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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

February 17, 2017

Dreimal Sex die Woche und immer noch unzufrieden

by Veronika Schmidt in Beckenschaukel, Ehesex, keine Lust, Konflikte, Lust, männliche Sexualität, Orgasmus, Schmerzen beim Sex, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Stress, weibliche Sexualität, Zusammenleben, 2017


illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

Hallo Veronika

Der Sex beschert unserer Ehe regelmässig Krisen. Seit Jahren herrscht bei uns Sexfrust. Nachdem wir bei Dir auf einem Seminartag waren, von dem ich mir die Beckenschaukel mit nach Hause genommen habe, fühle ich mich im Sex wirklich emotional verbundener. Das ist wunderbar. Nur ist das Problem, dass mein Mann nach unseren 12 Ehejahren einfach schon maximal frustriert ist.

Aus meiner Sicht sieht er die kleinen Schritte nicht mehr, die ich gehe. Inzwischen ist für mich unser Sex besser geworden und sehe ihn für mich nicht mehr so als Belastung. Mein Mann wünscht sich, dass ich mich rasiere und schöne Unterwäsche anziehe, und das bekomme ich auch hin, ohne mich verbiegen zu müssen. Wir versuchten im letzten Jahr, uns zum Sex dreimal die Woche zu verabreden, was für mich eine ganz gute Lösung war. Denn dann wusste ich, an den anderen Tagen habe ich Zeit für mich. Mein Mann war mit der Lösung aber nicht glücklich. Jetzt war unser Krach über den Sex das erste Mal so schlimm, dass ich mich gefragt habe, ob unsere Beziehung das auf Dauer schafft, obwohl ich finde, ich bin im letzten Jahr grosse Schritte gegangen.

Ich habe lange auf meinen ersten Freund gewartet, für den ich mich aufheben wollte. Ich hatte keine sexuellen Erfahrungen vor meiner Ehe und bis dahin noch nie einen Orgasmus. Mein Mann ist einige Jahre älter und lebte vorher einige Jahre in einer eheähnlichen Beziehung. Die Hochzeitsnacht fand ich nicht besonders schön und seinen Penis nicht erotisch. Ich hatte mir das irgendwie romantischer vorgestellt. In den Flitterwochen befielen mich dann erst einmal Trichomonaden und ein Scheidenpilz, den ich die ersten Ehejahre überhaupt nicht mehr loswurde. Ichhatte überhaupt keinen Spass am Sex. Einen Orgasmus konnte ich zwar bekommen, aber der Weg dahin war fürchterlich mühsam. Ansonsten versuchte ich, es meinem Mann recht und ihn glücklich zu machen.

Mein Mann wünscht sich von mir Lust und dass ich ihn verführe. Ich aber wollte lange abends am liebsten meine Ruhe und ein schönes Buch, wenn die Kinder endlich im Bett waren. Auf jeden Fall wollte ich nicht noch etwas leisten müssen. Beim Sex gingen meine Gedanken oft spazieren. Zum nächsten Einkauf oder zu dem einen oder anderen akuten Problem. Ich hatte keine Ahnung, was mich gedanklich heiss machen könnte. Im letzten Sommer hat mir dann meine Tante, eine Therapeutin, das Buch von Nancy Friday über erotische Fantasien von Frauen empfohlen. Das Meiste darin fand ich echt widerlich, aber das eine oder andere hat mich angemacht. Ich denke mir, es ist in Gottes Interesse, wenn ich beim Sex mit meinem Mann mehr Spass habe.

Meine aktuellste Not ist, dass für mich nur die Stellung „er oben – ich unten“ wirklich lustvoll ist. Bei allen anderen Stellungen muss ich mich mit der Hand abmühen oder einen Vibrator nehmen. Doch damit kann ich es meinem Mann nicht recht machen. Oben zu sein ist für meinen Mann zum einen zu anstrengend und auf die Dauer zu langweilig. Sex, der für mich toll ist, ist für ihn langweilig - Sex den er toll findet, ist für mich gerade mal erträglich.

Insofern wünscht er sich andere Stellungen, die ich dann halt mache. Klar bekomme ich irgendwann einen Orgasmus, das ist dann für mich eher mehr Pflichtprogramm als Genuss. Eigentlich will ich das nicht mehr. Ich möchte den Sex geniessen, und nicht für einen Orgasmus arbeiten müssen, der dann oft einfach nur dürftig ist. Nun meint mein Mann, dass er sich nicht mehr für meinen Orgasmus zuständig fühlen möchte. Das ist kein Problem für mich, vorausgesetzt er ist nicht enttäuscht, wenn ich halt keinen habe. Ich habe viel zu lange mitgemacht, um ihn zufrieden zu stellen. Mittlerweile sehe ich das als Sackgasse.

Ich wäre echt froh wenn du uns weiterhelfen könntest.
Liebe Grüsse Beatrice, 38 Jahre


Liebe Beatrice

Das ist Deine Sicht der Dinge, ich weiss, und es wäre gut, auch die Deines Mannes zu kennen. Trotzdem erlaube ich mir mal ganz provokativ zu ihm und vielen anderen unzufriedenen Männern zu sagen: "Wenn Ihr nicht die Verantwortung für Euren eigenen Orgasmus übernehmt, wenn ihr Eure sexuelle Zufriedenheit an Eure Frau delegiert, wenn ihr Eure Frauen mit Euren sexuellen Erwartungen unter Druck setzt, dann seid ihr Egoisten und lausige Liebhaber."

