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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

October 20, 2017

DANKE, DANKE, DANKE!

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Buch, Ehesex, Fragen, Lust, Liebe, Meistgelesen!, 2017


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika

Ich wollte Dir einfach mal Danke sagen!! Danke für Deine Bücher und Deinen Blog, welche viele Menschen und Ehen verändert haben. Ich hoffe, Du weißt, was für einen immens positiven Einfluss Du auf unsere christliche Gesellschaft und auf so viele, besonders junge, Ehen hast.

Meine Mann und ich haben beide Deiner Bücher gelesen, sie haben uns sehr inspiriert. Obwohl wir ziemlich schnell befriedigenden und leidenschaftlichen Sex "erlernten", haben wir uns durch Deine Bücher nochmals ganz neu entdeckt und noch mehr Lust auf Lust im Alltag entwickelt :-) .

In unserer Kirche bin, aus welchem Grund auch immer, ich diejenige, zu der viele junge, oft frisch verheiratete, Frauen kommen. Sie wünschen sich irgendwelche Tipps, weil sie von ihrer Sexualität frustriert sind. Mir ist es ein riesiges Anliegen, dass Wissen über sexuelle Fähigkeiten, aber auch einfach die nackte, unverschämte Leidenschaft in den Schlafzimmern Einzug hält. Es ist für mich dramatisch und bestürzend, wie wenig das, besonders bei Christen, der Fall ist.

Frauen kommen nach der Hochzeit zu mir und fragen mich, wie wir das eigentlich mit der Verhütung machen... vorher war das für sie offenbar kein Thema... und wundern sich, dass ihre Männer das nicht liebevoll finden. Aber das weißt Du sicher besser als ich. Wenn ich mit meinen Ideen nicht weiter komme, empfehle ich immer Deine Bücher :-) . Deshalb, vielen Dank dafür!!

Es ist so schön, zu wissen, dass Du Dich für Identität und guten Sex, gegen Vorurteile und Klischees, gegen deprimierende Gewohnheiten und Verklemmtsein einsetzt und für den Menschen bist.

Bitte, bitte - mach weiter! Herzlichst, Deine Katharina, 28 Jahre


Liebe Katharina

Ich werde weitermachen und dranbleiben. Wenn auch in Zukunft mit BLOG-Schreiben nicht mehr ganz in dieser hohen Frequenz, wie bisher. Die vier vergangenen Jahre waren für mich eine aufregende, aber auch intensive Abenteuerreise. Neben meinem vollen Beratungsalltag hat sich ein ganz neues Feld eröffnet durch die Sex-Predigten, das Bücherschreiben und den BLOG. Mails wie Deines erreichen mich immer wieder und geben mir Rückenwind. Gerade eben schrieb eine 35-jährige Frau: "Vielen Dank für Deine beiden Bücher und Deine Arbeit hier mit dem Blog. Bei mir (und somit auch bei meinem Mann) hat sich so vieles im Bereich Sex zum Guten verändert. Das Buch Liebeslust hat dazu geführt, dass wir häufiger miteinander schlafen. Jetzt lese ich gerade Alltagslust und freue mich auch, dass wir beide noch mehr Freude in dem Bereich erleben. Dankeschön, dass Du als Christin quer denkst und das auch öffentlich mitteilst."

Von Beginn weg, seit März 2015, stösst der BLOG auf reges Interesse. Im Jahr 2016 wurden bereits über 28'600 Besuche registriert. Nun sind bis Mitte Oktober für das Jahr 2017 schon 39'800 Besuche erfasst. Das Buch LIEBESLUST wurde bis jetzt 10'000 Mal verkauft und geht soeben in die 5. Auflage. Das Buch ALLTAGSLUST führt momentan die verlagsinterne Bestsellerliste an. Ich bin also sehr, sehr glücklich - das Thema erreicht die Menschen und verändert die christliche Lebenswelt.

Liebe Katharina, es braucht noch viel mehr so motivierte Menschen wie Dich, die mutig eine Sprache finden zu Sexualität, damit das Thema Kreise zieht und aus der Tabuzone herausbefördert wird. Wer weiss, vielleicht wächst ja für Dich daraus eine Berufung. Das wünsche ich Dir.

Herzliche Grüsse - Veronika

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June 17, 2016

Der Mythos Sexualtrieb - oder die naive Dämonisierung durch religiöse Eiferer

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Gott, Selbstverantwortung, Sexualität allgemein, Sünde, Meistgelesen!, 2016


verdammtersex.ipg
verdammtersex.ipg

Moral kommt aus dem Vorbild, der Übung und der Verlässlichkeit, nicht aus der Predigt.

Thomas Widmer


Sex gleich Trieb? Kein Trieb – echt nicht!

Wir können verhungern, an Flüssigkeitsmangel sterben, sogar an Schlafentzug. Aber niemand ist je daran gestorben, dass er nicht flachgelegt wurde. Es entsteht kein körperlicher Schaden, wenn wir sexuelles Verlangen nicht „füttern“. Sex funktioniert nach dem Prinzip der „Anreizmotivation“. Wenn sich Sex trotzdem wie ein Trieb anfühlt, dann deshalb, weil gewisse Menschen ein sehr empfindliches Gaspedal haben, für die die ganze Welt ein ständiger Anturner sein kann. Nicht das Verlangen selbst macht uns das Unbehagen, sondern dass wir meinen, den sexuellen Anreiz, den verlockenden Partner unbedingt bekommen zu müssen. Wenn dem nicht so ist, wir aber meinen, das müsse jetzt so sein, werden wir innerlich zum trotzenden Kleinkind, zuerst frustriert, dann wütend und irgendwann verzweifelt. Und dieses „Scheissgefühl“ nennen wir gerne Sextrieb.


