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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

September 4, 2015

Ich bin nicht homosexuell, habe aber viele gute Freunde, die es sind.

by Veronika Schmidt in Aufreger, Fragen, Gott, Sünde, Homosexualität, 2015


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

meine Frage ist eher ein Wunsch, und zwar: Wie ich sehe sind deine Antworten und Artikel sehr weise gewählt. Du kannst auf deiner Website in die Herzen vieler Leute reden! Deshalb bitte ich dich, einen Artikel über Homosexualität zu schreiben. Ich selber bin nicht homosexuell, habe aber viele gute Freunde, die es sind. Leider ist es nun mal so, dass viele Christen zu vergessen scheinen, dass Homosexuelle genauso Menschen sind und genauso sehr von Gott geliebt werden wie Heterosexuelle, und daher werden ebendiese Homosexuellen sehr schnell verurteilt (man ziehe erst den Balken aus dem eigenen Auge, bevor man den Spriess im Auge eines anderen suche). Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du etwas dazu schreiben könntest und das Denken darüber dadurch veränderst!

Liebe Grüsse
Joshua, 18 Jahre


Lieber Joshua

Danke Dir für die Blumen der Weisheit. Wenn Weisheit ganz besonders nötig ist, dann bestimmt in Bezug auf Deine Frage, die ja eben eigentlich gar keine ist. Seit Beginn des Blogs habe ich grossen Respekt davor, dass sie gestellt werden könnte. Das Thema ist dermassen umstritten, dass es wohl vermessen ist, darauf überhaupt eine Antwort wissen zu können. Doch ich will mich nicht davor drücken, auf Deine Anfrage ein paar weitere Fragen zu stellen und Überlegungen anzustellen, weil ich mir natürlich sehr wohl Gedanken zu diesem Thema mache. Diese Ausführungen werden etwas mehr Zeilen als üblich benötigen und eine oder zwei Fortsetzungen die folgenden Wochen haben.

Wer wie ich mit dem Thema Sexualität konfrontiert ist, kommt um die Themen Homosexualität, Transsexualität und Intersexualität nicht herum. In den Medien diesen Sommer war Homosexualität ein grosses Thema, ausgelöst durch Aussagen vom Churer Bischof. Aber schon im Frühling waren Statements von christlichen Leitern Gesprächsstoff unter Christen im Internet. Haupttenor: Homosexualität ist falsch, aber wir lieben jeden homosexuellen Menschen. Heute gehört es quasi zum guten Ton, homokritische Stellungnahmen zu verknüpfen mit der ausdrücklichen Betonung, selber homosexuelle Freunde zu haben und diese zu lieben, wie es ja auch bestimmt Jesus getan habe und noch tue. Doch was genau heisst denn, homosexuelle Menschen zu lieben, wenn wir ihre empfundene Identität ablehnen? Wie kann ich sie meine Liebe spüren lassen, wenn ich ihren ganzen Lebensentwurf ablehne? Ist das nicht Liebe mit Bedingungen, geknüpft an bestimmte Lebensregeln? Beschränkt sich diese Liebe auf Menschen, denen wir helfen können, auf Sex zu verzichten? Die wir unterstützen, damit sie in ihren Ehen bleiben können und wollen? Auf diejenigen, die sich therapieren lassen wollen? Das alles ist auch überhaupt nicht falsch, sofern es dem tiefsten Wunsch der Betroffenen entspricht.

Homosexualität wird sehr oft gleichgesetzt mit Männersexualität. Dass auch Frauen betroffen sind, wird in der freikirchlichen Diskussion ziemlich ausgeblendet. Mir persönlich haben gerade betroffene Frauen einen differenzierteren Blick auf das Thema ermöglicht. Einige dieser homosexuell empfindenden gläubigen Frauen haben sich an mich gewandt. Allein, dass sie so weit gekommen sind, sich so zu bezeichnen, bedeutete ein langer schmerzvoller Leidensweg. Oft sind sie verheiratet und haben Kinder. Gerade diejenigen mit Kindern wollen diesen zuliebe in ihrer Ehe bleiben. Doch das stellt sie und ihre Ehepartner sexuell vor grosse Herausforderungen. Zu ihrer Leidensgeschichte gehören unzählige Heilungsgebete, Beratungen und Gefühle von Verdammnis, weil diese nicht fruchteten. Oft fühlen sie sich dadurch von Gott im Stich gelassen. Was ich aus diesen Frauengeschichten gelernt habe ist, dass viele dieser Frauen irgendwann in ihrem Leben sehr viel dafür gegeben hätten, „normal“ zu sein. Sie haben sich das Lesbisch-Sein nicht ausgesucht. In der christlichen Gemeinde herrscht die Angst, Anerkennung von homosexuellen Beziehungen würde die Homosexualität fördern. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Seit Generationen, in allen Kulturen und überall auf der Welt bewegt sich der Anteil homosexueller Menschen bei etwa 3-5% der Bevölkerung. Unabhängig davon, ob ihnen Legalität zugesichert ist oder der Tod droht.

