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Liebesbegehren – Veronika Schmidt

November 4, 2016

Die "Warten"-Lüge

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Bibel, das erste Mal, Gleichberechtigung, Selbstgefühl & Selbstwert, Selbstverantwortung, Sex vor der Ehe, Sünde, Zusammenleben, 2017


foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

foto: liebesbegehren

Immer wieder komme ich mit jungen Erwachsenen ins Gespräch über ihr Warten mit dem Sex. Davon, dass sie warten, sind sie fest überzeugt. Sprechen wir dann aber weiter, kommt schnell heraus, dass sie nicht nur schmusen, kuscheln, küssen und zärtlich sind, sondern dass sie nackt und mit allem Drum und Dran Liebesspiele bis zum Orgasmus haben. Also, alles – nur nicht „richtigen“ Geschlechtsverkehr.

Zu dieser frommen Wartetechnik inklusive Analverkehr gibt es ganz böse Filmchen aus den USA im Netz. Nur war mir bisher nicht bewusst, dass selbst ernsthafte Christen in Europa inzwischen glauben, die „Warte-Barriere“ bestehe einzig und allein beim Scheideneingang.


Ich fragte eine 28jährige Frau, wie sie denn darauf komme, dass richtiger Sex erst beim Geschlechtsverkehr beginne. Und ich fragte sie, weshalb, wenn sie doch als Paar das alles schon täten, sie denn nicht grad richtig Sex hätten. Ausser natürlich vielleicht um nicht schwanger zu werden. Kann man übrigens trotzdem, wenn man nicht aufpasst. Davor erörterten wir, weshalb ihre Art Sex zu haben oder eben ihre Art Nicht-Sex zu haben bei ihnen beiden bereits einige sexuelle Störungen zeigt und für ein späteres lustvolles Voll-Sex-Leben hinderlich sein könnte.

Die Frau erklärte mir, dass wenn sie richtigen Geschlechtsverkehr habe, sie ja quasi den Ehebund vor Gott besiegeln würde, weil dann das Blut vom Hymen fliesse. Davor aber sei es das eben nicht. Das war nicht allein ihre Meinung, sondern offenbar das aller ihrer Freundinnen. Und das gaben sie auch so anderen weiter. Also Blut gleich Bund.  Dazu schrieb ich schon mal was in "Du hebelst grundlegende Ordnungen Gottes aus". Ich war total perplex. Ich dachte echt, solche Geschichten seien vor allem Internet-Stories aus Amerika. Wie zum Beispiel die, dass eine junge Frau ihrem Vater an der Hochzeit ein Zertifikat vom Arzt überreichte, welches ihr noch intaktes Hymen bezeugte. Dass das intakte Hymen ein absolutes Muss ist, hören wir zu genüge von jungen Musliminnen. Auch diese haben Analverkehr, um das Hymen intakt zu halten. Die chirurgische Wiederherstellung des Jungfernhäutchens boomt. Im Internet kann man Jungfernhäutchen-Attrappen mit Blut bestellen, die man in der Hochzeitsnacht einführt. Diese Frau erzählte mir dann auch, dass sie selbst mit dabei war an einem Seminar in den USA, wo über ihrer Gruppe von Frauen gebetet wurde, dass ihre Hymen wieder hergestellt werden.

Ich wollte von ihr wissen, ob sie das denn nachkontrolliert habe. Eine andere Frau erzählte mir mal, weil ich ihr dieselbe Frage stellte, sie hätte nicht nachgeschaut, aber sie hätte starke Schmerzen später beim ersten Sex mit ihrem Mann gehabt und es hätte auch etwas geblutet. Eine Vagina, die „nicht gebraucht“ wird, verengt sich wieder und kann beim ersten Sex nach langer Abstinenz schmerzen. Sex kann auch einfach schmerzen, weil die Muskeln angespannt sind, was bei Nervosität durchaus der Fall ist. Blut kann auch wegen einer kleinen Hautverletzung durch die ungewohnte Reibung fliessen. Gynäkologisch gesehen lässt ein wie auch immer aussehendes Hymen nicht auf Sex schliessen und auch nicht auf keinen Sex. Auch nicht eine Blutung. Abgesehen davon gibt es auch Frauen, die überhaupt kein Hymen haben. Von gar nicht vorhanden bis so dick und fest, dass es vom Arzt geöffnet werden muss - es gibt einfach alles. Unter diesem Link findet Ihr alles Wissenswerte zum Jungfernhäutchen.

Dieser heilige Gral des Jungfernhäutchens – er ist einfach nur Humbug. Unbiblische Mythologie. Es braucht überhaupt kein Blutzeichen. Zur Erinnerung – das Opfer ist vollbracht! Und sowieso nähme mich noch Wunder, wo denn dann das überprüfbare heilige Gralszeichen der Jungfräulichkeit des Mannes ist. Es kann doch nicht unser Ernst sein, dass Gott sowas wichtig sein soll. Es geht doch um ganz andere Dinge.