Der Begriff Sexualtrieb ist tief in unseren Köpfen und unserem Wortschatz verankert. Selbst Sexualwissenschaftler und Sexualtherapeuten verwenden ihn, obwohl eigentlich überholt. Wir verdanken die Trieblehre Sigmund Freud. Er ging davon aus, dass der Mensch von einer mehr oder weniger grossen Anzahl von Trieben gesteuert wird, vor allem in der Sexualität.

Der Sexualwissenschaftler Gunther Schmidt sagt dazu: „Der Trieb war die leitende Metapher für das Verständnis der Sexualität im 19. bis weit in das 20. Jahrhundert. Diesem Modell zufolge bauen sich sexuelle Spannungen ständig auf, als stünde ein Kessel Wasser unter Dampf, und dieser müsse abgelassen werden, um Schaden zu verhindern. Diese Triebtheorie entstand um 1900. Damals wurde die Sexualität verachtet und streng geregelt. So wurde durch Freud die Sexualität zu einer Kraft, die impulshaft jederzeit Macht über uns gewinnen kann, ein wildes Tier, eingeschlossen in uns, gefährlich und immer ausbruchsbereit.“

Zum Mythos Sexualtrieb ergänzt der Sexualwissenschaftler Erwin Hämmerle: „Die Triebtheorie hat man mittlerweile fallen gelassen. Das sexuelle Potential ist allen anderen menschlichen Potentialen wie Singen, Tanzen, Sprechen usw. gleichgestellt. Punkto Sexualität sind wir zudem gar nicht so triebgesteuert, wie oft behauptet. Sexuelle Lust ist bei jedem anders ausgeprägt und hat viel mit den gesellschaftlichen Umständen zu tun.“

Begierde ist eher Unwissen

Was drängt uns dann, wenn kein Trieb? Wenn uns nicht der böse Trieb und kein Dämon und nicht der Teufel drängt? Moment mal! - Nicht der Teufel ist schuld? Das wäre doch so schön gewesen. Nach dem Motto: „Das war nicht ich – das war der böse Trieb.“

Die Bibel gibt uns keinerlei Schützenhilfe, diese Verantwortung abzuschieben. Sie ist in ihren Aussagen ganz klar. Es sind unsere eigenen Begierden, die wir aufsteigen lassen, nähren und denen wir im schlechtesten Fall erlauben, uns zu verschlingen. Wir sind also einmal mehr bei der Selbststeuerung gelandet:

„Jeder Mensch wird durch seine eigenen Begierden (seinem eigenen Willen, seinen eigenen Wünschen und der eigenen Vorstellungskraft) dazu verleitet, Böses zu tun.“ (Jak 1,14 NL)

Es gibt sogar diese ganz interessante Bibelstelle, aus der man herauslesen kann, dass getriebenes Begehren, und in der Konsequenz auch die vehemente Bekämpfung der Sexualität, eher die Folge von Unwissen sind:

 „Als Kinder des Gehorsams passt euch nicht den Begierden an, die früher in eurer Unwissenheit herrschten.“ (1Petr 1,14 ELB) … oder: „Damals wusstet ihr es nicht besser.“ (NL)

Sexualkriminologen gehen heute davon aus, dass hinter sexuellen Straftaten oft gar keine sexuellen Motive stehen, sondern aggressive Bedürfnisse und Machtdemonstrationen. Und hinter ausschweifender Sexualität steht erwiesenermassen oft mangelnde Selbstkontrolle, mangelnde Selbststeuerung und mangelndes Selbst(wert)gefühl. Oft auch enthemmt aufgrund von Alkohol, Drogen oder Pornokonsum.

Dass die christliche Lebenswelt jahrhundertelang die sexuelle Lust, die sexuellen Bedürfnisse, das sexuelle Begehren dämonisiert hat, ist schlicht Unwissen aber auch Machterhalt von patriarchalen Strukturen.

Sexualität hat eine Geschichte

Im 20. und 21. Jahrhundert hat nicht nur die Biologie für neue Erkenntnisse gesorgt, sondern auch die Psychologie, Ethnologie und Soziologie. Dazu kam die neue Disziplin der Sexualwissenschaft. Zum Beispiel fand die Forschung heraus, dass es Masturbation bei beiden Geschlechtern in fast jeder Gesellschaft überall auf der Welt gibt. Dass sich keine einheitlichen Normen für vorehelichen oder ausserehelichen Sex finden liessen. Viele dieser Informationen relativierten die absoluten allgemeingültigen traditionellen westlichen Normen und veränderten die Rollen von Mann und Frau nachhaltig.

