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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

October 7, 2016

Mein Ehemann langweilt mich furchtbar

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, keine Lust, Konflikte, Küssen, Liebe, Lust, Partnerwahl, Scheidung + Wiederheirat, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Stress, Zusammenleben, 2016


Liebe Veronika

Ich danke Dir für so ein offenes ehrliches Buch, was mir persönlich einige Fragen und Unklarheiten beantwortet hat. Schon lange verspürte ich den Drang, Dir zu schreiben, jetzt wage ich es. Ich bin 28 Jahre alt und vier Jahre verheiratet. Wir arbeiten beide voll und haben keine Kinder. Ich erlebte eine sehr behütete, konservative und dominante Erziehung.

Mein Problem ist, dass ich eine sehr aktive Frau bin und temperamentvoll. Ich liebe es, mit Freundinnen auszugehen, viel zu unternehmen, aber ich liebe auch ruhige Tage. Mein Mann ist das komplette Gegenteil. Er würde am liebsten jede freie Minute auf der Couch verbringen und fernsehen. Wochentags habe ich auch vollstes Verständnis dafür, nur an den freien Tagen nervt es mich. Ich rede viel mit meinem Mann und möchte auch nicht zu viel verlangen, aber es ändert sich einfach nichts. Zu Beginn unserer Beziehung war ich sehr engagiert und habe viel bewegt, aber jetzt ist bei mir die Puste raus.

Eine andere Schwierigkeit ist, mein Mann suchte vor der Ehe viel öfter den körperlichen Kontakt zu mir. Doch seit wir verheiratet sind, bettle ich darum, geküsst zu werden, dass er mit mir schläft, dass er mich begehrt, aber es ändert sich nichts. Nun habe ich auch das sein lassen. Wir schlafen sehr selten miteinander. Und für mich ist es grösstenteils unbefriedigend. Mein Mann kann sich auch nicht erklären, weshalb das so ist. Mittlerweile liebe ich meinen Mann nur als Freund, aber nicht mehr. Mir ist es furchtbar langweilig mit ihm. Wir haben keinen wirklichen Austausch. Die Gespräche verlaufen oberflächlich. Es kommt so gut wie nie vor, dass wir uns lange miteinander über etwas unterhalten.

Momentan empfinde ich die Ehe nur als harte Arbeit. Scheidung ist für mich kein Ausweg, da ich zu großen Respekt vor dieser Entscheidung habe und dessen Folgen. Ich hoffe sehr, dass ich von Dir einen Rat bekomme.

Liebe Grüße, Meredith
 


Liebe Meredith

Lust – Unlust, Kurzweil – Langeweile, es gäbe noch andere Paarungen in der Beziehung, über die sich wahlweise Frau oder Mann beklagen, je nach Wesen und Prägung. Ich gebe Dir gerne ein paar Gedankenanstösse dazu.

Das Allerwichtigste ist, dass Du schleunigst dazu übergehst, Dein Leben so zu gestalten, dass es Dich glücklich macht. Nicht Dein Mann macht Dich in erster Linie glücklich, sondern Du Dich selbst und Deine eigene Lebensgestaltung. Triff wieder Deine Freundinnen, Deine Familie, werde aktiv und unternimm etwas. Wenn Dein Mann mitkommen will – auch gut. Wenn nicht, lass ihn zu Hause. Lass ihn los. Dann erst kommt er dazu, sich selbst organisieren zu müssen, Ideen zu entwickeln und Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Verantwortung für andere kann erst aus der Verantwortung für sich selbst herauswachsen. Es gibt einen Bestseller von Eva Maria Zurhorst, der dazu sehr lesenswert ist. Er heisst: LIEBE DICH SELBST, UND ES IST EGAL, WEN DU HEIRATEST.

Du schreibst nichts über den Familienhintergrund Deines Mannes. Doch Ihr seid beide recht jung und habt sehr jung geheiratet. Es kann gut sein, dass Dein Mann emotional noch nicht so ganz erwachsen geworden ist. Leider sehe ich das heute ziemlich häufig und ist oft die Folge von jahrelangem behütet sein und nicht so richtig herausgefordert worden zu sein. Diese Tatsache, gepaart mit einem eher pragmatischen Charakter, kann eine lebenslustige Person wie Dich daneben schon irgendwann langweilen und aus der Haut fahren lassen.

Im Moment kannst Du nicht mehr sehen, was Dich an Deinem Mann einst angezogen hat. Aber da war was, sonst hättest Du ihn wohl nicht geheiratet. Oftmals ist es eben gerade das, was wir selbst nicht besitzen oder nicht so gut können. Doch mit der Zeit ärgert uns genau dies am anderen, was uns anfänglich so fasziniert hat. Vermutlich hast Du seine Ruhe, seine pragmatische Art, dass er Dich „erdet“, liebenswert gefunden. Versuche das wiederzufinden, indem Du ihn sein lässt, wie er ist. Der Sexualtherapeut David Schnarch nennt es „Differenzierung“. Sich auseinander dividieren, selbstständig werden, ein Eigenleben haben, Abstand gewinnen – und so sich wieder besser sehen können und schlussendlich auch wieder begehren, nicht nur sexuell.

