Search
  • Home
  • Veronika
  • Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN
  • Übersicht alle Blogs
  • Video-Sex-Tipps
  • ENDLICH GLEICH! BUCH & BLOG
  • Deine Frage
  • Bücher LIEBESLUST & ALLTAGSLUST
  • Bücher bestellen
  • Interviews & Medien
  • Veranstaltungen
  • Literatur & Links
Close
Menu
Search
Close
  • Home
  • Veronika
  • Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN
  • Übersicht alle Blogs
  • Video-Sex-Tipps
  • ENDLICH GLEICH! BUCH & BLOG
  • Deine Frage
  • Bücher LIEBESLUST & ALLTAGSLUST
  • Bücher bestellen
  • Interviews & Medien
  • Veranstaltungen
  • Literatur & Links
Menu

Liebesbegehren – Veronika Schmidt

June 29, 2017

Bin ich auf dem Weg zum Orgasmus?

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Beckenschaukel, Erregung, Orgasmus, Selbstbefriedigung, Selbsterfahrung, Sexualität allgemein, weibliche Sexualität, 2017


aufdemwegzumorgasmus.ipg
aufdemwegzumorgasmus.ipg

Hallo Veronika

Ich bin seit mehr als einem Jahr glücklich mit meinem Mann verheiratet. Wir haben mit Sex bis zur Ehe gewartet, und ich habe keinerlei Erfahrung mit Selbstbefriedigung. Ich hab einen tollen und liebevollen Mann, und wir haben wirklich eine freie, lockere und schöne Sexualität zusammen. Nur bei mir leider bis anhin ohne Orgasmus. Ich wünsche es mir sehr. Mit Spannung bin ich Dein Buch am lesen :-).

Wenn ich sehr stark erregt bin durch die Stimulation der Hände meines Mannes, habe ich immer einen extrem starken Harndrang. Es ist ein Gefühl, als müsste ich unbedingt, oder ich würde fast explodieren. Was ist das? Bin ich auf dem Weg zum Orgasmus?

Vielen Dank für Deine Antwort und liebe Grüsse.
Rebby, 25 Jahre


Liebe Rebby

Was Du beschreibst, ist tatsächlich die Phase kurz vor dem Orgasmus. Eine Beschreibung dieser Phase findet sich im Buch unter "Orgasmus der Frau" (LIEBESLUST Seite 67 – 70). Du brauchst keine Angst zu haben, zu urinieren. Der Harndrang rührt daher, dass da, wo im Körperinnern die Klitorisschenkel durch die Erregung anschwellen, um so Druck auf die Vaginawände auszuüben, auch das Prostatagewebe rund um die Harnröhre ist. Hast Du viel Erregung, ist diese ganze Region gut durchblutet und "unter Strom".

Nun ist für einen Orgasmus nur noch nötig, dass Du Körper und Gedanken loslässt, um über die Schwelle zu gelangen. Bewege Deine Beckenbodenmuskeln mit (kleine Kontraktionen, wie wenn Du einen Tampon in die Scheide reinziehen möchtest). Dabei bewegst Du leicht Dein Becken beim Ausatmen nach vorne. Wenn Du dabei beim Luftausatmen mitstöhnst (Ton dazu geben), verstärkt das die Erregung und hilft Dir, die Kontrolle abzugeben. Und nun nimmst Du beim Schaukeln des Beckens ein paar tiefe Atemzüge und versuchst, Dich ganz loszulassen.

Das kannst Du auch einmal mit Dir selbst und mit eigener Stimulation üben. Oder Deinen Mann bitten, er solle mit der Stimulation weiterfahren, bis Du gekommen bist. Dazu sollte er Speichel nehmen, das erhöht die Empfindsamkeit. Für die Erregungssteigerung soll er gleichzeitig an verschiedenen Stellen der Vulva, der Scheidenlippen, zwischen den Scheidenlippen oder auch in der Vagina drin massieren, streicheln, küssen usw. Doch für einen Orgasmus braucht es zum Ende hin oft eine gleichbleibende Stimulation. Sage ihm, wo er mit der Stimulation bleiben soll, und gib Dich der Erregung völlig hin. Im neuen Buch ALLTAGSLUST finden sich ganz viele Stimulationsvorschläge für Frau und Mann.

Herzliche Grüsse – Veronika


Liebe Veronika

Nochmals ich. Einfach vielen, vielen herzlichen Dank!! Deine Antwort hat mir jetzt gerade sehr geholfen, weil mir endlich jemand diese Frage beantworten konnte. Ich habe schon noch etwas Angst, es könnte nass werden... weil...was ist dann mit weiblicher Ejakulation/ Squirting? Hirngespinst des Internets oder wirklich möglich?

Es ist schon schwierig, wenn man noch nie einen Orgasums hatte, den Wegzu diesem Zustand oder Gefühl irgendwie zu finden. Danke auch für die Beckenbodentipps... damit habe ich schon ein bisschen Erfahrung und will dem beim Sex mehr nachspüren. 

Vielen herzlichen Dank nochmals! Und alles Gute Dir und für Deine Arbeit - Rebby


Liebe Rebby

Das mit dem Squirting ist kein Internet-Fake, sondern hängt auch mit der Prostata der Frau zusammen. Wobei man sich nicht ganz einig ist, woraus die Flüssigkeit nun wirklich besteht. Ich habe drei Frauen in der Beratung kennengelernt, die das „können“, ohne es gesucht zu haben. Es gibt ja Frauen (oder deren Männer?), die das unbedingt können wollen. Also - sollte das bei Dir der Fall sein – dann Glückwunsch.  Nein – Spass beiseite. Geh einfach mal nicht davon aus und lass los.

Noch ein Nachtrag zum Beckenboden: Falls Dein Beckenboden „zu sehr“ trainiert ist, versuche, Dich für den Orgasmus mehr auf das Loslassen des Beckenbodens zu konzentrieren, als auf das Anspannen. Versuche, die Erregung besonders spüren zu wollen, wenn Du Dein Becken nach hinten bewegst und einatmest. Oder atme ein und aus, indem Du das Becken hinten lässt. Du kannst das zum Beispiel auf dem Badewannenrand oder einer Stuhlkante üben. Lass das Becken nach hinten gekippt, ganz entspannt, und spüre nach, wie sich Stimulation auf diese Weise anfühlt – auch in dieser Stellung experimentieren mit den Beckenbodenmuskeln und kleinen Beckenbewegungen.