Von Seite der Kirche sind homosexuelle Frauen und Männer dauernd damit konfrontiert, dass ihre Neigung eine von Gott nicht tolerierte Sünde ist. Belege dafür sind in der Bibel problemlos zu finden, unter anderem in Römer 1, ab Vers 21-32. Nur werden in der Regel die Verse ab Römer 2,1 nicht dazu gelesen. Ähnlich, wie Jesus bei der Frage der Ehescheidung aufzeigt, dass wir an Gottes Massstab alle scheitern werden und deshalb auf die Gnade angewiesen sind, hält Römer 2,1 uns anhand einer langen Sündenliste vor Augen, dass nicht diese Sünden uns letztlich zu Fall bringen, sondern unser Richten und Verurteilen der Anderen.

Ich bin keine Theologin, und das wird mir auch ab und an unter die Nase gerieben. Aber selbst die Theologen sind sich nicht einig, was genau die Bibel meint mit den besagten Stellen, wo Männer mit Männern und Frauen mit Frauen schlafen und dieses Verhalten Gott ein Gräuel ist. Es könnte jedenfalls sein, dass damit Orgien im Zusammenhang mit Götzendienst gemeint sind, Versklavung von Lustknaben und Prostitution zwecks gesellschaftlicher Vergnügung, nicht aber die Neigung an sich. Niemand kann genau sagen, wie Homosexualität entsteht. Aber was man weiss ist, was es mit den Menschen macht, die deswegen abgelehnt, verfolgt, zwangstherapiert und geistlich unter Druck gesetzt werden.

"Änderungen des sexuellen Verhaltens sind im Verlauf des weiteren Lebens möglich, vor allem, wenn die Bezugsgruppe eines Menschen einen starken Druck ausübt. Das Resultat ist aber höchstens eine Änderung des Sexualverhaltens, d.h. in diesem Fall der Wechsel von gleichgeschlechtlichen zu gegengeschlechtlichen Partnerinnen und Partner. Die eigentliche sexuelle Orientierung mit den daran geknüpften Gefühlen, den erotischen und sexuellen Fantasien sowie den sozialen Präferenzen lässt sich jedoch nicht verändern."

Das sagt der Schweizer Prof. Dr. Udo Rauchfleisch, Experte zum Thema Homosexualität, Transsexualität und Transidentität in einer Studie der Infosekta, welche die Auswirkungen der Reparativtherapie für Homosexuelle aufzeigt, auf welche ich nächste Woche näher eingehe. 

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May 15, 2015

Dürfen Singles ein Sexleben haben?

by Veronika Schmidt in Aufreger, falsche Scham, Gott, keusch, Selbstbefriedigung, Solosex, Sünde, Singles, 2015


illustration: sophia langner

illustration: sophia langner

illustration: sophia langner

illustration: sophia langner

Hallo Veronika

Ich habe Deine Beiträge zum Thema Aufreger Solosex gelesen, und wir diskutierten in unserer Gruppe schon öfters über deine Art, heisse Eisen anzufassen. Besonders das Thema Selbstbefriedigung beschäftigt uns in Bezug auf die Single-Sexualität. Wenn Du sagst, Selbstbefriedigung gehört zur Entwicklung des Menschen dazu und könnte das ganze Leben hindurch eine bedeutende Rolle spielen, was heisst das dann für einen gläubigen Single? Wie kann man als Single Sexualität sauber leben, geht das überhaupt? Und wenn jemand Solosex praktiziert, das aber nicht möchte und davon frei werden will, was würdest Du ihm raten?