„Besonders die Stärkung des weiblichen Selbstbewusstseins, vor allem in den letzten 50 Jahren, brachte eine signifikante Lockerung traditioneller Sexualnormen. Viele Jahrhunderte, in denen eine von Grund auf falsche Weltwahrnehmung dem Sexismus zur Blüte verhalf, liessen viele Frauen an der Gültigkeit fast aller früherer Lehren zu den Grundsätzen der Sexualmoral zweifeln. Frauen haben die Irrationalität sexueller Tabus unmittelbar erfahren.“(aus VERDAMMTER SEX von der Nonne Margaret A. Farley)

Auch die Theologie hat wichtige Erkenntnisse in Bezug auf die menschliche Sexualität und das Sexualverhalten geliefert. Publikationen aus römisch-katholischer (nicht von den hohen Würdenträgern) und protestantischer Tradition läuteten eine ganz neue Ära für eine christliche Sexualethik ein. Bibelforscher haben sich mit Fragen der Sexualethik befasst und jüdische Theologen haben zu diesen Fragen wichtige Untersuchungen beigetragen. Alle diese Bemühungen lassen einfach nicht mehr zu, sich einer naiven Betrachtungsweise der Sexualität hinzugeben, schon gar nicht der Sichtweise, ein Trieb überfalle uns, wenn möglich noch vom Teufel geschickt.

Die naive Betrachtungsweise hat über Jahrhunderte die sexuellen Bedürfnisse und damit einhergehend vor allem auch die Frau dämonisiert. Aus biblisch-jüdischer Tradition ist dies überhaupt nicht begründbar, sondern, geschichtlich belegbar, anderen Strömungen zuzuordnen. Wer sich dafür interessiert, sollte unbedingt die unten angeführten Bücher lesen.

Vor allem die Freikirchen tun sich manchmal je nach Thema immer noch schwer damit, dass Glauben und Wissenschaftlichkeit, Geisteswirken und Management,  Theologie und Naturwissenschaft unter der gleichen Sonne Platz haben. Doch am allerschwersten tun sie sich mit der Sexual- und Ehe-Ethik. Dies ist die letzte umkämpfte Bastion, begründet mit den immer gleichen Bibelstellen. Doch der Systemfehler könnte in deren Interpretation liegen.

Der Apologet und Naturwissenschaftler Felix Ruther meint dazu: „Wer aus der Vollkommenheit Gottes einen vollkommenen Bibeltext ableitet, formuliert ein logisches Prinzip, das es in der Bibel so nicht gibt. Widersprüche sieht der Mensch, der glaubt, dass alle Worte der Bibel gleich gewertet werden müssen. Die Texte der Bibel sind aber in ganz verschiedenen historischen Situationen entstanden, und man kann, ausgehend von den ältesten Texten bis zu den Evangelien, eine pädagogische Absicht Gottes entdecken. Wenn Lamech (1. Mose 4) sich noch brüstet, für eine zugefügte Wunde einen Mann zu erschlagen, dann steht im „Auge um Auge-Prinzip“ die Strafe schon in einem massvollen Verhältnis zur Tat. Das grosse Ziel auf das Gott mit den Menschen zugehen möchte ist „liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.

Dämonisierte Sexualität

Dämonisches und auch magisches Denken wird durch eine Entweder-oder-Logik geprägt, in der alles, was einem begegnet, unterschieden wird in „gut oder böse“, „krank oder gesund“, „ Freund oder Feind“, „wir oder sie“. Das Zulassen von Vielseitigkeit und Komplexität hingegen gilt als Zeichen von Schwäche.

Mit diesem Denken geht die Vorstellung einher, es gebe endgültige Lösungen für die eigenen Probleme und wir könnten uns anstrengen, einen andauernden Glückszustand zu erreichen. Dämonisierendes Denken und die Vorstellung erreichbaren absoluten Glücks ist für das Wohlergehen des Menschen höchst ungesund. Denn wer sich auf die Suche nach absoluten Lösungen für ein Problem macht, ist gelinde ausgedrückt, wenig geduldig mit sich und anderen. Vor allem, wenn diese Anderen die Suche zu behindern scheinen. Und deshalb steckt hinter der Fassade eines eifrigen Moralapostels oft dessen immer noch andauernde Kampf mit der eigenen sexuellen Unzulänglichkeit.

Die dämonische und magische Sicht sagt:

  • Alle Sünde und alles Leiden kommt vom Bösen
  • Die Ursachen des Leidens und der Sünde sind tief verborgen
  • Das Aufdecken der verborgenen Kräfte bedarf einer besonderen Form des Wissens
  • Heilung besteht in der Ausrottung des verborgenen Übels
  • Der Andere ist ein fremdartiges und unaufrichtiges Wesen

Doch es gibt eine andere Sichtweise, die uns eine gewisse Gelassenheit, Gottergebenheit und Trost erlaubt. Wir sind zwar vielleicht damit konfrontiert, dass unsere Versuche, uns oder die Welt zu verbessern, begrenzt sind. Aber neben einer gewissen Enttäuschung hat es auch etwas Tröstliches: Wenn es keinen absoluten Sieg gibt, dann gibt es auch keine absolute Niederlage. Der David der Bibel ist ein Meister dieser „ergebenden Sichtweise“.

Die ergebende Sicht sagt:

  • Sünde und Leiden ist ein wesentlicher und unausweichlicher Teil des Lebens
  • Schlechte Handlungen können positiven Eigenschaften entstammen
  • Radikale Lösungen vergrössern oft das Leiden
  • Die Allgegenwärtigkeit des Leidens und der Sünde erfordert Akzeptanz, Mitleiden und Trösten
  • Der Andere ist uns ähnlich

Woher kommen dann die sexuellen Bedürfnisse?

Die biologische Fähigkeit des Menschen, auf äußere Reize mit einer sexuellen Erregung bis hin zum Orgasmus zu reagieren, ist angeboren und beruht auf Nerven und Muskeln. Die rein biologische Fähigkeit ist nur einer der Bausteine der Sexualität. Vieles wird erst im Laufe des Lebens erworben und ausgestaltet.