In vielen Beziehungen ist der Antrieb für Aktivitäten ungleich verteilt. Der eine organisiert – der andere macht gerne mit. Beide sind glücklich mit ihrer Rolle – mindestens zu Beginn. Doch irgendwann findet der aktive Partner, der andere könnte sich jetzt auch einmal anstrengen und hört auf damit, sich zu engagieren. Doch der andere kann eben genau nicht. Weil ihm das nicht liegt, weil er es nicht gelernt hat. Weil er eigentlich zufrieden war, wies war. Je mehr Druck Du nun ausübst, desto lethargischer wird vermutlich Dein Mann. Nun kannst Du entscheiden, ob Du Deine Energie in die Veränderung Deines Partners stecken willst, oder in eine Lebensgestaltung die Dir gefällt.

Wenn Du Gespräche mit ihm möchtest, unterhalte Dich mit ihm, auch wenn er nicht viel dazu beiträgt. Wenn Du Nähe und Zärtlichkeit möchtest, gehe auf ihn zu und gib sie ihm, dann hast Du auch was davon. Zeige ihm Dein Begehren, vielleicht löst das auch bei ihm Begehren aus. Sorge für Deine Lust und zeige ihm, was Dich erregt. Werde eine gute Liebhaberin in dem Sinne, dass Du Dich und Deinen Körper gut kennen lernst. Wenn Du Sex unbefriedigend findest, setze Dich mehr damit auseinander, wie das mit Deinem Körper läuft. Buchtipp: KOMM WIE DU WILLST.

Gib Deinem Mann Nachhilfe im Sex, lerne ihn, einen guten Liebhaber zu sein. Äussere Deine Bedürfnisse klar (siehe Buch LIEBESLUST, Streiten und lieben nach allen Regeln). Und verabredet Euch zum Sex.

Ehe ist vor allem dann harte Arbeit, wenn wir uns auflehnen gegen die Lebensrealität und den anderen nicht mehr nehmen können, wie er ist. In allen Konflikten einer Ehe gilt immer: Mich kann ich verändern – den anderen nicht. Deshalb wünsche ich Dir neue Freude erstmal an Dir selbst und Annahme und Barmherzigkeit Deinem Mann gegenüber. Und dass Du die Liebe zu ihm wieder neu entdeckst und damit seine liebenswerten Seiten.

Neben allen diesen Gedanken möchte ich Euch eine professionelle Paarberatung ans Herz legen. Ohne gleich zu dramatisieren – ich habe zu viele Paare gesehen, denen man durchaus mit wenig Aufwand hätte helfen können, ihre Herausforderungen zu meistern, wären sie früh genug in eine Beratung gekommen. Empfehlen würde ich Euch eine systemische Beratung, in der Ihr auch Eure Herkunftsfamiliensysteme eingehend betrachten könnt und lernt, konstruktiv miteinander zu reden.

Mutmachende herzliche Grüsse - Veronika


VERTIEFENDE BLOG-BEITRÄGE

An mir selbst festhalten, um als Paar glücklich zu werden, wie mache ich das.

Mein Mann will keinen Sex

Lust wo bist du?

Wenn Sex lernbar ist, ist es dann auch die Liebe?

Die verlorene Kunst des Küssens

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

September 23, 2016

Erotische Gefühle der gleichgeschlechtlichen Freundin gegenüber

by Veronika Schmidt in Aufreger, Homosexualität, Lust, Liebe, Selbstbefriedigung, Singles, Solosex, 2016


homoerotischegefuehle.ipg
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Hallo Veronika

Die Frage ist mir unangenehm, und trotzdem beschäftigt mich das Thema stark: Wie gehe ich als Singlefrau mit meinen sexuellen Bedürfnissen um? Seit einigen Monaten habe ich eine Frau kennengelernt, die mir mittlerweile eine sehr gute Freundin ist. Einerseits im Gespräch, aber auch im Gebet und im miteinander Sein, verstehen wir uns sehr gut. Was mich stark verunsichert - mein Körper reagiert auf ihre Zärtlichkeiten.

Für mich ist klar, ich möchte mein Leben nicht mit einer Frau verbringen, sondern mit einem Mann und auch gerne eine Familie haben, was im Moment leider nicht vorhanden ist. In meiner Herkunftsfamilie wurde Zärtlichkeit nicht gross gelebt, und ich mag mich an kein miteinander Kuscheln erinnern...

Warum reagiere ich auf meine Freundin so körperlich? Sollte ich auf Abstand gehen? Wie kann ich einen guten Umgang mit meiner Sexualität finden, wenn ich sie nicht wirklich ausleben kann? Ich merke, dass es mir schwerfällt, diese Fragen zu stellen, da in christlichen Kreisen nicht gross darüber geredet wird... Ich hoffe Du kannst mir weiterhelfen...