Frauen brauchen für ihren Selbstwert und ihr Selbstgefühl kein „intaktes“ Jungfernhäutchen, und schon gar nicht als Rechtfertigung für ihre Würde. Sondern sie brauchen zu wissen, wer sie sind und welchen Stand sie haben in Gott. Und sie sollten sich behaupten können, wenn sie gar keinen Sex wollen, er aber unbedingt schon. Die Mythologie um das Hymen hat mit magischem Denken zu tun und gar nichts mit befreiendem Glauben. Es hat auch gar nichts mit Aufklärung zu tun. Statt uns aufs Hymen zu stürzen, sollten wir junge Menschen über Sex aufklären. In Workshops zum Umgang mit Sexualität gehören Informationen zur Sexualität, zum Körper, zur sexuellen Entwicklung, wie man mit sexuellen Sehnsüchten umgeht, wie man Verantwortung und Eigenverantwortung entwickelt, sexuelle Selbstsicherheit und ein gutes Selbstgefühl usw. Da wäre so viel möglich, was junge Menschen echt wissen möchten. Aber dafür muss man sich dieses Wissen erst aneignen. Um Verhaltenscodexe und Hymen-Mythen zu predigen braucht man kein Wissen über Sexualität, tut aber so, als wisse man Bescheid.

Ein junger Mann fragte mich neulich ebenfalls danach, was warten heisst, und meinte: Aber man kann doch auch angezogen einen Orgasmus haben, ist denn das o.k.? Dieser Mann möchte wie viele andere die Grenze bis zum Äussersten ausreizen. Natürlich kann man das. Aber meiner Ansicht nach hat das nichts mit warten zu tun. Warten hat etwas mit Verzicht zu tun. In diesem Fall mit verzichten auf Sex. Sprich, auf sexuelle Befriedigung zusammen mit einem anderen Menschen. Was junge Menschen heute tun, ist warten ohne zu verzichten. Das ist ein Widerspruch in sich. Niemand muss verzichten – aber nennt es um Himmels Willen nicht warten.

Die Frau war am Ende unseres Gesprächs ziemlich betreten. Sie sagte, sie hätte allen gesagt, sie würde warten, und wäre auch sehr stolz darauf gewesen. Aber nun sehe sie, dass dem gar nicht so sei. Daraus nun zu schliessen, man könne jetzt voll aufs Ganze gehen, wenn ein bisschen Sex auch Sex ist, meine ich damit nicht. Ich bin überzeugt, es gibt gute Gründe, zu warten und sich langsam an die Sexualität heranzutasten und auch gewisse Grenzen nicht zu überschreiten. Ein grosses Problem ist ja, dass wir der Sache überhaupt ein Label aufkleben müssen. Müssen wir aber nicht. Geht auch niemanden etwas an. Und selbst diejenigen, die sich nicht anrühren vor der Hochzeit, müssen ja nicht ein Schild „gewartet“ vor sich hertragen. Jesus nennt die Menschen, die rausposaunen müssen, was sie tun „Heuchler“. Allein im Matthäusevangelium 13 Mal.

Es gibt sehr gute Gründe zu warten. Der wichtigste ist, sich erst einmal überhaupt auf andere Weise kennen und immer besser kennen zu lernen. Dann würde vielleicht nicht geschehen, womit ich auch öfters mal konfrontiert bin. Dass Menschen zwar Sex miteinander haben, sich aber partout nicht entscheiden können, den Bund fürs Leben zu schliessen, weil sie sich nicht zu hundert Prozent sicher sind, dass sie den anderen wirklich „so fest“ wollen. Weil es gravierende Dinge gibt, die stören. Abgesehen davon, dass die heutige Generation Paarungswilliger sich tatsächlich extrem schwer tut, sich zu binden, und ihre Ansprüche zum Teil unerfüllbare Dimensionen haben, könnte es eben sein, dass man ohne Sex schneller rausfindet, das es nicht stimmt. Und man würde besser lernen, auf einem hohen Niveau zu kommunizieren, sagt eine Studie. Oder man würde merken, dass man gar nicht miteinander kommunizieren kann. Sex ist in Bezug all dieser Dinge ein schlechter Ersatz für eine gelingende Partnerschaft.

Unsere Zeit hat etwas ganz Kostbares verloren. Ich habe es schon letzte Woche angesprochen. Das Sehnen und Freuen und Verzichten. Die Bibel sagt, dass es Geduld bewirkt und die Geduld Bewährung und die Bewährung Hoffnung (Römer 5, 3-5). Alles Dinge, die uns zu verantwortungsvollen, gefestigten, sozialkompetenten Menschen mit Charakter machen. Zu Menschen mit einer Herzenbsbildung. Es gibt nicht nur im Glauben, sondern auch im Leben etwas Verheissenes, dessen Geheimnisse sich einem nur erschliessen, wenn man verzichten und warten kann.

Ich glaube, ich habe hier im Blog genügend betont, dass Sex richtig sein kann aber auch falsch. Dass jedes Paar für sich die Verantwortung tragen soll und muss. Vor allem zu erwachsenen Menschen sage ich: "Ihr seid niemandem Rechenschaft schuldig. Es geht niemanden was an, was ihr tut. Ihr müsst nicht verzichten, aber bitte nennt es nicht warten auf den St. Jümpferleinstag." :-)

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October 21, 2016

Warum sind manche geistlichen Leiter so körperfeindlich?

by Veronika Schmidt in Aufklärung, Aufreger, Bibel, falsche Scham, Gott, Grenzen setzen, Konflikte, Selbstgefühl & Selbstwert, Sexueller Missbrauch, Sünde, 2016


körperfeindlich.ipg
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Hoi Veronika
Eine Frage beschäftigt mich schon länger. Warum denkst Du, sind manche Christen, vor allem Leiter, so körperfeindlich?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese die „sündigen Laster des Körpers“ als ganz besonders schlimm taxieren. Für mich hatte es zur Folge, dass ich meinte, mich selbst kreuzigen zu müssen und mich unglaublich anstrengte, jede sexuelle Regung aus mir rauszureissen. Die Folge war, dass ich meinen Körper zu hassen begann. Ich erlebte Rechenschaftstreffen, in denen  Körperteile freigebetet wurden, oft mit entwürdigenden Methoden.