Die heutige Sexualforschung besagt, dass Menschen in ihrem Verhalten inneren Drehbüchern folgen. Diese Drehbücher kommen aus der Familie, der Erziehung, der Schule, den Medien, dem Freundeskreis, der Religion. Das Problem bei der ganzen Geschichte ist natürlich, dass in unserer Kultur verschiedenste widersprüchliche Drehbücher kursieren. Eltern, Kirche, Lehrer, Freunde, das Kino geben bestimmte Sexualverhalten vor. Jungen Menschen in der Pubertät erscheinen diese Wiedersprüche ganz besonders konfus und sie müssen darin ihr ganz eigenes Drehbuch entwickeln. Und heute weiss man, dass der Einfluss der Freunde in dieser Zeit viel prägender ist als der elterliche. Wir verhalten uns im Alltagsleben nach diesen vorgelebten und verinnerlichten Drehbüchern. Genauso ist es mit dem Sexualverhalten, ob man sich dessen bewusst ist oder nicht.

Viele Fremdgänger hatten schon fremdgehende Väter. Wenn junge Männer in Horden ins Puff gehen oder ständig Frauen abschleppen, steuert sie nicht ihr Trieb, sondern sie gehorchen schlicht dem Gruppendruck oder einer angeeigneten Vorstellung ihrer Männlichkeit. Wenn christliche junge Männer oder Frauen kein Sexabenteuer auslassen, überwältigt sie nicht ihr Trieb, sondern sie geben ihren Wünschen und ihrem Verlangen oder der Vorstellung der Gleichaltrigen mehr nach als dem Drehbuch der sexuellen Enthaltsamkeit. Diese Entscheidung treffen sie ganz allein.

Für die Liebe zwischen Mann und Frau, und um dieser Liebe Ausdruck zu geben in der Sexualität, haben wir also vor allem viel Potential, dass es zu entdecken gibt. Dabei unterscheidet die Hirnforscherin Helen Fisher keinesfalls zwischen dem Sexuellen Begehren und dem Liebesbegehren oder der Verliebtheit. Sie sagt, Verliebtheit ist kein Gefühl, sondern ebenso ein Trieb. Oder wie wir jetzt wissen – ein Potential!


BÜCHER ZUR GESCHICHTE DER SEXUALITÄT IM CHRISTENTUM:

VERDAMMTER SEX von Margaret A. Farley

EVA von Helen Schüngel-Straumann

EHE, LIEBE & SEXUALITÄT IM CHRISTENTUM von Arnold Angenendt

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June 3, 2016

Wir sind frisch verheiratet und über den Sex schon entmutigt

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Beckenschaukel, Buch, das erste Mal, Ehe, Ehesex, falsche Scham, keine Lust, keusch, Lust, Orgasmus, Selbsterfahrung, weibliche Sexualität, Meistgelesen!, 2016


illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

illustration: zéa schaad

Liebe Veronika

Ich habe die Artikel von Dir im Idea Spektrum und im Joyce Magazin gelesen und bin so auf Deine Homepage gestossen. Gerne möchte ich eine Frage stellen:

Ich bin seit einem halben Jahr verheiratet. Wir haben mit dem Sex gewartet und sind dann freudig, aber auch etwas nervös gestartet. Wir wussten, dass es vielleicht zu Beginn nicht gleich klappen würde. Wir haben schon einiges gelernt seit dem Anfang. Doch für mich ist der Sex nicht befriedigend. Meistens kann ich die Nähe und Intimität geniessen und empfinde so unser Zusammensein auch schön. Doch ich wünsche mir mehr Erregung, Lust und einen Orgasmus.

Im Voraus stellte ich mir vor, dass diese Übungszeit vielleicht so 2 Monate dauern wird. Unterdessen verliere ich manchmal den Mut und frage mich, ob das bei mir überhaupt möglich sein kann. Kann es "normal" sein, dass es bei uns noch nicht so ganz klappt? Ist es bereits an der Zeit, dass wir uns Hilfe holen?

Ich bin gespannt auf deine Antwort. Vielen Dank!
Vera, 24 Jahre


Liebe Vera

Ich finde es mutig, dass Du mir schreibst und nicht wartest, bis Dein Frust ins Unermessliche gestiegen ist. Und ich kann Dich beruhigen. Was Du erlebst ist völlig normal. Es kann bis zu einem Jahr dauern, bis der Geschlechtsverkehr richtig genussvoll wird. Du musst Dir vorstellen, dass Du auch nicht in zwei Monaten eine neue Fähigkeit perfekt lernst. Vor drei Jahren habe ich mich entschieden, noch den Crawl-Schwimmstil zu erlernen. In einem Kurs, der zehnmal dauerte. Die Bewegungen, das Atmen, die Wasserlage waren so ungewohnt und anstrengend, dass ich erst dachte, dass lerne ich nie und wird mir nie Spass machen. Dann beschloss ich, mir ein Jahr Zeit zu geben und weitere Kurse zu belegen. Und siehe da, es begann mir Spass zu machen und gelang mir immer besser und besser. Ich brauchte dieses Jahr, um nicht wieder damit aufzuhören, zu resignieren und zum Brustschwimmen zurück zu kehren, das mir vertraut war.