Das heisst selbstverständlich nicht, dass Dein Mann für Deinen Orgasmus zuständig ist. Das bist Du selbst, und auf diesen Weg hast Du Dich bereits gemacht. Es ist gut, dass Du Deinen Mann nicht mehr zufrieden stellen willst. Weise ihn darauf hin, dass er selbst mit sich zufrieden sein muss. Dass er Sex nicht als Mittel zum Zweck sehen kann, um sich zu bestätigen und seinen Lebenshunger zu stillen. Und Du, beginne damit, Dich selbst zufrieden zu stellen, nicht nur sexuell, aber auch. Du kannst lernen, einen Orgasmus ohne Anstrengung zu bekommen. Dafür solltest Du erst einmal mit Dir selbst experimentieren. Das Buch „Komm, wie Du willst“ von Emily Nagoski kann Dir dabei helfen.

Sex haben heisst, eine Insel für Intimität zu schaffen. Doch ich kann aus Deinen Zeilen nicht erkennen, dass bei Euch Sex auch eine Dimension von Nähe, Zärtlichkeit und Verspieltheit hat. Leider können viele Männer aus diesen leisen Formen der Zuwendung und Erotik keine Erfüllung nehmen. Ihnen wurde schon in der Kindheit das Fühlen abtrainiert. Die Entdeckung der Innenwelt und die Suche der Selbstliebe kann für Männer ein langwieriger und auch schmerzhafter Prozess sein. Männer sind sich nicht gewohnt, sich selbst zu lieben. Den Mangel spüren sie trotzdem. In der Folge tritt anstelle von Selbstliebe Selbstsucht, Sexsucht oder Arroganz und Abwertung anderer. Am ehesten riskieren Männer Einsicht und emotionale Öffnung, wenn sie vermittelt bekommen, wie sie tatsächlich zu tief erfüllendem Sex kommen können. Denn oft erfüllt sie ihre Art, wie sie Sex leben, im Grunde doch nicht, weshalb sie meinen, dieses Ziel mit der Häufigkeit wett machen zu können. Mit dem rechten Wissen und der ihnen entgegen gebrachten Wertschätzung kann aus überzogenen Sexerwartungen erfüllender Sex als Ausdruck von wirklicher Selbstliebe werden.

„Langweiliger“ Sex kann sehr lustvoll sein, wenn man die Lust aus sich selbst und seinem Körper zu wecken und nehmen weiss." 

Ein lustvolles, jahrelang andauerndes Sexleben nährt sich daraus, wie es sich anfühlt, nicht, wie es aussieht und welche Kicks es bringt. Dein Mann aber scheint sich selbst und seinen Körper nicht sehr bewusst wahrnehmen zu können. Deshalb braucht er Kicks wie Stellungen, Intimrasur und Wäsche, um in Gang und zu Lust zu kommen. Es ist gegen alle diese Dinge überhaupt nichts einzuwenden, sofern sie auch Dir Spass machen. Doch Dein Mann sollte dringend lernen, seine Lust daraus zu nehmen, dass Sex auch Dir Genuss bringt. Daraus, dass Dein Genuss genauso wichtig ist wie seiner.

Ein Mann, der mit dreimal Sex die Woche nicht zufrieden ist und keinen Bock auf eine „anstrengende“ Stellung hat, die Dir mehr Empfindungen ermöglicht, hat definitiv ein Problem. Ein eigenes. Die Blick-Sexberaterin Caroline Fux meinte mal zu einem ebenfalls unzufriedenen „Dreimal-die-Woche-Mann“: „Nimm diesen Sex oder gar keinen.“ – und dass „… die meisten Eltern von kleinen Kindern nur davon träumen können, zwei- bis dreimal Sex pro Woche zu haben.“ Ihre Aussage auf Eure Situation bezogen bedeutet, abwechslungsreicher und spontaner Sex in Langzeitbeziehungen wird glorifiziert und geplanter und „langweiliger“ Sex abgewertet. Sexuelle Spielarten werden überladen mit irgendwelchen Fantasien und Illusionen, die mit „normalem“ Sex  in normalen Beziehungen nichts zu tun haben.

Liebe Beatrice, ich vermute, auf Euch wartet eine Auseinandersetzung mit Eurer Paarsexualität, Eurer Paarbeziehung, mit Euch selbst und Eurer Persönlichkeit. Deshalb würde ich Euch zu einer Sexualberatung bei einer ausgewiesenen Fachperson raten.

Herzliche Grüsse – Veronika

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February 10, 2017

Was ist bloss mit den Männern los?

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, falsche Scham, keine Lust, Lust, männliche Sexualität, Porno, Selbstbefriedigung, Selbsterfahrung, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Sünde, Zusammenleben, 2017


wasistlos.ipg
wasistlos.ipg

Hallo Veronika

Seit eineinhalb Jahren sind mein Mann (33) und ich nun verheiratet und seit der Hochzeit haben wir nur selten und nie spontan Sex. Meinem Mann fehlt die Lust. Ich würde gerne viel häufiger mit ihm schlafen. Aber jegliche "Verführung" kommt nicht an. Diese Ablehnung verletzt mich sehr. Ich würde mich nur schon über einen leidenschaftlichen Kuss im Alltag freuen.

Wir sind beide christlich aufgewachsen und hatten vorher nie Geschlechtsverkehr, konnten aber vor unserer Hochzeit kaum die Finger voneinander lassen. Doch sobald wir offiziell durften, war von dieser Leidenschaft fast nichts mehr zu spüren. Mein Mann hat mit anderen Frauen vor mir schon gewisse sexuelle Erfahrungen und konsumierte regelmässig leichte Pornografie und onanierte. Obwohl er das aktuell nur noch sehr selten tut, verletzt mich das ebenfalls.

Wir haben schon oft alles beredet. Er weiss nicht, warum er keine Lust hat oder sich selbst befriedigt. Und den Sex den wir haben, findet er jeweils sehr schön. Könnte die fehlende Leidenschaft von unseren gemeinsamen Erfahrungen vor der Ehe herrühren, also von der Sünde, welche echte befreite Intimität verhindert? Oder habe ich falsche Erwartungen an ihn? Trotz unserem kleinen Kind fehlt es in meinen Augen eigentlich nicht an Gelegenheiten, in welchen Intimität Platz hätte.