Viel Spass – Veronika


Mit diesem BLOG verabschiede ich mich in die Sommerpause. Anfangs September bin ich wieder für Euch da.
Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

June 8, 2017

Selbstbefriedigung wird zum Problem

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Erregung, falsche Scham, Gott, Lust, Selbstbefriedigung, Selbsterfahrung, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Solosex, Sünde, 2017


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

In meiner Teeniezeit habe ich begonnen, meinen Körper zu erforschen. Ich habe in einem Heft gesehen, wie man sich selbst befriedigt. Dies hat mein Interesse geweckt. Über mehrere Jahre steigerte sich die Selbstbefriedigung, und ich konnte nicht mehr unter die Dusche, ohne es zu tun. Und dann, aus dem Nichts, überrollte mich ein schlechtes Gewissen. Ich bekam das Gefühl, Gott habe nicht Freude an meinem Tun. Immer wieder betete ich dafür, dass er mich von diesem Zwang befreit. Das hat er tatsächlich getan. Von einem Tag auf den anderen bin ich davon losgekommen.

Zwei Jahre herrschte dann Ruhe, bis ich mit meinen ersten Freund zusammenkam. Damit erwachte auch das Gefühl der Lust wieder in mir. Wir haben nicht zusammen geschlafen, aber uns einige Male gegenseitig stimuliert. Nach jeder Erregung überkam mich das altbekannte schlechte Gewissen von früher. Wir haben dann häufig zusammen gebetet und uns wieder klar gemacht, wo unsere Grenzen sind. Die Beziehung ist mittlerweile auseinander, aber meine Lust hat sich verstärkt.

Jedes Mal, wenn  ich mich selbst befriedige, kommt danach dieses komische Gefühl der Leerheit, obwohl ich es höchstens dreimal im Monat mache. Das nervt mich. Ich weiss unterdessen, dass meine Lust gut und normal ist, aber die Leerheit danach und das schlechte Gewissen vor Gott machen mich manchmal fertig. Wie komme ich davon los?

Mireille, 25 Jahre


Liebe Mireille

Jeder Form der Lustbefriedigung, sei es Alkohol, Süssigkeiten, Essen, Sport, Faulenzen, Fernsehen, Social Media und eben auch Sex oder Selbstbefriedigung, kann zum Problem werden. Das heisst, zum Problem wird sie dann, wenn sie masslos und zu einem unkontrollierbaren Drang wird, der mich andere Pflichten vernachlässigen lässt, mir schadet oder ich den Konsum immer mehr steigern muss, um noch Befriedigung zu spüren. Dass es dazu kommt, hängt zum einen damit zusammen, dass alle diese Dinge uns, beziehungsweise das Hirn und den Körper, glücklich machen. Verliebtheit, Liebe und Orgasmen aktivieren denselben Hirnmechanismus des Wünschens (Belohnungssystem im Hirn) wie Alkohol, Nikotin, Kokain und Heroin. Egal aus welcher Lustquelle, auf dem Gipfel der Lust schüttet der Körper eine Menge Dopamin aus, welches uns in einen Rausch der Euphorie versetzt. Und dieser Rausch kann uns abhängig machen.

Ein Mensch wird dabei nicht von der „Droge“ oder Handlung abhängig, sondern von dem Gefühls-, Erlebnis- oder Bewusstseinszustand, der Euphorie, die dadurch hervorgerufen wird. Die Entstehung einer Abhängigkeit ist eine schleichende, individuell verlaufende Entwicklung, die bestimmte Voraussetzungen braucht, und die Gründe dafür sind vielschichtig. Lange nicht jeder Mensch wird „süchtig“ nach dieser Euphorie, sondern der in sich ruhende Mensch geniesst und wird dadurch in seinen Bedürfnissen gestillt.

Einige persönliche Faktoren begünstigen eine dranghafte Entwicklung. Einsamkeit, unerfüllte Sehnsüchte, Selbstzweifel, Ablehnungserfahrungen, soziale oder moralische Konflikte fördern die Abhängigkeit, aber auch mangelnde Konfliktfähigkeit, instabiles Selbstwertgefühl, Störungen in der Beziehungsfähigkeit, geringe Frustrationstoleranz. Alles Einflussfaktoren, die besonders in der Pubertät die Gefühlswelt in Aufruhr versetzen und nach einer möglichen Beruhigungsquelle suchen lassen.

Dass Dich Deine Selbstbefriedigung in der Pubertät zu beunruhigen begann, könnte einfach darauf hinweisen, dass Dir die Häufigkeit der Selbstbefriedigung nicht mehr behagte. Denn eine Situation sollten wir dann ändern, wenn uns nicht mehr wohl ist damit. Wir beispielsweise das Gefühl haben, dass unser Verhalten uns nicht gut tut und es uns kein erfülltes Leben ermöglicht. Dir einen Weg mit Gott zu suchen, davon wieder loszukommen, war eine sinnvolle Problemlösungsstrategie. Daraus zu schliessen, Selbstbefriedigung an sich sei nicht gottgewollt, ist eine Frage der Interpretation. Und diese wiederum eine Frage des Wissens und der Kenntnisse, welche Dir wohl gefehlt haben.

Genauso ist die Frage nach der Leere eine der Interpretation. Die Nach-Orgasmus-Phase ist ein sehr sensibler Moment. Die Franzosen nennen den Orgasmus „la petite mort“ – der kleine Tod. Und einige Menschen beschreiben die damit verbundenen Gefühle als „komische innere Leere“. Menschen, die Selbstbefriedigung ablehnen, werden sagen, die Leere kommt von der Selbstbefriedigung. Ich würde Dir sagen, durch die Selbstbefriedigung kommst Du in einen hochsensiblen körperlichen und geistigen Zustand, in dem Dir Deine tiefsten Sehnsüchte ganz besonders bewusst werden und auch der Wunsch nach einem liebenden Gegenüber. Denn Sexualität bedeutet immer auch ein Stück weit, loszulassen, die Kontrolle zu verlieren, ungeschützt zu sein.