Was mich zudem nachdenklich macht ist, dass viele christliche Leitende/Seelsorgende schlecht mit Menschen mit Missbrauchsgeschichten, Pornographie oder Scheidung umgehen können. Sie reagieren oft hart und lieblos, und so kommt aufs körperliche Trauma des Ratsuchenden auch noch ein geistliches dazu.

Ich würde mir so wünschen, dass wir Christen mehr Mut zu Seele, Geist und Körper hätten. Liebe Grüsse - Ursina, 36 Jahre


Liebe Ursina

Das ist eine gute Frage – weshalb wir auf Sex-Sünden stärker reagieren als auf andere.  Ich denke, es hat damit zu tun, dass jeder Mensch bei einer sexuellen Fragestellung unmittelbar mit sich selbst konfrontiert ist. Konfrontiert mit seinen eigenen Regungen, Sehnsüchten und seinen Kämpfen damit. Jeder der „fällt“, spiegelt mir, dass mir das auch passieren könnte. Weil ich eben Sexualität nicht aus mir „rausreissen“ kann, wie Du es ausdrückst.

Und natürlich ahnst Du ja schon, dass das Problem die unterschiedliche Wertschätzung von Geist, Seele und Körper ist. Viele Christen  haben immer noch das Bild: Geist gut - Seele problematisch - Körper geht gar nicht. Die Seele ist zu labil, nicht konform in den Reaktionen, der Körper geht nicht, weil Sitz der Geschlechtlichkeit und nicht zu kontrollieren. Aus Sicht des Geistes gesehen, sind seelische und körperliche Bedrüfnisse viel zu banal. Dieses unterschiedlich wertende Denken sehe ich nicht in der Bibel. Und schon gar nicht in der Schöpfung des Körpers, welche eine Körper-Hirn-Einheit ist, die im besten Fall perfekt wechselseitig aufeinander einwirkt. Werten wir Körper und Seele ab, müssen wir uns nicht wundern, wenn wir beginnen diese zu hassen, mit gravierenden Folgen für unser Selbstgefühl.

Das Bedürfnis nach Sexualität ist ein Grundbedürfnis. Wir haben primäre Bedürfnisse wie die nach Luft, Wasser, Nahrung, Schlafen, nach körperlichem Schutz, nach Abwesenheit von Furcht und eben nach geschlechtlicher Befriedigung. Und darüber hinaus auch psychosoziale Bedürfnisse wie die nach Liebe, Geborgenheit, neuen Erfahrungen, Lob, Anerkennung und nach Verantwortung. Alle diese Bedürfnisse betreffen uns ganzheitlich, also Geist, Seele und Körper.

Der Wunsch, die menschlichen Grundbedürfnisse asketisch zu kontrollieren, finden wir in allen Kulturen. Asketen und Körperfeinde, und das sind durchaus Frauen wie Männer, versuchen mit Hilfe des Geistes diese Grundbedürfnisse möglichst klein zu halten oder gar auszurotten. Damit einher geht oft der zwanghafte Impuls, diese Regungen auch beim anderen unterdrücken zu wollen. Leiter sind vermutlich nur mehr in dieser Gefahr, weil sie sich für die Gemeinschaft verantwortlich fühlen.

Der sexuelle Sündenfall des anderen gibt uns die perfekte Gelegenheit, alle eigenen sexuellen Nöte und Frustrationen auf ihn zu projizieren. Ich fühle mich schlecht mit meiner eigenen Sexualität, nicht rein, nicht geistlich genug, vielleicht habe ich sexuell gesündigt, ich kämpfe stark mit meinen sexuellen Bedürfnissen oder habe diesen Kampf unter viel Mühen endlich geschafft. Und nun steht da eine Person, die ist gescheitert und zwar offensichtlich für alle. Ich kann problemlos meinen eigenen Frust auf ihr abladen. 

Diese Regung der Projektion entlarvt Jesus eindrücklich in der Begegnung mit den Schriftgelehrten, Pharisäern und der Ehebrecherin in Johannes 8,2-11. Hier wird eine Konfrontation mit Jesus beschrieben zu der Frage, ob eine Frau die soeben beim Ehebruch erwischt wurde, gesteinigt werden muss. Die Wendung „den ersten Stein werfen“ aus Vers 7 dieser Begebenheit ist als geflügeltes Wort zur Beschreibung selbstgerechten Verhaltens in viele Sprachen eingegangen. Jörg Zink drückt es in seinem Buch WAS BLEIBT, STIFTEN DIE LIEBENDEN unverblümt so aus: "Die Ehebrecherin ist sozusagen das Lasttier, auf das der Neid, die Geilheit, die Lüsternheit der anderen gepackt werden. Sie hat alles zu tragen, was in den Gerechten rumort, nach oben drängt und sogar dann und wann ausbricht." Jesus sagt den selbstgerechten, verurteilenden und ihre eigenen sexuellen Stolpersteine auf die Frau projizierenden Pharisäern und Schriftgelehrten: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie.“ Die Umstehenden liessen einen nach dem anderen ihre Steine (Projektionen) fallen und gingen weg. 

