Search
  • Home
  • Veronika
  • Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN
  • Übersicht alle Blogs
  • Video-Sex-Tipps
  • ENDLICH GLEICH! BUCH & BLOG
  • Deine Frage
  • Bücher LIEBESLUST & ALLTAGSLUST
  • Bücher bestellen
  • Interviews & Medien
  • Veranstaltungen
  • Literatur & Links
Close
Menu
Search
Close
  • Home
  • Veronika
  • Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN
  • Übersicht alle Blogs
  • Video-Sex-Tipps
  • ENDLICH GLEICH! BUCH & BLOG
  • Deine Frage
  • Bücher LIEBESLUST & ALLTAGSLUST
  • Bücher bestellen
  • Interviews & Medien
  • Veranstaltungen
  • Literatur & Links
Menu

Liebesbegehren – Veronika Schmidt

October 21, 2016

Warum sind manche geistlichen Leiter so körperfeindlich?

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Bibel, falsche Scham, Gott, Grenzen setzen, Konflikte, Selbstgefühl & Selbstwert, Sexueller Missbrauch, Sünde, 2016


körperfeindlich.ipg
körperfeindlich.ipg

Hoi Veronika
Eine Frage beschäftigt mich schon länger. Warum denkst Du, sind manche Christen, vor allem Leiter, so körperfeindlich?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese die „sündigen Laster des Körpers“ als ganz besonders schlimm taxieren. Für mich hatte es zur Folge, dass ich meinte, mich selbst kreuzigen zu müssen und mich unglaublich anstrengte, jede sexuelle Regung aus mir rauszureissen. Die Folge war, dass ich meinen Körper zu hassen begann. Ich erlebte Rechenschaftstreffen, in denen  Körperteile freigebetet wurden, oft mit entwürdigenden Methoden.

Was mich zudem nachdenklich macht ist, dass viele christliche Leitende/Seelsorgende schlecht mit Menschen mit Missbrauchsgeschichten, Pornographie oder Scheidung umgehen können. Sie reagieren oft hart und lieblos, und so kommt aufs körperliche Trauma des Ratsuchenden auch noch ein geistliches dazu.

Ich würde mir so wünschen, dass wir Christen mehr Mut zu Seele, Geist und Körper hätten. Liebe Grüsse - Ursina, 36 Jahre


Liebe Ursina

Das ist eine gute Frage – weshalb wir auf Sex-Sünden stärker reagieren als auf andere.  Ich denke, es hat damit zu tun, dass jeder Mensch bei einer sexuellen Fragestellung unmittelbar mit sich selbst konfrontiert ist. Konfrontiert mit seinen eigenen Regungen, Sehnsüchten und seinen Kämpfen damit. Jeder der „fällt“, spiegelt mir, dass mir das auch passieren könnte. Weil ich eben Sexualität nicht aus mir „rausreissen“ kann, wie Du es ausdrückst.

Und natürlich ahnst Du ja schon, dass das Problem die unterschiedliche Wertschätzung von Geist, Seele und Körper ist. Viele Christen  haben immer noch das Bild: Geist gut - Seele problematisch - Körper geht gar nicht. Die Seele ist zu labil, nicht konform in den Reaktionen, der Körper geht nicht, weil Sitz der Geschlechtlichkeit und nicht zu kontrollieren. Aus Sicht des Geistes gesehen, sind seelische und körperliche Bedrüfnisse viel zu banal. Dieses unterschiedlich wertende Denken sehe ich nicht in der Bibel. Und schon gar nicht in der Schöpfung des Körpers, welche eine Körper-Hirn-Einheit ist, die im besten Fall perfekt wechselseitig aufeinander einwirkt. Werten wir Körper und Seele ab, müssen wir uns nicht wundern, wenn wir beginnen diese zu hassen, mit gravierenden Folgen für unser Selbstgefühl.

Das Bedürfnis nach Sexualität ist ein Grundbedürfnis. Wir haben primäre Bedürfnisse wie die nach Luft, Wasser, Nahrung, Schlafen, nach körperlichem Schutz, nach Abwesenheit von Furcht und eben nach geschlechtlicher Befriedigung. Und darüber hinaus auch psychosoziale Bedürfnisse wie die nach Liebe, Geborgenheit, neuen Erfahrungen, Lob, Anerkennung und nach Verantwortung. Alle diese Bedürfnisse betreffen uns ganzheitlich, also Geist, Seele und Körper.

Der Wunsch, die menschlichen Grundbedürfnisse asketisch zu kontrollieren, finden wir in allen Kulturen. Asketen und Körperfeinde, und das sind durchaus Frauen wie Männer, versuchen mit Hilfe des Geistes diese Grundbedürfnisse möglichst klein zu halten oder gar auszurotten. Damit einher geht oft der zwanghafte Impuls, diese Regungen auch beim anderen unterdrücken zu wollen. Leiter sind vermutlich nur mehr in dieser Gefahr, weil sie sich für die Gemeinschaft verantwortlich fühlen.

Der sexuelle Sündenfall des anderen gibt uns die perfekte Gelegenheit, alle eigenen sexuellen Nöte und Frustrationen auf ihn zu projizieren. Ich fühle mich schlecht mit meiner eigenen Sexualität, nicht rein, nicht geistlich genug, vielleicht habe ich sexuell gesündigt, ich kämpfe stark mit meinen sexuellen Bedürfnissen oder habe diesen Kampf unter viel Mühen endlich geschafft. Und nun steht da eine Person, die ist gescheitert und zwar offensichtlich für alle. Ich kann problemlos meinen eigenen Frust auf ihr abladen. 

