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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

May 20, 2016

Endlich habe ich einen supertollen Freund – und nun bin ich völlig in Panik, weil ich ihn sexuell nicht begehre

by Veronika Schmidt in keine Lust, Küssen, Liebe, Partnerwahl, Selbsterfahrung, Selbstverantwortung, Sex vor der Ehe, sexuelle Komponenten, weibliche Sexualität, Meistgelesen!, 2016


panik.ipg
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Liebe Veronika

Vor 10 Jahren bekehrte ich mich und war seitdem Single, da ich mir unbedingt einen christlichen Partner wünschte, aber auch kein "weltlicher" potentieller Mann in dieser Zeit in meinem Leben auftauchte. Nun lernte ich über ein christliches Portal einen Freund (30 Jahre) kennen. Dies ist der feinste Mann, den ich jemals getroffen habe. Ich hatte vor meiner Bekehrung viele kurzzeitige verletzende Beziehungen.

Aber nun hat mich völlig die Panik gepackt, weil ich feststellen muss, dass mich mein Freund sexuell nicht anzieht. Ich bin wirklich verzweifelt, da ich ihn so toll finde, wir so viel lachen, ich ihm absolut vertrauen kann, wir dieselben Hobbies teilen, viel unterwegs sind usw. Da ja in den Gemeinden nur über Sex als „Verbot von Sex vor der Ehe“ gesprochen wird, habe ich mich nun 10 Jahre damit beschäftigt, wie ich es schaffe, ohne Geschlechtsverkehr in die Ehe zu gehen. Jetzt stelle ich völlig entsetzt fest, dass das gar nicht mein Problem ist. Keine meiner Freundinnen hat so etwas erlebt. Für meinen Freund ist es ein harter Schlag, denn er empfindet ganz anders.

Ich will ihn nicht verlassen, möchte aber auch nicht zu denen gehören, die sich nach ein paar Jahren eingestehen müssen, sämtliche Warnzeichen ignoriert zu haben. Hast Du mir bitte irgendwelche Gedanken zu meinem Dilemma? Es ist heutzutage so schwer, jemanden wie ihn zu finden... ein autonom denkender Christ. Vielleicht noch was zu meiner Vergangenheit... Mein Vater hat meiner Mutter stets ihre sexuelle Unlust vorgeworfen und sie als frigide bezeichnet.

Ich wäre Dir für eine Antwort sehr dankbar, da ich echt nicht weiss, was ich tun soll.

Ganz liebe Grüße, Klara, 33 Jahre


Liebe Klara

Deine Situation bringt selbst mich ins Schwitzen. So gerne würde ich Dir sagen wollen, hey, so einen tollen Mann findest Du nicht wieder – Sex ist nicht das Wichtigste im Leben. Denn Du hast vollkommen Recht, gute christliche Männer gibt es nicht wie Sand am Meer. Andererseits bin ich natürlich genau mit denjenigen Menschen konfrontiert, zu denen Du in ein paar Jahren nicht gehören willst. Die ohne sexuelles Begehren geheiratet haben, in der Hoffnung, das werde sich dann schon einstellen – hat es aber nicht. Auf jeden Fall nicht von selbst.

Bist Du wenigstens verliebt? Es gibt nämlich das sexuelle Begehren und das Liebesbegehren. Beides kann ohne das andere vorhanden sein. Liebesbegehren äussert sich in der Sehnsucht nach dem geliebten Menschen und man verspürt ein Bedürfnis nach verliebter Nähe, Zärtlichkeit und Zuneigung, ohne jedoch genitale Erregung zu spüren. Sexuelles Begehren stellt sich in der Vorstellung ein, mit sich selbst oder mit einer anderen Person sexuell aktiv zu werden. Das hat eine erregende Wirkung und löste den Erregungsreflex im Geschlecht aus. Doch wenn Du bei Dir weder das eine noch das andere findest, würde ich schon sehr genau hinsehen.

Um sexuell zu begehren, braucht es ein Minimum an sexueller Anziehung für die andere Person. Einen besten Freund sollte man nicht zwingend heiraten, auch wenn der Liebste idealerweise natürlich bester Freund sein sollte, aber eben mit Benefits von sexuellem und Liebesbegehren. Normalerweise merkt man schon beim Küssen und all den Vorstufen von Sex, ob man sich körperlich anzieht oder nicht. Darum finde ich es schlimm, wenn gesagt wird, dass man auch mit Zärtlichkeiten vor der Ehe warten sollte. Ich muss den andern begehren können. Wenn ich den anderen gerne rieche, schmecke, wenn er mich gerne halten kann, wenn Schmusen und Küssen schön sind, dann geht auch der Sex.