Dankeschön und Gruss von Noemi, 33 Jahre


Liebe Noemi

In uns allen ist der Erregungsreflex angelegt, den wir nicht kontrollieren können. Dieser bewirkt, dass vor allem "Mann" auf optische oder auch andere Reize unwillkürlich reagiert mit einer Erektion. Erst mit zunehmendem Alter reagiert der Reflex nicht mehr so stark. Sowohl bei Männern wie auch bei Frauen ist diese körperliche Reaktion nicht kontrollierbar. Aber weil bei der Frau die unmittelbare Reaktion äusserlich nicht sichtbar ist, bemerkt sie diese oft nicht. Vielleicht stellt sie erst später beim Toilettengang fest, dass da viel Sekret ist. Selbst bei unangenehmen sexuellen Reizen, wie abstossenden Bildern oder sogar Übergriffen und Vergewaltigung, kann der Körper der Frau mit Erregung reagieren und in der Folge die Vagina feucht werden.

Optische Reize, ausgelöst durch Liebes- oder Sexszenen in Filmen, in der Fantasie ausgelöste Reize durch Liebes- oder Sexszenen in Büchern oder Gedanken, zeigen uns auf, dass wir sexuell ansprechbar sind. Was schlicht und ergreifend gut ist. Es bedeutet, ich kann sexuelles Begehren empfinden, welches für das Ausleben und lustvoll Empfinden von Sexualität unbedingt notwendig ist. Diese körperliche Reaktion heisst nicht zwingend, dass ich Sex will. Den Reflex können wir nicht kontrollieren, aber natürlich, wie wir darauf reagieren, was wir darauf folgen lassen.

Wenn Du mit Deinem Körper auf die Zärtlichkeiten Deiner Freundin reagierst, heisst das im Minimum, dass Du emotional und genital berührt davon bist, aber noch nicht zwingend, dass Du sie angenehm empfindest. Aber vielleicht tust Du das ja. In jedem Menschen stecken homoerotische Anteile. Das hören nicht alle Leute gern. Aber gerade homophobe Menschen sind es oft deshalb, weil sie mit ihren eigenen homoerotischen Gefühlen im Widerstreit sind. Das heisst nicht, dass man homosexuell ist. Aber in Ausnahmesituationen des Lebens kann es schon passieren, dass man auf diese Weise Bedürfnisse oder eben auch Defizite stillen möchte. „Aimée und Jaguar“ ist ein sehr interessanter Film, der eine solche besondere Situation veranschaulicht. 

Ich denke schon, dass ein langes Singleleben eine dieser Ausnahmesituationen darstellen kann. Wir alle haben seelische, geistige, emotionale, körperliche, sexuelle und noch ganz viele andere Bedürfnisse. Nicht immer können diese gestillt werden oder wollen gestillt werden. Wir müssen auch mit unbefriedigten Bedürfnissen und Mangel in unserem Leben klar kommen. Man kann damit umgehen, indem man den Mangel aushält, kompensiert oder sublimiert. Siehe auch den  BLOG-Beitrag über SINGLES UND IHR SEXLEBEN.

Es liesse sich aus Deiner Herkunftsgeschichte herauslesen, dass Du in Deiner Freundin etwas findest, was Dir als Kind gefehlt hat - Nähe, Körperlichkeit, Zärtlichkeit. In meinem Buch LIEBESLUST beschreibe ich, wie wichtig für uns Menschen Berührungen sind, und die Haut eines der wichtigsten Sinnesorgane ist. Das Kleinkinder ohne Hautkontakt sterben. Nur weil wir als Erwachsene daran nicht mehr in dieser Weise zugrunde gehen, heisst das noch lange nicht, dass wir diesen Kontakt nicht brauchen. Wir brauchen Zärtlichkeiten unbedingt. Viele alleinstehende Menschen leiden an emotionaler und körperlicher Liebes-Unterversorgung. Ganz besonders auch zölibatär lebenden Menschen macht dieser Verzicht sehr zu schaffen, was eine Untersuchung zu Tage gefördert hat.

So gesehen ist die Selbstliebe, Selbstbefriedigung oder Solosex, wie auch immer man sie nennen will, eine wichtige Quelle, um Bedürfnisse zu stillen. Gerade, um nicht aus einem immer grösser werdenden Mangel heraus sich plötzlich auf Dinge einzulassen, die man eigentlich gar nicht will.

Liebe Noemi, ich denke, wenn Du diese Gefühle, Empfindungen und Reaktionen ohne Schuldgefühle zulassen und geniessen kannst, wirst Du Dich wieder entspannen und vermutlich beruhigen sich Deine starken Emotionen wieder. Verliebtheiten kommen und gehen. Das kann jedem Menschen zu jedem Geschlecht hin, zu jeder Zeit, in jedem Zivilstand passieren. Die Frage ist ja nur, ob Du daraus mehr werden lässt oder nicht. Und Du musst ja nicht mehr daraus werden lassen.