Das schlechte Gewissen in Bezug auf Gott ist eine Frage der Kondition, geprägt durch das, was man Dir zu Sexualität vermittelt oder eben auch nicht vermittelt hat und Deiner eigenen Schlussfolgerungen daraus. Wenn Du Dir erlauben kannst, die Selbststimulation zu geniessen, wird sich Dein Denken dazu verändern. Dann werden Du und Dein Körper lernen, dass gut ist, was sich gut anfühlt. Und somit sind wir wieder beim Drang angelangt. Dranghaftes Verhalten entwickelt sich vor allem dort, wo Menschen wenig Zugang zu ihrem Körper haben. Weil sie dadurch nicht lernen, den eigenen Körper zu genießen und auf diese Weise ihre sexuellen Sehnsüchte zu stillen.

Ich habe in der Beratung Menschen kennengelernt, deren Selbstbefriedigung eine unkontrollierbare Dimension angenommen hatte, weshalb sie erst einmal komplett damit aufhören wollten. Einige müssen vielleicht erst einmal ganz damit aufhören, andere aber gerade nicht, weil sie es dann besser schaffen, in einen Genussmodus hinein zu kommen. Ein sexueller Drang ist immer bestimmt durch einen Automatismus. Aus diesem müssen Menschen herauskommen in eine bewusste Handlung. Dafür müssen sie lernen, bewusst zu spüren und in die Langsamkeit hineinzukommen. Sie müssen lernen, ihr Genital zu explorieren, das heißt zu erkunden, statt es mechanisch und dranghaft zu stimulieren. Selbststimulation bewusst zu genießen, bringt viel eher einen selbstbestimmten Genuss und hilft besser, von einem unkontrollierbaren Drang wegzukommen. Erst wenn ich die Freiheit habe, etwas zu tun, habe ich auch die Freiheit, es zu lassen.

Liebe Mireille, ich hoffe, diese „Abhandlung“ hilft Dir, für Dich einen selbstbestimmten Weg mit dem ganzen Thema Selbstbefriedigung zu finden.

Herzliche - Veronika

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

March 3, 2017

Martin Luther befreit den Sex und die Frau

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Bibel, Ehesex, Ehe, Gleichberechtigung, Gott, keusch, Scheidung + Wiederheirat, Selbstverantwortung, Sexualität allgemein, Zusammenleben, 2017


bild: aus film "katharina luther"

bild: aus film "katharina luther"

bild: aus film "katharina luther"

bild: aus film "katharina luther"

Die Reformation hat die kirchliche Sexualethik verändert. Wenn auch sofort nur unmittelbar für die Frauen der Reformation und anhaltend erst mit den Jahrhunderten. Ohne die Reformation wären die Aufklärung, die Religionskritik und die veränderte Stellung von Frau und Sexualität nicht möglich geworden. Indem die "reformierten" Priester, angeregt durch Martin Luther, und schliesslich auch er selbst, Frauen ehelichten, war die reine Männerherrschaft der Kirche gebrochen. Noch konnte niemand ahnen, was das verändern würde. In Zürich heiratete Zwingli seine Anna Reinhart erstmal heimlich: "Wohl auch, weil er eine zentrale Figur der Reformation war und in Zürich nicht allzu schnell alles auf den Kopf stellen wollte." (Rebecca A. Giselbrecht - Buch "Hör nicht auf zu singen") Eine heimliche Heirat war eine Abmachung zwischen einem Mann und einer Frau und brauchte keine Zeugen und Rituale. Zwingli und Reinhart zogen zusammen. Zwei Jahre später, bei der offiziellen kirchlichen Trauung, war Anna hochschwanger.


Luther, der sexuelle Rebell, lernt aus der Natur und der Wissenschaft

Luther stellt sich gegen die Verleugnung und Unterdrückung der Sexualität durch die Kirche. Befriedigende Sexualität zwischen den Eheleuten ist für Luther ein wesentliches Fundament der Beziehung. Liebe und Lust gehören für ihn zusammen. Ein wichtiger Umstand spricht Luther zufolge dafür, dass die eheliche Sexualität gottgefällig ist: wegen der Unvermeidbarkeit und Unausweichlichkeit sexueller Erregung (Erregungsreflex) und dem Wunsch nach ihrer Befriedigung. Er erklärt „Fleisch und Blut“ vollumfänglich zum guten Teil der Schöpfung. Damit stellt er sich gegen die Lehren der Kirchenväter, die behaupteten, Sexualität oder zumindest die sexuelle Lust seien erst nach dem Fall Adams und Evas in die Welt gekommen. Doch Luther betont im „Grossen Katechismus“, die sexuellen Bedürfnisse und Wünsche seien bereits vor dem Sündenfall von Gott „eingepflanzt“ worden.

Deshalb bedeutet das Zölibat für Luther Zwang und Knechtschaft. Er nennt das Gelöbnis der Ehelosigkeit „Teufelswerk“. Das Zölibat sei mit der geforderten Freiheit des Christenmenschen unvereinbar. Er sieht es als vermessen, gottlos und unsinnig an, Keuschheit durch Gelübde zu versprechen. Bei all seinen Begründungen zieht Luther Kenntnisse der zeitgenössischen Naturwissenschaften bei, um seine exegetischen Aussagen anthropologisch zu erhärten. Luther liest im „Buch der Natur“, um die Richtigkeit seiner persönlichen Auslegung des Buches der Bücher plausibler zu machen. Luther hält es für seine Pflicht, mit jungen Menschen offen über sexuelle Dinge zu sprechen und auch heikle Ehefragen zu erörtern. Er will nicht durch Schweigen einer ungesunden Geschlechtsauffassung und falscher Schamhaftigkeit Vorschub leisten. Auch will Luther den Sex unter denen, die sich einander versprochen haben, nicht als Hurerei bezeichnet wissen. Denn er erhalte damit einen gewissen Grad an Legitimität. Dass die protestantischen Sittengerichte später eine besonders nachhaltige Verfolgung vorehelichen Beischlafs propagierten, kann demnach mit Sicherheit nicht auf Martin Luther zurückgeführt werden.