Vielleicht bist Du ja verliebt und magst ihn wirklich sehr. Dann würde ich Eurer Beziehung eine Chance geben, sofern Du Dich in der Zwischenzeit mit Deiner Sexualität aktiv auseinandersetzt. Mein Buch LIEBESLUST aber auch das Buch WEIBLICH, SINNLICH, LUSTVOLL oder MAKE LOVE helfen Dir dabei, sofern Du nicht nur liest, sondern auch anwendest und übst. Um sexuell zu begehren braucht es nicht nur die Anziehung des Liebespartners, sondern auch eine Erotisierung von Dir selbst und Deinem Geschlecht. Du solltest Dich selbst in Erregung und Dein eigenes Geschlecht lustvoll finden, mal ganz unabhängig von der anderen Person. Wenn dem nicht so ist, braucht es Übung durch Berührungs- und Erregungserfahrungen, wodurch auch die entsprechenden Synapsen im Hirn gebildet und Wahrnehmung der Lust möglich werden.

Ihr seid zwar nicht mehr blutjung, aber doch auch noch nicht so alt, um die letzte beste Gelegenheit ergreifen zu müssen. Letzthin habe ich mich mit zwei Freunden über genau dieses Dilemma unterhalten. Denn wir leben tatsächlich in einer Welt, auch wir Christen, in der Verlieben offenbar sehr schwierig geworden ist. Verlieben, aber auch Binden. Der eine plädierte für wieder mehr Vernunftehen, weil schnell geschlossene Liebesheiraten in seinem Umfeld offenbar oft scheitern. Der andere vertrat die Meinung, und dazu tendiere auch ich, dass man doch mindestens ein bisschen oder wenigstens in der ersten Zeit verliebt sein sollte. Natürlich schreibe ich hier auf dem Blog, dass man lernen kann, seinen Partner zu lieben, ebenso, wie man lernen kann, sexuell zu begehren. Aber das schreibe ich an Menschen, die schon in einer Ehebeziehung sind. Doch zu einer Ehe ermutigen, wo das eine oder das andere oder sogar beides fehlt?

Vielleicht wäre eine Sexualberatung angebracht, wenn Du Sex generell nicht magst und nicht einfach nur Deinen Freund nicht sexuell anziehend findest. Ich denke, es wäre zudem nicht schlecht, mal über die Geschichte Deiner Eltern und Deine eigenen schlechten Beziehungserfahrungen zu reden. Es könnte nämlich auch sein, dass Du Dich mehr zu „Badboys“ hingezogen fühlst, die Dich zwar schlecht behandeln, aber einen gewissen sexuellen Reiz auslösen.

In diesem Fall wären ein paar grundsätzliche Gedanken zur Partnerwahl vom Paartherapeuten und Experte in Sachen Beuteschema Stefan Woinoff hilfreich. Er sagt, sein Beuteschema zu ändern sei oft schwierig. Selbst wenn man wisse, dass einem bestimmte Menschen nicht wirklich gut tun, heisse das noch lange nicht, dass einen die schädlichen Personen auf einmal nicht mehr anziehen. Ein wichtiger Schritt sei es, auch Personen eine Chance zu geben, die rational den richtigen Kriterien entsprechen, auch wenn sie nicht sofort Schmetterlinge in den Bauch zaubern. Vielleicht beginne dann die Beziehung nicht über das Hochgefühl der Verliebtheit, sondern es sei ein steter, langsamer Weg bis zur Liebe. Das wäre zwar weniger romantisch, aber langfristig erfolgreicher. Und in vielen Fällen gesünder. Flugzeuge im Bauch seien kein Gütesiegel für die wahre Liebe.

Liebe Klara, Dich entscheiden für diese Beziehung kannst letztlich nur Du. Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesen Zeilen ein paar hilfreiche Gedankenanstösse geben.

Herzlich - Veronika

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May 13, 2016

Meine Frau stellt mich sexuell auf's Abstellgleis

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, Fragen, keine Lust, Konflikte, Liebe, Lust, Midlife-Crisis, Selbstverantwortung, Stress, Zusammenleben, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Hallo Veronika

Schon seit längerer Zeit fühle ich mich von meiner Frau (55) sexuell aufs Abstellgleis geschoben. Es gibt seit einer gefühlten Ewigkeit keinen Sex mehr. Sie hat immer fadenscheinige Ausreden und dadurch wird unsere Beziehung schwer belastet. Welche Hilfen und Tipps kannst Du anbieten?

Beste Grüsse, Victor, 59 Jahre


Lieber Victor

Hast Du es Deiner Frau schon mal gesagt, wie Du Dich fühlst - abgeschoben? Es ist etwas vom Schwierigsten in einer Paarbeziehung, miteinander darüber zu reden, was einen zutiefst beschäftigt. Es ist schon schwierig genug, seine eigenen Bedürfnisse dem Partner mitzuteilen. Aber noch schwieriger wird es, einander zu sagen, wo wir in der Beziehung leiden. Zwischen Deinen Zeilen lese ich, dass es Euch, wie übrigens vielen anderen Paaren auch, nicht gelungen ist, eine intime Kommunikation über die lange Dauer Eurer Beziehung aufrecht zu erhalten oder überhaupt zu entwickeln. Doch Kommunikation ist der Schlüssel, damit es beim Sex oder sowieso in der Beziehung klappt. Jemand mit viel Menschenkenntnis und Bucherfahrung sagte mir kürzlich: „Ich finde Dein Buch toll, wirklich, aber ich befürchte, dass einige Paare auf ein weiteres Buch angewiesen wären, das ihnen aufzeigt, wie man denn über Sex oder überhaupt miteinander spricht.

