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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

March 3, 2017

Martin Luther befreit den Sex und die Frau

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Bibel, Ehesex, Ehe, Gleichberechtigung, Gott, keusch, Scheidung + Wiederheirat, Selbstverantwortung, Sexualität allgemein, Zusammenleben, 2017


bild: aus film "katharina luther"

bild: aus film "katharina luther"

bild: aus film "katharina luther"

bild: aus film "katharina luther"

Die Reformation hat die kirchliche Sexualethik verändert. Wenn auch sofort nur unmittelbar für die Frauen der Reformation und anhaltend erst mit den Jahrhunderten. Ohne die Reformation wären die Aufklärung, die Religionskritik und die veränderte Stellung von Frau und Sexualität nicht möglich geworden. Indem die "reformierten" Priester, angeregt durch Martin Luther, und schliesslich auch er selbst, Frauen ehelichten, war die reine Männerherrschaft der Kirche gebrochen. Noch konnte niemand ahnen, was das verändern würde. In Zürich heiratete Zwingli seine Anna Reinhart erstmal heimlich: "Wohl auch, weil er eine zentrale Figur der Reformation war und in Zürich nicht allzu schnell alles auf den Kopf stellen wollte." (Rebecca A. Giselbrecht - Buch "Hör nicht auf zu singen") Eine heimliche Heirat war eine Abmachung zwischen einem Mann und einer Frau und brauchte keine Zeugen und Rituale. Zwingli und Reinhart zogen zusammen. Zwei Jahre später, bei der offiziellen kirchlichen Trauung, war Anna hochschwanger.


Luther, der sexuelle Rebell, lernt aus der Natur und der Wissenschaft

Luther stellt sich gegen die Verleugnung und Unterdrückung der Sexualität durch die Kirche. Befriedigende Sexualität zwischen den Eheleuten ist für Luther ein wesentliches Fundament der Beziehung. Liebe und Lust gehören für ihn zusammen. Ein wichtiger Umstand spricht Luther zufolge dafür, dass die eheliche Sexualität gottgefällig ist: wegen der Unvermeidbarkeit und Unausweichlichkeit sexueller Erregung (Erregungsreflex) und dem Wunsch nach ihrer Befriedigung. Er erklärt „Fleisch und Blut“ vollumfänglich zum guten Teil der Schöpfung. Damit stellt er sich gegen die Lehren der Kirchenväter, die behaupteten, Sexualität oder zumindest die sexuelle Lust seien erst nach dem Fall Adams und Evas in die Welt gekommen. Doch Luther betont im „Grossen Katechismus“, die sexuellen Bedürfnisse und Wünsche seien bereits vor dem Sündenfall von Gott „eingepflanzt“ worden.

Deshalb bedeutet das Zölibat für Luther Zwang und Knechtschaft. Er nennt das Gelöbnis der Ehelosigkeit „Teufelswerk“. Das Zölibat sei mit der geforderten Freiheit des Christenmenschen unvereinbar. Er sieht es als vermessen, gottlos und unsinnig an, Keuschheit durch Gelübde zu versprechen. Bei all seinen Begründungen zieht Luther Kenntnisse der zeitgenössischen Naturwissenschaften bei, um seine exegetischen Aussagen anthropologisch zu erhärten. Luther liest im „Buch der Natur“, um die Richtigkeit seiner persönlichen Auslegung des Buches der Bücher plausibler zu machen. Luther hält es für seine Pflicht, mit jungen Menschen offen über sexuelle Dinge zu sprechen und auch heikle Ehefragen zu erörtern. Er will nicht durch Schweigen einer ungesunden Geschlechtsauffassung und falscher Schamhaftigkeit Vorschub leisten. Auch will Luther den Sex unter denen, die sich einander versprochen haben, nicht als Hurerei bezeichnet wissen. Denn er erhalte damit einen gewissen Grad an Legitimität. Dass die protestantischen Sittengerichte später eine besonders nachhaltige Verfolgung vorehelichen Beischlafs propagierten, kann demnach mit Sicherheit nicht auf Martin Luther zurückgeführt werden.

Luther erkennt gewisse physiologische Gesetzmässigkeiten, nämlich, dass die Kraft der Triebe in den Geschlechtern wirksam sei und sie zueinander treibe. „Wenn dies Gottes Ordnung ist, und wenn etwa ein Mädchen des Mannes ebenso wenig entbehren kann wie des Essens, Trinkens oder Schlafens, so ist es doch frevelhaft, sich dieser göttlichen Ordnung zu wiedersetzen.“ Durch ehelichen Verkehr könne Gott auch nicht dann beleidigt werden, wenn er an einem Sonntag stattfinde. Solche heute „humorvoll" anmutende Nebenbemerkungen haben ihren Ursprung natürlich darin, dass er anders lautende Auffassungen damit an den Pranger stellt. Er geisselt jene Vertreter, indem er ihnen entgegenwirft, dass sie gottlose Heuchler und Werkheilige seien, die glaubten, Gottes Gnade durch unreine und stinkende Werke erkaufen zu können. Zum Beispiel durch Wallfahren, Fasten, nächtliches Wachbleiben und zeitlich beschränkte sexuelle Enthaltsamkeit.