Aus meiner langjährigen Erfahrung kann ich ohne Übertreibung festhalten: Die grössten Moralapostel haben oder hatten am meisten Dreck am Stecken. Ihr Kampf gegen die sexuellen Regungen ist ihr eigener Kampf um sexuelle Reinheit. Das viele Ratgebende nicht sinnvoll mit Ratsuchenden umgehen können, ist für mich neben derer eigener Befangenheit mangelnde Kompetenz und Unwissen. Gerade wenn es um die Sexualität geht, ist die Christenheit schlicht und einfach sprachlos, sprich sprachunfähig. Dieser Mangel liesse sich aber beheben, wenn man denn wollte.

Dass Unwissen oder einseitiger Glaube im schlimmsten Fall auch zu absurden exorzistischen Ritualen führen kann, wie du antönst, ist für mich eindeutig sektiererischer und grober geistlicher Missbrauch. Deshalb halte ich es für wichtig, dass wir uns nicht von geistlichen Autoritäten abhängig machen. Wir sollten vor allem von Gott abhängig sein und selbst um unseren Glauben, unser Wissen und unsere Aufklärung bemüht sein. Paulus sagt im 1. Thess. 5, 21:  „Prüft aber alles, das Gute haltet fest!“ Halte ich mich in einer geistlichen Gemeinschaft auf, wo das was da abläuft, für mich nicht gut anfühlt, sollte ich unbedingt den Mut haben, mich zu lösen und zu gehen.

Diese Freiheit, liebe Ursina, wünsche ich uns allen zu jeder Zeit. Herzlich - Veronika


weiterer Blog zum Thema: DER MYTHOS SEXUALTRIEB UND SEINE DÄMONISIERUNG

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September 23, 2016

Erotische Gefühle der gleichgeschlechtlichen Freundin gegenüber

by Veronika Schmidt in Aufreger, Homosexualität, Lust, Liebe, Selbstbefriedigung, Singles, Solosex, 2016


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Hallo Veronika

Die Frage ist mir unangenehm, und trotzdem beschäftigt mich das Thema stark: Wie gehe ich als Singlefrau mit meinen sexuellen Bedürfnissen um? Seit einigen Monaten habe ich eine Frau kennengelernt, die mir mittlerweile eine sehr gute Freundin ist. Einerseits im Gespräch, aber auch im Gebet und im miteinander Sein, verstehen wir uns sehr gut. Was mich stark verunsichert - mein Körper reagiert auf ihre Zärtlichkeiten.

Für mich ist klar, ich möchte mein Leben nicht mit einer Frau verbringen, sondern mit einem Mann und auch gerne eine Familie haben, was im Moment leider nicht vorhanden ist. In meiner Herkunftsfamilie wurde Zärtlichkeit nicht gross gelebt, und ich mag mich an kein miteinander Kuscheln erinnern...

Warum reagiere ich auf meine Freundin so körperlich? Sollte ich auf Abstand gehen? Wie kann ich einen guten Umgang mit meiner Sexualität finden, wenn ich sie nicht wirklich ausleben kann? Ich merke, dass es mir schwerfällt, diese Fragen zu stellen, da in christlichen Kreisen nicht gross darüber geredet wird... Ich hoffe Du kannst mir weiterhelfen...

Dankeschön und Gruss von Noemi, 33 Jahre


Liebe Noemi

In uns allen ist der Erregungsreflex angelegt, den wir nicht kontrollieren können. Dieser bewirkt, dass vor allem "Mann" auf optische oder auch andere Reize unwillkürlich reagiert mit einer Erektion. Erst mit zunehmendem Alter reagiert der Reflex nicht mehr so stark. Sowohl bei Männern wie auch bei Frauen ist diese körperliche Reaktion nicht kontrollierbar. Aber weil bei der Frau die unmittelbare Reaktion äusserlich nicht sichtbar ist, bemerkt sie diese oft nicht. Vielleicht stellt sie erst später beim Toilettengang fest, dass da viel Sekret ist. Selbst bei unangenehmen sexuellen Reizen, wie abstossenden Bildern oder sogar Übergriffen und Vergewaltigung, kann der Körper der Frau mit Erregung reagieren und in der Folge die Vagina feucht werden.

Optische Reize, ausgelöst durch Liebes- oder Sexszenen in Filmen, in der Fantasie ausgelöste Reize durch Liebes- oder Sexszenen in Büchern oder Gedanken, zeigen uns auf, dass wir sexuell ansprechbar sind. Was schlicht und ergreifend gut ist. Es bedeutet, ich kann sexuelles Begehren empfinden, welches für das Ausleben und lustvoll Empfinden von Sexualität unbedingt notwendig ist. Diese körperliche Reaktion heisst nicht zwingend, dass ich Sex will. Den Reflex können wir nicht kontrollieren, aber natürlich, wie wir darauf reagieren, was wir darauf folgen lassen.