Diese Regung der Projektion entlarvt Jesus eindrücklich in der Begegnung mit den Schriftgelehrten, Pharisäern und der Ehebrecherin in Johannes 8,2-11. Hier wird eine Konfrontation mit Jesus beschrieben zu der Frage, ob eine Frau die soeben beim Ehebruch erwischt wurde, gesteinigt werden muss. Die Wendung „den ersten Stein werfen“ aus Vers 7 dieser Begebenheit ist als geflügeltes Wort zur Beschreibung selbstgerechten Verhaltens in viele Sprachen eingegangen. Jörg Zink drückt es in seinem Buch WAS BLEIBT, STIFTEN DIE LIEBENDEN unverblümt so aus: "Die Ehebrecherin ist sozusagen das Lasttier, auf das der Neid, die Geilheit, die Lüsternheit der anderen gepackt werden. Sie hat alles zu tragen, was in den Gerechten rumort, nach oben drängt und sogar dann und wann ausbricht." Jesus sagt den selbstgerechten, verurteilenden und ihre eigenen sexuellen Stolpersteine auf die Frau projizierenden Pharisäern und Schriftgelehrten: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“ Die Umstehenden liessen einen nach dem anderen ihre Steine (Projektionen) fallen und gingen weg. 

Aus meiner langjährigen Erfahrung kann ich ohne Übertreibung festhalten: Die grössten Moralapostel haben oder hatten am meisten Dreck am Stecken. Ihr Kampf gegen die sexuellen Regungen ist ihr eigener Kampf um sexuelle Reinheit. Das viele Ratgebende nicht sinnvoll mit Ratsuchenden umgehen können, ist für mich neben derer eigener Befangenheit mangelnde Kompetenz und Unwissen. Gerade wenn es um die Sexualität geht, ist die Christenheit schlicht und einfach sprachlos, sprich sprachunfähig. Dieser Mangel liesse sich aber beheben, wenn man denn wollte.

Dass Unwissen oder einseitiger Glaube im schlimmsten Fall auch zu absurden exorzistischen Ritualen führen kann, wie du antönst, ist für mich eindeutig sektiererischer und grober geistlicher Missbrauch. Deshalb halte ich es für wichtig, dass wir uns nicht von geistlichen Autoritäten abhängig machen. Wir sollten vor allem von Gott abhängig sein und selbst um unseren Glauben, unser Wissen und unsere Aufklärung bemüht sein. Paulus sagt im 1. Thess. 5, 21:  „Prüft aber alles, das Gute haltet fest!“ Halte ich mich in einer geistlichen Gemeinschaft auf, wo das was da abläuft, für mich nicht gut anfühlt, sollte ich unbedingt den Mut haben, mich zu lösen und zu gehen.

Diese Freiheit, liebe Ursina, wünsche ich uns allen zu jeder Zeit. Herzlich - Veronika


weiterer Blog zum Thema: DER MYTHOS SEXUALTRIEB UND SEINE DÄMONISIERUNG

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

October 14, 2016

Ich habe viel mehr Lust - und muss immer die Initiative ergreifen!

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, keine Lust, Liebe, Lust, männliche Sexualität, Zusammenleben, Midlife-Crisis, Stress, weibliche Sexualität, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Mein Mann und ich sind über 10 Jahre verheiratet und haben 4 Kinder. Leider habe ich seit einigen Jahren viel mehr Lust als er. Sex findet immer auf meine Initiative hin statt und auch nur etwa ein- bis zweimal pro Monat. Ich leide darunter, dass er mich kaum zu begehren scheint. Unser Sex ist dann jeweils zwar gut, aber ich wünschte mir mehr Initiative von seiner Seite und auch etwas mehr Offenheit im Bett. Es ist ein doofes Gefühl, immer den ersten Schritt machen zu müssen. Er sagt einfach, er habe nun mit knapp 40 weniger Lust als früher. 

Danke für Deine Antwort und liebe Grüsse. Katja, 37 Jahre


Liebe Katja

Deine Frage ist der Dauerbrenner schlechthin und kommt in Abwandlungen immer wieder zu mir. Siehe auch den Blog von letzter Woche. Mit der Lust und der Unlust ist das so eine Sache nach ein paar Jahren. Und eben nicht nur ein Frauenthema, sondern sehr wohl und weit verbreitet ein Männerthema. Grad wenn Dein Mann kein Testosteronbolzen ist, wird er die natürliche Abnahme seiner Libido mit zunehmendem Alter spüren. Für viele Männer ist das überhaupt nicht schlimm. Sie nehmen diese Tatsache manchmal eher pragmatisch und irgendwie als normal hin. Insbesondere in einer christlichen Kultur, die sowieso ein kritisches oder zwiespältiges Verhältnis zur Sexualität hat. So nach dem Motto: "Na endlich ist Ruhe."