Lust ist ein Recht - Unlust ein Scheidungsgrund

Für Luther war die Sexualität in der Ehe auch nicht einfach an die Vermehrung geknüpft. Sie sollte aus wechselseitiger Lustverschaffung der Ehepartner bestehen. Luther hat durchaus nicht nur die Lust des Mannes in Blick sondern vor allem auch die Befriedigung der Frau. Für ihn ist die Lust der Frau dermassen entscheidend, dass er im Falle von Impotenz argumentiert,  falls der betroffene Mann keinerlei andere Praktiken der Lustverschaffung anwende, könne die Frau sich scheiden lassen. Vor allem, wenn der Frau dieser Zustand zuvor verschwiegen worden war. Wenn der Ehemann hingegen trotz Impotenz der Frau Lust verschaffen könne, sei er „ein rechter Ehemann“. Hingegen könne ein Mann seine Frau sexuell nicht befriedigen, solle er ihr die Erlaubnis geben, „in der Fremde“ einen Liebhaber zu nehmen, oder sie könne eine heimliche Ehe führen.

Neben der verunmöglichten Zeugung und Lustbefriedigung, der sexuellen Unlust eines Ehepartners oder Verweigerung der  (materiellen) Versorgung der eigenen Familien, ist für Luther vor allem Fremdgehen ein möglicher Grund für eine Scheidung. Wobei er zuerst rät, Versöhnung anzustreben. Luther geht mit einmaligem Fremdgehen moderat ins Gericht und hält in diesem Fall Vergebung für gerechtfertigt, weil es „mit uns allen gar leicht geschehen kann, dass wir fallen.“ Doch dürfe keiner der Ehepartner zur Vergebung gezwungen werden, wenn er es nicht will oder er es aus Ekel nicht tun könne. Oder Vergebung missbraucht würde, um erneut zu betrügen.

Auch in heftigen Streitfällen rät er zur Versöhnung. Doch sei die Differenz zwischen den Eheleuten zu gross, seien Eheleute derart in Streit geraten, dass sie ihr Zusammensein nicht länger ertragen könnten und jegliche Versöhnung ausgeschlossen sei, sollten „sie besser von einander den bey einander“ sein, solle die Ehe geschieden werden. Dabei spricht er auch davon, dass Bosheit und Streit zwischen den Ehepartnern nicht nur physisch, sondern auch seelisch brutal zu verletzen vermag.

Ehe hat ein Gütesiegel

Nach Luther sollte eine Ehe nach ihrer Qualität betrachtet und beurteilt werden. Nämlich, ob die Eheleute einander in „wahrer“ Liebe zugetan seien oder nicht. Dazu gehöre „Lust, Liebe und Freude“. Er formuliert auch einen Anspruch an den Durchhaltewillen: Derjenige, der darum wisse, dass Gott wolle, dass Menschen im Ehestand leben, Kinder hervorbringen und aufziehen, der habe selbst ein Wohlgefallen an diesem Stand trotz seiner Mühen.

Denn auch Luther bemerkte, dass nach einigen Ehejahren die Liebe und Sexualität an Kraft verliert: „Die Welt spricht von der Ehe: Eine kurze Freud und lange Unlust. Aber lass sie sprechen.“ Luther gibt zu bedenken, wer Gottes Wirken in der Ehe erkenne, der habe Lust, Liebe und Freude in der Ehe ohne Unterlass. Und zitiert Salomo: „Wer ein Weib findet, der findet was Gutes.“ Und plädiert für ein regelmässiges Sexleben: „In der Woche zwier, schaden weder ihm noch ihr, macht im Jahre hundertvier.“ Die „Luther-Regel“ entspricht laut Umfragen bis heute einer weltweiten durchschnittlichen Gewohnheit.

Wer also an der Liebe zweifelt, zweifelt nach Luther auch an der Macht Gottes.  Der Mensch habe selbst schuld, wenn er keine Liebe zu seinem Partner spüre. Dann sei sein Glaube zu schwach, weshalb er die Liebe nicht erkenne. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten (Gemeinschaft, Kinder und Ehefrau) ist nach Luther die „wahre“ Liebe. Luther betont den hohen Wert eines harmonischen Zusammenlebens und einer liebevollen Gattenbeziehung vor Gott. Diese Liebe denke gegenüber dem anderen nur das Beste und sei nicht argwöhnisch.

Ehe, Scheidung, Wiederheirat, sexuelle Verantwortung

An Luthers Ausführungen über Ehe, Scheidung und Wiederheirat ist vor allem bemerkenswert, dass Luther darauf verweist, „die Ordnung der Ehe als eines 'Weltlichen Dings' sei allein eine staatliche Aufgabe. Grundsätzlich obliege die Angelegenheit der Ehe wie der Ehescheidung der weltlichen Obrigkeit, ihrer Gesetzgebung und Rechtsprechung. Luther macht deutlich, dass die Regelung des Ehestandes nicht in den Bereich der Kirchenordnung fällt und schon gar nicht „zur Seligkeit“ nötig sei. Die Kirche hätte dagegen die Aufgabe, die Eheschliessung und die Ehe zu segnen.

