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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

November 17, 2017

WESHALB GIBT ES TRANSGENDER MENSCHEN?

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Bibel, Fragen, Gott, Homosexualität, Transgender, 2017


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Mich beschäftigt die Frage, weshalb es Transgender Menschen gibt. "Es ist von Gott nicht so gewollt", damit möchte ich mich nicht zufrieden geben. Es interessiert mich sehr, was der Glaube, das Christentum dazu sagt.

Ich meine, früher gab es das wahrscheinlich nicht, und ich denke, dass darüber nichts in der Bibel steht, oder? Denn es gibt ja noch nicht so lange die Möglichkeit einer Operation. Und was wäre, wenn ein Christ sich operieren lassen wollte? Wäre das in Ordnung? Der Gedanke, dass jemand unglücklich ist in seinem Körper, macht mich traurig, und ich kann’s mir nicht vorstellen, wie schwierig es sein muss, wenn man schon im Kindesalter so empfindet. Wie kann Gott das zulassen?

Liebe Grüsse Gaby


Liebe Gaby

Du stellst ganz schwierige Fragen. Weder die Menschheit noch die Christenheit können diese bis jetzt schlüssig beantworten, weshalb sollte ich das können? Allein die Frage „weshalb lässt Gott das zu?“ ist eine der schwierigsten Fragen überhaupt. Weshalb lässt er all das Leid auf der Welt zu? Dass Menschen einander ausbeuten auf alle erdenkliche Art und Weise? Wenn sich eine Frage nicht beantworten lässt, ist manchmal vielleicht auch die Frage falsch gestellt.

Warum lässt Gott das zu?

Gott hatte ursprünglich einen ganz perfekten Plan, doch den haben die Menschen vereitelt. Deshalb fasste Gott einen neuen Plan, der aber scheinbar alles andere als perfekt ist, im Sinne von makellos. Dieser Plan kostete sogar seinem Sohn das Leben. Gottes neuer Plan hat nicht das perfekte Leben auf Erden im Blickfeld, sondern die Erlösung der ganzen Schöpfung und ihre ursprünglich gedachte Vollendung, aber erst in der Ewigkeit. In diese Vollendung nimmt er den Menschen und dessen Eigenverantwortung mit hinein. Das heisst, wir haben eine Wahl. Wir sollen und müssen uns selbst entscheiden und selbst entwickeln.

Tatsache ist, das Leben mutet uns einiges zu. Dinge passieren einfach. Sie sind einfach. Schwierigkeiten aller Art gehören zum Leben dazu und müssen bewältigt werden. Und nicht alle Menschen haben dieselben Voraussetzungen und Möglichkeiten. Wir alle müssen mit der Unvollkommenheit des irdischen Lebens leben lernen und damit zurechtkommen. Das Leben ist voller Brüche, Leid, Schmerz, Angst, Krankheit, Tod usw. Der „Tod“, das Unperfekte in allen Varianten, ist Teil unseres Lebens. Dazu gehört, dass Menschen erleben, nicht zu sein und empfinden wie alle anderen. Unter anderem homosexuell oder transsexuell. Auch Christen haben kein irdisches Recht auf Vollkommenheit. Auch sie erleben Leid, Krankheit, Tod, können gleichgeschlechtlich oder transsexuell empfinden.

Transgender

Ausdrücklich zum Thema Transgender sagt die Bibel nichts, wie auch zu so vielen anderen umstrittenen Themen. Aber klar ist, diese Menschen gab es in der antiken Welt. Oft wurden sie kastriert, ihnen also ihr Geschlechtsteil abgeschnitten. Sie wurden zu Eunuchen. Das heisst nicht, dass alle Eunuchen Transgender Menschen waren, aber sicher ein Teil von ihnen. Und vermutlich liessen sich diese Menschen nicht freiwillig kastrieren. Eine Operation zur Geschlechtsangleichung (angleichen an das Empfinden) ist tatsächlich erst heute möglich. Doch das bedeutet nicht, dass es diese Menschen davor nicht gab.

Eine Operation ist heute möglich, doch damit werden Transgender Menschen nicht automatisch glücklich. Unsere Identität ist eine hochkomplexe Sache. Selbst im richtigen Körper zu sein, bedeutet zum Beispiel noch lange nicht, dass wir diesen Körper mögen, uns in ihm zu Hause fühlen, ihn gut bewohnen oder ein gutes Selbst(wert)gefühl  und Selbstvertrauen haben. Wir werden mit dem "richtigen" Körper auch nicht automatisch glücklich in der Sexualität. Nur schon das Zusammenspiel der Hormone und unser Mann/Frau-Sein ist eine hochkomplexe Sache. Darüber findest Du interessante Vorträge von Vera Birkenbihl im Internet.