Doch natürlich nehmen wir Frauen es persönlich, wenn wir meinen, unser Mann begehre uns nicht mehr. Wir denken, es hätte etwas mit unserer Attraktivität und vielleicht sogar mit mangelnder Liebe zu tun. Doch neben der Libido spielt eben auch der Charakter eine grosse Rolle und auch die Umstände des Lebensalltags. Vier Kinder, Beruf und Haushalt, vielleicht noch Vereine oder die Gemeinde - viel Zeit für Lust bleibt da nicht mehr übrig. Männer sind genauso zu müde, zu ausgelaugt, zu angespannt, zu gestresst, zu sehr herausgefordert, zu lustlos, zu aufopfernd, zu wenig bei sich selbst wie Frauen. Dazu kommen alle Ablenkungen durch die Medien. Und Sex ist so allgegenwärtig, dass selbst Männer an Überdruss leiden. Das alles setzt der Lust ziemlich zu. Sex in Beziehungen wird immer weniger. Wenn vor Jahren Paare sagten, sie hätten 1-2 Mal pro Woche Sex, sagen sie heute, Sex finde noch 2-3 Mal pro Monat statt.

Seit sich die Rollenbilder verändern, hin zu mehr Gleichstellung, können Männer ihre Lustlosigkeit mehr zulassen und zugeben. Im Gegenzug lassen dafür Frauen heute viel mehr Lust und Begehren zu, wollen Sex, fordern Sex, geniessen Sex, sind sexuell aktiver und initiativer. Nur unser Denken hinkt da manchmal noch hinterher. Auch in Bezug darauf, wer die Initiative ergreifen soll, wer verführen und sich bemühen muss.

Dass Dein Mann keine Initiative ergreift, muss nicht heissen, dass er Dich nicht begehrt. Vor allem nicht, weil Euer Sex ja schön ist. Ich würde eher wie schon angetönt vermuten, dass neben dem Alter und dem beruflichen und familiären Engagement Eure Wesensunterschiede eine Rolle spielen. Ich habe viele "umgekehrt" gepoolte Paare in der Beratung und ich kenne es aus persönlicher Erfahrung. Es sind die Paare, wo die Frau um einiges initiativer ist als der Mann. Und zwar in den meisten Lebenslagen und von Anfang der Beziehung an. Es ist einfach gegeben.

Es gibt die „Gleich-und-gleich-gesellt-sich gern“-Paare und die „Gegensätze-ziehen-sich-an“-Paare. Das ist an und für sich einfach Tatsache und kein Problem. In unseren Köpfen haben wir kein Problem damit, wenn der Mann initiativ ist. Das scheint uns richtig. Aber sobald die Frau es ist, finden wir es irgendwie verkehrt. Dafür kennt der Volksmund ja die entsprechenden Redewendungen: „Sie hat die Hosen an“, „Er ist unter der Knute“, „Sie ist ein Rääf“, „Sie ist dominant“, „Er ist ein Waschlappen“, „Er muss nach ihrer Pfeife tanzen“.

Dabei vergessen wir, dass wenn sich Zwei finden, oft unbewusste Bedürfnisse, Vorstellungen, Erfahrungen und Vorbilder eine Rolle spielen. Wir suchen vielleicht, was wir schon kennen, oft jemanden, der uns ergänzt. Es gibt nicht wenige Männer, die eine starke Frau wählen. Die mögen das. Das heisst nicht, dass sie selbst schwach sind. Aber sie spüren vielleicht instinktiv, dass sie einen „Motor“ brauchen, weil sie selbst nicht mit überschäumenden Ideen und/oder Umsetzungsenergie gesegnet sind. Suchen sich ebenso gelagerte Frauen einen „Männermotor“, verschwenden wir keinerlei Gedanken daran, ob da was falsch ist.

Doch im Laufe der Jahre und steigendem Frustpotential fallen Frauen leicht den herkömmlichen Rollenvorstellungen zum Opfer. Dann höre ich Sätze in der Beratung wie, „Aber er ist doch das Haupt der Familie“ – „Er hätte doch Verantwortung für unsere Ehe“ – „Er sollte doch der geistliche Herr im Hause sein“ – „Ich habe das jetzt 10 Jahre lang gemacht, jetzt ist er dran“ – „Jetzt will ich nicht mehr die mit den Ideen, die mit der Initiative sein“. Und wenn sich Frauen dann zu verweigern beginnen , kippt das ganze Gefüge aus dem Gleichgewicht.

Ich will damit nicht sagen, dass immer alles beim Alten bleiben muss, und dass wir uns nicht verändern sollen. Aber was ist daran schlimm, liebe Katja, dass Du den ersten Schritt zum Sex machst, wenn Du damit zu Deiner Befriedigung kommst und Ihr Euch nahe sein könnt? Es Euch gut tut und Ihr es schön findet? Was wäre so schlimm, wenn das praktisch immer so ist? Weil Ihr nun einmal seid, wer Ihr seid? Weil man sich nicht einfach so ändern kann? Weil das möglicherweise auch der Grund ist, weshalb Ihr Euch gewählt habt? Was ist so schlimm daran, wenn Dein Mann erst merkt, dass Ihr ja Sex haben könntet, wenn Du ihn anfasst, streichelst und küsst – solange er dann fröhlich mit dabei ist? Was ist so schlimm daran, wenn Du die Initiative für Sexexperimente ergreifst, indem Du einfach machst – weil er von sich aus gar nicht auf die Idee kommt? Wenn Dein Mann mit weniger zufrieden ist als Du – who cares? Ist doch völlig egal.