Wenn Du mit Deinem Körper auf die Zärtlichkeiten Deiner Freundin reagierst, heisst das im Minimum, dass Du emotional und genital berührt davon bist, aber noch nicht zwingend, dass Du sie angenehm empfindest. Aber vielleicht tust Du das ja. In jedem Menschen stecken homoerotische Anteile. Das hören nicht alle Leute gern. Aber gerade homophobe Menschen sind es oft deshalb, weil sie mit ihren eigenen homoerotischen Gefühlen im Widerstreit sind. Das heisst nicht, dass man homosexuell ist. Aber in Ausnahmesituationen des Lebens kann es schon passieren, dass man auf diese Weise Bedürfnisse oder eben auch Defizite stillen möchte. „Aimée und Jaguar“ ist ein sehr interessanter Film, der eine solche besondere Situation veranschaulicht. 

Ich denke schon, dass ein langes Singleleben eine dieser Ausnahmesituationen darstellen kann. Wir alle haben seelische, geistige, emotionale, körperliche, sexuelle und noch ganz viele andere Bedürfnisse. Nicht immer können diese gestillt werden oder wollen gestillt werden. Wir müssen auch mit unbefriedigten Bedürfnissen und Mangel in unserem Leben klar kommen. Man kann damit umgehen, indem man den Mangel aushält, kompensiert oder sublimiert. Siehe auch den  BLOG-Beitrag über SINGLES UND IHR SEXLEBEN.

Es liesse sich aus Deiner Herkunftsgeschichte herauslesen, dass Du in Deiner Freundin etwas findest, was Dir als Kind gefehlt hat - Nähe, Körperlichkeit, Zärtlichkeit. In meinem Buch LIEBESLUST beschreibe ich, wie wichtig für uns Menschen Berührungen sind, und die Haut eines der wichtigsten Sinnesorgane ist. Das Kleinkinder ohne Hautkontakt sterben. Nur weil wir als Erwachsene daran nicht mehr in dieser Weise zugrunde gehen, heisst das noch lange nicht, dass wir diesen Kontakt nicht brauchen. Wir brauchen Zärtlichkeiten unbedingt. Viele alleinstehende Menschen leiden an emotionaler und körperlicher Liebes-Unterversorgung. Ganz besonders auch zölibatär lebenden Menschen macht dieser Verzicht sehr zu schaffen, was eine Untersuchung zu Tage gefördert hat.

So gesehen ist die Selbstliebe, Selbstbefriedigung oder Solosex, wie auch immer man sie nennen will, eine wichtige Quelle, um Bedürfnisse zu stillen. Gerade, um nicht aus einem immer grösser werdenden Mangel heraus sich plötzlich auf Dinge einzulassen, die man eigentlich gar nicht will.

Liebe Noemi, ich denke, wenn Du diese Gefühle, Empfindungen und Reaktionen ohne Schuldgefühle zulassen und geniessen kannst, wirst Du Dich wieder entspannen und vermutlich beruhigen sich Deine starken Emotionen wieder. Verliebtheiten kommen und gehen. Das kann jedem Menschen zu jedem Geschlecht hin, zu jeder Zeit, in jedem Zivilstand passieren. Die Frage ist ja nur, ob Du daraus mehr werden lässt oder nicht. Und Du musst ja nicht mehr daraus werden lassen.

So hoffe ich, dass ich Dir mit meinen Zeilen etwas mehr Klarheit und Frieden gebracht habe.

Herzliche Grüsse – Veronika


VERTIEFEN

Filmbeitrag SRF PULS - Selbstbefriedigung oder die Lust auf mehr Lust

Filmbeitrag WDR -  QUARKS & CO - Wie Berührung heilen kann

Buch EINZELSTÜCK von Tina Tschage über das Singleleben

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September 16, 2016

Sind die Bibelstellen über die "Unterordnung der Frau" unwichtig?

by Veronika Schmidt in Aufreger, Gleichberechtigung, Gott, Zusammenleben, Bibel, Ehe, 2016


bibelstellenunwichtig.ipg
bibelstellenunwichtig.ipg

Liebe Veronika

Ich habe Deinen letzten BLOG gelesen und hätte da eine Frage. Sagst Du damit, dass diese Bibelstellen von der Unterordnung der Frau unwichtig sind? Ehrlich gesagt sind da ganz viele Stellen in der Bibel, die mich verunsichern und von denen ich keine Ahnung habe, wie sie zu verstehen sind. Gibt es da Grundsätze, wie man diese lesen und interpretieren kann?

Bin sehr interessiert an Deiner Antwort.
Grüsse – Celina, 24 Jahre


Liebe Celina

Keine einzige Stelle in der Bibel ist für mich unwichtig, auch wenn nicht jede denselben Stellenwert hat oder ich sie nicht verstehe. Sogar Gott macht offenbar Unterschiede. Er sagt im AT zum Gesetz (10 Gebote), wie im NT zur Offenbarung, dass wir davon weder etwas wegnehmen noch dazutun dürfen. Gott kann und darf zu mir durch alle Worte der Bibel sprechen. Mir sind zum Beispiel die Worte von Jesus wichtig. Diese habe ich mir in meiner Bibel mit Leuchtstift angemalt. Als Beraterin in Familien- und Beziehungsdingen liebe ich zudem die Lebensgeschichten in der Bibel. David's Generationengeschichte und in diesem Kontext die Sprüche und Psalmen sind aus systemtherapeutischer und geistlicher Sicht hochinteressant.