So hoffe ich, dass ich Dir mit meinen Zeilen etwas mehr Klarheit und Frieden gebracht habe.

Herzliche Grüsse – Veronika


VERTIEFEN

Filmbeitrag SRF PULS - Selbstbefriedigung oder die Lust auf mehr Lust

Filmbeitrag WDR -  QUARKS & CO - Wie Berührung heilen kann

Buch EINZELSTÜCK von Tina Tschage über das Singleleben

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May 20, 2016

Endlich habe ich einen supertollen Freund – und nun bin ich völlig in Panik, weil ich ihn sexuell nicht begehre

by Veronika Schmidt in keine Lust, Küssen, Liebe, Partnerwahl, Selbsterfahrung, Selbstverantwortung, Sex vor der Ehe, sexuelle Komponenten, weibliche Sexualität, Meistgelesen!, 2016


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Liebe Veronika

Vor 10 Jahren bekehrte ich mich und war seitdem Single, da ich mir unbedingt einen christlichen Partner wünschte, aber auch kein "weltlicher" potentieller Mann in dieser Zeit in meinem Leben auftauchte. Nun lernte ich über ein christliches Portal einen Freund (30 Jahre) kennen. Dies ist der feinste Mann, den ich jemals getroffen habe. Ich hatte vor meiner Bekehrung viele kurzzeitige verletzende Beziehungen.

Aber nun hat mich völlig die Panik gepackt, weil ich feststellen muss, dass mich mein Freund sexuell nicht anzieht. Ich bin wirklich verzweifelt, da ich ihn so toll finde, wir so viel lachen, ich ihm absolut vertrauen kann, wir dieselben Hobbies teilen, viel unterwegs sind usw. Da ja in den Gemeinden nur über Sex als „Verbot von Sex vor der Ehe“ gesprochen wird, habe ich mich nun 10 Jahre damit beschäftigt, wie ich es schaffe, ohne Geschlechtsverkehr in die Ehe zu gehen. Jetzt stelle ich völlig entsetzt fest, dass das gar nicht mein Problem ist. Keine meiner Freundinnen hat so etwas erlebt. Für meinen Freund ist es ein harter Schlag, denn er empfindet ganz anders.

Ich will ihn nicht verlassen, möchte aber auch nicht zu denen gehören, die sich nach ein paar Jahren eingestehen müssen, sämtliche Warnzeichen ignoriert zu haben. Hast Du mir bitte irgendwelche Gedanken zu meinem Dilemma? Es ist heutzutage so schwer, jemanden wie ihn zu finden... ein autonom denkender Christ. Vielleicht noch was zu meiner Vergangenheit... Mein Vater hat meiner Mutter stets ihre sexuelle Unlust vorgeworfen und sie als frigide bezeichnet.

Ich wäre Dir für eine Antwort sehr dankbar, da ich echt nicht weiss, was ich tun soll.

Ganz liebe Grüße, Klara, 33 Jahre


Liebe Klara

Deine Situation bringt selbst mich ins Schwitzen. So gerne würde ich Dir sagen wollen, hey, so einen tollen Mann findest Du nicht wieder – Sex ist nicht das Wichtigste im Leben. Denn Du hast vollkommen Recht, gute christliche Männer gibt es nicht wie Sand am Meer. Andererseits bin ich natürlich genau mit denjenigen Menschen konfrontiert, zu denen Du in ein paar Jahren nicht gehören willst. Die ohne sexuelles Begehren geheiratet haben, in der Hoffnung, das werde sich dann schon einstellen – hat es aber nicht. Auf jeden Fall nicht von selbst.

Bist Du wenigstens verliebt? Es gibt nämlich das sexuelle Begehren und das Liebesbegehren. Beides kann ohne das andere vorhanden sein. Liebesbegehren äussert sich in der Sehnsucht nach dem geliebten Menschen und man verspürt ein Bedürfnis nach verliebter Nähe, Zärtlichkeit und Zuneigung, ohne jedoch genitale Erregung zu spüren. Sexuelles Begehren stellt sich in der Vorstellung ein, mit sich selbst oder mit einer anderen Person sexuell aktiv zu werden. Das hat eine erregende Wirkung und löste den Erregungsreflex im Geschlecht aus. Doch wenn Du bei Dir weder das eine noch das andere findest, würde ich schon sehr genau hinsehen.

Um sexuell zu begehren, braucht es ein Minimum an sexueller Anziehung für die andere Person. Einen besten Freund sollte man nicht zwingend heiraten, auch wenn der Liebste idealerweise natürlich bester Freund sein sollte, aber eben mit Benefits von sexuellem und Liebesbegehren. Normalerweise merkt man schon beim Küssen und all den Vorstufen von Sex, ob man sich körperlich anzieht oder nicht. Darum finde ich es schlimm, wenn gesagt wird, dass man auch mit Zärtlichkeiten vor der Ehe warten sollte. Ich muss den andern begehren können. Wenn ich den anderen gerne rieche, schmecke, wenn er mich gerne halten kann, wenn Schmusen und Küssen schön sind, dann geht auch der Sex.