Geschlechtsumwandlung bzw. Geschlechtsangleichung

Es gibt die hormonelle Geschlechtsangleichung ohne Operation und die operative Angleichung. Operative Geschlechtsangleichungen tragen ein grosses Risiko in sich, danach in der Sexualität nicht mehr so vielfältig zu spüren und Erregung lustvoll zu erleben. Denn jede Operation verletzt Nervenendigungen und es bildet sich Narbengewebe, das schmerzen oder aber nicht mehr empfinden kann. Jede Operation im Geschlechtsbereich mindert auf irgendeine Weise die Möglichkeiten der sexuellen Empfindungen. Die erotischen Möglichkeiten werden weniger. Das kann unter Umständen der grössere Verlust sein, als der Gewinn durch die Operation.

Moralische Wertung

Es wird der individuellen Person und der Sache nicht gerecht, wenn wir das alles als „Genderismus“ abhandeln. Auch ich habe meine Probleme mit den extremen Forderungen der LGBT+-Fraktion, die alle Grenzen zwischen Geschlechtern und letztlich auch Generationen aufheben will. Doch ob es um Sexualität, Homosexualität, Intersexualität oder Transsexualität geht - Christen tun sich mit diesen Themen extrem schwer. Irgendwie können wir mit „Abweichungen“ nicht gut umgehen. Meine „moralische“ Haltung dazu kannst Du hier auf dem  BLOG unter dem Stichwort Homosexualität nachlesen. Die Frage nach dem „Dürfen“ sollte jede Person für sich selbst mit Gott klären. Die „Dürfen-Frage“ ist eine dieser falschen Fragestellungen. Auf jeden Fall würde ich einer Transgender-Person zu einer Sexualtherapie raten, um grundsätzlich an ihrem Körpergefühl zu arbeiten, bevor sie sich zu einem so drastischen Schritt wie einer Operation entschliesst.

Liebe Gaby, ich hoffe, ich kann Dich mit meiner Antwort zum Denken und Forschen bringen. Denn für vieles müssen wir eigene Antworten finden. Wir sollten Gott selbst fragen, was er uns persönlich dazu sagen will. Das Wichtigsten aber ist, dass wir uns ein barmherziges Herz bewahren, um mit Menschen aller Couleur liebevoll und auf Gott hinweisend umzugehen, damit sie seine Liebe durch uns erfahren können.

Herzliche Grüsse - Veronika

Artikel über Philip Yancey: "Christen kommunizieren ohne Gnade"

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November 2, 2017

WENN MAN(N) RUHT IM SEX - FORTSETZUNG "TRIGGER" FRAU

by Veronika Schmidt in Bibel, Ehesex, Gott, Liebe, Lust, männliche Sexualität, Porno, Prostitution, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, weibliche Sexualität, Zusammenleben, Rollenbilder, 2017


foto: sophia langner / buch alltagslust

foto: sophia langner / buch alltagslust

foto: sophia langner / buch alltagslust

foto: sophia langner / buch alltagslust

VERONIKA SCHMIDT

Jeremia 31:22b, auf die Sexualität angewendet, ist eine grössere (männliche) Revolution. Es könnte unsere Weise, Sex zu vollziehen, vollkommen verändern. Denn der Sex ist vom Bett über die darstellende Kunst bis hin zur Pornografie oft ein penetrierender Akt.

„Denn der HERR hat ein Neues geschaffen auf der Erde: Die Frau wird den Mann umgeben.“ Jeremia 31:22b

An intrusiver männlicher Energie ist grundsätzlich nichts auszusetzen, wenn dabei nicht das weibliche Pendant, Sex zu erleben und zu gestalten, vergessen gegangen wäre. Sex ist nicht nur penetrierend. Aber so wird er vorgemacht und ausgelebt, und entsprechend verhalten sich Männer und Frauen im Sex-Akt. Der Mann penetriert, die Frau lässt sich penetrieren, oftmals dazu noch widerwillig. Auf diese Weise Sex zu leben, hat sich auf unser ganzes Sein übertragen. Frauen werden nicht nur im Sex penetriert oder lassen sich penetrieren. Die männerdominierte Welt ist eine penetrierende Welt. Aber nun zeigt uns der Vers in Jeremia 31:22b eine überhaupt andere Seite des Zusammenlebens, und darüber hinaus, des Sex-Habens:

