichen Dank für Ihre persönliche Mail an mich! DAS habe ich nicht erwartet und bin sehr berührt davon. Ihre Fragen treffen den Kern und ich kann sie nicht klar beantworten.

Nach dem Entdecken der Affäre meines Mannes habe ich bei meinem Mann sehr viel Halt und Nähe gesucht und auch gefunden. Das hat meinem Mann gut getan: ICH habe sozusagen Schutz bei ihm gesucht. Meistens findet er mich zu selbständig, obwohl er diese Selbstständigkeit gleichzeitig angeblich auch liebt bei mir. Mein Gottvertrauen hat mich auch sehr gehalten in dieser schweren Zeit. Ja, auch ich habe in unserer Ehe Fehler gemacht: Duell statt Duett (R.Ruthe).

Ich habe sehr viel gelesen in dieser Zeit und habe erkannt: Eigentlich bin ich immer irgendwie ein kleines, naives Mädchen geblieben, trotz meiner 65 Jahre. Inzwischen habe ich das Gefühl, dass ich mich innerlich sehr verändert habe und auch eine gewisse gesunde innere Distanz zu meinem Mann aufgebaut habe. Denn er kann manchmal sehr dominant sein, besonders auch in kleinen Dingen, weshalb ich mich innerlich zurückzog. Denn meist endet die Sache in einem Streit und ich fühle mich immer als "Verliererin ". Die Gefahr ist, dass ich einfach den Mund halte und "es " aussitze, statt mich zu positionieren oder abzugrenzen.

Ja, ich denke: ich habe mich emotional wohl verloren. Meinem Mann würde ich gern von meiner Mail-Korrespondenz erzählen, aber ich mache es nicht, weil er nicht fragt. Er sagte einmal: hätte ich eine Affäre, er wolle nichts wissen. Ich dagegen, ich wollte damals alles wissen und er hat mir auch nach und nach alles erzählt. Ja, es ist eine platonische Affäre und ein wenig albern in meinem Alter. In Ihrem Buch LIEBESLUST schreiben Sie, dass es nicht unbedingt die Person ist, die diese Gefühle auslöst, sondern eher das damit verbundene Lebendige, Neue, Prickelnde.

Ich weiss nicht, wie es weitergehen wird. Vielleicht bleibt alles so wie jetzt und ich behalte diese Sache weiterhin für mich. Ihre Fragen haben mich "aufgerüttelt", um Klarheit für mich zu finden. Dafür danke ich Ihnen sehr, sehr.

Sie sind eine grosse Hilfe für Ratsuchende wie mich und andere! GOTT begleite Sie bei Ihrer Arbeit UND in Ihrer Familie! - Claire

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

March 2, 2018

WESHALB DARF MAN DAS NICHT BEIM NAMEN NENNEN?

by Veronika Schmidt in Aufreger, Gleichberechtigung, Gott, Zusammenleben, Sexismus, Rollenbilder, 2018


photo: pixabay / joenomias

photo: pixabay / joenomias

photo: pixabay / joenomias

photo: pixabay / joenomias

Liebe Frauen

Wenn Ihr wollt, dass wir Männer Euch ernst nehmen, dann schreibt bitte nicht so einen Müll. Wir sind an ernsthaften und differenzierten Disskussionen sehr interessiert, aber nicht an pauschalen Vorverurteilungen. Vielleicht bekommt Ihr den nächsten Artikel ja besser hin.

Liebe Grüsse, ein Freund, 1967
zu „Diese Herren nerven!“ – Sexismus in der Kirche


Diese Zeilen fand ich anonym in meinem BLOG-Briefkasten und beschloss, sie als Anerkennung zu betrachten, obwohl die Schreibweise DISSkussionen etwas anderes impliziert. Dann entdeckte ich sie als Kommentar unter dem soeben veröffentlichten JOYCE-Artikel auf www.jesus.de. Der Absender wollte offenbar sicherstellen, dass ich seine Zeilen zu Gesicht bekomme.

Ich wünschte mir, dass sich Männer nicht per se angegriffen fühlen, wenn man mal ein paar Dinge beim Namen nennt. Weshalb darf man das nicht sagen? Wer sich nichts zuschulden kommen lässt und sich um eine gleichberechtigte, partnerschaftliche Beziehung zum anderen Geschlecht bemüht, müsste keinen roten Kopf kriegen. Selbst wenn Männer sich in ihrem privatesten Umfeld zurecht manchmal ebenso wie Frauen unverstanden und ohnmächtig fühlen, könnten sie vielleicht doch nachvollziehen, dass sie gesellschaftlich gesehen (auch in der Kirche) seit Jahrhunderten am langen Hebel sitzen.

