Search
  • Home
  • Veronika
  • Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN
  • Übersicht alle Blogs
  • Video-Sex-Tipps
  • ENDLICH GLEICH! BUCH & BLOG
  • Deine Frage
  • Bücher LIEBESLUST & ALLTAGSLUST
  • Bücher bestellen
  • Interviews & Medien
  • Veranstaltungen
  • Literatur & Links
Close
Menu
Search
Close
  • Home
  • Veronika
  • Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN
  • Übersicht alle Blogs
  • Video-Sex-Tipps
  • ENDLICH GLEICH! BUCH & BLOG
  • Deine Frage
  • Bücher LIEBESLUST & ALLTAGSLUST
  • Bücher bestellen
  • Interviews & Medien
  • Veranstaltungen
  • Literatur & Links
Menu

Liebesbegehren – Veronika Schmidt

January 8, 2016

(Ehe-) Männer und Selbstbefriedigung

by Veronika Schmidt in Aufreger, Ehe, Ehesex, männliche Sexualität, Porno, Selbstbefriedigung, Solosex, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Wie ist es mit Selbstbefriedigung in der Ehe? Wie siehst Du das? Für mich ist es Stressabbau und ich fühle mich danach fitter. Ich habe gelesen, dass regelmässige Orgasmen vorbeugend wirken gegen Prostatakrebs. Ich bin verheiratet und wir haben vier Kinder.

Paul, 40 Jahre


Lieber Paul

Eigentlich spricht nichts dagegen, dass Du Dich selbst befriedigst, ausser dem Moralkodex natürlich. Und ja, es hat gewisse Vorteile, wenn Mann regelmässig Ejakulationen hat. Neben den von Dir schon erwähnten, erhalten sie auch die Erektionsfähigkeit, wenn man bis ins Alter noch Sex haben möchte. In jungen Jahren sorgt der Körper meist selbst für die Funktionstüchtigkeit des Sexualorgans, indem Mann spontane Ejakulationen in der Nacht hat. Diese sind ein Zeichen dafür, das alles in Ordnung ist. Es ist aber nun auch nicht so, dass es ungesund ist, wenn man nicht regelmässig ejakuliert. Wer keinen Sex hat und keinen Sex will, der wird keine gesundheitlichen Schäden davon tragen. Soweit die technischen Fakten.

Nun bist Du in einer Ehebeziehung, und da spielt es natürlich schon eine Rolle, was Deine Frau dazu meint, beziehungsweise, was das mit Eurer Beziehung macht. Es gibt Ehefrauen, die haben nichts dagegen und sind auch froh, wenn der Mann seine sexuellen Bedürfnisse ab und zu selbst befriedigt. Andere sehen es als Konkurrenz zur gemeinsamen Sexualität und fühlen sich betrogen. Im Laufe einer langen Ehe kann es Situationen geben, in denen es sogar sehr sinnvoll ist, dass beide Partner auch eine Solosexualität leben können, damit der andere nicht unter Druck kommt oder man nicht nach Kompensation ausserhalb der Ehe sucht. Trotzdem - wenn Du Deine sexuellen Bedürfnisse überwiegend mit Dir selbst erfüllst, wirst Du nicht sehr motiviert sein, noch Sex mit Deiner Partnerin zu haben, ja, überhaupt um ihre Nähe zu werben. Das jedenfalls sehe ich immer wieder in der Beratung. Es ist gut, wenn Ihr Euch als Paar darüber und überhaupt über Eure Sexualität austauscht. Wir alle haben Moralvorstellungen und Denkweisen verinnerlicht, die es uns erleichtern oder erschweren, mit Fragen rund um die Sexualität umzugehen. Ich ermutige Euch: Bleibt im Gespräch über Eure sexuelle Lerngeschichte, über Eure Vorstellungen, Ängste, Bedenken, Wünsche usw. Ein anregendes Büchlein dazu hat Ulrich Clement geschrieben: THINK LOVE – das indiskrete Fragebuch.

Du erwähnst, dass Selbstbefriedigung für Dich Stressabbau bedeutet. Sexualität hat vielfältigste positive Auswirkungen. Doch wie bei allen Genussmitteln ist die positive Wirkung vor allem davon abhängig, wie wir sie einsetzen. Wenn Stress und Selbstbefriedigung dich von Deiner Frau wegbringen, Deine Zeit fressen, welche Du für Wichtigeres bräuchtest, Dich in Gedanken gefangen nehmen, Dich abhängig von Pornografie machen, dann solltest Du die ganze Sache überdenken.

Nachdem sich jetzt doch schon viele Leute mit den Inhalten meines Blogs und meinem Buch beschäftigt haben, höre ich immer wieder: „Ja, ja, das ist schon in Ordnung, dass man Frauen zu Selbsterfahrung ermutigt. Aber Männer sollte man davon abhalten, die können nicht sinnvoll damit umgehen.“

Wo immer ich mit gläubigen Menschen über Selbstbefriedigung diskutiere, behaupten sie, Selbstbefriedigung gehe immer mit pornografischen Bildern einher, das sei anders gar nicht möglich. Für viele Menschen ist das eine ohne das andere kaum mehr denkbar. Weil Pornokonsum praktisch immer mit Selbstbefriedigung einhergeht, denken sie, das sei umgekehrt auch der Fall. Natürlich haben viele Männer unseres digitalen Zeitalters auf diesem Weg Bekanntschaft mit Selbstbefriedigung gemacht. Doch grundsätzlich entdecken besonders Männer ihr Geschlecht und die sexuelle Befriedigung ganz von alleine im Laufe ihrer Entwicklung. Wenn ich mit Männern in der Beratung über Selbstbefriedigung spreche, dann bestätigen mir alle, wie unterschiedlich sich Selbstbefriedigung mit und ohne Pornobilder anfühlt, also gefühlsmässig und körperlich unterschiedliche Empfindungen auslöst. Den Solosex an sich empfinden die Wenigsten als problematisch, ja geniessen ihn auch.