Der Mann wird nicht die Frau penetrieren, sondern er wird von der Frau aufgenommen, umgeben, umfangen werden! Sie wird nicht penetriert vom Mann, sondern sie nimmt ihn auf, umfängt und umgibt ihn. Das ist nicht ein kleiner, sondern ein gigantischer Unterschied. Wenn, wie ausgeführt in TRIGGER FRAU, der «weiblichen» Energie mehr der Vorrang geben wird, verändert das den Sex für beide grundlegend, hin zu einem erlösten, angstfreien, lustvolleren, ganzheitlichen Körpererleben.

Im Grunde genommen sind ganz viele Menschen, vor allem Männer, mit ihrer Sexualität vollkommen unglücklich. Übermässiger Pornokonsum, exzessive Selbstbefriedigung, Prostituiertenbesuche, wahlloses Rumvögeln (falls ihr das nicht wahrhaben wollt - auch gläubige Männer tun, was manche Männer tun) sind einfach ein Ausdruck davon. Das beschreibt die Autorin und zeitweilige Prostituierte Ilan Stephani in ihrem Buch "LIEB UND TEUER - Was ich im Puff über das Leben gelernt habe". Höchst bedenkenswert, aufschlussreich und lesenswert. Sie beschreibt in einer Art Lebensbeichte und Sexualstudie unsere Gesellschaft und die männliche Sexualität. Sie beschreibt uns Männer und Frauen als „alte Kinder“, die sich reich und einsam verzehren nach Berührungen, aber mit dem Talent geboren wären, einander zu lieben, einander zu wollen (aber auch abzulehnen), einander Ekstase zu schenken und Wärme, einander zu überraschen und in all dem Geben und Schenken uns selbst glücklich zu machen.

Penetration allein, viel Penetration, schnelle Penetration, exzentrische Penetration, nichts davon macht den Mann glücklich (die Frau auch nicht). Ilan Stephani spricht aus der Erfahrung, wie sie die Männer in der Prostitution erlebt hat. Sie sagt: „Wir erlösen die Prostitution (und alle anderen Formen von unglücklich und abhängig machendem Sex) –  von ihrem Fluch, existieren zu müssen, in dem gemeinsamen Wiederfinden eines erotischen Lebensgefühls.(…) Das Ende der Prostitution ist definiert durch echte, globale Heilung zwischen den Geschlechtern. Das Ende der Prostitution ist definiert als der Moment, in dem wir sexuell mündig werden. Aufgeklärt im besten Sinne. Der Moment, in dem wir unsere menschliche Welt wieder erotisch erwärmen.“

Was für eine schöne Vorstellung, wenn Frauen, als „umfangende“ Frauen, die menschliche Welt erotisch erwärmen könnten. Wenn Mann sich von der Frau und ihrer Vagina umfangen lassen, in der Vagina der Frau ruhen könnte. Wenn Frau den Mann aufnehmen, umfangen und in sich ruhen lassen wollte. Wenn sie zusammen fähig würden, gemeinsam auf erotische Lebens-, Liebes- und Ekstasegefühle zu warten. Das nennt man unter anderem Slow-Sex. Langsamer Sex, wahrnehmender Sex, ganzheitlicher Sex, ganzkörperliche Ekstase. (Davon ein ander Mal – oder selbst schlau machen.)

Laut Stephani (und da stimme ich ihr zu) hat Prostitution nicht nur mit den Männern zu tun, sondern auch mit den Frauen. Sie schreibt: „Wenn wir Prostitution tatsächlich abschaffen wollen, dann müssen auch Frauen (auch in der Rolle als Mutter und Vorbild) sexuell glücklich werden. Daran führt kein Weg vorbei. Männer treibt nicht in den Puff, dass sie ihre eigenen Frauen satt haben. Sondern dass sie ihre eigenen Frauen sexuell nicht wirklich erreichen. Das wirkliche Geheimnis, das Huren hüten, ist, wie glücklich und friedlich Männer in der Nähe einer Vagina werden. Wie lieb und teuer ihnen unsere Körper sind. Und das verdient tatsächlich den Begriff eines Geheimnisses, weil sich alle anderen Frauen irrsinnige Gedanken machen darum, wie ihre Vulva aussieht und ihre Cellulite und ihre Brüste, und weil all das sexuell so viel unwichtiger ist, als sich Frauen überhaupt vorstellen können!