Aus Deinen Zeilen meine ich auch herauszuhören, dass sich bei Euch einiges an Frust angestaut hat über die Zeit. Es geht beim Sex nie nur um Sex. Du kannst davon ausgehen, dass Deine Frau ebenfalls nicht ganz glücklich in Eurer Beziehung ist. Darüber und über Dein eigenes Unglücklichsein solltet Ihr unbedingt sprechen. Oft schafft man das nach einer gewissen Zeit der Sprachlosigkeit aber leider nicht mehr alleine. Wenn das bei Euch so sein sollte, holt Euch Hilfe von aussen.

Wenn Ihr Euch grundsätzlich gut gesinnt seid und einfach Anregung braucht, um über Sex zu reden, dann könnten Euch folgende zwei Bücher helfen:

  • THINK LOVE – das indiskrete Fragebuch – von Ulrich Clement
  • DAS PAAR-DATE – miteinander über alles reden – von Caroline Fux und Joseph Bendel

Oder lest Euch gegenseitig mein Buch LIEBESLUST vor und wendet das Gelesene ganz praktisch an.

Eine schöne Beziehung und offene Gespräche sind nicht gratis. Wir brauchen die Fähigkeit, uns mit dem anderen zu verbinden, ihm Gegenüber zu sein, uns mitzuteilen und mit einer gewissen Intensität zu kommunizieren, zu der auch konstruktive Auseinandersetzungen gehören. Jede Form intimer und intensiver Kommunikation lässt ein Paar sich gegenseitig zu engen Vertrauten werden. Sex schließlich ist die intimste Form von Kommunikation. Deshalb scheitern viele Paare, die nicht miteinander sprechen können, auch in ihrer Sexualität.

Auch wenn es dabei mal zum Streit kommt - so ganz nebenbei - richtig streiten macht den Sex besser! Richtig streiten gibt Reibung, und Reibung erzeugt Wärme. „Richtige“ Auseinandersetzung bringt Innigkeit und Lebendigkeit. „Richtige“ Auseinandersetzung hat mit einer harmonischen Leidenschaft zu tun, die nicht destruktiv ist. Glückliche Paare streiten um dieselben Dinge wie unglückliche Paare. Nur führen diese Konflikte beim glücklichen Paar nicht zum trennenden Krach oder zum Rückzug. Glückliche Paare reagieren mit Einsicht, Entgegenkommen und Angeboten. Sie haben gelernt, miteinander auszuhandeln, zum Beispiel auch den Sex. Sie können besänftigend kommunizieren, weil sie wissen, dass ihre eigenen Gefühle nicht die ganze Wahrheit sind. Sie können um Verzeihung bitten auf eine Art, dass der andere diese annehmen kann. Sie stehen einander kritisch gegenüber, was manchmal nicht ohne Vorwürfe möglich ist. Aber wer lernt, Vorwürfe als wichtigen Hinweis für persönliche Entwicklungen zu sehen, kann sie für sich und die Beziehung fruchtbar machen. 

Heute kennen viele Menschen wichtigste Gesprächsregeln wie Ich-Botschaften, keine Vorwürfe, keine Schuldzuweisungen und keine Interpretationen. Doch meistens fehlt es daran, dass die eher schwierigen Gespräche wirklich stattfinden. Dass dafür Rahmen und Zeit geschaffen werden. Denn selbst in der Kommunikation geübte Paare drücken sich, wenn es darum geht, den Dingen genauer auf den Grund zu gehen. Deshalb mein Tipp an Dich: Verschone Dich selbst oder Deine Frau nicht länger vor unangenehmen oder schmerzhaften Ehrlichkeiten. Du brauchst nicht den Holzhammer hervor zu holen, sondern den Stier bei den Hörnern zu packen. Sprich zu Deiner Frau – stelle ihr Fragen. Fragen zu Eurem Sexleben bzw. dem nicht existierenden Sexleben. Weisst Du, was Deine Frau an Dir oder Eurer Beziehung stört? Worüber sie ebenfalls nicht glücklich ist? Du kannst nicht einfach so wissen, was in ihr vorgeht. Und ebenso, wie wir verlernen können, darüber zu sprechen, wie es uns geht, was uns beschäftigt, woran wir leiden, können wir es auch wieder erlernen. Aber Ihr müsst es tun. Und letztendlich auch den Sex einfach wieder mal tun.