Luther erkennt gewisse physiologische Gesetzmässigkeiten, nämlich, dass die Kraft der Triebe in den Geschlechtern wirksam sei und sie zueinander treibe. „Wenn dies Gottes Ordnung ist, und wenn etwa ein Mädchen des Mannes ebenso wenig entbehren kann wie des Essens, Trinkens oder Schlafens, so ist es doch frevelhaft, sich dieser göttlichen Ordnung zu wiedersetzen.“ Durch ehelichen Verkehr könne Gott auch nicht dann beleidigt werden, wenn er an einem Sonntag stattfinde. Solche heute „humorvoll" anmutende Nebenbemerkungen haben ihren Ursprung natürlich darin, dass er anders lautende Auffassungen damit an den Pranger stellt. Er geisselt jene Vertreter, indem er ihnen entgegenwirft, dass sie gottlose Heuchler und Werkheilige seien, die glaubten, Gottes Gnade durch unreine und stinkende Werke erkaufen zu können. Zum Beispiel durch Wallfahren, Fasten, nächtliches Wachbleiben und zeitlich beschränkte sexuelle Enthaltsamkeit.

Lust ist ein Recht - Unlust ein Scheidungsgrund

Für Luther war die Sexualität in der Ehe auch nicht einfach an die Vermehrung geknüpft. Sie sollte aus wechselseitiger Lustverschaffung der Ehepartner bestehen. Luther hat durchaus nicht nur die Lust des Mannes in Blick sondern vor allem auch die Befriedigung der Frau. Für ihn ist die Lust der Frau dermassen entscheidend, dass er im Falle von Impotenz argumentiert,  falls der betroffene Mann keinerlei andere Praktiken der Lustverschaffung anwende, könne die Frau sich scheiden lassen. Vor allem, wenn der Frau dieser Zustand zuvor verschwiegen worden war. Wenn der Ehemann hingegen trotz Impotenz der Frau Lust verschaffen könne, sei er „ein rechter Ehemann“. Hingegen könne ein Mann seine Frau sexuell nicht befriedigen, solle er ihr die Erlaubnis geben, „in der Fremde“ einen Liebhaber zu nehmen, oder sie könne eine heimliche Ehe führen.

Neben der verunmöglichten Zeugung und Lustbefriedigung, der sexuellen Unlust eines Ehepartners oder Verweigerung der  (materiellen) Versorgung der eigenen Familien, ist für Luther vor allem Fremdgehen ein möglicher Grund für eine Scheidung. Wobei er zuerst rät, Versöhnung anzustreben. Luther geht mit einmaligem Fremdgehen moderat ins Gericht und hält in diesem Fall Vergebung für gerechtfertigt, weil es „mit uns allen gar leicht geschehen kann, dass wir fallen.“ Doch dürfe keiner der Ehepartner zur Vergebung gezwungen werden, wenn er es nicht will oder er es aus Ekel nicht tun könne. Oder Vergebung missbraucht würde, um erneut zu betrügen.

Auch in heftigen Streitfällen rät er zur Versöhnung. Doch sei die Differenz zwischen den Eheleuten zu gross, seien Eheleute derart in Streit geraten, dass sie ihr Zusammensein nicht länger ertragen könnten und jegliche Versöhnung ausgeschlossen sei, sollten „sie besser von einander den bey einander“ sein, solle die Ehe geschieden werden. Dabei spricht er auch davon, dass Bosheit und Streit zwischen den Ehepartnern nicht nur physisch, sondern auch seelisch brutal zu verletzen vermag.

Ehe hat ein Gütesiegel

Nach Luther sollte eine Ehe nach ihrer Qualität betrachtet und beurteilt werden. Nämlich, ob die Eheleute einander in „wahrer“ Liebe zugetan seien oder nicht. Dazu gehöre „Lust, Liebe und Freude“. Er formuliert auch einen Anspruch an den Durchhaltewillen: Derjenige, der darum wisse, dass Gott wolle, dass Menschen im Ehestand leben, Kinder hervorbringen und aufziehen, der habe selbst ein Wohlgefallen an diesem Stand trotz seiner Mühen.

Denn auch Luther bemerkte, dass nach einigen Ehejahren die Liebe und Sexualität an Kraft verliert: „Die Welt spricht von der Ehe: Eine kurze Freud und lange Unlust. Aber lass sie sprechen.“ Luther gibt zu bedenken, wer Gottes Wirken in der Ehe erkenne, der habe Lust, Liebe und Freude in der Ehe ohne Unterlass. Und zitiert Salomo: „Wer ein Weib findet, der findet was Gutes.“ Und plädiert für ein regelmässiges Sexleben: „In der Woche zwier, schaden weder ihm noch ihr, macht im Jahre hundertvier.“ Die „Luther-Regel“ entspricht laut Umfragen bis heute einer weltweiten durchschnittlichen Gewohnheit.

Wer also an der Liebe zweifelt, zweifelt nach Luther auch an der Macht Gottes.  Der Mensch habe selbst schuld, wenn er keine Liebe zu seinem Partner spüre. Dann sei sein Glaube zu schwach, weshalb er die Liebe nicht erkenne. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten (Gemeinschaft, Kinder und Ehefrau) ist nach Luther die „wahre“ Liebe. Luther betont den hohen Wert eines harmonischen Zusammenlebens und einer liebevollen Gattenbeziehung vor Gott. Diese Liebe denke gegenüber dem anderen nur das Beste und sei nicht argwöhnisch.

Ehe, Scheidung, Wiederheirat, sexuelle Verantwortung

An Luthers Ausführungen über Ehe, Scheidung und Wiederheirat ist vor allem bemerkenswert, dass Luther darauf verweist, „die Ordnung der Ehe als eines 'Weltlichen Dings' sei allein eine staatliche Aufgabe. Grundsätzlich obliege die Angelegenheit der Ehe wie der Ehescheidung der weltlichen Obrigkeit, ihrer Gesetzgebung und Rechtsprechung. Luther macht deutlich, dass die Regelung des Ehestandes nicht in den Bereich der Kirchenordnung fällt und schon gar nicht „zur Seligkeit“ nötig sei. Die Kirche hätte dagegen die Aufgabe, die Eheschliessung und die Ehe zu segnen.