Mirjam, 34 Jahre


Liebe Mirjam

Es freut mich natürlich sehr, dass meine Blog-Beiträge gelesen und diskutiert werden. Doch nun zu Deiner Frage bezüglich dem Sexleben von Singles. Grundsätzlich ist Sex nicht überlebensnotwendig. Man kann auch glücklich und zufrieden sein ohne. Auch ohne Solosex. Aber was wir nicht können, ist zu leben ohne Beziehungen, die uns Nähe, Zärtlichkeit und ganz besonders Hautkontakt geben. Die Haut ist unser grösstes und zuerst entstandenes Organ. Die Haut schützt uns und ermöglicht den Austausch von Zärtlichkeit und Emotionen mit anderen. „Der Tastsinn ist der Sinn, der am unmittelbarsten mit der Haut verbunden ist. Ein Mensch kann leben, wenn er blind und taub ist, weder Geschmacks- oder Geruchssinn besitzt, aber ohne die Funktion der Haut könnte er keinen Augenblick überleben.“  (Ashley Montagu). Neben Berührungen von uns selber oder einem anderen Menschen geniessen wir Berührungen auf der Haut durch Luft, Wasser, Sonne, Barfusslaufen und so weiter. Säuglinge ohne Körperkontakt und Berührungen der Haut können schwere Verhaltensauffälligkeiten entwickeln und im schlimmsten Fall sterben.

Weshalb ich das ausführe? Weil genau das für alleinstehende Menschen eine grosse Herausforderung ist. Jeder von uns braucht soziale Kontakte, emotionales und körperliches „Umarmtwerden“.  Vor nicht langer Zeit wurde eine Studie veröffentlicht zur Zufriedenheit von Priestern mit ihrem (zölibatären) Leben. Sie zeigt, dass diese als besonders belastend den Verzicht auf Sexualität, Intimität und eigene Kinder empfinden. Das hat meines Erachtens genau mit diesen ungestillten emotionalen Bedürfnissen zu tun. Ein Single braucht in verschiedensten Formen Nähe, Zärtlichkeit und Hautkontakt mit sich selber oder Freunden. Solosex kann eine Form davon sein. Jemand fragte mich, ob ich so keck sei, zu behaupten, dass Solosex überhaupt kein Problem sei. Ja, das sage ich. Ich würde sogar sagen, dass es nicht nur kein Problem ist, sondern uns sogar gut tun kann. Nirgendwo finde ich in der Bibel einen Hinweis, der sagt, ich würde mich oder meinen Geist damit verunreinigen. Aber ich habe schon Menschen getroffen, die mir sagten, sie verzichteten darauf, weil ihre unerfüllte Sehnsucht nach einem Partner dadurch nur noch grösser werde. 

Du fragst weiter, was ich rate, wenn jemand auf diese Form der sexuellen Bedürfnisbefriedigung verzichten will. Die älteste, aber heute nicht sehr populäre Form des Verzichts auf Sex ist die Sublimation. Das heisst, ich finde ein soziales Engagement, erfüllende Tätigkeiten, nahe Freundschaften, andere Genüsse, die mich so befriedigen, dass ich den Sex als solches nicht sehr vermisse. Unser freier Wille macht es möglich, dass ich etwas haben könnte, aber freiwillig darauf verzichte. Ich kann aber auch wählen, es zu wollen und zu geniessen. Und manchmal lässt die Tatsache, etwas nicht haben zu können, die Sehnsucht danach ins Unermessliche steigen.

Das führt uns zu einer anderen Tatsache. Je mehr wir etwas bekämpfen, desto weniger werden wir den Kampf gewinnen. Der Neurobiologe Joachim Bauer sagt in seinem Buch „Selbststeuerung – Die Wiederentdeckung des freien Willens“: „Gnadenlose Selbstkontrolle allein macht keinen Sinn. Die pauschale Verfolgung triebhafter Grundbedürfnisse und eine feindselige Haltung gegenüber den genüsslichen Seiten des Lebens sind unmenschlich, destruktiv und letztlich zum Scheitern verurteil.“ Wer entschliesst, für sein Leben auf Sex zu verzichten, braucht erstmal eine positive Einstellung zu seinem Körper und zu seinen sexuellen Bedürfnissen. Ja mehr noch, ein vorbehaltloses Ja dazu, dass er als sexuelles Wesen geschaffen ist. Das heisst, wenn ich bis jetzt erfolglos gegen mein Bedürfnis angekämpft habe, sollte ich es eher zulassen und mich bemühen, dass ich die sexuelle Begegnung mit mir selbst aus vollem Herzen geniesse. Erst wenn ich geniessen kann, wird es möglich, freiwillig darauf zu verzichten. Danach erst, sagt Joachim Bauer, kann sich mir das Geheimnis erschliessen, dass eine gelungene Selbststeuerung in sich selber einen hohen Lustfaktor hat. Dass ein momentaner Verzicht reicher und eine bewusste Selbstbeschränkung freier machen kann. Dass eine akzeptierte Anstrengung zu einem höheren Mass an späterem Glück führt.