Vielleicht bist Du ja verliebt und magst ihn wirklich sehr. Dann würde ich Eurer Beziehung eine Chance geben, sofern Du Dich in der Zwischenzeit mit Deiner Sexualität aktiv auseinandersetzt. Mein Buch LIEBESLUST aber auch das Buch WEIBLICH, SINNLICH, LUSTVOLL oder MAKE LOVE helfen Dir dabei, sofern Du nicht nur liest, sondern auch anwendest und übst. Um sexuell zu begehren braucht es nicht nur die Anziehung des Liebespartners, sondern auch eine Erotisierung von Dir selbst und Deinem Geschlecht. Du solltest Dich selbst in Erregung und Dein eigenes Geschlecht lustvoll finden, mal ganz unabhängig von der anderen Person. Wenn dem nicht so ist, braucht es Übung durch Berührungs- und Erregungserfahrungen, wodurch auch die entsprechenden Synapsen im Hirn gebildet und Wahrnehmung der Lust möglich werden.

Ihr seid zwar nicht mehr blutjung, aber doch auch noch nicht so alt, um die letzte beste Gelegenheit ergreifen zu müssen. Letzthin habe ich mich mit zwei Freunden über genau dieses Dilemma unterhalten. Denn wir leben tatsächlich in einer Welt, auch wir Christen, in der Verlieben offenbar sehr schwierig geworden ist. Verlieben, aber auch Binden. Der eine plädierte für wieder mehr Vernunftehen, weil schnell geschlossene Liebesheiraten in seinem Umfeld offenbar oft scheitern. Der andere vertrat die Meinung, und dazu tendiere auch ich, dass man doch mindestens ein bisschen oder wenigstens in der ersten Zeit verliebt sein sollte. Natürlich schreibe ich hier auf dem Blog, dass man lernen kann, seinen Partner zu lieben, ebenso, wie man lernen kann, sexuell zu begehren. Aber das schreibe ich an Menschen, die schon in einer Ehebeziehung sind. Doch zu einer Ehe ermutigen, wo das eine oder das andere oder sogar beides fehlt?

Vielleicht wäre eine Sexualberatung angebracht, wenn Du Sex generell nicht magst und nicht einfach nur Deinen Freund nicht sexuell anziehend findest. Ich denke, es wäre zudem nicht schlecht, mal über die Geschichte Deiner Eltern und Deine eigenen schlechten Beziehungserfahrungen zu reden. Es könnte nämlich auch sein, dass Du Dich mehr zu „Badboys“ hingezogen fühlst, die Dich zwar schlecht behandeln, aber einen gewissen sexuellen Reiz auslösen.

In diesem Fall wären ein paar grundsätzliche Gedanken zur Partnerwahl vom Paartherapeuten und Experte in Sachen Beuteschema Stefan Woinoff hilfreich. Er sagt, sein Beuteschema zu ändern sei oft schwierig. Selbst wenn man wisse, dass einem bestimmte Menschen nicht wirklich gut tun, heisse das noch lange nicht, dass einen die schädlichen Personen auf einmal nicht mehr anziehen. Ein wichtiger Schritt sei es, auch Personen eine Chance zu geben, die rational den richtigen Kriterien entsprechen, auch wenn sie nicht sofort Schmetterlinge in den Bauch zaubern. Vielleicht beginne dann die Beziehung nicht über das Hochgefühl der Verliebtheit, sondern es sei ein steter, langsamer Weg bis zur Liebe. Das wäre zwar weniger romantisch, aber langfristig erfolgreicher. Und in vielen Fällen gesünder. Flugzeuge im Bauch seien kein Gütesiegel für die wahre Liebe.

Liebe Klara, Dich entscheiden für diese Beziehung kannst letztlich nur Du. Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesen Zeilen ein paar hilfreiche Gedankenanstösse geben.

Herzlich - Veronika

NEUES INTERVIEW IM IDEA-SPEKTRUM


BERATUNG AUCH ÜBER TELEFON / SKIPE MÖGLICH
TERMINE & PREISE: RUF AN ODER SCHREIBE EIN MAIL
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May 13, 2016

Meine Frau stellt mich sexuell auf's Abstellgleis

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, Fragen, keine Lust, Konflikte, Liebe, Lust, Midlife-Crisis, Selbstverantwortung, Stress, Zusammenleben, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Hallo Veronika

Schon seit längerer Zeit fühle ich mich von meiner Frau (55) sexuell aufs Abstellgleis geschoben. Es gibt seit einer gefühlten Ewigkeit keinen Sex mehr. Sie hat immer fadenscheinige Ausreden und dadurch wird unsere Beziehung schwer belastet. Welche Hilfen und Tipps kannst Du anbieten?