Sexuelle Begeisterung, sexuelle Intelligenz, erotisches Talent als unser angeborenes körperliches Genie zu erkennen, das meine ich damit, dass Frauen ihren wirklich guten Sex entdecken. (…)Frauen müssen sich aus dem Fluch einer Kultur befreien, die ihnen einreden konnte, ein sexuelles Problem zu haben – und eigentlich auch ein sexuelles Problem zu sein. Frauen müssen aufhören, Männer sexuell zu bedienen, wenn sie ihre eigene sexuelle Kraft finden wollen. (…) Frauen werden den Männern nicht beibringen können, wie man sie achtet, wenn sie nicht lernen, sich selbst mehr zu achten. Ja, viele Männer behandeln Frauen schlecht, beim Sex und sonst wo, aber Frauen werden das nicht verändern können, solange sie sich selbst schlecht behandeln.“

Liebe Frauen und Männer – ich liebe die Vorstellung, dass mit dem NEUEN, DEN MANN VON DER FRAU UMGEBENDEN, Gott sogar explizit auch den Sex gemeint hat! Lassen wir Frauen unseren Sex heilen, damit dadurch der Sex der Männer geheilt werden kann, damit wir gemeinsam im Sex und auch sonst heil werden können.

 Seid herzlich gegrüsst mit weiblicher Energie - Veronika

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October 26, 2017

"TRIGGER" FRAU

by Veronika Schmidt in Aufreger, Bibel, Gleichberechtigung, Gott, Zusammenleben, Selbstverantwortung, Rollenbilder, 2017


illustration: fiona-k 2017 "denk-mahl"

illustration: fiona-k 2017 "denk-mahl"

illustration: fiona-k 2017 "denk-mahl"

illustration: fiona-k 2017 "denk-mahl"

VERONIKA SCHMIDT

Es war drei Wochen vor Publik werden der Causa Weinstein. In einer kleineren geistlichen Gesprächsrunde von Frauen und Männern waren wir irgendwie beim Thema Frau gelandet. Nicht bei ihren Rechten oder so, sondern, dass es eben für das Lebensgefühl oder die Lebens-Selbstverständlichkeit einen grundsätzlichen Unterschied macht, ob man eine Frau ist oder ein Mann. Diesen Gedanken auf jeden Fall wollte ich zur laufenden Diskussion beitragen. Gewählt habe ich aber die Worte: „Ich glaube nicht, dass Männer wirklich verstehen (ich meinte „nachvollziehen“) können, wie es ist, als Frau zu leben.“


Einen kurzen Moment war es still. Dann bemerkte ich, wie einem Mann der Unmut merklich ins Gesicht stieg, und er platzte heraus, dass sei doch die alte Leier, der uralte und immer wieder vorgebrachte Vorwurf der Frauen, dass die Männer sie nicht verstehen würden. Abgesehen davon würden auch die Frauen die Männer nicht verstehen. Offenbar trafen bei ihm meine Worte „Mann – Frau – nicht verstehen“ einen empfindlichen Nerv. Und ja, wenn es um die westliche Paarbeziehung geht, dann kommen Männer fast genauso oft unter die Räder, wie Frauen.

Eigentlich wollte ich DAS aber gar nicht sagen. Ich wollte etwas über die Gesellschaft ausdrücken, nicht über die Paarbeziehung. Ich wollte ausdrücken, dass ein Mann wohl gar nicht nachempfinden kann, was es heisst, auf dieser Welt Frau zu sein und nicht Mann. Dass er diese latente Bedrohung, latente Übergriffigkeit, latente Infragestellung, latente Nicht-Daseinsberechtigung, latente Ausbeutung der Frau in praktisch allen Gesellschaftsstrukturen seit Menschengedenken schlicht und einfach aus eigener Erfahrung nicht kennt.

Wenige Tage zuvor hatte ich meinen wirklich einfühlsamen Mann gefragt, ob er sich über diese Tatsache schon einmal Gedanken gemacht habe – hatte er nicht. Die Männerwelt, sowohl die weltliche wie die geistliche, lebt in einer unhinterfragten Selbstverständlichkeit ihr Dasein und ihren Einfluss. Sie macht sich vielleicht Gedanken darüber, ob sie Dasein und Einfluss grosszügigerweise teilen soll, aber sie stellt nicht in Frage, ob diese ihr überhaupt zustehen. Männer müssen und mussten nie um Dasein und Einfluss kämpfen und dafür rechten. Oft wird heute, auch von jenem Mann, die Verweiblichung der Gesellschaft beklagt. Der Vorwurf richtet sich dabei gegen die Schule, die Fremdbetreuung, die alleinerziehenden Mütter respektive die ausgeschlossenen Väter, die innerfamiliären Hosen-an-Frauen.