Ich wünsche Dir viel Mut für den ersten Schritt.
Herzliche Grüsse - Veronika

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April 29, 2016

Darf ich wieder heiraten?

by Veronika Schmidt in Aufreger, Ehe, Fragen, Gleichberechtigung, Gott, Konflikte, Liebe, Midlife-Crisis, Partnerwahl, Selbstverantwortung, Sünde, Zusammenleben, Scheidung + Wiederheirat, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Mit Kopfnicken habe ich den Artikel über Dich in der Pro 2/16 gelesen. Du sprichst mir aus der Seele.

Meine eigene christliche Ehe ist leider nach 18 Jahren jetzt zu Ende. Meine Frau hat einen anderen Mann kennengelernt – übers Internet... Mittlerweile ist sie ausgezogen. Unsere 3 Kinder (15, 12, 10) sind über die Woche bei ihr und am Wochenende bei mir. Tausend Gedanken und Fragen gehen durch meinen Kopf, ich wollte mit dieser Frau alt werden. Aber ich habe nun beschlossen, dass mein Leben weitergeht. Schon wegen meiner Kinder.

Die Frage, die mir mit Blick in die Zukunft unter den Nägeln brennt, ist, ob und unter welchen Umständen ich irgendwann wieder eine Frau haben darf. Laut biblischer Aussage ist so ziemlich alles Ehebruch, was sich aus dieser Situation heraus ergeben könnte - oder? Ich würde mich sehr freuen, Deine Meinung dazu zu hören!

Mit freundlichen Grüßen
Jonas


Lieber Jonas

Selbstverständlich darfst Du wieder eine Frau haben. Je nach Umgebung, in der Du Dich bewegst, musst Du Dich vielleicht etwas warm anziehen deswegen. Immer wieder sitzen in meiner Beratung geschiedene Menschen, denen von geistlichen Gesetzeshütern gesagt wird, sie dürften das nicht, und vor Gott wären sie immer noch verheiratet. Oder sie sagen Singlemenschen, sie dürften Geschiedene nicht heiraten und man würde sie auch nicht trauen. Sie nehmen ihre Rechtfertigung dazu aus der Bibel. Gerade in Bezug auf Scheidung, Wiederheirat und Sexualität allgemein macht der Mensch mit den biblischen Worten etwas nach seinem Gutdünken. Dazu zitiere ich Felix Ruther bereits im BLOG-Beitrag "Wie meinst du das?". Er sagt dazu: „Und er kann mit ihnen machen, was er will. Die Bibel kann sich nicht wehren. Ob der Mensch damit auch den Willen Gottes trifft, steht auf einem anderen Blatt. (…) Wir können uns also aus der Bibel den Tod holen oder das Leben. (…) Die Frage ist, wenden wir die Worte aus der Schrift an wie Gerichtsparteien, um Recht zu behalten? Oder reichen wir uns die Schriftworte wie ein Stück Brot, um einander zu nähren? (…) Das moralische Ideal der Christen findet sich nicht in einem geschriebenen Text, sondern in Jesus, der das „lebendige Wort Gottes“ ist.“ (Magazin INSIST, April 2012, Stolpersteine in der Bibel)

Damit will ich auf keinen Fall sagen, Gott habe Scheidung vorgesehen. Nein, im Gegenteil. Jesus betont ganz klar, „du sollst nicht“. Aber er sagt nicht, „wenn du es tust, gilt meine Liebe Dir nicht mehr“. Vielmehr schützt er die Ehebrecherin davor, dass sie von den Selbstgerechten gesteinigt wird. Er setzt die Strafe ausser Gefecht, nach Jes 53,5: „Doch er war durchbohrt um unserer Vergehen willen, zerschlagen um unserer Sünden willen. Die Strafe lag auf ihm zu unserm Frieden, und durch seine Striemen ist uns Heilung geworden.“

Für mich gibt es keine Zweifel, dass Gott sich eine tiefe Einheit von Mann und Frau als gegenseitige gleichwertige Partner vorstellt, für immer, in aller Treue, ohne Treuebruch. Doch der Faktor Mensch hat diesem Wunsch von Gott einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Darum hat Gott durch Mose die Scheidung erlaubt und Jesus bestätigt, dass es sie gibt, „wegen der harten Herzen der Menschen“. (Mth 19, 4-9/Mk 10, 2-11) Er stellt aber auch unmissverständlich klar, dass das von Gott so nicht gedacht war.