Und ergreife die Initiative, über Euer Sexleben oder Euer Leben überhaupt zu sprechen, im Sinne von: „Was beschäftigt Dich?“ – „Was beschäftigt mich?“ – „Wie geht es Dir?“ – „Wie geht es mir?“ – „Was wünschst Du Dir?“ – „Was wünsche ich mir?“. Dazu gibt das Büchlein von Ulrich Clement THINK LOVE  gute Ideen.

Und nun doch noch einen Rat an Deinen Mann. Regelmässige Orgasmen und Ejakulationen erhalten die Erektionsfähigkeit und die Libido am Leben. Das ist wichtiger, je weniger diese von selbst funktionieren. Lass Dich durch Deine Frau motivieren, Dich mit Deiner Sexualität zu befassen und Dich und Deinen Körper tiefer kennen zu lernen. Dadurch kannst Du Dich auf Jahre hinaus als Mann in Deiner männlichen Sexualität ganzheitlich, frei, glücklich und zu Hause fühlen. Das Buch für den Mann von Bernie Zilbergeld heisst DIE NEUE SEXUALITÄT DER MÄNNER.

Herzliche Grüsse – Veronika

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

October 7, 2016

Mein Ehemann langweilt mich furchtbar

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, keine Lust, Konflikte, Küssen, Liebe, Lust, Partnerwahl, Scheidung + Wiederheirat, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Stress, Zusammenleben, 2016


Liebe Veronika

Ich danke Dir für so ein offenes ehrliches Buch, was mir persönlich einige Fragen und Unklarheiten beantwortet hat. Schon lange verspürte ich den Drang, Dir zu schreiben, jetzt wage ich es. Ich bin 28 Jahre alt und vier Jahre verheiratet. Wir arbeiten beide voll und haben keine Kinder. Ich erlebte eine sehr behütete, konservative und dominante Erziehung.

Mein Problem ist, dass ich eine sehr aktive Frau bin und temperamentvoll. Ich liebe es, mit Freundinnen auszugehen, viel zu unternehmen, aber ich liebe auch ruhige Tage. Mein Mann ist das komplette Gegenteil. Er würde am liebsten jede freie Minute auf der Couch verbringen und fernsehen. Wochentags habe ich auch vollstes Verständnis dafür, nur an den freien Tagen nervt es mich. Ich rede viel mit meinem Mann und möchte auch nicht zu viel verlangen, aber es ändert sich einfach nichts. Zu Beginn unserer Beziehung war ich sehr engagiert und habe viel bewegt, aber jetzt ist bei mir die Puste raus.

Eine andere Schwierigkeit ist, mein Mann suchte vor der Ehe viel öfter den körperlichen Kontakt zu mir. Doch seit wir verheiratet sind, bettle ich darum, geküsst zu werden, dass er mit mir schläft, dass er mich begehrt, aber es ändert sich nichts. Nun habe ich auch das sein lassen. Wir schlafen sehr selten miteinander. Und für mich ist es grösstenteils unbefriedigend. Mein Mann kann sich auch nicht erklären, weshalb das so ist. Mittlerweile liebe ich meinen Mann nur als Freund, aber nicht mehr. Mir ist es furchtbar langweilig mit ihm. Wir haben keinen wirklichen Austausch. Die Gespräche verlaufen oberflächlich. Es kommt so gut wie nie vor, dass wir uns lange miteinander über etwas unterhalten.

Momentan empfinde ich die Ehe nur als harte Arbeit. Scheidung ist für mich kein Ausweg, da ich zu großen Respekt vor dieser Entscheidung habe und dessen Folgen. Ich hoffe sehr, dass ich von Dir einen Rat bekomme.

Liebe Grüße, Meredith
 


Liebe Meredith

Lust – Unlust, Kurzweil – Langeweile, es gäbe noch andere Paarungen in der Beziehung, über die sich wahlweise Frau oder Mann beklagen, je nach Wesen und Prägung. Ich gebe Dir gerne ein paar Gedankenanstösse dazu.

Das Allerwichtigste ist, dass Du schleunigst dazu übergehst, Dein Leben so zu gestalten, dass es Dich glücklich macht. Nicht Dein Mann macht Dich in erster Linie glücklich, sondern Du Dich selbst und Deine eigene Lebensgestaltung. Triff wieder Deine Freundinnen, Deine Familie, werde aktiv und unternimm etwas. Wenn Dein Mann mitkommen will – auch gut. Wenn nicht, lass ihn zu Hause. Lass ihn los. Dann erst kommt er dazu, sich selbst organisieren zu müssen, Ideen zu entwickeln und Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Verantwortung für andere kann erst aus der Verantwortung für sich selbst herauswachsen. Es gibt einen Bestseller von Eva Maria Zurhorst, der dazu sehr lesenswert ist. Er heisst: LIEBE DICH SELBST, UND ES IST EGAL, WEN DU HEIRATEST.

Du schreibst nichts über den Familienhintergrund Deines Mannes. Doch Ihr seid beide recht jung und habt sehr jung geheiratet. Es kann gut sein, dass Dein Mann emotional noch nicht so ganz erwachsen geworden ist. Leider sehe ich das heute ziemlich häufig und ist oft die Folge von jahrelangem behütet sein und nicht so richtig herausgefordert worden zu sein. Diese Tatsache, gepaart mit einem eher pragmatischen Charakter, kann eine lebenslustige Person wie Dich daneben schon irgendwann langweilen und aus der Haut fahren lassen.