Luther betont, es existiere kein kirchliches Lehrgebäude mehr, das dem Gläubigen die Entscheidungen um die richtigen Vorgehensweisen beim Sex abnehmen könne. Er trage nunmehr auch in Fragen der Sexualität die Verantwortung vor Gott allein. Der richtige Umgang mit dem Sex wird damit zu einer individuellen Gewissensentscheidung. Luther formuliert keine konkrete Verhaltensanweisungen zum Sex und spart Aussagen zum vorehelichen Sex aus. Das Wesentliche ist die Liebe zu Gott, das rechte Verhalten wird sich aus ihr ergeben. Damit wird es auch überflüssig, der Gemeinde die genaue Gestalt der Sünden zu erläutern. Das Sprechen von intimen Vorgängen im Ehebett ist für Luther überflüssig geworden, weil jede sexuelle Handlung in der Ehe unter dem besonderen Schutz steht, den Gott dieser Lebensform angedeihen lässt.

Luthers Schriftauslegung sieht keine wortwörtliche Wahrheitsaussagen und Handlungsanleitungen der Bibeltexte vor. Nach Luther dient der biblische Wortlaut vielmehr dazu, die „Sache“ des Evangeliums zu vermitteln. „Sache“ des Evangeliums ist nach Luther die Zuwendung Gottes zu seiner Schöpfung in Jesus Christus durch den Heiligen Geist.  Diese Liebe Gottes ist Grund des Glaubens.

So ging es weiter in der Geschichte der Sexualität

Luthers Gedankengänge auf den Punkt gebracht, wäre der eheliche Sex „göttlich“, „selig“ und „heilig“. Selbst hat er das nie so gesagt, doch diese Haltung wurde zum Repertoire der protestantischen Kanzelrhetorik. Der eheliche Sex selbst wird zum Dienst an Gott. In der Folge nimmt danach das „Loblied“ auf den Sex zuweilen hymnische Züge an…

Daneben hat sich die „problemorientierte“ Sprache der „alten“ Kirche zu Sexualität auch in der protestantischen Seelsorge und der Predigtliteratur fortgeführt. Aufklärende Schriften werden für Heranwachsende als untauglich abgelehnt. Das Seelenheil sollte nicht mit üppigem Schmuck und modischer Kleidung aufs Spiel gesetzt werden. Böse Gesellschaften, unzüchtige „Örter“, Hurengelage, Vollsaufen, Nachtgetanze und böses Geschwätz sollten nach Möglichkeit gemieden werden.

Bei allem Fortschritt durch Luther bleiben bis in die Neuzeit die überkommenen Anschauungen über die Sexualität weitgehend bestehen. Auch gilt alle Aufmerksamkeit nach wie vor mehr den vorehelichen Verfehlungen als den ehelichen. Dass „Lust & Liebe“ zu einer Ehe dazugehören, hat die christliche Sexual- und Ehelehre lange nicht vertreten, finden sich keine Ausführungen, die eine emotionale Bindung mittels der Lust für Eheleute als wünschenswert darstellen. Im Gegenteil sieht man darin schon gefährliche Vorstufen der tödlichen Fallstricke des Fleisches. Die Sprache und die inhaltlichen Botschaften der moralischen Eiferer haben sich hüben und drüben und durch die Zeiten hindurch letztlich nicht verändert.


Quellen:

Zweiter Sammelband über Zinzendorf,  von Erich Beyreuther, Gerhard Meyer, Georg Olms Verlag Hildesheim . New York, Internetauszug

Unkeuschheit und Werk der Liebe: Diskurse über Sexualität am Beginn der Neuzeit in Deutschland, von Tilmann Walter de Gruyter, Kapitel "Die Theologie und die Sexualität", Internetauszug

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

February 24, 2017

Ich bin total verkorkst

by Veronika Schmidt in Aufklärung, falsche Scham, Partnerwahl, Selbsterfahrung, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstbefriedigung, Selbstverantwortung, Singles, Solosex, Stress, weibliche Sexualität, 2017


bild: jana brike

bild: jana brike

bild: jana brike

bild: jana brike

Hallo Veronika

Ich bin in einer christlichen Familie aufgewachsen und hatte eine glückliche, behütete Kindheit. Aber es gibt eine Sache die mich mehr und mehr beschäftigt. Sex! Sexualität war nie ein Thema in meiner Familie. Leider... Sex wurde totgeschwiegen. Meine Eltern waren in Bezug auf dieses Thema immer verschlossen und verkrampft. Zärtlichkeiten wurden nur flüchtig ausgetauscht. Mein Vater wurde streng und konservativ erzogen und konnte nie gut Gefühle zeigen. Bis heute gibt es zwischen uns höchstens zwei Umarmungen im Jahr oder aber nur einen Handschlag. Über Gefühle rede ich mit meinen Eltern eigentlich nicht.

Als ich siebzehn war, wollte ich die Pille und später auch endlich die Erlaubnis, bei meinem damaligen Freund zu übernachten. Die Reaktionen waren immer „gleich sehr aufgebracht“. Als wäre Sex schmutzig, verboten und würde sich in der Welt alles nur um Sex drehen. Entsprechend waren meine Sexerfahrungen mit meinem Freund auch negativ. Ich fühlte mich fast immer „körperlich benutzt“, hatte manchmal auch Schmerzen und war mit dem Kopf in einer Spirale von negativen Gedanken gefangen. Bald hatte ich keine Lust mehr auf Sex. Spaß erst recht nicht. Streit und Frust waren vorprogrammiert. Ich begann mich richtig zu hassen und zu schämen und stellte mir die Frage, warum ich nicht normal sein konnte, wie andere Mädels in meinem Alter. Ich war an der Grenze zur Depression und habe mich auch heimlich selbst verletzt, weil ich mich so hasste und nicht weiter wusste.

Irgendwann ging die Beziehung in die Brüche, doch wir verstehen uns immer noch gut. Ich dachte okay... macht nichts. Du bist ja noch jung, siehst nicht schlecht aus, wirst dich bestimmt schnell wieder verlieben. Vielleicht klappt es ja mit einem gläubigen Mann. Das ist nun sechs Jahre her. So lange bin ich jetzt Single und habe niemanden an mich ran gelassen. Je näher mir ein Mann kommt, desto panischer reagiere ich. Mit jedem weiteren Jahr steigt die Angst, niemanden mehr zu finden und jemals noch positive Erfahrungen in Bezug auf Sexualität und Liebe machen zu können.