Beste Grüsse, Victor, 59 Jahre


Lieber Victor

Hast Du es Deiner Frau schon mal gesagt, wie Du Dich fühlst - abgeschoben? Es ist etwas vom Schwierigsten in einer Paarbeziehung, miteinander darüber zu reden, was einen zutiefst beschäftigt. Es ist schon schwierig genug, seine eigenen Bedürfnisse dem Partner mitzuteilen. Aber noch schwieriger wird es, einander zu sagen, wo wir in der Beziehung leiden. Zwischen Deinen Zeilen lese ich, dass es Euch, wie übrigens vielen anderen Paaren auch, nicht gelungen ist, eine intime Kommunikation über die lange Dauer Eurer Beziehung aufrecht zu erhalten oder überhaupt zu entwickeln. Doch Kommunikation ist der Schlüssel, damit es beim Sex oder sowieso in der Beziehung klappt. Jemand mit viel Menschenkenntnis und Bucherfahrung sagte mir kürzlich: „Ich finde Dein Buch toll, wirklich, aber ich befürchte, dass einige Paare auf ein weiteres Buch angewiesen wären, das ihnen aufzeigt, wie man denn über Sex oder überhaupt miteinander spricht.

Aus Deinen Zeilen meine ich auch herauszuhören, dass sich bei Euch einiges an Frust angestaut hat über die Zeit. Es geht beim Sex nie nur um Sex. Du kannst davon ausgehen, dass Deine Frau ebenfalls nicht ganz glücklich in Eurer Beziehung ist. Darüber und über Dein eigenes Unglücklichsein solltet Ihr unbedingt sprechen. Oft schafft man das nach einer gewissen Zeit der Sprachlosigkeit aber leider nicht mehr alleine. Wenn das bei Euch so sein sollte, holt Euch Hilfe von aussen.

Wenn Ihr Euch grundsätzlich gut gesinnt seid und einfach Anregung braucht, um über Sex zu reden, dann könnten Euch folgende zwei Bücher helfen:

  • THINK LOVE – das indiskrete Fragebuch – von Ulrich Clement
  • DAS PAAR-DATE – miteinander über alles reden – von Caroline Fux und Joseph Bendel

Oder lest Euch gegenseitig mein Buch LIEBESLUST vor und wendet das Gelesene ganz praktisch an.

Eine schöne Beziehung und offene Gespräche sind nicht gratis. Wir brauchen die Fähigkeit, uns mit dem anderen zu verbinden, ihm Gegenüber zu sein, uns mitzuteilen und mit einer gewissen Intensität zu kommunizieren, zu der auch konstruktive Auseinandersetzungen gehören. Jede Form intimer und intensiver Kommunikation lässt ein Paar sich gegenseitig zu engen Vertrauten werden. Sex schließlich ist die intimste Form von Kommunikation. Deshalb scheitern viele Paare, die nicht miteinander sprechen können, auch in ihrer Sexualität.

Auch wenn es dabei mal zum Streit kommt - so ganz nebenbei - richtig streiten macht den Sex besser! Richtig streiten gibt Reibung, und Reibung erzeugt Wärme. „Richtige“ Auseinandersetzung bringt Innigkeit und Lebendigkeit. „Richtige“ Auseinandersetzung hat mit einer harmonischen Leidenschaft zu tun, die nicht destruktiv ist. Glückliche Paare streiten um dieselben Dinge wie unglückliche Paare. Nur führen diese Konflikte beim glücklichen Paar nicht zum trennenden Krach oder zum Rückzug. Glückliche Paare reagieren mit Einsicht, Entgegenkommen und Angeboten. Sie haben gelernt, miteinander auszuhandeln, zum Beispiel auch den Sex. Sie können besänftigend kommunizieren, weil sie wissen, dass ihre eigenen Gefühle nicht die ganze Wahrheit sind. Sie können um Verzeihung bitten auf eine Art, dass der andere diese annehmen kann. Sie stehen einander kritisch gegenüber, was manchmal nicht ohne Vorwürfe möglich ist. Aber wer lernt, Vorwürfe als wichtigen Hinweis für persönliche Entwicklungen zu sehen, kann sie für sich und die Beziehung fruchtbar machen. 

Heute kennen viele Menschen wichtigste Gesprächsregeln wie Ich-Botschaften, keine Vorwürfe, keine Schuldzuweisungen und keine Interpretationen. Doch meistens fehlt es daran, dass die eher schwierigen Gespräche wirklich stattfinden. Dass dafür Rahmen und Zeit geschaffen werden. Denn selbst in der Kommunikation geübte Paare drücken sich, wenn es darum geht, den Dingen genauer auf den Grund zu gehen. Deshalb mein Tipp an Dich: Verschone Dich selbst oder Deine Frau nicht länger vor unangenehmen oder schmerzhaften Ehrlichkeiten. Du brauchst nicht den Holzhammer hervor zu holen, sondern den Stier bei den Hörnern zu packen. Sprich zu Deiner Frau – stelle ihr Fragen. Fragen zu Eurem Sexleben bzw. dem nicht existierenden Sexleben. Weisst Du, was Deine Frau an Dir oder Eurer Beziehung stört? Worüber sie ebenfalls nicht glücklich ist? Du kannst nicht einfach so wissen, was in ihr vorgeht. Und ebenso, wie wir verlernen können, darüber zu sprechen, wie es uns geht, was uns beschäftigt, woran wir leiden, können wir es auch wieder erlernen. Aber Ihr müsst es tun. Und letztendlich auch den Sex einfach wieder mal tun.