Ob sexuelle Abstinenz zu uns passt oder nicht, wir uns dazu berufen fühlen, können wir nur für uns selbst entscheiden. Hingegen zeigt uns die Geschichte, dass der Zwang, auf die Befriedigung sexueller Bedürfnisse zu verzichten, zu Missbräuchen geführt hat, die vielleicht nicht passiert wären, gäbe es die schamfreie Möglichkeit, diese sexuellen Bedürfnisse in aller Freiheit bei sich selbst zu stillen.

Ich grüsse herzlich Eure Diskussionsrunde - Veronika

NACHTRAG: Das Buch zum Thema, erschienen, September 2015: EINZELSTÜCK - Solo leben. Und zwar glücklich. - von Tina Tschage

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May 8, 2015

Ist Sex vor der Ehe Sünde?

by Veronika Schmidt in Sex vor der Ehe, Sünde, Gott, Ehe, Aufreger, Meistgelesen!, 2015


illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

Liebe Veronika

Ist Sex vor der Ehe Sünde?

Lukas, 22 Jahre


Lieber Lukas

Ich habe mir lange überlegt, ob ich mich dazu versteigen soll, Dir diese Frage zu beantworten. Nicht, weil ich keine Meinung dazu habe, sondern weil Deine Frage das heisse Eisen in christlichen Gemeinschaften schlechthin ist. Mit einer Antwort kann ich mich eigentlich nur in die Nesseln setzen. Trotzdem - hier ist sie: Sex vor der Ehe kann sowohl keine Sünde, als auch Sünde sein. Ich will Dir das begründen.

Je nachdem, wem Du diese Frage stellst,  wirst Du Menschen finden, die sagen „Ja“, das ist Sünde und solche, die genauso überzeugt sagen, „Nein“, ist es nicht. Und beide nehmen Dir mit ihrer Antwort die Verantwortung ab. Der eine mit einem Verbot, der andere mit einer Erlaubnis. Beides ist nicht richtig. Auf Deine ganz individuelle Lebenssituation geschaut, kann eine Erlaubnis genauso falsch sein wie ein Verbot.  Wenn was schief läuft, wirst Du sagen: „Der andere hat aber gesagt, dass ich das darf. Woher sollte ich wissen, dass diese Beziehung nicht hält und es dann sehr weh tut; dass man dabei so leicht schwanger werden kann; dass das doch nicht alle so easy sehen in der christlichen Gemeinde?“ Oder Du verzichtest erst mal auf Sex, weil man Dir das verboten hat. Aber wenn Dir dann grad nicht nach Gebote einhalten ist, übertrittst Du es halt. Du sagst: „Diese Gesetze sind viel zu streng, die kann man ja nicht einhalten.“ Sagen mir zum Beispiel Leute, wenn ich sage, das Petting zum Orgasmus auch Sex ist. Dann werden sie auf mich wütend, weil ich ihnen das Spiel verdorben habe, das heisst, „wir haben keinen Sex vor der Ehe, wir tun nur so.“

Es ist meine feste Überzeugung: Die Verantwortung in dieser Frage kann jeder nur für sich selber übernehmen. Sexuelle Sünden haben nach wie vor einen besonderen Stellenwert in der christlichen Gemeinde. Doch schauen wir mal, welches Jesus zum höchsten aller Gebote gemacht hat: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst“ (Lukas 10,27). 