Frauen sind die Mehrheit der Menschheit, sind aber überall Opfer systematischer Diskriminierung, Unterdrückung und sexuellem Missbrauch. Frauen leisten die meiste unbezahlte Arbeit und Freiwilligenarbeit. Frauen sind die Mehrheit mit Minderheitenstatus, auch in der Kirche. Darüber müssen wir reden. Denn inzwischen fliegen wir auf den Mond, jetten um die ganze Welt, leben vollständig digitalisiert, unsere Welt hat sich in den letzten 150 Jahren total revolutioniert, wir geniessen bedenkenlos den Fortschritt in Medizin und Technik, aber in der Frauenfrage sind wir nicht weit gekommen. Sophie Scholl, die für ihren Widerstand gegen die Nazis im Jahr 1943 hingerichtet wurde, sagte über Politik: "Wenn ich auch nicht viel von Politik verstehe, (...) so habe ich doch ein bisschen ein Gefühl, was Recht und Unrecht ist." Mit diesen Worten würde ich gerne selbst sagen: "Ich bin zwar "nur" eine autodidaktische Theologin, aber ich habe doch ein bisschen ein Gefühl, was Recht und Unrecht ist." Eine Theologie, die Frauen nicht freisetzt, ist eine Männertheorie, um nicht zu sagen eine Männerfantasie.

Ich kann schon nachvollziehen, dass es derzeit für Männer hart ist, ein Mann zu sein. Vor allem für solche, die sich für Geschlechtergleichheit und gegen sexuelles Fehlverhalten einsetzen. Doch es ist wichtig, dass wir diese Diskussionen führen, um für mehr Verständnis zwischen den Geschlechtern zu sorgen. Wir müssen reden. Vor allem die Männer müssen untereinander reden. Männer reden nicht genug und erst recht nicht miteinander. Ein Mann schrieb mir: "Wie lernen wir sprechen über all die "einbetonierten" Tabus? Ich schreibe als Mann mit eigener Leidensgeschichte. Immer habe ich mich als Sonderling gefühlt, wenn ich emotionale Themen angesprochen habe. Bis heute habe ich es kaum erlebt, dass ein Team fähig gewesen wäre, darüber auszutauschen, geschweige denn, dies als wertvollen Beitrag zu erachten. Mir hat das den Ruf des "Frauenverstehers" eingebracht. Also - Emotionen sind eben "Frauenthemen", nicht richtig fassbar und somit auch nicht zu thematisieren." Er schickte mir dazu einen Artikel von Pfarrer Paul Veraguth, in dem dieser schreibt: "Wie kommt es, dass ich noch nie einen Mann zugeben hörte, was er angerichtet hat? Auf dreissig Opfer keinen Täter. Wo sind sie? Ist es Feigheit? Ist es Scham? Ist es das «Recht der Stärkeren»? Eine Zwischenbilanz meiner Arbeit sagt mir: Die wirklich Starken sind Frauen."

Ja, wir müssen dringend reden, beiden Geschlechtern zuliebe. Ich bin unendlich dankbar für die "Frauenstatements" an der EXPLO 17, vor allem von Danielle Strickland. Ich bin sehr dankbar für das Buch von Christian Haslebacher "Yes, she can!" - ENDLICH! - kann ich nur aufseufzen.

Meinem lieben "Freund" von weiter oben möchte ich sagen: "Ja, ich glaub, das bekommen wir Frauen noch besser hin." Auch wenn das Resultat vielleicht nicht in seinem Sinn ist. "Jetzt kommt unsere Zeit", war der Slogan des weltweiten Women's March 2018. Ich würde sagen: "Jetzt kommt die Zeit der Versöhnung zwischen den Geschlechtern." Die Veränderung lässt sich nicht mehr aufhalten. Trotzdem mache ich mir keine Illusionen - es wird Gegenwind geben. Die Anwältin Gloria Allred kämpft seit über 40 Jahren erfolgreich für Frauenrechte und vertritt Klägerinnen gegen mächtige Männer. Ihre eigene leidvolle Geschichte hat sie dazu gebracht, sie sagt: "Man heilt Wunden, indem man anderen hilft, die dasselbe erlebt haben."* Allred hat in ihrem Kampf für Gerechtigkeit erkannt: "Macht versteht nur Macht." Sie sorgt für Aufmerksamkeit und macht Lärm, weil mächtige Männer sich darauf verlassen, dass ihre Opfer schweigen, aus Scham und vor allem aus der Überzeugung, dass ihnen ohnehin niemand zuhört.