Liebe Grüsse Leonie, 30 Jahre


Nach Ulrich Clement ist die uralte Frage des Mannes: „Bin ich gut?“, die der Frau: „Bin ich gemeint?“. Stimmt beides, dann ist alles gut, egal was die beiden tun.

Liebe Leonie

Mit kleinen Abweichungen erreichen mich ähnliche Fragen immer wieder. Es scheint in unserer heutigen Zeit schwierig zu sein, Sex zu einer Gewohnheit zu machen. Wir finden irgendwie für alles Zeit, nur nicht für den Sex. Und Tausenderlei Möglichkeiten, uns davon abzulenken. Wie auch das Paar Mitte Dreissig, seit einem Jahr verheiratet, das schreibt, ihr Sex habe sehr wenig Raum im Alltag. Sie treiben Sport, kochen gemeinsam, gehen ins Kino, arbeiten beide und irgendwie sind sie für den Sex immer zu müde.

Die Hormone der Verliebtheit und die Aufregung des „Verbotenen“ geben anfänglich einen Kick, der sich irgendwann verflüchtigt. Und nun ist sehr entscheidend, ob wir Lust gelernt haben, die aus uns selbst kommt. Männer finden manchmal Sex genauso anstrengend wie viele Frauen. Vor allem den ersten Schritt, weil sie auf die Lust warten, die nicht einfach von selbst kommt. Und weil die Lust nicht von selbst kommt, fühlen sie sich als Versager, als Mann und als Mensch. Manchmal befriedigt er sich selbst oder schaut im Internet einen Porno, aber oft nur, um den Motor in Gang zu halten und sicher zu gehen, dass er noch funktioniert. Lustvoll findet er das oft gar nicht. Die Zahl der Männer, die explizit sagen, sie haben keine Lust auf Sex, nimmt deutlich zu. Aber es nimmt auch die Zahl der Frauen zu, denen Sex wichtig ist und wichtig bleibt über die Jahre. Deshalb wohl bringt dieSuchanfrage „Was ist bloß mit den Männern los?“ im Internet über 1 Million Ergebnisse.

Der stille (oder auch laute) Vorwurf der Frau erhöht den Druck und erstickt seine Lustgefühle im Keim. Bei mir in der Beratung zeigt sich die männliche Unlust auffallend dort, wo Paare erst nach der „dranghaften“ Zeit, also nach Dreißig heiraten. Und vor allem dann, wenn der Mann, das Paar bis anhin wirklich enthaltsam lebte. Bei Euch kam zudem schnell ein Kind. Auch Schwangerschaft und Geburt hinterlassen bei Männern manchmal Irritationen in Bezug auf den Sex.

Lust lernen gegen Lustlosigkeit

Was für die Lustlosigkeit vieler Frauen gilt, gilt auch für den Mann. Er sollte Lust üben, Sicherheit, Technik und Routine gewinnen. Macht Euch auf einen gemeinsamen Weg, Erotik und Erregung in aller Feinheit wahrnehmen zu lernen. Plant feste Zeiten im Alltag ein, zu denen Ihr Euch fürs Üben verabredet. Zudem sollte Dein Mann seine Selbstbefriedigung (ohne Porno) nützen, um eine gute Technik für den Paarsex zu erforschen und seine Empfindungen dabei gut wahrzunehmen. Die Art und Weise, wie sich ein Mann jahrelang erregt, oft mit starker Reibung und Druck auf den Penis, lässt ihn feine Nuancen der Lust gar nicht spüren. Das kann man aber ändern. Lasst Euch als Paar ohne Druck auf Nähe, Zärtlichkeiten, Schmusen und Experimente ein. Setzt Euch nicht unter Erfolgsdruck. Ganz entscheidend sind der Kopf, der Beckenboden, die Bewegung des Körpers und der Atem, der alles in Lust verbindet (Beckenschaukel), siehe LIEBESLUST.

Und setzt Euch mit Euch selbst auseinander. Die hindernden Faktoren rund um die Sexualität sind viel weniger entscheidend, als die Grundfrage der Identität als Mann (und Frau). In der Frage, wer ich bin als sexuelle Person, finden wir eine Spur. Sexualität ist nicht ein Nebenaspekt von Spaß, sondern eine zentrale Ausdrucksform von Persönlichkeit. Zu sich kommen und bei sich sein, das sehen Experten als eigentliche Voraussetzung für eine glückliche Sexualität, völlig unabhängig davon, wie viel oder wenig Testosteron ein Mann im Blut hat.

Liebe Leonie, nimm den Druck weg von Deinem Mann und mache Dich auch selbst auf den Weg zu Deiner eigenen Sexualität. Ich glaube nicht, dass seine Vorerfahrungen der Hinderungsgrund sind, sondern eher Eure mangelnde Erfahrung in der Paarsexualität. Als die Frau eines lustlosen Mannes fragst Du Dich, was mit Dir oder mit Euch nicht stimmen könnte. Und Du fühlst Dich, wie viele andere Frauen in dieser Situation, unbegehrt, zurückgewiesen gedemütigt und ungewollt. Doch nicht Du trägst die Schuld, und auch nicht Eure Vorgeschichte, das kann ich Dir versichern. Aber bezeichnenderweise redest Du in Bezug darauf von „Sünde“. Ich denke, Gott hat bei weitem nicht so grosse Probleme damit, wie wir Christen aufgrund unserer Moralvorstellungen. Unsere Bewertung im Kopf ist sehr entscheidend dafür, Lust unbeschwert geniessen zu können, und Lust so zu erleben, dass wir mehr davon wollen.