Dieses Gebot als Grundlage zur Definition von Sünde gibt uns allen reichlich Gelegenheit, immer wieder schuldig zu werden. Deshalb sagt Paulus in Römer 3,23: „Alle sind Sünder und haben nichts aufzuweisen, was Gott gefallen könnte.“ Und in Römer 3,20 rückt er unser Gutmeinen und Rechtmachen ins rechte Licht und schreibt: „Denn kein Mensch wird jemals vor Gott bestehen, indem er die Gebote erfüllt. Das Gesetz zeigt uns vielmehr unsere Sünde auf.“ Gemäss Jesus umfassendem Liebesgebot könnte man sagen: „Wenn es weh tut, ist es keine Liebe. Dann ist es wohl Sünde.“ Und in der Folge werden wir dann traurig, sagt Paulus in 2. Korinther 7,10a: „Denn die von Gott bewirkte Traurigkeit führt zur Umkehr und bringt Rettung. Und wer sollte das jemals bereuen!“

Ich stelle Deiner Frage ein paar Überlegungen zu unserer heutigen Lebenswelt gegenüber. Die heutigen Zivilgesetze geben einen relativ klaren Rahmen bezüglich des Auslebens von Sexualität. Wir haben eine Trennung von geistlicher und weltlicher Gewalt in unserem Land. Gewisse Dinge „müssen“ wir gegenüber dem Staat, in anderen können wir uns allein Gott verpflichtet fühlen. Persönliche Wertmassstäbe können strenger als das Gesetz sein, aber nicht lockerer. Die heutige Lebenswelt erlaubt eheähnliche Formen von Paarbeziehungen, die eine Definition von Ehe und somit „vor der Ehe“ weit fassen lassen. Nach meinem Dafürhalten spricht Gott in Bezug auf Beziehung zwischen sich und dem Mensch sowie zwischen Mann und Frau von einer Einheit zweier Pole auf einer emotionalen Grundlage. Sich in dieser Einheit lieblos zu verhalten, zu betrügen, zu manipulieren, zu zwingen, Gewalt in psychischer und physischer Form anzuwenden, ist nach meinem Dafürhalten „Ehebruch“.

Manchmal verstehen Menschen meine Überlegungen als Kritik an der Ehe. Ich liebe die Ehe. Sie ist in unserer Lebenswelt die verbindlichste, vom Gesetz am besten geschützte Form der Beziehung und die sicherste Form des Zusammenlebens für Kinder. Gar nichts spricht gegen die Ehe. Aber dass die Eheschliessung mit der Aufnahme der sexuellen Beziehung gleichgesetzt wird, lässt ganz viele gläubige Menschen „in Sünde leben“. Was ich an dieser Stelle ausdrücklich betonen möchte: Ich rede von erwachsenen Menschen – Definition volljährig. Lange berufliche Werdegänge, wirtschaftliche Zwänge, verschiedenste Lebensumstände lassen das meiner Meinung nach „normative“ Sex-Verbot zu einem lieblosen Statement verkommen.

Lieber Lukas. Langer Rede kurzer Sinn. Aufgrund vieler Überlegungen komme ich zum Schluss, dass in den Augen von Gott Sex vor der Ehe Sünde ist, wenn aus lieblosen selbstsüchtigen Motiven gewollt, ohne die entsprechende Verantwortung für den anderen Menschen und die Beziehung zu übernehmen. Und es ist in meinen Augen vor Gott keine Sünde, wenn er in übereinstimmender liebender Einheit zweier Menschen aufgrund emotionaler Grundlage und Übernahme von Verantwortung geschieht. Wer entscheidet, was es nun ist? Das kann meiner Meinung nach nur das Paar selber entscheiden und die Verantwortung dafür nicht anderen abtreten. Genauso wie die Entscheidung, ob man mit Sex bis zu Standesamt und Kirche warten will oder nicht. Wenn Dich diese Frage persönlich betrifft, dann sage ich schlicht und einfach: Frag Gott, frag Dein Herz, frag Deine Liebste! Herzlich - Veronika

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April 24, 2015

Der grösste "Aufreger" in der Kirche Teil 2

by Veronika Schmidt in Aufklärung, falsche Scham, Aufreger, Selbstbefriedigung, Sexualität allgemein, Solosex, Singles, 2015


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Es ist ganz klar. Wir sollen und wollen es nicht in der Öffentlichkeit tun. Wir wollen dabei nicht überrascht werden. Es soll uns nicht beherrschen. Es ist etwas, das nur mir gehört. Es ist etwas sehr Intimes. Aber ist es deshalb falsch? „Kann denn Liebe Sünde sein?“ heisst ein berühmtes Lied von Zarah Leander. Kann denn Selbstliebe Sünde sein? Könnte es sein, dass Selbstliebe sogar eine wichtige Funktion im Leben von Menschen hat? Vielleicht sogar ein Leben lang? Diese Fragen stelle ich mir hier selbst, weil viele Menschen mich das fragen. Und weil es neben der „Sex vor der Ehe“-Frage in christlichen Gemeinschaften die am meisten polarisierende Frage ist.