Da die Artikel erst grad erschienen sind, gehe ich davon aus, dass Du mein Buch LIEBESLUST noch nicht gelesen hast. Das würde ich Euch sehr empfehlen. Darin findest Du nicht nur den Weg zum Orgasmus genau beschrieben, sondern auch, welche Berührungen und Bewegungen dafür helfen. Du findest darin Anleitung, wie Du mit Hilfe von Selbsterfahrung oder gemeinsamer Erfahrung Übung in der Erregung und in der Erregungssteigerung bekommst. Du musst Dir vorstellen, grad wenn Du keine Erfahrung mit Selbstbefriedigung hast, dass Du auch keine entsprechenden Synapsen im Hirn für Lust, Erregung und Erregungssteigerung anlegen und ausbauen konntest. Das brauchst Du aber. Das heisst, mit entsprechenden Sinnesreizen entstehen Wege der Erregung im Hirn. Diese werden durch Übung und Erfahrung und regelmässiges „Beschreiten“ zu leicht begehbaren Autobahnen.

Du wirst, wenn es mal funktioniert, überhaupt oder einfacher zum Orgasmus kommen können. Aber Du brauchst Zeit und Wissen. Gerade Christen fehlt es ganz eindeutig am Wissen über die körperlichen Zusammenhänge und Funktionen, um zu einem Orgasmus zu kommen. Der Körper ist dabei sehr wichtig, aber auch Vorstellungskraft, Fantasien, Berührung, sich Zeit lassen und die Scheu verlieren vor dem eigenen Körper und dem des anderen. Zu meinem eigenen Buch empfehle ich Dir auch noch ein weiteres: KOMME, WIE DU WILLST.

Lasst Euch unbedingt Zeit für die Erregungsphase, bevor Dein Mann in Dich eindringt. Es ist wichtig, dass Du genügend erregt bist, damit Deine Klitorisschwellkörper im Innern genügend anschwellen, Deine Erregung wächst und sich genügend Flüssigkeit durch die Vaginawand presst. Dann wirst Du den Penis in Deinem Innern angenehm empfinden. Erforscht zusammen erst den oberen Körperbereich mit variantenreichen Berührungen am Gesicht, am Nacken, an den Schultern, an den Armen, am Rücken, an der Brust. Vergesst das Küssen nicht :-) . Danach geht ihr zum unteren Körperbereich, erforscht ihn dort mit Händen und Mund, berührt einander auf verschiedene Weisen am Gesäß, an den Oberschenkeln, am Geschlecht, an den Beinen, an den Füßen. Am Geschlecht könnt Ihr euch mit Mund, Zunge und Händen oder anderen Berührungen bis zum Orgasmus oder kurz davor stimulieren. Dazu gehören auch unterschiedlichste Berührungen in der Scheide mit Fingern und Zunge bis hin zum Eindringen des Penis in die Vagina. Dabei bewegst Du auch Deinen Körper mit, vor allem das Becken, ihm entgegen in die Berührungen hinein.

In Dir drin sollte sich Dein Mann sicher, aber eher langsam bewegen, auch damit er nicht gleich kommt. Er soll sich nicht nur rein und raus bewegen, sondern auch in Deiner Vagina drin kreisen. Ebenso solltest Du das Becken mit Deinem Beckenboden bewegen und mit den Vaginamuskeln seinen Penis massieren, was auch Dir Erregung verschafft. Wenn Du es geniessen kannst, verbunden mit genitalem und emotionalem „Dich-gehen-Lassen“, kannst Du Deinen Körper mit Übung zum Orgasmus bringen.

Also – gebt auf keinen Fall auf. Ihr habt es verdient, lustvollen Sex zu haben. Und setzt Euch nicht unter Druck, sondern geniesst und bleibt regelmässig dran, mindestens einmal die Woche :-) .

Herzliche Grüsse - Veronika


Video-Blogs von Ann Marlene Henning
zum Thema „Stosstechniken“ und "Orgasmus"
 
Stosstechnik 1
Stosstechnik 2
Orgasmus
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May 20, 2016

Endlich habe ich einen supertollen Freund – und nun bin ich völlig in Panik, weil ich ihn sexuell nicht begehre

by Veronika Schmidt in keine Lust, Küssen, Liebe, Partnerwahl, Selbsterfahrung, Selbstverantwortung, Sex vor der Ehe, sexuelle Komponenten, weibliche Sexualität, Meistgelesen!, 2016


panik.ipg
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Liebe Veronika

Vor 10 Jahren bekehrte ich mich und war seitdem Single, da ich mir unbedingt einen christlichen Partner wünschte, aber auch kein "weltlicher" potentieller Mann in dieser Zeit in meinem Leben auftauchte. Nun lernte ich über ein christliches Portal einen Freund (30 Jahre) kennen. Dies ist der feinste Mann, den ich jemals getroffen habe. Ich hatte vor meiner Bekehrung viele kurzzeitige verletzende Beziehungen.

Aber nun hat mich völlig die Panik gepackt, weil ich feststellen muss, dass mich mein Freund sexuell nicht anzieht. Ich bin wirklich verzweifelt, da ich ihn so toll finde, wir so viel lachen, ich ihm absolut vertrauen kann, wir dieselben Hobbies teilen, viel unterwegs sind usw. Da ja in den Gemeinden nur über Sex als „Verbot von Sex vor der Ehe“ gesprochen wird, habe ich mich nun 10 Jahre damit beschäftigt, wie ich es schaffe, ohne Geschlechtsverkehr in die Ehe zu gehen. Jetzt stelle ich völlig entsetzt fest, dass das gar nicht mein Problem ist. Keine meiner Freundinnen hat so etwas erlebt. Für meinen Freund ist es ein harter Schlag, denn er empfindet ganz anders.