Für eine erfüllende, befriedigende und nicht pornofixierte Sexualität sollten Männer genauso wie die Frauen lernen, über die bewusste Bewegung des Beckenbodens ihre Körperwahrnehmung zu verbessern und ihre Fantasien anzuregen, also ihre eigenen inneren Bilder zu entwickeln, damit der Orgasmus ganzheitlicher erlebbar wird. So wird der ganze Körper Erregung empfinden können und braucht nicht Pornobilder für den entsprechenden Kick. Kürzlich fragte mich jemand, wenn Selbstbefriedigung okay ist, wieviel davon ist dann noch in Ordnung? Diese Frage muss jede Person für sich selbst beantworten. Wir sollten Selbstbefriedigung betrachten wie jedes Genussmittel. Man kann, muss es aber nicht konsumieren, und die Häufigkeit des Konsums bestimmt jeder Mensch für sich selbst. Ja, exzessiv gesuchte Wiederholung eines Genussmittels kann zu Sucht führen, egal, um was für einen Belohnungsreiz es sich handelt.

So zum Spass – hier noch ein paar Fakten zur Gesundheit von Sex:

Sex macht nicht nur Spass, sondern ist auch gesund. Sex ist gesund – auch in Form von Selbstbefriedigung. Eine über 10 Jahre dauernde Langzeitstudie der Universität im englischen Bristol kommt zusammengefasst zum Ergebnis: Je mehr Sex jemand hat, umso gesünder ist die Person. Ja, sogar sexuelle Fantasien sind bereits gesund. Man muss also noch nicht einmal unbedingt zur Tat schreiten, kann stattdessen die Augen schliessen, sich genüsslich zurücklehnen und erregenden Tagträumereien hingeben. Auch die Unterhaltung bzw. ein Flirt mit einer für den Mann ansprechenden Frau führt zu einer körperlichen Reaktion. Fantasie und Flirt produzieren im Gehirn verstärkt das sog. LH (luteinisierende Hormon), welches die Testosteronbildung im Hoden anregt. 

Testosteron ist nicht nur ein Schlankmacher. Testosteron ist massgeblich am Aufbau von Muskeln beteiligt. Sex liefert nicht nur die für den Muskelaufbau benötigten Hormone, sondern natürlich auch den erforderlichen Muskelreiz in Form von rhythmischer Bewegung. Auch die alleinige Erektion ist gesund und wünschenswert. Denn jede Erektion bringt frisches Blut in die Schwellkörper. Der Penis wird steif. Häufiges Versteifen trainiert den Penis, wodurch die Erektionsfähigkeit immer weiter verbessert wird.

Auch Küssen kann man der Gesundheit zuliebe. Durch Küssen wird nämlich die Produktion von Speichel gefördert, welcher beispielsweise reich an Immunglobulinen vom Typ A ist. Hierbei handelt es sich um körpereigene Antikörper des Immunsystems, die viele Krankheitserreger bekämpfen. Speichelfluss führt auch zu schönen Zähnen. Die erhöhte Speichelproduktion hält ausserdem längere Zeit nach dem Küssen noch weiter an.

Gesundheitliche Vorteile hat Sex jedoch nur, wenn es sich nicht gerade um einen Sekundenakt handelt, sondern mindestens zwanzig Minuten lang dauert, da erst jetzt die Produktion des Botenstoffes Dopamin angeregt und auch spürbar wird. Dopamin bewirkt einen intensiven und anhaltenden Stressabbau, so dass Sex nicht umsonst zu den Massnahmen eines ganzheitlichen Stressmanagements zählt. Die Ausschüttung von Endorphinen nimmt ebenfalls mit der Dauer der sexuellen Betätigung zu. Hierbei handelt es sich um dem Opium ähnliche Substanzen, die nicht nur zu einem Glückgefühl führen, sondern auch Schmerzen vergessen machen, wobei sie besonders intensiv gegen Kopf- und Gelenkschmerzen zu wirken vermögen. Es ist also empfehlenswert, bei Kopfschmerzen Sex zu wollen, anstatt Kopfschmerzen als Ausrede zu nehmen, keinen Sex zu haben.

Sex verbessert die Prostata-Gesundheit. Die Samenflüssigkeit des Mannes wird zu etwa 30 Prozent in der Prostata (Vorsteherdrüse) erzeugt. Beim Erreichen des sexuellen Höhepunktes zieht sich die Wandmuskulatur der Prostata zusammen und die Samenflüssigkeit wird in die Harnröhre gepumpt. Wenn der Mann an einer Entzündung der Prostata (Prostatitis) leidet, fördert jede Ejakulation zusätzlich das Ausschwemmen infektiöser Keime aus den unteren Harn- und Spermawegen. Somit dient jeder Samenerguss der Reinigung der Prostata.

Last but not least ist Sex ein Schlafmittel. Verantwortlich dafür ist das Hormon Oxytocin. Es ermöglicht, nach dem Sex in einen tiefen Schlaf zu fallen.

Also lieber Paul, ein "Gesundheit" auf Euer Sexleben!
Herzlich - Veronika

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS



December 11, 2015

Du hebelst grundlegende Ordnungen Gottes aus!

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Buch, Fragen, Gott, Sex vor der Ehe, Sünde, Selbstverantwortung, Homosexualität, Ehe, Meistgelesen!, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika,

Ich finde es sehr, sehr gut, dass Du ein Buch für Paare geschrieben hast und teile Deine Ansicht, dass es hilfreich ist, lustvolle Sexualität zu thematisieren. Auch die Bilder-Sache kann man für mich durchaus für hilfreich und gut befinden. Problematisch finde ich hingegen Deine Interpretation von biblischen Texten. Schade, dass lustvolle Sexualität und Gottes gute Lebensordnungen nicht beide Platz nebeneinander haben. Für mich untergräbst Du sowohl im Buch, in Interviews und im Blog klare biblische Aussagen, beispielsweise zu ausserehelichem Sex und Homosexualität. Das "unselige kein Sex vor der Ehe"? Homosexualität als gegebene Abweichung? "Wir sind nicht mehr im Paradies" als Erklärung und Rechtfertigung von Verhalten, das Gott als Greuel bezeichnet?