Luther betont, es existiere kein kirchliches Lehrgebäude mehr, das dem Gläubigen die Entscheidungen um die richtigen Vorgehensweisen beim Sex abnehmen könne. Er trage nunmehr auch in Fragen der Sexualität die Verantwortung vor Gott allein. Der richtige Umgang mit dem Sex wird damit zu einer individuellen Gewissensentscheidung. Luther formuliert keine konkrete Verhaltensanweisungen zum Sex und spart Aussagen zum vorehelichen Sex aus. Das Wesentliche ist die Liebe zu Gott, das rechte Verhalten wird sich aus ihr ergeben. Damit wird es auch überflüssig, der Gemeinde die genaue Gestalt der Sünden zu erläutern. Das Sprechen von intimen Vorgängen im Ehebett ist für Luther überflüssig geworden, weil jede sexuelle Handlung in der Ehe unter dem besonderen Schutz steht, den Gott dieser Lebensform angedeihen lässt.

Luthers Schriftauslegung sieht keine wortwörtliche Wahrheitsaussagen und Handlungsanleitungen der Bibeltexte vor. Nach Luther dient der biblische Wortlaut vielmehr dazu, die „Sache“ des Evangeliums zu vermitteln. „Sache“ des Evangeliums ist nach Luther die Zuwendung Gottes zu seiner Schöpfung in Jesus Christus durch den Heiligen Geist.  Diese Liebe Gottes ist Grund des Glaubens.

So ging es weiter in der Geschichte der Sexualität

Luthers Gedankengänge auf den Punkt gebracht, wäre der eheliche Sex „göttlich“, „selig“ und „heilig“. Selbst hat er das nie so gesagt, doch diese Haltung wurde zum Repertoire der protestantischen Kanzelrhetorik. Der eheliche Sex selbst wird zum Dienst an Gott. In der Folge nimmt danach das „Loblied“ auf den Sex zuweilen hymnische Züge an…

Daneben hat sich die „problemorientierte“ Sprache der „alten“ Kirche zu Sexualität auch in der protestantischen Seelsorge und der Predigtliteratur fortgeführt. Aufklärende Schriften werden für Heranwachsende als untauglich abgelehnt. Das Seelenheil sollte nicht mit üppigem Schmuck und modischer Kleidung aufs Spiel gesetzt werden. Böse Gesellschaften, unzüchtige „Örter“, Hurengelage, Vollsaufen, Nachtgetanze und böses Geschwätz sollten nach Möglichkeit gemieden werden.

Bei allem Fortschritt durch Luther bleiben bis in die Neuzeit die überkommenen Anschauungen über die Sexualität weitgehend bestehen. Auch gilt alle Aufmerksamkeit nach wie vor mehr den vorehelichen Verfehlungen als den ehelichen. Dass „Lust & Liebe“ zu einer Ehe dazugehören, hat die christliche Sexual- und Ehelehre lange nicht vertreten, finden sich keine Ausführungen, die eine emotionale Bindung mittels der Lust für Eheleute als wünschenswert darstellen. Im Gegenteil sieht man darin schon gefährliche Vorstufen der tödlichen Fallstricke des Fleisches. Die Sprache und die inhaltlichen Botschaften der moralischen Eiferer haben sich hüben und drüben und durch die Zeiten hindurch letztlich nicht verändert.


Quellen:

Zweiter Sammelband über Zinzendorf,  von Erich Beyreuther, Gerhard Meyer, Georg Olms Verlag Hildesheim . New York, Internetauszug

Unkeuschheit und Werk der Liebe: Diskurse über Sexualität am Beginn der Neuzeit in Deutschland, von Tilmann Walter de Gruyter, Kapitel "Die Theologie und die Sexualität", Internetauszug

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June 3, 2016

Wir sind frisch verheiratet und über den Sex schon entmutigt

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Beckenschaukel, Buch, das erste Mal, Ehe, Ehesex, falsche Scham, keine Lust, keusch, Lust, Orgasmus, Selbsterfahrung, weibliche Sexualität, Meistgelesen!, 2016


illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

Liebe Veronika

Ich habe die Artikel von Dir im Idea Spektrum und im Joyce Magazin gelesen und bin so auf Deine Homepage gestossen. Gerne möchte ich eine Frage stellen:

Ich bin seit einem halben Jahr verheiratet. Wir haben mit dem Sex gewartet und sind dann freudig, aber auch etwas nervös gestartet. Wir wussten, dass es vielleicht zu Beginn nicht gleich klappen würde. Wir haben schon einiges gelernt seit dem Anfang. Doch für mich ist der Sex nicht befriedigend. Meistens kann ich die Nähe und Intimität geniessen und empfinde so unser Zusammensein auch schön. Doch ich wünsche mir mehr Erregung, Lust und einen Orgasmus.

Im Voraus stellte ich mir vor, dass diese Übungszeit vielleicht so 2 Monate dauern wird. Unterdessen verliere ich manchmal den Mut und frage mich, ob das bei mir überhaupt möglich sein kann. Kann es "normal" sein, dass es bei uns noch nicht so ganz klappt? Ist es bereits an der Zeit, dass wir uns Hilfe holen?

Ich bin gespannt auf deine Antwort. Vielen Dank!
Vera, 24 Jahre


Liebe Vera

Ich finde es mutig, dass Du mir schreibst und nicht wartest, bis Dein Frust ins Unermessliche gestiegen ist. Und ich kann Dich beruhigen. Was Du erlebst ist völlig normal. Es kann bis zu einem Jahr dauern, bis der Geschlechtsverkehr richtig genussvoll wird. Du musst Dir vorstellen, dass Du auch nicht in zwei Monaten eine neue Fähigkeit perfekt lernst. Vor drei Jahren habe ich mich entschieden, noch den Crawl-Schwimmstil zu erlernen. In einem Kurs, der zehnmal dauerte. Die Bewegungen, das Atmen, die Wasserlage waren so ungewohnt und anstrengend, dass ich erst dachte, dass lerne ich nie und wird mir nie Spass machen. Dann beschloss ich, mir ein Jahr Zeit zu geben und weitere Kurse zu belegen. Und siehe da, es begann mir Spass zu machen und gelang mir immer besser und besser. Ich brauchte dieses Jahr, um nicht wieder damit aufzuhören, zu resignieren und zum Brustschwimmen zurück zu kehren, das mir vertraut war.