Doch die Geschichte zeigt: "(...) Der gesellschaftliche Wandel ist bisweilen mächtiger, als es die kulturellen Beharrungskräfte sind. Auch im Westen war das Tolerieren sexueller Übergriffe von Männern in Machtpositionen bis vor kurzem Teil einer scheinbar kaum veränderbaren patriarchalen Kultur. Dann genügte eine kiritische Zahl von Frauen, die sich nicht mehr alles haben bieten lassen, um die Verhältnisse zu kippen." (Michael Hermann**) Es wird ein paar Frauen brauchen, die sich für die Sache exponieren - ca. bei 10 Prozent liegt die nach dem heutigen Stand der Wissenschaft „kritische Masse“, um ein neues Paradigma zu etablieren. Packen wir es an. „Sobald sich der Geist eines Menschen einen neuen Horizont erschlossen hat, kehrt er nie mehr in seinen vorherigen Zustand zurück.“  (Sr. Oliver Wendell Holmes - amerikanischer Arzt und Schriftsteller - 1809-1894)

Ich glaube, es ist höchste Zeit, dass wir mit der Klärung der Frauenfrage für beide Geschlechter Raum in der Kirche schaffen für "neue Kleider". Die Mystikerin Madeleine Delbrel sagte: "Der Glaube (die Kirche) ist wirklich wie eine „arme Frau“. Jedes Volk, jede Kultur und jedes Zeitalter schenken ihr ein Kleidungsstück. Wenn die Zeiten sich wandeln, ist ihr Gewand abgetragen. Sie muss neue Kleider bekommen, wenn sie sich nicht im Keller verstecken will."

Gerade jetzt, während ich das hier schreibe, ploppt ein Mail auf. Ein Mann schreibt mir:

Liebe Veronika
Ich habe keine Frage, sondern möchte Dir herzlich danken für Deinen Mut und Deine klare Sprache, auch gegen so viele Widerstände und Verdächtigungen. Ebenso möchte ich Dir danken für Deine kritische Stellungnahme gegenüber der Vormachtstellung des Mannes über den Frauen.
Ich bin mit meiner Frau seit 39 Jahren verheiratet und wir sind beide glücklich. Das Thema 'Unterordnung' war und ist für uns nie ein Thema. Wir helfen uns gegenseitig und ergänzen uns in vielerlei Hinsicht.
Deine Blogs kennen wir erst seit kurzer Zeit und nun lesen wir zusammen Deine Bücher mit Gewinn.
Herzliche Grüsse - Peter - 70 Jahre

 

* Tages-Anzeiger - Donnerstag, 1. März 2018 - "Sie lässt Donald Trump schlecht schlafen"
** Tages-Anzeiger - 5. Februar 2018 - "Kraft der Emanzipation"

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

February 22, 2018

DIESE HERREN NERVEN - SEXISMUS IN DER KIRCHE

by Veronika Schmidt in Gleichberechtigung, Gott, Sexueller Missbrauch, Sexismus, Rollenbilder, 2018


VERONIKA SCHMIDT - JOYCE 1-2018

VERONIKA SCHMIDT - JOYCE 1-2018

VERONIKA SCHMIDT - JOYCE 1-2018

VERONIKA SCHMIDT - JOYCE 1-2018

AUSGEHEND VON #MEETOO ENTWICKELTE SICH EINE WELTWEITE DEBATTE UM SEXUELLE GEWALT, DIE SO SCHNELL NICHT WIEDER VERSCHWINDEN DÜRFTE. AUCH FÜR UNSERE CHRISTLICHE LEBENSWELT IST DAS EIN THEMA, MIT DEM WIR UNS BESCHÄFTIGEN MÜSSEN, STELLT DIE SCHWEIZER SEXUALTHERAPEUTIN VERONIKA SCHMIDT FEST.

DIESE HERREN NERVEN - PDF

 

„Diese Herren nerven“, sagte die höchste christliche Politikerin der Schweiz angesichts von Sexismusvorwürfen im Bundesparlament. Der hauptsächlich im Kreuzfeuer stehende Parlamentarier gehörte zu ihrer Partei. Der Familienvater war einst im Komitee der „Sexkoffer-Initiative“, die den Sexualunterricht im Kindergarten und der Primarschule ablehnte. Einmal mehr – je lauter die Moralapostel, desto mehr Dreck am Stecken.

Lange nicht alle Herren nerven. Viele Männer sind in den vergangenen Jahren sensibel auf Diskriminierung geworden und haben längst erkannt, dass Mann und Frau ihr Potenzial nur gemeinsam sinnvoll und für die Menschheit gewinnbringend ausschöpfen können. Macht hat zwar kein Geschlecht, auch Frauen nerven, aber in unserer Gesellschaft haben mehr Männer Macht, die sie missbrauchen können. Und, Hand aufs Herz: Ist in der christlichen Lebenswelt den Männern Macht nicht per se gegeben? Ist die jahrhundertelange Ungleichstellung der Frau nicht sogar Sexismus pur? So selbstverständlich, dass es kaum einem auffallen will? Wird die Diskriminierung der Frau als gottgegeben angesehen, nicht nur von Männern? Im Buch „Alltagslust“ schreibe ich: „Nicht nur unerwünschte Berührungen und anzügliche Sprüche sind Sexismus, sondern ebenso die gezielte Benachteiligung eines Geschlechts, auch, indem Bibelstellen wahllos ohne kulturellen und zeitgeschichtlichen Zusammenhang und ohne den Kontext der Bibel selbst zitiert werden.“