Ich bedaure sehr, dass Dein Buch, das so dringend notwendig wäre/ist, an diesem Punkt zu einer Beliebigkeit und Verwirrung beiträgt, die man meines Erachtens nicht noch unterstützen sollte. Nicht alle LeserInnen Deiner Stellungnahmen werden Dein Buch studieren. Und das, was Du zu Sex ausserhalb der Ehe oder zu Homosexualität sagst, widerspricht für mich teilweise schon recht eindeutig dem, was die Bibel über "Sexualität" und "Bund" schreibt und uns empfiehlt. Ich bezweifle nicht, dass es hilfreiche Aussagen und geistgeführte Ansätze in Deinem Buch gibt. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass das Anliegen für ein solches Buch vom Herzen Gottes kommt. Aber ich bin auch überzeugt, dass Geistesleitung grundlegende Ordnungen Gottes nie aushebeln wird, denn Gottes Gesetz ist Ausdruck seines Geistes. Anleitung zu lustvoller Sexualität? Unbedingt, wenn die "Lust am Gesetz des Herrn" dabei die Grundlage ist.

Susanne, 48 Jahre


Liebe Susanne

Du stellst ja keine Frage, aber ich möchte Dir trotzdem gerne eine Antwort geben. Ich erhalte viele Mails von dankbaren, erleichterten, begeisterten Lesern des Buchs und des Blogs. Aber mir ist schon klar, dass es auch skeptische Beobachter von mir und meinen Äusserungen gibt. Und nicht nur Beobachter, sondern auch aktive Vertreter einer vermeintlich ganz klaren Haltung der Bibel zu Sexualität, die sie so auch in der der Kirche und der säkularen Gesellschaft vertreten.

Alle diese Menschen unterstellen mir, dass ich die christliche Sexualmoral untergrabe und für Sex vor der Ehe plädiere. Das tue ich nicht, schon gar nicht für ausserehelichen Sex. Aber ich plädiere für Aufklärung, Wissensvermittlung und Berücksichtigung der Lebenswelt der Menschen in der Auslegung der Bibel. Das werde ich weiterhin tun in aller Beharrlichkeit, gerade weil ich weiss, dass geänderte Einstellungen höchst langsam vor sich gehen. „Das menschliche Gehirn hat den Wendekreis eines Tankers. Um sich zu ändern, braucht es Zeit, ein Ziel und einen klaren Kurs dahin“, sagt Psychologe John Hibbing.

Mit der „Lust am Gesetz des Herrn“, „recht eindeutig dem widersprechen, was die Bibel sagt“, meinst Du wahrscheinlich, was mir auch schon jemand gesagt hat: „Darüber, was die Bibel zu Sexualität sagt, müssen wir ja nicht diskutieren, das ist doch klar!“ – Totschlagargument – Diskussion beendet!

Für mich ist eben diese Diskussion nicht beendet. Da fängt sie gerade erst an. Weil ich seit über 20 Jahren mit Menschen spreche, die auf diese Weise totgeschlagen wurden. Und deshalb gibt es den Blog. Buch und Blog sind zwei verschiedene Dinge, aber Du hast schon Recht, sie lassen sich nicht trennen - weil sie aus demselben Herzensanliegen entstanden sind.

Ja, ich habe das gesagt im Livenet-Interview, das "unselige kein Sex vor der Ehe". Unselig daran ist, dass es die einzige Botschaft ist, die wir Christen zum Thema Sex haben. Unselig daran ist, dass wir Generationen von Menschen im Regen ihrer sexuellen Empfindungen stehen lassen und noch ein paar Gewitterstürme drüber prasseln lassen. Ein solcher Gewittersturm ist der von Dir erwähnte „Bund“. Dabei implizieren wir, dass „Bund“ in jedem Fall ein Bund mit Gott ist. Der Bund, von Gott mit dem Menschen geschlossen, ist ein heilsentscheidender Bund, einseitig von Gott beschlossen. Er betrifft einzig und allein die Beziehung von Gott zum einzelnen Menschen. Daraus haben wir ganz viele angeblich mit Gott verknüpfte Bündnisse gemacht. Allen voran den Ehebund. „Ehe“ und „Gottesbund“, "Sexualität" und "Gottesbund" in einem Atemzug – wo genau sollte das in der Bibel stehen? Hiob hat ganz freiwillig einen Bund mit seinen Augen geschlossen. Das hat Gott von ihm nicht verlangt und er ist auch nicht involviert. Schon gar nicht finde ich in der Bibel, dass junge Mädchen mit ihrem Vater einen Bund und diese beiden gemeinsam einen Bund mit Gott schliessen, jungfräulich in die Ehe zu gehen. Extrembeispiel der neuesten Art – eine junge Amerikanerin überreicht an ihrem Hochzeitsfest ihrem Vater ein Zertifikat des Arztes, dass ihr Hymen noch intakt ist. Ich persönlich finde solche Handlungen schräg – was genau soll das den Vater angehen? Oder die anwesenden Hochzeitsgäste?

Leider bringt uns auch die MORAL REVOLUTION in dieser Beziehung nichts Neues. Obwohl mit neuem positiven Ansatz, gefällt mir nicht,  dass nun das Moralisieren einfach durch Überidealisieren und Pathos ersetzt wurde. Die Schwachpunkte sind nach wie vor dieselben: Wissen und Information zu Körper, sexuelle Entwicklung und Sex werden keine vermittelt. Aber erwiesenermassen würde genau das Jugendliche davon abhalten, zu früh Sex zu haben und auch queren Vorstellungen von Sex entgegen wirken. Es ist die alte Leier, die Sexualität und Verliebtheit regulieren möchte, aber nicht aufklärt und Wissen vermittelt. Und neues Wissen wird auf eine Weise interpretiert, um die alten Annahmen zu bestätigen. Wir bräuchten eine umfassende und differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema, damit etwas Neues entsteht.

Dabei sollten wir endlich berücksichtigen, dass unsere Auslegung der Bibel sehr kulturell geprägt ist. Torsten Hebel sagt dazu in seinem Buch Freischwimmer: „(…) …dass mein ach so bibeltreuer Glaube in Wirklichkeit konditionierte Glaubenssätze waren. (…) Wir werfen mit dem Begriff Gott um uns und füllen ihn ganz unterschiedlich. (…) Theologie ist zu 90 Prozent Biografie. Man kann noch so viel forschen, Bibel lesen, beten, in die Kirche gehen – am Ende bestimmt auch unser Umfeld und unsere Geschichte, was wir glauben."