Da die Artikel erst grad erschienen sind, gehe ich davon aus, dass Du mein Buch LIEBESLUST noch nicht gelesen hast. Das würde ich Euch sehr empfehlen. Darin findest Du nicht nur den Weg zum Orgasmus genau beschrieben, sondern auch, welche Berührungen und Bewegungen dafür helfen. Du findest darin Anleitung, wie Du mit Hilfe von Selbsterfahrung oder gemeinsamer Erfahrung Übung in der Erregung und in der Erregungssteigerung bekommst. Du musst Dir vorstellen, grad wenn Du keine Erfahrung mit Selbstbefriedigung hast, dass Du auch keine entsprechenden Synapsen im Hirn für Lust, Erregung und Erregungssteigerung anlegen und ausbauen konntest. Das brauchst Du aber. Das heisst, mit entsprechenden Sinnesreizen entstehen Wege der Erregung im Hirn. Diese werden durch Übung und Erfahrung und regelmässiges „Beschreiten“ zu leicht begehbaren Autobahnen.

Du wirst, wenn es mal funktioniert, überhaupt oder einfacher zum Orgasmus kommen können. Aber Du brauchst Zeit und Wissen. Gerade Christen fehlt es ganz eindeutig am Wissen über die körperlichen Zusammenhänge und Funktionen, um zu einem Orgasmus zu kommen. Der Körper ist dabei sehr wichtig, aber auch Vorstellungskraft, Fantasien, Berührung, sich Zeit lassen und die Scheu verlieren vor dem eigenen Körper und dem des anderen. Zu meinem eigenen Buch empfehle ich Dir auch noch ein weiteres: KOMME, WIE DU WILLST.

Lasst Euch unbedingt Zeit für die Erregungsphase, bevor Dein Mann in Dich eindringt. Es ist wichtig, dass Du genügend erregt bist, damit Deine Klitorisschwellkörper im Innern genügend anschwellen, Deine Erregung wächst und sich genügend Flüssigkeit durch die Vaginawand presst. Dann wirst Du den Penis in Deinem Innern angenehm empfinden. Erforscht zusammen erst den oberen Körperbereich mit variantenreichen Berührungen am Gesicht, am Nacken, an den Schultern, an den Armen, am Rücken, an der Brust. Vergesst das Küssen nicht :-) . Danach geht ihr zum unteren Körperbereich, erforscht ihn dort mit Händen und Mund, berührt einander auf verschiedene Weisen am Gesäß, an den Oberschenkeln, am Geschlecht, an den Beinen, an den Füßen. Am Geschlecht könnt Ihr euch mit Mund, Zunge und Händen oder anderen Berührungen bis zum Orgasmus oder kurz davor stimulieren. Dazu gehören auch unterschiedlichste Berührungen in der Scheide mit Fingern und Zunge bis hin zum Eindringen des Penis in die Vagina. Dabei bewegst Du auch Deinen Körper mit, vor allem das Becken, ihm entgegen in die Berührungen hinein.

In Dir drin sollte sich Dein Mann sicher, aber eher langsam bewegen, auch damit er nicht gleich kommt. Er soll sich nicht nur rein und raus bewegen, sondern auch in Deiner Vagina drin kreisen. Ebenso solltest Du das Becken mit Deinem Beckenboden bewegen und mit den Vaginamuskeln seinen Penis massieren, was auch Dir Erregung verschafft. Wenn Du es geniessen kannst, verbunden mit genitalem und emotionalem „Dich-gehen-Lassen“, kannst Du Deinen Körper mit Übung zum Orgasmus bringen.

Also – gebt auf keinen Fall auf. Ihr habt es verdient, lustvollen Sex zu haben. Und setzt Euch nicht unter Druck, sondern geniesst und bleibt regelmässig dran, mindestens einmal die Woche :-) .

Herzliche Grüsse - Veronika


Video-Blogs von Ann Marlene Henning
zum Thema „Stosstechniken“ und "Orgasmus"
 
Stosstechnik 1
Stosstechnik 2
Orgasmus
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May 27, 2016

Ich bin eine 75-jährige Witwe, habe aber immer noch Lust auf Sex mit mir selbst

by Veronika Schmidt in Aufreger, falsche Scham, keusch, Lust, Orgasmus, Selbstbefriedigung, Selbsterfahrung, Selbstgefühl & Selbstwert, Sextoys, Solosex, weibliche Sexualität, Sex im Alter, Selbstverantwortung, Beckenschaukel, 2016


witwe.ipg
witwe.ipg

Liebe Veronika

Du betonst in Deinem Blog des Öfteren, dass der weibliche Körper über einen längeren Zeitraum erotisch empfindet und nach Sex verlangt. Das leuchtet mir ein und wird in der Gesellschaft vermutlich auch so gelebt. Nur würde es mich wundernehmen, wie das wiedergeborene gläubige Frauen handhaben und was dazu in christlichen Kreisen gesagt und gelebt wird. Ich wäre sehr interessiert, von Erlebnissen und Erfahrungen im Umgang mit Sexualität von Damen zwischen 70 und 90 Jahren zu hören. Ob ich mich getrauen soll, ein paar Frauen dazu zu befragen oder sogar meinen Gemeindeleiter? Ich gehöre selbst zur Altersgruppe der über 70-Jährigen, bin gläubig, seit ein paar Jahren Witwe und das sexuelle Verlangen ist bei mir immer noch sehr präsent.