Macht Sex zu einer Gewohnheit, wie all die anderen Tätigkeiten in Eurem Leben auch. Das gelingt am besten, indem Ihr Sex in die Woche einplant. Nur so wird er zu einem ständigen Begleiter Eurer Liebesbeziehung. Wer nur alle paar Wochen Sex hat, kommt nicht auf einen Spass-Level, der bewirken würde, mehr davon zu wollen.  Für den Spass muss Sex erst erlernt werden, denn mit einem Partner zusammen findet man ihn oft anstrengend, weil ungewohnt. Wer Sex plant, hat mehr Übungsgelegenheiten. Es ist ein Mythos zu denken, spontaner Sex mache mehr Spaß. Spaß macht vor allem, was wir gut können. In diesem Fall die entwickelten sexuellen Fähigkeiten. Einige sind darin natürlich schon Naturtalente, andere brauchen Informationen und Anleitung. Wenn wir erotischen Fähigkeiten zusammen üben und anwenden, um Sex lustvoll zu gestalten, geschieht viel weniger, dass wir beim verabredeten Sex nicht richtig in Schwung kommen.

Erotischen Fähigkeiten bedeuten, zu wissen wie wir zusammen am besten in Erregung kommen. Schon beim Küssen und Streicheln kann man vielleicht noch einiges dazulernen. Es gibt Männer, die wissen genau, wie sie ihre Frau anfassen müssen, aber es gibt auch solche, die darin sehr ungeschickt sind. Und es gibt Frauen, die wissen ihren Männern Freude zu bereiten, aber andere sind völlig passiv im Sex. Viele Männer finden es schön, wenn die Frau ihre Lust zeigt. Das ist, was Frauen lernen können – ihre Lust zu empfinden, zu steigern und zu zeigen. Und man kann sich sehr wohl zu Lust verabreden. Weil Lust sowohl im Kopf als auch im Körper geweckt wird. Ich wecke und erhalte mir über den Tag hinweg die Lust auf den erotischen Augenblick hin, indem ich bewusst meine Aufmerksamkeit auf meine Genitalien lenke und meinen Körper entsprechend bewege und wahrnehme. Wer Gedanken und Gefühle gut steuert, kann innerlich vorbereitet auf erotische Momente zugehen.

Ich habe den Eindruck, dass Ihr beide noch ein grosses Potenzial zu entdecken habt. Versuche, Deinen Mann für Gespräche über seine Empfindungen und einen gemeinsamen Lernweg im Sex zu gewinnen, indem Du ihm sagst, dass Du Dir das sehr wünschen würdest und es Dir wichtig sei. Macht feste Termine ab. Macht ab, wie Du Dich ihm nähern darfst. Macht Schmusezeiten ab ohne Sex. Mein Buch LIEBESLUST kann euch helfen. Auch MAKE LOVE von Ann-Marlene Henning, ihre Video Blogs www.doch-noch.de und ihre Fernsehsendungen MAKE LOVE geben euch viel Anregung. Und habt den Mut, Euch dem Thema nochmals von einer neuen Seite zu nähern. Von der, dass Ihr nicht auf Lust wartet, sondern Lust weckt, indem Ihr Sex zu einer Gewohnheit werden lasst.

Herzliche Grüsse - Veronika

Tipp: “Die Lustlosigkeit der Männer“, das lesenswerte Interview vonAnouschka Roshani mit Ulrich Clement
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January 20, 2017

Starke Frauen - starke Männer

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, Gleichberechtigung, Gott, Liebe, Partnerwahl, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Zusammenleben, 2017


luthers.ipg
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Martin Luthers Frau als Vorbild für eine starke Frau

«Neben jeder starken unabhängigen christlichen Frau steht ein starker unabhängiger Mann, der diese Tatsache aushält und begrüsst. Das hat ganz eigentlich mit befreiter Sexualität zu tun. Katharina von Bora und Martin Luther lassen grüssen.»

Vor 500 Jahren hatten Luther, Zwingli und Co. den Mut, Glaubenssätze und Traditionen, die von der Kirche als einzige Wahrheit verkauft wurden, zu hinterfragen. Nach wie vor sind die Kirchen reformbedürftig. Livenet bringt daher Thesen zur Inspiration. Heute meldet sich die Sexologin, Beraterin und Autorin Veronika Schmidt zu Wort.

Sex, Rollenbilder und Gleichstellung haben einen direkten Zusammenhang. Vor allem für die Frau ist befreite Sexualität entscheidend für ihre ganzheitliche Entwicklung. Wer's nicht glaubt, schaue über den Tellerrand in andere Teile der Welt um festzustellen, wie das Leben von Frauen ohne sexuelle Selbstbestimmung aussieht. Sie haben weder Bildung noch Entwicklungschancen. Eine sexuell freie Frau hingegen ist in ihrer Persönlichkeit, ihrer Partnerschaft und Gesellschaft frei.

Katharina – selbstbewusst und unkonventionell

Solche Paarvorbilder brauchen wir. Eines davon finden wir 500 Jahre zurück in Katharina von Bora und Martin Luther. Luther heiratet Katharina, «um den Teufel zu ärgern». Sie war eine starke Persönlichkeit und das Paar Luther zwei sich liebende Hitzköpfe, die sich zeitlebens respektierten und herausforderten. Die beiden führten eine beispielhafte Ehe auf Augenhöhe und lebten eine von Gnade, Freude und Humor erfüllte Partnerschaft. Eleonore Dehnerdt* schreibt, dass dies vor allem Katharinas «unbeugsamem Selbstbewusstsein» zu verdanken war.