Im Moment kannst Du nicht mehr sehen, was Dich an Deinem Mann einst angezogen hat. Aber da war was, sonst hättest Du ihn wohl nicht geheiratet. Oftmals ist es eben gerade das, was wir selbst nicht besitzen oder nicht so gut können. Doch mit der Zeit ärgert uns genau dies am anderen, was uns anfänglich so fasziniert hat. Vermutlich hast Du seine Ruhe, seine pragmatische Art, dass er Dich „erdet“, liebenswert gefunden. Versuche das wiederzufinden, indem Du ihn sein lässt, wie er ist. Der Sexualtherapeut David Schnarch nennt es „Differenzierung“. Sich auseinander dividieren, selbstständig werden, ein Eigenleben haben, Abstand gewinnen – und so sich wieder besser sehen können und schlussendlich auch wieder begehren, nicht nur sexuell.

In vielen Beziehungen ist der Antrieb für Aktivitäten ungleich verteilt. Der eine organisiert – der andere macht gerne mit. Beide sind glücklich mit ihrer Rolle – mindestens zu Beginn. Doch irgendwann findet der aktive Partner, der andere könnte sich jetzt auch einmal anstrengen und hört auf damit, sich zu engagieren. Doch der andere kann eben genau nicht. Weil ihm das nicht liegt, weil er es nicht gelernt hat. Weil er eigentlich zufrieden war, wies war. Je mehr Druck Du nun ausübst, desto lethargischer wird vermutlich Dein Mann. Nun kannst Du entscheiden, ob Du Deine Energie in die Veränderung Deines Partners stecken willst, oder in eine Lebensgestaltung die Dir gefällt.

Wenn Du Gespräche mit ihm möchtest, unterhalte Dich mit ihm, auch wenn er nicht viel dazu beiträgt. Wenn Du Nähe und Zärtlichkeit möchtest, gehe auf ihn zu und gib sie ihm, dann hast Du auch was davon. Zeige ihm Dein Begehren, vielleicht löst das auch bei ihm Begehren aus. Sorge für Deine Lust und zeige ihm, was Dich erregt. Werde eine gute Liebhaberin in dem Sinne, dass Du Dich und Deinen Körper gut kennen lernst. Wenn Du Sex unbefriedigend findest, setze Dich mehr damit auseinander, wie das mit Deinem Körper läuft. Buchtipp: KOMM WIE DU WILLST.

Gib Deinem Mann Nachhilfe im Sex, lerne ihn, einen guten Liebhaber zu sein. Äussere Deine Bedürfnisse klar (siehe Buch LIEBESLUST, Streiten und lieben nach allen Regeln). Und verabredet Euch zum Sex.

Ehe ist vor allem dann harte Arbeit, wenn wir uns auflehnen gegen die Lebensrealität und den anderen nicht mehr nehmen können, wie er ist. In allen Konflikten einer Ehe gilt immer: Mich kann ich verändern – den anderen nicht. Deshalb wünsche ich Dir neue Freude erstmal an Dir selbst und Annahme und Barmherzigkeit Deinem Mann gegenüber. Und dass Du die Liebe zu ihm wieder neu entdeckst und damit seine liebenswerten Seiten.

Neben allen diesen Gedanken möchte ich Euch eine professionelle Paarberatung ans Herz legen. Ohne gleich zu dramatisieren – ich habe zu viele Paare gesehen, denen man durchaus mit wenig Aufwand hätte helfen können, ihre Herausforderungen zu meistern, wären sie früh genug in eine Beratung gekommen. Empfehlen würde ich Euch eine systemische Beratung, in der Ihr auch Eure Herkunftsfamiliensysteme eingehend betrachten könnt und lernt, konstruktiv miteinander zu reden.

Mutmachende herzliche Grüsse - Veronika


VERTIEFENDE BLOG-BEITRÄGE

An mir selbst festhalten, um als Paar glücklich zu werden, wie mache ich das.

Mein Mann will keinen Sex

Lust wo bist du?

Wenn Sex lernbar ist, ist es dann auch die Liebe?

Die verlorene Kunst des Küssens

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

September 30, 2016

Ohne Alkohol kann ich mich im Bett nicht fallen lassen

by Veronika Schmidt in Ehe, Ehesex, falsche Scham, Lust, Scheidung + Wiederheirat, Selbstgefühl & Selbstwert, Sexueller Missbrauch, Alkohol, 2016


alkohol.ipg
alkohol.ipg

Liebe Veronika

Ich bin in ziemlicher Not. Ich brauche oft Alkohol, damit ich mich sexuell fallenlassen kann. Ohne Alkohol kann ich mich nicht lustvoll erleben. Am Morgen danach schäme ich mich, und das Erlebte ist wie abgespalten. Auch ist es mir dann peinlich, dass ich mich habe gehen lassen und Fantasien hatte...

Ich bin seit 11 Jahren in zweiter Ehe verheiratet. In meiner ersten Ehe und davor gab es einschneidende, übergriffige und grenzverletzende Erlebnisse. Ich machte mit, um nicht abgelehnt zu werden oder keinen Unwillen zu erregen. Sehr fromm und körperfeindlich erzogen, sah ich meine Eltern nie nackt. Sex war tabu und peinlich.