Was denkst Du? Ist dieses Thema überhaupt aktuell? Ist es nur tabuisiert und im Abseits gehalten, oder ist Sex für diese Altersstufe tatsächlich Schnee von gestern? Auf Deine Gedanken bin ich sehr gespannt!

Es grüsst herzlich – Hella, 75 Jahre


Liebe Hella

Was für eine freudige Überraschung! Eine 75-jährige Frau auf meinem Blog! Damit hätte ich wahrlich nicht gerechnet. Und auch nicht mit Deiner Frage. Also ganz ehrlich – sie würde mich auch brennend interessieren.

Ich habe praktisch keine Frauen Deines Alters in der Beratung. Deshalb kann ich Dir aus Erfahrung wenig dazu sagen. Aber gläubige geschiedene oder verwitwete etwas jüngere Frauen ohne festen neuen Partner frage ich nach ihrem Sexualleben, und die meisten von ihnen praktizieren fröhlich Solosex. Ein bisschen anders sieht es bei noch nie verheirateten Single-Frauen aus. Da ist oft das schlechte Gewissen als Begleiter mit dabei. Selbst Frauen, die nicht so wahnsinnig gerne Partner-Sex hatten, befriedigen sich doch ab und zu auch selbst. Das scheinen eben doch zwei verschiedene Paar Schuhe zu sein und auf ein grundsätzliches sexuelles Bedürfnis hinzuweisen.

Wie Du richtig vermutest, leben Frauen in der Gesellschaft ihre Sexualität wohl eher aus als christliche Frauen. Ich kenne zwei auf Frauen spezialisierte Sex-Shops. Die haben einige ältere Kundinnen, die sich da eindecken für ihre Solobedürfnisse. Eine hübsche Geschichte zeigt zudem, dass man gleich zwei Fliegen auf einen Streich schlagen kann. Orgasmen und Kontraktionen des Beckenbodens helfen auch gegen Inkontinenz, was eine Frau im Laden fröhlich bezeugte, die sich einen Vibrator gekauft hatte.

Eine Pflegende in einem christlichen Altersheim bestätigte mir, dass auch alte gläubige Menschen sexuelle Bedürfnisse haben. Selbst in der Gesellschaft wird das Thema stiefmütterlich behandelt, geschweige denn in christlichen Kreisen. Nur schon die Frage „Alterskonkubinat“ können wir Christen nicht diskutieren, weil wir das Gesetz „kein Sex vor der Ehe“ in Stein gemeisselt haben. Ich fand bei der Recherche zu Deiner Frage eine interessante Studie zur Sexualität in der 2. Lebenshälfte. Obwohl die Studie sich vor allem mit der gelebten Paarsexualität befasst, gibt sie einige grundsätzliche Einblicke in die Haltung zur Sexualiät im Alter. Schnee von gestern ist die Alterssexualität auf jeden Fall nicht.

Die Häufigkeit der Selbstbefriedigung wurde in genannter Studie ebenfalls erhoben, aber mangels schlüssigen Zusammenhangs zu partnerschaftlichen sexuellen Aktivitäten nicht ausgewertet. Doch andere Studien (siehe Wikipedia „Alterssexualität“) stellen fest, dass auch das Erreichen sexueller Erfüllung über Selbstbefriedigung im letzten Lebensdrittel für viele Menschen eine wichtige Rolle spielt. Etwa die Hälfte aller Männer und ein knappes Viertel aller Frauen gaben an, sich selbst zu befriedigen. Hierbei wird deutlich, dass sich dabei die Zahlen zwischen Alleinstehenden und in festen Partnerschaften lebenden Menschen nur unwesentlich unterscheiden; dies also in allen Lebensformen als Teil der Sexualität empfunden wird. In Partnerschaften befriedigen sich 52 Prozent der Männer und 25 Prozent der Frauen selbst, ähnliche Zahlen ergeben sich für allein lebende Männer (55 %) und Frauen (23 %).

Ob man sich das erlaubt, hat offenbar damit zu tun, wie befriedigend man die Sexualität in jungen Jahren erlebt und gelebt hat und ob einem eine strenge moralische Erziehung die Freude am Sex vergällt oder eine wertschätzende Erziehung die Freude daran geweckt hat. Zum Thema Selbstbefriedigung und Single-Leben habe ich bereits einen BLOG geschrieben.

Liebe Hella, wenn Du Dich traust, wäre es sicher sehr aufschlussreich, mit Deinen Freundinnen und Bekannten über Eure Sexualität zu sprechen. Ja, vielleicht sogar eine grösser angelegte Umfrage in christlichen Kreisen zu starten. Auf dieses Resultat wäre ich doch auch sehr gespannt.

Ich bedanke mich für die Ehre Deines Besuchs auf meinem BLOG und grüsse Dich herzlich - Veronika

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April 22, 2016

Huch - eine Erektion!