Sexismus in der Kirche

Wir denken vielleicht, sexuelle Belästigung komme in der Kirche nicht vor. Doch die kirchliche Lebenswelt spiegelt die Gesellschaft wieder. Sexismus ist nicht gleich sexueller Missbrauch, aber Sexismus begünstigt sexuellen Missbrauch. Er ist eindeutig Nährboden jeglicher sexuellen Ausbeutung, gedeckt durch die Kultur des Schweigens. Religiöser Sexismus begünstigt zudem geistlichen Missbrauch. Eine Frau erzählte in einer Seelsorgewoche, sie sei missbraucht worden und erhalte ab und zu Avancen von Männern, obwohl diese wüssten, dass sie verheiratet sei. Darauf sagte einer der Seelsorger, sie sei eben eine Frau mit einer erotischen Ausstrahlung. Sprich – sie sei selbst schuld. Mit diesem Vorwurf ist beinahe jede belästigte und missbrauchte Frau konfrontiert. Auch die junge Frau, die anschließend an eine Ehevorbereitung in einem Einzelgespräch vom Pastor zu sexuellen Handlungen genötigt wurde. Er wusste von ihrem vorehelichen Sex.

Die Philosophieprofessorin Kate Manne sagt: „Sexismus ist diejenige Abteilung des Patriarchats, die für die Rechtfertigung der sozialen Ordnung verantwortlich ist: Es handelt sich um eine Ideologie, die Männer und Frauen aufgrund der ihrem Geschlecht zugesprochenen Fähigkeiten diskriminiert, obwohl die wissenschaftlich nicht belegt sind. (…) Sexismus ist eine Theorie – Frauenfeindlichkeit schwingt die Keule.“*

Eine typische 90er-Jahre Frauenkeule kenne ich aus der Beratung – und wurde mir selbst um die Ohren gehauen: Frauen, die sich autoritärem männlichen Gehabe entgegenstellten und sich wehrten, nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere, wurden (zum Teil sogar öffentlich) bezichtigt, vom Geist der Isebel besessen zu sein.

Latenter Sexismus in der christlichen Lebenswelt

Latenter Sexismus in der christlichen Lebenswelt bedeutet oft einfach, du wirst ignoriert, weil du eine Frau bist. Du wirst für eine wichtige Aufgabe nicht gefragt, auch, weil du Konkurrentin werden könntest. Dein Name wird trotz deiner Verdienste nicht erwähnt, aus Versehen. Du hörst blöde Kommentare, wirst gönnerhaft behandelt und unnötig belehrt. Oh ja, und auch gläubige Männer machen Sprüche zu Figur, Dekolleté und Beinen. Die Kleidung, nur der Frauen, ist ein Thema. In meiner Jugendgruppenzeit wurden wir Mädchen in wirklich hässliche Diskussion darüber verwickelt. Das war Ende der 70er-Jahre, und die uns kritisierenden Herren trugen hautenge weiße Jeans, unter denen sich ihr Penis deutlich abzeichnete.

Einst als Jungscharleiterin konfrontierte mich ein Ausbildner ungefragt mit einem sexuellen Geständnis. Er wollte wissen, was ich dazu meine, dass er sein kleines Patenkind-Mädchen jeweils mit Zunge küsse, ob das wohl okay sei. Damals realisierte ich erstmals die christliche Doppelmoral, mit der ich schlicht nicht umzugehen wusste. Was ich heute darüber denke? Dieser Mann wusste ganz genau, dass er Unrecht tat. Männer welche (verbal) belästigen, angrapschen, vergewaltigen und ihre Frauen zu Dingen zwingen, die diese nicht wollen, wissen um das Unrecht. Aber sie denken, sie hätten ein Recht darauf.

Sexismus überwinden

Wir leben in einer Welt, in der mächtige (geistliche) Männer ihre Position ausnützen. Das wollen heute viele Frauen zu Recht nicht mehr hinnehmen und brechen ihr Schweigen. Ausgehend von #metoo entwickelte sich eine weltweite Debatte um sexuelle Gewalt, die so schnell nicht wieder verschwinden dürfte. Sie wird auch die christliche Lebenswelt erfassen. Noch zu oft werden Frauen, welche sexuellen Missbrauch in der christlichen Lebenswelt anprangern, als psychische Wracks diffamiert. Zu oft werden Familien vom Gemeindevorstand zum Schweigen genötigt und von Anzeigen abgehalten, wenn diese den Missbrauch ihrer Kinder öffentlich machen wollen. Noch wird der Ruf der Gemeinde oder der Mission über das Einzelschicksal gestellt. Noch werden skrupellos staatliche Gesetze unter dem Vorwand und Vorzug der Beichte umgangen. Je geschlossener und abgeschotteter eine Gemeinschaft ist, desto grösser ist die Gefahr von Sexismus, Missbrauch und Schweigen. Diese Gefahr richtet sich ganz klar gegen Frauen und Kinder.