Ich will ihn nicht verlassen, möchte aber auch nicht zu denen gehören, die sich nach ein paar Jahren eingestehen müssen, sämtliche Warnzeichen ignoriert zu haben. Hast Du mir bitte irgendwelche Gedanken zu meinem Dilemma? Es ist heutzutage so schwer, jemanden wie ihn zu finden... ein autonom denkender Christ. Vielleicht noch was zu meiner Vergangenheit... Mein Vater hat meiner Mutter stets ihre sexuelle Unlust vorgeworfen und sie als frigide bezeichnet.

Ich wäre Dir für eine Antwort sehr dankbar, da ich echt nicht weiss, was ich tun soll.

Ganz liebe Grüße, Klara, 33 Jahre


Liebe Klara

Deine Situation bringt selbst mich ins Schwitzen. So gerne würde ich Dir sagen wollen, hey, so einen tollen Mann findest Du nicht wieder – Sex ist nicht das Wichtigste im Leben. Denn Du hast vollkommen Recht, gute christliche Männer gibt es nicht wie Sand am Meer. Andererseits bin ich natürlich genau mit denjenigen Menschen konfrontiert, zu denen Du in ein paar Jahren nicht gehören willst. Die ohne sexuelles Begehren geheiratet haben, in der Hoffnung, das werde sich dann schon einstellen – hat es aber nicht. Auf jeden Fall nicht von selbst.

Bist Du wenigstens verliebt? Es gibt nämlich das sexuelle Begehren und das Liebesbegehren. Beides kann ohne das andere vorhanden sein. Liebesbegehren äussert sich in der Sehnsucht nach dem geliebten Menschen und man verspürt ein Bedürfnis nach verliebter Nähe, Zärtlichkeit und Zuneigung, ohne jedoch genitale Erregung zu spüren. Sexuelles Begehren stellt sich in der Vorstellung ein, mit sich selbst oder mit einer anderen Person sexuell aktiv zu werden. Das hat eine erregende Wirkung und löste den Erregungsreflex im Geschlecht aus. Doch wenn Du bei Dir weder das eine noch das andere findest, würde ich schon sehr genau hinsehen.

Um sexuell zu begehren, braucht es ein Minimum an sexueller Anziehung für die andere Person. Einen besten Freund sollte man nicht zwingend heiraten, auch wenn der Liebste idealerweise natürlich bester Freund sein sollte, aber eben mit Benefits von sexuellem und Liebesbegehren. Normalerweise merkt man schon beim Küssen und all den Vorstufen von Sex, ob man sich körperlich anzieht oder nicht. Darum finde ich es schlimm, wenn gesagt wird, dass man auch mit Zärtlichkeiten vor der Ehe warten sollte. Ich muss den andern begehren können. Wenn ich den anderen gerne rieche, schmecke, wenn er mich gerne halten kann, wenn Schmusen und Küssen schön sind, dann geht auch der Sex.

Vielleicht bist Du ja verliebt und magst ihn wirklich sehr. Dann würde ich Eurer Beziehung eine Chance geben, sofern Du Dich in der Zwischenzeit mit Deiner Sexualität aktiv auseinandersetzt. Mein Buch LIEBESLUST aber auch das Buch WEIBLICH, SINNLICH, LUSTVOLL oder MAKE LOVE helfen Dir dabei, sofern Du nicht nur liest, sondern auch anwendest und übst. Um sexuell zu begehren braucht es nicht nur die Anziehung des Liebespartners, sondern auch eine Erotisierung von Dir selbst und Deinem Geschlecht. Du solltest Dich selbst in Erregung und Dein eigenes Geschlecht lustvoll finden, mal ganz unabhängig von der anderen Person. Wenn dem nicht so ist, braucht es Übung durch Berührungs- und Erregungserfahrungen, wodurch auch die entsprechenden Synapsen im Hirn gebildet und Wahrnehmung der Lust möglich werden.

Ihr seid zwar nicht mehr blutjung, aber doch auch noch nicht so alt, um die letzte beste Gelegenheit ergreifen zu müssen. Letzthin habe ich mich mit zwei Freunden über genau dieses Dilemma unterhalten. Denn wir leben tatsächlich in einer Welt, auch wir Christen, in der Verlieben offenbar sehr schwierig geworden ist. Verlieben, aber auch Binden. Der eine plädierte für wieder mehr Vernunftehen, weil schnell geschlossene Liebesheiraten in seinem Umfeld offenbar oft scheitern. Der andere vertrat die Meinung, und dazu tendiere auch ich, dass man doch mindestens ein bisschen oder wenigstens in der ersten Zeit verliebt sein sollte. Natürlich schreibe ich hier auf dem Blog, dass man lernen kann, seinen Partner zu lieben, ebenso, wie man lernen kann, sexuell zu begehren. Aber das schreibe ich an Menschen, die schon in einer Ehebeziehung sind. Doch zu einer Ehe ermutigen, wo das eine oder das andere oder sogar beides fehlt?

Vielleicht wäre eine Sexualberatung angebracht, wenn Du Sex generell nicht magst und nicht einfach nur Deinen Freund nicht sexuell anziehend findest. Ich denke, es wäre zudem nicht schlecht, mal über die Geschichte Deiner Eltern und Deine eigenen schlechten Beziehungserfahrungen zu reden. Es könnte nämlich auch sein, dass Du Dich mehr zu „Badboys“ hingezogen fühlst, die Dich zwar schlecht behandeln, aber einen gewissen sexuellen Reiz auslösen.