Martinus war nicht Katharinas erste Wahl. Aber nachdem sie ihre grosse Liebe nicht heiraten durfte, entschied sie sich für den Mann, der ihr die besten Entwicklungsmöglichkeiten bot. Das war eine kluge Wahl. Katharina war gebildet, konnte lesen, schreiben und beherrschte Latein. Sie kam aus der Klosterwelt, in der sie als Frau kein «minderwertiger» Mensch war, wie es das damalige Gesetz behauptete. Sie lebte selbstständig, zielsicher, fackelte nicht lange, bevor sie etwas tat und hielt sich auch nicht an Konventionen.

Sexualität als Grundlage von Erfolg

Wo sind heute die selbstbewussten Katharinas? Seit Jahren werden Frauen an Frauenanlässen ermutigt, sich toll, wunderbar und liebenswert zu finden. Doch wann endlich kommt die Botschaft: «So, jetzt wissen wir alle, wie wunderbar wir sind. Jetzt brechen wir auf zu grossen Taten und erobern uns die Welt.» Ich behaupte, diese Botschaft kommt nicht, weil Sex an Frauenveranstaltungen kein Thema ist. Nicht mal ein Hauch davon. Doch aus sexueller Selbstsicherheit und der daraus entspringenden Selbstbestimmung kommt weltverändernde Kraft. Das sah wohl auch Luther so. Er war ein sexueller Rebell. Betonte die ungezähmte Natur der Sexualität als ein natürliches Bedürfnis. Nicht nur in Bezug auf die Lust des Mannes, sondern vor allem auch auf die Befriedigung der Frau.

Das Ehepaar Luther definierte für sich ein unübliches Rollenbild. Katharina redete mit, brachte sich ein, praktisch und intellektuell. Sie war äusserst erfolgreich und sicherte das wirtschaftliche Überleben aller, die im Hause Luther ein- und ausgingen: Kindern, Studenten, Gelehrten, Fürsten. Luther gab sein altes Frauenbild unter Katharinas Gegenwind bald fröhlich und erleichtert auf. Das sollte uns heute Vorbild sein. Die veränderten gesellschaftlichen Beziehungen der Geschlechter bewegen einiges, auch in der christlichen Lebenswelt. Dass manchmal Männer sich nicht aktiv entwickeln in eine veränderte Gesellschaft hinein, daran ist nicht die Entwicklung der Frau schuld, sondern dass Männer sich nicht damit auseinandersetzen, wer sie sind und sein möchten. Viele Männer verabschieden sich gerne vom patriarchal-religiösen Rollenverständnis und teilen erleichtert die Verantwortung. Nicht mehr Richtig oder Falsch sollten die Rollenfrage, Familienarbeit und Erwerbstätigkeit bestimmen, sondern allein die persönliche Situation und die spezifischen Talente des Paares. 

*Eleonore Dehnerdt: «Katharina – Die starke Frau an Luthers Seite». 2015. Brunnen Verlag Giessen

These erschienen auf Livenet am 14. Januar 2017

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November 4, 2016

Die "Warten"-Lüge

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Bibel, das erste Mal, Gleichberechtigung, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Sex vor der Ehe, Sünde, Zusammenleben, 2017


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Immer wieder komme ich mit jungen Erwachsenen ins Gespräch über ihr Warten mit dem Sex. Davon, dass sie warten, sind sie fest überzeugt. Sprechen wir dann aber weiter, kommt schnell heraus, dass sie nicht nur schmusen, kuscheln, küssen und zärtlich sind, sondern dass sie nackt und mit allem Drum und Dran Liebesspiele bis zum Orgasmus haben. Also, alles – nur nicht „richtigen“ Geschlechtsverkehr.

Zu dieser frommen Wartetechnik inklusive Analverkehr gibt es ganz böse Filmchen aus den USA im Netz. Nur war mir bisher nicht bewusst, dass selbst ernsthafte Christen in Europa inzwischen glauben, die „Warte-Barriere“ bestehe einzig und allein beim Scheideneingang.


Ich fragte eine 28jährige Frau, wie sie denn darauf komme, dass richtiger Sex erst beim Geschlechtsverkehr beginne. Und ich fragte sie, weshalb, wenn sie doch als Paar das alles schon täten, sie denn nicht grad richtig Sex hätten. Ausser natürlich vielleicht um nicht schwanger zu werden. Kann man übrigens trotzdem, wenn man nicht aufpasst. Davor erörterten wir, weshalb ihre Art Sex zu haben oder eben ihre Art Nicht-Sex zu haben bei ihnen beiden bereits einige sexuelle Störungen zeigt und für ein späteres lustvolles Voll-Sex-Leben hinderlich sein könnte.

Die Frau erklärte mir, dass wenn sie richtigen Geschlechtsverkehr habe, sie ja quasi den Ehebund vor Gott besiegeln würde, weil dann das Blut vom Hymen fliesse. Davor aber sei es das eben nicht. Das war nicht allein ihre Meinung, sondern offenbar das aller ihrer Freundinnen. Und das gaben sie auch so anderen weiter. Also Blut gleich Bund.  Dazu schrieb ich schon mal was in "Du hebelst grundlegende Ordnungen Gottes aus". Ich war total perplex. Ich dachte echt, solche Geschichten seien vor allem Internet-Stories aus Amerika. Wie zum Beispiel die, dass eine junge Frau ihrem Vater an der Hochzeit ein Zertifikat vom Arzt überreichte, welches ihr noch intaktes Hymen bezeugte. Dass das intakte Hymen ein absolutes Muss ist, hören wir zu genüge von jungen Musliminnen. Auch diese haben Analverkehr, um das Hymen intakt zu halten. Die chirurgische Wiederherstellung des Jungfernhäutchens boomt. Im Internet kann man Jungfernhäutchen-Attrappen mit Blut bestellen, die man in der Hochzeitsnacht einführt. Diese Frau erzählte mir dann auch, dass sie selbst mit dabei war an einem Seminar in den USA, wo über ihrer Gruppe von Frauen gebetet wurde, dass ihre Hymen wieder hergestellt werden.