Doch das ist nicht die Ebene, auf der das Spiel des Lebens wirklich spielt.

Viele Männer WOLLEN gar nicht auf der "Frauenebene" Einfluss nehmen. Man beschwört einen Einflussverlust des Mannes, von dem in den gesellschaftlichen Positionen und Machtstrukturen überhaupt nichts zu sehen ist. Klar, auch Männer werden ausgebeutet, missbraucht, umgebracht und sind ohne Rechte. Doch diese Gewalt gegen Männer geht mehrheitlich genauso von Männern aus und nur in wenigen Fällen, oder vor allem im Privatbereich, von Frauen.

Nachdem ich einige Erklärungen nachgeschoben hatte, entwickelte sich ein langes interessantes Gespräch, an dessen Ende der aufgebrachte Mann sich bedankte, dass ich, beziehungsweise die Diskussion, ihm eine völlig neue Sichtweise auf das Frausein eröffnet habe. Wir sprachen darüber, dass, egal um welche Krise der Menschheit es sich handelt, es ein gewaltiger Nachteil ist, eine Frau zu sein. Erschreckende Nachrichten über verschleppte Flüchtlingsfrauen und Flüchtlingskinder sind dafür nur eine kleine Illustration. Selbst Jesus tönt diese Tatsache an, wenn er in Matthäus 24:19 zu seiner Wiederkunft und zum Ende dieses Zeitalters sagt: „Wehe aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen!“

Daraufhin machte uns ein Freund auf eine weitere Bibelstelle aufmerksam. Diese Stelle lenkte unser Gespräch in eine ganz neue Richtung. Noch nie zuvor hatte ich sie bewusst gelesen:

„Wie lange willst du dich hin und her wenden, du abtrünnige Tochter? Denn der HERR HAT EIN NEUES GESCHAFFEN AUF DER ERDE: DIE FRAU WIRD DEN MANN UMGEBEN.“ Jeremia 31:22

Was für ein revolutionäres Wort hat hier Gott in seinem Wort verborgen, einfach so hingesagt. Ich möchte Euch die Ausführungen meines Freundes Peter Höhn zu diesem Bibelwort nicht vorenthalten:

Was bedeutet es, wenn Gott uns mit diesem Vers die Perspektive gibt, dass er auf Erden etwas NEUES schaffen wird? Es heisst, dass er nicht mehr der männlichen, sondern der «weiblichen» Energie den Vorrang geben wird, weil sie lebensfördernder ist. Davon werden schlussendlich alle ‒ Frauen und Männer ‒ profitieren. Und «wer es hört» kann es jetzt schon üben und dafür beten und ‒ ob Frau oder Mann ‒ in angstfreier Weise der weiblichen Energie und daraus dem erlösten Miteinander den Weg bereiten.
Ich habe mir bereits 1999 beim Lesen des Buchs von Paul Tournier „Rückkehr zum Weiblichen" (Herderbücherei) notiert, wie schwer sich die Männer tun, echt auf Frauen zu hören, weil sie sich oft in Bezug auf konkrete Lebenstüchtigkeit den Frauen unterlegen fühlen (und es auch sind), aber dies einfach nicht zugeben können und wollen. Stattdessen flüchten sie in die Welt der Dinge, des Abstrakten, ins Logische, in Lösungen. ‒ Warum hören Männer so wenig auf Frauen? – Weil die beziehungsmässigen Probleme, welche die Frauen erkennen, beängstigender und schwieriger zu lösen sind für Männer als die sachlichen Probleme. Und weil die beziehungsmässigen Aspekte oft alles «verlangsamen» (aber eigentlich mit Leben für alle füllen würden). Deshalb reagieren Männer entweder mit Dominieren und Gasgeben oder mit Schweigen und «Abtauchen».
Jesus hat hier eine ganz andere Haltung vorgelebt: Er hat auf Frauen gehört und ist auf ihre Initiative eingegangen und hat sie verteidigt.