Ich für mich lese die Bibel mit der Brille der Lebenswelt. Das heisst, ich frage, was bedeuteten diese Worte in der damaligen Lebenswelt, in der sie geschrieben wurden? Was war das für eine Zeit? Wie hat sich Gott damals offenbart? In welcher Situation befand sich der Mensch, von dem gerade erzählt wird? Ich frage nach Zusammenhängen und nach der Heilsgeschichte, die Gott mit dem einzelnen Menschen oder der Menschheit verfolgt. Dann lese ich mit der Brille der heutigen Lebenswelt, unter Einbezug meiner eigenen Geschichte und Erfahrungen mit Gott. Und ich lese ganz bewusst im Vertrauen auf Offenbarungen durch den Heiligen Geist. Ich versuche, aus der damaligen Situation heraus, das zu finden, was in meine jetzige Situation spricht.

Es gab mal eine Zeit, da hatten die Kirchenväter eine Übereinkunft, die Bibel zu lesen, indem sie sich fragten: „Was lese ich - was liest du.“ Es gab nicht nur die eine, richtige Sichtweise. Diese Art Bibelstudium würde auch möglich machen, sich Bibelworte vorzunehmen, die wir nicht verstehen. Denn es gibt massenhaft rätselhafte, nicht eindeutige Worte in der Bibel. Wer die Bibel sehr wörtlich nimmt, muss zwangsläufig einen Bogen um diese Stellen machen. Doch so wird das Evangelium immer kleiner und verkürzter. Ich bin nun 55 Jahre alt und seit Kindesbeinen „unter dem Wort“  :-). Manchmal kommen mir Predigten vor wie eine CD in Endlosschlaufe. Dieselben Predigten. Dieselben Aussagen. Das darf auch so sein, weil ja jede Generation wieder aufs Neue das Evangelium hören soll. Doch gelegentlich denke ich ketzerisch: "Da steht doch noch mehr in der Bibel", "Das könnte man auch anders verstehen" oder „Nur weil wir es immer wieder wiederholen, wird es nicht wahrer.“ Mein Geist ist dagegen hochentzückt, wenn ich mal was Unkonventionelles, Vielschichtiges, etwas „out of the box“ höre.

Doch zurück zur „Unterordnung der Frau“. Nehmen wir als Beispiel Sklaverei. In Galater 3, 28 sagt Paulus: „Nun gibt es nicht mehr Juden oder Nichtjuden, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen. Denn ihr seid alle gleich - ihr seid eins in Jesus Christus.“ Trotzdem sagt Paulus zum Sklaven Onesimus, er solle zurück zu seinem Herrn Philemon - und nicht, er sei jetzt frei. Wohl deshalb, weil es damals keine andere Möglichkeit für Onesimus gab, in der Gesellschaft zu überleben. Und nicht deshalb, weil Sklaverei Gottes Absicht ist. Das ist sie auch heute noch nicht. Genauso wenig wie die Ungleichstellung der Frau.

Jesus und Paulus haben die Frauen in einen für die damalige Zeit aussergewöhnlichen, ja spektakulären Stand versetzt. Ausserhalb des Judentums waren Frauen und Kinder dem Vieh gleichgestellt. Männer konnten über deren Leben eigenmächtig und willkürlich entscheiden. Nun also bekamen die Frauen durch das Evangelium einen Platz in der Gemeinde, zusammen mit den Männern. Gott macht keinerlei Unterschied zwischen Mann und Frau, doch diese Tatsache entwickelte sich gesellschaftlich nicht wahnsinnig schnell . Auch heute sind wir noch nicht am Ziel, aber entschieden weiter als zu Beginn unserer Zeitrechnung. Was aber sollen nun diese umstrittenen Stellen, gelesen aus der Lebenswelt?

Diese Stellen könnte man verstehen, dass sie etwas über das Wesen der Frau aussagen, genauso, wie andere Stellen über das Wesen des Mannes. Man könnte z.B. das Wort „Unterordnung“ auch als „Einordnung“ interpretieren. Weshalb werden Frauen an mehreren Stellen ermahnt, sich einzuordnen in die gegebenen gesellschaftlichen Strukturen? Ich werde jetzt ein wenig gemein, doch steckt ein Kern Wahrheit drin (das nimmt Männer deswegen nicht aus der Verantwortung gegenüber ihren eigenen Schwächen). Frauen haben die Tendenz, „übers Ziel hinaus zu schiessen“ und das haben diese Frauen in ihrer neuen Freiheit bestimmt getan. Sie sind in Gefahr, sich zu überheben, wenn sie nicht mehr unterdrückt werden. In Gefahr zu „labbern“, wenn sie nicht mehr schweigen müssen, auch wenn sie von einer Sache vielleicht gar nichts verstehen. In Gefahr zu manipulieren, wenn sie nicht ans Ziel kommen. In Gefahr auszuteilen, aber nicht einstecken zu können. Die Liste könnte man beliebig fortsetzen.