Ich wollte von ihr wissen, ob sie das denn nachkontrolliert habe. Eine andere Frau erzählte mir mal, weil ich ihr dieselbe Frage stellte, sie hätte nicht nachgeschaut, aber sie hätte starke Schmerzen später beim ersten Sex mit ihrem Mann gehabt und es hätte auch etwas geblutet. Eine Vagina, die „nicht gebraucht“ wird, verengt sich wieder und kann beim ersten Sex nach langer Abstinenz schmerzen. Sex kann auch einfach schmerzen, weil die Muskeln angespannt sind, was bei Nervosität durchaus der Fall ist. Blut kann auch wegen einer kleinen Hautverletzung durch die ungewohnte Reibung fliessen. Gynäkologisch gesehen lässt ein wie auch immer aussehendes Hymen nicht auf Sex schliessen und auch nicht auf keinen Sex. Auch nicht eine Blutung. Abgesehen davon gibt es auch Frauen, die überhaupt kein Hymen haben. Von gar nicht vorhanden bis so dick und fest, dass es vom Arzt geöffnet werden muss - es gibt einfach alles. Unter diesem Link findet Ihr alles Wissenswerte zum Jungfernhäutchen.

Dieser heilige Gral des Jungfernhäutchens – er ist einfach nur Humbug. Unbiblische Mythologie. Es braucht überhaupt kein Blutzeichen. Zur Erinnerung – das Opfer ist vollbracht! Und sowieso nähme mich noch Wunder, wo denn dann das überprüfbare heilige Gralszeichen der Jungfräulichkeit des Mannes ist. Es kann doch nicht unser Ernst sein, dass Gott sowas wichtig sein soll. Es geht doch um ganz andere Dinge.

Frauen brauchen für ihren Selbstwert und ihr Selbstgefühl kein „intaktes“ Jungfernhäutchen, und schon gar nicht als Rechtfertigung für ihre Würde. Sondern sie brauchen zu wissen, wer sie sind und welchen Stand sie haben in Gott. Und sie sollten sich behaupten können, wenn sie gar keinen Sex wollen, er aber unbedingt schon. Die Mythologie um das Hymen hat mit magischem Denken zu tun und gar nichts mit befreiendem Glauben. Es hat auch gar nichts mit Aufklärung zu tun. Statt uns aufs Hymen zu stürzen, sollten wir junge Menschen über Sex aufklären. In Workshops zum Umgang mit Sexualität gehören Informationen zur Sexualität, zum Körper, zur sexuellen Entwicklung, wie man mit sexuellen Sehnsüchten umgeht, wie man Verantwortung und Eigenverantwortung entwickelt, sexuelle Selbstsicherheit und ein gutes Selbstgefühl usw. Da wäre so viel möglich, was junge Menschen echt wissen möchten. Aber dafür muss man sich dieses Wissen erst aneignen. Um Verhaltenscodexe und Hymen-Mythen zu predigen braucht man kein Wissen über Sexualität, tut aber so, als wisse man Bescheid.

Ein junger Mann fragte mich neulich ebenfalls danach, was warten heisst, und meinte: Aber man kann doch auch angezogen einen Orgasmus haben, ist denn das o.k.? Dieser Mann möchte wie viele andere die Grenze bis zum Äussersten ausreizen. Natürlich kann man das. Aber meiner Ansicht nach hat das nichts mit warten zu tun. Warten hat etwas mit Verzicht zu tun. In diesem Fall mit verzichten auf Sex. Sprich, auf sexuelle Befriedigung zusammen mit einem anderen Menschen. Was junge Menschen heute tun, ist warten ohne zu verzichten. Das ist ein Widerspruch in sich. Niemand muss verzichten – aber nennt es um Himmels Willen nicht warten.

Die Frau war am Ende unseres Gesprächs ziemlich betreten. Sie sagte, sie hätte allen gesagt, sie würde warten, und wäre auch sehr stolz darauf gewesen. Aber nun sehe sie, dass dem gar nicht so sei. Daraus nun zu schliessen, man könne jetzt voll aufs Ganze gehen, wenn ein bisschen Sex auch Sex ist, meine ich damit nicht. Ich bin überzeugt, es gibt gute Gründe, zu warten und sich langsam an die Sexualität heranzutasten und auch gewisse Grenzen nicht zu überschreiten. Ein grosses Problem ist ja, dass wir der Sache überhaupt ein Label aufkleben müssen. Müssen wir aber nicht. Geht auch niemanden etwas an. Und selbst diejenigen, die sich nicht anrühren vor der Hochzeit, müssen ja nicht ein Schild „gewartet“ vor sich hertragen. Jesus nennt die Menschen, die rausposaunen müssen, was sie tun „Heuchler“. Allein im Matthäusevangelium 13 Mal.

Es gibt sehr gute Gründe zu warten. Der wichtigste ist, sich erst einmal überhaupt auf andere Weise kennen und immer besser kennen zu lernen. Dann würde vielleicht nicht geschehen, womit ich auch öfters mal konfrontiert bin. Dass Menschen zwar Sex miteinander haben, sich aber partout nicht entscheiden können, den Bund fürs Leben zu schliessen, weil sie sich nicht zu hundert Prozent sicher sind, dass sie den anderen wirklich „so fest“ wollen. Weil es gravierende Dinge gibt, die stören. Abgesehen davon, dass die heutige Generation Paarungswilliger sich tatsächlich extrem schwer tut, sich zu binden, und ihre Ansprüche zum Teil unerfüllbare Dimensionen haben, könnte es eben sein, dass man ohne Sex schneller rausfindet, das es nicht stimmt. Und man würde besser lernen, auf einem hohen Niveau zu kommunizieren, sagt eine Studie. Oder man würde merken, dass man gar nicht miteinander kommunizieren kann. Sex ist in Bezug all dieser Dinge ein schlechter Ersatz für eine gelingende Partnerschaft.