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, falsche Scham, keusch, Küssen, Liebe, Lust, männliche Sexualität, Selbsterfahrung, Erektion, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Hallo Veronika

Mein Freund und ich sind noch nicht so lange zusammen und wollen möglichst viel von unserer Sexualität für die Ehe aufbewahren. Da wir wissen, dass wir nicht grad heute oder morgen heiraten, sind wir ziemlich zurückhaltend. Das heisst, wir küssen und umarmen uns, aber sonst nicht mehr. Wir sind beide sehr sinnliche Personen und unsere gemeinsame Liebessprache ist Zärtlichkeiten. Das bringt eine gewisse Herausforderung mit sich, aber da wir sehr offen miteinander über alles sprechen, können wir uns gegenseitig helfen, unsere Grenzen nicht zu überschreiten.

Unsere grösste Herausforderung momentan ist, dass mein Freund immer sehr schnell erregt ist. Es kann passieren, wenn ich ihn nur lieb ansehe oder an ihm vorbei gehe, schon hat er eine Erektion. Schon ein kurzer Kuss ist für ihn sehr herausfordernd. Er ist dann immer frustriert, weil er körperlich so in Fahrt kommt, ohne dass er das will und ohne dass er seinem Bedürfnis nachgeben kann. Es ist ihm sehr unangenehm, und vor allem braucht er dann immer sehr viel Ablenkung, bis er sich "abgekühlt hat". Hast Du einen Tipp, was ihm helfen könnte? Hast Du eine Ahnung, wie andere Männer damit umgehen?

Grüsse Ramona, 28 Jahre


Liebe Ramona

Verzeih mir – ein bisschen schmunzeln musste ich wegen Deiner Frage. Ich meine, genau diese angenehmen und prickelnden Körperreaktionen und Gefühle machen die Verliebtheit ja so schön und aufregend. Oder bei Liebeskummer auch so schmerzhaft. Für viele Menschen ist es eine herbe Enttäuschung, wenn die Schmetterlinge im Bauch und die damit einhergehende Erregung nach einiger Zeit abnehmen, weil sie davon ausgehen, die Anfangseuphorie halte nun ewig an. Doch nüchtern gesehen, ist sie nur dazu da, einen geeigneten Kandidaten aus den vielen Bewerbern auszuwählen. Spätestens nach 3 Jahren verschwindet diese Form der Verliebtheit.

Erregung ist also quasi Sinn der Sache einer Liebesbeziehung. Beziehungsweise das natürlichste der Welt. Sie weckt in Euch das Liebesbegehren und lernt euch sexuelle Fähigkeiten, was für den Sex später sehr wichtig ist. Beim Mann ist die Erektion aussen am Körper sichtbar – sein  Penis richtet sich auf, bei der Frau hingegen läuft sie im inneren des Körpers ab – ihre Vagina wird feucht. Feucht wirst Du bei Erregung deshalb, weil auch Du in Deinem Inneren Schwellkörper hast, analog der Penisschwellkörper des Mannes (die Klitorisschwellkörper). Diese füllen sich durch die Erregung mit Blut, werden grösser und pressen so Feuchtigkeit durch deine Scheidenwand. Kannst Du das bei Dir feststellen? Und was löst diese Tatsache in Dir aus? Findest Du es ebenfalls unangepasst? Oder ignorierst du es einfach, weil man das optisch nicht sieht, im Gegensatz zum Aufrichten des Penis?

Die Kirche ist jahrhundertelang dem Irrtum aufgesessen, oder tut es zum Teil immer noch, dass sich Erregung kontrollieren lasse. Doch dem ist nicht so. Erregung ist ein Körperreflex, den wir nicht steuern können. Allem Erregenden aus dem Weg zu gehen, hilft auch nur bedingt. Denn der Penis führt nicht nur am Tag sondern auch in der Nacht ein Eigenleben. Genauso ein grosser Irrtum ist es aber auch, zu glauben, Erregung sei unnütz oder frustrierend, wenn sie nicht im Sex endet. Man kann die Erregung einfach geniessen und wieder abklingen lassen. Für die sexuelle Gesundheit – sprich Erhaltung der Funktionalität der Geschlechtsorgane – ist Erregung gut. Es bedeutet, dass alles funktioniert und stellt diese Funktion langfristig sicher. Dein Freund sollte sich schlicht freuen, dass sein Geschlecht so gut arbeitet. Es gibt Männer in meiner Beratung, die würden ihn deswegen beneiden. Nicht alle Männer (und auch nicht alle Frauen) sind gleich stark erregbar. Aber das kann man sich nicht aussuchen. Und in jungen Jahren ist die Erregbarkeit viel stärker als mit zunehmendem Alter.

Dass mit der Erregung Sehnsüchte einhergehen, ist natürlich auch klar. Mann und Frau können und sollen lernen, diese Sehnsüchte zu „befrieden“ -  im Gegensatz zu befriedigen. Nicht immer ist Befriedigung erwünscht oder sinnvoll. Befrieden ist ein uraltes Wort und bedeutet, (in einem Land, einem Ort) Frieden, einen Zustand des Friedens herbeiführen, mit innerer Ruhe erfüllen. Also – in die Erregung auch wieder Ruhe einkehren lassen. Das würde zum Beispiel heissen, nicht endlos lange herumzuknutschen, sondern sich auch anderweitig miteinander zu beschäftigen, zu unterhalten, etwas zu unternehmen. Du fragst nach einem „Abkühlungstipp“. Ich würde sagen, nehmt das Ganze mit etwas Gelassenheit. Wenn Dein Freund sich dermassen bemüht, keine Erektion zu haben und wenn sie da ist, sie zu unterdrücken, wird „Er“ erst recht stehen. Also – tief Luft holen und relaxen.