Paulus wollte den Pendelschlag aus dem neuen Extrem zurück in die Mitte holen (denke ich). Er bringt Gott nach seiner Erkenntnis und natürlich auch durch göttliche Inspiration ins Spiel. Paulus kennt die Ordnungen Gottes aus der Thora genauso gut wie das neue Evangelium. Er sucht nach Bildern und Metaphern, die die Menschen verstehen können. Er bemüht sich darum, was aus Sicht der damaligen Lebenswelt für Frauen trotz der neuen Freiheit gesellschaftlich vorstellbar ist. Er kennt vermutlich die Eigenheiten von Frau und Mann und ist besorgt um ein hilfreiches Zusammenleben in der Gemeinde, Familie und Ehe seiner Zeit.

Beziehung ist heute sehr gut erforscht, wie übrigens auch Erziehung. Das spielt für mich eine Rolle, wenn ich die Bibel lese. Man kann heute wissen, was in der Beziehung gut tut und was nicht. Ein Machtgefälle tut definitiv nicht gut, und ich finde es gottgewollt nicht im Kontext der ganzen Bibel.

Liebe Celina. Wenn ich auf diese Weise die Bibel lesen darf, dann wird sie total spannend. Und diese Erfahrung wünsche ich auch Dir. Herzliche Grüsse - Veronika


BÜCHER ZUM THEMA

VERDAMMTER SEX von Margaret A. Farley

EHE, LIEBE UND SEXUALITÄT IM CHRISTENTUM von Arnold Angenendt

EVA von Helen Schüngel-Straumann

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September 9, 2016

Nur damit das klar ist – Frauen haben sich unterzuordnen!

by Veronika Schmidt in Aufreger, Ehe, Gleichberechtigung, Gott, Zusammenleben, 2016


unterordnung.ipg
unterordnung.ipg

Guten Tag Veronika

Zuerst, danke für alles Gute und Hilfreiche in LIEBESLUST.

Frau und Mann:
So viel Leid würde vermieden werden, wenn Frauen nichts Falsches gelehrt würde über ihr Frau-sein als Kinder Gottes, sondern Richtiges. Und natürlich auch Männer über ihr Mann-sein. Männer sollen nicht unterdrücken, Frauen sollen sich freiwillig unterordnen, dabei aber die Wahrheit (auch Kritisches) aussprechen.

In Genesis steht wirklich Hilfe, nicht Gegenüber.

bezieht sich in LIEBESLUST auf die Kapitel
"Sich gegenseitig erkennen im Sex"und "Dreamteam Mann und Männin" (VS) 

NT sehr kurz:

  • Apg. 7:39: Aber unsere Väter wollten sich ihm nicht unterordnen; sie wiesen ihn ab und wandten ihr Herz nach Ägypten zurück.

  • 1. Kor.14,34: sollen die Frauen in der Versammlung schweigen; es ist ihnen nicht gestattet zu reden. Sie sollen sich unterordnen, wie auch das Gesetz es fordert.

  • Eph.5,24: Wie aber die Kirche sich Christus unterordnet, sollen sich die Frauen in allem den Männern unterordnen.

  • 1. Tim. 2,11: Eine Frau soll sich still und in aller Unterordnung belehren lassen.

  • 1. Petrus 3,1: Ebenso sollt ihr Frauen euch euren Männern unterordnen, damit auch sie, falls sie dem Wort (des Evangeliums) nicht gehorchen, durch das Leben ihrer Frauen ohne Worte gewonnen werden.

Freundlich grüsst - Peter


Seit 2000 Jahren massen Männer sich an, eine "Unterordnung der Frau" zu definieren und zu sagen, ob und wie diese zu leben ist. Oft ungeachtet des jeweiligen Lebenskontextes. Besser gesagt, die Überordnung des Mannes bestimmt ganz eigentlich den entsprechenden Lebenskontext. Mein Mann hasst es, wenn ich von „den Männern“ rede. Kann ich verstehen. Nicht alle Männer sind gleich, auch nicht alle Frauen. Doch wie soll ich denn anders ausdrücken, was ich mit „den Männern“ meine? Die männerdominierte, patriarchale Lebenswelt. Oder in diesem Fall: Die männerdominierte, patriarchale, christliche, eindimensional bibelwörtliche Lebenswelt. Ist vielleicht besser, denn damit sind die entsprechenden Frauen mitgemeint.

Ab und zu bekomme ich schräge, beunruhigende Mails. Bringt es so mit sich, wenn man über Sex schreibt. Diese lösche ich unbeantwortet. Das wollte ich zuerst mit diesem Mail auch tun. Denn was ist das für eine Art, ein Mail zu schreiben? Weil, ich habe also nichts weggelassen, imfall. Ist Originalton. Aber dann habe ich gezögert, weil der Schreiber sich ja artig für mein Buch bedankt. Obwohl, das war vielleicht nur ein Vorwand… Ich habe dem Schreiber also anständig geantwortet. … Ich gebe es zu: fast anständig, nicht ganz. Ich habe geantwortet, dass seine Art die Bibel zu lesen und meine, wohl sehr weit auseinanderliegen würden. Ich habe es auch begründet. Und ich konnte es mir nicht verkneifen, zu bemerken, dass es schlechte Kommunikation ist, ohne Frage oder Erklärung mir einfach ein paar Bibelstellen vor die Füsse zu knallen. Also ich meine, ein paar doch recht provokative Bibelstellen: „So, nun interpretiere mal, was ich damit sagen möchte! Ich meine, du weisst genau, was ich sagen möchte! Ist doch klar, was diese Bibelstellen meinen!“