In diesem Fall wären ein paar grundsätzliche Gedanken zur Partnerwahl vom Paartherapeuten und Experte in Sachen Beuteschema Stefan Woinoff hilfreich. Er sagt, sein Beuteschema zu ändern sei oft schwierig. Selbst wenn man wisse, dass einem bestimmte Menschen nicht wirklich gut tun, heisse das noch lange nicht, dass einen die schädlichen Personen auf einmal nicht mehr anziehen. Ein wichtiger Schritt sei es, auch Personen eine Chance zu geben, die rational den richtigen Kriterien entsprechen, auch wenn sie nicht sofort Schmetterlinge in den Bauch zaubern. Vielleicht beginne dann die Beziehung nicht über das Hochgefühl der Verliebtheit, sondern es sei ein steter, langsamer Weg bis zur Liebe. Das wäre zwar weniger romantisch, aber langfristig erfolgreicher. Und in vielen Fällen gesünder. Flugzeuge im Bauch seien kein Gütesiegel für die wahre Liebe.

Liebe Klara, Dich entscheiden für diese Beziehung kannst letztlich nur Du. Ich hoffe, ich konnte Dir mit diesen Zeilen ein paar hilfreiche Gedankenanstösse geben.

Herzlich - Veronika

NEUES INTERVIEW IM IDEA-SPEKTRUM


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December 11, 2015

Du hebelst grundlegende Ordnungen Gottes aus!

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Buch, Fragen, Gott, Sex vor der Ehe, Sünde, Selbstverantwortung, Homosexualität, Ehe, Meistgelesen!, 2016


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Liebe Veronika,

Ich finde es sehr, sehr gut, dass Du ein Buch für Paare geschrieben hast und teile Deine Ansicht, dass es hilfreich ist, lustvolle Sexualität zu thematisieren. Auch die Bilder-Sache kann man für mich durchaus für hilfreich und gut befinden. Problematisch finde ich hingegen Deine Interpretation von biblischen Texten. Schade, dass lustvolle Sexualität und Gottes gute Lebensordnungen nicht beide Platz nebeneinander haben. Für mich untergräbst Du sowohl im Buch, in Interviews und im Blog klare biblische Aussagen, beispielsweise zu ausserehelichem Sex und Homosexualität. Das "unselige kein Sex vor der Ehe"? Homosexualität als gegebene Abweichung? "Wir sind nicht mehr im Paradies" als Erklärung und Rechtfertigung von Verhalten, das Gott als Greuel bezeichnet?

Ich bedaure sehr, dass Dein Buch, das so dringend notwendig wäre/ist, an diesem Punkt zu einer Beliebigkeit und Verwirrung beiträgt, die man meines Erachtens nicht noch unterstützen sollte. Nicht alle LeserInnen Deiner Stellungnahmen werden Dein Buch studieren. Und das, was Du zu Sex ausserhalb der Ehe oder zu Homosexualität sagst, widerspricht für mich teilweise schon recht eindeutig dem, was die Bibel über "Sexualität" und "Bund" schreibt und uns empfiehlt. Ich bezweifle nicht, dass es hilfreiche Aussagen und geistgeführte Ansätze in Deinem Buch gibt. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass das Anliegen für ein solches Buch vom Herzen Gottes kommt. Aber ich bin auch überzeugt, dass Geistesleitung grundlegende Ordnungen Gottes nie aushebeln wird, denn Gottes Gesetz ist Ausdruck seines Geistes. Anleitung zu lustvoller Sexualität? Unbedingt, wenn die "Lust am Gesetz des Herrn" dabei die Grundlage ist.

Susanne, 48 Jahre


Liebe Susanne

Du stellst ja keine Frage, aber ich möchte Dir trotzdem gerne eine Antwort geben. Ich erhalte viele Mails von dankbaren, erleichterten, begeisterten Lesern des Buchs und des Blogs. Aber mir ist schon klar, dass es auch skeptische Beobachter von mir und meinen Äusserungen gibt. Und nicht nur Beobachter, sondern auch aktive Vertreter einer vermeintlich ganz klaren Haltung der Bibel zu Sexualität, die sie so auch in der der Kirche und der säkularen Gesellschaft vertreten.

Alle diese Menschen unterstellen mir, dass ich die christliche Sexualmoral untergrabe und für Sex vor der Ehe plädiere. Das tue ich nicht, schon gar nicht für ausserehelichen Sex. Aber ich plädiere für Aufklärung, Wissensvermittlung und Berücksichtigung der Lebenswelt der Menschen in der Auslegung der Bibel. Das werde ich weiterhin tun in aller Beharrlichkeit, gerade weil ich weiss, dass geänderte Einstellungen höchst langsam vor sich gehen. „Das menschliche Gehirn hat den Wendekreis eines Tankers. Um sich zu ändern, braucht es Zeit, ein Ziel und einen klaren Kurs dahin“, sagt Psychologe John Hibbing.

Mit der „Lust am Gesetz des Herrn“, „recht eindeutig dem widersprechen, was die Bibel sagt“, meinst Du wahrscheinlich, was mir auch schon jemand gesagt hat: „Darüber, was die Bibel zu Sexualität sagt, müssen wir ja nicht diskutieren, das ist doch klar!“ – Totschlagargument – Diskussion beendet!