Dein Buch und der Blog sind eine grosse Gebetserhörung für mich. Mein Mann und ich lesen uns DeinBuch gegenseitig vor und finden die Gedanken darin sehr befreiend und ganzheitlich. Aber mit der Umsetzung hapert es. Ich denke, ich bräuchte eine Begleitung über einen längeren Zeitraum. Aber ich wohne viel zu weit weg...

Obwohl mein Mann sehr rücksichtsvoll ist, fühle ich mich oft benutzt und auf meine Sexualorgane reduziert, Das macht mich so traurig und unglücklich. Ich gehöre zu den Menschen, die sich fragen, warum hat Gott das nicht anders gemacht und warum ist alles nicht einfacher??? Ich bin seit 18 Jahren mit Jesus unterwegs. Ich habe schon einiges (gemeinsam mit meinem Mann) versucht, um zu verarbeiten (Gespräche, Tagebuch, christliche Seminare über Sexualität, viele Gebete, mehrere Bücher zum Thema, Sexualtherapie bei einem nichtchristlichen Therapeuten). Manchmal scheint etwas besser zu werden, aber durchschlagende Erfolge sehe ich nicht. 

Wie ist Deine Meinung - ist es in Ordnung, dass ich Wein trinke, um meinen Hemmungen zu überwinden? Bei einem christlichen Vortrag zum Thema erwähnte die Frau, dass sie das akzeptabel findet, um unser ständig denkendes Hirn auszuschalten und freier zu werden. Als Übergangsphase würde ich es okay finden, doch auf Dauer kommt es mir seltsam vor.

Als wir begannen, Dein Buch zu lesen, hatten wir 3 Tage hintereinander wunderschönen lustvollen Sex, bei dem ich mich richtig einlassen und genießen konnte, zwei Mal sogar ohne Alkohol. Irgendwie schaffte es Dein Buch, Hemmungen bei mir auszuschalten- oder mir die Erlaubnis zur Lust zu geben? Aber leider wurde es dann wieder so wie vorher... Was soll ich nur machen? Ich weiß mir keinen Rat mehr und bin sehr gespannt auf Deine Antwort.

Rosie, 49 Jahre


Liebe Rosie

Wenn ich Du wäre, würde ich versuchen, vom Alkohol wegzukommen. Nicht, weil ich das schlimm finde, sondern weil es sonst ziemlich sicher so bleiben wird, wegen der Gewohnheit. Und weil ich aus Deinen Zeilen entnehme, dass es Dich beschämt, dass es den Sex von Deiner Person abspaltet und Du Dir etwas anderes wünschen würdest.

Deine negativen Vorerlebnisse sind im Hirn und im Körpergedächtnis abgespeichert. Bei sexueller Nähe schaltet alles auf Gefahr und löst eine Fluchtreaktion aus. Sobald Du eine Situation als bedrohlich oder beängstigend wahrnimmst, möchtest Du am liebsten aus dieser Situation wegspringen oder Du „frierst ein“. Dein Körper verkrampft sich, Dein Atem stockt und Dein Herz rast. In diesem Zustand ist es überhaupt nicht möglich, sexuelle Aktivität als Genuss zu erleben.

Unser Gehirn vergleicht alles, was wir erleben, mit ähnlichen, vergangenen Situationen und Erfahrungen. Diese Erinnerungen machen es uns entweder leicht oder schwer, uns auf die sexuelle Begegnung einzulassen. Bis anhin hat der Alkohol die Aufgabe übernommen, die Vergangenheit ruhig zu halten. Doch statt das Bewachungssystem mit irgendwelchen Substanzen zu überlisten, ist es uns auch möglich, das Belohnungssystem des Hirns zu aktivieren. Dafür müssen viele positive sexuelle Erfahrungen abgespeichert werden. Die aktive Erinnerung an diese zu erwartende Belohnung motiviert uns, weiter zu machen und lässt die Fluchtreaktion mehr und mehr ausbleiben.

Von den bereits erlebten positiven Erfahrungen braucht es noch mehr. Deshalb – lass den Mut nicht sinken. Es dauert seine Zeit und viele Wiederholungen, bis es zu einem einfacheren Weg wird. Lass sinnliche Situationen so entstehen und ablaufen, wie es Dir guttut. Sag Deinem Mann, was Dir gut tut. Lass Dich auch einfach nur nackt halten und spüre Deinen Reaktionen nach und dem, was sich vielleicht durch die Dauer des Haltens verändert. Mach dabei nur das, was Dein Körper tun möchte. Ihr solltet also Eure Sexualität so gestalten, wie Du es brauchst. Und erinnere Dich aktiv an die schon erlebten schönen Momente.

Wenn Du Deinen Kopf, Deine Moral, die sexfeindliche Erziehung und die schlechten Erfahrungen überwinden willst und im Gegenzug sexuelle Fähigkeiten, Fantasie, sexuelles Begehren, sexuelle Lust, sexuelle Intensität und Stolz auf Dein Geschlecht und Dein Frausein entwickeln willst, erreichst Du das sowohl über Deinen Kopf als auch über Deinen Körper. Dein Körper und was Du mit ihm machst in der Sexualität, wird Dein Empfinden und Deine Wahrnehmung so beeinflussen, dass schlechte Prägungen langsam aber sicher ausser Kraft gesetzt werden. In den Frauenkursen erlebe ich manchmal, dass das sogar ganz schnell gehen kann. Allein über Körpererfahrungen und das Wissen über diese Zusammenhänge.