Damals wie heute wollen Menschen ganz genau wissen, was man denn jetzt darf und was nicht. Jesus lässt sich darauf ein und sagt, „Ihr könnt es drehen und wenden, wie Ihr wollt, es ist einfach ein Treuebruch, sprich Ehebruch. Weil es so nicht vorgesehen ist. Punkt.“ Und er malt in diesem Zusammenhang vor Augen, wie wenig es braucht, um die Gemeinschaft der Ehe zu zerstören. (Mth 5, 28) Jesus sagt nicht, dass es nun keine Scheidung mehr geben würde und geschiedene Partner nicht mehr heiraten dürften, zum Beispiel in einer Lebenswelt wie der heutigen, die dafür auch ganz klare gesetzliche Grundlagen geschaffen hat.

Jesus und auch Paulus waren in ihrer Haltung zur Ehe und zum Ehebruch sogar sehr revolutionär und plädierten für eine ethisch höhere Eheform als zur Zeit des Alten Testaments. Bis dahin waren Entlassungen der Frau aus der Ehe, mehrere Ehefrauen, Nebenfrauen und sexuelle Ausschweifungen an der Tagesordnung. Indem Jesus die Ehescheidung bzw. Entlassungen für Mann und Frau verbot (wie vorausschauend von Jesus!), führte er wesentliche Veränderungen herbei, nämlich die Gleichheit der Geschlechter. Schade nur, dass Jesus in diesem Punkt dann jahrhundertelang ignoriert wurde. Doch zurück zum Thema. Damals bedeutete die höhere Eheform Schutz für die Frau. Frauen war es bis vor wenige Jahrzehnte nicht möglich, selbstbestimmt wie heute zu leben. Einen Mann zu verlassen oder von ihm verlassen zu werden, war ein grosser Makel oder gar der gesellschaftliche Tod. Zu biblischen Zeiten, wir reden von einer Zeitspanne von ein paar tausend Jahren, konnten Frauen sich nicht wehren, wenn Männer ihrer überdrüssig wurden. Deshalb zeigte Jesus den Männern auf, dass sie an ihren Frauen und an sich selbst schuldig würden, wenn sie leichtfertig entliessen und heirateten, wie es ihnen grad gefiel. So klar wie heute war weder die Ehe institutionalisiert und geschützt, noch waren im Fall von Scheidung Unterhalt und Kinderrechte so geregelt, dass ein wirtschaftliches Auskommen ausserhalb der Ehe möglich war.

Interessant an den Worten von Jesus ist, dass sie sich ganz klar auf eine partnerschaftliche und sexuelle Einheit des Ehepaares, also auf eine Beziehung der Ehepartner zueinander beziehen. Auch das ist revolutionär. Im Gegensatz zu bisher sollte sich das Eheverständnis nicht mehr an Kindern oder dem sozialen Wert (wirtschaftliche Versorgung) orientieren. Bei Jesus finden wir keinen einzigen Hinweis, der den Besitz von Frau, Kindern oder die biologische Fruchtbarkeit preist. Jesus hat also quasi die Liebesheirat erfunden! Wie modern! Daneben sind die wechselnden Lebensabschnittspartner unserer Zeit geradezu rückständig. Jesus will nicht, dass unsere Ehen scheitern. Er hat eine gottgewollte Paradiesehe vor Augen, wie von Anfang an gedacht. Aber trotzdem vergibt er Beziehungsschuld und nimmt sie auf sich. Übrigens auch die bereute Schuld aller anderer Bösartigkeiten des Herzens wie Unzucht, Diebstahl, Mord, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Vergnügungssucht, Neid, Verleumdung, Stolz und Unvernunft. (Mk 7,22)

Jede Ehegeschichte ist individuell. Wer will richten darüber, welche Gründe zum Scheitern führten, noch über denen für eine Wiederheirat? Darf man oder darf man nicht? Das ist meiner Meinung nach die völlig falsche Frage. Das Kriterium für eine Wiederheirat sollte sein, tut es mir gut oder tut es mir nicht gut. Habe ich meine Geschichte verarbeitet oder zerstört sie unbemerkt die neue Beziehung. Statistisch gesehen sinkt mit jeder weiteren Ehe die Chance, dass sie hält. Mit grosser Wahrscheinlichkeit scheitert sie am Unverarbeiteten. Ich rate Dir aus meiner Beratungserfahrung heraus, dass Du Dich mit Deiner Person, Deiner persönlichen Lebensgeschichte und Deiner Ehegeschichte auseinandersetzt. Das vor allem macht Dich fähig für eine neue Beziehung und hilft Dir, das Alte hinter Dir zu lassen, vorwärts zu schauen und nicht Deine alten Fehler zu wiederholen. Suche Dir eine Person Deines Vertrauens, die nicht moralisiert, sondern Dir zu verstehen hilft, was passiert ist. Denn meistens geschehen Affären nicht aus heiterhellem Himmel. Da könnte Eurer Ehe oder auch Deiner Frau aus Ihrer ganz eigenen Geschichte heraus, schon länger etwas Entscheidendes gefehlt haben.

Lieber Jonas, meine Meinung ist, wenn Du im Frieden damit leben kannst, dass etwas in Deinem Leben geschehen ist, dass so von Gott nicht vorgesehen war, dann darfst Du wieder heiraten.