Unsere Zeit hat etwas ganz Kostbares verloren. Ich habe es schon letzte Woche angesprochen. Das Sehnen und Freuen und Verzichten. Die Bibel sagt, dass es Geduld bewirkt und die Geduld Bewährung und die Bewährung Hoffnung (Römer 5, 3-5). Alles Dinge, die uns zu verantwortungsvollen, gefestigten, sozialkompetenten Menschen mit Charakter machen. Zu Menschen mit einer Herzenbsbildung. Es gibt nicht nur im Glauben, sondern auch im Leben etwas Verheissenes, dessen Geheimnisse sich einem nur erschliessen, wenn man verzichten und warten kann.

Ich glaube, ich habe hier im Blog genügend betont, dass Sex richtig sein kann aber auch falsch. Dass jedes Paar für sich die Verantwortung tragen soll und muss. Vor allem zu erwachsenen Menschen sage ich: "Ihr seid niemandem Rechenschaft schuldig. Es geht niemanden was an, was ihr tut. Ihr müsst nicht verzichten, aber bitte nennt es nicht warten auf den St. Jümpferleinstag." :-)

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October 28, 2016

Auf Sex warten und Sehnsucht liess uns in die Pornofalle tappen

by Veronika Schmidt in falsche Scham, Küssen, Liebe, Lust, Porno, Selbstverantwortung, Sex vor der Ehe, Sünde, Zusammenleben, 2017


Sehnsucht
Sehnsucht

Liebe Veronika

Mein Freund und ich sind seit 3 Jahren zusammen. Eine baldige Hochzeit liegt auf Grund des Studiums nicht drin. Seit wir zusammen sind, halten wir uns schön "brav" an den Grundsatz "Kein Sex vor der Ehe". Inzwischen wird dieser Vorsatz für uns immer schwieriger umzusetzen. Allerdings hält mein Freund daran sehr fest. Das Problem ist – wir sind stattdessen in die Falle gerutscht, unsere sexuelle Sehnsucht mit pornografischen/erregenden Bildern zu kompensieren.

In meinen Augen ist dieses Verhalten eine viel größere Sünde, als Sex vor der Ehe zu haben. Doch wir sehen das nicht gleich. Für mich jedenfalls ist Pornographie absolut keine Option. Wir bräuchten dringend einen Rat.


Viele Grüsse, Letizia 22 Jahre


Liebe Letizia

Es ist schon eine Weile her, dass Du mir Deine Frage im Blog gestellt hast. Normalerweise schreibe ich eine kurze Antwort zurück und teile der Fragestellerin oder dem Fragesteller mit, wann die Frage ausführlich beantwortet und veröffentlich wird. Doch das kann ich nicht, weil Du mir Deine Mailadresse auf dem Formular nicht hinterlassen hast. So weiss ich jetzt auch nicht, ob Dich die Antwort erreicht.

Die Frage nach der grösseren Sünde wird Euch nicht weiterbringen. Weil (angenommene) Sünde bewusst zu tun, grundsätzlich ein schlechtes Gewissen nach sich zieht. Ihr werdet somit Eure Sexualität von Anfang an mit Scham behaften, was langfristig ein ziemlicher Lustkiller ist. Für diesen Mechanismus spielt es nur bedingt eine Rolle, ob es jetzt Pornografie oder der Sex vor der Ehe ist.

Pornografie ist für Dich wohl deshalb keine Option, weil Du vermutlich, wie die meisten Frauen, diese gar nicht cool findest. Wenn es Dich trotzdem erregt, bedeutet das gar nichts. Der Erregungsreflex funktioniert automatisch und ist nicht zu kontrollieren. Er schaltet sich selbst dann über die Augen ein, wenn Du das Gesehene gar nicht attraktiv findest. Für Dich müsste es etwas fürs Gemüt sein - also wenn schon, dann richtigen Sex, reale Gefühle. Da würdest Du Nähe, Zärtlichkeit, Romantik und sexuelles Begehren finden. Hingegen ist für Deinen Freund Pornografie durchaus eine Option, weil viele Männer Pornos geil finden und sie daraus Befriedigung nehmen – und meistens auch sexuell Dampf ablassen – sprich sich einen runterholen. Wobei, es gibt Ausnahmen. Es gibt auch Männer die sagen: „Wenn ich Pornos anschaue, sehe ich nur Ejakulationen ohne jede Ekstase. Ich kann nicht verstehe, was Männer daran toll finden …“. Und ja, das sind wohl eher Männer, die richtigen Sex und den Unterschied kennen.

In einigen Beiträgen hier auf dem Blog findest Du Ausführungen zu Sex vor der Ehe. Zusammengefasst heissen die: Ihr müsst das selbst mit Euch und Gott klären. Es ist Eure Verantwortung – es ist Euer Leben. Martin Dreyer, Gründer von den "Jesus Freaks", sagt im diese Woche erschienenen Interview zu seinem neuen Buch "Der vergessene Jesus":  "Sexualität ist etwas Göttliches, etwas nur Gutes, ein Riesengeschenk, das Jesus uns gemacht hat. Wir sollten als Jesusnachfolger mehr darüber nachdenken, wie wir dieses Geschenk in dankbarer Weise auspacken, ausleben und genießen können. Wir wissen, dass Jesus ein normaler Mann war. Er hatte alle menschlichen Bedürfnisse, die die Wissenschaft heute kennt. Ich finde es vollkommen abwegig zu glauben, dass Jesus nicht auch sexuelle Gefühle kannte. Auch wenn er sie vielleicht nie mit einem Menschen ausgelebt hat. (…) Überall wo ich das sage, schreien Christen auf. Vielleicht auch, weil Jesus ihnen plötzlich zu nahe kommt. Nicht nur ins Herz, sondern auch in die Hose." Er habe das Buch geschrieben, sagt Dreyer, weil er überall ein verzerrtes, krampfiges und viel zu moralisches Christentum erlebe, ohne viel Freude. Er aber könne bei Christus von all dem nicht viel entdecken.