Die religiöse Diskriminierung der Frau kann geschichtlich hergeleitet werden. Ein paar „Anekdoten“ der Kirchenväter gefällig?  Tertullian (160-225): „Die Frau ist eine betörende Verführerin und hat die Schuld am Leiden der Menschheit.“ Epiphanius (315-403): „Die Frau ist leicht zu verführen und hat keinen großen Verstand und ist schwach.“ Augustinus (354-430): „Das Weib ist ein minderwertiges Wesen, das von Gott nicht nach seinem Ebenbilde geschaffen wurde. Es entspricht der natürlichen Ordnung, dass die Frauen den Männern dienen.“ Thomas von Aquin (1225-1275) („Die Frau ist eine minderwertige Fehlkonstruktion“) führte das Entstehen der Frau auf eine Schwäche des Samens zurück.

Noch immer wird in freikirchlichen Kreisen theologisch ausgebildeten Frauen die Ordination verweigert, wird darüber gestritten, ob Frauen leiten, „lehren“ oder nur „unterrichten“ dürfen. Mit der Bibel Argumentierende beschwören zwar die Schöpfung durch Gott, nehmen sich aber nicht die Mühe, von der Schöpfung selbst zu lernen. Denn sonst wüssten sie, dass unsere Genitalien bis zur 7. Schwangerschaftswoche alle gleich sind, nämlich weiblich(!). In der 8. Woche beginnt im Körper von Embryos mit männlicher Anlage die Produktion von männlichen Hormonen. Die winzigen Schamlippen schliessen sich und formen sich zur sogenannten Penisnaht, die von der Vorhaut über das Vorhautbändchen und den Hodensack bis zum Damm verläuft. Selbst wenn ab der 12. Schwangerschaftswoche die unterschiedlichen Genitalien ersichtlich werden, setzen sie sich doch aus denselben Bestandteilen zusammen, nichts davon geht verloren. Die Klitoris der Frau ist ein Penis. Aus der Schöpfung selbst ist kein Vorrang des Männlichen abzuleiten, im Gegenteil. Die Bibel selbst bestätigt, indem sie Paulus sagen lässt: Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus. (Galater 3,28)

Nicht nur in der Gesellschaft, auch innerhalb der Kirche beenden wir sexuelle Gewalt nur, wenn auf Gleichheit bedachte Rollen- und Familienmodelle zur Normalität werden. Denn patriarchale Strukturen bildeten den Nährboden für Sexismus und Gewalt. Deshalb ist es wichtig, dass auch Frauen innerhalb christlicher Gemeinschaften über negative Erfahrungen nicht mehr schweigen. Und es ist ebenso wichtig, dass Frauen lernen, Einfluss zu wollen, klare Ansagen zu machen und Grenzen zu setzen. Dass sie nicht erwarten, sondern handeln. Dass sie sich selbst und laut sagen: „Ich werde reden – ich werde gehört werden!!!“

Veronika Schmidt arbeitet als Paar-, Familien- und Sexualberaterin und lebt mit ihrer Familie in CH-Schaffhausen. Sie ist Autorin der beiden Bücher „Liebeslust – Unverschämt und echt genießen“ und „Alltagslust – Ganz entspannt zum guten Sex“ (jeweils SCM).

* http://www.zeit.de/kultur/2017-11/sexismus-frauenfeinlichkeit-misogynie-kate-manne

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

February 8, 2018

ICH BIN VOLLER WUT ÜBER UNSEREN START IN DAS EHE-SEXLEBEN

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, das erste Mal, Ehe, Ehesex, falsche Scham, Gott, Liebe, Lust, Schmerzen beim Sex, Selbsterfahrung, Sex vor der Ehe, Stress, Sünde, Zusammenleben, 2018


foto:christopher campell

foto:christopher campell

foto:christopher campell

foto:christopher campell

Liebe Veronika

Mein Mann und ich sind seit Frühling 17 verheiratet. In der Freundschafts- und Verlobungszeit behielten wir immer brav die Kleider an und haben nicht miteinander geschlafen, obwohl ich mir das hätte vorstellen können. Für meinen Mann aber war klar, dass wir damit warten bis zu den Flitterwochen. Ich hatte zwar schon meine Bedenken, ob das dann für mich von null auf hundert einfach so möglich würde. Der Erwartungsdruck war dann, auch von mir aus, in der Flitterwoche gross, weshalb wir „zu üben“ begannen. Leider hatte ich starke Schmerzen dabei und fand es ungerecht, dass ich litt, währen es für ihn lustvoll war. Doch auch mein Mann war frustriert, weil ich, ebenfalls aus Frust, die Sexualität grundsätzlich in Frage stellte und mir mein früheres Leben zurück wünschte.

Irgendwann wurde uns dann klar, dass wir mit dem ganzen „Kein Sex vor der Ehe“ – „Bund schließen“ – „Eins werden“ grundsätzlich etwas falsch verstanden haben mussten. Ich wurde so wütend auf meinen Mann, alle Menschen und alle frommen Gemeinden, die das lehren und uns so geprägt haben. Ich stellte einmal mehr die ganze freikirchliche Kultur in Frage. Weshalb wurde uns nicht gelehrt, dass Liebe, Individualität, Grenzen beachten, persönliche Freiheiten, Freiheit überhaupt so viel grundlegender sind als die „ach so bibelfundierten Vorschriften“?