Herzliche Grüsse - Veronika

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March 11, 2016

Wenn man Sex lernen kann - kann man dann auch lernen, einen Menschen zu lieben?

by Veronika Schmidt in Ehe, Partnerwahl, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Zusammenleben, Liebe, Gott, Konflikte, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

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Liebe Veronika

Danke, dass Du das Buch "Liebeslust" geschrieben hast. Du beschreibst darin sehr gut, dass befriedigender Sex „erlernbar“ ist. Eine Frage hätte ich noch. Kann man auch lernen, einen Menschen zu lieben? Wenn ja, wie stelle ich das an? Ganz lieben Dank Dir!

Richie, 42 Jahre


Lieber Richie

Ja, ich bin überzeugt, dass man lernen kann, einen Menschen zu lieben. Dass man lernen kann, diesen Menschen immer wieder neu zu lieben. Weil Liebe etwas ist, das man nicht einfach „hat“. Man kann die Liebe verlieren, man kann sie auch wieder gewinnen.

Aber auch wahr – viele Paare haben aufgehört, sich zu lieben. Sie glauben nicht mehr an die Geschichte ihrer Liebe. Dazu sagt Eva Illouz,  Professorin für Soziologie und Anthropologie in Jerusalem: „Liebe ist religiösem Glauben ähnlich: Jemanden zu lieben heisst, an etwas zu glauben, was er repräsentiert. Ich liebe, solange ich daran glaube, dass diese Person etwas darstellt, was mir wichtig ist: ihre Güte, ihre Integrität oder ihre Liebe. Irgendwann hören die Menschen auf, an diese spezifische Liebesgeschichte zu glauben, und denken: Ich glaub nicht mehr daran, dass du dieser großartige Mensch bist, besser als all die anderen; ich glaub nicht mehr, dass unsere Geschichte einzigartig ist; ich seh überall Leute mit besseren Geschichten. Sich zu entlieben heißt, aufzuhören, an den zu glauben, der Geliebter sein wollte.“ 

In der Beratung bin ich immer wieder konfrontiert damit, dass Menschen sagen, ich finde meinen Partner, meine Partnerin nicht mehr attraktiv. Eigentlich fand ich sie/ihn noch nie richtig schön. Eigentlich habe ich ein anderes Beuteschema. Unser Sex ist nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Der andere erfüllt meine Erwartungen nicht. Der andere ekelt mich an. Wir haben gar keinen Sex mehr. Ich habe einen Fehler gemacht, ich hätte diese Person nicht heiraten sollen. Es waren nicht die richtigen Motive.

Wahr ist – es gibt Paare, die haben geheiratet, ohne sich wirklich zu lieben. Man kann aus vielerlei Gründen heiraten. Zum Beispiel, um nicht allein zu sein. Um eine gewisse Sicherheit zu bekommen. Um gebraucht zu werden. Um jemanden zu retten. Um gerettet zu werden. Weil man sich verpflichtet fühlt. Weil man schon Sex hatte. Weil man ein Kind erwartet. Weil man schon zu lange zusammen ist. Weil man keinen Grund hat, es nicht zu tun. Mangels besserer Alternative. Gründe über Gründe, vielleicht gepaart auch mal mit Verliebtheit, vielleicht auch nicht.

Und schliesslich gibt es Paare, die einander erst richtig kennenlernen, wenn sie schon verheiratet sind, und dann aus allen Wolken fallen. Vielleicht weil sie ungute Signale nicht wahrhaben wollten. Oder aber im Laufe einer Ehe passieren Dinge, welche die Liebe grundlegend erschüttern und in Frage stellen. Natürlich – es gibt Grenzen des Erträglichen. Grenzen des sich Verleugnen. Feindesliebe ist die anspruchsvollste Liebe und manchmal gibt es Situationen, wo der andere tatsächlich der Feind in meinem Bett wird. Ich spreche nicht von erlebten Enttäuschungen, sondern von wirklich schwierigen Menschen. Manche Menschen zerstören durch ihr Verhalten jede nahe Beziehung. Darüber hat der Psychotherapeut Jörg Berger ein Buch geschrieben: „Stachelige Persönlichkeiten“.

Was immer Dich zu dieser Frage veranlasst – wenn Du es willst, kannst Du es versuchen, das Liebenlernen. Erst seit ungefähr drei Generationen ist Liebe der Hauptgrund, um zu heiraten. Das aber hat die Ehe nicht unbedingt stabiler gemacht. Weil Liebe sich ständig erneuern muss, weil sie lebendig ist und nicht statisch.