Lass mal für eine Weile die direkten Berührungen Deines Geschlechts und übe die Beckenschaukel in einer entspannten, angenehmen Umgebung. Lass Deinen Körper fliessen und atme ruhig dazu, wie im Buch beschrieben. Dein Mann könnte dir zuerst diese Stellen langsam vorlesen, damit Du mitbewegen kannst, bis die Bewegungen für Dich automatisiert sind. Dabei geht es vorerst überhaupt nicht um Erregung, sondern um die Wahrnehmung Deines Körpers, Deiner Empfindungen und Deinem Geschlecht.

Wenn du soweit bist, geniesse auch mal eine schöne Zeit nackt oder leicht bekleidet. Ab diesem Zeitpunkt lege Deine Hand auf Dein Geschlecht und spüre die Wärme, die dort entsteht. Viele weitere Schritte sind im Buch aufgezeigt, die Dich in Kontakt mit Deinem Geschlecht bringen. Das Ziel ist es immer, bewusst Deine Körperreaktionen und auch den Atem wahrzunehmen. Lass dabei Deinen sexuellen Fantasien freien Lauf. Lach den Stimmen der Vergangenheit fröhlich ins Gesicht, die Dir einreden wollen, das sei schmutzig. Versuche, mit Deinem Mann Fantasien auszutauschen. Dafür hilft das Buch von Ulrich Clement THINK LOVE. Nach und nach wird sich Deine Einstellung zu Deinem Körper, zu Eurer Sexualität und zu Deinen Fantasien positiv verändern, und die negativen Kognitionen und schlechten Erfahrungen werden immer schwächer werden.

Ich möchte Dir das Buch WEIBLICH, SINNLICH, LUSTVOLL von Elia Bragagna empfehlen. In diesem Buch findest Du viel ausführliches Wissen über die Zusammenhänge im Körper und im Hirn, zudem werden viele sexuelle Problemstellungen darin behandelt. Auch im Buch KOMM WIE DU WILLST von Emily Nagoski findest Du viele sehr gute Informationen. Mehr Wissen über Sexualität hilft uns, wünschenswerte Empfindungen zu vermehren und die zwiespältigen zu überwinden und hinter uns zu lassen. Und vielleicht findest Du ja auch nochmals den Mut für eine Therapie - eine (christliche) Trauma- oder Körpertherapie. Oder Du gönnst Dir regelmässige Massagen oder besuchst Körpertrainingsstunden, die Dir entsprechen oder ein Beckenbodentraining.

Oft bleiben wir in unseren Schwierigkeiten nur deshalb passiv, weil wir keine anderen Lösungsmodelle kennen. Wenn unsere Ängste und Schamgefühle verschwinden durch befreiende Erfahrungen, erwacht unsere eigentlich angeborene Neugier wieder. Diese Neugierde beflügelt unsere sexuellen Fantasien und hält uns sexuell lebendig. Unsere ganz eigenen, ganz persönlichen Erfahrungen formen das für uns passende Sexualverhalten. Oft geht es darum, zuerst mal ein sexuelles Bedürfnis überhaupt zu entwickeln, danach darum, dieses ausleben zu können.

Das wünsche ich Dir von Herzen! Liebe Grüsse Veronika
 

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

September 23, 2016

Erotische Gefühle der gleichgeschlechtlichen Freundin gegenüber

by Veronika Schmidt in Aufreger, Homosexualität, Lust, Liebe, Selbstbefriedigung, Singles, Solosex, 2016


homoerotischegefuehle.ipg
homoerotischegefuehle.ipg

Hallo Veronika

Die Frage ist mir unangenehm, und trotzdem beschäftigt mich das Thema stark: Wie gehe ich als Singlefrau mit meinen sexuellen Bedürfnissen um? Seit einigen Monaten habe ich eine Frau kennengelernt, die mir mittlerweile eine sehr gute Freundin ist. Einerseits im Gespräch, aber auch im Gebet und im miteinander Sein, verstehen wir uns sehr gut. Was mich stark verunsichert - mein Körper reagiert auf ihre Zärtlichkeiten.

Für mich ist klar, ich möchte mein Leben nicht mit einer Frau verbringen, sondern mit einem Mann und auch gerne eine Familie haben, was im Moment leider nicht vorhanden ist. In meiner Herkunftsfamilie wurde Zärtlichkeit nicht gross gelebt, und ich mag mich an kein miteinander Kuscheln erinnern...

Warum reagiere ich auf meine Freundin so körperlich? Sollte ich auf Abstand gehen? Wie kann ich einen guten Umgang mit meiner Sexualität finden, wenn ich sie nicht wirklich ausleben kann? Ich merke, dass es mir schwerfällt, diese Fragen zu stellen, da in christlichen Kreisen nicht gross darüber geredet wird... Ich hoffe Du kannst mir weiterhelfen...