Inzwischen haben wir uns als Paar und in der Sexualität praktisch weiterentwickelt und erleben immer wieder erfüllenden Sex, wir beide. Wir sind uns bewusst, dass die Flitterwochen katastrophal waren und haben schon oft darüber gesprochen. Mein Mann sagt, man könne das einander vergeben und dann sei gut. Das haben wir auch getan. Aber nur funktioniert es bei mir nicht. Ich bin immer noch voller Wut, wenn ich an unsere Erfahrungen denke, auch darüber, wie leichtgläubig wir Christen alle Dogmen für wahr halten und unser Innerstes dafür aufopfern. Leider habe ich Deinen Blog erst im Spätsommer entdeckt - aber besser als nie! - und damit viel Hilfreiches, wie z.B. den Vortrag von Siegfried Zimmer zum Thema.

Was würdest Du mir empfehlen? Wie soll ich mit dieser Wut umgehen? Mein Mann sagt, ich solle nicht so sehr auf die Vergangenheit fokussieren und diese Erlebnisse loslassen. Manchmal gelingt es wirklich ganz gut. Doch gelegentlich denke ich an die Flitterwochen zurück und könnte kotzen. Ich bedaure sehr, wie unsere Intimität in ihrem jungen Wachstum so unter Druck und Zwang gekommen ist.

Vielen lieben Dank für Deine Arbeit. Grüße von Sandrine, 32 Jahre


Liebe Sandrine

Ich kann Deine Wut über die geschilderten und bestehenden Umstände gut verstehen, da Ihr zwei auch nicht mehr zwanzig seid. Ich meine auch, Deine Wut zu verstehen, weil ich sie selbst kenne, denn sie ist vermutlich in einem persönlichen Gerechtigkeitsempfinden aus Deinem Charakter heraus begründet. Die Frage ist jetzt nur, wie Du die Wut als positive Triebfeder zum Guten nutzt, vor allem für Dich und Deine Beziehung, aber vielleicht auch für andere Menschen. Doch beginnen möchte ich an einem anderen Ende: Ich freue mich für Euch, dass Ihr in so relativ kurzer Zeit zu für Euch beide erfüllendem Sex gekommen seid!

Denn ich kann Dir versichern, für viele Paare löst sich der Sexfrust nicht so schnell in Wohlgefallen auf, manchmal über Jahre nicht. Und was ich Dir auch versichern kann, Anfangsschwierigkeiten müssen alle Paare überwinden, egal, wann sie mit dem Sex zu experimentieren beginnen. Das gehört zum Lernprozess dazu. Doch was Dich wütend macht, ich weiss, ist etwas ganz anderes. Nämlich, dass einem niemand etwas zu Sex sagt, ausser „warten“. Denn die Anfangsschwierigkeiten könnten problemlos überwunden werden, wenn entsprechendes Wissen vorhanden wäre. Das wirklich Schlimme an der freikirchlichen Sexdoktrin ist nicht das DÜRFEN oder das NICHT-DÜRFEN, sondern das WISSEN bzw. NICHT-WISSEN, also die ganzen Informationen über Sex, die in der christlichen Lebenswelt nicht zu haben sind.

Weil dem so ist, kommt der Einstieg ins Sexleben sehr abrupt, entgegen aller romantischer Vorstellungen und Erwartungen. Vor allem für die Frau, die mit sich selbst und ihrem Körper keine sexuellen Erfahrungen gemacht hat. Männer bringen diese Erfahrungen in der grossen Regel mit und können es kaum erwarten, endlich Sex zu haben. Ihrerseits sind sie dann eben frustriert, weil sie sich gar nicht vorstellen konnten, dass Frauen Sex nicht auf Anhieb geniessen. Alles ein riesiger Mangel an Informationen auf beiden Seiten, gespickt voller Missverständnisse und enttäuschter Erwartungen.

Und jetzt muss ich Deinem Mann Recht geben: Lass Deine Wut los, sie zieht Dich nur runter und bindet Dich in unguter Weise an die sexuelle Gesetzlichkeit, die Du ja überwinden willst. Oder sie verleitet Dich zum Angriff, der zum für Dich ebenfalls schädlichen Bumerang werden kann. Groll macht Dich unfrei und keineswegs glücklich. Geh davon aus, dass Jesus mit Dir ist und Dich versteht, also geh zu ihm, um frei zu werden. Er hat freisetzende Gedanken zur Sexualität, die aus der Tatsache begründet sind, das Gott uns als sexuelle Wesen geschaffen hat – „und es gut fand“ (1. Mose 1, 31). Meine beiden Bücher können Dich dabei unterstützen.