Was will ich damit sagen? Ihr solltet dringend für Euch die Sexfrage gründlich klären, auch Euren Zeithorizont und Eure Bedürfnisse und Wünsche. In Eurem Dilemma stecken viele Paare, die nicht einfach innert nützlicher Frist heiraten können. Und ich habe volles Verständnis für Eure Sehnsüchte. Euer jetziges Verhalten tut Euch aber nicht gut. Wenn Ihr wirklich warten wollt, solltet Ihr auf sexuelle Stimulation verzichten. Damit meine ich nicht Zärtlichkeiten, Küsse und Schmusen, sondern explizite Stimulation von Körper und Hirn. Wenn Du keine Pornos schauen willst, dann setze durch, dass Ihr keine Pornos schaut. Wenn Dein Freund keinen Sex vor der Ehe will, dann steckt zusammen den Rahmen ab, in dem Ihr Euch wohl fühlt. Wenn Ihr wollt, dann verzichtet auf Beides und richtet Eure Sehnsucht auf andere Dinge. Sublimieren sagt man dem. Wenn Eure sexuellen Sehnsüchte zu stark werden, dann stillt sie bei Euch, aber nicht zusammen.

Macht Euch Gedanken, wie Ihr Eure Beziehung auch im Detail leben wollt. Verpflichtet Euch darauf und plant Eure gemeinsame Zeit im Voraus und haltet dann daran einigermassen fest. Pflegt und vertieft auf andere Weise Eure Beziehung, lernt Euch immer besser kennen und erlebt andere positive Dinge miteinander. Oder aber klärt, ob Ihr „Es“ doch tut, oder ab wann und unter welchen Bedingungen Ihr es ihn Zukunft tun wollt, aber in Freiheit und bewusst geplant und nicht aus dem Affekt heraus und aus Frust, oder weil Ihr denkt, damit würdet Ihr der Pornofalle entkommen.

Dazu möchte ich Euch zu bedenken geben: Euer jetziges Muster ist nicht hilfreich für Euer späteres Liebesleben. Ihr programmiert Euer Hirn darauf, sexuelle Erregung aus pornografischen Darstellungen zu nehmen, statt aus der Wahrnehmung und Bewegung des Körpers. Also speichert Euer Hirn, „pornografische Darstellungen bringen die Erregung.“ Nun könnt ihr Euch vorstellen, wie sexuell erregend Euer Hirn dann einmal Euch selbst in Eurer Nacktheit findet und was Ihr im Sex tut, gemessen an den Pornobildern. – Gähn! Ich hatte schon solche Paare in der Beratung, die jahrelang eine Art Ersatz-Sexualität gelebt haben und dann beim richtigen Sex fanden: „Ist das jetzt alles?“ Die mussten richtig von Grund auf „normale“ Sexualität lernen und sie schön finden.  

Und nun zur Sehnsucht. Sehnsucht könnte man definieren als „Krankheit des schmerzlichen Verlangens“. Sie ist ein inniges Verlangen nach einer Person, einer Sache, einem Zustand oder einer Zeitspanne. Sie bezieht sich auf Etwas oder Jemanden, den man liebt oder begehrt. Sie ist mit dem schmerzlichen Gefühl verbunden, den Gegenstand der Sehnsucht nicht erreichen zu können. Was hat Sehnsucht für eine Funktion? In der Sehnsucht kann man für eine gewisse Weile das perfekte Leben haben. Sie hilft, mit der eigenen Unfertigkeit, mit Verlusten und dem nicht-perfekten Leben umzugehen. Zum anderen kann Sehnsucht dem Leben eine Richtung geben. Sie kann einem dabei helfen, sich Ziele in den Lebensbereichen zu setzen, die einem besonders wichtig sind. Sehnsüchte haben und aushalten tut der Persönlichkeit gut. Doch wir heutigen Menschen haben das leider total verlernt. Wir meinen zu sterben, wenn wir Sehnsüchte nicht sofort stillen können. Das macht uns alle zu Junkies. 

Doch es ist wichtig, seine Sehnsuchtsgefühle kontrollieren zu können und sich ihnen nicht ausgeliefert zu fühlen. Sonst kann Sehnsucht zu Melancholie führen. Ältere Erwachsene sehen Sehnsüchte positiver als junge Erwachsene. Jeder Mensch kennt das bittersüsse Gefühl der Sehnsucht. Sehnsucht ist ein Ziehen in der Brust, es schmerzt, aber Sehnsucht ist auch ein schönes Schwelgen in den Vorstellungen von dem grossen Glück. Diese Vorstellung allein könnte grundsätzlich auch schon Glück sein. Das ist es ja, was langjährige Paare manchmal vermissen und deshalb vielleicht ihre Beziehung langweilig finden. Weil die Sehnsüchte fehlen, die einen in gewisser Weise auch lebendig fühlen lassen. Bitter macht die Sehnsucht dann, wenn wir wissen, dass das Begehrte unerreichbar ist, für immer. Doch Warten ist nicht gleich Unerreichbar.

In diesem Sinne wünsche ich Euch, dass Ihr offen und ehrlich miteinander über Eure Wünsche und Vorstellungen ins Gespräch kommt, den Mut habt, konkrete Ziele zu definieren und wie ihr sie erreichen wollt und die Stärke, sehnsuchtsvolle Gefühle auszuhalten. Herzliche Grüsse - Veronika

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© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.