Die einen sind froh, dass man dieses Tabu bricht, die anderen sind aufgebracht, dass man zu Selbsterfahrung ermutigt. Der Theologie-Professor Stefan Leimgruber sagt in seinem Buch Christliche Sexualpädagogik: Diese „Liebesbeziehung mit sich selbst“ gehört zur sexuellen Entwicklung heute unbestritten dazu. Doch liegt über diesem Tabuthema in der Kirche nach wie vor ein „Schleier des Schweigens“, weit entfernt davon, anzuerkennen, dass diese Selbstliebe ein ganzes Leben andauern könnte und für Menschen jeden Alters ein bedeutungsvolles Thema ist.“ 

Und auch die amerikanische Ordensschwester und Professorin Margaret Farley äussert sich in ihrem Buch über Sexualethik mit dem Titel „Just Love" oder Deutsch "Verdammter Sex" zu diesem Thema. Darin schreibt sie, dass Frauen in der Selbstbefriedigung grosse Erfüllung und eigene Möglichkeiten bei der Entdeckung der Lust fänden. Selbstbefriedigung könne Beziehungen durchaus mehr fördern als behindern. Für dieses Buch und ihre „radikalfeministischen Positionen“ zu Scheidung und Homosexualität erhielt sie vom Vatikan eine fünfseitige offizielle Rüge, die festhält, dass Masturbation eine „schwer ungeordnete Handlung“ darstelle. Margaret Farley ist erst die zweite Frau, die „die Ehre“ hat, vom Vatikan mit einer Erklärung abgestraft zu werden. Sanktionen bekam sie nur nicht, weil die mutige und gescheite Yale-Professorin der christlichen Ethik schon im Ruhestand war.

Selbstbefriedigung ist Selbsterfahrung und ein Teil der Selbstliebe. Sie ist ein „Sich-Ausprobieren“. Die Welt meiner eigenen Sexualität öffnet sich mir. Sie ist Teil der Beziehung zu mir selbst und hat zunächst einmal nur mit mir zu tun. Ich lerne meine Sexualität wertschätzen, und nur was ich selbst schätze und begehre, kann zum wertvollen Geschenk für jemand anderes werden. Sie ist auch schlicht und einfach die Hinführung zu einer zukünftigen sexuellen Beziehung. Durch Berührungen lerne ich meinen Körper kennen und entwickle ein Bewusstsein dafür, dass der Körper zu mir gehört. Ich finde heraus, welche Berührungen ich mag, was mir gefällt und was nicht. Interessant ist - seit ich darüber spreche, sagt man mir, dass das ja vielleicht für Frauen ganz gut sei, aber sicher nicht für den Mann. Weil Männer sich zwingend konkrete Frauen aus ihrem Umfeld vorstellen müssten, in Abhängigkeit von Pornografie gerieten und Suchtverhalten entwickelten. Doch genau das hat damit zu tun, dass Männer eben auch wenig Zugang zu ihrem Körper haben. Dass sie nicht geübt sind, sich der Wahrnehmung ihres Körpers hinzugeben und Gedanken, Bilder und Fantasien von sich selbst in ihrer eigenen Erregung genussvoll zu pflegen. Sprich, nicht geübt sind, bei sich selbst zu bleiben. 

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April 17, 2015

Der grösste "Aufreger" in der Kirche - Teil 1

by Veronika Schmidt in Aufklärung, falsche Scham, Sexualität allgemein, Solosex, Selbstbefriedigung, Aufreger, Singles, 2015


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Ich habe zufälligerweise oder unglücklicherweise, wie auch immer, herausgefunden, dass meine Tochter (12 Jahre) sich selber befriedigt. Wir haben auch schon miteinander darüber gesprochen. Ich möchte ihr kein schlechtes Gewissen machen, weiss aber auch nicht, wie ich damit umgehen sollte. Irgendwie befremdet es mich. Schon als kleines Mädchen war sie viel mehr an ihrem Geschlecht interessiert, als ihre Schwester und der Bruder. Was denkst du über Selbstbefriedigung bei Kindern? Wie sollte man damit umgehen? Kann das mit dem familiären Hintergrund zu tun haben? Mit Dämonen oder Flüchen? Danke für Deinen Rat.