Meine grösste Angst ist, wieder jemanden zu enttäuschen, da ich offensichtlich so kaputt bin. Manchmal könnte ich nur weinen. So wollte ich nie sein. Ich spüre einen großen Druck in mir und habe manchmal regelrecht Zukunftsängste. Mittlerweile gehe ich kaum mehr weg. Oder bin danach gefrustet darüber, niemanden kennengelernt zu haben. Dann versuche ich mir einzureden, es auch alleine zu schaffen im Leben... nur um im nächsten Moment eine riesige Sehnsucht zu spüren nach einem liebevollen, passenden Partner.

Ich denke, mit mir stimmt was nicht. Was soll ich nur tun? Vielleicht, kannst du mir helfen. Du bist die erste Person, der ich jemals davon erzähle... Ich danke dir so sehr für dein offenes Ohr!

Liebe Grüße Liliane, 26 Jahre


Liebe Liliane

Nichts an Dir ist falsch und Du bist mit Deinen Gefühlen weder abnormal noch allein. Viele junge Menschen quälen sich ab mit ihrem Selbstwert, ihren Enttäuschungen und ihren unerfüllten Sehnsüchten. Und es ist gut, dass Du Dein Herz nun jemandem öffnest. Das ist der erste Schritt, um zu Dir selbst zu finden.

Deine Geschichte zeigt eindrücklich, wie sehr der Zugang zu unserer eigenen Sexualität und unserer Körperlichkeit darüber entscheidet, wie wir uns fühlen. Unsere Seele und unser Geist wohnen in einem Körper, und zwar ganz, mit allem was dazugehört, auch der Sexualität. Das ist so von Gott vorgesehen. Und er hat dazu gesagt, dass es gut so ist. Wir können und sollen den Körper sorglos annehmen, uns an ihm freuen, sagt Jörg Zink: „Wir haben nicht einen Körper, wir sind Körper. Ich sehe nicht, wo eine Grenze sei zwischen Körper und Seele. Ich kann nicht sagen: Hier hört der Körper auf, dort fängt die Seele an, sowenig ich trennen kann zwischen Geist und Seele. Wir sind Körper, vom Geist beseelt“, so beschreibt er das Geheimnis der Ganzheit des Menschen in seinem Buch "Was bleibt stiften die Liebenden".

Wertschätzen wir den Körper nicht, hat das einschneidende Folgen für unser Selbstgefühl, unser Selbstverständnis und unseren Selbstwert. Auch für eine gelingende Paarbeziehung brauchen wir ein starkes Selbstgefühl, damit wir in der Verbundenheit wachsen können und gemeinsam für den Alltag und das Sexleben lernen. Wenn Menschen, und ganz besonders Frauen, ihre Sexualität entdecken und lieben und in ihrer Sexualität stark werden, hat das unmittelbare Auswirkungen auf ihr Selbstbild und ihr Auftreten. Eine gesunde Sexualität lässt uns zu starken und selbstwirksamen Menschen werden. Was gleichzeitig die beste Voraussetzung für eine befriedigende Partnerschaft ist. Damit sollte Deine grösste Angst nicht mehr sein, jemanden zu enttäuschen, denn das wirst Du sowieso hin und wieder. Nein, Deine Sorge sollte sein, dass Du Dich selbst und Deinen Körper genügend liebst. Und das kannst Du nur, wenn du Dich selbst und Deinen Körper gut kennst.

Auch ein „gläubiger Mann“ wird nicht zwingend wettmachen können, was mangelnde Wertschätzung und Ermutigung in der Entwicklung Deiner Sexualität bis jetzt verhindert haben. Aber Du selbst kannst einiges dafür tun. Denn für Deinen Körper, für dessen Empfindungen, für Dein seelisches Wohlbefinden bist in erster Linie Du ganz allein verantwortlich. Bist du bei Dir und in Deinem Körper zu Hause und kannst Du ihn gut „bewohnen“, dann kannst Du mit Dir selbst im Reinen sein.

Selbstliebe und Selbsterfahrung

Speziell Frauen müssen lernen, mit der Krone des Selbstbewusstseins und der sexuellen Selbstsicherheit auf dem Haupt durchs Leben zu gehen. Dein Körper kann Dir dabei helfen. Über die Selbstliebe und Selbsterfahrung wirst du einen neuen Zugang zu Deinem Körper bekommen und Dich mehr lieben lernen. Das Buch LIEBESLUST ist zwar als Ehebuch erschienen, aber es ist durchaus ein Buch für alle Menschen, die einen Zugang zu ihrem Körper und ihrer Sexualität finden wollen. Es kann Dir dabei helfen, Dich in der Selbsterfahrung zu entdecken.

Auf diesem Weg kannst Du die negativen Botschaften in Deinem Kopf nach und nach ausser Kraft setzten. Doch viele Christen wollen nicht wahrhaben, dass wir über Sexualität mit uns selbst zu einer besseren Beziehung zu uns selbst finden. In christlichen Gemeinschaften ist die Selbstliebe die am meisten polarisierende Frage. Trotzdem werde ich zur Selbstliebe immer wieder etwas sagen und dazu ermutigen. Weil die Selbstliebe die Übungsanlage für lustvollen Sex und unverkrampfte Geschlechtlichkeit ist.

Sexuelle Selbstsicherheit

Wir können lernen, unseren Körper zu mögen – unser Körper kann uns lernen, uns selbst zu mögen.

Mit der Körperhaltung und dem Körperempfinden kann ich meine Gefühle und Gedanken positiv beeinflussen. Umgekehrt informiert mich mein Körper über meine Befindlichkeit. Also sollte ich lernen, besser auf meine innere und die Körperstimme zu hören. Natürlich, es braucht Zeit und Übung, um in eine neue, förderliche innere und äußere Haltung zu kommen. Ein elastischer, freier und kraftvoller Beckenboden stabilisiert unseren ganzen Körper und hat Auswirkungen nicht nur auf die Körperhaltung und Beweglichkeit, sondern auch auf das ganze Lebensgefühl und auf die Sexualität. Gezielte Übungen helfen, den Körper selbstbewusster zu bewohnen, weil wir seine Empfindungen bewusster wahrnehmen. Wer seinen Beckenboden gut spüren kann, weiß besser, was er will und was er nicht will. Diese Erfahrung mache ich immer wieder in der Beratung. Den Beckenboden zu wecken, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem kraftvollen Selbstgefühl und ebenso zur Lust.