Wie wir das anstellen sollen, das Lieben, fragst Du. Der wichtigste Schritt dahin ist: LIEBE DICH SELBST. Es gibt das Buch von Eva-Maria Zurhorst mit dem Titel: „Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest“. Wer sich selbst liebt, macht das Geliebtwerden nicht mehr vom anderen abhängig. Verpflichtet den anderen nicht mehr, für mein Wohlbefinden zuständig zu sein. Kann die (überhöhten) Erwartungen an den anderen loslassen. Das tut der Liebe sehr gut. Das lässt Liebe gedeihen. Wir lieben nicht mehr, um geliebt zu werden, sondern um der Liebe willen. Weil wir Liebe leben wollen. Weil wir entspannt sind. Weil wir so aus der Opferhaltung herauskommen und aus dem Schmollen, Grollen und Beleidigtsein. Herauskommen aus den enttäuschten Erwartungen, die krank machen. Die meisten von uns erwarten, dass der andere uns gibt, was wir brauchen. Doch wir sollten unseren Mangel bei Gott stillen lassen und selbst gut für uns schauen. Uns selbst lieben. Dann wird es plötzlich möglich, das Liebenswerte im anderen zu sehen und uns gegenseitig gesund zu lieben.

Nicht nur erfülle Sexualität sondern auch die Liebe hat sehr viel mit unserer Vorstellungskraft zu tun. Wir können uns vorstellen, den anderen zu lieben. Wir können uns fröhliche Liebe vorstellen. Liebe ist wie ein Echo. Wer als Gestillter liebt, bekommt Liebe zurück. Wer fröhlich ist, bekommt Leichtigkeit. Wer zärtlich ist, bekommt Zärtlichkeit. Wer das Gespräch sucht, bekommt einen Gesprächspartner. Wer eine Unternehmung plant, bekommt Gesellschaft und Erlebnisse. Wer Gutes tut, tut sich damit selbst etwas Gutes. Wer verzeiht, befreit sich selbst. Wer einen Schritt auf den anderen zugeht, bekommt Frieden.

Lieber Richie, das wünsche ich Dir. Frieden in der Liebe. Herzlich - Veronika

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February 26, 2016

Mein Freund guckt Pornos und kommt nicht davon los. Ich würde ihm gerne helfen.

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Gott, Lust, männliche Sexualität, Porno, Selbstbefriedigung, Selbstverantwortung, Solosex, Sünde, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

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Liebe Veronika

Ich bin noch nicht so lange mit meinem Freund zusammen. Nun hat er mir gestanden, dass er seit seiner Pubertät pornosüchtig sei und nicht davon loskomme. Er hätte schon alles versucht und habe nun resigniert. Er war in der Seelsorge deswegen und besuchte auch eine Männergruppe, in der alle davon loskommen wollten, aber letztlich einander nicht helfen konnten. Ich liebe meinen Freund, aber dieses Thema stresst mich sehr. Ich fühle mich irgendwie herabgesetzt und gedemütigt. Was, wenn er nie damit aufhört? Ich möchte ihm helfen, kannst Du mir sagen, wie ich das anpacken soll?

Thilla, 27 Jahre


Liebe Thilla

Ich kann gut verstehen, dass es Dich stresst, dass Dein Freund Pornos guckt. Also hast Du das Problem beherzt zu Deinem eigenen Projekt gemacht. Doch das funktioniert auf diese Weise leider nicht. Damit landest Du in der Co-Abhängigkeit, in der plötzlich Du dafür verantwortlich bist, ob das Vorhaben gelingt oder nicht. Dazu kommst Du in die unselige Rolle der Kontrolleurin, was Eurer Beziehung und Dir selbst ganz bestimmt nicht gut tut. Dein Freund muss auf diese Weise keine Verantwortung für sein Handeln übernehmen. Ich muss Dich leider enttäuschen. Du kannst ihm nicht helfen, davon loszukommen, das muss er schon selbst an die Hand nehmen. Das einzige was Du tun kannst, ist, den Druck zu erhöhen, indem Du ihm sagst, dass es Dir stinkt, einen Freund zu haben, der Pornos konsumiert. In der Konsequenz würdest Du natürlich vielleicht auch eine Entscheidung provozieren, in der er wählt zwischen Dir oder seiner Pornosucht.

Das Wort Pornosucht ist eigentlich nicht ganz korrekt. Zwanghaft Pornofilme konsumieren ist keine Krankheit und ruiniert auch nicht direkt die körperliche Gesundheit. Der israelische Familientherapeut Haim Omer plädiert in seinem Buch Feindbilder – Psychologie der Dämonisierung sogar dafür, jegliches Suchtverhalten umzubenennen, damit der Mensch Verantwortung übernehmen muss. Damit er nicht die Sucht dämonisiert und zu einem schädlichen Objekt macht, auf das er keinen Einfluss nehmen kann. So nach dem Motto: „Das macht es einfach mit mir.“ Magersüchtige sollen sagen: „Ich verweigere das Essen. Ich hungere.“ Diejenigen mit Bulimie: „Ich kotze mein Essen raus.“  Übergewichtige: „Ich esse Zuviel.“ Oder eben ein Pornokonsument: „Ich schaue unglaublich viele Pornos und höre einfach nicht auf damit, obwohl es mir längst keine Befriedigung mehr verschafft.“