Das Buch von Paul Tournier trägt den Untertitel: Werden Frauen unsere Welt wieder menschlicher machen? Das ist eine Frage, keine Feststellung. Das bedeutet, es ist auch eine Anfrage an uns Frauen. Werden wir unsere Welt wieder menschlicher machen? Wie können wir unsere Welt wieder menschlicher machen? Nur, indem wir beginnen, uns ebenfalls in aller Selbstverständlichkeit auf unsere Weise auf dieser Erde zu bewegen und einzubringen, uns nicht mehr einschüchtern lassen, gegen Unrecht aufbegehren, unsere Stimme erheben und auf unserem Dasein und unserem Einfluss bestehen. Aber nicht in einer das Männliche auschliessender, sondern in integrierender Weise. Manche Männer benötigen unser Aufbegehren, unsere Zurechtweisung, unsere Stopp-Tafeln, weil sie sich tatsächlich daneben benehmen und Macht gierig anhäufen. Aber Männer brauchen vor allem unsere Wertschätzung und unseren Respekt. Und die Ermutigung, sich eine gesunde Männlichkeit anzueignen, deren Stärke sich nicht aus der Erniedrigung speist. 

* Bild: 12 Jünger, zusammen mit ihren Ehefrauen, halten ein gemeinsames Mahl und feiern das Leben. Hast Du gewusst, dass alle Jünger verheiratet waren? Als typisches Getränk des Alltags wurde im antiken Israel Bier getrunken. Wein gab es nur an Festtagen.

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October 20, 2017

DANKE, DANKE, DANKE!

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Buch, Ehesex, Fragen, Lust, Liebe, Meistgelesen!, 2017


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Ich wollte Dir einfach mal Danke sagen!! Danke für Deine Bücher und Deinen Blog, welche viele Menschen und Ehen verändert haben. Ich hoffe, Du weißt, was für einen immens positiven Einfluss Du auf unsere christliche Gesellschaft und auf so viele, besonders junge, Ehen hast.

Meine Mann und ich haben beide Deiner Bücher gelesen, sie haben uns sehr inspiriert. Obwohl wir ziemlich schnell befriedigenden und leidenschaftlichen Sex "erlernten", haben wir uns durch Deine Bücher nochmals ganz neu entdeckt und noch mehr Lust auf Lust im Alltag entwickelt :-) .

In unserer Kirche bin, aus welchem Grund auch immer, ich diejenige, zu der viele junge, oft frisch verheiratete, Frauen kommen. Sie wünschen sich irgendwelche Tipps, weil sie von ihrer Sexualität frustriert sind. Mir ist es ein riesiges Anliegen, dass Wissen über sexuelle Fähigkeiten, aber auch einfach die nackte, unverschämte Leidenschaft in den Schlafzimmern Einzug hält. Es ist für mich dramatisch und bestürzend, wie wenig das, besonders bei Christen, der Fall ist.

Frauen kommen nach der Hochzeit zu mir und fragen mich, wie wir das eigentlich mit der Verhütung machen... vorher war das für sie offenbar kein Thema... und wundern sich, dass ihre Männer das nicht liebevoll finden. Aber das weißt Du sicher besser als ich. Wenn ich mit meinen Ideen nicht weiter komme, empfehle ich immer Deine Bücher :-) . Deshalb, vielen Dank dafür!!

Es ist so schön, zu wissen, dass Du Dich für Identität und guten Sex, gegen Vorurteile und Klischees, gegen deprimierende Gewohnheiten und Verklemmtsein einsetzt und für den Menschen bist.

Bitte, bitte - mach weiter! Herzlichst, Deine Katharina, 28 Jahre


Liebe Katharina

Ich werde weitermachen und dranbleiben. Wenn auch in Zukunft mit BLOG-Schreiben nicht mehr ganz in dieser hohen Frequenz, wie bisher. Die vier vergangenen Jahre waren für mich eine aufregende, aber auch intensive Abenteuerreise. Neben meinem vollen Beratungsalltag hat sich ein ganz neues Feld eröffnet durch die Sex-Predigten, das Bücherschreiben und den BLOG. Mails wie Deines erreichen mich immer wieder und geben mir Rückenwind. Gerade eben schrieb eine 35-jährige Frau: "Vielen Dank für Deine beiden Bücher und Deine Arbeit hier mit dem Blog. Bei mir (und somit auch bei meinem Mann) hat sich so vieles im Bereich Sex zum Guten verändert. Das Buch Liebeslust hat dazu geführt, dass wir häufiger miteinander schlafen. Jetzt lese ich gerade Alltagslust und freue mich auch, dass wir beide noch mehr Freude in dem Bereich erleben. Dankeschön, dass Du als Christin quer denkst und das auch öffentlich mitteilst."