Unfromm und psychologisch ausgedrückt bedeutet das, dass unser Glaube von einem ganz bestimmten Mindset bestimmt ist: Unsere christliche Gemeinde, unser christliches Elternhaus prägt meine Denkweise und Mentalität. Dies prägt meine Art zu denken, wie ich Dinge sehe, wie ich sie lese und interpretiere. Jeder Mensch interpretiert mit seinen angelernten Fähigkeiten und Möglichkeiten. Die christliche Sexualmoral hat eine zutiefst menschliche Geschichte und kann nachgelesen werden im Buch Ehe, Liebe & Sexualität im Christentum oder auch im Buch Eva.

Es ist nachvollziehbar, dass wir schützen und bewahren wollen, aus dem Wunsch heraus, nur das Beste für uns und unsere Kinder zu wollen und vor Unglück zu bewahren. Ich glaube aber, dass Bewahrer einem grundsätzlichen Irrtum unterliegen können. Einem pädagogischen Irrtum. Dem Irrtum, dass Regeln und Gesetze allein zur Verantwortung erziehen würden. Ich werde gerne in einem späteren Blog ausführen, wie man meiner Meinung nach Kinder und Jugendliche zu verantwortungsvoller Sexualität erzieht.

Ich schliesse meine Antwort mit zwei weiteren Zitaten aus dem Buch Freischwimmer, diesmal von Christina Brudereck, und grüsse Dich herzlich - Veronika

„Ich meine, wir müssen die Bibel schon ganz genau lesen. Um Gottes und der Menschenrechte Willen.“

„Das einzige Mittel gegen Angst und Enge ist Weite.“

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

December 4, 2015

Die Tyrannei der Intimität - Rechenschaft einfordern

by Veronika Schmidt in Konflikte, Selbstverantwortung, Grenzen setzen, Zusammenleben, 2015


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Erst mal danke für Dein Buch. Ein Satz ist mir besonders hängen geblieben. Der über die Tyrannei der Intimität. Nun, ich erlebe sehr oft in unserer christlichen Gemeinde und im Bibelkreis, dass meine persönlichen Grenzen schroff übertreten werden. Dies wird immer so ausgelegt, als ob ich noch etwas zu lernen hätte. Man lässt mich zum Beispiel ungefragt wissen, ich sei zu sensibel. Weil ich keine Kinder und keinen Mann habe, wäre ich deshalb konfliktscheu. Weil ich keine Berührungen von Fremden mag, wäre ich lieblos und mit Komplexen behaftet.

Aber ich finde mich eigentlich ganz normal und bin soweit zufrieden mit mir. Natürlich muss ich noch an vielem arbeiten. Aber ich leide nicht so sehr darunter, dass ich keine Kinder und keinen Mann habe, wie andere mir das zuschreiben möchten. Ich beginne erst zu leiden, wenn man mir sagt: „Ich wünsche Dir wirklich einen Partner“. Erst dann komme ich mir unvollkommen vor. Jedenfalls führt mich das in die Isolation und Ausgrenzung, weil ich mich zurückziehe, wenn Gläubige mir ständig mit unschönen Bemerkungen begegnen, als ob mit mir etwas nicht in Ordnung sei.

Ich möchte in Würde leben, meinen Freiraum, meine Persönlichkeit geniessen und nicht ständig mit Übertretungen konfrontiert werden. Ich möchte nicht rundheraus gefragt werden: „Du mit Deinen 47 Jahren, hattest Du schon Sex? Falls ja, wäre das ja nun eine grobe Sünde, falls nein, bekomme ich zu hören:  „Oje, du hast nie ein Gefühlsleben entwickelt und Dir fehlt die Erfahrung von Sex - wie traurig, arm, ungesund...“

Heute kam mir der Gedanke, dass diese Übertretungen genau von den Leuten kommen, die selber verletzt worden sind oder ein Defizit haben - Nun meine Frage: Könnte das sein? Sollte ich mich weniger angegriffen fühlen?

Maria, 47 Jahre


Liebe Maria

Ja, die fromme Industrie! Da haben wir ein paar Eigenheiten produziert, die nicht so richtig fröhlich machen. Da sind Dinge entstanden, die man gerne dem Kontrollwahn zuschreiben darf und die nicht der Bibel oder dem Heiligen Geist entsprechen. Was Du da beschreibst, ist leider kein Einzelfall. Es sind unschöne, grenzverletzende Gewohnheiten.  Wir meinen, einen Anspruch darauf zu haben, dass andere uns ihre Seele bis in den verborgensten Winkel offenbaren. Oder wir offenbaren unser Innerstes anderen, ohne sie zu fragen, ob ihnen das angenehm ist. Das geht soweit, dass Männer vor versammelter Gemeinde Selbstbefriedigung oder Pornokonsum bekennen. Mit dieser Tyrannei der Intimität verlieren wir jede Distanz und überschreiten alle Grenzen. Im schlimmsten Fall entsteht daraus emotionaler und geistlicher Missbrauch. Nähe braucht immer auch Distanz und Grenzen, sonst wird sie unerträglich. Das gilt für jede Form von Beziehung, für Freundschaften genauso wie für die Paarbeziehung. Oft wird es in einer Beziehung zu eng und kommt es deswegen zu Konflikten, weil wir nicht gelernt haben, Übergriffe abzuwehren. Wir haben in der Gemeinde keinerlei Kultur etabliert, die uns ermöglicht und erlaubt, uns abzugrenzen gegen unerwünschte Unverschämtheiten. Niemand lehrt uns, dass wir in einem solchen Fall sagen dürfen: „Ich wüsste nicht, was Dich das angeht!“ – „Ich suche mir die Menschen selbst aus, mit denen ich diese Themen besprechen möchte!“ – „Ich möchte Deine guten Ratschläge nicht, vielen Dank!“

Vor allem wenn es um Sex geht, besteht eine unausgesprochene aber teils auch geforderte Rechenschaftspflicht. Ein ganzes Segment Bücher widmet sich dem. Man (vor allem Mann) schliesst Verträge, Bündnisse mit Mentoren, Gebetspartnern, seinen Augen, seinen Händen und was auch immer, um so besser auf dem rechten Pfad zu bleiben. Sobald ein junges Pärchen sich findet, wird es angesprochen, ob sie nicht jemanden bräuchten, der ihnen helfen würde, rein zu bleiben und der dann das Recht hätte, danach zu fragen, wie weit die Beiden gehen würden, welche Regeln sie einzuhalten gedenken usw. Für mich ist das nichts anderes als Voyeurismus.