Ich hole tief Atem, spanne den Beckenboden, richte mich auf, strecke die Wirbelsäule. Stelle die Füße fest auf den Boden, die entspannten Knie über dem Sprunggelenk. Mein Kopf thront erhoben. Und schon spüre ich meine innere Kraft. Der Beckenboden ist unser Körperzentrum und Lustzentrum gleichzeitig. Dieses Muskelgeflecht ist die Stütze, die meinen Körper aufrichtet und mir eine starke innere und äußere Haltung ermöglicht. Indem ich tief in den Beckenboden hinunter atme, bewirkt er in mir Ausstrahlung und stärkt mein Selbstgefühl. Mein Rücken wird gerade, mein Kopf reckt sich nach oben, meine Augen erheben sich vom Boden und richten sich geradeaus. Die Brust streckt sich nach vorne. Meine Hüften bewegen lässig die Beine Schritt für Schritt nach vorne. Meine Arme schwingen locker mit. Mein Gang wird sicherer, bestimmter, und aufrechter. Jetzt spielt es keine Rolle, ob ich makellos bin. Ich bin wunderbar, weil Gott mich so gemacht hat. Ich mag mich, wie ich bin. Das drückt mein Körper aus. Ich fühle es in meinem Unterleib. Ich bin verbunden mit meinem Unterleib. Ich bin, was ich fühle. Ich beginne, es meinem Körper zu glauben. Die anderen glauben es mir. Man sieht es in meinen entspannten Gesichtszügen. In meinem leuchtenden Blick, der Intensität in meinem Blick.

Bin ich mit mir selbst im Reinen, werde ich Menschen anziehen, die mir guttun und mich inspirieren. Die Kraft, eine Situation zu verändern und Lösungen für ein Problem zu suchen, liegt vor allem in uns selbst. In der Wertschätzung von uns selbst. Und so werde ich in erster Linie für mich selbst attraktiv sein und in der Folge für jemand anderer.

Liebe Liliane, dieses Selbstverständnis wünsche ich Dir von ganzem Herzen. Und auch den Glauben daran, dass Gott Dich wunderbar gemacht hat, Dich bedingungslos liebt und vorbehaltlos zu Dir steht. Herzliche Grüsse - Veronika

Berührendes Video, wie Frauen ihre Vulva wahrnehmen
Wenn Du das Gefühl hast, Du brauchst was, um in Deiner Persönlichkeit zu wachsen und heil zu werden, hier der Tipp für ein Selbsthilfebuch: DAS KIND IN DIR MUSS HEIMAT FINDEN von Stefanie Stahl
Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

November 4, 2016

Die "Warten"-Lüge

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Bibel, das erste Mal, Gleichberechtigung, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Sex vor der Ehe, Sünde, Zusammenleben, 2017


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Immer wieder komme ich mit jungen Erwachsenen ins Gespräch über ihr Warten mit dem Sex. Davon, dass sie warten, sind sie fest überzeugt. Sprechen wir dann aber weiter, kommt schnell heraus, dass sie nicht nur schmusen, kuscheln, küssen und zärtlich sind, sondern dass sie nackt und mit allem Drum und Dran Liebesspiele bis zum Orgasmus haben. Also, alles – nur nicht „richtigen“ Geschlechtsverkehr.

Zu dieser frommen Wartetechnik inklusive Analverkehr gibt es ganz böse Filmchen aus den USA im Netz. Nur war mir bisher nicht bewusst, dass selbst ernsthafte Christen in Europa inzwischen glauben, die „Warte-Barriere“ bestehe einzig und allein beim Scheideneingang.


Ich fragte eine 28jährige Frau, wie sie denn darauf komme, dass richtiger Sex erst beim Geschlechtsverkehr beginne. Und ich fragte sie, weshalb, wenn sie doch als Paar das alles schon täten, sie denn nicht grad richtig Sex hätten. Ausser natürlich vielleicht um nicht schwanger zu werden. Kann man übrigens trotzdem, wenn man nicht aufpasst. Davor erörterten wir, weshalb ihre Art Sex zu haben oder eben ihre Art Nicht-Sex zu haben bei ihnen beiden bereits einige sexuelle Störungen zeigt und für ein späteres lustvolles Voll-Sex-Leben hinderlich sein könnte.

Die Frau erklärte mir, dass wenn sie richtigen Geschlechtsverkehr habe, sie ja quasi den Ehebund vor Gott besiegeln würde, weil dann das Blut vom Hymen fliesse. Davor aber sei es das eben nicht. Das war nicht allein ihre Meinung, sondern offenbar das aller ihrer Freundinnen. Und das gaben sie auch so anderen weiter. Also Blut gleich Bund.  Dazu schrieb ich schon mal was in "Du hebelst grundlegende Ordnungen Gottes aus". Ich war total perplex. Ich dachte echt, solche Geschichten seien vor allem Internet-Stories aus Amerika. Wie zum Beispiel die, dass eine junge Frau ihrem Vater an der Hochzeit ein Zertifikat vom Arzt überreichte, welches ihr noch intaktes Hymen bezeugte. Dass das intakte Hymen ein absolutes Muss ist, hören wir zu genüge von jungen Musliminnen. Auch diese haben Analverkehr, um das Hymen intakt zu halten. Die chirurgische Wiederherstellung des Jungfernhäutchens boomt. Im Internet kann man Jungfernhäutchen-Attrappen mit Blut bestellen, die man in der Hochzeitsnacht einführt. Diese Frau erzählte mir dann auch, dass sie selbst mit dabei war an einem Seminar in den USA, wo über ihrer Gruppe von Frauen gebetet wurde, dass ihre Hymen wieder hergestellt werden.

Ich wollte von ihr wissen, ob sie das denn nachkontrolliert habe. Eine andere Frau erzählte mir mal, weil ich ihr dieselbe Frage stellte, sie hätte nicht nachgeschaut, aber sie hätte starke Schmerzen später beim ersten Sex mit ihrem Mann gehabt und es hätte auch etwas geblutet. Eine Vagina, die „nicht gebraucht“ wird, verengt sich wieder und kann beim ersten Sex nach langer Abstinenz schmerzen. Sex kann auch einfach schmerzen, weil die Muskeln angespannt sind, was bei Nervosität durchaus der Fall ist. Blut kann auch wegen einer kleinen Hautverletzung durch die ungewohnte Reibung fliessen. Gynäkologisch gesehen lässt ein wie auch immer aussehendes Hymen nicht auf Sex schliessen und auch nicht auf keinen Sex. Auch nicht eine Blutung. Abgesehen davon gibt es auch Frauen, die überhaupt kein Hymen haben. Von gar nicht vorhanden bis so dick und fest, dass es vom Arzt geöffnet werden muss - es gibt einfach alles. Unter diesem Link findet Ihr alles Wissenswerte zum Jungfernhäutchen.