Von Beginn weg, seit März 2015, stösst der BLOG auf reges Interesse. Im Jahr 2016 wurden bereits über 28'600 Besuche registriert. Nun sind bis Mitte Oktober für das Jahr 2017 schon 39'800 Besuche erfasst. Das Buch LIEBESLUST wurde bis jetzt 10'000 Mal verkauft und geht soeben in die 5. Auflage. Das Buch ALLTAGSLUST führt momentan die verlagsinterne Bestsellerliste an. Ich bin also sehr, sehr glücklich - das Thema erreicht die Menschen und verändert die christliche Lebenswelt.

Liebe Katharina, es braucht noch viel mehr so motivierte Menschen wie Dich, die mutig eine Sprache finden zu Sexualität, damit das Thema Kreise zieht und aus der Tabuzone herausbefördert wird. Wer weiss, vielleicht wächst ja für Dich daraus eine Berufung. Das wünsche ich Dir.

Herzliche Grüsse - Veronika

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September 15, 2017

ER WILL SEX - ICH NOCH NICHT

by Veronika Schmidt in Partnerwahl, Selbstverantwortung, Sex vor der Ehe, 2017


Distel.jpeg
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Liebe Veronika

Mein Freund und ich sind seit bald zwei Jahren ein Paar, und für uns beide ist es die erste Beziehung. Bezüglich unserem Wunsch nach Sexualität haben wir sehr unterschiedliche Ansichten: Noch bevor wir ein Paar wurden, habe ich mit ihm über Sexualität gesprochen und ihm gesagt, dass ich keinen Sex vor der Ehe möchte - nicht, weil mir das irgendwer eingeprügelt hat, sondern weil ich mir für körperliche Intimität einen verbindlichen Rahmen wünsche. Mir ist schon klar, dass eine Ehe keine Garantie für befriedigende Sexualität bietet. Aber ich stelle mir doch vor, dass ein Eheversprechen bedeutet, sein Bestes dafür zu geben, und dieses Versprechen wünsche ich mir doch. Mein Freund, der nicht im engeren Sinn freikirchlich-gläubig ist, sieht das zwar anders, respektierte aber bisher meinen Wunsch.

Doch mit der Zeit gelangten wir in erotische Grauzonen, weil ich einerseits durch unsere Beziehung entdeckte, wie schön physische Intimität sein kann, andererseits hatte er doch zunehmend das Bedürfnis nach Sex. Nun hat sich unser Konflikt zugespitzt: Er sehnt sich nach Sex und ich stosse an meine Grenzen. Er vergleicht sein Bedürfnis nach Sex mit meinem Bedürfnis nach Kuscheln. Diese Argumentation kann ich nachvollziehen und finde es auch sehr stark von ihm, dass er seit zwei Jahren verzichtet. Aber Sex zu haben widerspricht meiner Ansicht. Heiraten ist für uns keine Option. Wir sind beide noch im Studium und wollen nicht einfach des Sexes wegen heiraten.

Ich habe Angst davor, dass, wenn wir Sex hätten, wir nie heiraten, denn dann hätte er ja alles, was er wollte, dann wäre heiraten ja total überflüssig. Er widerspricht dem zwar, aber ich weiss nicht, ob das stimmen würde. Du siehst, wir stecken etwas in der Klemme... Ich möchte nicht einfach Sex haben, damit wir zusammenbleiben, aber ich möchte mit ihm zusammenbleiben. Hast Du eine Idee, wie wir hier auf einen gemeinsamen Nenner kommen können?

Herzlich, Lilly, 23 Jahre


Liebe Lilly

Auf einen gemeinsamen Nenner kommt Ihr nur, indem Ihr Euch gemeinsam mit diesem Thema befasst und darüber sprecht. Auch darüber, wie es Euch geht damit. Als Beispiel möchte ich einen Deiner letzten Sätze aufgreifen: „Ich habe Angst davor, dass, wenn wir Sex hätten, wir nie heiraten, denn dann hätte er ja alles, was er wollte, dann wäre heiraten ja total überflüssig.” Findest Du nicht auch, dass das eine etwas unfaire Annahme ist? Das würde ja heissen, es geht Deinem Freund nur um Sex und überhaupt nicht um Eure Beziehung. Viele Frauen denken leider so, und oft wurde ihnen das (von Frauen) im Elternhaus vermittelt. Nämlich, dass Männer nur das Eine wollen. Doch das ist ein sexistisches Männerbild.