Nun vermutest Du solche Grenzübertretungen vor allem von verletzten Menschen. Im weitesten Sinne hast Du recht. Ich würde es anders ausdrücken und sagen, dass dies vor allem Menschen tun, die mit sich selbst nicht im Reinen sind. Die ihre eigenen inneren Konflikte auf die anderen übertragen. Die damit ihre eigenen sexuellen Nöte bekämpfen. Oder auch solche, die den eigenen sexuellen Richtlinien nicht genügen konnten und nun daraus ein Sendungsbewusstsein entwickeln, andere vor denselben Fehlern bewahren zu wollen. Oder es sind schlicht unglaublich selbstgerechte Menschen, die so aber auch ein gewisses Defizit an Selbstvertrauen offenbaren, sonst hätten sie es nicht nötig. Und dann sind da noch die Arglosen, die glauben, dass sie damit anderen einen Dienst erweisen, weil ihnen das so beigebracht wurde.

Egal mit welchen Problemen Menschen in meine Beratung kommen, am Ende läuft es darauf hinaus, dass sie lernen müssen, Grenzen zu setzen – und im Gegenzug – loszulassen. Sprich, wer beides kann, erscheint vermutlich nie in meiner Praxis, egal ob es um die Gemeinde, Partnerschaft, Sexualität, Kindererziehung, Freundschaften oder um das Berufsleben geht. Ein hilfreiches wunderbares Kleinod zu diesem Thema ist das Büchlein von Anselm Grün GRENZEN SETZEN - GRENZEN ACHTEN.

Mit diesen Ausführungen will ich auf gar keinen Fall sagen, dass wir nicht Menschen brauchen, mit denen wir unser Innerstes teilen. Die brauchen wir sogar ganz dringend. Mit und an diesen Menschen wachsen wir und finden zu unserem wahren ich. Solche Beziehungen entstehen nicht durch einfordern von Rechenschaft, sondern durch Vertrauen, das erworben sein will. Vertrauen kann nie und nimmer eingefordert werden. Vertrauen wird geschenkt. Vertrauen schenken wir dann, wenn wir uns sicher, verstanden und aufgehoben fühlen, bei Menschen, die uns gut tun.

Ja, liebe Maria, Du solltest Dich weniger angegriffen fühlen, indem Du Angriffe, ob es nun welche sind oder Du sie nur als solche empfindest, einfach ignorierst und Dich innerlich distanzierst. Wenn Du schlagfertig genug bist, dann grenze Dich auch verbal ab.  Oder sonst einige Zeit später, indem Du sagst: „Weißt Du was, das damals hat mich verletzt und ich will das von Dir nicht mehr hören.“  - Jede Grenzsetzung wird in Dir neue Freiheit bewirken. Was andere dazu meinen? Ich behaupte, sie werden Dich mehr respektieren. Und wenn nicht - who cares? Denn ist Dein Ruf erst ruiniert, lebt sichs gänzlich ungeniert!

In diesem Sinne herzliche ungenierte Grüsse -  Veronika

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

November 27, 2015

Keine Erektion

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Beckenschaukel, Ehesex, männliche Sexualität, Erektionsstörung, 2015


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika
Mein Mann (57) und ich (55) sind seit 2014 verheiratet. Von Anfang an war es uns nicht möglich, Geschlechtsverkehr zu haben. Bei meinem Mann zeigen sich Erektionsstörungen. Der Urologe sagt, es sei alles in Ordnung. Vor allem mich plagt diese Tatsache sehr!

Was würdest Du raten? Thea


Liebe Thea

Wir Menschen realisieren manchmal erst, dass gewisse Dinge im Leben ein Ablaufdatum haben, wenn wir davon betroffen sind. Denn in der Lebensmitte ab spätestens 45 Jahren kommt der hormonelle Rückbau im Körper bei beiden Geschlechtern. Die Fähigkeit, sexuell erregt zu sein, lustvoll zu genießen und einen Höhepunkt zu erleben, bleibt bei Frauen grundsätzlich auch nach der Menopause unverändert. Deshalb ist diese Zeit für Frauen oft neu eine lustvollere, als die anstrengende Phase von Kinderaufziehen und Karriere verfolgen. Dass Dich nun Eure Situation frustriert, kann ich gut verstehen. Bei den Männern hingegen nimmt die Erektionsfähigkeit ab und wird unzuverlässiger. Die Erektionen entwickeln sich langsamer, es braucht mehr Reize und Stimulation dazu. Auch jahrelange, zu heftige Reibung des Penis, der damit verbundene Druck auf den arteriellen Zufluss der Schwellkörper und mangelnde Wahrnehmung der Abläufe im Körper können die Erektionsfähigkeit beeinträchtigen.

Die Sensibilität des Penis nimmt im Alter ab, er verliert an Elastizität, wird etwas kürzer, verliert ein wenig an Umfang. Er erreicht deshalb im erigierten Zustand nicht mehr die frühere Größe und Härte. Dabei handelt es sich um normale altersbedingte Umbauprozesse. Grundsätzlich ist es für einen Mann gut, wenn er regelmäßige Ejakulationen hat. Sie sind zwar nicht überlebensnotwendig und es wird auch keinen „Samenstau“ geben. Der Körper wird einfach weniger Sperma produzieren, wenn keines benötigt wird. Aber die Ejakulationen sind wichtig für einen Mann, der seine Erektionsfähigkeit möglichst lang erhalten möchte bis ins Alter. Wechselnde Erektionsstärken und vorübergehende Schwächen müssen nicht zwingend Versagensängste auslösen, wenn wir uns all diesen Veränderungen bewusst sind.

Bei Euch kommt nun sicher erschwerend hinzu, dass ihr Euch nicht auf ein jahrelanges sexuelles Kennen voneinander und eine grosse Vertrautheit verlassen könnt. Der Anfang einer neuen Beziehung bedeutet für den nicht mehr jungen Mann eine Belastung. Die Angst, den Erwartungen der Partnerin oder auch den eigenen nicht gerecht zu werden, kann genügen, den Penis lahmzulegen. Da ich es nicht weiss, kann ich nur vermuten, dass Dein Mann vielleicht eine längere Phase der sexuellen Inaktivität hinter sich hat, vielleicht auch ohne Selbstbefriedigung. Somit könnte die Funktionalität der Gefässe reduziert sein. Wenn dem so ist, kommt sofort die Angst dazu, die Erregungsfähigkeit verloren zu haben. Und mit jeder Gelegenheit zum Sex wird so Dein Partner nervös, angespannt und hat die Angst, erneut zu versagen. Probleme mit der Erektion sind für viele Männer beunruhigend bis existenziell bedrohlich. Wenn es nicht „einfach geht“, ist das ein Frontalangriff auf den Selbstwert und das Männlichkeitsgefühl.