Dieser heilige Gral des Jungfernhäutchens – er ist einfach nur Humbug. Unbiblische Mythologie. Es braucht überhaupt kein Blutzeichen. Zur Erinnerung – das Opfer ist vollbracht! Und sowieso nähme mich noch Wunder, wo denn dann das überprüfbare heilige Gralszeichen der Jungfräulichkeit des Mannes ist. Es kann doch nicht unser Ernst sein, dass Gott sowas wichtig sein soll. Es geht doch um ganz andere Dinge.

Frauen brauchen für ihren Selbstwert und ihr Selbstgefühl kein „intaktes“ Jungfernhäutchen, und schon gar nicht als Rechtfertigung für ihre Würde. Sondern sie brauchen zu wissen, wer sie sind und welchen Stand sie haben in Gott. Und sie sollten sich behaupten können, wenn sie gar keinen Sex wollen, er aber unbedingt schon. Die Mythologie um das Hymen hat mit magischem Denken zu tun und gar nichts mit befreiendem Glauben. Es hat auch gar nichts mit Aufklärung zu tun. Statt uns aufs Hymen zu stürzen, sollten wir junge Menschen über Sex aufklären. In Workshops zum Umgang mit Sexualität gehören Informationen zur Sexualität, zum Körper, zur sexuellen Entwicklung, wie man mit sexuellen Sehnsüchten umgeht, wie man Verantwortung und Eigenverantwortung entwickelt, sexuelle Selbstsicherheit und ein gutes Selbstgefühl usw. Da wäre so viel möglich, was junge Menschen echt wissen möchten. Aber dafür muss man sich dieses Wissen erst aneignen. Um Verhaltenscodexe und Hymen-Mythen zu predigen braucht man kein Wissen über Sexualität, tut aber so, als wisse man Bescheid.

Ein junger Mann fragte mich neulich ebenfalls danach, was warten heisst, und meinte: Aber man kann doch auch angezogen einen Orgasmus haben, ist denn das o.k.? Dieser Mann möchte wie viele andere die Grenze bis zum Äussersten ausreizen. Natürlich kann man das. Aber meiner Ansicht nach hat das nichts mit warten zu tun. Warten hat etwas mit Verzicht zu tun. In diesem Fall mit verzichten auf Sex. Sprich, auf sexuelle Befriedigung zusammen mit einem anderen Menschen. Was junge Menschen heute tun, ist warten ohne zu verzichten. Das ist ein Widerspruch in sich. Niemand muss verzichten – aber nennt es um Himmels Willen nicht warten.

Die Frau war am Ende unseres Gesprächs ziemlich betreten. Sie sagte, sie hätte allen gesagt, sie würde warten, und wäre auch sehr stolz darauf gewesen. Aber nun sehe sie, dass dem gar nicht so sei. Daraus nun zu schliessen, man könne jetzt voll aufs Ganze gehen, wenn ein bisschen Sex auch Sex ist, meine ich damit nicht. Ich bin überzeugt, es gibt gute Gründe, zu warten und sich langsam an die Sexualität heranzutasten und auch gewisse Grenzen nicht zu überschreiten. Ein grosses Problem ist ja, dass wir der Sache überhaupt ein Label aufkleben müssen. Müssen wir aber nicht. Geht auch niemanden etwas an. Und selbst diejenigen, die sich nicht anrühren vor der Hochzeit, müssen ja nicht ein Schild „gewartet“ vor sich hertragen. Jesus nennt die Menschen, die rausposaunen müssen, was sie tun „Heuchler“. Allein im Matthäusevangelium 13 Mal.

Es gibt sehr gute Gründe zu warten. Der wichtigste ist, sich erst einmal überhaupt auf andere Weise kennen und immer besser kennen zu lernen. Dann würde vielleicht nicht geschehen, womit ich auch öfters mal konfrontiert bin. Dass Menschen zwar Sex miteinander haben, sich aber partout nicht entscheiden können, den Bund fürs Leben zu schliessen, weil sie sich nicht zu hundert Prozent sicher sind, dass sie den anderen wirklich „so fest“ wollen. Weil es gravierende Dinge gibt, die stören. Abgesehen davon, dass die heutige Generation Paarungswilliger sich tatsächlich extrem schwer tut, sich zu binden, und ihre Ansprüche zum Teil unerfüllbare Dimensionen haben, könnte es eben sein, dass man ohne Sex schneller rausfindet, das es nicht stimmt. Und man würde besser lernen, auf einem hohen Niveau zu kommunizieren, sagt eine Studie. Oder man würde merken, dass man gar nicht miteinander kommunizieren kann. Sex ist in Bezug all dieser Dinge ein schlechter Ersatz für eine gelingende Partnerschaft.

Unsere Zeit hat etwas ganz Kostbares verloren. Ich habe es schon letzte Woche angesprochen. Das Sehnen und Freuen und Verzichten. Die Bibel sagt, dass es Geduld bewirkt und die Geduld Bewährung und die Bewährung Hoffnung (Römer 5, 3-5). Alles Dinge, die uns zu verantwortungsvollen, gefestigten, sozialkompetenten Menschen mit Charakter machen. Zu Menschen mit einer Herzenbsbildung. Es gibt nicht nur im Glauben, sondern auch im Leben etwas Verheissenes, dessen Geheimnisse sich einem nur erschliessen, wenn man verzichten und warten kann.

Ich glaube, ich habe hier im Blog genügend betont, dass Sex richtig sein kann aber auch falsch. Dass jedes Paar für sich die Verantwortung tragen soll und muss. Vor allem zu erwachsenen Menschen sage ich: "Ihr seid niemandem Rechenschaft schuldig. Es geht niemanden was an, was ihr tut. Ihr müsst nicht verzichten, aber bitte nennt es nicht warten auf den St. Jümpferleinstag." :-)

Q&A BLOG LIEBESBEGEHREN RSS

  • Newer
  • Older

© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.