Freiheit gewinnst Du nur, indem Du alles loslässt, auch die Anklage - und in die Freiheit spazierst. Du gewinnst nichts, indem Du gegen etwas kämpfst, sondern indem Du Dich für etwas anderes, gutes, neues, eine Alternative einsetzt. Das muss nichts grosses sein, kann aber. Zuallererst investiere weiter in die Entdeckung Deiner Sexualität und in Eure gemeinsame Sexualität, seid experimentierfreudig und freut Euch aneinander. Weiter beginne damit, in Deinem allernächsten Umfeld anders über Sex zu sprechen. Nicht kritisierend und anklagend, sondern einfach die Tatsachen und Erkenntnisse in den Raum stellend, auch die negativen Voraussetzungen. Erklärend, helfend und verstehend, positiv unterstützend, lehrend und wer weiss, irgendwann vielleicht auch beratend.

In diesem Sinne wünsche ich Dir totale Weite in Deinem Herzen und erfüllte Sexualität mit Deinem Mann. Herzlich - Veronika

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

November 30, 2017

SPIRITUELLER, EMPFINDUNGSVOLLER SLOW SEX

by Veronika Schmidt in Beckenschaukel, Bibel, Ehesex, Erregung, Gott, Küssen, Liebe, Lust, männliche Sexualität, Orgasmus, Selbsterfahrung, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstbefriedigung, Selbstverantwortung, Sexualität allgemein, weibliche Sexualität, Zusammenleben, 2017


foto: sophia langner / buch alltagslust

foto: sophia langner / buch alltagslust

foto: sophia langner / buch alltagslust

foto: sophia langner / buch alltagslust

Sex als Gebet - was für ein Buchtitel! So heisst ein Sexbuch mit dem Untertitel: Leitfaden für Frauen und Männer zu ekstatischer Liebe und Leidenschaft. In diesem Buch von David Deida steht im Vorwort: "Wir gehen zumindest vorübergehend die zeitlose, raumlose und glückselige Vereinigung mit der wundersamen Geliebten ein: Und welch bessere Definition von spiritueller Befreiung soll es denn noch geben?" Oh, ich wünschte mir, solche Sätze wären von gläubigen Menschen aus ihrer Beziehung mit Gott und ihrer Sexualität heraus entstanden. Sind sie aber leider nicht.


Ich habe im BLOG "WENN MAN(N) RUHT IM SEX" versprochen, etwas zu langsamem, wahrnehmendem, ganzheitlichem Sex und ganzkörperlicher Ekstase zu schreiben. Häufig ist die Art Sex zu haben sehr auf Reibung, Druck und direkte Stimulation am Geschlechtsteil ausgerichtet. Diese Möglichkeiten sind zwar meistens effektiv, bezogen auf den Orgasmus, aber nicht unbedingt genussvoll. Je länger, empfindungsvoller und lustvoller der Weg der Erregungssteigerung ist, je mehr ich ganzheitlich, mit Haut und Haar, mit den Lippen, den Händen, dem Penis, der Vagina und Vulva, dem Atem, den Bewegungen spüren kann, umso befriedigender ist das Zusammenspiel mit dem Liebespartner. Umso ekstatischer, ganzkörperlich spürbar und genussvoller ist der Orgasmus und auch die nachfolgende emotionale Intimität; und die körperliche und emotionale Zufriedenheit, sprich Befriedigung. Eine solche Sexualität braucht Zeit und eine gewisse Langsamkeit. Nicht viel mehr Zeit (kann aber - und ist eine Frage der Übung), aber soviel Zeit, dass wir uns aufeinander und auf uns selbst ein- und dabei ganz loslassen können.

Um diese Form der Sexualität zu erlangen, braucht es oft eigene experimentelle Entdeckungen des Körpers, um herauszufinden, wie er in Erregung funktioniert und reagiert. Das gilt für Frauen wie für Männer. Denn nur weil Männer einfacher und schneller zum Orgasmus kommen, bedeutet das noch lange nicht, dass sie viel dabei erleben. In der Selbstentdeckung finden Mann und Frau heraus, wie sie die Erregung wecken, sie steigern und lustvoll variieren können. Wie sie in der Erregung bleiben, fliessen und spielen können und dabei sowohl Lust, als auch sich selbst und den Liebespartner fühlen. Aber Mann und Frau brauchen auch eine Sehnsucht nacheinander, ein Zugeben dieser Sehnsucht - ohne Angst - die sich in Körper, Geist und Seele ausdrücken will. "Jener Strom der Sexualität ist direkt bei Gott eingestöpselt. Und wenn du diesen Strom einmal aufgespürt hast, dann wirst du nie wieder derselbe Mensch sein", steht weiter im Vorwort des Buches.