Diese Stellen zu lesen, macht mich heute nur noch müde. Nicht, weil ich etwas gegen Petrus und Paulus hätte. Gegen Paulus schon gar nicht. Paulus ist wohl einer der missverstandensten Apostel. Er ist es, der sagt, dass es vor Gott keinen Unterschied gibt zwischen Mann und Frau. Er sagt, dass zuallererst sich Mann und Frau gegenseitig unterordnen sollen. Er sagt, dass zuerst und vor allem wir uns lieben sollen. Petrus und Paulus waren Männer ihrer Zeit. Ja, Paulus seiner Zeit sogar meilenweit voraus, wie übrigens Jesus. Diese Männer haben den christlichen Glauben nach bestem Wissen und Gewissen und unter Lebensgefahr verbreitet. Ihre Worte ermutigen Menschen und bezeugen Gott bis heute. Doch mich macht müde, dass es immer noch Christen gibt, die ernsthaft glauben, dass Gott will, dass wir Frauen schweigen sollen, uns einseitig belehren lassen müssen, nicht lehren dürfen, unser Haupt verhüllen sollen. Uns unterordnen müssen - was immer damit gemeint ist. Steht doch alles schwarz auf weiss. Wird zitiert, als gäbe es keinen kulturellen und zeitgeschichtlichen Kontext. Und hätte Gott keinerlei Interesse daran, dass wir uns mit ihm weiterentwickeln. 

Diese Art der Bibelauslegung ist die geistliche und geistige Burka für die christliche Frau - oder das "Leichentuch der Frau"*
Ich weigere mich schlicht und einfach, so die Bibel zu lesen!!!

*so nennt Alice Schwarzer die Frauen-Verhüllung.

Ich meine, da hält der Schreiber fest: „Da steht im Fall „Hilfe“, da in der Genesis, nicht Gegenüber (imfall!)! Na und - und jetzt? Was sollen wir denn unter diesem Wort „Hilfe“ zu verstehen haben? Haushaltshilfe vielleicht? Erste Hilfe? Lebenshilfe? Liebeshilfe? Hilfe zur Selbsthilfe? Gehhilfe? Oder vielleicht eben doch GEGENÜBER, ZUGEWANDTE, ERGÄNZUNG, PARTNERIN, WOHLTUENDE, LIEBESLEBEN, UNTERSTÜTZERIN, EINSAMKEITVERTREIBERIN, RUHEPOOL, KLAGEMAUER, GESPRÄCHSPARTNERIN – und ja, auch Hilfe und Mithilfe.

Und ich wiederhole gerne nochmals aus DU HEBELST GRUNDLEGENDE ORDNUNGEN GOTTES AUS: Man kann noch so viel forschen, Bibel lesen, beten, in die Kirche gehen – am Ende bestimmt auch unser Umfeld und unsere Geschichte, was wir glauben. Unfromm und psychologisch ausgedrückt bedeutet das, dass unser Glaube von einem ganz bestimmten Mindset bestimmt ist: Unsere christliche Gemeinde, unser christliches Elternhaus prägt meine Denkweise und Mentalität. Dies prägt meine Art zu denken, wie ich Dinge sehe, wie ich sie lese und interpretiere. Jeder Mensch interpretiert mit seinen angelernten Fähigkeiten und Möglichkeiten.

So, nun habe ich mich wieder abgeregt.
Herzliche feministische Liebesgrüsse - Veronika


ZUM NACHLESEN UND BIBELSTUDIUM

IST DER MANN DAS HAUPT DER FRAU? von Andrea G. Xandry


Ich zitiere auch gerne wieder einmal Felix Ruther: „Wer aus der Vollkommenheit Gottes einen vollkommenen Bibeltext ableitet, formuliert ein logisches Prinzip, das es in der Bibel so nicht gibt. Widersprüche sieht der Mensch, der glaubt, dass alle Worte der Bibel gleich gewertet werden müssen. Die Texte der Bibel sind aber in ganz verschiedenen historischen Situationen entstanden, und man kann, ausgehend von den ältesten Texten bis zu den Evangelien, eine pädagogische Absicht Gottes entdecken. Wenn Lamech (1. Mose 4) sich noch brüstet, für eine zugefügte Wunde einen Mann zu erschlagen, dann steht im „Auge um Auge-Prinzip“ die Strafe schon in einem massvollen Verhältnis zur Tat. Das grosse Ziel auf das Gott mit den Menschen zugehen möchte ist „liebe deinen Nächsten wie dich selbst“.

Ich habe zu diesem Thema schon einiges auf dem BLOG geschrieben. Wer es nochmals nachlesen will, kann das hier:

WIE MEINST DU DAS???

WIR KÄMPFEN UM DIE VORHERRSCHAFT

AN MIR FESTHALTEN, UM ALS PAAR GLÜCKLICH ZU WERDEN  (Fortsetzung von oben)

SEXUALITÄT UND GLEICHBERECHTIGUNG

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© by Veronika Schmidt. Publikation, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.