In der Angst spannt sich der Beckenbodenmuskel stark an, ebenso reagiert das Nervensystem auf Angst und Stress mit einer Art Fluchtreflex, ausgelöst durch eine Botschaft des Bewachungssystems. Die männliche Erregung ist ein komplexer im Hirn gesteuerter Ablauf, beeinflusst durch verschiedenste Erregungsquellen, die Art und Weise des Muskeleinsatzes bei der Erregungssteigerung und die bereits erfahrenen Lernschritte.

Ihr könnt sehr wohl lustvollen befriedigenden Sex erleben, wenn es Euch gelingt, Eure Sexualität in erweiterten Dimensionen vorzustellen. Findet für Euch heraus, was neben der Penetration beim Sex genauso viel Spass machen kann. Euch stehen neben dem Penis noch viele weitere „Werkzeuge“ zur Lusterfüllung zur Verfügung. Zunge, Lippen, Händen und Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Sorgt dafür, dass Ihr Euch feste Zeiten gönnt, in denen Ihr Eure Körper geniesst und Euch von jeglichem Druck befreit. Auch wenn Eindringen mit dem erigierten Penis nicht möglich ist, kann eine entspannt geöffnete Vagina den Penis aufnehmen (hört sich gut an, meist ist es eher ein liebevolles Hineinstopfen…) siehe Bild unten. Auch so könnt Ihr Euren Empfindungen nachspüren. Du kannst seinen Penis mit Hilfe von Vagina und Beckenbodenmuskeln umfangen, massieren, ihn spüren, ihn Dich spüren lassen und vielleicht bewegt sich dann plötzlich mehr. Muss aber nicht. Dann steht nicht höchste Erregung im Vordergrund, sondern mehr der Wunsch, dem anderen nahe zu sein. Ekstase beim Sex kommt dann mehr durch Loslassen und immer tieferes Entspannen, indem Ihr einfach beieinander oder auch mal ineinander bleibt, und ganz wach, sensibel und bewusst im Hier und Jetzt den anderen geniesst. Ich würde Deinem Mann raten, dass er auch mit sich selbst ausprobiert und Erfahrungen macht, die er dann in Eure gemeinsame Sexualität übersetzen kann.

Doch manchmal braucht es auch den Gang zum Sexualtherapeuten. Um sich Wissen um die Zusammenhänge zu erwerben, die Zuversicht zu bekommen, dass man etwas dagegen oder dafür tun kann und entsprechende Übungen (z.B. Beckenbodenübungen, Beckenschaukel) zu erlernen. Durch Übung, Variation und Spiel mit Muskelspannung, Bewegungsrhythmen und Atmung in der sexuellen Erregung kann der Mann die Körperwahrnehmung und den Genuss verstärken – und damit die Erektionsfähigkeit verbessern. Das nimmt die Angst und Scham und Lernschritte werden möglich. Auch Lernschritte bezüglich des Gefühls der Männlichkeit, der Anziehungscodes, der sexuellen Fantasien etc. sollten in einer Therapie Ziel sein. Mit Hilfe meines Buches LIEBESLUST könnt Ihr Euch dieses Wissen auch anlesen und anlernen.

Eine medikamentöse Zusatzbehandlung könnte ebenfalls helfen. Die so gewonnene Verbesserung der Erektion und die verminderte Angst nehmen ebenfalls den Druck weg. Doch allein auf die Wirkung eines Medikaments zu setzen, würde ich Euch nicht empfehlen. Erst in Kombination mit den erlernten erotischen und körperlichen Fähigkeiten wird die Erektion auch effizient und möglicherweise ohne Medikament wieder zuverlässig genug. Lasst Euch in der Wahl, Anwendung und Dosierung eines Medikaments vom Arzt beraten. Viagra, das Bekannteste, nimmt man kurz vor dem Geschlechtsverkehr ein, was auch wieder Leistungsdruck auslösen kann. Die „Wochenendpille“ Cialis mit einer bis zu 36-Stunden-Wirkung lässt einen entspannter sein, weil es nicht so wichtig ist, zu welchem Zeitpunkt der Sex stattfindet.

Leider kostet es die Männer immer noch sehr viel Überwindung, sich in die Sexualberatung zu wagen. Mir sind Männer begegnet, die aus diesem Grund lieber auf Sex verzichten. Doch aus einer Erektionsstörung können Beziehungsprobleme entstehen und die Lust auf Sex kann ganz verschwinden. Meine Erfahrung ist: Darüber zu reden, hilft. Oftmals würden die Frauen gerne darüber sprechen, aber die Männer ziehen sich zurück und weichen aus. Es braucht von Deiner Seite darum viel Fingerspitzengefühl. Zerreden hilft genauso wenig, wie dem Thema auszuweichen. Hüte Dich zudem vor sämtlichen Gedanken, dass Du ihm nicht genügst, Du zu wenig attraktiv für ihn bist oder er Dich vielleicht gar nicht liebt. Mach Dein und Sein Glücklichsein nicht von einer Erektion abhängig.

Mit Mut zusprechenden Grüssen - Veronika

weichepenetration.ipg
Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

November 20, 2015

Mir tut der Sex weh

by Veronika Schmidt in Beckenschaukel, Ehesex, Sex vor der Ehe, Sexualität allgemein, weibliche Sexualität, Schmerzen beim Sex, Aufklärung, 2015


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Mein Mann und ich sind seit einem Jahr verheiratet, aber unser Sexleben ist trotzdem schon eingeschlafen, weil ich immer Schmerzen beim Geschlechtsverkehr habe. Ich war deswegen schon bei der Frauenärztin, aber sie konnte medizinisch nichts feststellen. Doch da auch jeder Frauenarztbesuch für mich der blanke Horror ist und ich mich danach manchmal tagelang wund fühle, vermute ich, dass es doch eher ein körperliches Problem ist.