Sexualität ist nur ein Teil des Beziehungsaspekts. Ich nehme an, Dein Freund ist aus ganz anderen Gründen mit Dir zusammen, sonst würde er wohl nicht freiwillig auf Sex verzichten. Man kann die Liebe, um die es in einer Paarbeziehung geht und von der sie lebt, in drei „Teil-Lieben“ unterteilen: In eine partnerschaftliche, eine erotische und eine freundschaftliche. Zwar sind sie nicht immer gleich gross und gleich intensiv zu leben und zu erleben. Das wechselt sich immer wieder etwas ab. Und nichts davon geschieht einfach so, ohne Investition. Doch wir wünschen uns, alle diese drei Teile in einer Beziehung auszuleben. 

Ich weiss nicht, ob Du meine Bücher gelesen hast (was ich Dir empfehlen würde). Darin beschreibe ich u.a., dass der Weg des Mannes, Liebe zu zeigen und Liebe zu spüren, über die Sexualität geht. Der Weg der Frauen hingegen geht über die romantischen Gefühle hin zum Sex. Dein Freund gibt diesem seinem Bedürfnis Ausdruck. Er möchte seine Liebe zu Dir über den Sex spüren. Du hingegen bist ganz zufrieden ohne Sex. Ich habe nicht wenige Frauen kennen gelernt, die auch später lieber bei der Romantik bleiben und gar keinen Spass am Sex entwickeln (wollen). Das ist natürlich für die Männer sehr frustrierend. Also achte Dich einmal darauf, wie stark Dein sexuelles Begehren wirklich ist. Ich habe viele Paare in der Beratung erlebt, die dachten, bis zur Ehe mit dem Sex zu warten, sei doch ganz einfach, Sie hätten keine Probleme damit. Doch danach stellten sie in der Ehe fest, dass sie grundsätzlich keine grosse Sehnsucht nach Sex hatten, was ihnen das Sex- und Eheleben ziemlich vermieste.

Ich weiss nicht, was für einen Zeithorizont Du mit Warten auf Eure erotische Beziehung hast, aber es tönt nicht, als wäre das absehbar. Dass das für Deinen Freund schwierig wird, kann ich gut nachvollziehen, vor allem, weil er ja nicht die „fromme Lehrmeinung" dazu intus hat. Damit bringt ihr Euch beide in ein Dilemma, das vielleicht später auch andere Lebensbereiche betreffen könnte. Glaube oder Religion ist nicht einfach ein Accessoire, sondern ein Lebensstil. Im Moment möchtest Du diesen Lebensstil zum Massstab Eurer Beziehung machen. Die Frage ist, kann das gut gehen, so allein von Dir bestimmt. Diesen Kompromiss geht Dein Freund vermutlich ein, weil er Dich auf keinen Fall verlieren will – und gerade eben NICHT, weil er es nur auf den Sex abgesehen hat. Genauso gut, wie er vielleicht nicht heiraten will, wenn er Sex haben kann, könnte er Dich auch verlassen, weil er noch Jahre keinen Sex haben darf.

Wer nur wegen dem Sex heiratet, ja, der sollte das Heiraten tatsächlich lieber bleiben lassen. Denn Sex allein wird keine Ehe stabil machen. Sex hat zudem die Tendenz, nach der ersten Euphorie schnell weniger zu werden, wenn man nicht dran bleibt. Heiraten tut man, weil man einen Menschen gefunden hat, mit dem man das Leben teilen und ihm möglichst oft nahe sein will. Mit dem man ein gutes Team sein will. Man will ihn heiraten, weil er der Mensch ist, der einen selbst zu einem besseren Menschen macht. Und Intimität gehört irgendwann ganz logisch mit dazu und macht ein Paar erst zu einem Paar, im Unterschied zu Freunden.

Ich will, darf und kann Dich nicht zu Sex ermutigen. Ich will, darf und kann Dich auch nicht davon abhalten. Das müsst Ihr beide ganz allein in eigener Verantwortung zusammen klären. Ihr könnt Euch durch die entsprechenden Blogs von mir lesen und diesen Vortrag von Sigfried Zimmer hören. Davon ausgehend wünsche ich Euch gute Gespräche und eine gute Auseinandersetzung mit Eurem Thema.

Herzliche Grüsse - Veronika

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© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.