Doch wie könnte Dein Freund denn nun vom Pornoschauen wegkommen? Du schreibst, dass er vor allem seelsorgerliche Hilfe gesucht hat. Seelsorger arbeiten in der grossen Regel auf die Abstinenz hin und zwar von Pornokonsum und Selbstbefriedigung. Eine junge Frau schrieb mir letzte Woche, dass sie seit ihrem 13. Lebensjahr und über Jahre intensiv Pornovideos anschaute. Mit Hilfe eines Freundes hätte sie nun zwar den Ausstieg geschafft, falle aber ab und zu wieder zurück, und vor allem schaffe sie es nicht, mit der Selbstbefriedigung aufzuhören. Sie wollte von mir wissen, ob Gott Selbstbefriedigung gefällt oder nicht. Manchmal fühle sie sich danach nicht gut, aber manchmal eben doch.

Du siehst, Pornos konsumieren nicht nur Männer. Die Frauen sind mächtig am Aufholen. Die Gruppe religiöser Menschen ist weit vorne mit dabei. Weshalb? Meine These: Weil Sexualität nach wie vor das Tabuthema Nr. 1 ist und wir in der Kirche nicht anerkennen, dass Sexualität zum Menschsein und seiner Entwicklung einfach mit dazu gehört. Wo sollen denn die Menschen mit ihren sexuellen Bedürfnissen hin, wenn sie darüber nicht gelehrt werden? Körperfeindlichkeit ist der direkte Weg in sexuelle Ausschweifungen. Die Pornoindustrie dankt es den Kirchen.

Und weshalb kommen Menschen nicht von Pornos los, obwohl sie das möchten? Weil sie die Filme und die Selbstbefriedigung nicht entkoppeln. Ich habe schon einiges auf diesem Blog zu Selbstbefriedigung und Pornografie geschrieben. Darüber, dass man seinen Körper geniessen lernen sollte, damit die sexuellen Sehnsüchte gestillt werden und man so eher zu einem selbstbestimmten Genuss und weg von einem unkontrollierbaren Drang kommt.

Wenn Dein Freund wirklich davon loskommen will, würde ich ihm sehr ans Herz legen, eine professionelle Sexualtherapie aufzusuchen. Um das alleine zu schaffen, ist er vielleicht schon viel zu lange in diesem Muster drin. Ich hörte die Geschichte einer jungen Frau, die ins Kloster eintreten wollte. Doch sie hatte einen grossen Stress mit sich, weil sie mit der exzessiven Selbstbefriedigung vorher aufhören wollte, es aber nicht schaffte. Ihre Vertrauensperson im Kloster riet ihr, eine Sexualtherapie zu besuchen, nicht weil die Selbstbefriedigung das Problem war, sondern der grosse Druck, den die Novizin sich machte. Die aufgesuchte Sexualtherapeutin erklärte sich einverstanden damit, am Wunsch, mit Selbstbefriedigung aufzuhören, zu arbeiten, unter der Bedingung, dass die junge Frau sich erst darauf einlassen würde, ihre Solosexualität und ihren Körper zu geniessen.  Dieser Weg hat die Novizin schliesslich zum gewünschten Ziel gebracht.

Um die Frage der jungen Frau aufzunehmen - gefällt Gott Selbstbefriedigung oder nicht? Soll ich mich ausschliesslich gesund ernähren oder mir ab und zu Schokolade und Alkohol gönnen? Gott sagt nichts dazu, ob es ihm gefällt oder nicht. Zum Glück nicht – finde ich. Gott sieht das alles viel grösser, nicht so im Detail. Fürs Detail sind wir ganz allein zuständig. Auf jeden Fall sind die sexuellen Sehnsüchte und die körperlichen Fähigkeiten, diese zu stillen, in uns angelegt. In uns angelegt ist eine sexuelle Entwicklung und sexuelles Lernen gehört dazu. Selbstbefriedigung ist Selbsterfahrung und hilft, Freude an unserem Körper und der Sexualität zu bekommen. Erlernen müssen wir Selbstverantwortung und Selbstkontrolle. Wir leben und entscheiden ganz allein in aller Freiheit für uns selbst. Und über allem sollen wir von nichts beherrscht werden.

Liebe Thilla, ich wünsche Dir eine gewisse Distanz und Entspanntheit zum Problem Deines Freundes. Es hat auch in erster Linie mit ihm persönlich und erst danach mit Eurer Beziehung was zu tun. Unterstütze Ihn, indem Du ihm zwar Lösungswege aufzeigst, ihn danach aber auch wieder loslässt in die Eigenverantwortung.

Herzliche Grüsse - Veronika

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© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.