Ich wünsche Dir viel Mut für den ersten Schritt.
Herzliche Grüsse - Veronika

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April 29, 2016

Darf ich wieder heiraten?

by Veronika Schmidt in Aufreger, Ehe, Fragen, Gleichberechtigung, Gott, Konflikte, Liebe, Midlife-Crisis, Partnerwahl, Selbstverantwortung, Sünde, Zusammenleben, Scheidung + Wiederheirat, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Mit Kopfnicken habe ich den Artikel über Dich in der Pro 2/16 gelesen. Du sprichst mir aus der Seele.

Meine eigene christliche Ehe ist leider nach 18 Jahren jetzt zu Ende. Meine Frau hat einen anderen Mann kennengelernt – übers Internet... Mittlerweile ist sie ausgezogen. Unsere 3 Kinder (15, 12, 10) sind über die Woche bei ihr und am Wochenende bei mir. Tausend Gedanken und Fragen gehen durch meinen Kopf, ich wollte mit dieser Frau alt werden. Aber ich habe nun beschlossen, dass mein Leben weitergeht. Schon wegen meiner Kinder.

Die Frage, die mir mit Blick in die Zukunft unter den Nägeln brennt, ist, ob und unter welchen Umständen ich irgendwann wieder eine Frau haben darf. Laut biblischer Aussage ist so ziemlich alles Ehebruch, was sich aus dieser Situation heraus ergeben könnte - oder? Ich würde mich sehr freuen, Deine Meinung dazu zu hören!

Mit freundlichen Grüßen
Jonas


Lieber Jonas

Selbstverständlich darfst Du wieder eine Frau haben. Je nach Umgebung, in der Du Dich bewegst, musst Du Dich vielleicht etwas warm anziehen deswegen. Immer wieder sitzen in meiner Beratung geschiedene Menschen, denen von geistlichen Gesetzeshütern gesagt wird, sie dürften das nicht, und vor Gott wären sie immer noch verheiratet. Oder sie sagen Singlemenschen, sie dürften Geschiedene nicht heiraten und man würde sie auch nicht trauen. Sie nehmen ihre Rechtfertigung dazu aus der Bibel. Gerade in Bezug auf Scheidung, Wiederheirat und Sexualität allgemein macht der Mensch mit den biblischen Worten etwas nach seinem Gutdünken. Dazu zitiere ich Felix Ruther bereits im BLOG-Beitrag "Wie meinst du das?". Er sagt dazu: „Und er kann mit ihnen machen, was er will. Die Bibel kann sich nicht wehren. Ob der Mensch damit auch den Willen Gottes trifft, steht auf einem anderen Blatt. (…) Wir können uns also aus der Bibel den Tod holen oder das Leben. (…) Die Frage ist, wenden wir die Worte aus der Schrift an wie Gerichtsparteien, um Recht zu behalten? Oder reichen wir uns die Schriftworte wie ein Stück Brot, um einander zu nähren? (…) Das moralische Ideal der Christen findet sich nicht in einem geschriebenen Text, sondern in Jesus, der das „lebendige Wort Gottes“ ist.“ (Magazin INSIST, April 2012, Stolpersteine in der Bibel)

Damit will ich auf keinen Fall sagen, Gott habe Scheidung vorgesehen. Nein, im Gegenteil. Jesus betont ganz klar, „du sollst nicht“. Aber er sagt nicht, „wenn du es tust, gilt meine Liebe Dir nicht mehr“. Vielmehr schützt er die Ehebrecherin davor, dass sie von den Selbstgerechten gesteinigt wird. Er setzt die Strafe ausser Gefecht, nach Jes 53,5: „Doch er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen. Die Strafe lag auf ihm zu unserm Frieden, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.“

Für mich gibt es keine Zweifel, dass Gott sich eine tiefe Einheit von Mann und Frau als gegenseitige gleichwertige Partner vorstellt, für immer, in aller Treue, ohne Treuebruch. Doch der Faktor Mensch hat diesem Wunsch von Gott einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Darum hat Gott durch Mose die Scheidung erlaubt und Jesus bestätigt, dass es sie gibt, „wegen der harten Herzen der Menschen“. (Mth 19, 4-9/Mk 10, 2-11) Er stellt aber auch unmissverständlich klar, dass das von Gott so nicht gedacht war.