Für mich ist eben diese Diskussion nicht beendet. Da fängt sie gerade erst an. Weil ich seit über 20 Jahren mit Menschen spreche, die auf diese Weise totgeschlagen wurden. Und deshalb gibt es den Blog. Buch und Blog sind zwei verschiedene Dinge, aber Du hast schon Recht, sie lassen sich nicht trennen - weil sie aus demselben Herzensanliegen entstanden sind.

Ja, ich habe das gesagt im Livenet-Interview, das "unselige kein Sex vor der Ehe". Unselig daran ist, dass es die einzige Botschaft ist, die wir Christen zum Thema Sex haben. Unselig daran ist, dass wir Generationen von Menschen im Regen ihrer sexuellen Empfindungen stehen lassen und noch ein paar Gewitterstürme drüber prasseln lassen. Ein solcher Gewittersturm ist der von Dir erwähnte „Bund“. Dabei implizieren wir, dass „Bund“ in jedem Fall ein Bund mit Gott ist. Der Bund, von Gott mit dem Menschen geschlossen, ist ein heilsentscheidender Bund, einseitig von Gott beschlossen. Er betrifft einzig und allein die Beziehung von Gott zum einzelnen Menschen. Daraus haben wir ganz viele angeblich mit Gott verknüpfte Bündnisse gemacht. Allen voran den Ehebund. „Ehe“ und „Gottesbund“, "Sexualität" und "Gottesbund" in einem Atemzug – wo genau sollte das in der Bibel stehen? Hiob hat ganz freiwillig einen Bund mit seinen Augen geschlossen. Das hat Gott von ihm nicht verlangt und er ist auch nicht involviert. Schon gar nicht finde ich in der Bibel, dass junge Mädchen mit ihrem Vater einen Bund und diese beiden gemeinsam einen Bund mit Gott schliessen, jungfräulich in die Ehe zu gehen. Extrembeispiel der neuesten Art – eine junge Amerikanerin überreicht an ihrem Hochzeitsfest ihrem Vater ein Zertifikat des Arztes, dass ihr Hymen noch intakt ist. Ich persönlich finde solche Handlungen schräg – was genau soll das den Vater angehen? Oder die anwesenden Hochzeitsgäste?

Leider bringt uns auch die MORAL REVOLUTION in dieser Beziehung nichts Neues. Obwohl mit neuem positiven Ansatz, gefällt mir nicht,  dass nun das Moralisieren einfach durch Überidealisieren und Pathos ersetzt wurde. Die Schwachpunkte sind nach wie vor dieselben: Wissen und Information zu Körper, sexuelle Entwicklung und Sex werden keine vermittelt. Aber erwiesenermassen würde genau das Jugendliche davon abhalten, zu früh Sex zu haben und auch queren Vorstellungen von Sex entgegen wirken. Es ist die alte Leier, die Sexualität und Verliebtheit regulieren möchte, aber nicht aufklärt und Wissen vermittelt. Und neues Wissen wird auf eine Weise interpretiert, um die alten Annahmen zu bestätigen. Wir bräuchten eine umfassende und differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema, damit etwas Neues entsteht.

Dabei sollten wir endlich berücksichtigen, dass unsere Auslegung der Bibel sehr kulturell geprägt ist. Torsten Hebel sagt dazu in seinem Buch Freischwimmer: „(…) …dass mein ach so bibeltreuer Glaube in Wirklichkeit konditionierte Glaubenssätze waren. (…) Wir werfen mit dem Begriff Gott um uns und füllen ihn ganz unterschiedlich. (…) Theologie ist zu 90 Prozent Biografie. Man kann noch so viel forschen, Bibel lesen, beten, in die Kirche gehen – am Ende bestimmt auch unser Umfeld und unsere Geschichte, was wir glauben."

Unfromm und psychologisch ausgedrückt bedeutet das, dass unser Glaube von einem ganz bestimmten Mindset bestimmt ist: Unsere christliche Gemeinde, unser christliches Elternhaus prägt meine Denkweise und Mentalität. Dies prägt meine Art zu denken, wie ich Dinge sehe, wie ich sie lese und interpretiere. Jeder Mensch interpretiert mit seinen angelernten Fähigkeiten und Möglichkeiten. Die christliche Sexualmoral hat eine zutiefst menschliche Geschichte und kann nachgelesen werden im Buch Ehe, Liebe & Sexualität im Christentum oder auch im Buch Eva.

Es ist nachvollziehbar, dass wir schützen und bewahren wollen, aus dem Wunsch heraus, nur das Beste für uns und unsere Kinder zu wollen und vor Unglück zu bewahren. Ich glaube aber, dass Bewahrer einem grundsätzlichen Irrtum unterliegen können. Einem pädagogischen Irrtum. Dem Irrtum, dass Regeln und Gesetze allein zur Verantwortung erziehen würden. Ich werde gerne in einem späteren Blog ausführen, wie man meiner Meinung nach Kinder und Jugendliche zu verantwortungsvoller Sexualität erzieht.

Ich schliesse meine Antwort mit zwei weiteren Zitaten aus dem Buch Freischwimmer, diesmal von Christina Brudereck, und grüsse Dich herzlich - Veronika

„Ich meine, wir müssen die Bibel schon ganz genau lesen. Um Gottes und der Menschenrechte Willen.“

„Das einzige Mittel gegen Angst und Enge ist Weite.“

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