Ja, Sexualität - die Art und Weise der gelebten Sexualität - beeinflusst meine Person und mein Leben. Befriedigende, tief erlebte Sexualität gibt mir Freude und ein befriedigtes Leben, darin finde ich, wer ich sein kann, wer ich bin. Untenrum frei macht obenrum frei - Obenrum frei macht untenrum frei. David Deida schreibt dazu: "Das Weibliche wächst spirituell, indem es lernt, als Liebe zu leben, anstatt auf sie zu hoffen. Das Männliche wächst spirituell, indem es lernt, als Freiheit zu leben, anstatt darum zu kämpfen. Diese beiden Wege sind zwar unterschiedlich, führen jedoch zur gleichen spirituellen Glückseligkeit."

Der Weg zu sexuellen Tiefen gestaltet sich für Männer und Frauen unterschiedlich. Männer, sagt David Deida, "müssen zuerst lernen, in ihren Körper zu gelangen, dann ihre Partnerin tief zu spüren und schliesslich voll präsent und bewusst zu bleiben, während sie extreme Lust geniessen, um sich danach mit ihrer Liebespartnerin in die Offenheit aufzulösen." Man könnte auch sagen, in die Frau hinein auflösen. Und da sind wir dann beim umfangenden, statt mechanisch penetrierendem Sex, beim "Sex lieben" und nicht beim auf "Sex fixiert sein". Diese Offenheit, sich öffnen und verletzlich zeigen, das fällt Männern schwer, denn sie haben Angst, in dem Moment verletzt und niedergemacht zu werden. Sie haben Angst vor dem Anspruch und Druck, eine Erektion haben und halten zu müssen, die Frau zum Orgasmus zu bringen und auf keinen Fall zu früh zu ejakulieren. Ilan Stephani schreibt in ihrem Buch LIEB UND TEUER: "Männer sind das unglückliche Geschlecht. Die Sexindustrie macht den Mann immer nur unglücklicher, weil sie ihn in dem Selbstbild bestätigt, nur in Scham, in Geheimnissen, heimlichem Aufwand und Lügen "man selbst" sein zu können." Nach Stephani leiden Männer an einem kollektiven, unbewussten Schmerz rund um den Penis. Der langsame Sex lässt sie diese Angst überwinden und ihren Penis zu einer Verbindung hin zur Frau werden - zu einem sensiblen, grosszügigen und kraftvollen Genital, das geben und spüren möchte. Denn das möchten Männer gerne erleben, Sex, in dem sie ihre Frau wirklich erreichen.

Männer haben Sehnsucht nach der sexuell glücklichen Frau. Eine sexuell entspannte, selbstbewusste Frau lässt den grossen Druck von den Männern abfallen. Sexuelle Entspannung wiederum lässt die Frau die Lust tief in ihrem Körper und in ihrem liebenden Herz erleben. Was bedeutet, sie kann sich auf Körper und Lust überhaupt einlassen und ihren Liebespartner, seine Lust und seinen Penis in sich aufnehmen wollen und dabei eigene Lust spüren. Denn oft möchten Frauen die Kontrolle über sich und das Geschehen behalten, sich nicht ausliefern, nicht verzeihen, nicht über den Alltagsstress oder des Partners Ärgerlichkeiten hinwegsehen. Der sexuelle Part der Frau ist ebenso ein aktiver - umfangend und versöhnend, nicht erduldend, hinhaltend und bedienend. Frauen sollen sexuell glücklich werden und ihren wirklich guten Sex entdecken wollen.

Der Körper selbst kann uns diesen Sex lernen, indem wir uns ihm überlassen und mit Beckenboden, langsamen Beckenbewegungen, Beckenschaukel, Loslassen von Oberkörper-Schulter-Kopf, Bauchatmung, stöhnendem Ausatmen uns unseren Empfindungen überlassen und den Körper, den Mund, die Hände, den Atem, den Penis, die "Vulvina" tun lassen, was sie tun wollen. Oder vielleicht wollen sie auch gar nichts tun. Denn auch ein entspannter Beckenboden, eine entspannte Vagina, ein entspannter Penis, ein entspannter Körper kann Lust empfinden, vielleicht sogar noch tiefer und umfassender. Und indem wir nebeneinander, ineinander abwechselnd ruhen und bewegen und berühren, lassen wir der Erregung Raum, spüren ihr nach und lassen sie steigen. Asiatische Liebeskunst beispielsweise sagt den Männern nicht, hart hineingehen und weich zurückkehren, sondern genau das Gegenteil - weich beginnen beim Sex und beenden mit einer Erektion. Diese Liebeskunst sagt uns, weniger zu machen und mehr zu sein - um zu erleben, was da ist, wenn wir weniger machen - um mehr zu erleben. Geschlechtsverkehr auf diese Weise lässt uns gegenseitig inwendig berühren, sowohl im Geist, im Herzen wie auch im Körper. So, wie eine Frau schreibt: "Meine Vagina hat sich fast schon von ganz alleine jene Berührung des Penis geholt, die sie beflügelt!"

In diesem Sinne eine beflügelte Adventszeit!
Seid herzlich gegrüsst bis zum neuen Jahr - Veronika

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

  • Newer
  • Older

© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.