Olivia, 45 Jahre


Liebe Olivia

Bei Deiner letzten Frage bin ich grad etwas zusammengezuckt. So im Sinn, das darf doch nicht wahr sein! Das ist nicht gegen Dich gerichtet, sondern gegen die mangelnde Aufklärung in unseren christlichen Kreisen. Ein bisschen (untertrieben!) macht es mich wütend, dass dieses Unwissen eine Dämonisierung ganz normaler und natürlicher Vorgänge zur Folge hat. Dieses Denken sollten wir eigentlich längst hinter uns gelassen haben. Selbstbefriedigung hat rein gar nichts mit Dämonen, Flüchen, familiären Belastungen oder sonst was „Schrecklichem“ zu tun. Dass Menschen eigentlich erst im 18. Jahrhundert anfingen, so über Selbstbefriedigung zu denken, hat mit einer "Antimasturbationskampagne" John Martens von 1712 zu tun. Er behauptete, exzessive Masturbation verursache Krankheiten wie Pocken oder Tuberkulose. Dieser Masturbationswahn dauerte die nächsten 150 Jahre an und brachte noch andere abenteuerliche Krankheitsmythen hervor, welche weit bis ins 20. Jahrhundert wucherten, vielfach religiös motiviert und bei Kindern oft übel sanktioniert.

Es gehört zur körperlichen und sexuellen Entwicklung dazu, dass wir unseren eigenen Körper entdecken. Dabei ist dieser Entwicklungsprozess ganz unterschiedlich von Kind zu Kind. Schon Babys können entdecken, dass z.B. Schaukeln auf dem Bauch und rhythmisches Muskelanspannen schöne Gefühle im Geschlecht auslösen kann. Können sich Kinder gezielt anfassen, finden sie bald heraus, dass Berührungen am Geschlecht angenehm sind. Es gibt Kinder, die das tun und solche, die es nicht tun. Wie wir darauf reagieren, wird entscheiden, welche Gefühle die Kinder damit verbinden. Auf dieses Weise suchen Kinder vor allem Hautkontakt und üben Zärtlichkeit. Dass diese Befriedigung später eine sexuelle Komponente bekommt, steuern die Hormone. Im Bedürfnis, sich selber zu stimulieren, bestehen, wie auch im Bedürfnis nach Sex, grosse Unterschiede zwischen den Menschen. Da gibt es grundsätzlich mal nichts, was falsch ist, sondern einfach anders. Die meisten Knaben beginnen zu masturbieren, wenn in ihrem Körper das Testosteron steigt. Mädchen beginnen irgendwann zu masturbieren, in ganz unterschiedlichen Entwicklungsphasen. Man hat herausgefunden, dass Kinder, die viel Zärtlichkeit und Nähe erfahren haben und einen guten Bezug zu ihrem Körper entwickelten, eher masturbieren als andere. Kinder mit Missbrauchserfahrung masturbieren früher. Mehr Männer masturbieren als Frauen. Frauen sprechen ungern darüber, Männer schon. Sie kennen auch entsprechende Wettspiele. Das sind einfach mal ein paar Facts.

Ich würde dir sehr empfehlen, deine Tochter zu ermutigen, ohne Schuldgefühle ihren Körper kennen zu lernen. Doch dabei solltest du ihre Privatsphäre achten und sie weder konfrontieren noch viel Aufhebens darum machen.  Mich fragen immer wieder Menschen, wie man den Kindern Wissen zu Sexualität vermittelt. Der allerwichtigste Schritt ist, dass Eltern sich erst mal selber mit sich und ihrem Körper auseinander setzen und sich irgendwoher Wissen dazu beschaffen. Erst das wird einen kompetent machen, die Kinder kompetent zu machen. Eltern müssen erst selber die Scheu vor der Sexualität verlieren, bevor sie ohne Scheu mit den Kindern und Jugendlichen darüber sprechen können. Ein tolles Buch für Frauen, um sich Wissen über ihren eigenen Körper anzueignen, das sie dann ihren Töchtern weitergeben können, ist: Weiblich, Sinnlich, Lustvoll von Elia Bragagna und Rainer Prohaska. Weitere empfehlenswerte Bücher sind: Körper und Sexualität von Esther Elisabeth Schütz und MAKE LOVE von Ann-Marlene Henning.

Liebe Olivia, soviel für heute. Ich habe noch andere Fragen zum grössten „Aufreger“  in der Kirche erhalten, die erwachsene Sexualität betreffend.  Nächste Woche mehr davon.

Herzlich - Veronika

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© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.