Lust zu empfinden, damit habe ich keine Probleme. Ich habe mich vor unserer Ehe oft selbst befriedigt und tue dies auch jetzt immer wieder mal. Doch ich hätte gerne auch mal richtigen Sex und mein Mann noch mehr. In unserer Verlobungszeit hatten wir einige Male Sex und damals tat es mir nur ab und zu etwas weh. Ich empfand dabei Lust und wir hatten ein schönes Intimleben. Aufgrund des Vorbereitungsstresses für die Hochzeit waren wir nur selten intim und nun tut es eigentlich immer weh. Deshalb habe ich auch gar keine Lust mehr darauf.

Wenn mein Mann mir sagt, dass er mich begehrt und mit mir schlafen will, kriege ich Panik und fühle mich sofort unter Druck. Dabei ist mein Ehemann sehr geduldig mit mir. Aber je öfter es nicht funktioniert, desto mieser und minderwertiger fühle ich mich. Wir sind beide überfragt, was wir noch machen können. Da wir schon vor der Hochzeit Sex hatten, traue ich mich auch nicht, mir seelsorgerliche Hilfe zu holen. Denn viele Christen, die wir kennen, sind gegen Sex vor der Ehe, und ich möchte mich nicht im Nachhinein dafür rechtfertigen müssen, dass wir es für uns anders entschieden haben. Was können wir Deiner Meinung nach machen, um ein richtiges Sexleben zu haben?

Ronja, 30 Jahre


Liebe Ronja

Ich denke nicht, dass Du in der Seelsorge Hilfe für Dein Problem finden wirst, weil leider viel zu wenige Seelsorger überhaupt genug Wissen bezüglich Sexualität haben. Einfach wegbeten lässt sich Dein Schmerz leider nicht. Höchstens die Schuldgefühle, falls Dich noch welche plagen. Denn diese können durchaus bewirken, dass sich Dein Körper verkrampft und Du in der Folge Schmerzen hast. Sicher aber verkrampft sich heute Dein Körper aus Angst vor dem Schmerz. Wenn Deine Frauenärztin eine körperliche Ursache ausschliesst, liegt es nahe, dass Deine Vagina nicht feucht genug ist. Eine Ursache könnte die Pille sein, falls Du sie nimmst. Oder einfach eine Veranlagung, weil manche Frauen grundsätzlich weniger feucht werden. Hier können auch Gleitgels helfen. Kaufe dir hochwertige Gleitgels, die es auf Wasser- oder Silikonbasis gibt, in verschiedenen Geschmacksrichtungen oder mit interessanter erregungssteigernder oder wärmender Wirkung. Eine grosse Auswahl und kompetente Beratung oder auch einen Online-Shop bietet das SENSUELLE in Zürich. Frauen, ein Besuch in diesem Laden lohnt sich. Doch zurück zur Frage, wie Du mit dem Körper zu genügend Feuchtigkeit kommst, damit der Geschlechtsverkehr genussvoll wird.

Wenn es beim Geschlechtsverkehr weh tut, kann es an zu hoher Muskelspannung oder zu wenig Erregung liegen. In beiden Fällen sind die Muskeln der Geschlechtsregion schlecht durchblutet. Doch erst durch die verstärkte Durchblutung in der Geschlechtsregion sondert die Vaginawand mehr Flüssigkeit ab und wird feucht genug für den Geschlechtsverkehr. Dieser Vorgang geschieht nicht, wie oft angenommen, durch eine Drüse. In den seitlichen Vaginalwänden befindet sich eine hohe Anzahl an Blutgefäßen, die bei Erregung anschwellen und sich kräftig mit Blut füllen. Durch diesen starken Druck wird Blutflüssigkeit (vor allem Wasser) in kleinen Tröpfchen durch die Gefäßwände abgegeben. Diese Tröpfchen zwängen sich durch die Zellschichten der Vaginalschleimhaut hindurch und bilden in der Scheide den Feuchtigkeitsfilm. Da der Geschlechtsverkehr erst durch genügend Feuchtigkeit angenehm wird, brauchst Du genügend Zeit und Stimulation, damit Deine Genitalien richtig prall anschwellen können. Ohne diese erhöhte Erregung mit dem Penis einzudringen, ist nicht ratsam. Das wäre, wie wenn Dein Mann mit nicht erigiertem Glied versuchte, mit Dir zu schlafen.

Die Klitoris spielt für die Erregung eine wichtige Rolle. Wie diese aussieht und was mit ihr in der Erregung geschieht, zeigt mein Buch. Ganz wichtig sind auch die kleinen Scheidenlippen. Doch auch der Beckenboden nimmt in der Erregung und Erregungssteigerung eine ganz entscheidende Rolle ein. Man könnte ihn mit dem Resonanzboden eines Instruments vergleichen. Ohne Resonanzboden gibt es keinen schönen Klang. Damit der sexuelle Klang ins Schwingen kommt, muss auch der Beckenboden mitschwingen. Ins Schwingen kommen heißt, Blut in die Beckenregion zu bekommen, die Erregung somit gut zu spüren und besser feucht zu werden. Das geschieht, wenn wir die Beckenbodenmuskeln im Wechsel leicht spannen, aber auch entspannen können. Dies lässt sich am besten durch Bewegung erreichen. Bewegung kann in gewissen Muskeln Spannung erzeugen, während die Gegenspieler zugleich entspannt werden. Da die Schwellkörper bei Mann und Frau unmittelbar in die Beckenbodenmuskulatur eingebunden sind, werden sie bei jeder Betätigung des Beckenbodens automatisch stimuliert und sorgen für eine erhöhte Empfindsamkeit, übrigens auch beim Mann.