Damals wie heute wollen Menschen ganz genau wissen, was man denn jetzt darf und was nicht. Jesus lässt sich darauf ein und sagt, „Ihr könnt es drehen und wenden, wie Ihr wollt, es ist einfach ein Treuebruch, sprich Ehebruch. Weil es so nicht vorgesehen ist. Punkt.“ Und er malt in diesem Zusammenhang vor Augen, wie wenig es braucht, um die Gemeinschaft der Ehe zu zerstören. (Mth 5, 28) Jesus sagt nicht, dass es nun keine Scheidung mehr geben würde und geschiedene Partner nicht mehr heiraten dürften, zum Beispiel in einer Lebenswelt wie der heutigen, die dafür auch ganz klare gesetzliche Grundlagen geschaffen hat.

Jesus und auch Paulus waren in ihrer Haltung zur Ehe und zum Ehebruch sogar sehr revolutionär und plädierten für eine ethisch höhere Eheform als zur Zeit des Alten Testaments. Bis dahin waren Entlassungen der Frau aus der Ehe, mehrere Ehefrauen, Nebenfrauen und sexuelle Ausschweifungen an der Tagesordnung. Indem Jesus die Ehescheidung bzw. Entlassungen für Mann und Frau verbot (wie vorausschauend von Jesus!), führte er wesentliche Veränderungen herbei, nämlich die Gleichheit der Geschlechter. Schade nur, dass Jesus in diesem Punkt dann jahrhundertelang ignoriert wurde. Doch zurück zum Thema. Damals bedeutete die höhere Eheform Schutz für die Frau. Frauen war es bis vor wenige Jahrzehnte nicht möglich, selbstbestimmt wie heute zu leben. Einen Mann zu verlassen oder von ihm verlassen zu werden, war ein grosser Makel oder gar der gesellschaftliche Tod. Zu biblischen Zeiten, wir reden von einer Zeitspanne von ein paar tausend Jahren, konnten Frauen sich nicht wehren, wenn Männer ihrer überdrüssig wurden. Deshalb zeigte Jesus den Männern auf, dass sie an ihren Frauen und an sich selbst schuldig würden, wenn sie leichtfertig entliessen und heirateten, wie es ihnen grad gefiel. So klar wie heute war weder die Ehe institutionalisiert und geschützt, noch waren im Fall von Scheidung Unterhalt und Kinderrechte so geregelt, dass ein wirtschaftliches Auskommen ausserhalb der Ehe möglich war.

Interessant an den Worten von Jesus ist, dass sie sich ganz klar auf eine partnerschaftliche und sexuelle Einheit des Ehepaares, also auf eine Beziehung der Ehepartner zueinander beziehen. Auch das ist revolutionär. Im Gegensatz zu bisher sollte sich das Eheverständnis nicht mehr an Kindern oder dem sozialen Wert (wirtschaftliche Versorgung) orientieren. Bei Jesus finden wir keinen einzigen Hinweis, der den Besitz von Frau, Kindern oder die biologische Fruchtbarkeit preist. Jesus hat also quasi die Liebesheirat erfunden! Wie modern! Daneben sind die wechselnden Lebensabschnittspartner unserer Zeit geradezu rückständig. Jesus will nicht, dass unsere Ehen scheitern. Er hat eine gottgewollte Paradiesehe vor Augen, wie von Anfang an gedacht. Aber trotzdem vergibt er Beziehungsschuld und nimmt sie auf sich. Übrigens auch die bereute Schuld aller anderer Bösartigkeiten des Herzens wie Unzucht, Diebstahl, Mord, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Vergnügungssucht, Neid, Verleumdung, Stolz und Unvernunft. (Mk 7,22)

Jede Ehegeschichte ist individuell. Wer will richten darüber, welche Gründe zum Scheitern führten, noch über denen für eine Wiederheirat? Darf man oder darf man nicht? Das ist meiner Meinung nach die völlig falsche Frage. Das Kriterium für eine Wiederheirat sollte sein, tut es mir gut oder tut es mir nicht gut. Habe ich meine Geschichte verarbeitet oder zerstört sie unbemerkt die neue Beziehung. Statistisch gesehen sinkt mit jeder weiteren Ehe die Chance, dass sie hält. Mit grosser Wahrscheinlichkeit scheitert sie am Unverarbeiteten. Ich rate Dir aus meiner Beratungserfahrung heraus, dass Du Dich mit Deiner Person, Deiner persönlichen Lebensgeschichte und Deiner Ehegeschichte auseinandersetzt. Das vor allem macht Dich fähig für eine neue Beziehung und hilft Dir, das Alte hinter Dir zu lassen, vorwärts zu schauen und nicht Deine alten Fehler zu wiederholen. Suche Dir eine Person Deines Vertrauens, die nicht moralisiert, sondern Dir zu verstehen hilft, was passiert ist. Denn meistens geschehen Affären nicht aus heiterhellem Himmel. Da könnte Eurer Ehe oder auch Deiner Frau aus Ihrer ganz eigenen Geschichte heraus, schon länger etwas Entscheidendes gefehlt haben.

Lieber Jonas, meine Meinung ist, wenn Du im Frieden damit leben kannst, dass etwas in Deinem Leben geschehen ist, dass so von Gott nicht vorgesehen war, dann darfst Du wieder heiraten.

Herzliche Grüsse - Veronika

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© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.