Denn was ihr jetzt an Gefühlen erlebt, lernt Euch Erotik für hoffentlich eine lange Dauer Eurer Beziehung. Die Fähigkeit zur Erotik entwickeln bedeutet, sich selbst als sexuelles Wesen wahrzunehmen, zu dem eben auch die Erregung gehört, und so ein Gespür für die eigene Leidenschaft zu entwickeln. Letzthin behauptete doch tatsächlich ein amerikanisches christliches Magazin, Erotik sei von Gott nicht vorgesehen. Da kann ich nur sagen: „so ein Blödsinn!“. Was anderes als Erotik sind denn Sprüche 5:19 oder das Hohelied?

Dazu zitiere ich aus meinem Buch LIEBESLUST: „Wie ein gutes Gericht setzt sich die menschliche Sexualität aus verschiedenen Komponenten zusammen. Aus der je eigenen Erotik der Frau und des Mannes und ihren erotischen Fähigkeiten, die sie sich allein und zusammen mit dem Liebespartner erworben haben. Dann aus ihren Liebesgefühlen und ihrem sexuellen Begehren. Und zuletzt auch aus ihren Fähigkeiten der Verführung und der erotischen Kommunikation. Diese verschiedensten Zutaten werden zu einem erfüllenden Erlebnis, je mehr wir sie uns aneignen und ausbilden können. Je besser es uns als Mann und Frau gelingt, unseren Körper und die Funktion unseres Geschlechts zu kennen und damit unsere ganz eigene Erotik zu entwickeln, desto genussvolleren Sex werden wir erleben.“

Erotik ist die Überlebenschance für eine Liebesbeziehung. Romantische Liebe währt nicht ein Leben lang. Aber man kann sie ersetzen durch eine tiefe Bindung. Neben Erotik beinhaltet diese Intimität, Leidenschaft und Respekt vor sich selbst und dem Partner gegenüber. Dafür sollte man sich gegenseitig gut kennenlernen und sich beste Freunde werden, das alles gepaart mit Humor, einer gewissen Bodenhaftung und einem Hauch von Abenteuerlust. Die Bibel nennt das „erkennen“. Das sollte Euer langfristiges Beziehungsprojekt sein. Eure Leidenschaft mit all den damit einhergehenden körperlichen Reaktionen und Erektionen gehören schlicht und einfach mit dazu.

In diesem Sinne - cool down! Herzlich - Veronika

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November 15, 2015

Christen und Sex - das heulende Elend!

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Buch, Ehe, Ehesex, falsche Scham, Fragen, Gott, Lust, Sünde, keusch, Meistgelesen!, 2015


foto: mariotogni photography

foto: mariotogni photography

foto: mariotogni photography

foto: mariotogni photography

Gestern Abend habe ich das unten angefügte Mail erhalten, und es macht mich masslos traurig und zugleich unglaublich wütend. Die Welt hat riesige Probleme, aber in der Gemeinde haben wir nichts Besseres zu tun, als unseren jungen Menschen die Freude am Sex zu vergällen. Nicht, dass ich solche Geschichten zum ersten Mal hören würde. Nein, aber das junge Alter der Schreiberin erschüttert mich zutiefst. Sie ist im Alter meiner eigenen Töchter. Und wenn ich diese beiden Lebenswelten vergleiche, sehe ich zwei Planeten, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Weshalb lassen wir es zu, dass die schönste Nebensache der Welt zum Horror wird? Zur grössten Enttäuschung unseres Lebens? Vor noch nicht ganz einem Jahr war ich als Sprecherin an einer Jugendkonferenz. Zusammen mit einem Team sollten wir über Sex sprechen. Vier Workshops waren geplant. Etwa 60 Teilnehmer pro Mal wurden uns angekündigt.  400 Teilnehmer strömten in den ersten Workshop und im zweiten nochmals 200. In einer Krisensitzung in der Nacht wurde der Workshop abgesetzt und wir nach Hause geschickt. Weil wir zu offen über Sex gesprochen hatten. Weil wir über Sex gesprochen haben und nicht „kein Sex vor der Ehe“ postulierten.

Heulend bin ich nach Hause gefahren, weil es mich dermassen erschütterte, dass man diesen jungen Menschen Informationen und eine gesunde Auseinandersetzung mit dem Thema Sex vorenthielt. Ich fuhr nach Hause, obwohl ich mehreren Teilnehmern versprochen hatte, dass der Workshop am nächsten Tag noch zweimal stattfinden würde. Sie wollten unbedingt nochmals wiederkommen und Freunde mitbringen. Ich fuhr nach Hause und wusste, dass ich meinen BLOG zum Thema Sex starten würde. Dieser BLOG beunruhigt einige Gemüter. Man ruft deswegen meinen Gemeindeleiter an, nicht mich. Gerade eben habe ich das Buch „Freischwimmer“ von Torsten Hebel gelesen und weiss mich jetzt in guter Gesellschaft. Freuen sollten wir uns, nicht wenn wir beklatscht werden, sondern wenn man uns nach Hause schickt, weil wir unbequeme Wahrheiten aussprechen. In diesem Buch sagt sein Freund Stefan Jung: „Jesus wäre wahrscheinlich der Erste gewesen, der aus vielen Veranstaltungen rausgeflogen wäre, weil er sich schon damals einen Scheiss darum gekümmert hat, dem Establishment zu gefallen.“