Am besten kann die Region um die Genitallippen aber auch das Innere der Vagina erregt werden und feucht werden durch verschiedene Berührungen von Dir und Deinem Mann: durch Reiben, Streicheln, Drücken, Massieren, Zupfen, Küssen und mit der Zunge variantenreich Liebkosen. Zusätzlich kannst Du durch An- und Entspannen der Beckenbodenmuskulatur von innen diese Region mitmassieren und durch eine leichte Schaukelbewegung in die Hand Deines Partners hinein die Erregung steigern. Das kann viel lustvoller sein als die direkte Berührung der Klitoris-Perle, die sehr empfindlich ist. Die Erregung und der Orgasmus werden großflächiger und bleiben nicht auf die Region der Klitoris-Eichel beschränkt. Dein Mann kann bei Deiner Liebkosung Deine Erregung verstärken und miterleben bis zum Orgasmus. Vielleicht wäre es sogar gut, das alles mal zu üben und erleben, ohne dass Dein Mann eindringt. Das kann für ihn genauso lustvoll sein wie „richtiger“ Geschlechtsverkehr. Wenn Du es nicht glaubst, hier ein Müsterchen von einem der momentan sexiesten Männer, Benedict Cumberbatch alias Sherlock Holmes in einem Interview mit der britischen Ausgabe der Zeitschrift Elle:

«Und dann wäre ich umwerfend. Ich wüsste genau, was es braucht, um eine Frau zu befriedigen, wo meine Finger hin gehörten, meine Zunge … Denken Sie an Geigenspieler. Was die mit ihren Fingern tun können … Ich würde soviel Lust aus der Befriedigung der andern Person ziehen, dass ich wahrscheinlich gar nicht mehr in sie eindringen müsste … Aber wenn ich eindränge, wäre das explosiv.»

Also hey, habt Spass und Lust beim Sex, das wird die Angst und Anspannung vertreiben. Gewöhne Dir an, Dein Becken beim Sex zu bewegen. Das bedeutet nicht, zu „turnen“, sondern in der Bewegung mittels unterschiedlich starkem, langsamem oder schnellem An- und Entspannen der Beckenbodenmuskulatur der Erregung im Unterleib nachzuspüren. Auch die äusserlichen Berührungen werden intensiver, wenn das Becken und der Beckenbogen leicht bewegt werden. Mit fließenden Bewegungen verteilt sich die Erregung im ganzen Körper. Man kann sich vorstellen, man wäre eine Pflanze im Wasser und lasse sich vom Wasser bewegen. Dazwischen kann man nochmals ganz andere Empfindungen wecken, wenn man sein Becken kreist oder mit ihm eine Acht beschreibt. Mit dieser Vorstellung bewegt man sich in die Berührungen hinein und atmet regelmäßig in die Tiefe des Bauches ein. Dabei sollte man nicht unbedingt viel Luft einatmen. Entscheidender ist, mit der Bewegung des Beckens nach vorne wieder auszuatmen. Ein geöffneter Mund und Töne oder Stöhnen beim Ausatmen erhöhen zudem die Sinnlichkeit und auch wieder das Feuchtwerden.

Vielleicht hilft es Dir auch, die verschiedenen Phasen zum Orgasmus vorzustellen und was dabei mit Deinem Körper geschieht.

In der Erregungsphase bewirken erotischen Fantasien, das Liebesgefühl und  Berührungen an erogenen Zonen, dass sich der Puls beschleunigt und der Blutdruck steigt. Die Brustwarzen werden hart und die Brüste vergrößern sich. Das ganze Geschlecht füllt sich mit Blut, was eine Spannung und ein Kribbeln in den äußeren und inneren Genitallippen zur Folge hat. Diese werden dunkler und öffnen sich leicht. Die Vagina wird feucht und spannt sich auf, die Klitoris schwillt an und wird, vergleichbar zum Penis, steif. Die Vagina bereitet sich darauf vor, dass der Penis hineingleiten kann.

In der Plateauphase richtet sich die Gebärmutter auf, und der Muttermund zieht sich zurück. Das vordere Drittel der Vagina verengt sich nun durch die mit Blut gefüllten Schwellkörper zur sogenannten „orgastischen Manschette“, um den Penis umschließen zu können. All dies kann man spüren, ebenso den schnelleren Herzschlag, die schnellere Atmung, die zunehmende Muskelspannung und das weitere Anschwellen des gesamten Genitalbereichs mit der aufgerichteten Klitoris. Bei zunehmendem Gespür nimmt die Frau auch im Innenraum verschiedene Empfindungen wahr, beispielsweise das Hartwerden und Größerwerden der G-Zone. Schon vor dem eigentlichen Orgasmus kann die Frau gelegentlich Spasmen spüren, die ihr ermöglichen, in der Erregung nochmals innezuhalten, diese abfallen und wieder ansteigen zu lassen.

Die Orgasmusphase wird begleitet durch Muskelkontraktionen der Scheide, der Gebärmutter und des Schließmuskels und kann bis zu 30 Sekunden dauern. Danach entspannen sich die Muskeln wieder, die Schwellungen klingen ab und Klitoris, Scheide und Gebärmutter kehren in den ursprünglichen Zustand zurück. Manche Frauen können in der Erregung bleiben, möchten nochmals zum Orgasmus-Plateau aufsteigen und erleben erneut Orgasmen.

In der Entspannungsphase klingt die Erregung langsam ab und der Körper kehrt in den ursprünglichen Entspannungszustand zurück.

Die Bewegung des Körpers und das anschliessende Loslassen sind schliesslich auch wichtig, um einen Orgasmus beim Geschlechtsverkehr zu erreichen. Auch da gilt - allzu große körperliche Anspannung hemmt unser Lustempfinden und damit auch den Weg zum Höhepunkt. Orgasmen lassen sich auslösen durch Stimulation von Klitoris, Vulva (besonders der inneren Genitallippen), des äußeren Drittels der Vagina oder durch Stimulation von G-Zone und der hinteren zwei Drittel der Vagina. Die Unterteilung in klitoralen und vaginalen Orgasmus, von der immer wieder die Rede ist, ist übrigens unsinnig. Denn egal, mit welcher Stimulation, bei jedem Orgasmus ist die Klitoris mitbeteiligt. Genauso wie der Penis des Mannes wird diese erregt, selbst wenn keine spezielle Berührung stattfindet.

Ich hoffe, diese kleine Aufklärungsstunde hilft Euch, Mut zu fassen und einfach wieder auszuprobieren. Dabei solltet Ihr immer im Auge behalten, dass der Weg im Sex genauso lustvoll und befriedigend sein kann, wie das Ziel. Beschreitet diese Wege unbedingt zusammen, dann werdet Ihr Euer schönes Intimleben zurückerobern.

Herzlich - Veronika

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS



  • Newer
  • Older

© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.