Dankeschön und Gruss von Noemi, 33 Jahre


Liebe Noemi

In uns allen ist der Erregungsreflex angelegt, den wir nicht kontrollieren können. Dieser bewirkt, dass vor allem "Mann" auf optische oder auch andere Reize unwillkürlich reagiert mit einer Erektion. Erst mit zunehmendem Alter reagiert der Reflex nicht mehr so stark. Sowohl bei Männern wie auch bei Frauen ist diese körperliche Reaktion nicht kontrollierbar. Aber weil bei der Frau die unmittelbare Reaktion äusserlich nicht sichtbar ist, bemerkt sie diese oft nicht. Vielleicht stellt sie erst später beim Toilettengang fest, dass da viel Sekret ist. Selbst bei unangenehmen sexuellen Reizen, wie abstossenden Bildern oder sogar Übergriffen und Vergewaltigung, kann der Körper der Frau mit Erregung reagieren und in der Folge die Vagina feucht werden.

Optische Reize, ausgelöst durch Liebes- oder Sexszenen in Filmen, in der Fantasie ausgelöste Reize durch Liebes- oder Sexszenen in Büchern oder Gedanken, zeigen uns auf, dass wir sexuell ansprechbar sind. Was schlicht und ergreifend gut ist. Es bedeutet, ich kann sexuelles Begehren empfinden, welches für das Ausleben und lustvoll Empfinden von Sexualität unbedingt notwendig ist. Diese körperliche Reaktion heisst nicht zwingend, dass ich Sex will. Den Reflex können wir nicht kontrollieren, aber natürlich, wie wir darauf reagieren, was wir darauf folgen lassen.

Wenn Du mit Deinem Körper auf die Zärtlichkeiten Deiner Freundin reagierst, heisst das im Minimum, dass Du emotional und genital berührt davon bist, aber noch nicht zwingend, dass Du sie angenehm empfindest. Aber vielleicht tust Du das ja. In jedem Menschen stecken homoerotische Anteile. Das hören nicht alle Leute gern. Aber gerade homophobe Menschen sind es oft deshalb, weil sie mit ihren eigenen homoerotischen Gefühlen im Widerstreit sind. Das heisst nicht, dass man homosexuell ist. Aber in Ausnahmesituationen des Lebens kann es schon passieren, dass man auf diese Weise Bedürfnisse oder eben auch Defizite stillen möchte. „Aimée und Jaguar“ ist ein sehr interessanter Film, der eine solche besondere Situation veranschaulicht. 

Ich denke schon, dass ein langes Singleleben eine dieser Ausnahmesituationen darstellen kann. Wir alle haben seelische, geistige, emotionale, körperliche, sexuelle und noch ganz viele andere Bedürfnisse. Nicht immer können diese gestillt werden oder wollen gestillt werden. Wir müssen auch mit unbefriedigten Bedürfnissen und Mangel in unserem Leben klar kommen. Man kann damit umgehen, indem man den Mangel aushält, kompensiert oder sublimiert. Siehe auch den  BLOG-Beitrag über SINGLES UND IHR SEXLEBEN.

Es liesse sich aus Deiner Herkunftsgeschichte herauslesen, dass Du in Deiner Freundin etwas findest, was Dir als Kind gefehlt hat - Nähe, Körperlichkeit, Zärtlichkeit. In meinem Buch LIEBESLUST beschreibe ich, wie wichtig für uns Menschen Berührungen sind, und die Haut eines der wichtigsten Sinnesorgane ist. Das Kleinkinder ohne Hautkontakt sterben. Nur weil wir als Erwachsene daran nicht mehr in dieser Weise zugrunde gehen, heisst das noch lange nicht, dass wir diesen Kontakt nicht brauchen. Wir brauchen Zärtlichkeiten unbedingt. Viele alleinstehende Menschen leiden an emotionaler und körperlicher Liebes-Unterversorgung. Ganz besonders auch zölibatär lebenden Menschen macht dieser Verzicht sehr zu schaffen, was eine Untersuchung zu Tage gefördert hat.

So gesehen ist die Selbstliebe, Selbstbefriedigung oder Solosex, wie auch immer man sie nennen will, eine wichtige Quelle, um Bedürfnisse zu stillen. Gerade, um nicht aus einem immer grösser werdenden Mangel heraus sich plötzlich auf Dinge einzulassen, die man eigentlich gar nicht will.

Liebe Noemi, ich denke, wenn Du diese Gefühle, Empfindungen und Reaktionen ohne Schuldgefühle zulassen und geniessen kannst, wirst Du Dich wieder entspannen und vermutlich beruhigen sich Deine starken Emotionen wieder. Verliebtheiten kommen und gehen. Das kann jedem Menschen zu jedem Geschlecht hin, zu jeder Zeit, in jedem Zivilstand passieren. Die Frage ist ja nur, ob Du daraus mehr werden lässt oder nicht. Und Du musst ja nicht mehr daraus werden lassen.

So hoffe ich, dass ich Dir mit meinen Zeilen etwas mehr Klarheit und Frieden gebracht habe.

Herzliche Grüsse – Veronika


VERTIEFEN

Filmbeitrag SRF PULS - Selbstbefriedigung oder die Lust auf mehr Lust

Filmbeitrag WDR -  QUARKS & CO - Wie Berührung heilen kann

Buch EINZELSTÜCK von Tina Tschage über das Singleleben

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

  • Newer
  • Older

© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.