Zu dem Zeitpunkt war mein Buch bereits beim Verlag im Lektorat und es ging darum, was wir an Aussagen rausnehmen oder drin lassen, damit wir die Verbreitung des Buches nicht verhindern, weil man es wegen strittigen Aussagen auf den Index hätte nehmen können. Aus diesem Grund steht zum Beispiel nichts über Homosexualität drin. Das bedaure ich für die 5% der Leserschaft, die das betrifft. Auf der Verlagsseite sah ich vorgestern den Kommentar einer Leserin zum Buch, die meine Mutlosigkeit bemängelt und hier den Schwachpunkt des Buches sieht. Ja, da gebe ich ihr Recht. Aber es ist so, weil ich mich für die 95% der Leser entschieden habe, die von diesem Buch profitieren sollen. Noch keine zwei Monate ist nun das Buch auf dem Markt, und ich erhalte täglich Mails von völlig unbekannten Menschen, die mir auf diesem Weg „um den Hals fallen“. Das nachfolgende Mail steht stellvertretend dafür.

Allen diesen Menschen, die mir schreiben, wünsche ich, und das ist mein Gebet, dass sie es durch das Buch schaffen, sich ihre Sexualität zu erobern und den moralischen Ballast so schnell wie möglich loszuwerden, der ihnen die ganze Freude raubt. Die Freude am Sex und am Leben überhaupt.

Liebe Annika, die Veröffentlichung Deines Mails soll vielen die Augen öffnen und Dich und mit Dir viele andere Menschen in die Freiheit führen, das wünsche ich Dir von Herzen. Sei umarmt - Veronika


Hallo liebe Veronika

Ich heisse Annika und bin 25 Jahre alt. Ich habe eben Deinen Artikel in der Family von Juli 2015 gelesen und nun Deinen Blog. Ich sitze hier und heule, warum weiß ich gar nicht so genau.

In meiner christlichen Familie und in der Gemeinde wurde mir immer erzählt, wie schmutzig Sex und Lust ist. Alles was in irgendeiner Art und Weiße erregend sein kann, wurde immer verboten. Ob nun schöne Unterwäsche oder selbst der Film "Dirty Dancing", alles Sexuelle wurde von mir ferngehalten. Meine Mama hat mir erzählt, dass mein Vater sie in der Ehe sexuell sehr unter Druck gesetzt hat und so habe ich mich immer so sehr geschämt, wenn ich Lust empfunden habe. Seit der Geburt meiner Tochter ist der Sex aus meiner Ehe beinahe ganz verschwunden. Ich fühle mich wie meine Mutter, für die Sex nur etwas Schlechtes ist oder etwas, das nur so brav und harmlos und unerotisch wie möglich sein darf.

Und nun lese ich von Dir, und alle Dämme scheinen zu brechen. Ich habe so oft zu meinem Mann gesagt, dass ich mich selber in meiner Vorstellung ganz anders sehe und gerne freier wäre und sexuell. Aber dass ich mich so gefangen fühle.

Warum erzählt man uns Mädchen das immer, dass unsere Lust falsch ist, und nichts Gutes, und Männer immer nur das eine wollen? Warum sagt uns keiner, dass Sex in einer Ehe voller Lust und Erotik sein SOLL/DARF?!

Das Bild, das vermittelt wird, finde ich, ist hauptsächlich: Okay, habt Sex, ihr seid ja verheiratet, aber schnell, im Dunkeln, und ihr Frauen, haltet halt hin, Männer brauchen es eben, und wehe ihr tragt reizende Unterwäsche!! Ich bin meinem Mann schon beinahe fremd gegangen, weil ich dachte, ausserhalb der Ehe ist es dann eh verboten, dann kann ich das auch gleich ausleben, was ich mir wünsche. Und während ich das schreibe, schäme ich mich schon, weil ich ja zugebe, sexuelle Wünsche zu haben.

Ich habe zwischendurch in Frauenzeitschriften gelesen, was die Welt über Sex denkt. Und ich wollte das auch so gerne. Nun lese ich es noch so so viel schöner bei Dir, und es befreit mich so sehr. Mir laufen die ganze Zeit die Tränen übers Gesicht. Ich habe mich immer gefragt, was mit mir los ist, dass ich keine Lust empfinde in meiner Ehe. Oder nur Lust in meiner Vorstellung, aber nicht körperlich, nicht wenn mein Mann mich berührt. Oft hat es mich sogar geekelt. Aber das kann ich ja niemandem sagen. Ich kann niemandem Fragen stellen.

Ich werde mir am Montag gleich dein Buch kaufen und hoffe so sehr, dass wir endlich den Sex haben können, den wir uns beide wünschen. Mein Mann fragt nämlich nicht einmal mehr, er lässt mich einfach in Ruhe.

Danke danke danke! Dass Du, aus christlicher Sicht, genau so über Sex schreibst. Ich kann Dir gar nicht genug danken! Endlich bekomme ich Antworten!

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© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.